Weltweit vor Ort: Geschichtspolitik gegen wissenschaftliche Interessen. Die Kontroversen um die Gründung des Deutschen Historischen Instituts Washington vor 30 Jahren

Der Gründung des Deutschen Historischen Instituts (DHI) Washington 1987 gingen politische Kontroversen um die korrekte Interpretation deutscher Vergangenheit voraus, die in der heutigen Atmosphäre wissenschaftlicher Gelehrsamkeit kaum mehr erkennbar sind.

Die Interessen, die verschiedene Akteure antrieben und die Erwartungen, die sie mit der Gründung eines historischen Instituts auch in Washington verbanden, hätten verschiedener kaum sein können: Fachhistoriker feierten die Gründung eines Forschungsinstituts, das den transatlantischen Austausch fördern würde, als Meilenstein für die Geschichtswissenschaft und – so Fritz Stern – als „denkwürdiges menschliches Ereignis“. Die Regierung Kohl hoffte hingegen, geschichtspolitisch wirken zu können und „eine erkennbare Präsenz deutschen Geschichtsverständnisses in Washington zu erreichen.“ Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber (CDU) wollte dem „Anliegen des Bundeskanzlers“ entsprechen, „dem von amerikanischen Juden betriebenen Holocaust-Museum“ eine bundesdeutsche Interpretation der Vergangenheit entgegenzusetzen.[1] Recherche in Akten und Nachlässen auf beiden Seiten des Atlantiks erlaubt die Rekonstruktion der Gründungsgeschichte des Instituts als punktuelle Überlagerung und Widerstreit politischer und wissenschaftlicher Interessen.

Eine Initiative für die Gründung eines DHI in den USA ging von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus, die nach 1933 in die USA emigriert waren. Von ihrer Expertise profitierten nicht nur amerikanische Universitäten und Kriegsanstrengungen während des Zweiten Weltkrieges, sondern nun auch die Historikerzunft selbst: Nach dem Krieg waren es vielfach Emigranten, die eine wichtige Brücke für den wissenschaftlichen Austausch über den Atlantik bauten. Informelle Kontakte, wie sie etwa Felix Gilbert unterhielt, der sich anhaltend für die Arbeit junger deutscher Kolleginnen und Kollegen interessierte, ermöglichten einer neuen Wissenschaftlergeneration, im Rahmen von Forschungsaustausch und Studienaufenthalten neue Impulse für die eigene Arbeit aufzunehmen. Mit dem zunehmenden Erfolg von deutschen Historikern, die wie Wolfgang J.

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Quelle: http://gab.hypotheses.org/4067

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Deutsche Geschichte in Dokumenten und Bildern


Das 2002 begonnene Großprojekt „Deutsche Geschichte in Dokumenten und Bildern / German History in Documents and Images“ (DGDB/GHDI) ist abgeschlossen. Bei DGDB handelt es sich um eine digitale Quellensammlung zur Geschichte Deutschlands von 1500 bis zur Gegenwart. Das zweisprachige Projekt umfasst etwa 1.700 Primärtexte (im deutschen Original und englischer Übersetzung) und 2.400 Bildquellen, die von namhaften Fachvertretern zusammengestellt wurden.

Das Projekt ist unterteilt in zehn Zeitabschnitte und bietet neben einer Einführung in die zentralen Entwicklungen der deutschen Sozial-, Politik- und Kulturgeschichte des betreffenden Zeitabschnittes, ausgewählte Quellen – sowohl in englischer als auch in deutscher Sprache –, ausgewählte Bildquellen der Zeit und solche, die sich auf diese beziehen, und ausgewähltes Kartenmaterial.

Die Dokumente und Bildquellen wurden in Kategorien eingeteilt und sind so durch Stichwort- und Autorensuche leicht zugänglich. Gerade außerhalb Deutschlands bietet DGDB ein Angebot, Dokumente, die sonst kaum verfügbar sind, zu nutzen. Zudem wurden alle deutschsprachigen Dokumente der Quellensammlung für das Projekt ins Englische übersetzt.

2010 erhielt DGDB den James Harvey Robinson Prize der American Historical Association für das beste Lehrmittel im Bereich Geschichte. Die Webseite wird mittlerweile täglich von ca. 10.000 Benutzern aus aller Welt aufgerufen. Ermöglicht wurde das Projekt durch die Unterstützung der Max Kade Stiftung, der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und den Friends of the GHI Washington.

Das Angebot ist unter www.germanhistorydocs.ghi-dc.org abrufbar.

Quelle: http://mws.hypotheses.org/1175

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Wenn Einwanderer zu Unternehmern werden. Das Forschungsprojekt Immigrant Entrepreneurship

Seit Anfang 2012 können unter www.immigrantentrepreneurship.org erste Ergebnisse des mehrjährigen Forschungsprojekts „Immigrant Entrepreneurship: German-American Business Biographies, 1720 to the Present“ genutzt werden. Das vom Deutschen Historischen Institut Washington unter der Leitung von Hartmut Berghoff und Uwe Spiekermann koordinierte Projekt analysiert erstmals systematisch den Beitrag deutscher Einwandererunternehmer/innen zur gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung der USA.

Immigrant Entrepreneurship
Einwanderung und Unternehmertum bildeten die Grundpfeiler des Aufstiegs der USA. Die Offenheit des amerikanischen Wirtschaftssystems für unternehmerische Initiativen von innen oder außen war eines der markanten Charakteristika der USA und ein zentraler Faktor ihrer Vitalität und Attraktivität, doch die Verbindung zwischen Einwanderung und Unternehmertum ist bislang noch nicht systematisch untersucht worden. In der Wissenschaft und in der Öffentlichkeit dominiert die Sichtweise einer relativ homogenen, sozial exklusiven Unternehmerelite mit angelsächsischem Hintergrund. Das Projekt zeichnet dagegen ein differenzierteres Bild, das der Vielfalt der amerikanischen Erfahrung entspricht. Während die Immigration politisch Verfolgter und Intellektueller aus Deutschland in die USA bereits recht gut erforscht ist, sucht man fundierte Beiträge über Unternehmer/innen zumeist vergeblich. Neuere Studien zu „immigrant entrepreneurship“ konzentrieren sich primär auf asiatische sowie latein- und zentralamerikanische Kleinunternehmen. Hier existiert also eine beträchtliche Forschungs- und Informationslücke, die das Projekt schließen wird.

Welcome to our website!

Die Onlineplattform wird ständig mit neuem Material ergänzt und bietet einen reichhaltigen, thematisch und didaktisch aufbereiteten Fundus an Fallstudien, Quellen und Forschungsliteratur. Am Ende werden mehr als zweihundert biographisch-unternehmenshistorische Essays deutsch-amerikanischer Unternehmer/innen der ersten und zweiten Generation stehen, begleitet von Überblicksdarstellungen sowie thematischen Essays zu Schlüsselthemen. Sie werden durch eine Fülle von Primärquellen ergänzt, wie z.B. Briefe und Tagebucheinträge, einschlägige Bilder, Geschäftsunterlagen, Ton- und Filmaufnahmen. Eine Suchmaschine erlaubt rasche Recherchen nach Themen, Namen, Regionen und Zeiten. So entsteht ein weltweit einmaliges und kostenlos nutzbares Online-Archiv zum Thema „immigrant entrepreneurship“.

Meet some entrepreneurs…

Das Projekt enthält Porträts und Essays zu Unternehmertätigkeit seit dem 17./18. Jahrhundert und dokumentiert so den Wandel von Unternehmen und Wirtschaftsbürgertum über die letzten dreihundert Jahre. Einer der frühesten deutsch-amerikanischen Unternehmer war William Rittenhouse (1644-1708), der die erste Papiermanufaktur in Nordamerika aufbaute als er sich im späten 17. Jahrhundert in der Provinz Pennsylvania niederließ. Das Know-How und die erforderliche Technologie dafür brachte er aus dem Bergischen Land mit. Er versorgte das aufkommende Verlagswesen in Philadelphia und sogar Druckereien im entfernten New York mit Papier.

Ein gutes Beispiel für neue Angebote des 19. Jahrhunderts bietet Maximilian D. Berlitz (1852-1921), Entwickler des gleichnamigen Spracherwerbssystems. Er kam 1870 in die USA und begann nach einer Reihe von Gelegenheitsjobs in Providence, Rhode Island, und später in New York City Sprachen zu unterrichten. Zu einer Zeit, zu der Geschäfts- und Privatreisen – und damit die Nachfrage nach Fremdsprachenkenntnissen – zunahmen, erfreute sich sein immersives Sprachsystem rasch großer Beliebtheit. Das Unternehmen, welches er gründete, ist heute noch einer der größten Anbieter im Bereich Fremdsprachenerwerb.

Philanthropie war in den USA seit Ende des 19. Jahrhunderts ein wichtiges Korrektiv für die noch gering ausgeprägte Staatstätigkeit. Diese entsprang christlichen aber auch jüdischen Wurzeln: Julius Rosenwald (1862-1932), Sohn deutscher Juden, die nach der Revolution von 1848 ausgewandert waren, wurde in Springfield, Illinois geboren. Er leitete das Großunternehmen Sears, Roebuck. Neben anderen philanthropischen Initiativen half Rosenwald, im Süden der Vereinigten Staaten mehr als 5,000 Schulgebäude für afroamerikanische Schüler und Schülerinnen zu errichten, um ihnen einen Elementarunterricht zu ermöglichen.

Die amerikanische Unterhaltungsindustrie des frühen 20. Jahrhunderts wurde tief von Immigranten geprägt. Harry Cohn (1891-1951) z.B. wollte ursprünglich Varietékünstler werden, doch gründete stattdessen im aufstrebenden Kalifornien ein kleines Filmstudio, welches später Columbia Pictures wurde. Er zielte auf hochwertige Filme, um hohe Zuschauerzahlen und Gewinne zu erreichen: “It Happened One Night” (Es geschah in einer Nacht, 1934) erhielt als erster Film die fünf prestigeträchtigsten Oscars. Über die folgenden zwanzig Jahre baute Cohn einen legendären Ruf als zugleich gefürchteter und bewunderter Filmmogul auf. Er formte die Karrieren von Stars wie Rita Hayworth und Kim Novak und produzierte berühmte Filme wie “Mr. Smith Goes to Washington” (Mr. Smith geht nach Washington, 1939) und “From Here to Eternity” (Verdammt in alle Ewigkeit, 1953).

Wie so viele, die nach der nationalsozialistischen Machtergreifung in den 1930ern Deutschland verließen, kamen Kurt und Helen Wolff (1887-1961 und 1906-1994) auf Umwegen in die USA und mussten sich dort eine neue Existenz aufbauen. Sie gründeten 1942 den Verlag Pantheon Books Inc., der sich rasch auf dem amerikanischen literarischen Markt etablierte und durch erfolgreiche Nischenstrategien sowie erstklassigen Übersetzungen europäischer Werke bekannt wurde. Die Veröffentlichung von Boris Pasternaks Doctor Zhivago im Jahre 1958 brachte den kommerziellen Durchbruch. Auch heute noch sind die Namen Kurt und Helen Wolff vielen Buchliebhabern ein Begriff, und Pantheon ist—mittlerweile als Imprint-Verlag in der Knopf Doubleday Verlagsgruppe—weiterhin im Geschäft.

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Werden Sie unser Fan auf Facebook! Für Fragen zum Projekt, und/oder wenn Sie Interesse an einem Beitrag haben, steht Ihnen jederzeit gern die Projektmanagerin Jessica Csoma (csoma@ghi-dc.org) zur Verfügung.

Quelle: http://mws.hypotheses.org/1277

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H-Soz-u-Kult Chancen-Digest Nr. 2-3/2012: Ausgewählte Job- und Stipendienangebote 01.02.-31.03.12

From: Tillmann Krach Date: 05.02.2012 Subject: Stip: Förderpeis "Anwalts- und Advokaturgeschichte" (Forum Anwaltsgeschichte e.V.) Forum Anwaltsgeschichte e.V., Mainz Bewerbungsschluss: 31.12.2012 http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/chancen/type=stipendien&id=6944 :::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::: From: Eva Kammann Date: 08.02.2012 Subject: Stip: Neues Förderprogramm "Security, Society and the State" (Gerda Henkel Stiftung Düsseldorf) Gerda Henkel Stiftung, Düsseldorf Bewerbungsschluss: 16.07.2012 http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/chancen/type=stipendien&id=6960 :::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::: From: Christa Engel Date: 10.02.2012 Subject: Stip: [...]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2012/03/2590/

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Link-Hint Nr. 3/2011: German History in Documents and Images

http://germanhistorydocs.ghi-dc.org. Das Angebot des Washingtoner Deutschen Historischen Instituts bietet mit German History in Documents and Images (GHDI) eine kommentierte Dokumenten- und Bildersammlung zur Deutschen Geschichte der Neuzeit an. Das Angebot folgt den klassischen Zäsuren der Deutschen Geschichte der Neuzeit (1500, 1648, 1815, 1866, 1890, 1918, 1933, 1945, 1961, 1989) und folgt in den einzelnen Kapiteln [...]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2011/07/1573/

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