Digitales Deutsches Frauenarchiv
[...]
Rezension: Christine Karallus, Die Sichtbarkeit des Verbrechens
Am Anfang der Untersuchung stehen zwei Alben mit 40 Tatortdokumentationen aus der Polizeihistorischen Sammlung im Berliner Polizeipräsidium. Die darin enthaltenen, um 1900 entstandenen Tatortfotografien, die die „schonungslose Gewalt des Tötens“ (S. 27) zeigen, werfen für Christine Karallus die Frage nach dem dahinter stehenden „fotografischen Akt“ (Philippe Dubois) auf, das heißt nach den Entstehungsbedingungen der Fotografien in ihrer Gesamtheit. Vor dem Hintergrund, dass Tatortfotografien 1903 vom Deutschen Reichsgericht als Beweismittel in Strafsachen zugelassen wurden, richtet sich ihr Interesse darauf, auf welche Weise diese als unmittelbar und objektiv konstruiert wurden. Dazu wählt sie den an Michel Foucault orientierten Ansatz einer „genealogisch-historischen Diskursanalyse, die nach den Wissens- und Wahrheitspraktiken von Recht und Kriminalistik“ fragt (S. 21). Der Schwerpunkt liegt also auf der diskursiven Hervorbringung der Bilder, die auch Rückschlüsse auf die nur selten dokumentierten Produktionspraktiken erlaubt.
[...]
Quelle: https://www.visual-history.de/2018/09/03/rezension-karallus-sichtbarkeit-des-verbrechens/
Rezension: Filmfieber – Deutsche Kinopublizistik 1917-1937
Patrick Rössler, Professor für Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt Empirische Kommunikationsforschung / Methoden der Universität Erfurt,[1] hat seiner Leidenschaft für historische Bildpublizistik freien Lauf gelassen und sich und uns ein opulentes, großformatiges Bilderbuch zur deutschen Kinopublizistik von 1917 bis 1937 geschenkt, erschienen im Privatdruck als Begleitbuch zu einer Ausstellung. Anlass war die Ausstellung KUNSTORT.KINO in der Kunsthalle Erfurt vom 15.7. bis 17.9.2017, veranstaltet von der Kulturdirektion der Stadt Erfurt und dem Erfurter Kunstverein in Kooperation mit der Universität Erfurt anlässlich des 100. Gründungsjubiläums der Universum-Film AG (Ufa). An den Vorarbeiten hat Rössler Dutzende von Studierenden und insbesondere eine Gruppe von sechs Studentinnen aus seinen Seminaren beteiligt, als Kuratoren fungierten Susanne Knorr von den Kunstmuseen der Stadt Erfurt und wiederum Patrick Rössler.
[...]
Quelle: https://www.visual-history.de/2018/06/19/rezension-filmfieber-deutsche-kinopublizistik-1917-1937/
Nolde: Briefe aus Neuguinea (1914)
Der expressionistische Maler Emil Nolde leitet dem Hallenser Museumsleiter Max Sauerlandt sein Besch...
50 Jahre Notstandsgesetze in Deutschland
Ausriss aus dem Faksimile der ersten Seite des 17. Gesetzes zur Ergänzung des Grundgesetzes (&b...
Medienlandschaften unter Druck
Von Max Richter Im Netz treibt seit einiger Zeit eine deutsche Adaption der norwegischen Jugendserie...
Bernd Henningsen über Jens Høvsgaards Darstellungen profitabler Ost-West-Politik in »Spionerne der kom ind med varmen«
Jens Høvsgaard: Spionerne der kom ind med varmen. Historien om en gasledning på bunden ...
Fabrikation eines Verbrechers
„stefan moses: Blumenkinder“ – Ein Nachruf
Dass es am Ende ein melancholischer Rückblick auf ein langes Fotografenleben werden würde, war nicht abzusehen, als das Literaturhaus im vergangenen Jahr die „Blumenkinder“ des Schwabinger Fotografen Stefan Moses in den Blick genommen hatte – der nun am 3. Februar 2018 mit 89 Jahren in München verstorben ist.[1] Leichtfüßig und sorglos hatte sich das Thema präsentiert, verspielt und träumerisch sein Blick auf die Wohngemeinschaften und alternativen Lebensentwürfe der 1960er Jahre; Motive von privater Anmutung und angetreten ohne die seinen Porträts oftmals zugeschriebene Verantwortung, staatstragende Geschichten und auf Zelluloid gebannte Aussagen von geschichtsmächtiger Bedeutung zu transportieren.[2] Wer sich hier auf die Suche machen wollte nach dem Hoffotografen der Bonner Republik – unvergessen das ikonische Bild, welches Ingeborg Bachmann mit Günter Grass und Willy Brandt im Vorfeld der Bundestagswahl in das fotografische Gedächtnis der Nation eingeschrieben hat[3] –, wurde enttäuscht: kein Oskar Maria vor deutscher Eiche,[4] keine politisch ambitionierten Bildergeschichten von Emigration und Wiederkehr, auch keine deutsch-deutsche Grenze,[5] dafür lange Haare im Weichzeichner, gruppentherapeutische Experimente in Schwarz und Weiß und einmal mehr: Manuel am Ammersee.
[...]
Quelle: https://www.visual-history.de/2018/04/09/stefan-moses-blumenkinder_nachruf/