Die “heiligen Berge” Chinas (I): Der Kult der “Fünf Berge”

Seit dem Beginn der historischen Zeit kam den Bergen in China wiederholt kultische Bedeutung zu.[1] Nach traditioneller Anschauung garantierten bestimmte Berge – in Analogie zu der vom Herrscher ausgeübten Mittlerfunktion zwischen Himmel und Erde “den festen Bestand des Kosmos”[2]. Diese fünf Berge (wuyue 五嶽) standen für die einzelnen Himmelsrichtungen – der Taishan 泰山 im Osten, der Hengshan 衡山 im Süden, der Huashan 華山 im Westen, der Hengshan 恆山 im Norden und der Songshan 嵩山 in der Mitte.[3] Im 1. Jh. v. Chr. wurde das Opfer an die Fünf Berge in die kultischen Handlungen der Herrscher (“Staatskult”) aufgenommen und auch nach dem Ende der Han-Dynastie (220 n. Chr.) beibehalten. Im 5. Jh. nach Chr. befolgten selbst die nomadischen Eroberer Nordchinas diesen Kult.[4]

Dass dem Taishan dabei besondere Bedeutung zukommt, zeigt nicht der Umstand, dass der französische Sinologe Edouard Chavannes (1865-1918) dem Berg bereits 1910 eine Monographie gewidmet hatte[5], sondern auch der Blick in die den Themen Mythologie und Symbolik gewidmeten Nachschlagewerke. Für die Daoisten ist der Taishan Sitz des Dongyue dadi 東嶽大帝, des Kaisers des östlichen Gipfels. Dieser “ist zugleich Lebensspender und Richter, der die Geburt und den Tod jedes Menschen bestimmt. Für die vergeltende Gerichtigkeit verantwortlich, reguliert er entsprechend dem moralischen Verhalten der Menschen deren Lebensspanne und Wiedergeburt”[6] Wie Eberhard schreibt, fand man früher vor Häusern Sandsteinblöcke mit der Inschrift “Der Taishan wagt zu widerstehen” (Taishan shi gan dang 泰山石敢當) – Ziel und Zweck dieser Inschrift war die Abwehr von Gespenstern und Dämonen.[7]

Die Besteigung des Berges galt seit alters her als probates Mittel, um das Schicksal günstig zu stimmen. Es war jedoch nicht allen beschieden, bis zum Gipfel zu gelangen:

“Aber der Berg rächt sich, wenn ein Unwürdiger es wagt, ihn zu besteigen. Qin Shi Huangdi, der unerbittliche Einiger im 2. Jahrhundert v. Chr., wollte den Berg besteigen, um die Anerkennung des Himmels für seine Herrschaft zu erlangen. Er wurde von einem wütenden Gewitter abgewiesen.”[8]

  1. Zur kulturellen Bedeutung von Bergen in der Geschichte Chinas vgl. u. a. Kap. 1 und 2 bei Thomas H. Hahn: Formalisierter wilder Raum. Chinesische Berge und ihre Beschreibungen (shanzhi 山志). Diss., Heidelberg, 1996. http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:16-opus-72876 . Vgl. ferner Werner Eichhorn: Die Religionen Chinas (Die Religionen der Menschheit 21; ed. Christel Matthias Schröder; Stuttgart: Kohlhammer, 1973) 72-75 („Heilige Berge“) sowie die Karte “Heilige Stätten Chinas” in Metzler Lexikon Religion 1 (1999) 213.
  2. Wolfram Eberhard: Lexikon chinesischer Symbole. Die Bildsprache der Chinesen (München, 5. Aufl., 1996) 35.
  3. Vgl. dazu u.a. Patricia Bjaaland Welch: Chinese Art. A Guide to Motifs and Imagery (Singapore 2008) 240 (“Five Sacred Mountains of Daoism”), UNESCO: “The Four Sacred Mountains as an Extension of Mt. Taishan”. Das Buch von William Edgar Geil: The Sacred 5 of China (Boston/New York 1926), die erste westliche Studie zu allen dieser fünf Berge wurde vor einigen Jahren ins Chinesische übersetzt: Zhongguo wuyue 中國五嶽 (Shandong huabao chubanshe 山東畫報出版社, 2006).
  4. Vgl. dazu Anning Jing: The Water God’s Temple of the Guangsheng Monastery. Cosmic Function of Art, Ritual & Theater (Sinica Leidensia 53; Leiden 2002) 82.
  5. Edouard Chavannes: Le T’ai Chan. Essai de monographie d’un culte chinois (Paris 1910).
  6. Hans Wilhelm Haussig, Egidius Schmalzriedt (Hg.): Wörterbuch der Mythologie. Bd. 6: Götter und Mythen in Ostasien (Stuttgart 1994) 822 (“Taishan”).
  7. Eberhard: Lexikon chinesischer Symbole, 277 (“T’ai-shan”).
  8. Cecilia Lindqvist: Eine Welt aus Zeichen: Die Chinesen und ihre Schrift (München 1990) 56.

Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/654

Weiterlesen

Soziologischer Monatsrückblick Juli 2013

Im Juli hatten wir die Ehre, den Sozblog der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in der Sommerpause mit einigen Beiträgen zu gestalten. Ebenso wie unser derzeitiger Call4Papers drehten sie sich um das Thema „Krisen und Umbrüche“ und handelten von den verschiedensten Aspekten des … Weiterlesen

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/5325

Weiterlesen

Auf der Suche nach einem Fürsten. Gedanken zu einem Itinerar Josephs zu Salm-Reifferscheidt-Dyck

“Wo ist Joseph? […] Ah, da ist er ja!”. Fast wie bei einem beliebten Kinderpiel geht es dem an seiner Person Interessierten durch den Kopf, wenn er versucht, die unterschiedlichen Aufenthaltsorte und Reisewege Josephs zu Salm-Reifferscheidt-Dyck auf der historischen Europakarte nachzuverfolgen. Denn dies ist bei einem solch umtriebigen “Wanderer” wie ihm gar nicht so einfach: Dyck und sein Umland; die Reichsstadt Köln, wo Joseph die Schulbank drückte; die alte Kaiser- und Bäderstadt Aachen, Hauptort des Roer-Departements, auch dort besaß er ein prächtiges Haus; Düsseldorf und der rheinische Provinziallandtag; Brüssel, zentrale Station auf seiner “Kavalierstour” und Sitz des Bankiers seines Vertrauens; Wien, wo er studierte; Berlin, Hauptstadt der Hohenzollernmonarchie; das rheinische Alfter mit seinen Mineralquellen als traditioneller Familienenbesitz und Nebenresidenz; Spanien und Südfrankreich, die er bereiste; London, das Mekka der Botaniker; Nizza, wo er seinen Lebensabend verbrachte; und natürlich Paris, immer wieder Paris… .

Reisen machen Leute, Orte prägen Menschen. Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck steht dafür eindrücklichst Pate. Ein (netz-)biographischer Zugriff muss dies freilich berücksichtigen, aber auch in eingängiger Form visualisieren! Deshalb entsteht im Rahmen der Netzbiographie ein Itinerar in Form einer kartenbasierten Mehrebenengraphik. Anhand farbiger Linien und Punkte werden hier die Wege, Lebensorte und -stationen Salm-Dycks überlappend wie überblickend dargestellt. Bei der Beantwortung der obligatorischen Folgefrage nach dem “wann?” helfen Verlinkungen auf die biographische Zeitleiste. So wird der Protagonist auf eine ganz neue, entscheidende Weise sichtbar gemacht – ohne rot-weiß gestreiften Pulli, versteht sich!

Florian Schönfuß

Quelle: http://rhad.hypotheses.org/205

Weiterlesen

Ausstellung: CREDO · Christianisierung Europas im Mittelalter

Vom 26. Juli bis 3. November 2013 wird in Paderborn die Ausstellung “CREDO · Christianisierung Europas im Mittelalter” gezeigt:  ”Die Christianisierung wird den Besucherinnen und Besuchern keineswegs als eindimensionaler Vorgang vor Augen geführt, sondern als dynamischer Prozess präsentiert, der sich in den einzelnen Regionen Europas auf ganz unterschiedliche Weise vollzog – begleitet von Erfolgen, aber auch herben Rückschlägen für die Menschen, die den Glauben verbreiteten und empfingen. Der friedlichen Glaubensverbreitung zahlreicher Missionare stehen kriegerische Expansions- und Missionsinitiativen von Herrschern wie Karl dem Großen gegenüber. [...]

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/5147

Weiterlesen

Unbedingt sehenswert: Das neue Departementalarchiv Bas-Rhin in Straßburg

Anlässlich der Sitzung der Kofinanzierer am 23. Juli 2013 in Straßburg fand eine Führung durch das neue Departementalarchiv Bas-Rhin durch Hr. Syssau statt, an der wir Sie gerne teilhaben lassen:

Das Departementalarchiv Bas-Rhin in Straßburg
Das Departementalarchiv Bas-Rhin (Archives départementales du Bas-Rhin) geht wie die Archive der anderen französischen Departements auf ein Gesetzt aus der Französische Revolution zurück. Es unterliegt der Kontrolle des Staates durch den Service interministériel des Archives de France des Kultusministeriums und überwacht in staatlichem Auftrag die wissenschaftliche und technische Arbeit der untergeordneten Archive.
Seit der Dezentralisierung 1986 ist der Generalrat des Departements für das Archiv zuständig, wobei der französische Staat die Gehälter der Archivare übernimmt und sich an den Unterhaltungskosten des Archivgebäudes beteiligt.
Seit 2010 gehört das Archiv zur Verwaltungseinheit „Archive, Kulturelles Erbe und Gedächtnis“. Es zählt insgesamt 30 Mitarbeiter und drei Abteilungen:
- eine Finanz- und Verwaltungsabteilung
- eine Abteilung für die Benutzerbetreuung (Empfang, Lesesaal, archivpädagogische Angebote, Digitalisierung, Bestandserhaltung)
- eine Abteilung, die für die Sammlung/Beschaffung und die Erschließung der Bestände verantwortlich ist.

Bestände und Serien
Urkunden und Akten in großem Umfang mussten nach den Gesetzen von 1790 und 1793 von den zahlreichen größeren und kleineren weltlichen Herrschaften, den religiösen Institutionen und den ehemaligen Zivilverwaltungen in einem zentralen Depot abgeliefert werden. Dies führte nach dem Gesetzt vom 26. Oktober 1796 zur Gründung eines Archivdienstes im jeweiligen Hauptort eines Departements.
Diese Gesetzgebung wurde durch weitere Bestimmungen im 19. Jahrhundert ergänzt: 1839 Schaffung der Archivarsstellen, 1841 Einführung eines praktisch bis 1944 unveränderten Klassifikationsschemas (Cadre de classement). Es folgten 1843 ein Gesamtreglement, 1854, 1862 und 1867 eine Verfassung und die Veröffentlichung der Inventare. Von allen diesen Anordnungen ist die des Cadre de classement bis heute am bekanntesten.
Als Grundprinzip galt für die ganze Ordnungsarbeit die Provenienz, d.h. die ursprüngliche Zusammengehörigkeit. Die Archive wurden in vier chronologische Gruppen aufgeteilt:
1.) die weltlichen und kirchlichen Archive mit besonderem geschichtlichem Wert – als Zeitgrenze wurde hier der Beginn der Französischen Revolution festgesetzt – Archives anciennes genannt,
2.) das Schriftgut aus der Revolutionszeit (1790-1800),
3.) die modernen Akten ab 1800, die für die laufende Verwaltung in Betracht kamen. Normalerweise geht diese dritte Gruppe bis 1940 – im Bas-Rhin führte aber die Annexion von 1870 zur Bildung einer weiteren Gruppe, der Serien AL und D für die Epoche des Deutschen Reiches bis 1945,
4.) die Akten von 1945 bis heute (Serie W).

Eines der Magazine im Departementalarchiv Bas-Rhin (Straßburg)

Eines der Magazine im Departementalarchiv Bas-Rhin (Straßburg)

Jede dieser vier (eigentlich fünf) Gruppen besteht aus mehreren Beständen. Bestände vor 1870, die thematisch ähnlich waren, wurden in gemeinsamen Rubriken, den sogenannten Serien (Séries), zusammengefasst. Jede Serie ist mit einem Buchstaben gekennzeichnet. So z.B. die Série B (Rechtswesen), die Série C (Provinzverwaltung), die Série E (Herrschafts-, Familien- oder Notarsarchive), die Série G (Kirchenarchive), die Série H (Ordensarchive) oder die Série M (Allgemeine Verwaltung des Departements). Später wurden dann die Séries in thematische Nebenserien (Sous-séries) unterteilt.

Das neue Viertel von Straßburg und das „Vaisseau“
Das Areal auf dem sich das Departementalarchiv Bas-Rhin befindet wird als neues Viertel der Stadt Straßburg angesehen. Es liegt in der Nähe des Rheinhafens und wurde früher für industrielle Zwecke genutzt.
Gegenüber des Archivgebäudes steht das „Vaisseau“, das ebenfalls vom Generalrat des Departements Bas-Rhin finanziert wird, und 2005 eröffnet wurde. Seitdem hat das „Vaisseau“ die Erwartungen weit übertroffen: Rechnete man ursprünglich mit 90.000 Besuchern/Jahr, so sind es gegenwärtig 170.000 per Anno. Die Einrichtung bietet Kindern und Jugendlichen zwischen drei und 15 Jahren die Möglichkeit, gemeinsam mit anderen Kindern oder mit Eltern Wissenschaft auf spielerische Art und Weise zu entdecken und zu erleben. Lehrern bietet es für jede Klassenstufe Angebote, die sowohl auf baden-württembergische als auch auf französische Bildungspläne abgestimmt sind. An mehr als 130 interaktiven Elementen können Kinder dem wichtigsten Prinzip des „Vaisseau“ nachgehen, das da lautet: „Anfassen ist erwünscht!“

Das neue Archivgebäude
Der Generalrat des Departements Bas-Rhin beschloss die Finanzierung eines neuen Archivgebäudes im Jahre 2000. Wegen zahlreichen Problemen öffnete es seine Tore aber erst am 13. Februar 2013.
Im ersten Teil des Gebäudes befinden sich auf sieben Etagen über 45 Magazine, ein Kühlmagazin mit einem Kühlschrank sowie zwei Lastenaufzüge. Grundsätzlich wurden alle Magazine entweder mit feststehenden Regalen oder mit Rollregalen ausgestattet, die Platz für bis zu 60 Kilometer Archivmaterial bieten. Hinzu kommen zwei Magazine, die mit Kartenschränken ausgerüstet sind. Das Archiv umfasst heute rund 30 laufende Kilometer Akten sowie zahlreiche Bücher, Pläne, Fotografien, Schallplatten, Ton- und Videobänder.
Ein „normales“ Magazin hat eine Größe von 200 qm und eine Höhe von 2,20 m. Ihm vorgebaut ist eine Schleusenkammer. Luftfilter in den Magazinen sorgen dafür, dass die Luft sauber bleibt. Raumtemperatur und relative Feuchtigkeit werden den ganzen Tag durch einen externen Dienstleister überwacht. 50 Sonden liefern hierfür die entsprechenden Daten an einen PC, wo diese gespeichert werden. Außerdem wurde darauf geachtet, dass die Beleuchtung so gering wie möglich ausfällt, weshalb es in den Magazinräumen nur ein kleines Fenster gibt.

Hörsaal des Departementalarchivs Bas-Rhin (Straßburg)

Hörsaal des Departementalarchivs Bas-Rhin (Straßburg)

Der zweite Teil des Gebäudes besteht aus lediglich zwei Stockwerken. In ihm sind die Räume für die Besucher sowie die Arbeitszimmer der Mitarbeiter untergebracht.
In der Restaurierungswerkstatt werden gegenwärtig beschädigte Akten über den Ersten Weltkrieg für die Digitalisierung, die in einem separaten, noch nicht zu 100% fertiggestellten Raum durchgeführt wird, vorbereitet. Ein eigener Hörsaal bietet Sitzplätze für 90 Personen. Außerdem gibt es eine Halle für Ausstellungen sowie einen Lesesaal mit 80 Arbeitsplätzen. Täglich kommen ungefähr 20 bis 30 Benutzer in das Archiv; insgesamt waren es seit der Eröffnung im Februar 2013 bereits 700.

Lesesaal des Departementalarchivs Bas-Rhin (Straßburg)

Lesesaal des Departementalarchivs Bas-Rhin (Straßburg)

Aktuell wird die seit 2001 bestehende Webseite des Archivs überarbeitet. Schon jetzt kann man folgende Archivalien online einsehen: Kirchenbücher aus der Zeit vor 1793 und des Bürgerkrieges bis 1892 oder – je nach Gemeinde – bis 1912 sowie Personennamensverzeichnisse aus Gemeinden des Departements von 1819 bis 1866.

Quelle: http://archives.hypotheses.org/413

Weiterlesen

Editionsprojekt zu thüringischen Leichenpredigten

Vor einigen Tagen ist AutoThür freigeschaltet worden. Es handelt sich dabei um eine digitale Edition autobiographischer Texte aus Thüringer Leichenpredigten, die in einem eigenen Portal von der Forschungsstelle für Personalschriften in Marburg präsentiert werden. Verantwortlich dafür zeichnet ein leistungsstarkes Team unter der Leitung von Eva-Maria Dickhaut. Gefördert wird das Projekt durch die Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur.

Das Editionsprojekt ist nicht speziell auf die Zeit des Dreißigjährigen Kriegs zugeschnitten. Aber viele Biographien berühren die Jahre und Jahrzehnte dieses Kriegs. Teilweise handelt es sich um Lebensläufe, die sich mitten im Krieg entfalten. Andere Biographien starten in der Kriegszeit und finden ihre Lebensmitte dann weit im späten 17. Jahrhundert. Gerade diese Beispiele erscheinen mir hochinteressant, weil es die Generation vorstellt, die durch die Kriegsjahre früh im Leben geprägt wurde und diesen Erfahrungshorizont in die Nachkriegsphase einbrachte. Von welcher Seite man es auch betrachten mag, wird dieses Projekt in vielen Fällen auch für die Forschung des Dreißigjährigen Kriegs von Belang sein.

Die Edition bietet das Digitalisat der gedruckten Leichenpredigt inklusive einer Transkription. Die naheliegende Frage steht im Raum: Braucht man letzteres? Nun ist die Qualität der Vorlagen so gut, daß dies nicht der hinreichende Grund ist. Allerdings zeigt die Erfahrung im universitären Unterricht, daß frühneuzeitliche Drucke mit ihrem Schriftbild mitunter erhebliche Probleme bereiten. Nicht daß man diesen Schwierigkeiten immer aus dem Weg gehen muß. Aber um inhaltlich Boden gut zu machen und rascher zur inhaltlichen Analyse zu kommen, ist es schon praktisch, eine Umschrift zu haben. Vor allem aber bietet die Transkription die Möglichkeiten, den Text auszuzeichnen. Hier sind vor allem Personen- und Ortsnamen getaggt worden. Erstere verweisen auf die GND, letztere werden in einer Landkarte identifiziert. Auf einer Karte werden im weiteren auch die verschiedenen Lebensstationen einer jeden Biographie veranschaulicht; ein Personennetzwerk, aufgeschlüsselt nach den Kategorien Familie, Ausbildung, Beruf und Sonstiges zeichnet die soziale Verortung nach, während eine Zeitleiste die einzelnen biographischen Stationen vermerkt.

Was fehlt, ist eine weitergehende inhaltliche Kommentierung sowie eine zusammenhängende Kontextualisierung, etwa im Rahmen einer Einleitung. Nun geht dies streng genommen über den Rahmen einer Edition hinaus, und sicher erfordert dies besonders aufwendige Recherchen, zumal die in den Leichenpredigten Genannten historisch nicht unbedingt zu den prominenten Persönlichkeiten zählen, die über weitere Literatur rasch zu ermitteln sein dürften. Gleichwohl wird erst eine solche Arbeit erkennen lassen, wie wichtig und wie aussagekräftig diese Quellen sind. Daß hier ein durchaus lohnenswerter Ertrag zu erhoffen ist, hat die Arbeitsgruppe auch schon gezeigt, indem sie schon vorher im Rahmen einer monatlichen Artikelserie „Leben in Leichenpredigten“ beispielhafte Interpretationen vorstellte.

Wichtig ist aber, daß jetzt neben den vielen anderen Datenbanken, in denen die Arbeitsstelle vor allem verschiedene Kataloge, Verzeichnisse und einschlägige Literatur aufbereitet, auch Leichenpredigten selbst im Volltext ediert werden. Den Marburgern ist viel Schwung zu wünschen, daß sie nun die Edition weiter vorantreiben. Genauso wünschenswert ist aber auch eine noch stärkere Anbindung dieses Projekts an die Forschung, damit umso deutlicher wird, welchen Stellenwert Leichenpredigten im Rahmen der frühneuzeitlicher Geschichte eingenommen haben.

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/263

Weiterlesen

Wir suchen Absolvent_innen oder Stipendiat_innen aus der Soziologie

Ab der nächsten Ausgabe des Soziologiemagazins möchten wir euch, unsere Leser_innen, vorstellen. Seid ihr Absolvent_innen oder Stipendiat_innen der Studiengänge Soziologie oder Sozialwissenschaften? Dann möchten wir von euch wissen, ob und wie Ihr den Einstieg ins Berufsleben genommen habt, welche gewöhnlichen … Weiterlesen

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/5321

Weiterlesen

Gesundheitsagenten und Selbstoptimierer: Gesundheit als Konsumgut in der marktorientierten Selbstführung

Mit diesem Blogbeitrag soll auf eine weitere Facette des Sozialen Wandels eingegangen werden. Neben vielen verschiedenen Phänomenen wie dem technologischem Fortschritt oder der demographischen Entwicklung hin zu einer stetig alternden Gesellschaft lässt sich hier auch die zunehmende Individualisierung beobachten. Das … Weiterlesen

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/5297

Weiterlesen

App | “The American Way” | Haus der Geschichte

[Autorin: Denise Fischer | Studierende | Universität Duisburg-Essen]

Für die aktuell laufende Ausstellung „The American Way. Die USA in Deutschland.“  (03.2013 – 02.2014) stellen das Haus der Geschichte in Bonn und das zeitgeschichtliche Forum in Leipzig eine begleitende App für Tablets (iOS und Android) zur Verfügung. Die  App ist kostenfrei zugänglich, nimmt jedoch, aufgrund der vielseitigen Inhalte, mit ca. 266 MB viel Speicherplatz auf dem Gerät in Anspruch. Aus diesem Grund sollte die Installation über ein W-Lan Netzwerk abgewickelt werden, um das eingeschränkte mobile Datenkontingent zu schonen.

Beginnend mit der Nachkriegszeit des Zweiten Weltkriegs bis hin zu der Präsidentschaftswahl im Januar 2013 beschäftigt sich die App mit der (west)deutschen Wahrnehmung und Rezeption der Vereinigten Staaten von Amerika und den damit verbundenen kulturellen Einflüssen auf die Bundesrepublik Deutschland. Hierfür werden 18 Objekte dargestellt (z.B. Zigarettenetuis, Transportkiste, Musicbox etc.), die man mit Hilfe der App genauer erforschen kann. Über die Zoom-Funktion können Details der Exponate betrachtet werden. Eine Dreh-Funktion erlaubt das horizontale (leider nicht vertikale) Drehen der Objekte und über die Erforscher-Funktion werden Hintergrundinformationen zu dem jeweiligen Gegenstand geliefert. Diese Informationen werden nicht nur in Textform dargeboten, sondern durch Audiodateien und Videosequenzen ergänzt (Multimedialität).

So kann man beispielsweise ein typisches Versorgungspaket (CARE) aus dem Jahr 1948 sehen und sich weitere Informationen dazu anzeigen lassen. Ebenfalls kann das Paket in einer 360° Ansicht rotiert und genauer betrachtet werden. Leider wird kein Objekt mit einer Überschrift versehen, wodurch der Nutzer zunächst nicht weiß, worum es sich genau handelt. Eine Ergänzung dieser Basis-Information würde den Überblick erleichtern.

Neben den 18 hervorgehobenen Objekten, werden noch weitere 43 Bild-, sieben Videodateien und eine Sounddatei (verbunden mit einem Bild) geliefert. Die Vielseitigkeit der App stimuliert unterschiedliche Lernkanäle der Benutzer, wodurch einerseits das Verständnis, anderseits auch das Interesse der Zielgruppe verbessert und vergrößert wird.

Eine weitere Funktion der App ist ein Zeitstrahl, den man nach Belieben einblenden kann. Hierbei rückt der Zeitstrahl automatisch in die Zeit, in die das Objekt einzuordnen ist. Wichtige Ereignisse werden in diesem prägnant benannt und in Zusatzinformationen kurz erläutert, wodurch die Nutzer den nötigen Überblick erhalten. Der Benutzer sollte jedoch auf das Voranschreiten des Zeitstrahls durch eine Markierung oder Ähnliches hingewiesen werden, da sonst Information aus Unwissenheit übergangen werden könnten.

Beim Testen der App kam ein Asus Tablet Transformer Prime (Android-Version 4.1.1) zum Einsatz. Nach anfänglichen Problemen, auf Grund nicht aktualisierter Firmware, beschäftigte ich mich einige Stunden mit der App und probierte sämtliche Funktionen aus. Vorteilhaft an Apps ist generell die Nutzbarkeit im Offlinebetrieb. Somit können die Funktionen z.B. auch während langen Zugfahrten genutzt werden. Diese Möglichkeit ist gerade für Schulen, die mit Tablets arbeiten vorteilhaft. Die Schüler und Schülerinnen könnten sich während der Anreise auf den Aufenthalt im Museum vorbereiten oder aber auch die App zur Nachbereitung nutzen um das Gesehene zu verarbeiten und zu festigen. Da die Tablets ein geringes Gewicht aufweisen und in einer Schutzhülle auch recht unempfindlich sind, wäre dieses Medium geeignet, allerdings ist auch hier der hohe Kostenfaktor nicht zu vernachlässigen. Nur wenige Schulen bekommen die finanziellen Mittel gestellt, um derartige umfangreiche Anschaffungen zu gewährleisten. Aus diesem Grund wäre es wünschenswert, die App auch für den Handybetrieb zu öffnen. Smartphones weisen inzwischen große Speicherkapazitäten auf und sind gleichzeitig schon weit verbreitet (http://www.bitkom.org/de/presse/74532_71854.aspx, 19.06.2013).

Die Reichweite dieser App würde sich hierdurch ungemein vergrößern und wäre ebenfalls für Schulen geeigneter. Natürlich stellt sich mir die Frage, in wie weit diese App auf dem Handy nutzbar ist, da das Display wesentlich kleiner als das eines Tablets ist. Nach einem kurzen Gespräch mit einem Programmierer, in Hinblick auf diese App, konnte man mir jedoch eine unkomplizierte Handhabung versichern. Genauso wie auf dem Tablet wären die Objekte anwähl- und vergrößerbar. Die Zusatzinformationen hingegen würden dem Bild vorgelagert oder in einem zweiten Fenster geöffnet werden. Auch die Videodateien können ohne Probleme von den Smartphones über die App abgespielt werden.

Wie oben erwähnt verwendete ich ein Asus Tablett bei der Arbeit mit der App. Während ich mich intensiver mit dieser beschäftigte, bemerkte ich eine Fehlfunktion, die nach längerem Gebrauch auftrat: Die App reagierte nicht mehr. Beispielsweise erforschte ich einen Gegenstand, wollte eine weitere Hintergrundinformation aufrufen oder auf den Zeitstrahl wechseln, da wiederholte die App jedoch immer wieder die gleiche Information (sogar beim Wechsel des Objektes). Diese Fehlfunktion legte sich erst wieder mit dem Neustart der App.

Interessant zu beobachten ist, dass diese bei einem iPad nicht auftritt. Bei der Arbeit mit dem Asus Tablett wurde die Fehlfunktion auf Dauer lästig. Ebenfalls auffällig sind die verhältnismäßig langen Wartezeiten, die beim Wechsel zwischen den Zusatzinformationen entstehen. Die betrachtete Informationsbox muss erst weggeklickt werden, bevor eine neue geöffnet werden kann (tritt bei dem Zeitstrahl nicht auf). Merkbare Unterbrechungen verursachen häufig Unruhe bei Schülerinnen und Schülern und könnten zu Desinteresse führen.

Insgesamt empfinde ich die App „The American Way“ als gelungen, da auf vielseitige Weise (Text, Bild, Sound und Video) Hintergrundinformationen über das Amerikabild, in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis hin in die heutige Zeit, gegeben werden. Die App wird gut eingeleitet (Funktionen, Zweck) und erfüllt ihr Ziel, nämlich das Interesse des Benutzers zu wecken oder auch der Vorarbeit / Vertiefung zu dienen.

Nichts desto trotz sollte sich das Projektteam des Bonner „Haus der Geschichte“ überlegen, die App auch für Smartphones zu konzipieren, da Tablets eine teure Investition sind. Gleichzeitig wäre es schön, wenn die Variante für Android-Geräte überarbeitet würde, um einen reibungslosen Umgang zu ermöglichen. Des Weiteren wäre es wünschenswert die App in zwei weiteren kleinen Details zu verbessern: Das Drehen auf vertikaler Ebene (bspw. bei dem Objekt „Fernseher“, so dass man auch die Drehknöpfe betrachten kann) und das Zoomen der Abbildungen in den Zusatzinformationen (z.B. „Symbol der Verbundenheit“ –  um die Inschrift lesen zu können; in der Vergrößerung des Bildes nicht zoombar). Auch hier muss gesagt werden, dass das Vergrößern der Zusatzinformationen mit einem iPad möglich ist, nur wieder mit dem Asus-Tablet nicht.

Fazit: „The American Way.“ ist eine gelungene App für den Tablet-Gebrauch, die noch Raum für Verbesserungen in der Anwendung bietet. Diese App für die Anwendung auf Smartphones zu erweitern, wäre nicht nur für private Nutzer, sondern  gerade auch für Schulen eine große Erleichterung. Auf Nachfragen reagierte das Team des Bonner „Haus der Geschichte“ sehr freundlich, hilfsbereit und vor allem zeitnah.

Informationen zur App auf der Internetpräsenz des Haus der Geschichte in Bonn:

http://www.hdg.de/bonn/apps/app-the-american-way/, 27.07.2013

 

Quelle: http://zwopktnull.hypotheses.org/32

Weiterlesen

Concilium medii aevi: neue Beiträge online | #medieval #OpenAccess

Neue Beiträge der Zeitschrift “Concilium medii aevi. Zeitschrift für Geschichte, Kunst und Kultur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit” sind online, darunter ein Beitrag von Stefan Pätzold über die Beziehungen zwischen den Kölner Erzbischöfen und den Äbtissinnen des Essener Frauenstifts bis 1304: Stefan Pätzold, Ecclesia lege diocesana subiecta? Zu den Beziehungen zwischen den Kölner Erzbischöfen und den Äbtissinnen des Essener Frauenstifts bis 1304, in: Concilium medii aevi 16 (2013), 185-208, online: http://cma.gbv.de/dr,cma,016,2013,a,06.pdf.   Die im aktuellen Jahrgang 16 (2013) bisher erschienenen Aufsätze im Überblick:   Christof [...]

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/5129

Weiterlesen