Forschung in Fluss. Das 16. Symposium des Mediävistenverbands widmet sich dem Thema „Gebrauch und Symbolik des Wassers in der mittelalterlichen Kultur“ (Bern, 22.-25. März 2015)

Ein Beitrag von Klaus Oschema (Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit des Medävistenverband e.V.) & Friederike Pfister (beide Heidelberg)

„How’s the water?“ Zuweilen finden die einfachsten und buchstäblich naheliegendsten Dinge am wenigsten Beachtung. Griffig zeigen das die Protagonisten im kleinen Einstiegswitz, mit dem David Foster Wallace im Jahr 2005 seine Rede vor den Absolventen des Kenyon College begann: Zwei junge Fische treffen einen älteren, der ihnen entgegen schwimmt. Im Vorbeischwimmen nickt der ältere ihnen zu und sagt: „Morgen Jungs. Wie ist das Wasser?“ Die jungen Fische schwimmen weiter – und nach einiger Zeit dreht sich der eine zum anderen und fragt: „Was zum Teufel ist Wasser?“

Trotz seiner offensichtlichen Bedeutung für das tägliche Leben wurde dem fluiden Gegenstand „Wasser“ in der mediävistischen Forschung bislang nur eingeschränkt Aufmerksamkeit zuteil. Angesichts der geschilderten Pointe müsste es wohl eher heißen: ‚gerade deswegen‘. Dies zu ändern nimmt sich der Mediävistenverband mit seinem aktuellen Symposium vor, das vom 22. bis 25. März 2015 eine ebenso interdisziplinäre wie internationale Vielzahl von Mediävistinnen und Mediävisten nach Bern führen wird. Dem verantwortlichen Organisationsteam vor Ort gehören an Gerlinde Huber-Rebenich (Mittellatein), Christian Rohr (Geschichte) und Michael Stolz (Germanistik). Gemeinsam haben sie die Ausschreibung unter den Leitspruch „Wasser ist Leben“ gestellt, der die Bandbreite der möglichen Themen gerafft ansprechen soll.

So wird denn nun aus historisierender Warte ein neuer Blick auf eine Substanz geworfen, die auch zeitgenössischen Naturwissenschaften noch so manches Rätsel aufgibt. Wenngleich wir nämlich selbstverständlich mit Wasser im Alltag umgehen, so bleibt ja sein physikalisches und chemisches Verhalten recht eigentümlich: Es erreicht bekanntlich seine größte Dichte bei circa 4° Celsius, nur um sein Volumen mit dem Erreichen des Gefrierpunkts und dem Wechsel des Aggregatzustands in festes Eis kräftig auszudehnen.1

Die Menschen der Vormoderne konnten die Folgen dieser Eigenschaften zwar beobachten, aber die naturwissenschaftliche Mikroperspektive blieb ihnen weitgehend fremd. Dafür beschäftigten sie sich umso mehr mit den vielfältigen Erscheinungsformen des Wassers sowie deren kulturellen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Implikationen. Beispiele bietet das Berner Programm zuhauf: Das beginnt mit der ordnungsschaffenden Wirkung allergrößter Wassermengen – in Form von Flüssen, Seen, Meeren oder Ozeanen – deren Funktion als Transportwege man diskutieren kann und muss, die aber zweifellos den Raum zunächst einmal strukturieren. Ganz gleich, ob es dabei um die Festlegung von Grenzen zwischen politischen oder administrativen Einheiten geht, oder um die Markierung makrogeographischer Einheiten (Inseln oder gar Erdteile): Wasser kann Grenzlinien markieren und zugleich bilden. Ebenso können Flüsse, Meere oder Seen aber auch den Ausgangspunkt für kulturelle Kontakte darstellen. Hierbei spielt der Handel eine übergeordnete Rolle, aber auch persönliche Kommunikation und Reisen werden über Wasserwege ermöglicht. Neben der räumlichen Strukturierung – im verbindenden oder trennenden Sinne – kann Wasser sogar für die Einteilung von Zeit prägend wirken. Der altägyptische Kalender richtete sich ja unter anderem nach der Nilschwemme.

Große Mengen von Wasser – überhaupt das Problem der Menge – stehen entsprechend häufig im Fokus der angekündigten Beiträge: Den Opfern großer Flutkatastrophen, die aus unserer Gegenwart ebenso bekannt sind wie aus der Vormoderne, dürfte dabei der Verweis auf die lebensspendende Kraft des Wassers wohl eher zynisch erscheinen. So konterkariert es ein wenig die positiv gestimmte Einladung, wenn eine ganze Reihe von Vorträgen sich solchen Katastrophen widmet. Dabei werden beide Krisenextreme – Dürren wie Überschwemmungen – diskutiert und verschiedene Erklärungsmuster sowie Bewältigungsstrategien thematisiert. Wie nahe Überfluss und Mangel beieinander liegen, dürfte unter anderem ein Beitrag vorführen, der sich am Beispiel der nordchinesischen Ebene und des unteren Yangzi-Deltas mit beiden Fällen auseinandersetzt (Sektion 1). Die Menge macht es eben aus – das wird wohl auch die leidgeprüfte Einwohnerschaft des Berner Mattequartiers widerspruchslos unterschreiben, die in den vergangenen Jahrzehnten gleich mehrfach in jeweils kürzester Zeit von den andrängenden Wassermassen der Aare aus ihren Wohnungen vertrieben wurde.2

Überhaupt bietet sich Bern wahrlich an, den unterschiedlichen Funktionen und Bedeutungen des Wassers nachzugehen. Schließlich ist nicht nur die Matte für die Fluten exponiert, sondern der Fluss markierte lange Zeit auch eine politische Grenze: Hier endete das Bistum Lausanne – auf dessen Territorium die Stadt Bern lag – und das Bistum Konstanz begann. Für die Entwicklung der Stadt blieben der Fluss und die mit ihm verbundene Grenze bis weit in die Neuzeit hinein bestimmend – und selbst die Frage des Brückenbaus an der Nydegg sorgte für Verwerfungen. Während man sich aber am Fuß der Stadt vor einem Zuviel an Wasser fürchten mochte – obschon das fließende Nass hier für den Betrieb der Gerbereien und der Mühlen benötigt wurde – sehnte man sich oben in der Stadt nach einem Mehr. Diese Sehnsucht war so stark, dass man im späten 15. Jahrhundert bereit war, einem „walch von Burgunn“ weit über 100 Pfund für eine Lösung des Problems zu zahlen: Er hatte versprochen, das Wasser einer nahen Quelle in die Stadt zu leiten, um dort die Brunnen zu versorgen. Letztlich aber wurde „nit darus“ – und schließlich war nicht nur das vorgeschossene Geld verschwunden, sondern, so der amtliche Chronist Diebold Schilling, auch der angebliche Brunnenmacher selbst: „[…] und was aller cost, mu(e)g und arbeit ganz verloren und kam der meister ouch hinweg.“3 Das Berner Interesse am Wasser hat also eine lange Geschichte.

Die weit über 100 Vorträge, die das Programm bereithält, thematisieren eine entsprechend große Bandbreite von Aspekten; der Reigen der beteiligten Disziplinen reicht von der Medizingeschichte, der Papyrologie und verschiedenen Philologien bis hin zur Archäologie und Kunstgeschichte, zur Theologie, Philosophie und Geschichte. Das breite Spektrum der Themen ist daher kaum knapp zusammenzufassen, will man die Erstellung einer längeren Liste vermeiden. Ordnung in der Vielfalt stiften allerdings die großen Themenfelder, in welche die Sektionen eingeteilt sind (von denen bis zu vier gleichzeitig stattfinden): „I. Umwelt, Klima, Ökologie“, „II. Verkehrsmittel, Grenze, Machtgrundlage“, „III. Naturkunde und Naturphilosophie“ und „IV. Symbolbildungen in Religion, Literatur und Kunst“.

Schon hier klingen Tendenzen der aktuellen Forschung an, die ja etwa der Umweltgeschichte immer mehr Raum zubilligt. Auch hinter dem zunächst vielleicht etwas traditionell anmutenden Begriff der „Macht(grundlage)“ verbergen sich Beiträge, die neuere Anregungen produktiv aufgreifen, wenn es um Lebensräume „zwischen Fluss und Meer“ (Sektion 2, 6) geht und damit Aspekte der jüngst verstärkt diskutierten Thalassokratie in den Blick geraten. Selbst die schon angedeutete Ambivalenz vieler Phänomene, die mit dem Wasser zusammenhängen, spiegelt sich in den Beiträgen, wenn eine Sektion etwa das Spannungsfeld von „Mangel bis Überfluss“ (Sektion 1) auftut und andere das Wasser entweder als „verbindendes Element“ (Sektion 14) betrachten oder die ordnungsstiftende Rolle von Wassergrenzen untersuchen (Sektion 4).

Neben den ‚realen‘ Vor- und Nachteilen, dem Nutzen und den Schwierigkeiten, die mit Wasser verbunden sind, gerät auch dessen symbolische Bedeutung in den Blick. Hinsichtlich der Religion gilt, dass nicht wenige symbolische Aufladungen in Judentum, Christentum und Islam auf der Allgegenwart und der Notwendigkeit des Wassers aufbauen: Die Motive reichen vom Wasser als Grundlage der Schöpfung über verschiedene Rituale bis hin zum metaphorischen Wasser als Wort Gottes, das der Mensch zum guten Leben benötigt. Vor allem die Rituale der Taufe (Sektion 8, 9, 31), der Weihe (Sektion 31) und des Bades in der Mikwe (Sektion 21, 33) stehen in Bern in mehreren Beiträgen im Vordergrund: Hier dient das Wasser weniger der körperlichen als vielmehr der seelisch-geistigen Reinigung und Erneuerung. Diese Dimension führte auch zum Aufleben mancher Wallfahrtsorte, an denen sich ‚heilige‘ Quellen befanden. So wurde etwa die Benediktinerabtei St. Ottilien in der Nähe Freiburgs neben einer Quelle errichtet, deren Wasser – so die Geschichte der blinden Ottilie – Augenleiden lindern soll. Dass manchem Wasser heilende Kräfte zugeschrieben wurden, verdeutlichen auch Pilgerandenken, wenn das Quellwasser in eigens angefertigten Ampullen mitgenommen werden konnte. Aber auch die Religionen kennen Wasser nicht nur in positiver Hinsicht – man denke nur an die strafende Sintflut oder die Heiß- oder Kaltwasserprobe bei Gottesurteilen.

So räumt das Symposium also der Symbolik und der Imagination breiten Raum ein, von der erwähnten Rolle des Wassers in Liturgie und Theologie über Wunder und Magie (bes. Sektion 12), die mit dem Nass verbunden sind, bis hin zu Wassertieren, die gleich zwei Sektionen thematisieren (Sektion 19, 23) – man darf gespannt sein auf „le crocodile, cet inconnu“ (Sektion 23). Dass zudem praktische Fragen der Wassernutzung (Sektion 21) und des Bauens am Wasser (Sektion 34) (angesichts der steigenden Frequenz von Flutkatastrophen ebenfalls ein Thema mit starken Gegenwartsbezügen) aufgegriffen werden, rundet das Programm angemessen ab.

Natürlich darf dabei auch der profane Bereich des Badehauses nicht fehlen, mit dem sich eine ganze Sektion auseinandersetzt und unter anderem „Zwanzig gute Gründe, das Bad aufzusuchen“ nennt (Sektion 13). Das führt in gewisser Weise zum genius loci zurück, schilderte doch einst Giacomo Casanova ausgiebig seine Erlebnisse in einer Badestube der Berner Matte: „Ich spielte den Großtürken, musterte mit den Augen diesen Schwarm derber Schönheiten und warf mein Schnupftuch dem Mädchen zu, das mir am besten gefiel. Sie ging mit mir in eine Zelle, schloss die Tür von innen und entkleidete mich mit der ernstesten Miene, ohne ein Wort zu sagen, ja ohne mir auch nur ins Gesicht zu sehen; hierauf zog sie mir eine baumwollene Mütze über die Haare. Sobald sie mich im Wasser sah, entkleidete sie sich ebenfalls mit der Gewandtheit einer Person, die daran gewöhnt ist, und legte sich ohne ein Wort zu sagen zu mir ins Bad. Hierauf begann sie mich überall zu reiben, ausgenommen an einer gewissen Stelle, die ich mit beiden Händen bedeckt hielt. Als ich fand, dass ich genug bearbeitet sei, forderte ich Kaffee von ihr. Sie stieg aus dem Bade, öffnete die Tür, bestellte, was ich wollte, und stieg ohne die geringste Verlegenheit wieder in das Bad.“4 Das Zitat sei hier züchtig abgebrochen, allen einschlägig Interessierten aber ist die eigenständige Lektüre des gesamten Abschnitts zu Bern zu empfehlen.

Anstelle des Abstiegs in die einstigen Berner Lustbarkeiten wollen wir hier abschließend noch dreierlei zum Programm hervorheben, das von drei Plenarvorträgen gerahmt ist: „Wasser in der mittelalterlichen Medizin und Naturkunde“ (Ortrun Riha, Leipzig), „Liquide Welten. Zum Mittelalter aus maritimer Sicht“ (Nikolas Jaspert, Heidelberg) und „Aqua – philosophische und theologische Diskussion über das Wasser (12. bis 14. Jahrhundert)“ (Ruedi Imbach, Paris).

Zum einen besteht ein Höhepunkt des Programms in der feierlichen Verleihung des Nachwuchspreises, mit dem der Mediävistenverband seit 2013 alle zwei Jahre eine herausragende interdisziplinäre Dissertation auszeichnet.

Zum zweiten zeugt die beachtliche geographische Weite der Vortragsthemen nicht nur von einer wahrhaft europäischen Dimension der gegenwärtigen Mediävistik – wenn Italien, die Iberische Halbinsel, das Baltikum und Griechenland ganz selbstverständlich neben Beiträgen zum mittelalterlichen Reich stehen. Vielmehr spiegelt sie zugleich den spürbaren Einfluss transkulturell ausgerichteter Studien, da die Welt des Islam ebenso in den Fokus gerät wie China.

Zum dritten schließlich bietet der Mediävistenverband hier auch Foren für Beiträge, die jenseits des Kernthemas angesiedelt sind, die aber zweifellos große Bedeutung für die aktuelle und zukünftige Entwicklung im mediävistischen Arbeiten besitzen: Eine Gesprächsrunde mit Meike Hensel-Grobe fokussiert mit Blick auf das kommende Symposium 2017 in Bonn auf eine „Werkstatt Mittelalterdidaktik“ und eine eigene Sektion ist den „Digital Humanities“ gewidmet (Sektion 36). Wie das Digitale Zeitalter in den Alltagsbetrieb der Humanities Einzug hält, dürfte dann wohl verbildlicht werden, wenn zumindest einer der Beiträge (wie aus wohl informierten Quellen zu erfahren) per Videokonferenz aus der Ferne zugeschaltet wird.

Ein Live-Stream zu einem Symposium über ein fluides Medium: This is water.

Das vollständige Programm des Symposiums ist über die Website des Mediävistenverband e.V. abzurufen (www.mediaevistenverband.de) bzw. über die Website des Symposiums: http://www.kas.unibe.ch/Mediaevistenverband_Symposium_2015/ Hier ist auch (bis 13. März 2015) die Anmeldung möglich.

  1. Aus einer Vielzahl von Perspektiven widmete sich dem Gegenstand die AG Wasser der „Jungen Akademie“, s. http://www.diejungeakademie.de/presse/pressemitteilungen/details/article/kann-man-wolken-hoeren-ausstellung-der-arbeitsgruppe-wasser-in-berlin/
  2. Beeindruckende Bild- und Textdokumente zum Hochwasser von 2005 versammelt die Website http://www.matte.ch/mattearchiv/hochwasser05.htm.
  3. Nachzulesen in Die Berner Chronik des Diebold Schilling (1468-1484). 2 Bde., hg. von Gustav Tobler, Bern 1897-1901, Bd. 2, S. 268-270; verfügbar unter http://biblio.unibe.ch/digibern/chronik_schilling_bd_02.pdf. Diese und viele weitere Quellen zur Berner Geschichte sind online verfügbar unter http://www.digibern.ch/.
  4. Die Erinnerungen des Giacomo Casanova. 6 Bde., vollst. übertr. von Heinrich Conrad, Berlin [u.a.] 1911, Bd. 3, S. 500f.

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/5229

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Forschung in Fluss. Das 16. Symposium des Mediävistenverbands widmet sich dem Thema „Gebrauch und Symbolik des Wassers in der mittelalterlichen Kultur“ (Bern, 22.-25. März 2015)

Ein Beitrag von Klaus Oschema (Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit des Medävistenverband e.V.) & Friederike Pfister (beide Heidelberg)

„How’s the water?“ Zuweilen finden die einfachsten und buchstäblich naheliegendsten Dinge am wenigsten Beachtung. Griffig zeigen das die Protagonisten im kleinen Einstiegswitz, mit dem David Foster Wallace im Jahr 2005 seine Rede vor den Absolventen des Kenyon College begann: Zwei junge Fische treffen einen älteren, der ihnen entgegen schwimmt. Im Vorbeischwimmen nickt der ältere ihnen zu und sagt: „Morgen Jungs. Wie ist das Wasser?“ Die jungen Fische schwimmen weiter – und nach einiger Zeit dreht sich der eine zum anderen und fragt: „Was zum Teufel ist Wasser?“

Trotz seiner offensichtlichen Bedeutung für das tägliche Leben wurde dem fluiden Gegenstand „Wasser“ in der mediävistischen Forschung bislang nur eingeschränkt Aufmerksamkeit zuteil. Angesichts der geschilderten Pointe müsste es wohl eher heißen: ‚gerade deswegen‘. Dies zu ändern nimmt sich der Mediävistenverband mit seinem aktuellen Symposium vor, das vom 22. bis 25. März 2015 eine ebenso interdisziplinäre wie internationale Vielzahl von Mediävistinnen und Mediävisten nach Bern führen wird. Dem verantwortlichen Organisationsteam vor Ort gehören an Gerlinde Huber-Rebenich (Mittellatein), Christian Rohr (Geschichte) und Michael Stolz (Germanistik). Gemeinsam haben sie die Ausschreibung unter den Leitspruch „Wasser ist Leben“ gestellt, der die Bandbreite der möglichen Themen gerafft ansprechen soll.

So wird denn nun aus historisierender Warte ein neuer Blick auf eine Substanz geworfen, die auch zeitgenössischen Naturwissenschaften noch so manches Rätsel aufgibt. Wenngleich wir nämlich selbstverständlich mit Wasser im Alltag umgehen, so bleibt ja sein physikalisches und chemisches Verhalten recht eigentümlich: Es erreicht bekanntlich seine größte Dichte bei circa 4° Celsius, nur um sein Volumen mit dem Erreichen des Gefrierpunkts und dem Wechsel des Aggregatzustands in festes Eis kräftig auszudehnen.1

Die Menschen der Vormoderne konnten die Folgen dieser Eigenschaften zwar beobachten, aber die naturwissenschaftliche Mikroperspektive blieb ihnen weitgehend fremd. Dafür beschäftigten sie sich umso mehr mit den vielfältigen Erscheinungsformen des Wassers sowie deren kulturellen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Implikationen. Beispiele bietet das Berner Programm zuhauf: Das beginnt mit der ordnungsschaffenden Wirkung allergrößter Wassermengen – in Form von Flüssen, Seen, Meeren oder Ozeanen – deren Funktion als Transportwege man diskutieren kann und muss, die aber zweifellos den Raum zunächst einmal strukturieren. Ganz gleich, ob es dabei um die Festlegung von Grenzen zwischen politischen oder administrativen Einheiten geht, oder um die Markierung makrogeographischer Einheiten (Inseln oder gar Erdteile): Wasser kann Grenzlinien markieren und zugleich bilden. Ebenso können Flüsse, Meere oder Seen aber auch den Ausgangspunkt für kulturelle Kontakte darstellen. Hierbei spielt der Handel eine übergeordnete Rolle, aber auch persönliche Kommunikation und Reisen werden über Wasserwege ermöglicht. Neben der räumlichen Strukturierung – im verbindenden oder trennenden Sinne – kann Wasser sogar für die Einteilung von Zeit prägend wirken. Der altägyptische Kalender richtete sich ja unter anderem nach der Nilschwemme.

Große Mengen von Wasser – überhaupt das Problem der Menge – stehen entsprechend häufig im Fokus der angekündigten Beiträge: Den Opfern großer Flutkatastrophen, die aus unserer Gegenwart ebenso bekannt sind wie aus der Vormoderne, dürfte dabei der Verweis auf die lebensspendende Kraft des Wassers wohl eher zynisch erscheinen. So konterkariert es ein wenig die positiv gestimmte Einladung, wenn eine ganze Reihe von Vorträgen sich solchen Katastrophen widmet. Dabei werden beide Krisenextreme – Dürren wie Überschwemmungen – diskutiert und verschiedene Erklärungsmuster sowie Bewältigungsstrategien thematisiert. Wie nahe Überfluss und Mangel beieinander liegen, dürfte unter anderem ein Beitrag vorführen, der sich am Beispiel der nordchinesischen Ebene und des unteren Yangzi-Deltas mit beiden Fällen auseinandersetzt (Sektion 1). Die Menge macht es eben aus – das wird wohl auch die leidgeprüfte Einwohnerschaft des Berner Mattequartiers widerspruchslos unterschreiben, die in den vergangenen Jahrzehnten gleich mehrfach in jeweils kürzester Zeit von den andrängenden Wassermassen der Aare aus ihren Wohnungen vertrieben wurde.2

Überhaupt bietet sich Bern wahrlich an, den unterschiedlichen Funktionen und Bedeutungen des Wassers nachzugehen. Schließlich ist nicht nur die Matte für die Fluten exponiert, sondern der Fluss markierte lange Zeit auch eine politische Grenze: Hier endete das Bistum Lausanne – auf dessen Territorium die Stadt Bern lag – und das Bistum Konstanz begann. Für die Entwicklung der Stadt blieben der Fluss und die mit ihm verbundene Grenze bis weit in die Neuzeit hinein bestimmend – und selbst die Frage des Brückenbaus an der Nydegg sorgte für Verwerfungen. Während man sich aber am Fuß der Stadt vor einem Zuviel an Wasser fürchten mochte – obschon das fließende Nass hier für den Betrieb der Gerbereien und der Mühlen benötigt wurde – sehnte man sich oben in der Stadt nach einem Mehr. Diese Sehnsucht war so stark, dass man im späten 15. Jahrhundert bereit war, einem „walch von Burgunn“ weit über 100 Pfund für eine Lösung des Problems zu zahlen: Er hatte versprochen, das Wasser einer nahen Quelle in die Stadt zu leiten, um dort die Brunnen zu versorgen. Letztlich aber wurde „nit darus“ – und schließlich war nicht nur das vorgeschossene Geld verschwunden, sondern, so der amtliche Chronist Diebold Schilling, auch der angebliche Brunnenmacher selbst: „[...] und was aller cost, mu(e)g und arbeit ganz verloren und kam der meister ouch hinweg.“3 Das Berner Interesse am Wasser hat also eine lange Geschichte.

Die weit über 100 Vorträge, die das Programm bereithält, thematisieren eine entsprechend große Bandbreite von Aspekten; der Reigen der beteiligten Disziplinen reicht von der Medizingeschichte, der Papyrologie und verschiedenen Philologien bis hin zur Archäologie und Kunstgeschichte, zur Theologie, Philosophie und Geschichte. Das breite Spektrum der Themen ist daher kaum knapp zusammenzufassen, will man die Erstellung einer längeren Liste vermeiden. Ordnung in der Vielfalt stiften allerdings die großen Themenfelder, in welche die Sektionen eingeteilt sind (von denen bis zu vier gleichzeitig stattfinden): „I. Umwelt, Klima, Ökologie“, „II. Verkehrsmittel, Grenze, Machtgrundlage“, „III. Naturkunde und Naturphilosophie“ und „IV. Symbolbildungen in Religion, Literatur und Kunst“.

Schon hier klingen Tendenzen der aktuellen Forschung an, die ja etwa der Umweltgeschichte immer mehr Raum zubilligt. Auch hinter dem zunächst vielleicht etwas traditionell anmutenden Begriff der „Macht(grundlage)“ verbergen sich Beiträge, die neuere Anregungen produktiv aufgreifen, wenn es um Lebensräume „zwischen Fluss und Meer“ (Sektion 2, 6) geht und damit Aspekte der jüngst verstärkt diskutierten Thalassokratie in den Blick geraten. Selbst die schon angedeutete Ambivalenz vieler Phänomene, die mit dem Wasser zusammenhängen, spiegelt sich in den Beiträgen, wenn eine Sektion etwa das Spannungsfeld von „Mangel bis Überfluss“ (Sektion 1) auftut und andere das Wasser entweder als „verbindendes Element“ (Sektion 14) betrachten oder die ordnungsstiftende Rolle von Wassergrenzen untersuchen (Sektion 4).

Neben den ‚realen‘ Vor- und Nachteilen, dem Nutzen und den Schwierigkeiten, die mit Wasser verbunden sind, gerät auch dessen symbolische Bedeutung in den Blick. Hinsichtlich der Religion gilt, dass nicht wenige symbolische Aufladungen in Judentum, Christentum und Islam auf der Allgegenwart und der Notwendigkeit des Wassers aufbauen: Die Motive reichen vom Wasser als Grundlage der Schöpfung über verschiedene Rituale bis hin zum metaphorischen Wasser als Wort Gottes, das der Mensch zum guten Leben benötigt. Vor allem die Rituale der Taufe (Sektion 8, 9, 31), der Weihe (Sektion 31) und des Bades in der Mikwe (Sektion 21, 33) stehen in Bern in mehreren Beiträgen im Vordergrund: Hier dient das Wasser weniger der körperlichen als vielmehr der seelisch-geistigen Reinigung und Erneuerung. Diese Dimension führte auch zum Aufleben mancher Wallfahrtsorte, an denen sich ‚heilige‘ Quellen befanden. So wurde etwa die Benediktinerabtei St. Ottilien in der Nähe Freiburgs neben einer Quelle errichtet, deren Wasser – so die Geschichte der blinden Ottilie – Augenleiden lindern soll. Dass manchem Wasser heilende Kräfte zugeschrieben wurden, verdeutlichen auch Pilgerandenken, wenn das Quellwasser in eigens angefertigten Ampullen mitgenommen werden konnte. Aber auch die Religionen kennen Wasser nicht nur in positiver Hinsicht – man denke nur an die strafende Sintflut oder die Heiß- oder Kaltwasserprobe bei Gottesurteilen.

So räumt das Symposium also der Symbolik und der Imagination breiten Raum ein, von der erwähnten Rolle des Wassers in Liturgie und Theologie über Wunder und Magie (bes. Sektion 12), die mit dem Nass verbunden sind, bis hin zu Wassertieren, die gleich zwei Sektionen thematisieren (Sektion 19, 23) – man darf gespannt sein auf „le crocodile, cet inconnu“ (Sektion 23). Dass zudem praktische Fragen der Wassernutzung (Sektion 21) und des Bauens am Wasser (Sektion 34) (angesichts der steigenden Frequenz von Flutkatastrophen ebenfalls ein Thema mit starken Gegenwartsbezügen) aufgegriffen werden, rundet das Programm angemessen ab.

Natürlich darf dabei auch der profane Bereich des Badehauses nicht fehlen, mit dem sich eine ganze Sektion auseinandersetzt und unter anderem „Zwanzig gute Gründe, das Bad aufzusuchen“ nennt (Sektion 13). Das führt in gewisser Weise zum genius loci zurück, schilderte doch einst Giacomo Casanova ausgiebig seine Erlebnisse in einer Badestube der Berner Matte: „Ich spielte den Großtürken, musterte mit den Augen diesen Schwarm derber Schönheiten und warf mein Schnupftuch dem Mädchen zu, das mir am besten gefiel. Sie ging mit mir in eine Zelle, schloss die Tür von innen und entkleidete mich mit der ernstesten Miene, ohne ein Wort zu sagen, ja ohne mir auch nur ins Gesicht zu sehen; hierauf zog sie mir eine baumwollene Mütze über die Haare. Sobald sie mich im Wasser sah, entkleidete sie sich ebenfalls mit der Gewandtheit einer Person, die daran gewöhnt ist, und legte sich ohne ein Wort zu sagen zu mir ins Bad. Hierauf begann sie mich überall zu reiben, ausgenommen an einer gewissen Stelle, die ich mit beiden Händen bedeckt hielt. Als ich fand, dass ich genug bearbeitet sei, forderte ich Kaffee von ihr. Sie stieg aus dem Bade, öffnete die Tür, bestellte, was ich wollte, und stieg ohne die geringste Verlegenheit wieder in das Bad.“4 Das Zitat sei hier züchtig abgebrochen, allen einschlägig Interessierten aber ist die eigenständige Lektüre des gesamten Abschnitts zu Bern zu empfehlen.

Anstelle des Abstiegs in die einstigen Berner Lustbarkeiten wollen wir hier abschließend noch dreierlei zum Programm hervorheben, das von drei Plenarvorträgen gerahmt ist: „Wasser in der mittelalterlichen Medizin und Naturkunde“ (Ortrun Riha, Leipzig), „Liquide Welten. Zum Mittelalter aus maritimer Sicht“ (Nikolas Jaspert, Heidelberg) und „Aqua – philosophische und theologische Diskussion über das Wasser (12. bis 14. Jahrhundert)“ (Ruedi Imbach, Paris).

Zum einen besteht ein Höhepunkt des Programms in der feierlichen Verleihung des Nachwuchspreises, mit dem der Mediävistenverband seit 2013 alle zwei Jahre eine herausragende interdisziplinäre Dissertation auszeichnet.

Zum zweiten zeugt die beachtliche geographische Weite der Vortragsthemen nicht nur von einer wahrhaft europäischen Dimension der gegenwärtigen Mediävistik – wenn Italien, die Iberische Halbinsel, das Baltikum und Griechenland ganz selbstverständlich neben Beiträgen zum mittelalterlichen Reich stehen. Vielmehr spiegelt sie zugleich den spürbaren Einfluss transkulturell ausgerichteter Studien, da die Welt des Islam ebenso in den Fokus gerät wie China.

Zum dritten schließlich bietet der Mediävistenverband hier auch Foren für Beiträge, die jenseits des Kernthemas angesiedelt sind, die aber zweifellos große Bedeutung für die aktuelle und zukünftige Entwicklung im mediävistischen Arbeiten besitzen: Eine Gesprächsrunde mit Meike Hensel-Grobe fokussiert mit Blick auf das kommende Symposium 2017 in Bonn auf eine „Werkstatt Mittelalterdidaktik“ und eine eigene Sektion ist den „Digital Humanities“ gewidmet (Sektion 36). Wie das Digitale Zeitalter in den Alltagsbetrieb der Humanities Einzug hält, dürfte dann wohl verbildlicht werden, wenn zumindest einer der Beiträge (wie aus wohl informierten Quellen zu erfahren) per Videokonferenz aus der Ferne zugeschaltet wird.

Ein Live-Stream zu einem Symposium über ein fluides Medium: This is water.

Das vollständige Programm des Symposiums ist über die Website des Mediävistenverband e.V. abzurufen (www.mediaevistenverband.de) bzw. über die Website des Symposiums: http://www.kas.unibe.ch/Mediaevistenverband_Symposium_2015/ Hier ist auch (bis 13. März 2015) die Anmeldung möglich.

  1. Aus einer Vielzahl von Perspektiven widmete sich dem Gegenstand die AG Wasser der „Jungen Akademie“, s. http://www.diejungeakademie.de/presse/pressemitteilungen/details/article/kann-man-wolken-hoeren-ausstellung-der-arbeitsgruppe-wasser-in-berlin/
  2. Beeindruckende Bild- und Textdokumente zum Hochwasser von 2005 versammelt die Website http://www.matte.ch/mattearchiv/hochwasser05.htm.
  3. Nachzulesen in Die Berner Chronik des Diebold Schilling (1468-1484). 2 Bde., hg. von Gustav Tobler, Bern 1897-1901, Bd. 2, S. 268-270; verfügbar unter http://biblio.unibe.ch/digibern/chronik_schilling_bd_02.pdf. Diese und viele weitere Quellen zur Berner Geschichte sind online verfügbar unter http://www.digibern.ch/.
  4. Die Erinnerungen des Giacomo Casanova. 6 Bde., vollst. übertr. von Heinrich Conrad, Berlin [u.a.] 1911, Bd. 3, S. 500f.

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/5229

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Exkursionsbericht Griechenland 2014 Alte Geschichte

Griechenland – Auf den Spuren der Götter (Bericht von Theresa Dorsam und Dimitros Adamopoulos)

Unter diesem Motto stand die Exkursion der Alten Geschichte vom 01. bis 12. Oktober 2014 nach Athen und auf die Peloponnes. Nach einer intensiven Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Quellentexten – von Aischylos bis Platon – aus und über diese Regionen im vorausgegangenen Sommersemester 2014 freuten wir uns auf die Reise und waren bereit für die Spurensuche.

Mittwoch, 01.10.2014: Unsere erste Spur führte uns von Frankfurt/Main über den Flughafen Wien nach Athen, wo wir von der griechischen Sonne empfangen wurden. Weitere griechische Besonderheiten wie der Ouzo und die berühmte Landesküche sollten am selbigen Abend noch folgen. Nach der Ankunft im Hotel fuhren wir nämlich zum Einstieg gemeinsam in den Athener Stadtteil ,,Plaka“, wo wir unter der Akropolis dinierten. Der Anblick des beleuchteten Parthenons ließ schon erahnen, was uns am nächsten Tag erwarten sollte.

Donnerstag, 02.10.2014: Voller Tatendrang erreichten wir am frühen Vormittag des ersten wirklichen Exkursionstages das Wahrzeichen der griechischen Landeshauptstadt: die Akropolis. Nachdem uns die beeindruckenden aber mit Menschenmassen überfüllten Propyläen näher erläutert worden waren, liefen wir am berühmten Nike-Tempel vorbei in Richtung Erechteion. Dann endlich fanden wir eine wichtige und langersehnte Spur unserer Exkursion: den Parthenon. An Ort und Stelle spürten wir die 2500 Jahre alte Geschichte dieses architektonischen Meisterwerkes – und diese Geschichte ist noch lange nicht beendet, denn wir konnten live miterleben, wie der Tempel der Göttin Athene, der nach dem Sieg über die Perser errichtet und Ende des 17. Jahrhunderts schwer beschädigt wurde, in mühevoller Kleinstarbeit wieder aufgebaut wird. Im neuen, modernen Akropolis-Museum konnten wir viele archäologische Schätze wie z. B. die Koren des Erechteions bewundern. Danach ging es über die Überreste des Dionysos-Theaters und über das Odeon des Perikles zur Agora. Manch einer bekam eine Gänsehaut, als er erfuhr, dass genau an diesem Platz die Wurzeln der Demokratie liegen. Etwas enttäuschend war freilich der schlechte Erhaltungszustand der Agora. Dennoch halfen uns Rekonstruktionszeichnungen, Stück für Stück die Spuren auf der Agora zusammenzufügen.

Freitag, 03.10.2014: Nach einem langen Weg durch zahlreiche von der Wirtschaftskrise sichtlich getroffene Stadtteile trafen wir im griechischen Nationalmuseum in Athen ein. Dort wurden wir von der goldenen ‚Maske des Agamemnon’, die von Heinrich Schliemann 1876 in Mykene gefunden wurde, begrüßt. Wir haben diese, wie auch zahlreiche andere Ausstellungsstücke des Museums, kritisch betrachtet und hinterfragt. Tatsächlich ist es umstritten, ob es sich wirklich um die Maske des Agamemnon handelt. Insgesamt gingen wir mit vielen neuen Eindrücken – auch aus der archaischen Zeit – aus dem Museum. Der Tag hatte damit aber nur angefangen, denn unsere Reise führte uns weiter in das Theater von Thorikos, welches zu den ältesten Theater Griechenlands zählt. Hier suchten wir gemeinsam mit unseren Dozenten nach den Überresten von Silber und Blei, die hier bereits in der Archaik abgebaut wurden. Danach hatten wir uns einer besonderen Herausforderung zu stellen: dem windigen Poseidon-Tempel in Sunion. Hier mussten wir alle gegen Poseidons Winde kämpfen. Scheinbar war der Meeresgott uns gegenüber mürrisch gestimmt, denn er machte uns die Spurensuche nicht einfach. Die atemberaubende Aussicht an der südlichen Küste Attikas ließ uns den anstrengenden Aufstieg dann allerdings vergessen.

Samstag, 04.10.2014: Nach einem dreitägigen Aufenthalt in Athen brachen wir in Richtung Tolo auf der Peloponnes auf. Die 25 Kilometer lange heilige Straße führte uns zunächst zum Grabungsgelände in Eleusis. Nach einem kurzen Aufenthalt und der Besichtigung des Telesterions ging es über den Isthmus von Korinth. In der antiken Ausgrabungsstätte von Korinth begegneten wir schließlich dem nächsten Gott, Apollon, und dessen beeindruckenden Tempel. Nach einem anschaulichen Gang durch die Stadtanlage Korinths machten wir einen Zwischenstopp in Nemea. Die Besichtigung hier stellte sich als schwierig heraus, da das Grabungsgelände aufgrund der Winteröffnungszeiten geschlossen war und wir die Größe des Zeus-Tempels nur vom Zaun aus erahnen konnten. Danach fuhren wir nach Tolo, wo wir in einem kleinen Hotel, das von einer netten griechischen Familie geleitet wurde, direkt am Meer untergebracht waren.

Sonntag, 05.10.2014: Am nächsten Morgen begaben wir uns auf eine weitere wichtige Spurensuche in Mykene. Beim Erblicken der riesigen Felsblöcke in den mykenischen Mauern und des Löwentors, kamen wir ins Staunen und konnten Aischylos‘ Tragödie Agamemnon, welche wir im Vorbereitungsseminar gelesen und nachgespielt hatten, vor Ort nachempfinden. Das Megaron und die Gräber auf dem Grabungsgelände von Mykene ließen uns die prächtige mykenische Kultur, welche ca. vom 16. bis ins 12. Jahrhundert v. Chr. bestand, erahnen. Nach einem kurzen Zwischenstopp am ‚Schatzhaus des Atreus’, einem Tholosbau aus dem 13. Jahrhundert v. Chr., fuhren wir weiter zum Heraion von Argos. Dieses Hera-Heiligtum zählte seit früharchaischer Zeit zu den ehrwürdigsten Heiligtümern Griechenlands und hatte seine größte Blüte im 5. Jahrhundert v. Chr. Da nur die Grundmauern der Tempelanlagen erhalten waren, wurde uns auch hier die Spurensuche nicht einfach gemacht. Dennoch durchforsteten wir mit offenem und mittlerweile geschultem Auge die Überreste des Heiligtums. Gegen Mittag machten wir in Argos Rast, wo wir das hellenistische Theater, welches knapp 20.000 Zuschauer fasste, erklommen. Unsere letzte Spur an diesem Tag führte uns zu dem Grabungsgelände der Burg von Tiryns. Diese antike Stadt erlebte ihre Hochphase im 3. Jahrtausend v. Chr. Trotz guter Ausrüstung konnten wir dem aufkommenden Regenschauer nicht Stand halten, sodass ein Teil die Besichtigung leider relativ schnell abbrechen musste.

Montag, 06.10.2014: Heute stand Epidauros auf unserem Plan. Dort fanden wir das imposante und beeindruckende Theater aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. vor, welches am Hang gebaut wurde und bis zu 14.000 Personen Platz bot. Wir konnten es uns nicht verkneifen, die einzigartige Akustik im Theater zu testen und genossen den weitläufigen Ausblick auf die Landschaft. Danach erkundeten wir das Asklepios-Heiligtum von Epidauros, welches in seiner Bedeutung keinesfalls im Schatten des berühmten Theaters stehen sollte. Hier wurde seit dem Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr. ein umfassender Kult- und Heilbetrieb im Zeichen des Halbgottes und Wunderheilers Asklepios und seiner Tochter Hygieia praktiziert. Auf dem teilweise nur mäßig gut erschlossenen Grabungsgelände begaben wir uns auf Spurensuche von Asklepios.
Der Nachmittag stand zur freien Verfügung. Viele Exkursionsteilnehmer, die von der teils anstrengenden Spurensuche etwas mitgenommen waren, nutzten die Zeit zur Erholung. Einige andere erkundeten die idyllische Gegend rund um Tolo auf dem Wasser. Da unser Boot eher antiken Standards glich und mit der rauen See zu kämpfen hatte, machte so manch ein Grieche auf unsrer kleinen Bootstour schlapp. Dennoch konnten wir alle wieder gut erholt den Tag in geselliger Runde ausklingen lassen.

Dienstag, 07.10.2014: Am nächsten Tag verließen wir Tolo und brachen in Richtung Sparta auf. Nach einem spontanen Zwischenstopp in der prähistorischen Siedlung von Lerna hielten wir bei dem Kloster Moni Loukous aus dem 12. Jahrhundert an. Die kleine Zentralbasilika, in dessen Mauern so manche antike Spolien verbaut sind, befand sich inmitten eines zauberhaften Klostergartens. Nach höflichem Anklopfen durften wir eintreten und wurden von gastfreundlichen Nonnen anschließend mit leckerem griechischen Kaffee versorgt. Danach begaben wir uns einige Meter weiter auf Erkundungstour durchs Gebüsch, um die Villa des römischen Redners und Politikers Herodes Atticus zu erkunden.Unser weiterer Weg führte nach Tegea. Da uns auch hier wieder ein starker Regenschauer heimsuchte, konnten wir den Athena-Tempel nur vom Bus aus bestaunen und unsere Phantasie im kleinen, aber gut ausgestatteten Museum anregen lassen. Gegen Abend kamen wir schließlich in Sparta an. Nachdem wir erkannten, dass unsere Hotelzimmer dem entsprachen, was man im Volksmund mit ‚spartanischen Verhältnisse’ umschreibt, beendeten wir den Tag gemeinsam in einem Restaurant vis-à-vis des modernen Leonidas-Denkmals.

Mittwoch, 08.10.2014: Da Historiker stets nicht nur einer Spur folgen sollten, besuchten wir an diesem Tag die Klosterkirchen der byzantinischen Stadt Mystra aus dem 15. Jahrhundert. Auch an diesem Tag regnete es leider, was uns aber nicht davon abhielt, den Klosterberg zu erklimmen und die Geheimnisse der zahlreichen Kirchen und Kloster zu erkunden.
Da jeder der Exkursionsteilnehmer den Film ‚300’ gesehen hatte, hatte die Mehrheit hohe Ansprüche an Sparta. In der Stadt Sparta – heute eher eine Kleinstadt – besichtigten wir das Museum.
Dabei stach die Statue eines spartanischen Kriegers aus dem Jahre 490 v. Chr. ins Auge. Der Krieger – manche denken, es sei Leonidas persönlich – trägt einen Helm mit großem Kamm und schweren Wangenpanzern. Was genau auf den Wangenpanzern zu sehen ist, führte zu hitzigen Diskussionen in der Gruppe. Doch letztlich konnten wir klären, dass es sich um Widderhörner handelte. Als wir das Museum in Sparta verließen, merkte einer der Detektive, dass der Eingang des Museums dem Nike-Tempel ähnelt. Ein Tourist, der neben unserer Gruppe stand, hörte dies und rief ihm auf deutsch ,,Streber“ zu, was zu Gelächter führte. Insgesamt wurde uns erklärt, dass es nur wenige Zeugnisse aus der Vergangenheit Spartas gibt. Die Ausgrabungsstätten in Sparta waren auch nicht gerade ansehnlich und die hohen Erwartungen wurden nicht erfüllt. Unvergesslich wird dennoch das Taygetos-Gebirge rund um Sparta bleiben, das nicht nur bei den Feinden des antiken Spartas einen mächtigen Eindruck hinterlassen hat.

Donnerstag, 09.10.2014: Von Sparta fuhren wir nach Messene, wo wir das weitläufige Grabungsgelände erkunden konnten. Die beeindruckende Stadtmauer verführte manch einen, an ihr hochzuklettern, was manchen unserer Dozenten gelegentlich das Herz stehenbleiben ließ.
Das Stadion war sehr gut erhalten, sodass auch die brühende Hitze die Detektive nicht davon abschreckte, Beweisfotos zu schießen. Als kleine Entschädigung für das schlechte Wetter in Sparta fuhren wir ins sonnige Pylos, wo wir in einem netten Hotel an einem kleinen Hafen übernachteten. Die Schlacht von Pylos (425 v. Chr.) Krieg und die Schlacht von Navarino (1827 n. Chr.) waren zwei wichtige Ereignisse der Region, jedoch mit gravierendem Einfluss auf die gesamte griechische Geschichte. Und neben allem Schlachtenruhm bot Pylos dann auch die ersehnte Möglichkeit, schwimmen zu gehen und sich ein wenig zu erholen. Den Abend verbrachte die Gruppe gemeinsam direkt am wunderschönen Hafen, wo gelacht, getrunken und gespielt wurde. Man lernte sich untereinander besser kennen und auch unsere Dozenten waren stets Teil unserer gemütlichen Runden, die während dieser Exkursion häufig zusammenfanden.

Freitag, 10.10.2014: Eine lange und schwierige Fahrt war die zum Apollon-Tempel in Bassae, der sich auf 1150 Meter Höhe befindet. Unser Busfahrer Georgos (von uns liebevoll ,,Schosch“ genannt) meisterte die kurvenreiche Straße auf den Berg souverän. Als der Bus plötzlich vor einem großen Straßenkrater stehen blieb, dachten wir schon, dass wir umkehren müssten, doch Georgos füllte den Krater mit zwei Felsbrocken, was dazu führte, dass die eine oder andere Exkursionsteilnehmerin bei diesem Anblick dahinschmolz. Iktinos, der Architekt des Parthenon, wurde auch für den Bauherr des Apollon-Tempels gehalten, dieser verwendete korinthische und ionische Elemente und kombinierte diese mit sechs Meter hohen dorischen Säulen. Die korinthische Ordnung findet sich in diesem Tempel zum ersten Mal. Solche Fakten und die Tatsache, einen derart hervorragend erhaltenen Tempel (zugleich auch UNESCO-Weltkulturerbe) sehen zu können, erstaunten viele.

Samstag, 11.10.2014: Am vorletzten Tag der Exkursion besuchten wir Olympia. Sowohl das Grabungsgelände als auch das Museum waren beeindruckend. Dieses Heiligtum des Zeus war der Austragungsort der Olympischen Spiele. Obwohl der Zeus-Tempel heute rekonstruiert werden muss, wurde uns allen klar, dass der etwa 64 Meter lange, 28 Meter breite und 20 Meter hohe Tempel zu den bedeutendsten Bauwerken der frühklassischen Architektur zählt und wir konnten uns damit auch erklären, warum die Athleten während der Olympischen Spiele in Richtung des Zeus-Tempels starteten. Der plastische Schmuck, d.h. die Giebelskulpturen und die Metopen sind im Museum in Olympia zu bestaunen. Die Giebelfelder waren mit Skulpturen aus parsischem Marmor ausgestattet, die Geschichten aus der Mythologie erzählten. Auf den Metopen wurden die zwölf Taten Herakles’ dargestellt. Im Zeus-Tempel befand sich auch eines der Sieben Weltwunder der Antike: die Zeus-Statue des Phidias, die leider nicht mehr erhalten ist. Erhalten dagegen sind aber etwa das Philippeion, ein Teil der Schatzhäuser, der Eingang zum Stadion, das Stadion selbst sowie Teile der Palästra. Die Länge der Laufbahn betrug – und beträgt heute noch – 192,28 Meter. Als die Exkursionsteilnehmer in das Stadion eintraten, überfiel sie der olympische Geist und es kam spontan zu einem Wettlauf unter den Männern (da Frauen am antiken Wettlauf in Olympia nicht teilnehmen durften und die Gruppe dieses Gesetz respektierte). Nach diesen tollen Eindrücken in Olympia fuhren wir zurück nach Athen, wo wir unsere Spurensuche gemeinsam mit Pita Gyros abschlossen.

Sonntag, 12.10.2014: Am nächsten Tag traten wir die Rückreise nach Frankfurt an. Am Flughafen gab es letzte, unangekündigte ‚Tests’, aber da die Exkursionsteilnehmer die gefragten Fachbegriffe für die ‚Rillen’ in den Säulen (Kanneluren) natürlich kannten, konnten unsere Dozenten fröhlich gestimmt werden und sich dann sogar mehreren Zaubertricks der Exkursionsteilnehmer widmen.
Insgesamt hat die Exkursionsgruppe zahlreiche Spuren der Götter auffinden, analysieren und deuten können. Ihr Anliegen, sich auf dem Gebiet der griechischen Antike und Archäologie praxisnah weiterzubilden und auf den Spuren der Götter zu wandeln, konnte mit viel Begeisterung, Freude und (Tat-) Kraft gelingen.

Den Exkursionsbericht mit Bildern finden Sie auch auf der Homepage der Alten Geschichte.

 

Quelle: http://mgtud.hypotheses.org/207

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Exkursionsbericht Griechenland 2014 Alte Geschichte

Griechenland - Auf den Spuren der Götter (Bericht von Theresa Dorsam und Dimitros Adamopoulos)

Unter diesem Motto stand die Exkursion der Alten Geschichte vom 01. bis 12. Oktober 2014 nach Athen und auf die Peloponnes. Nach einer intensiven Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Quellentexten - von Aischylos bis Platon - aus und über diese Regionen im vorausgegangenen Sommersemester 2014 freuten wir uns auf die Reise und waren bereit für die Spurensuche.

Mittwoch, 01.10.2014: Unsere erste Spur führte uns von Frankfurt/Main über den Flughafen Wien nach Athen, wo wir von der griechischen Sonne empfangen wurden. Weitere griechische Besonderheiten wie der Ouzo und die berühmte Landesküche sollten am selbigen Abend noch folgen. Nach der Ankunft im Hotel fuhren wir nämlich zum Einstieg gemeinsam in den Athener Stadtteil ,,Plaka“, wo wir unter der Akropolis dinierten. Der Anblick des beleuchteten Parthenons ließ schon erahnen, was uns am nächsten Tag erwarten sollte.

Donnerstag, 02.10.2014: Voller Tatendrang erreichten wir am frühen Vormittag des ersten wirklichen Exkursionstages das Wahrzeichen der griechischen Landeshauptstadt: die Akropolis. Nachdem uns die beeindruckenden aber mit Menschenmassen überfüllten Propyläen näher erläutert worden waren, liefen wir am berühmten Nike-Tempel vorbei in Richtung Erechteion. Dann endlich fanden wir eine wichtige und langersehnte Spur unserer Exkursion: den Parthenon. An Ort und Stelle spürten wir die 2500 Jahre alte Geschichte dieses architektonischen Meisterwerkes – und diese Geschichte ist noch lange nicht beendet, denn wir konnten live miterleben, wie der Tempel der Göttin Athene, der nach dem Sieg über die Perser errichtet und Ende des 17. Jahrhunderts schwer beschädigt wurde, in mühevoller Kleinstarbeit wieder aufgebaut wird. Im neuen, modernen Akropolis-Museum konnten wir viele archäologische Schätze wie z. B. die Koren des Erechteions bewundern. Danach ging es über die Überreste des Dionysos-Theaters und über das Odeon des Perikles zur Agora. Manch einer bekam eine Gänsehaut, als er erfuhr, dass genau an diesem Platz die Wurzeln der Demokratie liegen. Etwas enttäuschend war freilich der schlechte Erhaltungszustand der Agora. Dennoch halfen uns Rekonstruktionszeichnungen, Stück für Stück die Spuren auf der Agora zusammenzufügen.

Freitag, 03.10.2014: Nach einem langen Weg durch zahlreiche von der Wirtschaftskrise sichtlich getroffene Stadtteile trafen wir im griechischen Nationalmuseum in Athen ein. Dort wurden wir von der goldenen ‚Maske des Agamemnon’, die von Heinrich Schliemann 1876 in Mykene gefunden wurde, begrüßt. Wir haben diese, wie auch zahlreiche andere Ausstellungsstücke des Museums, kritisch betrachtet und hinterfragt. Tatsächlich ist es umstritten, ob es sich wirklich um die Maske des Agamemnon handelt. Insgesamt gingen wir mit vielen neuen Eindrücken - auch aus der archaischen Zeit - aus dem Museum. Der Tag hatte damit aber nur angefangen, denn unsere Reise führte uns weiter in das Theater von Thorikos, welches zu den ältesten Theater Griechenlands zählt. Hier suchten wir gemeinsam mit unseren Dozenten nach den Überresten von Silber und Blei, die hier bereits in der Archaik abgebaut wurden. Danach hatten wir uns einer besonderen Herausforderung zu stellen: dem windigen Poseidon-Tempel in Sunion. Hier mussten wir alle gegen Poseidons Winde kämpfen. Scheinbar war der Meeresgott uns gegenüber mürrisch gestimmt, denn er machte uns die Spurensuche nicht einfach. Die atemberaubende Aussicht an der südlichen Küste Attikas ließ uns den anstrengenden Aufstieg dann allerdings vergessen.

Samstag, 04.10.2014: Nach einem dreitägigen Aufenthalt in Athen brachen wir in Richtung Tolo auf der Peloponnes auf. Die 25 Kilometer lange heilige Straße führte uns zunächst zum Grabungsgelände in Eleusis. Nach einem kurzen Aufenthalt und der Besichtigung des Telesterions ging es über den Isthmus von Korinth. In der antiken Ausgrabungsstätte von Korinth begegneten wir schließlich dem nächsten Gott, Apollon, und dessen beeindruckenden Tempel. Nach einem anschaulichen Gang durch die Stadtanlage Korinths machten wir einen Zwischenstopp in Nemea. Die Besichtigung hier stellte sich als schwierig heraus, da das Grabungsgelände aufgrund der Winteröffnungszeiten geschlossen war und wir die Größe des Zeus-Tempels nur vom Zaun aus erahnen konnten. Danach fuhren wir nach Tolo, wo wir in einem kleinen Hotel, das von einer netten griechischen Familie geleitet wurde, direkt am Meer untergebracht waren.

Sonntag, 05.10.2014: Am nächsten Morgen begaben wir uns auf eine weitere wichtige Spurensuche in Mykene. Beim Erblicken der riesigen Felsblöcke in den mykenischen Mauern und des Löwentors, kamen wir ins Staunen und konnten Aischylos‘ Tragödie Agamemnon, welche wir im Vorbereitungsseminar gelesen und nachgespielt hatten, vor Ort nachempfinden. Das Megaron und die Gräber auf dem Grabungsgelände von Mykene ließen uns die prächtige mykenische Kultur, welche ca. vom 16. bis ins 12. Jahrhundert v. Chr. bestand, erahnen. Nach einem kurzen Zwischenstopp am ‚Schatzhaus des Atreus’, einem Tholosbau aus dem 13. Jahrhundert v. Chr., fuhren wir weiter zum Heraion von Argos. Dieses Hera-Heiligtum zählte seit früharchaischer Zeit zu den ehrwürdigsten Heiligtümern Griechenlands und hatte seine größte Blüte im 5. Jahrhundert v. Chr. Da nur die Grundmauern der Tempelanlagen erhalten waren, wurde uns auch hier die Spurensuche nicht einfach gemacht. Dennoch durchforsteten wir mit offenem und mittlerweile geschultem Auge die Überreste des Heiligtums. Gegen Mittag machten wir in Argos Rast, wo wir das hellenistische Theater, welches knapp 20.000 Zuschauer fasste, erklommen. Unsere letzte Spur an diesem Tag führte uns zu dem Grabungsgelände der Burg von Tiryns. Diese antike Stadt erlebte ihre Hochphase im 3. Jahrtausend v. Chr. Trotz guter Ausrüstung konnten wir dem aufkommenden Regenschauer nicht Stand halten, sodass ein Teil die Besichtigung leider relativ schnell abbrechen musste.

Montag, 06.10.2014: Heute stand Epidauros auf unserem Plan. Dort fanden wir das imposante und beeindruckende Theater aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. vor, welches am Hang gebaut wurde und bis zu 14.000 Personen Platz bot. Wir konnten es uns nicht verkneifen, die einzigartige Akustik im Theater zu testen und genossen den weitläufigen Ausblick auf die Landschaft. Danach erkundeten wir das Asklepios-Heiligtum von Epidauros, welches in seiner Bedeutung keinesfalls im Schatten des berühmten Theaters stehen sollte. Hier wurde seit dem Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr. ein umfassender Kult- und Heilbetrieb im Zeichen des Halbgottes und Wunderheilers Asklepios und seiner Tochter Hygieia praktiziert. Auf dem teilweise nur mäßig gut erschlossenen Grabungsgelände begaben wir uns auf Spurensuche von Asklepios.
Der Nachmittag stand zur freien Verfügung. Viele Exkursionsteilnehmer, die von der teils anstrengenden Spurensuche etwas mitgenommen waren, nutzten die Zeit zur Erholung. Einige andere erkundeten die idyllische Gegend rund um Tolo auf dem Wasser. Da unser Boot eher antiken Standards glich und mit der rauen See zu kämpfen hatte, machte so manch ein Grieche auf unsrer kleinen Bootstour schlapp. Dennoch konnten wir alle wieder gut erholt den Tag in geselliger Runde ausklingen lassen.

Dienstag, 07.10.2014: Am nächsten Tag verließen wir Tolo und brachen in Richtung Sparta auf. Nach einem spontanen Zwischenstopp in der prähistorischen Siedlung von Lerna hielten wir bei dem Kloster Moni Loukous aus dem 12. Jahrhundert an. Die kleine Zentralbasilika, in dessen Mauern so manche antike Spolien verbaut sind, befand sich inmitten eines zauberhaften Klostergartens. Nach höflichem Anklopfen durften wir eintreten und wurden von gastfreundlichen Nonnen anschließend mit leckerem griechischen Kaffee versorgt. Danach begaben wir uns einige Meter weiter auf Erkundungstour durchs Gebüsch, um die Villa des römischen Redners und Politikers Herodes Atticus zu erkunden.Unser weiterer Weg führte nach Tegea. Da uns auch hier wieder ein starker Regenschauer heimsuchte, konnten wir den Athena-Tempel nur vom Bus aus bestaunen und unsere Phantasie im kleinen, aber gut ausgestatteten Museum anregen lassen. Gegen Abend kamen wir schließlich in Sparta an. Nachdem wir erkannten, dass unsere Hotelzimmer dem entsprachen, was man im Volksmund mit ‚spartanischen Verhältnisse’ umschreibt, beendeten wir den Tag gemeinsam in einem Restaurant vis-à-vis des modernen Leonidas-Denkmals.

Mittwoch, 08.10.2014: Da Historiker stets nicht nur einer Spur folgen sollten, besuchten wir an diesem Tag die Klosterkirchen der byzantinischen Stadt Mystra aus dem 15. Jahrhundert. Auch an diesem Tag regnete es leider, was uns aber nicht davon abhielt, den Klosterberg zu erklimmen und die Geheimnisse der zahlreichen Kirchen und Kloster zu erkunden.
Da jeder der Exkursionsteilnehmer den Film ‚300’ gesehen hatte, hatte die Mehrheit hohe Ansprüche an Sparta. In der Stadt Sparta – heute eher eine Kleinstadt – besichtigten wir das Museum.
Dabei stach die Statue eines spartanischen Kriegers aus dem Jahre 490 v. Chr. ins Auge. Der Krieger – manche denken, es sei Leonidas persönlich – trägt einen Helm mit großem Kamm und schweren Wangenpanzern. Was genau auf den Wangenpanzern zu sehen ist, führte zu hitzigen Diskussionen in der Gruppe. Doch letztlich konnten wir klären, dass es sich um Widderhörner handelte. Als wir das Museum in Sparta verließen, merkte einer der Detektive, dass der Eingang des Museums dem Nike-Tempel ähnelt. Ein Tourist, der neben unserer Gruppe stand, hörte dies und rief ihm auf deutsch ,,Streber“ zu, was zu Gelächter führte. Insgesamt wurde uns erklärt, dass es nur wenige Zeugnisse aus der Vergangenheit Spartas gibt. Die Ausgrabungsstätten in Sparta waren auch nicht gerade ansehnlich und die hohen Erwartungen wurden nicht erfüllt. Unvergesslich wird dennoch das Taygetos-Gebirge rund um Sparta bleiben, das nicht nur bei den Feinden des antiken Spartas einen mächtigen Eindruck hinterlassen hat.

Donnerstag, 09.10.2014: Von Sparta fuhren wir nach Messene, wo wir das weitläufige Grabungsgelände erkunden konnten. Die beeindruckende Stadtmauer verführte manch einen, an ihr hochzuklettern, was manchen unserer Dozenten gelegentlich das Herz stehenbleiben ließ.
Das Stadion war sehr gut erhalten, sodass auch die brühende Hitze die Detektive nicht davon abschreckte, Beweisfotos zu schießen. Als kleine Entschädigung für das schlechte Wetter in Sparta fuhren wir ins sonnige Pylos, wo wir in einem netten Hotel an einem kleinen Hafen übernachteten. Die Schlacht von Pylos (425 v. Chr.) Krieg und die Schlacht von Navarino (1827 n. Chr.) waren zwei wichtige Ereignisse der Region, jedoch mit gravierendem Einfluss auf die gesamte griechische Geschichte. Und neben allem Schlachtenruhm bot Pylos dann auch die ersehnte Möglichkeit, schwimmen zu gehen und sich ein wenig zu erholen. Den Abend verbrachte die Gruppe gemeinsam direkt am wunderschönen Hafen, wo gelacht, getrunken und gespielt wurde. Man lernte sich untereinander besser kennen und auch unsere Dozenten waren stets Teil unserer gemütlichen Runden, die während dieser Exkursion häufig zusammenfanden.

Freitag, 10.10.2014: Eine lange und schwierige Fahrt war die zum Apollon-Tempel in Bassae, der sich auf 1150 Meter Höhe befindet. Unser Busfahrer Georgos (von uns liebevoll ,,Schosch“ genannt) meisterte die kurvenreiche Straße auf den Berg souverän. Als der Bus plötzlich vor einem großen Straßenkrater stehen blieb, dachten wir schon, dass wir umkehren müssten, doch Georgos füllte den Krater mit zwei Felsbrocken, was dazu führte, dass die eine oder andere Exkursionsteilnehmerin bei diesem Anblick dahinschmolz. Iktinos, der Architekt des Parthenon, wurde auch für den Bauherr des Apollon-Tempels gehalten, dieser verwendete korinthische und ionische Elemente und kombinierte diese mit sechs Meter hohen dorischen Säulen. Die korinthische Ordnung findet sich in diesem Tempel zum ersten Mal. Solche Fakten und die Tatsache, einen derart hervorragend erhaltenen Tempel (zugleich auch UNESCO-Weltkulturerbe) sehen zu können, erstaunten viele.

Samstag, 11.10.2014: Am vorletzten Tag der Exkursion besuchten wir Olympia. Sowohl das Grabungsgelände als auch das Museum waren beeindruckend. Dieses Heiligtum des Zeus war der Austragungsort der Olympischen Spiele. Obwohl der Zeus-Tempel heute rekonstruiert werden muss, wurde uns allen klar, dass der etwa 64 Meter lange, 28 Meter breite und 20 Meter hohe Tempel zu den bedeutendsten Bauwerken der frühklassischen Architektur zählt und wir konnten uns damit auch erklären, warum die Athleten während der Olympischen Spiele in Richtung des Zeus-Tempels starteten. Der plastische Schmuck, d.h. die Giebelskulpturen und die Metopen sind im Museum in Olympia zu bestaunen. Die Giebelfelder waren mit Skulpturen aus parsischem Marmor ausgestattet, die Geschichten aus der Mythologie erzählten. Auf den Metopen wurden die zwölf Taten Herakles' dargestellt. Im Zeus-Tempel befand sich auch eines der Sieben Weltwunder der Antike: die Zeus-Statue des Phidias, die leider nicht mehr erhalten ist. Erhalten dagegen sind aber etwa das Philippeion, ein Teil der Schatzhäuser, der Eingang zum Stadion, das Stadion selbst sowie Teile der Palästra. Die Länge der Laufbahn betrug – und beträgt heute noch – 192,28 Meter. Als die Exkursionsteilnehmer in das Stadion eintraten, überfiel sie der olympische Geist und es kam spontan zu einem Wettlauf unter den Männern (da Frauen am antiken Wettlauf in Olympia nicht teilnehmen durften und die Gruppe dieses Gesetz respektierte). Nach diesen tollen Eindrücken in Olympia fuhren wir zurück nach Athen, wo wir unsere Spurensuche gemeinsam mit Pita Gyros abschlossen.

Sonntag, 12.10.2014: Am nächsten Tag traten wir die Rückreise nach Frankfurt an. Am Flughafen gab es letzte, unangekündigte ‚Tests’, aber da die Exkursionsteilnehmer die gefragten Fachbegriffe für die ‚Rillen’ in den Säulen (Kanneluren) natürlich kannten, konnten unsere Dozenten fröhlich gestimmt werden und sich dann sogar mehreren Zaubertricks der Exkursionsteilnehmer widmen.
Insgesamt hat die Exkursionsgruppe zahlreiche Spuren der Götter auffinden, analysieren und deuten können. Ihr Anliegen, sich auf dem Gebiet der griechischen Antike und Archäologie praxisnah weiterzubilden und auf den Spuren der Götter zu wandeln, konnte mit viel Begeisterung, Freude und (Tat-) Kraft gelingen.

Den Exkursionsbericht mit Bildern finden Sie auch auf der Homepage der Alten Geschichte.

 

Quelle: http://mgtud.hypotheses.org/207

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Pophistorische Zugänge zu Native Americans nach 1945: eine Plattenkritik

Bei der Wiederveröffentlichung „vergessener“ Popmusik ist nicht selten eine gewisse Skepsis angebracht: Die Liste verkannter Meisterwerke ist endlich und die wenigsten Veröffentlichungen können das Versprechen einlösen, einen völlig neuen Blick auf popkulturelle Traditionslinien zu eröffnen. Dies gilt umso mehr, als in diesem Feld seit längerer Zeit ein Trend zu immer ausgefalleneren Genres zu beobachten ist, der das Prinzip popkultureller Distinktionsbildung beständig zu neuen Entdeckungen treibt. Konnte man eben noch mit dem Abspielen kambodschanischer Beat-Musik oder Rumba-Rhythmen aus dem franquistischen Spanien punkten, so ist die Musikindustrie schon längst auf dem Weg zu neuen Milieus und Subgenres, deren Nichtkenntnis einem zuvor nicht als Mangel aufgefallen war.

Mittlerweile haben sich hierbei eine Reihe von Musiklabels etablieren können, die immer neue Platten, Künstler und Genres wiederentdecken und für den Musikmarkt neu aufbereiten – oft mit großem Aufwand sowohl in der aufnahmetechnischen Rekonstruktion, opulenter ästhetischer Gestaltung und fundierter redaktionellen Aufbereitung. Man liegt vermutlich nicht ganz falsch, dieses expandierende Veröffentlichungsfeld mit jenem Phänomen in Verbindung zu setzen, das Simon Reynolds jüngst als „Pop Culture’s Addiction to it’s Own Past“ beschrieben hat. In einigen Fällen können solche Zusammenstellungen jedoch nicht nur wertvolle Musik neu zum Vorschein bringen, sondern auch einen neuen Blick auf pop- und gesellschaftsgeschichtliche Fragen stimulieren.

The Chieftones, image courtesy of artist (lightintheattic.net)

Die vorliegende Veröffentlichung ist ein Beispiel eines solchen Falles. Es handelt sich um die Platte „Native North America (Vol. 1): Aboriginal Folk, Rock, and Country 1966–1985“, die im Herbst 2014 auf dem Label „Light in the Attic“ erschienen ist. Das Album beinhaltet ein beeindruckendes Spektrum an Musik von Native Americans aus den kanadischen Territorien und den nördlichen US-Bundesstaaten und vereint auf diese Weise Songs aus so unterschiedlichen Gebieten wie Newfoundland, Nova Scotia, den in Nunavut lebenden Inuit und der nördlichen Pazifikküste von Oregon bis nach Alaska. Eine zweite LP, welche die südlichen Bundesstaaten der USA in den Blick nimmt, ist in Planung. Kevin Howes, der die Musik über Jahre gesammelt hat und in einem kurzen Text im Booklet in den gesellschaftlichen Kontext einführt, schreibt hierzu: „Beginning in the 1960s and well into the 1980s, a movement of Aboriginal musicians, artists, writers, and poets from across North America crafted a new blend of music: folk, country, rock, pop, blues, jazz, and classical, all reflected through their distinct cultural heritage.“

Flöten und Wassertrommeln sucht man auf den Veröffentlichungen demnach vergebens: Stattdessen lassen sich in vielen Fällen sehr klassische Besetzungen von Sängern/Gitarristen in der Tradition der zeitgenössischen Folk-Welle bis zu klassischen Rock-Besetzungen wie man sie bei der aus Inuit bestehenden Rockband Sugluk finden kann. Nicht alle Aufnahmen klingen revolutionär, einiges klingt sogar ausgesprochen konventionell, aber jede der drei Platten birgt unbekannte Künstler von überraschender Qualität und Originalität, wobei vielleicht Willy Mitchell und der in Kanada nicht völlig unbekannte Willie Dunn hervorgehoben werden können.

Willie Thrasher, image courtesy of artist (lightintheattic.net)

Wichtiger als die musikalische Qualität ist für den Kontext popgeschichtlicher Fragestellungen die Tatsache, dass mit der Musik, den Songtexten und den sie begleitenden biographischen Darstellungen des Booklets die – zumindest in Deutschland – historiographisch wenig präsente Geschichte der Native Americans in den USA und Kanada der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in den Blick gerät. Gerade der hier fokussierte musikalische Kontext ist dabei überaus spannend, weil hierdurch implizit immer wieder die Phänomene einer sowohl vom kanadischen als auch vom US-amerikanischen Staat noch lange nach 1945 forcierten kulturellen Einordnung zu Gehör kommen, aber eben auch die hierauf reagierenden Widerstände und sich verstärkenden Emanzipationsbewegungen der Nachkriegsjahrzehnte.

Wie dieser ambivalente Prozess zu hybriden popkulturellen Phänomen der Identitätsbildung führte, stellt einen äußerst spannenden Forschungsgegenstand der Popgeschichte dar, der in der Verbindung von Musik, Texten und biographischen Angaben auf den Platten immer wieder neue Bezüge eröffnet. Die Veröffentlichung bildet auf diese Weise einen vielversprechenden Zugang zur Kultur- und Gesellschaftsgeschichte von Native Americans nach 1945, wie sie in klassischen Veröffentlichungen und Curricula zur „Amerikanischen Geschichte“ nur selten eine zentrale Rolle spielen.

Für die wissenschaftliche Beschäftigung mit popgeschichtlichen Fragestellungen können solche Veröffentlichungen ein Anstoß sein, um sich (noch) weiter von den durch Verkaufszahlen beglaubigten „wirkungsmächtigen“ Feldern der Popkultur wegzubewegen und nach alternativen popmusikalischen Vergangenheiten zu fragen, die immer auch zu einem neuen Blick auf allgemeine kultur- und gesellschaftsgeschichtliche eröffnen können.

V.A.: Native North America (Vol. 1): Aboriginal Folk, Rock, and Country 1966–1985.
Label: Light In The Attic (CD / LP / MP3)

Quelle: http://pophistory.hypotheses.org/1694

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Frisch erschienen: Die ersten Suchmaschinen

Tantner_DieErstenSuchmaschinen_200Meine Habil ist nun Papier geworden, seit letzter Woche ist die bei Wagenbach erschienene Buchfassung erhältlich, und sie wurde schwupps auch schon in der FAZ (30.1.2015, S. 10) besprochen, die sie als nahe an den Quellen bleibender und gerade deshalb kurzweilig zu lesender Darstellung auch als Wochenendlektüre (FAZ, 31.1.2015, S. 12) empfiehlt.

Tantner, Anton: Die ersten Suchmaschinen. Adressbüros, Fragämter, Intelligenz-Comptoirs. Berlin: Wagenbach, 2015.
ISBN 978-3-8031-3654-1, 176 Seiten, Preis 19,90 € [DE], 20,50 € [AT], Verlags-Info

Was heute Suchmaschinen samt Dating-Apps, Tauschbörsen, Finanzmakler, Jobcenter und Auktionsplattformen übernehmen, versprach in der Frühen Neuzeit eine Institution zu leisten: das Adressbüro. Wer etwas kaufen oder verkaufen wollte, Arbeit, Wohnung, eine Dienstbotin oder einen Arzt suchte oder zu vermitteln hatte, konnte dort sein Anliegen gegen Gebühr in ein Register eintragen lassen oder Auszüge aus diesem Register erhalten. Solche Adressbüros gab es in vielen europäischen Städten, etwa in Paris das Bureau d’adresse, in London die registry oder intelligence offices, in der Habsburgermonarchie die Frag- und Kundschaftsämter und in anderen deutschsprachigen Städten Adresscomptoirs und Berichthäuser.
Das Buch liefert eine Geschichte des Suchen und Findens von Information aus der Perspektive einer Gegenwart, in der wir ohne Google kaum mehr leben zu können glauben und zugleich Privacy und Datenschutz zentrale Anliegen sind.

Eine erste Buchpräsentation kann ich auch schon ankündigen:

Zeit: Mi, 25.3.2015, 18:30
Ort: Lesesaal der Fachbereichsbibliothek Geschichte, Universität Wien, Universitätsring 1, 1010 Wien

Ablauf:

Karl Vocelka: Moderation und Einleitung

Anton Tantner: Zum Buch

Astrid Mager: Alternative Suchmaschinen und deren Ideologien

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022393592/

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ZEIT-RAUM-IDENTITÄT

Die Idee – Studierende in den wissenschaftlichen Diskurs einbinden

Im April 2014 fand am Historischen Seminar der Leibniz Universität  Hannover die Tagung Zeit-Raum-Identität. Interdisziplinäre studentische Tagung zu aktuellen Fragen der Geisteswissenschaften statt. Organisiert und durchgeführt wurde diese von Studierenden des Historischen Seminars, die sich zu diesem Zweck bereits im Mai 2013 zu einer Projektgruppe zusammengeschlossen hatten. Ausgehend von der Feststellung, dass der wissenschaftliche Diskurs im studentischen Alltag häufig keine Rolle spielt und gerade auch disziplinenübergreifender Austausch zu selten stattfindet, machten sie sich daran, eine studentische Tagung zu organisieren.

Im Wintersemester 2013/14 begann im Rahmen des studentischen Kolloquiums Zeit-Raum-Identität die inhaltliche Annäherung an das weit gefasste Themenfeld, dessen Kategorien Zeit und Raum in den letzten Jahren in verschiedensten geisteswissenschaftlichen Disziplinen immense Aufmerksamkeit entgegengebracht wurde, ohne dass jedoch gerade hinsichtlich deren Verknüpfung und der dritten Kategorie, der Identität (oder besser Identifikation), abschließende Antworten gefunden worden wären. Damit war die Grundlage geschaffen, auf der die konkrete Planung der Tagung und später die Auswahl der Beiträge durchgeführt werden konnten. Obwohl die Projektgruppe hin und wieder mit Dozierenden Rücksprache über die Antragstellung und das Projektkonzept hielt, erarbeiteten die Studierenden beides eigenständig. Dabei galt es durchaus, sich mit Neuem auseinanderzusetzen, mit Dingen zu befassen, die keiner zuvor gemacht hatte: Ein stichhaltiges Konzept schnüren, einen konkreten Finanzplan kalkulieren, die Finanzierung bei unterschiedlichen Förderern absichern, Unterkünfte für die Referenten buchen, Werbung für die Tagung erstellen, Plattformen für den Call for Papers suchen, einen Verlag für den Tagungsband finden, Räume buchen und vieles mehr. Unsicherheiten ergaben sich, weil keine geeigneten und aktuellen Mailverteiler für Fachräte und Fachschaften der entsprechenden Studiengänge im Bundesgebiet vorhanden waren und der Bewilligungsbescheid des Hauptförderers, dem mittlerweile nicht mehr existenten Leibniz-KIQS-Förderprogramm, auf sich warten ließ. Gefördert wurde das Projekt zudem durch den Allgemeinen Studierendenausschuss der Uni Hannover und den Verein Campus Cultur e.V. zur Förderung der Fakultätskultur der Geistes- und Sozialwissenschaften an der Leibniz Universität Hannover.

Ende Januar 2014, nachdem alle eingegangenen Exposés gesichtet, eine Auswahl getroffen und die Teilnahmebescheide verschickt waren, begannen diese konkreten Vorbereitungen. Als Moderierende oder für Inputvorträge konnten Lehrende des Historischen Seminars gewonnen werden, die von der Idee einer studentischen Tagung im Hause begeistert waren und ihre Unterstützung ohne Umschweife zusicherten.

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Die Tagung – fachliche Diskussionen, statusgruppenübergreifender Austausch

Die Tagung selbst fand vom 25. bis 27. April 2014 in den Räumen des Historischen Seminars statt und gliederte sich in einen Begrüßungs- und Inputblock am Freitagnachmittag, zwei Vortragsblöcke am Samstag und einem Vortragsblock am Sonntagvormittag mit zusammenfassender Abschlussdiskussion des Wochenendes. Leider mussten zwei Referenten wegen Krankheit absagen, sodass für den Samstagnachmittag kurzfristig ein Ersatzvortrag organisiert werden musste, was jedoch glücklicherweise gelang und zur Auflockerung der Veranstaltung beitrug. Obwohl die Referenten und ihre Beiträge aus unterschiedlichsten geisteswissenschaftlichen Disziplinen stammten, sich mit verschiedenen Themenfeldern befassten und methodisch anders operierten, stellten sich bereits unmittelbar am Freitag intensive fachliche Diskussionen ein, die das ganze Wochenende über vertieft wurden. Die unterschiedlichen wissenschaftlichen Hintergründe und Qualifikationen stellten dabei aber kein Hindernis, sondern wie erhofft eine immense Bereicherung dar. Alle Beteiligten zeigten sich im Anschluss an die Veranstaltung begeistert und zufrieden.

Die Ergebnisse – Resümee und Perspektiven

Im Anschluss an die Tagung sollten deren Ergebnisse gesichert werden. Dazu hatte die Projektgruppe einen Tagungsband geplant und den jmb-Verlag für das Projekt gewinnen können. Die überarbeiteten und durch Anregungen aus den Diskussionen im Rahmen der Tagung ergänzten Beiträge der Referenten wurden von den Mitgliedern der Projektgruppe mehrfacher Korrekturlesungen unterzogen, an die Autoren zurückgegeben und nochmals redigiert. Da viele Beiträge erst nach der Tagung ihre finale Ausformulierung fanden oder auf Grundlage der Tagungsdiskussionen ergänzt oder editiert wurden, verzögerte sich die Sichtung der Beiträge und dauerte bis in den Oktober hinein. Der Tagungsband konnte daher nicht, wie optimistisch geplant, im Oktober, sondern erst im Dezember 2014 veröffentlicht werden. Auch wenn die Projektgruppe hierfür weniger Zeit eingeplant hatte, ist es in der Wissenschaftspraxis kaum üblich, dass ein Tagungsband bereits acht Monate nach der Veranstaltung publiziert werden kann.

Die Realisierung des gesamten Projektes, der Tagung und des Tagungsbandes, hat gezeigt, dass es Studierenden durchaus möglich ist, eigenständig und selbstbestimmt die Universität und den wissenschaftlichen Austausch und Diskurs mitzugestalten, dass auch sie durchaus in der Lage sind, Beiträge zu aktuellen wissenschaftlichen Debatten zu leisten. Die Verleihung des Campus Cultur-Preises für Studierende an den Studierendenrat Geschichte, aus dem ein Großteil der Projektgruppe und die Idee zu Tagung und Kolloquium stammte, zeigt die Wertschätzung vonseiten der Lehrenden und die Wichtigkeit derartiger Projekte. Der Preis wurde am 16. Januar 2015 im Rahmen der Absolventenfeier der Philosophischen Fakultät überreicht.

Dennoch bleibt viel zu tun, damit solche Projekte nicht Einzelfälle, sondern die Regel werden, damit Studierende sich aktiv in wissenschaftliche Diskurse einbringen und an der Wissenschaftspraxis teilnehmen. Nicht nur in der Wissenschaft gehört das Knüpfen von Netzwerken heute zu den absoluten Notwendigkeiten. Tagungen sind hierfür eine großartige Möglichkeit, die Referenten unserer Tagung stehen auch heute noch in Kontakt und tauschen sich aus. Gerne wollen sie das Projekt mit einer neuen Tagung fortführen – wann, wo und wie dies geschehen wird, ist allerdings noch unklar, da studentische Gruppen einer starken Fluktuation unterliegen oder sich deren Mitglieder anderen Projekten widmen und stetig auf engagierten Nachwuchs angewiesen sind.

Eines aber ist gewiss: die nächste Tagung kommt bestimmt!

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Quelle: http://zeitraeume.hypotheses.org/104

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Stalag X B – ein Ort für das Gedenken

Michele Montagano
Baracke

Baracke der russischen Krieggefangenen © Sarah Mayr (mit freundlicher Genehmigung)

Dieses Jahr wird, nach 2014, einem weiteren Krieg gedacht. 2015 jährt sich zum siebzigsten Mal das Ende des Zweiten Weltkriegs. Aus diesem Grund stellt sich Zeitgeschichte-online einen Monat lang mit einem Themenschwerpunkt vor. Das Thema behandelt einen bisher oftmals vernachlässigten Gegenstand der Geschichte – die Kriegsgefangenen in deutschen Arbeitslagern. Dazu werden die Arbeiten von Sarah Mayr vorgestellt. Die Fotografin beendete 2014 ihr Studium an der Ostkreuzschule für Fotografie (Berlin) in der Abschlussklasse von Ludwig Rauch. Sie beschäftigt sich in ihrer Abschlussarbeit mit dem ehemaligen Arbeitslager für Kriegsgefangene in Sandbostel im Zweiten Weltkrieg. Die ungewöhnliche Bezeichnung „Stalag X B“ steht für ein ehemaliges Kriegsgefangenenlager. Damals bezeichnete es das Mannschafts-Stammlager B im Wehrkreis X in Sandbostel. Dort wurden gefangene Soldaten und Widerstandskämpfer aus den verschiedensten Ländern untergebracht und zur Arbeit gezwungen.

Die junge Fotografin ist aus Zufall auf das Lager nordöstlich von Bremen aufmerksam geworden. „Meine Mutter war in die Nähe gezogen. Als ich sie besuchte, zeigte sie mir die verfallenen Barracken, und ich begann, sie zu fotografieren. Damals gab es noch keine Gedenkstätte.“ Sie wollte Öffentlichkeit für den Ort herstellen und beließ es nicht nur bei den Schwarz-Weiß-Aufnahmen, sondern suchte nach Zeitzeugen, die den Lageralltag miterlebt hatten und die Ereignisse schildern konnten. Entstanden sind Porträts und Interviews von acht Männern aus sieben verschiedenen Ländern, die von ihrer Festnahme, über ihre Lagerhaft und die Befreiung sprechen.

Raymond Gourlin

Porträt von Raymond Gourlin © Sarah Mayr (mit freundlicher Genehmigung)

Einer von ihnen ist der ehemalige französische Widerstandskämpfer Raymond Gourlin, der mit 19 Jahren zusammen mit seinem Bruder in das Arbeitslager kam, nachdem er von SS-Männern als Partisan verhaftet worden war. Seine erste Reaktion war lautes Lachen, so beschreibt er seine damalige Situation. Er konnte die Zustände an diesem Ort nicht fassen und lachte über diese abstruse Situation. Später sei ihm das Lachen schnell vergangen. Er erzählt von den Ermordungen, deren genaue Opferzahl unbekannt ist, da alle SS-Dokumente verschwunden seien. So berichtet er: „Ein Russe war auf seinem Arbeitstisch eingeschlafen, und seine Bohrmaschine hatte dabei ein Loch in den Tisch gemacht, er wurde dafür wegen Sabotage verhaftet, in Neuengamme zum Tode verurteilt und in der Fabrik, vor den Augen aller, gehängt. Das Zivilpersonal der Fabrik wurde evakuiert, es blieben nur noch die SS und die Gefangenen. Der Russe stand auf einem Hocker, die Hände hinter dem Rücken gebunden und den Hals in der Schlinge. Ein deutscher Gefangener stieß den Hocker um. Ich stand vier oder fünf Reihen entfernt davon, ich habe alles mit angesehen … alles …“

Dass diese Zeit eine traumatische gewesen sein muss, bestätigen Gourlins Beschreibungen. Am Beispiel von Harry Callan zeigt sich, dass es für die Opfer noch heute schwierig oder sogar unmöglich ist, über das Erlebte zu sprechen. Der Nordire war zwar bereit, sich von Sarah Mayr fotografieren zu lassen, jedoch wollte er nicht über Sandbostel sprechen. Man erfährt nur, dass er Mitglied der Handelsmarine und von 1941 bis 1945 in verschiedenen Arbeitslagern interniert war.

„Willst du mit uns kollaborieren oder bist du gegen uns?“ Der größte Teil hat geantwortet: „Nein, wir wollen nicht kollaborieren, wir sind das italienische Heer und haben mit euch nichts gemein.“ Diese Frage wurde Michele Montagano zuerst von den Deutschen gestellt. Er verneinte sie und wurde in einem Viehwaggon nach Deutschland verfrachtet. Auch er erlebte am eigenen Leib Schikane und Unterdrückung im Gefangenenlager Sandbostel. Trotz allem denkt er nicht kollektiv schlecht über Deutschland. Auf die Frage, welches Verhältnis er heute zu Deutschland habe, antwortet er: „Sehr gut, ich schätze die Deutschen enorm, ich bewundere sie. Alle Deutschen, die ich getroffen habe, nach dem Krieg, waren gute Menschen. Sie waren in Ordnung, ernsthafte Menschen.“ Er warnt aber auch, dass die Deutschen zu angepasst waren und es noch sind – und dass dies gefährlich sei.

Michele Montagano

Porträt von Michele Montagano © Sarah Mayr (mit freundlicher Genehmigung)

Die Interviews sind sehr persönlich. Die Männer reden offen über ihre Erlebnisse und haben auch ihre ganz individuellen Meinungen. So wirkt die Antwort des Polen Wiktor Listopadzki auf die Frage, ob er den Generationen, die keinen Krieg erlebt haben, etwas zu sagen hätte, sehr verletzt und zornig zugleich. „Der Krieg ist das Schlimmste, was der Menschheit passieren kann. Es sterben sehr viele junge, alte, kranke und gesunde Menschen dabei. Es ist eine menschliche Tragödie. So etwas sollte niemals passieren. Alle sollten sich vereinigen und Freunde sein. Es sollte nie dazu kommen, dass jemand einem anderen etwas wegnehmen möchte. Die Menschheit sollte Widerstand gegen jene leisten, die Krieg führen wollen. Mein Leben im Krieg war sehr schlimm. Die ganze Jugend habe ich im Kampf verbracht und wurde ohne Respekt behandelt. Getreten von den Deutschen und den Russen. Sie haben meine Mutter ausgeraubt und … Ich will mich hier nicht weiter aufregen. Danke.“

Wiktor Listopadzki

Porträt von Wiktor Listopadzki © Sarah Mayr (mit freundlicher Genehmigung)

Zu Recht widmet sich Zeitgeschichte-online mit den mutigen Männern aus Sandbostel diesem weitgehend unbekannten Lager der SS. Zu lange wurde diesem Ort nicht die nötige Beachtung geschenkt. Erst 2013 eröffnete auf dem alten Lager-Gelände eine Gedenkstätte. Die Jahre zuvor wollte man sich nicht mit seiner Geschichte auseinandersetzen, und die Gebäude wurden zeitweise als Ferienwohnungen genutzt. Unglaublich erscheint die Verdrängung der unangenehmen Vergangenheit.

Recht hat Michele Montagano damit, wenn er sagt: „An uns muss sich erinnert werden, weil wir Mut hatten, nicht in Italien, sondern in Deutschland, Nein zu sagen. Wir haben Nein gesagt in Deutschland, und das ist es, was sie über uns erzählen sollen. Das bedeutet moralische Integrität.“

Alle acht porträtierten Männer sitzen vor einer grauen Wand und schauen den Betrachter frontal an. Durch ihre Haltung und ihre Kleidung jedoch unterscheiden sie sich. Raymond Gourlin zum Beispiel sitzt gerade auf dem Stuhl und schaut ohne jegliche Emotionen in die Kamera. Er trägt ein Jackett und dazu eine Krawatte, seine Hände ruhen übereinandergelegt auf seinen Beinen. Man vermutet bei einer solchen Darstellung keinen ehemaligen Widerstandskämpfer – umso mehr beeindrucken seine Worte. Anders als der Franzose lässt sich Harry Callan porträtieren. Auch er hat zwar seine Hände auf den Beinen liegen, jedoch posiert er in seiner ehemaligen Uniform, inklusive seiner Auszeichnungen. Wie oben erwähnt, wollte er nicht von seinen Erfahrungen erzählen. Trotzdem lässt sich ein gewisser Stolz über das eigene Leben und Überleben erahnen.

Schaut man sich die Schwarz-Weiß-Aufnahmen an, die Sarah Mayr zu Anfang ihres Projekts machte, wird erkennbar, welche Details in den Abbildungen stecken. Die Bilder zeigen verfallene Gebäude, die nicht mehr an die Grausamkeiten der Nationalsozialisten erinnern, sondern auch Überreste eines Bauernhofs sein könnten. Hier wird wieder einmal klar, dass die Betrachtung von Fotografien ohne Bildunterschrift gänzlich in die Irre führen kann. Am Anfang war Sarah Mayr nämlich nicht klar, was genau sie dort fotografierte, bis sie sich mit der Geschichte des Ortes auseinandersetzte. Sie will die Geschichte öffentlich machen und den Umgang mit dem Nationalsozialismus zeigen und auf ihre Weise darstellen. 2013 besuchte sie die Gedenkfeier in Sandbostel und knüpfte Kontakte zu Zeitzeugen. Sie lediglich zu fotografieren, reichte ihr aber nicht, sie wollte die Geschichte hinter den Menschen erfahren und vermitteln. Sarah Mayr betont: „Das Wissen und die Erinnerungen der Zeitzeugen sind wertvoll, sie bezeugen, was geschehen ist. Ihre Worte stehen gegen die Lüge, die sich in großen Teilen der Gesellschaft wieder breit macht, die alles verharmlost und die die Deutschen als Opfer verklärt.”

Harry Callan

Porträt von Harry Callan © Sarah Mayr (mit freundlicher Genehmigung)

Die Ergebnisse der Interviews und die Porträts können vom 1. April bis 30. April 2015 in der Gedenkstätte Sandbostel angeschaut werden.

 

Sarah Mayr, Letzte Erinnerungen. Porträts ehemaliger Häftlinge des Kriegsgefangenenlagers Sandbostel, in: Zeitgeschichte-online, Dezember 2014, URL: http://www.zeitgeschichte-online.de/thema/letzte-erinnerungen

Quelle: http://www.visual-history.de/2015/02/02/stalag-x-b-ein-ort-fuer-das-gedenken/

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DHd-Tagung 2015: 3 weeks to go!

Es haben sich bereits zahlreiche TeilnehmerInnen für die Tagung angemeldet. Wir freuen uns, dass auch die Workshops sehr beliebt und zum Teil schon ausgebucht sind. Sollten Sie sich für die Tagung selbst, die Workshops oder das Rahmenprogramm noch nicht angemeldet haben, bitten wir Sie, das bis spätestens Freitag, 13.2., zu tun.

Das aktuelle Programm kann hier eingesehen werden: https://www.conftool.pro/dhd2015/sessions.php

Wir möchten an dieser Stelle auch nochmals auf die Pre-Conference „Digitale Bibliothek: Unser digitales Gedächtnis“ hinweisen. Für diese ist eine eigene Registrierung erforderlich, die hier vorgenommen werden kann (die Teilnahme ist kostenlos): http://conference.ait.co.at/digbib/index.php/digbib2015/digbib2015/schedConf/registration

Pre-Conference, Workshops und Tagung finden am Hauptcampus der Universität Graz statt (Universitätsplatz 3 und Universitätsstraße 15, 8010 Graz).

Unterkünfte können über die Buchungsplattform der Stadt Graz gebucht werden: http://www.graztourismus.at/buchen

Wenn Sie Fragen haben, besuchen Sie uns unter dhd2015.uni-graz.at oder schreiben Sie an dhd2015@uni-graz.at.

Wir freuen uns auf eine interessante Tagung und wünschen gute Reise nach Graz!

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4666

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„So etwas wie ein bezahlter Freundschaftsdienst“. Emotionsarbeit in der persönlichen Assistenz. Eine Annäherung (Teil 1) – von Bastian Schenker

Mit ihrem Konzept der Emotionsarbeit lieferte die US-amerikanische Soziologin Arlie Russell Hochschild Anfang der 1980er Jahre die theoretische Grundlage für einen neuen Blick auf personenbezogene Dienstleistungsberufe. Die persönliche Assistenz als besonders intime Form organisierter Behindertenhilfe blieb jedoch davon bislang weitestgehend … Continue reading

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/7857

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