Wie man Nachwuchsförderung schlecht reden kann. Eine Replik auf Janina Reibold

  Ein Haar in der Suppe findet man immer. Aber was, wenn es ganze Haarbüschel sind? In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 31.10. lässt Janina Reibold kein gutes Haar an der Doktorandenwoche der Heidelberger Graduiertenakademie (“Bücher? Dass er nicht lacht! Ein kalifornischer Beratungsvortrag in Heidelberg”, leider nicht online, S. N3). Nach der Lektüre muss man davon ausgehen, dass deren Bemühungen vor allem einen Schwall an Anglizismen mit sich bringen. Die taugen dann prompt alle nichts, ganz egal ob sie “career service” oder “open access” heißen. Janina Reibold lässt ihrer Abneigung hier mit galoppierenden Anführungszeichen freien Lauf. Besonders hart trifft es die, nun ja, keynote lecture von John Willinsky. Hier hoffte Reibold offenbar auf Steve Jobs, fand aber nur einen Evangelisten der frohen Botschaften des Internets vor. Hinsichtlich ihrer eigenen Dissertation zum Aufklärer Johann Georg Hamann kann sie sich nur merklich schwer vorstellen, dass diese durch eine online vernetzte Wissenschaftsgemeinde verbessert werden könnte. Aber was spricht denn dagegen, wenn das Wissen den Gutenberg-Galaxis ins Internet hinüber reicht und hier im Übrigen in neuer Form auch bewahrt werden kann? Und mitnichten ist die Open-Access-Variante eines wissenschaftlichen Texts auch schon kommentierbar und verbesserbar. Die ersten Open Peer Review-Projekte, wie etwa historyblogosphere, kommen ja in Deutschland jetzt erst auf den Weg. Ganz davon abgesehen, dass hierzulande (fast) immer noch keine anerkannten Lösungen für frei zugängliches Wissen existieren, die sowohl das gedruckte Buch als auch die Onlinepräsenz des Geschriebenen umfassen. Ein deutsches aopen fehlt noch. Vermutlich wird man sich in Heidelberg sehr über den sichtlich undankbaren Text von Janina Reibold ärgern. Manch sinnvolle Kritik findet eher Gehör, wenn sie in halbwegs konziliantem und sachbezogenem Ton vorgetragen wird (das man so was als Blogger über einen FAZ-Geisteswissenschaften-Artikel schreiben muss!). Aber viel deprimierender scheint mir noch zu sein, dass mit galoppierenden Anführungszeichen alles halbwegs Zukunftsorientierte in Bausch und Bogen verworfen wird. Gut, dass kann bei der FAZ schon einmal passieren. Aber wo kommen wir denn hin, wenn der Nachwuchs sich angeekelt von den Förderstrukturen abwendet? Wer nur Haarbüschel – englisch floccus, tuft of hair, wisp – in der Suppe finden mag, muss auch nicht neu denken.    

Quelle: http://gab.hypotheses.org/392

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Die verschlungenen Wege falscher und echter Reliquien

Reliquien der heiligen Elisabeth sind auf der ganzen Welt verstreut. Sie werden in wertvollen historischen Reliquiaren aufbewahrt und zu Festtagen herausgeholt und den Gläubigen gezeigt. Einige dieser Knochen können zweifellos als Fälschungen angesprochen werden. Verehrt werden sie häufig trotzdem.

Man unterscheidet landläufig zwei Arten von Reliquien: Hinterlassenschaften, die vom Körper der Heiligen selbst stammen oder sogenannte Berührungsreliquien. Letztere haben durch die Berührung des Heiligen selbst einen Teil der Heiligkeit in sich aufgenommen, so dass sie selbst als verehrungswürdig angesehen werden.

Die Forschung nach der Echtheit der Reliquien ist meist alles andere als einfach. In normalen Spitälern und Pfarreien reicht die Überlieferung häufig nicht weiter als ins 18. Jahrhundert. In manchen großen Domschätzen sind die Inventare während der Hussiteneinfälle oder während des Zweiten Weltkrieges verloren gegangen.

Es gibt hunderte von Reliquien, deren Herkunft teilweise gut größtenteils aber auch gar nicht rekonstruierbar ist. Aber zwei Geschichten sind durchaus erzählenswert.

Eine spannende Geschichte ist der Verbleib des Hauptes der Elisabeth. Wie schon (Blogpost vom 18.10.2012) erläutert, wurde der Schädel bereits vor der feierlichen Erhebung der Gebeine am 1. Mai 1236 vom restlichen Körper getrennt. Kaiser Friedrich II setzte ihm selbst im Büßergewand gekleidet eine wertvolle Krone auf.  Der Kopf wurde danach gesondert aufbewahrt und zu verschiedenen Anlässen gezeigt und durch die Kirche oder die ganze Stadt getragen.

Heute erheben mehrere Orte den Anspruch darauf, im Besitz dieses Schädels zu sein.

Schädelreliquie 1: Unter den Reliquien des Elisabetherinnenkloster bei Wien, wohin die verblieben Leichenteile aus Marburg gebracht wurden, befindet sich ein Schädel.

Schädelreliquie 2: Im Dom von Udine befindet sich ein Haupt, das Elisabeth zugesprochen wird. Es steht auf dem Grabmal des seligen Bertrand von Aquileja. Karl IV, der mit dem Seligen befreundet war, besuchte Udine kurz nachdem er in Marburg gewesen war und könnte es bei dieser Gelegenheit gestiftet haben.

Schädelreliquie 3: In der Erzbischöflichen Kapelle von Besançon wird auch ein Elisabethkopf aufbewahrt, dessen Herkunft aber nicht weiter als ins 19. Jahrhundert zurückgeführt werden kann.

Schädelreliquie 4: In Brüssel befindet sich ein Kopf, der lange für das echte Haupt gehalten wurde, weil auf dem Reliquiar, die Inschrift zu finden ist: „Elisabeth de radice Jesse“ / „Elisabeth aus der Wurzel Jesse“. Fälschlich wurde statt „Jesse“- „Hesse“ gelesen. Die Reliquie sollte also nicht von  Elisabeth von Thüringen sondern von der Mutter Johannes des Täufers stammen.

Schädelreliquie 5: Das Elisabethhaupt im kolumbianischen Bogotá soll Anna von Österreich an die  Kolonie geschenkt haben. Es handelt sich um den Schädel eines jungen Mannes.

Schädelreliquie 6: Interessanter ist die Kopfreliquie im Historischen Museum in Stockholm.[1] Der Göttinger Historiker Percy Ernst Schramm, einer seiner Forschungsschwerpunkte waren Herrschaftssymbole, konnte in den 1950er Jahren nachweisen, dass es sich bei der Krone, tatsächlich um die des Staufers Friedrich II gehandelt hat.[2] Die Forschung war aufgerüttelt und die Zeit berichtete.[3] Link

Die Frage ist nun, wie kommt der Kopf der heiligen Elisabeth nach Stockholm? In Marburg kann der Schädel bis 1855 urkundlich verfolgt werden. Dann kam der Kopf nach Wien.

Quellen zufolge ist der Kopf als Kriegsbeute während der Eroberung der Feste Marienburg bei Würzburg neben vielen anderen Kunstschätzen in schwedische Hände gelangt und nach Stockholm gebracht worden.  Der Reliquienforscher Dickmann erklärt plausibel, dass während des Dreißigjährigen Krieges der Deutsche Orden viele Kunstschätze auf die Marienburg bei Würzburg zu deren Schutz verbrachte.[4]

Der Stockholmer Elisabethschädel wird in der Forschung als echt anerkannt.[5]

Eine zweite spannende Geschichte ist die des sogenannten Bechers der Elisabeth in Coburg. Er ist aus dickwandigem Glas und das florale Muster ist geschliffen. Solche Becher werden in der deutschsprachigen archäologischen Forschung  gewöhnlich als „Hedwigbecher“ bezeichnet, nach zwei sehr ähnlichen Gläsern in Krakau und Breslau, die der heiligen Hedwig, Elisabeths Tante, zugesprochen werden.[6]

sog. Glasbecher der hl. Elisabeth in Coburg (Abb.Philipps-Universität Marburg (Hrsg.) Sankt Elisabeth. Fürstin Dienerin Heilige. (Sigmaringen 1982) 145)

Im Mittelalter hat sich der Becher zusammen mit dem Gürtel und einem Löffel der Elisabeth in Besitz der Markgrafen von Meißen bzw. sächsischen Kurfürsten befunden. Sie sollen in der Schloßkapelle in Wittenberg aufbewahrt worden sein. Sie sind offenbar von der Wartburg dorthin gekommen, nachdem Thüringen Mitte des 13. Jahrhunderts an den sächsischen Hochadel gefallen war. Diese Gegenständen waren in regem Gebrauch: Sie wurden den werdenden Müttern der Familie, bei einer Entbindung gegeben, die sich durch deren Beisein eine gefahrlose und leichte Geburt versprachen.[7]

In der Reformationszeit gelangte der Becher in den Besitz Martin Luthers, der ihn bei seinen berühmten Trinkgelagen häufig benutzt haben soll. Wie er nach Coburg kam ist noch unklar.[8]

Theoretisch ist es durchaus möglich, dass Elisabeth so ein Glas besessen hat, denn solche Gläser, werden in der Regel zwischen dem 11. bis in die Mitte des 12. Jahrhundert eingeordnet.[9]

Letztlich ist es für die viele Gläubige nebensächlich, ob die Echtheit eines Fingers oder eines Stoffrestes einwandfrei nachzuweisen ist, schließlich muss ja was dran sein, sonst würde es ja nicht verehrt.

Ob falsch oder echt, spannende Geschichten erzählen diese Gegenstände allemal.

Weiterführende Literatur:

A. Andersen, Das Reliquiar mit der Krone, in: Philipps-Universität Marburg (Hrsg.) Sankt Elisabeth. Fürstin Dienerin Heilige. (Sigmaringen 1982) 513-517

V. Belghaus, Der erzählte Körper. Die Inszenierung der Reliquien Karls des Großen und Elisabeth von Thüringen (Berlin 2005)

S. Beissel, Die Verehrung der Heiligen und ihrer Reliquien in Deutschland im Mittelalter (Nachdruck  Darmstadt 1983)

W. Brückner, Zu Heiligenkult und Wahlfahrtswesen im 13. Jahrhundert. Einordnungsversuch der volksfrommen Elisabeth-Verehrung in Marburg, in: Philips-Universität Marburg in Verbindung mit dem Hessischen Landesamt für geschichtliche Landeskunde (Hrsg.), Sankt Elisabeth. Fürstin Dienerin Heilige (Sigmaringen 1981) 117-127

Th. Fuchs, Bericht über den Verbleib der Reliquien der hl. Elisabeth, in: D. Blume-M. Werner (Hrsg.), Elisabeth von Thüringen. Eine europäische Heilige. Katalog (Petersberg 2007) 462-463

U. Geese, Reliquienverehrung und Herrschaftsvermittlung. Die mediale Beschaffenheit der Reliquien im frühen Elisabethkult, Quellen u. Forsch. hessischen Gesch. (Darmstadt u. Marburg 1984)

[1] Zuletzt: B. Reudenbach, Kopf, Arm und Leib. Reliquien und Reliquiare der Heiligen Elisabeth, in: D. Blume-M. Werner (Hrsg.), Elisabeth von Thüringen. Eine europäische Heilige. Aufsätze (Petersberg 2007) 193-202

[2] P.E. Schramm, Kaiser Friedrich II Herrschaftszeichen. Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften Göttingen, Philosophische Klasse 3, Folge 36, (Göttingen 1955)

[3] Chr. E. Lewalter, Stauferkronen in Stockholm. Umwege und Erfolg historischer Forschung, in: Die Zeit 23/ 1955, 9.6.1955

[4] F. Dickmann, Das Schicksal der Reliquien Elisabeths, in: Journal of  Religious Culture 141, 2010, 10

[5] Zuletzt: St. Rösler, Inszenierungsstrategien Kaiser Friedrich II am Beispiel des Stockholmer Kopfreliquiars und der Translation der heiligen Elisabeth, in: Kunst-Macht-Öffentlichkeit (Berlin 2008)  23-35

[6] R. Koch, Der Glasbecher der heiligen Elisabeth in Coburg, in: Philipps-Universität Marburg (Hrsg.) Sankt Elisabeth. Fürstin Dienerin Heilige. (Sigmaringen 1982) 273

[7] R. Koch, Der Glasbecher der heiligen Elisabeth in Coburg, in: Philipps-Universität Marburg (Hrsg.) Sankt Elisabeth. Fürstin Dienerin Heilige. (Sigmaringen 1982) 281

[8] R. Koch, Der Glasbecher der heiligen Elisabeth in Coburg, in: Philipps-Universität Marburg (Hrsg.) Sankt Elisabeth. Fürstin Dienerin Heilige. (Sigmaringen 1982) 272

[9] E. Baumgartner/ I. Krueger, Phoenix aus Sand und Asche. Glas des Mittelalters (München 1988) 86-105

Quelle: http://minuseinsebene.hypotheses.org/209

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Abstract 11: Robert Lange – Imagefilme für Archive im Internet

Imagefilme für Archive im Internet

Audiovisuelle Werbung und die Erschaffung eines Images haben bereits eine bemerkenswerte Geschichte formaler und konzeptioneller Entwicklungen seit den Anfängen der Filmproduktion durchgemacht. Dennoch haben deutsche Archive, als meist öffentliche Einrichtungen, Filme als Mittel der Öffentlichkeitsarbeit lange so gut wie nie verwendet. Doch in den letzten fünf Jahren entstanden eine Reihe von meist über das Internet veröffentlichten Werken zur Imagebildung. Auch in regionalen Archiven sind mehrere bemerkenswerte Arbeiten entstanden, welche eine enorme Verbesserung der Selbstdarstellung von Archiven im Informationszeitalter darstellen. Um dies zu veranschaulichen, sollen zwei dieser Werbe- bzw. Imagefilme gezeigt und analysiert werden um zu klären, wie solche Filme funktionieren und wie sie zur Gewinnung neuer Nutzer (-schichten) Verwendung finden könnten.

Image films for archives in internet

Audiovisual Advertising and image creation experienced already a remarkable history of formal and conceptual development since the early days of film-making. However German archives, as most public administrative institutions, did not use film for the purpose of their own public relation, until, in the recent five years, a number of new commercial and image-related clips were published mostly via internet. Even in local archives there are several remarkable pieces of work, which is a tremendous improvement for archives in the media world. To illustrate this, two of them shall be presented and analyzed, under the questioning of how such movies work and how archives could use them more extensively to acquire new users.

Über den Referenten:

Robert Lange

Robert Lange hat Archivwissenschaften an der Fachhochschule Potsdam studiert mit Abschluss Diplom. Schwerpunkt im Studium war u.a. das Thema der Filmnutzung für die Öffentlichkeitsarbeit von Archiven. Er ist seit 2010 in der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht angestellt.

Quelle: http://archive20.hypotheses.org/265

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Cartul@rium – Historische und linguistische Grenzpendler: Mittelalterliche Urkunden in der Großregion

Vor etwa drei Jahren sind auf Initiative der französischen Mittelalterhistorikerin Hélène Schneider (MSH, Universität Nancy) eine Handvoll Forscherinnen und Forscher zusammengekommen, um sich der unglaublich reichhaltigen mittelalterlichen Urkundenüberlieferung der Großregion zu widmen. Diese Region, die Luxemburg, Lothringen, Saarland, Rheinland-Pfalz und Wallonien umfasst, ist, insgesamt betrachtet, seit vielen Jahrhunderten zweisprachig und bietet manche historische und linguistische Forschungsnuss, die es zu knacken gilt.

Das Vorhaben war ursprünglich als Pilotprojekt im Rahmen der Universität der Großregion konzipiert und wird durch die Idee der Interdisziplinarität sowie die dezidierte Arbeit an der Überlieferung selber getragen. Wie würden Historiker und Linguisten an den gleichen Quellen, die zum Teil noch ungehoben sind, interagieren? Wie miteinander darüber sprechen, geschweige denn diese so edieren, dass alle Disziplinen zufrieden sind? Es stellte sich schnell heraus, dass man diese Quellen nur gemeinsam verstehen und erschließen kann, und auch zunächst eine gemeinsame Sprache finden muss – eigentlich zwei gemeinsame Sprachen, deutsch und französisch. Eine der ersten Herausforderungen war es, gemeinsame Transkriptionsregeln zu entwickeln, die sowohl Historiker als auch Linguisten zufriedenstellen. Die einen normalisieren nämlich gerne, die anderen möchten am liebsten alle Schreibungen so dokumentieren, wie sie da in den Originalen stehen. Aus den Diskussionen entstanden eine Sensibilisierung und ein gegenseitiges Verständnis der Disziplinen füreinander, und so wurden dank der digitalen Technologien unterschiedliche Transkriptionstiefen erreicht.

Inzwischen sind an dieser Partnerschaft dreizehn Forscher beteiligt, Historiker sowie Germanisten und Romanisten, Doktoranden, Post-Docs, Forscher und Universitätsprofessoren – und alle hat die selber Neugierde und Faszination gepackt. Sie stammen u. a. aus dem Laboratoire d’Histoire der Universität Luxemburg, dem Centre de Médiévistique Jean Schneider et dem Centre d’Etudes Germaniques der Université de Lorraine, der Germanistik/Älteren Deutschen Philologie der Universität Trier (mitsamt Anbindung an das Historisch-Kulturwissenschaftliche Forschungszentrum HKFZ Trier) sowie dem Institut für Mittelalterliche Geschichte der Université Catholique de Louvain-la-Neuve. Das internationale Team arbeitet an eine gemeinsame Methodologie, die auch die Digital Humanities mit einbezieht. Die Analysen der Archivalien sollen sowohl auf historischer als auch linguistischer Basis möglich sein; ferner wurde eine Datenbank (entwickelt durch das ATILF/CNRS Nancy) entworfen, die die Erschließung der unterschiedlichen Fragestellungen unterstützen soll.

Die Leitidee des Projekts ist die Untersuchung des politischen, kulturellen Raumes der Großregion am Ende des Mittelalters. Sie gibt dazu Anlass, zwischen den Sprachen zu denken (« penser entre les langues »), um eine Formulierung eines vor kurzem erschienenen Buches von Heinz Wismann zu aufzugreifen.

Das Quellenkorpus des Forschungsprojekts wird gebildet durch Archivalien aus den fürstlichen Kanzleien der Herzogtümer von Lothringen und Luxembourg sowie derjenigen des Erzbistums Trier als Vergleichsebene. Wir haben es mit einer spannenden Zeit zu tun: dem 13. bis 15. Jahrhundert. Die Einflussbereiche politischer Mächte und die germanisch-romanische Sprachgrenze greifen hier vielfältig ineinander und bilden einen politisch-linguistischen Raum, der so mehrschichtig ist, dass man ihn kaum kartographisch darstellen kann. Die Wirrnisse der Zeit, insbesondere der Hundertjährige Krieg und die Pest, haben zu einer Übergangsphase zwischen den bis dahin dominierenden Feudalstrukturen und der modernen Staatenbildung geführt: die Archivalien sind dabei deren erste unmittelbare Zeugen, die es zu erschließen gilt.

Neben der gezielten Sammlung der Archivalien, die über die Großregion und Europa verstreut sind, steht die Erschließung dieser Quellen aus historischer und juristischer Sicht sowie auf der sprachlichen Ebene im Vordergrund. Diese Analyse führt zu einer vergleichenden Reflektion über die Fürstentümer, die Lehnsherrschaften und deren Praktiken, und zwar auch im Hinblick auf den Sprachwechsel und den Wortschatz. So begegnet etwa in französischen Urkunden das deutsche Lehnwort Burgfried, während in deutschsprachigen Urkunden etwa der französische Terminus denumerment (‘Aufzählung’) steht.


http://www.cartularium.msh-lorraine.eu/

Auf dieser Hintergrundfolie wurde beschlossen, sowohl eine systematische Datenbank der fürstlichen Urkunden als auch thematische Dossiers zu erstellen. Ein erstes Projektergebnis ist die digitale, zweisprachige Forschungsplattform Cartul@rium. Das Portal ist als Brückenschlag in der Forschung der Grande Région zu verstehen, und zwar nicht nur zwischen den Geisteswissenschaften und den neuen Technologien, sondern auch zwischen den Forschern und der Öffentlichkeit.

Das Portal enthält unter anderem eine detaillierte Bibliographie, die die Geschichte der Fürstentümer in der Grande Région und die entsprechenden Arbeitsinstrumente erschließt. Es stellt ferner zwei didaktische Anleitungen zur mittelalterlichen Handschriftenkunde zur Verfügung (romanisch und germanisch), die Studierende und Laien bei der Entzifferung der Urkunden behilflich sein soll. Und drittens will es in Zukunft die Siegel dieser Urkunden stärker berücksichtigen. Diese stellen eine vielfältige, oft unterschätzte Quelle u.a. für die Kunstgeschichte, die Sozialgeschichte und die politische Geschichte der Großregion dar. Siegel haben einen intensiven emblematischen Wert, neben dem die heutigen Geschäftslogos geradezu verblassen. Dieses Kulturgut ist unersetzlich, aber in großer Gefahr. Die digitale Erfassung stellt somit auch einen bewussten Akt der Kulturpflege dar.

Das Projekt wurde am 18. Oktober 2012 mit dem zweiten Interregionalen Wissenschaftspreis 2012 ausgezeichnet.

Weiterführende Literatur:

Claudine Moulin, Zeichen und ihre Deutung. Zum handschriftennahen Edieren schriftlicher Quellen in interdisziplinärem Kontext, in: Claudine Moulin – Michel Pauly, Die Rechnungsbücher der Stadt Luxemburg. Unter Mitarbeit von Andreas Gniffke, Danièle Kass, Fausto Ravida und Nikolaus Ruge, VI, Luxembourg 2012, S. 9-17

Hélène Say – Hélène Schneider (Hg.), Le duc de Lorraine René II et la construction d’un état princier. Actes de la journée d’étude organisée à l’occasion du 500e anniversaire de la mort de René II, à Nancy (archives départementales de Meurthe-et-Moselle), le 12 décembre 2008, Lotharingia XVI, 2010

Heinz Wismann, Penser entre les langues, Paris 2012

Quelle: http://annotatio.hypotheses.org/39

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Eine Brandrede zum Thema Gamification

Ich wurde aufmerksam gemacht auf den Artikel „Die sollen ruhig spielen“ in der Wirtschaftwoche vom 8.10.2012. In diesem geht es u.a. um Mitarbeitermotivation, die man durch Spiele zu erreichen versucht. Als Beispiel wurde die Mitarbeiterin Jennifer, die in einem Callcenter arbeitet, genannt. Sie habe sich nach der gamifizierenden Umgestaltung ihres Arbeitsplatzes frisch motiviert gefühlt. Zitat: “Ihre Motivation wächst spürbar, als sie von zu Hause arbeitet und sich von dort ihrem 20-köpfigen Team anschließen kann“. Von zu Hause aus arbeiten spart dem Arbeitgeber schon mal eine Menge Geld. Toll, wenn der Arbeitnehmer selbst für seinen Arbeitsplatz sorgt. Weiter heißt es: „Gemeinsam mit ihren Kollegen begibt sie sich nun auf Schatzsuche mit einem virtuellen Piratenschiff – und in den Wettbewerb mit anderen Teams. Gehen Anrufe ein, bekommt Jennifer nun Punkte gutgeschrieben, wenn sie Daten akkurat eingibt. Eine Software analysiert außerdem Stimme und Stresspegel – tritt Jennifer souverän auf, gibt es extra Punkte…“. Überwachung total also. In einem Job, in dem das Geld bestimmt nicht vom Himmel regnet. Wenn Arbeitgeber meinen, damit Mitarbeiter motivieren zu können, sind sie falsch gewickelt. Das ist Sklaventreiberei. Nichts anderes!

Hier eine Ansage an alle Arbeitgeber und Firmenchefs, die diese Art der gamifizierenden Anwendungen einsetzen oder planen einzusetzen: Wacht endlich auf! Schult eure Führungskräfte und euch selbst gleich mit. Schmeißt die psychisch Gestörten in euren Betrieben, wie die Narzissten, raus. Bezahlt eure Arbeitnehmer leistungsgerecht. Sorgt dafür, dass die Kommunikation im Unternehmen fließt und dass eure Mitarbeiter sich ernst genommen fühlen. Dann braucht ihr keine Spiele, dann läuft der Laden. Ihr habt soziale Verantwortung für eure Mitarbeiter. Nehmt sie wahr und versteckt euer Unvermögen nicht hinter teuren Investitionen, die ihr mal eben einkauft und installiert. Für euch mag das für eine Weile funktionieren, denn für den Burnout eurer Mitarbeiter zahlt ihr ja nicht. Ihr schmeißt sie weg und saugt einfach den nächsten aus. Wir, der Rest der Gesellschaft, wir zahlen das. Und natürlich die, die es erwischt. Die, die keine andere Wahl haben. Die solche Jobs annehmen müssen. Die Punkte sammeln müssen, um ihr Gehalt sauer zu verdienen. Habt ihr schon mal das Wort „Ethik“ gehört?

Ich kann mich auch den folgenden Aussagen von Nora Stampfl [1] nicht anschließen. Zitat:“ Es wächst eine Generation heran, die mit Computerspielen groß geworden ist. Für diese Menschen ist es selbstverständlich, Aufgaben spielerisch zu lösen, Spiele sind für sie eine zweite Muttersprache. Um als Arbeitgeber attraktiv zu sein, müssen sich Unternehmen in diese Art des Denkens hineinversetzen können.“ Diese Meinung ist Wasser auf die Mühlen der Unternehmer, die meinen, mit Gamification eine höhere Ausbeute ihrer Mitarbeiter zu erreichen. Hier fehlt ein deutlicher Appell hinsichtlich eines ethischen Einsatzes dieser Anwendungen, den es ja durchaus gibt und für die der Artikel der Wirtschaftswoche Beispiele bringt.

Wer meint, Gamification sei Ersatz für den wertschätzenden Umgang mit Mitarbeitern, muss aufpassen, dass sein Piratenschiff nicht eines Tages absäuft.

!!!

Weitere Artikel:

Manfred Engeser: Die sollen ruhig spielen, Wirtschaftswoche Nr. 41 vom 8.10.2012
[1] Nora Stampfl: Die verspielte Gesellschaft: Gamification oder Leben im Zeitalter des Computerspiels, Hannover 2012

Quelle: http://games.hypotheses.org/699

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Fotografieren im Archiv | Teil 2 – Entwickeln und Organisieren

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Die einzelnen Digitalfotos können in Adobe Lightroom mit einer Farbmarkierung, Flaggen und Sternbewertung versehen werden. Dadurch erhält man einen besseren Überblick und neue Filtermöglichkeiten. Rechts befindet sich die Liste der Tags.[/caption]

Quelle: http://umstrittenesgedaechtnis.hypotheses.org/98

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Plagiatsverwirrung leichtgemacht

Ich bin mir immer noch nicht sicher, wie ich mich zum Plagiatsfall der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Annette Schavan, stellen soll. Als der Fall öffentlich wurde, habe ich mir ungefähr die Hälfte der damals angezeigten Fundstellen für Plagiate angeschaut und nichts besonders Weltbewegendes gefunden. Deshalb hatte ich der Bundesministerin vorerst abgenommen, dass sich die “Unsauberkeiten”, zu denen etwa Zitate aus zweiter Hand gehörten, durch die damalige Arbeitsweise mit Zettelkasten statt Rechnerunterstützung ergaben. Auch wenn ich mir jetzt einzelne Fundstellen im eigens für die Untersuchung dieser Dissertation eingerichteten Schavanplag ansehe, finde ich vor allem Grenzfälle zum Plagiat, die mit Sicherheit in jeder wissenschaftlichen Arbeit vorkommen, die aber bei gehäuften Auftreten gewiss auf die ein oder andere Art sanktioniert werden müssten.

Der Fall Schavan ist kein Fall Guttenberg, heißt es immer wieder und das ist natürlich richtig. Das ist allerdings auch eine Nullaussage – kein Fall, der auf der Plattform Vroniplag untersucht wurde, kommt auch nur in die Nähe der phantastischen Arbeit des ehemaligen Verteidigungsministers, die ich nach wie vor eher für ein Kollagenkunstwerk denn für irgend etwas anderes halte. Das wird besonders deutlich, wenn man die Daten auf eine geeignete Weise visualisiert bekommt, wie das etwa der “User 8″ im Guttenplagwiki gemacht hat:


Visualisierung der Fundstellen in Guttenbergs Dissertation, Quelle: http://images2.wikia.nocookie.net/__cb20110403154536/guttenplag/de/images/8/86/Thumb_xxl.png

Visualisierungen sind natürlich immer nur Abstraktionen der eigentlichen Daten, die uns aber bei der Interpretation helfen können (auch Tesla, unser Programm zur Textprozessierung, verfügt deswegen über eine Reihe von Visualisieren, die ich hier schon einmal vorgestellt habe).

Solche Vereinfachungen der Datenlage sind aber auch gefährlich, wie ein aktuelles Beispiel aus der Online-Ausgabe der Süddeutschen zeigt: Offenbar völlig losgelöst von der Arbeit, die bei Schavanplag öffentlich und nachvollziehbar geleistet wurde, verlinkt der betreffende Artikel eine anscheinend in Eigenregie erstellte “Interaktive Grafik”, die im guten Fall nur Naivität der Onlineredaktion ausdrückt, im schlechten Fall dazu dienen soll, die Öffentlichkeit über den Fall Schavan bewusst irrezuführen.

Insgesamt werden 10 Seiten der Dissertation von Frau Schavan “Originalquellen” gegenübergestellt. Durch gelbe und graue Unterlegungen sollen dabei “textidentische” und “geringfügig abweichende Entsprechungen” kenntlich gemacht werden. Betrachtet man die erste der aufgeführten Seiten näher, wird einem bewusst, was für einen Bock die Süddeutsche hier geschossen hat:

“Interaktive” Gegenüberstellung der Dissertation von Schavan mit “Originalquellen”, Seite 62 auf sueddeutsche.de

Bemerkenswert ist zunächst, dass die Seite 62 im Schavanplag überhaupt nicht als Seite auftaucht, die ein mögliches Plagiat enthält. Haben da die investigativen Süddeutsche-Leute etwa präziser gearbeitet als das Wiki-Kollektiv? Mitnichten – wenn man einen genaueren Blick auf die Gegenüberstellung wirft, fällt einem auf, dass die Originalquellen hier zwei Texte von Luhmann sind, die gleich mehrfach von Frau Schavan referenziert werden, sowohl im Text (“will Niklas Luhmann”, “Luhmann äußert”), als auch in Fußnoten (genaue Angaben der Werke inkl. Seitenzahlen; nicht im Bild). Die Übernahme bzw. Klärung von Luhmanns Schlüsselbegriffen (einzelne Wörter!) als Plagiat zu kennzeichnen ist genauso lächerlich wie gefährlich – was sollen denn die armen jungen Menschen denken, die wissenschaftliche Arbeiten verfassen müssen und dann mit sowas konfrontiert werden?

Ich weiß nicht, was die Süddeutsche in dem Fall geritten hat – wie geschrieben basiert das Ganze im besseren Fall auf einem Versehen, im weniger verzeihlichen Fall auf Ahnungslosigkeit. Im Kontext des einbettenden Artikels könnte man auch auf die Idee kommen, dass die Süddeutsche hier die Öffentlichkeit bewusst verwirren will, um den Fall Schavan mit unlauteren Mitteln zu verharmlosen.

Über die Reaktion der Süddeutschen berichtet ein Update-Artikel, außerdem wurde die chronologische Entwicklung in einem Storify zusammengestellt.

 

Quelle: http://texperimentales.hypotheses.org/543

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Über das Kommentieren in Wissenschaftsblogs

  Gastbeitrag von Mareike König Es wird viel lamentiert, wenn es um Kommentare bei geisteswissenschaftlichen Blogs geht: Meistens bleiben sie aus, so heißt es, und wenn doch mal jemand kommentiert, dann ist der Inhalt oder der Ton oder beides nicht recht. Entweder Regen oder Traufe, Schweigen im Walde oder umzingelt von Trollen, so scheinen sich die Alternativen gegenwärtig resümieren zu lassen. Das wird deswegen tragisch genommen, weil die Interaktion auf dem Blog mit der Leserschaft in Form von Kommentaren einen neuralgischen Punkt betreffen: Denn Bloggen ist nicht nur Publikation, Bloggen ist auch Kommunikation, genau wie Wissenschaft Publikation und Kommunikation ist. Daher, so eine These, die ich selbst teile, passen Blogs und Wissenschaft eigentlich so gut zueinander. Bleiben dann allerdings Kommentare aus, scheint den Wissenschaftsblogs eine ihrer Grundlegitimationen entzogen. Grund genug, sich dem Thema „Kommentare“ anzunehmen, auch wenn es derzeit mehr Fragen als Antworten gibt: Warum wird so wenig kommentiert? Liegt es an unserer deutschen Forschungskultur? Ist es in anderen Ländern anders? Liegt es an der Zurückhaltung, ja am Misstrauen der Geisteswissenschaftler gegenüber den neuen Medien während in anderen Disziplinen munter diskutiert wird? Wie kann man mehr Interaktivität auf den Blogs generieren? Können provokante Thesen zu Kommentaren anregen, so wie es hier vor kurzem durch den Beitrag von Lilian Landes „Versuchen Sie es doch erstmal mit einem Blog…“ der Fall war? Diese und weitere Fragen werden auf Tagungen und in Blogs gestellt und diskutiert, und auch im Januar 2013 auf der Tagung „Rezensieren – Kommentieren – Bloggen“ wird man sicherlich darüber sprechen. Man könnte aber auch zunächst fragen: Werden Kommentare nicht generell überschätzt? Und: Wird überhaupt so wenig kommentiert? In meinem Beitrag zum Open Peer Review-Buch „historyblogosphere“ von Eva Pfanzelter und Peter Haber habe ich die Anzahl der Blogpostings und die der Kommentare auf der französischen Blogplattform hypotheses.org gegenübergestellt: Das Ergebnis ist gar nicht so niederschmetternd: „Im Jahr 2008 erhielt jeder vierte Beitrag durchschnittlich einen Kommentar, im Jahr 2009 wurde jeder dritte Beitrag kommentiert, 2010 dann jeder zweite Beitrag.“ (Quelle) 2011 gibt es einen “Einbruch”, und nur noch jeder vierte Beitrag erhält statistisch gesehen einen Kommentar. Woran liegt das? Die Diskussion könnte sich in die sozialen Netze verlagert haben (Kommentar von Sebastian Gießmann bei historyblogosphere); das wäre dann ein Teil der „stillen Konversation“, über die ich im Beitrag ebenfalls schreibe: Denn nicht jede Kommunikation über einen Blog oder ein Blogposting findet auf dem Blog selbst statt. Oftmals wird auf Tagungen, in Mails, am Telefon oder in der realen Kaffeeküche über Blogbeiträge gesprochen. Manchmal sogar, selten, in Tageszeitungen [1]. Ein weiterer Grund für die Halbierung der Kommentarzahlen bei hypotheses.org im Jahr 2011 könnte sein, dass die Zahl der Postings zugenommen hat, die nur einen Veranstaltungskalender enthalten, womit Kommentare nicht herausgefordert werden (Vorschlag von Benoît Majerus bei historyblogosphere). Vielleicht wurden aber auch viele ältere Blogbeiträge ohne Kommentare von bereits bestehenden Blogs auf die Plattform migriert. Über die vier Jahre gerechnet ist jedenfalls der Schnitt mit einem Kommentar für ca. jedes dritte Posting gar nicht so schlecht. Interessant wären vergleichbare Zahlen aus anderen Ländern und Disziplinen. Wie dem auch sei: Dies sind Zahlen, die nichts über die Qualität der Kommentare aussagen. Dazu hat vor kurzem John Scalzi ein Blogpost veröffentlicht mit dem Titel: „How to be a good commenter“. Sein Beitrag hat bisher 176 Kommentare provoziert, was am Thema, am ohnehin gut eingeführten Blog (seit 1998!), wie auch an der Formulierung der Thesen liegen kann. Ein Luxusproblem, mag man denken, wenn sich jemand nicht mehr um die Anzahl, sondern um die Qualität der Kommentare auf seinem Blog sorgt. Vermutlich ist man da in den USA einfach weiter. Zehn Fragen soll man sich stellen, so Scalzi, bevor man ein Blogpost kommentiert. Tatsächlich sind es nicht zehn Fragen, sondern allenfalls sieben, einige Gedanken wiederholen sich. Regel Nummer 1 besagt, dass man nur kommentieren soll, wenn man auch etwas zu sagen hat. Schon da bin ich anderer Meinung und würde differenzieren. Ein schlichtes: “Danke für den Beitrag, den ich sehr gern gelesen habe”, ist aus meiner Sicht als Kommentar absolut gerechtfertigt. Daraus entspannt sich dann zwar keine inhaltliche Diskussion, aber ein Feedback ist es allemal, zumal eines, das erfreut. Die weiteren Fragen, die man sich vor dem Posten eines Kommentars stellen soll, lauten: Ist mein Kommentar zum Thema? Kann ich richtig argumentieren? Kann ich meine Meinung belegen? Schreibe ich in anständigem Ton? Will ich wirklich in eine Diskussion eintreten oder will ich diese nur gewinnen? Weiß ich, wann ich aufhören muss? Das ist sicherlich alles wünschenswert und in großen Teilen auch richtig, aber eben unrealistisch. Die Leser/innen von Scalzis Blog haben seine Vorschläge dann auch nicht berücksichtigt: „I have nothing to say and will defend to the death my right not to say it!”, lautet der dritte Kommentar, der zu einem Beitrag über (fehlenden) Humor in deutschen Wissenschaftsblogs überleiten könnte. Letztlich ist es mit den schriftlichen Kommentaren bei Blogbeiträgen nicht anders als mit mündlichen Diskussionsbeiträgen auf Tagungen: Einige sind sehr gut, andere off-topic; einige Diskutanten hören sich gerne selbst reden und wieder andere behaupten einfach irgendwas. Und manchmal herrscht einfach nur Schweigen. Das ist dann nicht das Schlechteste. [1] Twitter für Historiker, in: FAZ, 17.10.2012, S. N4.    

Quelle: http://rkb.hypotheses.org/290

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Eine Datenbank für die verschwundene Kunst der DDR


Karl-Siegbert Rehberg nahm bei der Eröffnung der Dresden Summer School 2012 an der Podiumsdiskussion teil. Was in der stark theoritisierenden Diskussion unerwähnt blieb, war sein Projekt: Bildatlas “Kunst in der DDR”.

Innerhalb des Projektes wurden nicht nur die gerade eröffneten Ausstellungen in Weimar (Abschied von Ikarus; 19.10.2012-3.2.2012) Erfurt (Tischgespräch mit Luther. Christliche Bilder in einer atheistischen Welt; 21.10.2012-20.1.2013) und Gera (Schaffens(t)räume; 19.10.2012-3.2.2012) konzipiert, Kataloge geschrieben und ein Symposium organisiert, sondern ein digitales Verzeichnis von mehr als 20.000 Bildern und Objekten angelegt. Es handelt sich um Werke die in der DDR entstanden sind und nach 1990 weitestgehend aus den öffentlichen Räumen und aus den Museen verschwanden.

Die Datenbank gibt den Werken ihren Raum und ihre Aufgabe, als künstlerische Objekte und historische Zeugen zurück. Im Interview mit Fridtjof Harder hat Karl-Siegbert Rehberg die Vorzüge dieser digitalen Erfassung deutlich benannt. Neben der besseren Überschaubarkeit der sehr verstreuten, meist in Depots befindlichen Werke ermöglicht die Datenbank das Gegenüberstellen sowie das Entdecken neuer Zusammenhänge und Widersprüche der Werke und ihrer Künstler. Alle Aktivitäten des Projektes sowie der Bildatlas sind auf der Internetseite für jeden einsehbar. Ein wissenschafltiches Blog erleichtet die Kontaktaufnahme und konstruiert einen barrierefreien Besucherraum. Der Bildatlas “Kunst der DDR” greift den heutigen Museen vor, die oft nicht wissen, ob und wie sie ihre DDR Kunst präsentieren können oder wollen.

Weitere Informationen können dem Interview entnommen werden. Die Passage zur Bedeutung der digitalen Medien befindet sich unmittelbar am Ende. Das vollständige Interview liegt als PDF auf der Homepage des SFB 804. Der Besuch des Bildatlasses sei jedem ans Herz gelegt: http://www.bildatlas-ddr-kunst.de/index.php?pn=database

Quelle: http://dss.hypotheses.org/745

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Benedikt von Nursia: aktuelle Kommentare zur Vita (2012) und zur Regula Benedicti (2002)

     Die Benedikt von Nursia (ca. 480-560) zugeschriebene Regel, die unter Ludwig dem Frommen und seinem hierbei maßgeblichen Berater Benedikt von Aniane für alle Mönchsklöster im Frankenreich verbindlich wurde, war wohl wenigstens bis zum Aufkommen der Bettelorden im 13. Jahrhundert die verbreitetste Regel für Religiose, stellt sie doch auch für die Zisterzienser DIE normative Grundlage dar – oder wie es J.-B. van Damme einst ausdrückte: “Da ein Zisterzienser ein Benediktiner sein muss, will er ein Zisterzienser sein, sollte er im Jahr 1980, im Jubeljahr [...]

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/891

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