Die #MemoryMakers bei Twitter, Instagram und Co. – Eine Multichannel-Kommunikation zum HMD15

Das „Super-Gedenkjahr“ 2014 ist zu Ende gegangen, doch auch im Jahr 2015 stehen weiterhin wichtige Gedenkdaten im Kalender. Erinnerte man im vergangenen Jahr an Ereignisse in Zusammenhang mit dem 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges, des 75. Jahrestags des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges und des 25. Jubiläums des Mauerfalls, so sind im Jahr 2015 die Gedenkdaten zumeist mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges vor 70 Jahren verknüpft. Ein erstes wichtiges Datum ist der 27. Januar – an diesem Tag wurde das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau […]

Quelle: http://musermeku.hypotheses.org/2372

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#CfP “Alles nur Krawall? Lohnarbeit, spontaner Protest und Organisation vom 19. bis in das 21. Jahrhundert”

Das Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung wird einen Schwerpunkt zum Thema “Alles nur Krawall? Lohnarbeit, spontaner Protest und Organisation vom 19. bis in das 21. Jahrhundert” publizieren. Sie hat dafür einen call for papers erstellt.

Mit den zunehmenden Krisen seit der Jahrtausendwende sind wieder vermehrt Protestformen von Arbeiterinnen und Arbeitern in den Fokus der Öffentlichkeit und der wissenschaftlichen Diskussion gerückt, die vor einiger Zeit noch als Relikte „unreifer“ und „vormoderner“ gesellschaftlicher Verhältnisse galten: ob wilde Streiks in China, Aufstände in Lateinamerika und der arabischen Welt oder „riots“ in Nordamerika und Europa: Alle diese Beispiele machen deutlich, dass spontaner und außerinstitutioneller Protest Teil der gesellschaftlichen Wirklichkeit in allen Regionen der globalisierten Welt ist.

Ein Blick in die Geschichte zeigt zudem, dass dies keineswegs neue Phänomene sind. Spontane Revolten, wilde Streiks und Organisationsformen neben und außerhalb von Aktionen der Gewerkschaften und Parteien begleiteten die Arbeiterbewegung seit ihrer Entstehung. Ebenso waren sie Teil der theoretischen Reflexion, beispielsweise im Rahmen der „Massenstreikdebatte“ der deutschen Sozialdemokratie um 1905 oder der Diskussion um die „Arbeiterautonomie“ im italienischen Operaismus der 1960er und 1970er Jahre. Von der organisationsfixierten Geschichtsschreibung lange Zeit verdrängt, finden sich ihre Spuren in der jüngeren und jüngsten Geschichtsschreibung wieder, etwa in der Auseinandersetzung um die „andere Arbeiterbewegung“ (Karl Heinz Roth) oder in Konzepten von „Eigensinn“ (Alf Lüdtke).

Das Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung möchte die wissenschaftliche Debatte voranbringen und ruft zu Beiträgen zum Thema „Lohnarbeit, spontaner Protest und Organisation vom 19. bis in das 21. Jahrhundert“ auf.
Darunter werden Protestformen der Arbeitenden in den Arbeitsstätten und im öffentlichen Raum verstanden, die ohne organisatorischen Rückhalt entstanden, die Organisationsformen außerhalb bestehender Vertretungsstrukturen hervorbrachten oder Artikulationsformen ganz neuer Art entwickelten. Besonderes Interesse besteht an Fragen nach Identifizierungs-, Solidarisierungs- und Institutionalisierungsprozessen und solchen nach dem Verhältnis zu den etablierten Organisationen wie Parteien und Gewerkschaften. In diesem Rahmen werden neue Ansätze aus der Kultur- und Alltagsgeschichte ebenso begrüßt wie eine kritische Auseinandersetzung mit älteren Konzepten der Geschichtsschreibung. Erwünscht ist ebenso der gezielte Blick auf die Geschlechterverhältnisse, denn gerade spontane Proteste, wie etwa die Lebensmittelkrawalle während des Ersten Weltkrieges, wurden von nicht organisierten Frauen wesentlich stärker getragen als von der männlich dominierten „organisierten“
Arbeiterbewegung. Der Zeitrahmen der Betrachtungen erstreckt sich von der Industrialisierung im 19. Jahrhundert bis zu den sozialen Bewegungen und Revolten in jüngster Zeit. Beiträge aus dem außereuropäischen Bereich sind ausdrücklich erwünscht, ebenso überregional oder international vergleichende Arbeiten.

Wir bitten um die Einsendung von Exposés (maximal 2.000 Zeichen inkl. Leerzeichen) bis 31. Januar 2015; die Aufsätze selbst (max. 40.000 Zeichen inkl. Leerzeichen) müssen bis 30. Juni 2015 vorliegen. Rezensionen zu thematisch passenden Titeln sind ebenso willkommen. Die entsprechenden Titel können bei der Redaktion angefragt oder ihr vorgeschlagen werden. Texte können in Deutsch und Englisch eingereicht werden, die Publikation erfolgt in deutscher Sprache. Ausführliche Hinweise zur Textformatierung schicken wir Interessierten auf Anfrage gerne zu.

Kontakt: cfp(ädd)@arbeiterbewegung-jahrbuch.de

Das JahrBuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung ist eine deutschsprachige historische Fachzeitschrift mit Sitz in Berlin und erscheint seit 2002 dreimal jährlich.


Einsortiert unter:Arbeiterbewegung, Erfahrungen, Erinnerung, Sozialgeschichte

Quelle: http://kritischegeschichte.wordpress.com/2014/11/11/cfp-alles-nur-krawall-lohnarbeit-spontaner-protest-und-organisation-vom-19-bis-in-das-21-jahrhundert/

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“N. Packard (Hrsg.): Sociology of Memory. Papers from the Spectrum” – Eine Rezension von Takemitsu Morikawa

Die Herausgeberin Noel Packard organisiert zu jeder Jahrestagung der „Pacific Sociological Association“ die Veranstaltung „Sociology of Memory“. Mit diesem Sammelband dokumentiert sie das Ergebnis ihrer Veranstaltungsreihe in Form einer Zwischenbilanz. Die Leitbegriffe, die den roten Faden des Bandes bilden sind: … Continue reading

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/7364

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World Cafés – auch was für die Geisteswissenschaften?

In ihrem aktuellen Beitrag stellt MusErMeKu-Gastautorin Gesche Schifferdecker das Konzept des World Cafés vor und erläutert, wie es in Form des WeberWorldCafés der Max Weber Stiftung auch für geisteswissenschaftliche Themen Anwendung finden kann. Das Thema des ersten World Cafés, an dem ich teilgenommen habe, war „Was treibt uns an“. Es ging um Mobilitätskonzepte, Stau, Lärm und hohe Abgaswerte, Spritpreis und den Öffentlichen Personennahverkehr. Inhaltlich hat mich das Thema – man möge mir meine Ignoranz verzeihen – eher weniger interessiert. Aber da ich von allen Seiten […]

Quelle: http://musermeku.hypotheses.org/1781

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Geschichte im Brennglas: Der Erste Weltkrieg und das Rheinland

MoRa_Schleper

Auch 100 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs gibt es keine eindeutige Antwort auf die Frage, wer oder was ihn ausgelöst hat. Das Verbundprojekt “Mitten in Europa – Das Rheinland und der Erste Weltkrieg” des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) geht dieser Frage in zahlreichen Forschungsprojekten und Events nach. Das “Rheinland als Brennglas” steht dabei als begehrtes, zentrales Gebiet in Europa im Fokus der Untersuchungen zu “Aggression und Avantgarde”.

Dr. Thomas Schleper, Leiter des Verbundprojektes, sprach auf der 7. Geschichtsmesse in Suhl für “MONTAGSRADIO – Vor Ort” mit Miriam Menzel und Patrick Stegemann über die Hintergründe und Ziele von “Mitten in Europa”, dem ersten kulturellen Großprojekt des LVR.

Die Reihe “MONTAGSRADIO – Vor Ort in Suhl” wurde gefördert von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Für einen schnellen Überblick: die Timeline zum Gespräch mit Dr. Thomas Schleper

0:56 Ziele des Projekts?

1:44 Rolle des Rheinlands für den Ersten Weltkrieg?

5:30 Ähnelt 2014 1914?

6:44 Spielen Parallelen eine Rolle?

7:40 Erinnerungskultur: Nationale Angelegenheit oder europäisch denkbar?

9:10 Erinnerungsprojekte anleiten und austauschen?

10:10„Erinnern an 1914“ in unterschiedlichen Nationen

12:21 Unterschiedliche Erinnerungen im vielfältigem Europa

13:06 Wer soll in Deutschland Erinnerung antreiben?

15:50 Einfluss der deutschen Kriegsschuld auf die Erinnerung

17:11 Soll das Projekt die Erinnerung an 1914 ändern?

19:47 Historischer Kontext des Epochenjahrs 1914

21:04 „Aggression und Avantgarde“ (Begriff zu 1914) heute

22:04 „Das Zeitalter der Extreme“?

23:15 Projekt: Meinungsdiktatur oder Sinnsynthese?

24:03 Montagsradio-Fragebogen

Quelle: http://www.montagsradio.de/2014/06/27/geschichte-im-brennglas-der-erste-weltkrieg-und-das-rheinland/

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Dokumentation zur bayerischen AIDS-Politik

Der ehemalige Leiter des Augsburger Gesundheitsamtes Johannes Georg Gostomzyk hat im Historischen Lexikon Bayerns Ende vergangenen Jahres eine Dokumentation der AIDS-Politik des Freistaates Bayern veröffentlicht, die besonders wegen ihrer klaren, kurzen und sachlichen Darstellung hochinformativ und lesenswert ist.

Die historische Katastrophenforschung argumentiert, dass an Katastrophen Mentalitäten wie unter einem Brennglas sichtbar werden und sich gesellschaftliche Tendenzen (etwa der Sozialdisziplinierung) kurzfristig bündeln und verstärken, was z.T. zur Entstehung obrigkeitlicher, staatlicher und manchmal autoritärer Strukturen führt. Aus kulturwissenschaftlicher Perspektive ist zu ergänzen, dass es vor allem auf die in einer Gesellschaft hegemonialen Deutungsangebote ankommt, ob ein natürliches, technisches oder gesellschaftliches Ereignis auch zu einer Katastrophe mit weitreichenden sozialen Folgen wird.

Ein Beispiel aus der unmittelbaren Zeitgeschichte ist das Auftreten von HIV-AIDS. Zuerst 1981 in Kalifornien diagnostiziert löste und löst die Krankheit weitreichende gesellschaftliche und kulturelle Reaktionen aus. Die medizinische Erfolge, die die Krankheit am Ausbruch hindern bzw. die Symptome unterdrücken helfen, und die Wirkung von Aufklärungskampagnen führten in den letzten Jahren zu einer Verbesserung der Lebensverhältnisse vieler HIV-Infizierter. Die Krankheit wurde dadurch in der öffentlichen Wahrnehmung zu einem Problem des globalen Südens und wird in die gängige Erzählung von dessen Rückständigkeit intergriert.

Wie Gostomzyk zeigt, verfolgte die bayerische Staatsregierung (verantwortliche Staatssekretäre ab 1986 Peter Gauweiler; ab 1989 Günter Beckstein) ab Mitte der 1980er Jahre einen Sonderweg innerhalb der BRD.

Sie setzte den Beschlüssen der Gesundheitsministerkonferenz und deren Betonung von Beratung und Betroffenenschutz eine Politik der Zwangsvorführung und der Zwangstests von sogenannten „Ausscheidern“ und „Ansteckungsverdächtigen“ entgegen. Zudem wurden 1987 (bis 1995) Beamtenanwärter zu AIDS-Tests verpflichtet. Eine zunächst vom Sozialministerium eingerichtete „Zentralen Informationsstelle AIDS“ musste 1990 die Arbeit nach dem Wegfall staatlicher Förderung einstellen. Günter Beckstein erklärte öffentlich, „es gebe bisher keine nachhaltigen Beweise dafür, dass die Aufklärungskampagne AIDS zu einer Änderung des Sexualverhaltens der Bevölkerung geführt habe“ (Gostomzyk). Die Beratungsarbeit blieb zivilgesellschaftliche Initiativen und einzelnen Magistraten überlassen. Trotz massiver Proteste – im April 1987 kam es zu einer Großdemonstration in München und der Bundesverband der Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst kritisierte die Maßnahmen scharf – blieb die bayerische Staatsregierung fast ein Jahrzehnt bei ihrer Ausgrenzungs- und Zwangspolitik. Erst ab 1996 trat eine gewisse Normalisierung ein, indem verstärkt Beratungsprogramme an die Stelle von Zwangsmaßnahmen rückten.

Die Dokumentation ist zu finden unter:
Johannes Georg Gostomzyk, Acquired Immune Deficiency Syndrome (AIDS), in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_45855 (veröffentlicht: 25.11.2013)


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Quelle: http://kritischegeschichte.wordpress.com/2014/03/19/2589/

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Dokumentation zur bayerischen AIDS-Politik

Der ehemalige Leiter des Augsburger Gesundheitsamtes Johannes Georg Gostomzyk hat im Historischen Lexikon Bayerns Ende vergangenen Jahres eine Dokumentation der AIDS-Politik des Freistaates Bayern veröffentlicht, die besonders wegen ihrer klaren, kurzen und sachlichen Darstellung hochinformativ und lesenswert ist.

Die historische Katastrophenforschung argumentiert, dass an Katastrophen Mentalitäten wie unter einem Brennglas sichtbar werden und sich gesellschaftliche Tendenzen (etwa der Sozialdisziplinierung) kurzfristig bündeln und verstärken, was z.T. zur Entstehung obrigkeitlicher, staatlicher und manchmal autoritärer Strukturen führt. Aus kulturwissenschaftlicher Perspektive ist zu ergänzen, dass es vor allem auf die in einer Gesellschaft hegemonialen Deutungsangebote ankommt, ob ein natürliches, technisches oder gesellschaftliches Ereignis auch zu einer Katastrophe mit weitreichenden sozialen Folgen wird.

Ein Beispiel aus der unmittelbaren Zeitgeschichte ist das Auftreten von HIV-AIDS. Zuerst 1981 in Kalifornien diagnostiziert löste und löst die Krankheit weitreichende gesellschaftliche und kulturelle Reaktionen aus. Die medizinische Erfolge, die die Krankheit am Ausbruch hindern bzw. die Symptome unterdrücken helfen, und die Wirkung von Aufklärungskampagnen führten in den letzten Jahren zu einer Verbesserung der Lebensverhältnisse vieler HIV-Infizierter. Die Krankheit wurde dadurch in der öffentlichen Wahrnehmung zu einem Problem des globalen Südens und wird in die gängige Erzählung von dessen Rückständigkeit intergriert.

Wie Gostomzyk zeigt, verfolgte die bayerische Staatsregierung (verantwortliche Staatssekretäre ab 1986 Peter Gauweiler; ab 1989 Günter Beckstein) ab Mitte der 1980er Jahre einen Sonderweg innerhalb der BRD.

Sie setzte den Beschlüssen der Gesundheitsministerkonferenz und deren Betonung von Beratung und Betroffenenschutz eine Politik der Zwangsvorführung und der Zwangstests von sogenannten „Ausscheidern“ und „Ansteckungsverdächtigen“ entgegen. Zudem wurden 1987 (bis 1995) Beamtenanwärter zu AIDS-Tests verpflichtet. Eine zunächst vom Sozialministerium eingerichtete „Zentralen Informationsstelle AIDS“ musste 1990 die Arbeit nach dem Wegfall staatlicher Förderung einstellen. Günter Beckstein erklärte öffentlich, „es gebe bisher keine nachhaltigen Beweise dafür, dass die Aufklärungskampagne AIDS zu einer Änderung des Sexualverhaltens der Bevölkerung geführt habe“ (Gostomzyk). Die Beratungsarbeit blieb zivilgesellschaftliche Initiativen und einzelnen Magistraten überlassen. Trotz massiver Proteste – im April 1987 kam es zu einer Großdemonstration in München und der Bundesverband der Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst kritisierte die Maßnahmen scharf – blieb die bayerische Staatsregierung fast ein Jahrzehnt bei ihrer Ausgrenzungs- und Zwangspolitik. Erst ab 1996 trat eine gewisse Normalisierung ein, indem verstärkt Beratungsprogramme an die Stelle von Zwangsmaßnahmen rückten.

Die Dokumentation ist zu finden unter:
Johannes Georg Gostomzyk, Acquired Immune Deficiency Syndrome (AIDS), in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_45855 (veröffentlicht: 25.11.2013)


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Buchtipp: Linke amerikanischer Generationenroman

9783608501162“Das zentrale Motiv von Jonathan Lethems linksradikaler Familiensaga ist die ständige Trennung der einzelnen Familienmitglieder, ganz so wie sich die Linken in ihren Gruppierungen und Parteien weltweit ständig streiten und spalten. Aber ebenso gibt es eine nicht aufkündbare Verbindlichkeit und Kontinuität – in der Linken ebenso wie in der Familie Zimmer.” Jonathan Lethem führt die Leser_in in seinem Roman »Der Garten der Dissidenten« von den Kommunisten der 30er Jahre bis hin zu Occupy. Florian Schmid hat das Buch (Verlagswebsite) im ND rezensiert. Zur Buchbesprechung der “komplexe(n) historische(n) Aufarbeitung linker Geschichte” (Schmid) bitte hier entlang.


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Quelle: http://kritischegeschichte.wordpress.com/2014/03/18/buchtipp-linke-amerikanischer-generationenroman/

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Buchtipp: Linke amerikanischer Generationenroman

9783608501162“Das zentrale Motiv von Jonathan Lethems linksradikaler Familiensaga ist die ständige Trennung der einzelnen Familienmitglieder, ganz so wie sich die Linken in ihren Gruppierungen und Parteien weltweit ständig streiten und spalten. Aber ebenso gibt es eine nicht aufkündbare Verbindlichkeit und Kontinuität – in der Linken ebenso wie in der Familie Zimmer.” Jonathan Lethem führt die Leser_in in seinem Roman »Der Garten der Dissidenten« von den Kommunisten der 30er Jahre bis hin zu Occupy. Florian Schmid hat das Buch (Verlagswebsite) im ND rezensiert. Zur Buchbesprechung der “komplexe(n) historische(n) Aufarbeitung linker Geschichte” (Schmid) bitte hier entlang.


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Frankreich im centenaire 2014: 100 Jahre Erster Weltkrieg

 

Der 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs wirft seine Schatten voraus. Das gilt selbstverständlich nicht nur für Frankreich. Auch in Deutschland bereitet sich eine Interessenkoalition der „üblichen Verdächtigen“, bestehend aus Museen, Medien und Wissenschaft mit Ausstellungen, Fernseh-Dokus, Tagungen, Publikationen etc. auf den großen Moment vor, dem die Logik eines runden Jahrestages in der Aufmerksamkeitsökonomie der Öffentlichkeit einen besonderen Platz verschafft.

Doch in nur wenigen Ländern sind die Jahre 1914–1918 so im kollektiven Bewusstsein verankert wie in Frankreich, wo der Erste Weltkrieg nicht einfach nur histoire, sondern viel stärker noch mémoire ist und damit eine diskursive Sinnressource darstellt, die für Gegenwart und Zukunft gleichermaßen Orientierung gibt.

Verschiedene Faktoren haben dazu beigetragen, dass sich der Erste Weltkrieg in den letzten 30 Jahren geradezu zum Ursprungsmythos des modernen Frankreich entwickelt hat: Im Kontext des alle westlichen Länder betreffenden memory booms, in dessen Folge „Erinnerung“ – mit den Worten Martin Sabrows – die „Pathosformel der Gegenwart“ geworden ist, entstand vor allem, wenngleich keinesfalls nur in den dreizehn vom Krieg betroffenen départements im Nordosten des Landes, ein regelrechter „activisme 14–18“ (Nicolas Offenstadt), der sich aus ganz unterschiedlichen Motivationen heraus dem Erhalt der Spuren des Krieges verschrieb. Ebenfalls eine Rolle spielte das ansteigende Interesse an der Familiengeschichte (Genealogie-Forschung), die den Ersten Weltkrieg mit seinen in Frankreich signifikant höheren Opferzahlen als stärkeren Einschnitt erscheinen ließ als die Jahre 1939–1945. Parallel dazu schwächte sich durch die sich durchsetzende kritischere Sicht auf das Verhalten der Franzosen in den Jahren des Zweiten Weltkriegs die Bindekraft des résistance als französische Master-Erzählung ab.

Demgegenüber zeichnet sich das Erste-Weltkriegs-Gedenken durch eine weitgehende Anschlussfähigkeit aus. Das gilt einerseits für tendenziell eher linke Diskurse, die z. B. um die fusillés pour l’exemple, d. h. die von der Militärjustiz während des Krieges hingerichteten französischen Soldaten, kreisen und auf einer allgemeinen Ebene die vollkommene Unterwerfung des Individuums unter den totalen Staat der Kriegsjahre beklagen. Ebenso lassen sich andererseits eher rechte Deutungen integrieren, welche die cohésion nationale der Kriegsjahre, also den solidarischen Zusammenhalt der Nation in den langen Jahren des Kriegs grundsätzlich positiv bewerten. Unabhängig von diesen Differenzen lässt sich aber festhalten, dass eine opferzentrierte Sicht bei weitem dominiert. Der Krieg gilt als nationale und europäische Katastrophe und nicht das Ende, d. h. der Sieg, steht im Vordergrund, sondern das Gedenken an seine Schrecken, stets verbunden mit einem emotionalen Plädoyer für Frieden und Völkerverständigung und – auf der politischen Ebene – einem klaren Bekenntnis zur europäischen Integration.

Der centenaire ist also wichtig, er ist nicht einfach nur ein runder Jahrestag wie in Deutschland, er ist ein Schlüsselmoment, an dem sich lokale, regionale wie auch nationale Identitäten kristallisieren. Ein Moment der Selbstreflexion, an dem die großen Fragen gestellt (und idealerweise beantwortet) werden, was es eigentlich heißt, citoyen in Frankreich und Franzose in Europa zu sein. Der häufige Vergleich des centenaire 2014 mit dem bicentenaire der Französischen Revolution von 1989 illustriert jedenfalls eindringlich den zentralen Stellenwert des Ersten Weltkriegs in der politischen Kultur im Frankreich der Gegenwart.

Es überrascht daher nicht, dass die französischen Planungen für das kommende Jahr schon seit einiger Zeit auf Hochtouren laufen. Bereits im März 2011 gab Präsident Nicolas Sarkozy den Auftrag, mit den Programmüberlegungen zu beginnen, und ein daraufhin entstandener, nach seinem Verfasser Joseph Zimet benannter Bericht definierte im September des gleichen Jahres die großen Linien der Gedenkfeierlichkeiten. Im „Rapport Zimet“ werden die folgenden Weichenstellungen vorgenommen: Zum einen erfolgt eine grundsätzliche Einteilung der Gedenkfeierlichkeiten in verschiedene Phasen. Während im Jahr 2014 der (Zentral-)Staat die Federführung übernimmt, sollen in den ja ebenfalls mit zahlreichen centenaires gesättigten Jahren 2015–2017 collectivités territoriales (régions, départements) und Zivilgesellschaft die Initiative übernehmen, um z. B. der symbolisch wichtigen Schlachten von Verdun, der Somme und dem Chemin des Dames zu gedenken. Zum Ende des Gedenkzyklus, 2018/2019, soll dann Paris wieder das Heft in die Hand nehmen, wobei es für diese Phase noch keine konkreteren Vorstellungen gibt. Diese Arbeitsteilung ist sicher auch vor dem Hintergrund einer angespannten Kassenlage zu verstehen. In erster Linie spiegelt sie aber die Tatsache wider, dass der centenaire keinesfalls eine von oben verordnete Angelegenheit ist, sondern dass es ganz im Gegenteil auf der lokalen wie regionalen Ebene eine Vielzahl von Initiativen und Projekten gibt, die in der Summe das Engagement des Zentralstaats bei weitem überschreiten.

Zum anderen setzt der Rapport Zimet sehr stark auf die Internationalisierung des Gedenkens im Allgemeinen und auf einen deutsch-französischen Schwerpunkt im Besonderen. So wird ein „solider erinnerungskultureller deutsch-französischer Sockel“ geradezu zur Voraussetzung des Gelingens des centenaire stilisiert – ein angesichts des vollkommenen Fehlens eines öffentlichen Weltkriegs-Gedenkens in Deutschland wohl nicht unproblematisches Postulat, das gleichwohl die hohe symbolpolitische Bedeutung des Kriegsgedenkens verdeutlicht: Vor dem Hintergrund der aktuellen Finanzkrise stellt der centenaire  aus französischer Sicht eine hervorragende Gelegenheit dar, die Solidität und Dynamik der deutsch-französischen Beziehungen in Szene zu setzen.

Gedenkstätte auf dem Militärfriedhof Notre- Dame-de-Lorette in Ablain-Saint-Nazaire.Gedenkstätte auf dem Militärfriedhof Notre-Dame-de-Lorette in Ablain-Saint-Nazaire.

Zur operativen Umsetzung dieser Überlegungen wurde im April 2012 mit der Mission du centenaire de la Première Guerre mondiale 1914–2014 eine interministerielle Struktur ins Leben gerufen, die den Auftrag hat, die verschiedenen pädagogischen, kulturellen, wissenschaftlichen und im engeren Sinne gedenkpolitischen Aktivitäten zu koordinieren und in Abstimmung mit dem Élysée die großen Gedenkveranstaltungen des Jahres 2014 zu organisieren. Aktuell sieht das Programm, das Anfang November 2013 vom Staatspräsidenten offiziell verkündet werden wird, vier Großveranstaltungen auf französischem Boden vor: Einen 14-Juillet im Zeichen des Ersten Weltkriegs, dezentrale Gedenkfeierlichkeiten zur  Mobilmachung vom 1.–3. August, eine eher klassisch, d. h. militärisch gefasste Veranstaltung zum Gedenken an die Marne-Schlacht (12. September) und als Höhepunkt den 11-Novembre, mit der Einweihung eines großen Denkmals in Notre-Dame-de-Lorette (siehe Bild), das die Namen der im Nord-Pas-de-Calais gefallenen Soldaten aller Nationen, soweit sie bekannt sind, alphabetisch auflistet. Darüber hinaus ist die Mission du centenaire eine der treibenden Kräfte hinter dem europäischen Projekt „Sarajevo, coeur de l’Europe“, das um den Jahrestag des Attentats von Sarajevo im Juni vor Ort ein umfangreiches Kulturprogramm vorsieht.

Dies ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Allein für 2014 haben 900 Einzelprojekte (Tagungen, Konzerte, Ausstellungen etc.) das offizielle Label der Mission, eine Art Gütesiegel, erhalten und es ist zu erwarten, dass sich diese Zahl in weiteren Labellisierungs-Runden noch deutlich erhöht. Schließlich sind so manche für 2016 bzw. 2017 geplante Projekte noch nicht in die konkrete Planungsphase eingetreten.

Für das Deutsche Historische Institut (DHI) Paris ist die hohe Intensität des centenaire eine spannende Herausforderung und eine willkommene Gelegenheit, seine Expertise als zentraler deutschfranzösischer Mittler im Bereich der Geisteswissenschaften einzubringen. Dabei ist klar, dass trotz der kultur- oder gedenkpolitischen Relevanz des Themas eine ausschließlich wissenschaftliche Agenda verfolgt wird. Seit gut zwei Jahren gibt es einen Forschungsschwerpunkt zum Ersten Weltkrieg und das Institut ist hervorragend in die französische wie internationale Forschungslandschaft integriert. Die Tatsache, dass das DHI Paris u. a. im Wissenschaftlichen Beirat der Mission du centenaire, des Mémorial de Notre-Dame-de-Lorette und im comité directeur des Centre de recherche de l’Historial de la Grande Guerre Péronne vertreten ist, spricht eine deutliche Sprache. Im kommenden Jahr wird es neben einer Reihe von kleineren Veranstaltungen fünf große Tagungen geben, an denen sich das DHI Paris federführend oder als Partner beteiligt. Genannt seien hier lediglich eine in Zusammenarbeit mit den Universitäten Paris-Est Créteil und Marne-la-Vallée organisierte Tagung zum Thema „Les défenseurs de la paix 1898–1917“ und eine einwöchige Sommeruniversität, die gemeinsam mit dem Centre de recherche de l’Historial de la Grande Guerre, der École des Hautes Études en Sciences Sociales (EHESS) und den Universitäten von Amiens und Clermont-Ferrand durchgeführt wird. Darüber hinaus arbeitet das Institut zusammen mit der Mission du centenaire an einer Sammlung besonders aussagekräftiger deutscher und französischer Quellen zum Ersten Weltkrieg, die von jeweils einem deutschen und französischen Historiker kommentiert und kontextualisiert werden und die auf der Webseite der Mission (centenaire.org) einem interessierten Publikum den Mehrwert einer deutsch-französischen histoire croisée demonstrieren.

 

 

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/1437

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