Rationales Entscheiden und historische Erklärung

Seit langem beschäftige ich mich mit der Frage der handlungstheoretischen Grundlegung der historischen Erklärung. Aktuell stoße ich dabei auf die Selbstbeschreibung des SFB 1150 „Kulturen des Entscheidens“ in Münster. Auf der Homepage findet sich eine Zusammenfassung des Forschungsprogramms, in der es u.a. heißt: “Damit soll zum anderen ein Anstoß dazu gegeben werden, Entscheiden zu einem zentralen Problem der Historischen Kulturwissenschaften zu machen […].” Dem kann ich ich nur anschließen – würde aber ergänzen, dass Entscheiden immer schon ein zentrales Problem der Historischen Kulturwissenschaften war.

Was mich aber verwundert, ist der in der Geschichtswissenschaft immer noch anhaltende Impuls, sich gegen ein Modell von Handlungsrationalität zu wenden, das eigentlich von niemandem mehr vertreten wird – das hat etwas vom Kampf gegen selbstgebaute Strohpuppen. Zugleich werden Theorieentwicklungen der letzten 20-30 Jahre souverän ignoriert. Es erinnert ein wenig an die Begeisterung der Historiker/innen für Clifford Geertz zu einem Zeitpunkt, als die Ethnologie ihn schon nach heftiger Kritik zu überwinden begann.

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Quelle: http://geschichtsadmin.hypotheses.org/334

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“Dialog für Frieden” – oder Orwell 2.0

Rückblick auf das Ausstellungsprojekt: Am 09. Mai schrieb mir Ali Söylemezoglu, Vorsitzender des Vereins mit dem sprechenden Namen: “Dialog für Frieden e.V.”, wir würden eine Veranstaltungsreihe anbieten, in der die Behauptung erhoben werde, dass die Türken 1915 einen Völkermord verübt hätten. Das war schon einmal falsch: “Die Türken” hatten wir nirgendwo geschrieben, wohl aber tauchte der Begriff “Völkermord” in Vortragstiteln der die Ausstellung begleitenden Vortragsreihe auf. Erstaunlich, wie man missverstanden werden kann, wenn jemand missverstehen will. Der Dialog für Frieden (laut eigener Internet-Recherche ein nur 15 Köpfe starker, aber eben lautstarker Verein) fuhr fort, wir seien uns jedenfalls darin einig, dass die Ereignisse 1914-1922 in Anatolien von größter Bedeutung seien. Insofern wären wir sicher alle der Meinung, dass eine gemeinsame öffentliche Diskussion der Ereignisse an unserer Universität (mit gleichen Redeanteilen der “Vertreter der Völkermordthese” und der “Vertreter der Gegenposition”) sinnvoll sei, um insbesondere das Für und Wider der Einstufung der Ereignisse als Genozid abzuwägen. Eben letzteres war aber gar nicht die Intention von Ausstellung und Vortragsreihe; wie wir unter http://www.blogs.

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Quelle: https://geschichtsadmin.hypotheses.org/330

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Mausklicks statt Gänge zum Regal – das Bayerische Wörterbuch auf dem Weg in die Digitalisierung

Von Michael Schnabel (Bayerisches Wörterbuch)

Wer ein Wörterbuch schreibt, betreibt – wenn man so will – Zettelwirtschaft. Er geht ans Regal, zieht mit Belegzetteln gefüllte Kästen heraus und verschafft sich einen Überblick über die Bedeutungen der zu bearbeitenden Stichwörter.

Wobei er Glück hat, wenn die ihn interessierenden Sprachbelege überhaupt schon verzettelt sind. Oft muss er diese aus den von Gewährspersonen ausgefüllten Fragebögen erst herausschreiben (exzerpieren), d.h. er hat die Materialbasis der von ihm zu verfassenden Stichwortartikel selbst herzustellen – eine mühevolle Arbeit, die mit mehreren Gängen ans Regal und viel Umblätterei verbunden ist. Eigentlich…

Zeitverschwendung



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Quelle: http://dhmuc.hypotheses.org/669

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Beten im Schützengraben.


Heinrich Echtermeyers Verständnis von der Kraft des Fürbittens

Jörg Schlarb

Während des Ersten Weltkrieges war der Glaube ein wichtiger Bestandteil des Vorstellungs- und Deutungshorizontes der Beteiligten. Denn wie die jüngere geschichtswissenschaftliche Forschung zuletzt herausgearbeitet hat, waren religiöse Deutungen mit Blick auf die Kriegserfahrung des ersten maschinell geführten Krieges auf kollektiver wie individueller Ebene von immenser Bedeutung. So zeigten sich beide großen christlichen Kirchen des Kaiserreiches seit 1871 – wenngleich aus unterschiedlichen Gründen[1] – mehr und mehr bereit, „den gesellschaftlichen und politischen Status quo mit Waffengewalt zu verteidigen“.[2] Je näher eine mögliche militärische Auseinandersetzung in Mitteleuropa rückte, desto stärker wurde die Verteidigung der Nation als religiöse Aufgabe verstanden.

Es verwundert daher nicht, dass auch auf individueller Ebene, die infolge einer intensiven Auseinandersetzung mit Feldpostbriefen und -karten in den Fokus der neueren Forschung gerückt ist, die erlebte Kriegswirklichkeit religiös reflektiert wurde. Viele Soldaten suchten in ihrem Glauben Sinn,[3] Rechtfertigung[4] und Schutz.[5] Doch ist zugleich eine wachsende Kritik an den Fähigkeiten und der Moral der Frontpriester aus zahlreichen Feldpostbriefen herauszulesen, die auch einen vermeintlichen religiösen wie moralischen Sittenverfall innerhalb des Offizierskorps und der kämpfenden Truppe thematisieren.[6] Vielfach entwickelte sich aus dieser Kritik eine Art Abkehr von der institutionalisierten Religion,[7] die zu einer Hinwendung zu mythischen oder kultischen Gedanken führte.

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Quelle: http://feldpost.hypotheses.org/635

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Zur visuellen Geschichte bewegter Jugend im 20. Jahrhundert

Walter Nies, Junge Radfahrer

Archiv der deutschen Jugendbewegung in Kooperation mit dem LWL-Medienzentrum für Westfalen

30.10. – 1.11.2015, Burg Ludwigstein bei Witzenhausen, Archiv der deutschen Jugendbewegung

Walter Nies, Junge Radfahrer

Junge Radfahrer Ende der 1940er-Jahre, Fotograf: Walter Nies/Stadtarchiv Lippstadt © mit freundlicher Genehmigung

Visuelle Überlieferungen formen Wahrnehmungen, transportieren Erinnerungen, beeinflussen den Blick auf die Geschichte „bewegter Jugend“ im 20. Jahrhundert. Sie sind niemals einfach „Abbildungen“ von Realität, sondern transportieren immer eine Deutungsabsicht, dienen der sozialen Selbstvergewisserung und der historischen Sinnstiftung.

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Quelle: https://www.visual-history.de/2015/08/06/zur-visuellen-geschichte-bewegter-jugend-im-20-jahrhundert/

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Premium Content im Nummerierungsweblog

Premium Content habe ich in den letzten Wochen wieder im Nummerierungsweblog veröffentlicht, und zwar:

Nummerierte Hausierer, Wien 1873
http://nummer.hypotheses.org/88

Ernst Fischer und Louise Eisler: Der Nummerierungsspott des Prinz Eugen, 1955
http://nummer.hypotheses.org/100

Die nummerierten Bäume von Bouvard und Pécuchet
http://nummer.hypotheses.org/104

Bouvard und Pécuchet machen einen Vorschlag oder: Die Grenzen der Nummerierung im 19. Jahrhundert
http://nummer.hypotheses.org/107

Das Monieren der Nummer: Ein Mangel bei der Einreise nach Wien im Jahr 1821
http://nummer.

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Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022465102/

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Digitale Reiseplanung: Zur neuen (Museums-) Website in 7 Schritten

Eine Website ist zum Glück kein klassisches Buch, bei dem sich nichts mehr verändern lässt, sobald es gedruckt wurde. Ebenso wie sich das Web ständig ändert, sollten auch Homepages ständig überarbeitet werden. Damit ist nicht nur gemeint, dass eine Site immer aktuell gehalten werden muss. Vor allem ist gemeint, dass Websites alle 3-4 Jahre eine Generalüberholung benötigen – und zwar am besten von Grund auf. Man könnte es mit einer Reise vergleichen, bei der man nie ankommt. Das wichtigste Motto für Museen und Kulturinstitutionen … Digitale Reiseplanung: Zur neuen (Museums-) Website in 7 Schritten weiterlesen

Quelle: https://musermeku.hypotheses.org/4037

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„Sammeln. Der Kosmos wissenschaftlicher Objekte“ ist online

Dieses Blog beschäftigt sich mit universitären Sammlungen und den in ihnen enthaltenen Objekten. Die vielfältigen Bestände, die von der Ägyptologie bis zur Zoologie in den unterschiedlichsten Fachrichtungen vorhanden sind, sind materielle Zeugen der Wissenschafts- und Kulturgeschichte. Sie spielen eine wichtige Rolle in  der universitären Lehre und Forschung und stellen für viele Disziplinen eine unentbehrliche Grundlage dar.  Die Sammlungen regen  immer wieder zu Fragen und Neubewertungen an. Sie geben Aufschluss über Wissenspraktiken und die Geschichte einzelner Disziplinen, anhand ihrer spezifischen Materialität ergeben sich immer wieder neue und unerwartete Einsatz- und Nutzungsmöglichkeiten für die Sammlungen.

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Viele universitäre Sammlungen beherbergen ungewöhnliche Objekte – wie hier die „Silberlocken mit etwas Argentit” aus der Mineralogischen Sammlung der TU Berlin; Foto: Oliver Zauzig

Einige Sammlungen waren und sind ganz selbstverständlich Teil von Forschung und Lehre – vor allem in den objektbezogenen Fächern. Doch längst nicht alle Sammlungen sind optimal in den Hochschulalltag eingebunden. Neben der teilweise unzureichenden finanziellen Ausstattung liegt dies daran, dass viele Sammlungen (noch) nicht sichtbar genug sind, dass klassische Sammlungsarbeiten wie Erschließung, Digitalisierung und Ausstellungsarbeit nicht überall als wissenschaftliche Tätigkeiten anerkannt sind oder dass es schlicht und einfach an Ideen und Erfahrungen fehlt, wie Sammlungen und Objekte produktiv im Forschung und Lehre eingesetzt werden können.



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Quelle: http://sammeln.hypotheses.org/224

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Zwangsarbeit als Beitrag zum Sieg: Aktuelle Versuche zur Umdeutung des Gulag-Systems

Perm 36, Foto: Wulfstan (Own Work), September 2008, “Gulag Perm-36 (Russia, Kuchino near Chusovoi)”, Public domain via Wikimedia Commons – https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Perm-36-10.JPG

Im ehemaligen sowjetischen Straflager “Perm 36″ im Ural geschieht seit einigen Jahren Erstaunliches: Das Museum des einst zum Gulag-System gehörenden Arbeitslagers ist insbesondere im Zuge des Ukraine-Konflikts zum Gegenstand revisionistischer Geschichtspolitik geworden – einer Politik, die nun offenbar obsiegt hat.

Perm 36” ist das einzige Gulag-Museum auf dem Territorium der ehemaligen UdSSR, das sich direkt auf dem Gelände eines ehemaligen Arbeitslagers befindet. Zwischen 1943 beziehungsweise 1946 und 1987 wurden hier politische Gegner der jeweiligen sowjetischen Führung gefangen gehalten und zur Zwangsarbeit herangezogen; zunächst für die Holzproduktion, dann für die Holzverarbeitung und schließlich für die Herstellung von Kleinteilen für Bügeleisen.



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Quelle: https://erinnerung.hypotheses.org/521

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Stelle eines Mitarbeiters (Informatik bzw. Informationswissenschaften) im Projekt “Johann Friedrich Blumenbach – online” der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen

Zum 01.09.2015 kann längerfristig (ggf. bis 2024) im Projekt “Johann Friedrich Blumenbach – online” der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen eine Stelle eines Informatikers bzw. Informationswissenschafttlers – halbe Stelle, 0,5 VZÄ – besetzt werden.

Eine Eingruppierung kann bei Vorliegen der entsprechenden Voraussetzungen bis zur Entgeltgruppe E13 TV-L erfolgen. Die Voraussetzungen für eine entsprechende Eingruppierung nach TV-L bedürfen der Prüfung durch die Personalabteilung der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.

Die Mitarbeiterin bzw.

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Quelle: http://dhd-blog.org/?p=5520

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