Geschichtswissenschaft dies- und jenseits des Rheins. Pierre Monnet im Dialog

 


Pierre Monnet ist seit 2009 Direktor des Institut français d’histoire en Allemagne (Frankfurt a. M.). Parallel bleibt er “directeur d’études” an der École des hautes études en sciences sociales (EHESS). Zudem ist er Mitglied der Expertenkommission des deutsch-französischen Geschichtsbuchs.

Pierre Monnet, Sie beschäftigen sich seit vielen Jahren intensiv mit Deutschland und sind Professor an der renommierten Pariser École des hautes études en sciences sociales (EHESS). Als Wissenschaftler arbeiten Sie zu den städtischen Eliten deutscher Städte im Spätmittelalter sowie zur vergleichenden politischen Geschichte im mittelalterlichen Europa. Als Wissenschaftsmanager haben sie lange Jahre die Mission historique française en Allemagne in Göttingen geleitet. Nach deren Umbenennung in Institut français d’histoire en Allemagne und dem Umzug nach Frankfurt a. M. stehen Sie dieser historischen Forschungseinrichtung nun seit Sommer 2011 erneut vor. Zugleich waren Sie Präsident der Deutsch-Französischen Hochschule mit Sitz in Saarbrücken und haben die Konzeption und Redaktion des deutsch-französischen Geschichtsbuchs mitbetreut.

Wie bewerten Sie vor diesem Hintergrund den allgemeinen Stand der akademischen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich?

Diese Frage ist umso wichtiger, als ich fest davon überzeugt bin, dass die wissenschaftlichen Beziehungen eine zentrale Herausforderung für die Regierungen beider Länder sein werden. Sie sollten und können 2013 – 50 Jahre nach dem Elysee-Vertrag – die Grundlage für einen neuen Kooperationsvertrag bilden. Die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich sind im universitären und wissenschaftlichen Bereich überwiegend positiv zu bewerten. Seit einem Jahr ist Deutschland erstmals statistisch gesehen das von französischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern am meisten besuchte Land. Dies ist ein gutes Zeichen für den engen Austausch zwischen den beiden Communities (auch wenn im Gegenzug die Präsenz von deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in französischen Einrichtungen nicht vergleichbar ist). Das letzte Deutsch-Französische Forschungsforum in Berlin im Februar 2012 hat einen Maßnahmenplan mit fünf Schwerpunkten erarbeitet (Gesundheit: Pneumologie, Diabetesforschung, gemeinsame Patientenkohorten; grüne und weiße Biotechnologien; Umweltforschung; Europäisierung der Geisteswissenschaften; Grid Computing). Die sozio-kulturellen und wirtschaftlichen Implikationen von wissenschaftlichen Kooperationen zwischen Frankreich und Deutschland sind – gerade in diesen Gebieten – wohl erkannt. Darüber hinaus sind die Arbeit und die Funktion der Deutsch-Französischen Hochschule (DFH, Saarbrücken) positiv hervorzuheben: Sie bündelt 135 bi-nationale Studiengange mit 5.000 eingeschriebenen Studenten, 28 deutsch-französische Graduiertenkollegs sowie ca. 100 Workshops und Sommerschulen pro Jahr. Das Beherrschen der jeweils anderen Sprache bleibt jedoch immer noch ein Problem unter den Studierenden und den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Frankreich und Deutschland. Im Verhältnis zur strategischen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Bedeutung der Beziehungen zwischen beiden Ländern bleibt die Mobilität französischer Studentinnen und Studenten nach Deutschland (2011 ca. 5.800) und deutscher Studentinnen und Studenten nach Frankreich (2011 ca. 6.900) zudem zu gering.

Und wie sieht es speziell in der Geschichtswissenschaft aus?

Die Lage bei den Historikerinnen und Historikern ist verhältnismäßig gut. Es sei zunächst betont, dass zwischen deutschen und französischen Geschichtswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern immer ein Dialog bestanden hat. Man denke für die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg nur an eine Figur wie Marc Bloch. Durch Rezensionen, Übersetzungen, Veröffentlichungen und Tagungen, aber auch dank der Arbeit des Centre interdisciplinaire d’etudes et de recherche sur l’Allemagne (CIERA) Paris und des Deutschen Historischen Instituts Paris, des Centre Marc Bloch (CMB) in Berlin, des Institut francais d’histoire en Allemagne (IFHA) in Frankfurt a. M., des Deutsch-Französischen Instituts (DFI) in Ludwigsburg u. a., besteht ein intensiver und reger Austausch, der der Rolle der Geschichte in der gegenseitigen Wahrnehmung des Anderen seit über 100 Jahren Rechnung trägt. Sieben bi-nationale Studiengänge in der Geschichtswissenschaft an der DFH und gemeinsame Unternehmungen wie die des deutsch-französischen Geschichtsbuchs in drei Bänden oder die vom DHI Paris herausgegebene Reihe der Deutsch-französischen Geschichte in elf Bänden zeugen weiter davon. Die Leistung der Historikerinnen und Historiker beider Länder ist dabei aber nicht nur eine bilaterale. Vielmehr geht es auch darum, vergleichende und transfertragende Ansätze sowohl inhaltlich als auch methodologisch zu testen. Ferner werden Lehrer für die Abibac-Schulen ausgebildet, die Geschichte in der jeweils anderen Sprache unterrichten.

Welche Rolle kommt dabei dem Institut français d’histoire en Allemagne zu?

Das IFHA in Frankfurt a. M. und entsprechend das CMB in Berlin spielen in und für Deutschland, genau wie das DHI Paris und mit ihm das Deutsche Forum für Kunstgeschichte in Paris in und für Frankreich, durch die Rezeption und Ubersetzung von Werken und Fachbüchern sowie durch die Ausbildung und die Unterstützung der Mobilität von Studentinnen und Studenten sowie jungen Forscherinnen und Forschern eine zentrale Rolle. Die Institute sind Orte der Begegnung und des Austausches und tragen hierdurch entscheidend zur Verzahnung beider wissenschaftlicher Fachgesellschaften bei. Der Historikertag in Mainz (26.–28. September 2012) hat nicht zufällig Frankreich als Schwerpunktland gewählt. Die „Weimarer Rendez-vous mit der Geschichte“, nach dem Modell der „Rendez-vous de l’histoire“ in Blois, sind weitere wichtige Orte für Begegnungen und Gespräche. Auf diese Weise wird eine neue Generation von Historikerinnen und Historikern ausgebildet, die in den Universitäten und Forschungszentren dafür sorgen, dass gemeinsam eine deutsche, eine französische, aber auch und vor allem eine deutsch-französische sowie eine zunehmend globalisierte europäische Geschichte erarbeitet und geschrieben wird.

Sie sind Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des DHI Paris. Welche Rolle kommt dem Institut aus Ihrer Sicht in den Beziehungen zwischen den Historikerinnen und Historikern unserer beiden Länder zu?

Ich erwähnte bereits das langjährige Projekt einer Deutsch-französischen Geschichte in elf Bänden, das das DHI Paris entscheidend betreut und herausgibt. Darüber hinaus ist das Institut, im Besonderen seit fünf Jahren, ein zentraler Ort für den Dialog und das Gespräch zwischen jungen Forscherinnen und Forschern beider Länder, aber auch für die Ausbildung von Studentinnen und Studenten sowie Promovenden geworden. Durch seine hervorragende Bibliothek (110.000 Bücher und 420 Zeitschriften) wie auch seine vielfaltige Publikationspolitik, sowohl in Papierform als auch im elektronischen Format (Francia-Recensio, recensio.net, Digital Humanities, Trivium als deutschfranzösische Online-Zeitschrift für Geistes- und Sozialwissenschaften), schafft das DHI Paris dafür eine Grundlage. Durch die Organisation von Sprachkursen und Sommerschulen fordert das DHI Paris, oft in Kooperation mit anderen Institutionen, nicht zuletzt dem IFHA, die Qualifizierung von deutschen und französischen Historikerinnen und Historikern, die dann durch ihre dreifache Kompetenz – sprachlich, fachlich und interkulturell – in der Lage sein werden, diesen Austausch in den nächsten Jahrzehnten mitzutragen und zu gestalten. Thematische Forschungsprojekte wie etwa anlässlich des 1200. Todesstages von Karl dem Großen oder des 100. Jahrestages des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs, beide im Jahr 2014, konkretisieren und vertiefen diese Arbeit.

 

Die Teilnehmer/innen der Sommeruniversität “Conflict Studies und Neue Militärgeschichte” des DHI Paris und der université Paris-Sorbonne bei der Zeremonie zum Gedenken an die Gefallenen der Somme-Schlacht 1916 in La Boiselle, 1. Juli 2012.

Welche Veränderungen sehen Sie in der Arbeit des DHI Paris, und welche Möglichkeiten der Kooperation streben Sie zwischen dem DHI Paris und dem IFHA an?

Vieles wurde bereits in den letzten Jahren initiiert und unternommen. Dies gilt es fortzusetzen. Ein modernes, weltoffenes, innovatives Forschungsinstitut wie das DHI Paris muss weiterhin auf die vielfältige Verbreitung seines Wissens (Datenbanken, Online-Publikationen, digitalisierte Archive), auf die Ausbildung und die Qualifikation der jüngeren Generation (im Besonderen über eine engere Kooperation mit deutschen Universitäten und französischen Forschungsinstituten in Deutschland) sowie auf die Flexibilität und Offenheit für neue Bereiche, insbesondere in der politischen und anthropologischen Geschichte, setzen. Hierbei kommt der vergleichenden Perspektive, und vor allem dem europäischen Rahmen, eine besondere Bedeutung zu. Diese Perspektiven stehen auch im Zentrum eines gemeinsam vom IFHA, der Goethe-Universität Frankfurt und dem DHI Paris sowie der Maison des sciences de l’homme, dem CIERA in Paris und der Humboldt-Universität sowie dem CMB in Berlin konzipierten föderativen Netzwerks zum Thema „Europa (be)greifen: eine Herausforderung für die Geistes- und Sozialwissenschaften“. In Anbetracht der aktuellen Krise in Europa sind die Historiker dazu aufgefordert, ihren intellektuellen und wissenschaftlichen Beitrag zur Zukunft unseres Kontinents zu leisten. Hierbei können Frankreich und Deutschland immer wieder eine bahnbrechende Modellfunktion besitzen, für die das DHI Paris und das IFHA unter anderen eine zentrale Rolle spielen sollten.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Gespräch führte Stephan Geifes, Wissenschaftlicher Koordinator des DHI Paris.

 

Quelle: http://mws.hypotheses.org/1157

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Auf der Suche nach noch einem König: Finnland als kurzlebige Monarchie 1918


Der 1918 zum finnischen König gewählte Friedrich Karl von Hessen-Kassel
Wikimedia Commons/Svenska centralarkivet (gemeinfrei)

Im Nachgang zu Michael Penks kurzweiligem Beitrag über das isländische Kokettieren mit der Monarchie drängt sich einem der finnische Vorläufer aus dem Jahr 1918 geradezu auf. Finnland hatte sich am Nikolaustag 1917, der dort als Unabhängigkeitstag Jahr für Jahr mit Grandezza – einige würden böse sagen: Brimborium – begangen wird, formal für unabhängig erklärt. Die Finnen nutzten das postrevolutionäre Chaos, um sich und aus dem zunehmend kollabierenden Russischen Reich gelöst, waren aber gleich darauf in die Wirren eines Bürgerkriegs geraten, der, obgleich von kurzer Dauer, zu den blutigeren Konflikten des 20. Jahrhunderts gehört. Die siegreiche bürgerlich-konservative Seite im Bürgerkrieg, die so genannten “Weißen”, gruppierten sich um die Führungsgestalten Generalleutnant C. G. E. Mannerheim (ehemals im Dienste der kaiserlichen russischen Armee) und den Senatspräsidenten Pehr Evind Svinhufvud. Sie sahen sich nach Ende des Konflikts im Mai 1918 der Frage gegenüber, wie die Verfassung und damit das politische System des souveränen finnischen Staates aussehen sollten. Bei der Ausgestaltung des neuen Staatswesens kam ihnen zweifelsohne der Umstand zupass, dass die eigentliche Opposition der Vorkriegs- und Kriegsjahre – die finnische Sozialdemokratie – im Gefolge des Bürgerkriegs von der politischen Teilhabe ausgeschlossen werden konnte. Ein nicht unbeträchtlicher Teil ihrer Mitglieder befand sich ohnehin unter den ca. 80.000 in Lagerhaft genommenen und anschließend abgeurteilten “Roten”, von denen der Großteil freilich zum Jahresende 1918 wieder auf freien Fuß gesetzt wurde. In Anbetracht dieser eklatanten Schwächung der republikanischen Kräfte des Landes legte man sich innerhalb der politischen Führung des Landes relativ bald auf die Monarchie als Staatsform fest und favorisierte – zumindest mehrheitlich – die Einsetzung eines deutschen Prinzen auf dem zu schaffenden finnischen Thron. Der erzkonservative, monarchistisch und entschieden pro-deutsch eingestellte Svinhufvud wurde für die Zeit der Suche nach einem geeigneten Staatsoberhaupt zum Reichsverweser bestellt, der konservative Politiker und Bankier J. K. Paasikivi zum Ministerpräsidenten ernannt. Beide wurden übrigens später Staatspräsidenten des Landes, das sie 1917/18 mit aus der Taufe gehoben hatten. Mannerheim, der von der unbedingten Orientierung auf Deutschland nur wenig hielt, lehnte einen deutschen Regenten ab und bemühte sich vergebens um eine schwedische oder dänische Alternative für den finnischen Thron. Zugleich mobilisierten sich im finnischen Parlament, der Eduskunta, die verbliebenen republikanischen Kräfte, die – in Abwesenheit der sozialdemokratischen Mehrheitsfraktion – vor allem aus Agrariern und jungfinnischen Liberalen bestanden. Nach intensiven und zum Teil bitter geführten Debatten wählte die Eduskunta schließlich am 9. Oktober einen Schwager des Deutschen Kaisers Wilhelm II., Friedrich Karl von Hessen-Kassel, als Fredrik Kaarle I. zum “König von Finnland und Karelien, Herzog von Åland, Großherzog von Lappland und Herrn über Kaleva och Pohjola”. Der ursprünglich für den Thron vorgesehene Sohn des Kaisers, Prinz Oskar von Preußen, hatte nach Intervention des Kaisers und der Reichsregierung von der finnischen Königswürde Abstand nehmen müssen.

Was in der Rückschau in der Tat wie ein episodisches “Königsabenteuer” wirkt, entsprach in Wirklichkeit einem ganz offensichtlichen Trend der Zeit sowie den Umständen des letzten Kriegsjahrs in Nordosteuropa. Deutsche Prinzen wurden seit dem 19. Jahrhundert regelrecht zum ‘Exportschlager’, als vor allem auf dem Balkan neue Nationalstaaten entstanden und ein entsprechender Bedarf nach – zumindest nominell – konstitutionell herrschenden Monarchen aufkam. Sie galten als imperial nur bedingt kontaminiert und vergleichsweise (v)erträglich – und es gab ein recht umfängliches Angebot von ihnen, das sich bereitwillig auf die Throne von Griechenland, Albanien oder Rumänien wählen ließ. Nach dem Zusammenbruch des Zarenreichs und dem Frieden von Brest-Litowsk im Frühjahr 1918 kam als weiterer – förmlich zwingender – Grund hinzu, dass man sich bei der Etablierung und Konsolidierung der eigenen Staatlichkeit die Protektion des einzigen verbliebenen Hegemons der Region, des Deutschen Kaiserreichs, wünschte bzw. sich dieser in Ermangelung von Alternativen nicht entziehen konnte. In dem engen Zeitfenster des Jahres 1918 übertrug sich die Vorliebe für den Import deutscher Prinzen daher auch auf die spontan aus dem Boden gestampften baltischen Monarchien, wie sich anhand der buchstäblich im Rohr krepierten Kandidaturen des Württemberger Herzogs Wilhelm Karl von Urach für den litauischen Thron (als Mindaugas II.) und des passionierten Forschungsreisenden und Kolonialabenteurers Adolf Friedrich zu Mecklenburg-Schwerin für das deutsch-baltische Vereinigte Baltische Herzogtum ablesen lässt. Der Turkuer Historiker Vesa Vares hat völlig zu Recht darauf hingewiesen, dass sich das finnische Verhalten im Sommer und Herbst 1918 nur in der historischen Rückschau als episodischer Einzelfall, als das von Anders Huldén beschworene “Königsabenteuer” begreifen lässt. Es bildete weit eher die Regel in einem Reigen von vermeintlichen Königsabenteuern, deren Ziel in der Stabilisierung noch völlig ungefestigter und unter existenziellen Verwerfungen leidender Staatswesen bestand.

Dass es sich in der Sicht der Beteiligten um alles andere als ein skurriles Abenteuer handelte, ist auch aus den Vorbereitungen ersichtlich, die die Verantwortlichen in Helsinki in Erwartung der Ankunft ihres Königs trafen. Das finnische Außenministerium entsandte zwei profilierte Jungdiplomaten, den späteren Außenminister Hjalmar Procopé und den Archivar der Behörde (und späteren Gesandten) Harri Holma, nach Schloß Friedrichshof im Taunus, um dem angehenden König und seiner Familie einen landeskundlichen Crashkurs zu verabreichen und zudem erste Grundlagen in der finnischen Sprache zu vermitteln. Währenddessen bereitete die Protokollabteilung des Außenministeriums in Helsinki ein opulentes Begrüßungszeremoniell für das neue Staatsoberhaupt vor, in dessen Zentrum die feierliche Einfahrt des von Tallinn kommenden Königs in den Hafen stehen sollte, begleitet von Salutkanonaden und Kirchengeläut. Den Höhepunkt der Feierlichkeiten sollte die Krönung des neuen Königs bilden, für die der finnische Metallbildhauer und Avantgarde-Künstler Eric O. W. Ehrström bereits eine eigene Krone entworfen hatte.

Aus dem oben angedeuteten kleinstaatlichen Opportunismus, dem der finnische Staat im 19. und vor allem 20. Jahrhundert seine Existenz schuldet, erklärt sich auch, dass nach Abhandenkommen der projektierten Schutzmacht Deutschland im November 1918 auch das Projekt einer finnischen Monarchie nahezu geräuschlos ad acta gelegt wurde. Erinnerungskulturell sah es sich in den folgenden Jahrzehnten zur Fußnote der finnischen Geschichte relegiert. Obgleich der Gedanke einer monarchischen Ordnung in Finnland bis zur Verabschiedung der finnischen Verfassung noch die eine oder andere Blüte trieb, schwenkten die politischen Eliten des Landes schnell auf den von den Westmächten vorgegebenen Kurs ein und republikanisierten ihre bereits zu großen Teilen geschriebene Verfassung. Der wesentliche Träger der Annäherung an Deutschland, Svinhufvud, wich am 12. Dezember 1918 als Reichsverweser dem stärker auf die Westmächte hin orientierten und anglophilen Mannerheim. Mit ihm verzichtete auch Friedrich Karl von Hessen auf den ihm erst zwei Monate zuvor angetragenen Thron – und Finnland wurde zu jener “halbmonarchistischen” Präsidialrepublik (Juha Siltala), wie sie bis zum Inkrafttreten der neuen Verfassung im Jahre 2000 existierte. Der Staatspräsident erlangte in der Verfassungsrealität quasimonarchische Züge, wie etwa auch die “Überfigur” Urho Kekkonen zeigte. Als Fußnote zu einer Fußnote lässt sich jene Episode bezeichnen, von der Jyrki Paloposki auf Grundlage von Aktenmaterial des Archivs des finnischen Außenministeriums berichtet: Friedrich Karls Interesse an Finnland und das Interesse Finnlands an seinem vormaligen König erstarben offenbar auch nach seiner Abdankung nicht gänzlich. Wochen nach seinem Tod am 28. Mai 1940 schlich sich im Auftrag der finnischen Regierung ein Attaché der Gesandtschaft in Berlin in die Kapelle der Burg Kronberg im Taunus, in der Friedrich Karl als Oberhaupt des Hauses Hessen-Kassel begraben liegt. Nur beobachtet vom Kämmerer der Burg legte er am Grab des gewesenen und doch nicht ganz gewesenen Königs von Finnland einen Kranz nieder, auf dem zu lesen war: “Landgraf Fr. Karl / Die Regierung von Finnland”.

Literatur

  • Rainer von Hessen: “König im „Land der ernsten Augen“. Das finnische Thronangebot an Prinz Friedrich Karl von Hessen im Sommer 1918.” In: Bernd Heidenreich u.a. (Hrsg.): Kronen, Kriege, Künste. Das Haus Hessen im 19. und 20. Jahrhundert. Frankfurt: Societäts-Verlag 2009, S. 190–204.
  • Anders Huldén: Finnlands deutsches Königsabenteuer 1918. Reinbek: Warnke Verlag 1997.
  • Jyrki Paloposki: Foreign Ministry Maker of a King in 1918 (23.12.2008), URL: http://formin.finland.fi/public/default.aspx?contentid=153726&nodeid=15153&contentlan=2&culture=en-US
  • Hannes Saarinen: “Friedrich Karl”. In: Suomen kansallisbiografia 3. Helsinki: Suomalaisen Kirjallisuuden Seura 2004, S. 109–110.
  • Vesa Vares: Kuninkaan tekijät: Suomalainen monarkia 1917–1919. Myytti ja todellisuus. Porvoo-Helsinki-Juva: WSOY 1998.

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/674

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Anzac Day und Centenary des Ersten Weltkriegs – Australien zelebriert seinen Gründungsmythos

Das Grab des Unbekannten Soldaten unter dem Arc de Triomphe, Photo Michael Reeve, 29. Januar 2004 2011 präsentierte die National Commission on the Commemoration of the Anzac Centenary das Ergebnis der dreijährigen Ausarbeitung eines Programms zum „Centenary“ des Ersten Weltkriegs, das hier einzusehen ist. Das Centenary ist zugleich  der hundertste Jahrestag des Anzac, des Australian and New Zealand Army Corps, welches in der politisch-historischen Erinnerungskultur Australiens einen zentralen Platz als Gründungsmythos der heutigen australischen Gesellschaft und als Quelle der „national values“ einnimmt. Dementsprechend finden beispielsweise alljährlich am Anzac-Day, dem 25. April, zahlreiche Gedenkveranstaltungen statt, die besonders in den letzten Jahren von einer wachsenden Zahl von Teilnehmern besucht werden. Von daher kann es nicht überraschen, dass für die Jahre 2014-2018 ein umfangreiches Programm mit zahlreichen Veranstaltungen unterschiedlicher Reichweite geplant ist, für das die australische Bundesregierung ein Budget von 83 Mio. Dollar bereitstellt.   Der Erste Weltkrieg als nationaler Gründungsmythos …   Der erste Weltkrieg hat für das australische Selbstverständnis eine vergleichbare Bedeutung wie für die französische V. Republik: Es wurzelt im Ersten Weltkrieg – der moderne australische Gründungsmythos fußt auf dem Engagement des Anzac in Gallipoli und an der Westfront. Seine zwei Kernpunkte sind eng mit dem Anzac verbunden: Erstens – der offiziellen Lesart zufolge – trat hier Australien zum ersten Mal als geschlossene Nation und souveräner Faktor auf – und zwar von Anfang an an der Seite Neuseelands. Damit verbunden ist zweitens der „Anzac spirit“, die Gesamtheit der „national values“ Australiens, die sozusagen im Treibhaus des Krieges entstanden und für die australische Gesellschaft ein „ideal to strive for“ bilden. Das Erlebnis einer gesamtaustralischen Leidensgemeinschaft im Krieg trug  zur nationalen Integration bei. Im Centenary 2014-18 soll dieser Gründungsmythos beschworen werden. In dem vielseitigen Programm werden daher alle nationalen Akteure mobilisiert. Vor allem auf Bildungs- und Forschungsprogramme an Schulen und Universitäten wird ein Schwerpunkt gelegt. Ziel dabei ist es, nicht nur die Geschichte des Anzac und des Ersten Weltkriegs, sondern auch australische und Weltgeschichte zu thematisieren, im Sinne einer der Hauptaussagen des Reports: „It is antizipated that this will help australians understand who we are as a nation.“1 Das Programm sieht in diesem Sinne die Mobilisierung aller Bereiche des öffentlichen Lebens vor: Im Report findet sich ein breites Angebot nationaler geschichtspolitischer Symbole und Initiativen, die die Bevölkerung zur Teilnahme aufrufen – auf lokaler Ebene von der Benennung von Plätzen und Straßen nach Kriegshelden, kulturellen Veranstaltungen wie Tanz- und Theateraufführungen oder dem Prägen von Münzen bis hin zu Projekten auf bundesstaatlicher Ebene wie dem Renovieren und Zusammenstellen von Museen und Ausstellungen, Re-enactments und der besonderen Würdigung und Akzentuierung von „commemorative dates“ wie dem 4. August 2014 (Beginn des Krieges), 25. April 2015, dem Nationalfeiertag und Anzac-Day, dem Jahrestag der Gallipoli-Landung und dem 25. April 2018, Jahrestag der Schlacht von Villers-Bretonneux. Eine Spezifität der australischen Planung ist es, im Vorfeld die Bevölkerung weitestmöglich einzubeziehen. Durch einen veritablen “Call for Submissions” wurden bereits im Jahr 2010 die Australier aufgefordert, ihre Ideen zu den Gedenkfeierlichkeitend des Centenary einzusenden. Dass tatsächlich 1500 Vorschläge in 600 Einsendungen eingingen, zeigt, dass dieses Angebot auf reges Interesse stieß. Nicht zu Unrecht nennt der Rapport Zimet das australische Programm ein „ambitieux document“ und würdigt die Australischen Vorbereitungen ausdrücklich als am weitesten gediehen. … und internationales Integrationsangebot Die geografische Lage der für Australien relevanten Gedenkorte (Gallipoli, Nordfrankreich) bettet die australischen Initiativen zwangsläufig in die europa- beziehungsweise weltweit geplanten Gedenkfeierlichkeiten ein. Schon in den ersten Vorbereitungsphasen fanden daher internationale Treffen zwischen Botschaftern und Wissenschaftlern statt, um die Gedenkinitiativen international zu koordinieren. Es sind zahlreiche Forschungsprojekte und Kooperationen geplant. Obwohl das Gedenken an einen Weltkrieg kaum in einem nationalen Rahmen bleiben kann und eigentlich jedes bisher vorgestellte Programm großen Wert auf Internationalität und Vernetzung legt, gibt es eine „mémoire partagée“ der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts nur bedingt – wie besonders am Beispiel Frankreich-Deutschland deutlich wird, die dem Ersten Weltkrieg eine sehr unterschiedliche Bedeutung beimessen. Auch Australien richtet seine Identifikations- und Integrationsangebote viel eher nach innen, auf die eigene Nation und ihren Platz in der Welt. Trotzdem ist das Anzac-Centenary-Programm auch als internationales Integrationsangebot zu lesen, denn es legt – wenn auch vordergründig mit Blick auf das eigene Land – einen starken Fokus auf die Leidensgemeinschaft der Opfer und die aus dem Krieg zu ziehenden pazifistischen Lehren. In diesem Punkt gibt es einen weitgehenden Konsens, der den Weg zu gemeinsamen Gedenkinitiativen öffnen kann. Dem scheinen kaum Schranken zu stehen, verzichten doch alle Staaten auf die Thematisierung politisch sensibler Bereiche wie etwa der Kriegsschuldfrage. Außerdem kann aus einem der Kernelemente des Anzac-Mythos – die Schicksalsgemeinschaft mit einem anderen Land, Neuseeland – eine internationale Perspektive abgeleitet werden. Es wird interessant sein zu sehen, welche Teile des Programms umgesetzt werden und wie beziehungsweise ob durch den fortschreitenden internationalen Austausch die in nationalen Narrativen wurzelnden Denkinitiativen modifiziert werden. 1 Australian Government Department of Veterans’ Affairs (Hg.): How Australia may commemorate the Anzac Centenary. The National Commission on the Commemoration of the Anzac Centenary, 2011, vii.    

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/656

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Studientag in Sedan « Le Patrimoine de la Grande Guerre à Sedan et ailleurs. Quels enjeux? »

Denkmal auf dem Friedhof Saint-Charles in Sedan Im März 2012 gab die Stadt Sedan bekannt, das Deutsche Kriegerdenkmal in Sedan aufgrund seines schlechten Zustandes abreißen zu wollen. Daraufhin hatten mehrere französische und deutsche Historiker mit einem von Nicolas Offenstadt initiierten offenen Brief an die Stadtregierung gegen den Abriss protestiert.   In Anbetracht des bevorstehenden „Centenaires“ des Ersten Weltkrieges 2014 stellt sich die Frage, wie eine deutsch-französische Gedenkpolitik – die bislang weitgehend fehlt – zukünftig aussehen soll und wie Frankreich mit dem deutschen Kriegserbe umgehen will. Am 22. Juni werden daher mehrere französische und deutsche Historiker, darunter Antoine Prost, André Loez, Nicolas Offenstadt und Arndt Weinrich, in Sedan an einem Studientag zur Frage  « Le Patrimoine de la Grande Guerre à Sedan et ailleurs. Quels enjeux? » teilnehmen. Das Programm ist hier einzusehen: Sedan programme    

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/602

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Vortrag zum „Syndrom der deutschen Einkreisung“ am DHI

Rostiger Stacheldraht, Photo: Waugsberg, 19. Mai 2007

Am Donnerstag, 26. April 2012, findet um 18.00 Uhr der Vortrag „Le syndrome de l´encerclement  allemand. Vers une nouvelle histoire culturelle de l´avant-1914“ im Deutschen Historischen Institut Paris statt. Es spricht Ute Daniel von der Technischen Universität Braunschweig, kommentiert wird der Vortrag von Johann Chapoutot (Universität Grenoble, IUF).

Die öffentliche Meinung der Vorkriegszeit war von der Überzeugung geprägt, in einer Welt von Feinden zu leben, die darauf abzielten, das aufstrebende Kaiserreich „einzukreisen“ und es an der Entfaltung seines Potentials zu hindern. Das „Einkreisungs-Syndrom“ wurde bereits in der Forschung wahrgenommen, es gibt jedoch keine größere Untersuchung zum Thema.

Ute Daniel zeigt anhand der Wahrnehmung Wilhems II. und seines „persönlichen Regiments“ in der Presse, dass die Person des Kaisers bzw. seine wahrgenommene Schwäche und fehlende Durchsetzungsfähigkeit für Teile der öffentlichen Meinung selbst ein Symptom der Einkreisung waren und die zunehmende Radikalisierung und Militarisierung der deutschen Politik bedingten.

Der Vortrag ist auf Deutsch mit französischer Simultanübersetzung.

Weitere Informationen finden Sie hier:

„Le syndrome de l´encerclement allemand. Vers une nouvelle histoire culturelle de l´avant-1914“

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/462

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Deutsches Denkmal in Sedan vor dem Abriss

Denkmal auf dem Friedhof Saint-Charles in Sedan

Das Denkmal auf dem Friedhof Saint-Charles in Sedan ist eine der letzten erhaltenen deutschen Gedenkstätten des Ersten Weltkriegs in den Ardennen. Das Kriegerdenkmal wurde im Jahr 1915 von deutschen Truppen erbaut und war Bestandteil eines Soldatenfriedhofes, der an den städtischen Friedhof angegliedert und nach Kriegsende aufgelöst wurde. Auf der Rückseite des Gebäudes, das mit seinen vier dorischen Säulen an ein antikes Bauwerk erinnert, stehen Namen gefallener Soldaten. Die Stadt Sedan hat kürzlich beschlossen, das Denkmal aufgrund seines baufälligen Zustandes abzureißen und an seine Stelle ein Ossarium zu setzen. Vor dem Hintergrund der bevorstehenden Gedenkfeierlichkeiten zum 100. Jahrestag – dem centenaire – des Kriegsausbruchs 1914 und des in diesem Rahmen vorgesehenen dt-frz. Programmes erscheint diese Entscheidung einigermaßen überraschend. Auf jeden Fall wirft sie ein Schlaglicht auf das weitgehende Fehlen einer dt-frz. “mémoire partagée” des Ersten Weltkriegs unterhalb der Ebene offizieller Sonntagsreden. Um den Abriss des Denkmals zu verhindern, hat eine Gruppe von französischen und deutschen Historikerinnen und Historikern auf Initiative von Nicolas Offenstadt einen offenen Brief an den Bürgermeister von Sedan geschrieben, in dem auf den besonderen kulturhistorischen Wert des Bauwerks hingewiesen wird. Eine Reaktion des Adressaten steht noch aus…

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/421

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Call for Papers für die Sommeruniversität »Conflict Studies« und Neue Militärgeschichte. Neue Perspektiven auf das »Zeitalter der Weltkriege 1914-1945«

© F.Lagarde

Die Deutsch-Französische Hochschule fördert die Sommeruniversität „Conflict Studies und Neue Militärgeschichte. Regards croisés auf das ‚Zeitalter der Weltkriege 1914-1945‘“ des Deutschen Historischen Instituts Paris (Arndt Weinrich, Steffen Prauser) und der Sorbonne – Paris IV (Olivier Forcade). Vom 30. Juni bis zum 6. Juli 2012 werden Masterstudierende und Doktoranden aus ganz Europa die Möglichkeit haben, sich mit den aktuellen Forschungstendenzen im Bereich der Wirtschafts-, Sozial-, Kultur- und Militärgeschichte der beiden Weltkriege auseinanderzusetzen und eigene Forschungsprojekte mit international anerkannten Experten zu diskutieren. Die Sommeruniversität findet im Historial de la Grande Guerre in Péronne statt. Deadline für Bewerbungen ist der 15. April 2012. Die Kriegs- und Konfliktgeschichte (War Studies) zählte in den vergangenen beiden Jahrzehnten zu dem am stärksten expandierenden Feld im Bereich der Sozial- und Geschichtswissenschaften. Die Militärgeschichte hat im Rahmen dieses Feldes ein unerwartetes Comeback erfahren und befindet sich seit einigen Jahren unaufhaltsam auf dem Vormarsch. Sie hat allerdings einen eindeutigen Wandel erfahren und wurde um eine sozial-, kultur- und mentalitätsgeschichtliche Perspektive erweitert. Das Militär als soziale Gruppe und sein Verhältnis zur Zivilgesellschaft sowie Formen des Konflikts, die in den vergangenen Jahren auch unsere Gegenwart bestimmt haben und weiterhin bestimmen, wie Terrorismus und Guerillakrieg, stehen nun im Mittelpunkt des Interesses. Im Rahmen dieses Paradigmenwechsels haben sich auch neue Fragen und Perspektiven auf die beiden Weltkriege entwickelt. Die Forschungen zu den beiden Weltkriegen wurden durch global-, gewalt-, geschlechter- und erinnerungsgeschichtliche Arbeiten stark beeinflusst und der Erste und Zweite Weltkrieg werden im Sinne einer vergleichenden Weltkriegsgeschichte stärker als eine Epocheneinheit untersucht, als dies bis in die 1990er Jahre hinein der Fall gewesen ist. Die Sommeruniversität bietet den Masterstudierenden und Doktoranden die Möglichkeit, eigene Forschungsprojekte mit einer Reihe namhafter Experten zu diskutieren; so werden zum Beispiel Stéphane Audoin-Rouzeau, Peter Gray, Rainer Hudemann, Julian Jackson, Alan Kramer, Gerd Krumeich, Rona Mitter, Philippe Nivet, Richard Overy, Gary Sheffield, Georges-Henri Soutou, Olivier Wieviorka, Jay Winter Workshops zu den von ihnen vertretenen Forschungsfeldern leiten und die Präsentationen der Teilnehmer kommentieren. Am Ende eines jeden Tages findet eine Podiumsdiskussion statt, in deren Rahmen übergreifende Fragen aufgegriffen werden sollen. Ziel der Sommeruniversität ist die Einführung fortgeschrittener Studenten (Master) und Doktoranden in die Methoden und aktuellen Kontroversen der modernen Militärgeschichtsschreibung zum „Zeitalter der Weltkriege“. Neben dem wissenschaftlichen Programm sind Exkursionen an Erinnerungsorte des Ersten und Zweiten Weltkrieges im Nordosten Frankreichs wie zum Beispiel La Boisselle, Thiepval oder die Coupole d’Helfaut in St. Omer vorgesehen. Weitere Informationen zu der Sommeruniversität sowie den Teilnahmebedingungen finden Sie hier. Call for Papers Deutsch Call for Papers Français Call for Papers English

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/410

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Neue Vortragsreihe am DHIP: La guerre au XXe siècle

Rostiger Stacheldraht, Photo: Waugsberg, 19. Mai 2007Eine Podiumsdiskussion zum Thema L’occupation allemande en France en 14–18bildet am 14. Februar, 18-20 Uhr, den Auftakt zu einer neuen, auf mehrere Jahre angelegten Vortragsreihe des DHIP. Die insgesamt sieben Veranstaltungen, die im Laufe des ersten Halbjahres 2012 stattfinden werden, konzentrieren sich auf den Ersten und Zweiten Weltkrieg. Weitere Vorträge werden ab der zweiten Jahreshälfte den Fokus auch auf Konflikte nach 1945 (z.B. Dekolonisierungskriege) sowie den Kalten Krieg richten. Insbesondere der Erste Weltkrieg wird im Hinblick auf seinen centenaire 2014  in der Programmplanung jedoch auch weiterhin eine große Rolle spielen. Dank der Expertise zweier Forschungsgruppen, die über den Ersten Weltkrieg (Leitung: Arndt Weinrich) und den Algerienkrieg (Leitung: Steffen Prauser) arbeiten, möchte das Deutsche Historische Institut Paris ganz im Sinne des integrativen Ansatzes der War Studies den Schwerpunkt auf eine komparative Deutung der Konflikte des 20. Jahrhunderts legen. Die neue Vortragsreihe bietet dementsprechend einen breiten Überblick über die aktuellen Tendenzen historischer Forschung im Bezug auf die vielseitigen Phänomene Krieg und Kriegsgewalt an. Zum Programm:Cycle de conférence: La guerre au XXe siècle   Rostiger Stacheldraht, Photo: Waugsberg, 19. Mai 2007  

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/267

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Tagungsbericht: Guerres futures, guerres imaginées: vers une histoire culturelle de l’avant-1914

Am 9. und 10. November 2011 fand im Historial de la Grande Guerre in Péronne und am Deutschen Historischen Institut Paris eine große internationale Tagung, Guerres futures, guerres imaginées: Vers une histoire culturelle de l’avant-1914, statt.   Das Kolloquium hatte sich zum Ziel gesetzt, einen kulturgeschichtlichen Ansatz auf die Vorkriegszeit des Ersten Weltkrieges anzuwenden. Ein Blickwinkel, der in der Vergangenheit eher für die Kriegs- und Nachkriegszeit gewählt wurde, also für Kriegserfahrungen oder Kriegserinnerungen. Verkürzt gesagt ging es um die „unspoken assumptions“ (James Joll) von Entscheidungseliten und anderen relevanten soziokulturellen Bevölkerungsgruppen in den Vorkriegsjahren. So wurden im Verlauf der Tagung die Kriegsbilder, und -vorstellungen unterschiedlicher militärischer oder politischer Akteure, Zivilbevölkerung bzw. der Presse diskutiert. Es sollte die Art und Weise analysiert werden, wie der Erste Weltkrieg in der Zeit unmittelbar vor seinem Ausbruch imaginiert wurde. Es ging mit anderen Worten darum, einen Beitrag zu einer „histoire du futur dans le passé“ (John Horne) zu leisten. Anbei der Link zum von HSozKult veröffentlichten Tagungsbericht: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=4049&count=3871&recno=2&sort=datum&order=down

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/219

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Forschungsseminar “La Première Guerre mondiale, guerre du XIXe, guerre du XXe siècle” am DHIP

Am 12. Dezember fand die erste Sitzung des an der EHESS unter Leitung von Stéphane Audoin-Rouzeau organisierten Forschungsseminars „La Première Guerre mondiale, guerre du XIXe, guerre du XXe siècle“ am DHI Paris statt. In der Vorlesungszeit stellen an jedem ersten Montag im Monat hochkarätige Referenten ihre aktuellen Forschungsprojekte zur (Vor-)Geschichte des Ersten Weltkriegs und seiner Nachwirkungen vor. Externe Seminarteilnehmer sind jederzeit herzlich willkommen. Den Anfang machte Bruno Cabanes (Yale University) mit einem Werkstattbericht zu seinem laufenden Vorhaben „La redéfinition des droits de l’homme après la Grande Guerre“ (Redefinition der Menschenrechte nach dem Ersten Weltkrieg), in dem es dem profilierten Experten für die Geschichte des Kriegsendes 1918 u.a. darum geht, eine rechtsgeschichtliche Fragestellung kulturgeschichtlich anzureichern und damit berührungslos nebeneinander stehende Forschungstraditionen zusammen zu bringen. So erlaubt die Analyse der Kriegserfahrungen wichtiger Protagonisten der Menschenrechtsbewegung (z.B. des Kriegsversehrten René Cassin), ihr Engagement zu kontextualisieren und damit besser zu verstehen. Durch Berücksichtigung der besonderen Rolle einflussreicher NGOs avant la lettre betont Cabanes darüber hinaus die besondere Bedeutung zivilgesellschaftlicher, internationaler Organisationen und macht einen großen Schritt hin zu einer transnationalen Geschichte der Menschenrechte. In den nächsten beiden Seminarsitzungen am 2. und 16. Januar 2012 (jeweils 9-11 Uhr) führt Leonard V. Smith den Versuch, Kultur- und Rechtsgeschichte produktiv zusammen zu bringen, weiter. Seine beiden Vorträge, “Wilsonismus und Völkerrecht. Souveränität nach dem Ersten Weltkrieg” (Wilsonisme et droit international. La souverainté après la Grande Guerre) und “Frieden oder Fortsetzung des Krieges? Das Recht der Selbstbestimmung der Völker auf der Friedenskonferenz 1919″ (Paix ou continuation de la guerre? Le droit des peuples à disposer d’eux-mêmes à la conférence de la paix 1919) behandeln eine komplementäre Problemstellung, die ein Schlaglicht auf die so unendlich schwierige Demobilmachung des Rechts nach dem Ende des Krieges wirft. Leonard V. Smith ist Frederick B. Artz Professor am Oberlin College in Ohio. Von ihm sind u.a. erschienen: “The Embattled Self. French Soldiers’ Testimony of the Great War” (Cornell University Press, 2007) und “Between Mutiny and Obedience. The Case of the French Fifth Infantry Division During World War I (Princeton University Press, 1994). Zur Vorbereitung auf die beiden Seminarsitzungen wird sein neuester Aufsatz “The Wilsonian Challenge to International Law,” Journal of the History of International Law, 13 (2011)S. 179-208, ausdrücklich zur Lektüre empfohlen.

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/198

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