https://www.faz.net/-16784020.html
Andreas Orth schildert in seiner Dokumentation, wie dieses Land zur „Digitalen Verlustzone“ und von den Konzernen aus dem Silicon Valley ins Abseits gestellt wurde. Hätte es denn anders kommen können?
Geschichtswissenschaftliche Blogs auf einen Blick
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Andreas Orth schildert in seiner Dokumentation, wie dieses Land zur „Digitalen Verlustzone“ und von den Konzernen aus dem Silicon Valley ins Abseits gestellt wurde. Hätte es denn anders kommen können?
Cover: Wolfgang Hesse, Der rote Abreißkalender. Revolutionsgeschichte als Wandschmuck, Eigenverlag, Lübeck 2019
Der Dresdner Kunst- und Fotohistoriker Wolfgang Hesse forscht seit vielen Jahren zur proletarischen Amateurfotografie. Seine hier vorliegende Internet-Publikation befasst sich mit dem „Roten Abreißkalender“ der KPD der Weimarer Republik.
Sowohl die Arbeiter- wie die Abreißkalender gehen in ihrer Tradition auf das letzte Drittel des 19. Jahrhunderts zurück. Die ersten Arbeiterkalender sind 1867 in Budapest und 1868 in Berlin nachweisbar. Die wichtigsten inhaltlichen Änderungen gegenüber dem traditionellen „Volkskalender“ bestanden darin, dass die geschichtlichen Teile statt der bisherigen „Heldengeschichtsschreibung“ Daten der allgemeinen Weltgeschichte, der demokratischen und der deutschen Arbeiterbewegung enthielten. Um 1880 tauchten in Deutschland die ersten (nicht-politischen) Abreißkalender auf, die, dem englischen Vorbild der date blocks folgend, literarische, religiöse oder Texte aus dem Alltagsleben auf den Kalenderblättern anboten.
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Quelle: https://www.visual-history.de/2020/03/16/die-revolution-als-wandschmuck/
Cover: „Etwas sensationell Neues“. Marburg um 1910 in Farbfotografien von Georg Mylius. Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung im Hessischen Staatsarchiv Marburg, Marburg 2019
„Ich war damals in Marburg nicht ganz unbekannt durch 24 Farbfotografien, die ich als Postkarten veröffentlicht hatte“ (S. 21). Schlicht und bedeutungsvoll zugleich sind die Worte, die der Apotheker und Drogerie-Fabrikant Georg Heinrich Mylius (1884-1979) in einem der letzten Briefe 1978 seinen 1911 entstandenen Aufnahmen widmete. Als erste fotografische Darstellungen Marburgs in Farbe und als solche seinerzeit ein öffentlich stark beachtetes technisches Novum können diese sogenannten Autochrome (S. 18) nach wie vor einiges Interesse für sich beanspruchen.
Bereits 1975 dem Hessischen Staatsarchiv Marburg (HStAM) übergeben und aus konservatorischen Gründen seit 2018 in der Obhut des Bildarchivs Foto Marburg, wurde die kleine Sammlung jetzt zum Gegenstand einer vom Hessischen Staatsarchiv in Zusammenarbeit mit Foto Marburg veranstalteten Kabinettausstellung nebst einer sie begleitenden empfehlenswerten Publikation über die Spezifik und den Kontext der Fotografien von Georg Heinrich Mylius.
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Die Aufnahme hält eine dramatische Szene fest: Angehörige der Volksmarinedivision erwidern am Morgen des 24. Dezember 1918 das von Regierungstruppen auf sie gerichtete Artilleriefeuer, das eben ihre Verteidigungsstellung im Pfeilersaal des Berliner Schlosses getroffen hat; sechs Mann richten in fieberhafter Eile die durcheinandergeworfenen Maschinengewehre neu aus, ohne einen Blick für den tot vor ihnen liegenden Kameraden übrig zu haben; ein weiterer Matrose spurtet mit einer Munitionskiste über den von Glassplittern und Mobiliartrümmern übersäten Teppich, um Nachschub an die Frontlinie zu bringen.
Angehörige der Volksmarinedivision im Berliner Schloss, Berlin, Dezember 1918, Fotograf unbekannt. Quelle: Deutsches Historisches Museum, Berlin ©
Die fotografisch dokumentierte Szene hält das bewaffnete Vorgehen der sozialistischen Revolutionsregierung gegen ihre eigene Revolutionsgarde fest, die Anfang November 1918 von den norddeutschen Küsten aus den Aufstandsfunken in das Reich getragen und die morschen Pfeiler der Monarchie zerbrochen hatte. Der blutige Weihnachtskonflikt in der Mitte Berlins, der sich zwischen der friedlichen Proklamation der Deutschen Republik durch Philipp Scheidemann am 9. November 1918 und der Niederschlagung der sich radikalisierenden Revolutionsbewegung durch die von Gustav Noske befehligten Freikorpstruppen Anfang 1919 abspielte, stellt einen vergessenen Moment der deutschen Geschichte dar. Aber es gibt gute Gründe, den 24. Dezember 1918 für den eigentlichen Schicksalstag der deutschen Revolution zu halten.
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Quelle: https://www.visual-history.de/2018/12/24/eberts-blutweihnacht/
Digitale Spiele: ein Fenster zur Geschichtskultur – hier eine Szene aus dem Steinzeit-Abenteue...
Christine Karallus: Die Sichtbarkeit des Verbrechens. Die Tatortfotografie als Beweismittel um 1900, Berlin 2017
Am Anfang der Untersuchung stehen zwei Alben mit 40 Tatortdokumentationen aus der Polizeihistorischen Sammlung im Berliner Polizeipräsidium. Die darin enthaltenen, um 1900 entstandenen Tatortfotografien, die die „schonungslose Gewalt des Tötens“ (S. 27) zeigen, werfen für Christine Karallus die Frage nach dem dahinter stehenden „fotografischen Akt“ (Philippe Dubois) auf, das heißt nach den Entstehungsbedingungen der Fotografien in ihrer Gesamtheit. Vor dem Hintergrund, dass Tatortfotografien 1903 vom Deutschen Reichsgericht als Beweismittel in Strafsachen zugelassen wurden, richtet sich ihr Interesse darauf, auf welche Weise diese als unmittelbar und objektiv konstruiert wurden. Dazu wählt sie den an Michel Foucault orientierten Ansatz einer „genealogisch-historischen Diskursanalyse, die nach den Wissens- und Wahrheitspraktiken von Recht und Kriminalistik“ fragt (S. 21). Der Schwerpunkt liegt also auf der diskursiven Hervorbringung der Bilder, die auch Rückschlüsse auf die nur selten dokumentierten Produktionspraktiken erlaubt.
Quelle: https://www.visual-history.de/2018/09/03/rezension-karallus-sichtbarkeit-des-verbrechens/