17.11.2017 von David Passig
„Ich weiß, dass ich nicht weiß“, lautet ein bekanntes, Sokrates zugeschriebenes Bekenntnis, das offenbart, dass auch die Kenntnis des eigenen Nichtwissens ein Wissen darstellt.1 Diese Einsicht lässt sich auch auf kontingente Ereignisse in der Zukunft anwenden: Zu wissen, dass man nicht weiß, was geschehen wird, ist für sich gesehen bereits ein Wissen, das Relevanz in den Handlungen von Akteuren erlangen kann. Die Suche nach den verschiedenen Formen dieses Wissens über das eigene Nichtwissen prägt gegenwärtig wesentlich die Diskussionen im Graduiertenkolleg 1919.
Dabei hat sich vor allem die von Ulrich Bröckling vorgeschlagene Unterscheidung zwischen known unknowns und unknown unknowns als ein interessanter Denkansatz herausgestellt, der jedoch, wie sich gezeigt hat, für die weitere Arbeit sicherlich der Präzisierung bedarf.2 Im Folgenden soll der Versuch unternommen werden, die fruchtbaren Gedanken Bröcklings mit Hilfe der Lebenswelt-Theorie von Alfred Schütz zu erweitern und dabei möglicherweise einen Beitrag zu dieser Präzisierung zu leisten. Dabei verstehen sich meine Ausführungen zunächst einmal als eine Art Gedankenexperiment und als Angebot zu weiterführenden Diskussionen.
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Quelle: http://grk1919.hypotheses.org/324