Agentin und Gründerin: Maria Eisner

Doppelseite einer Zeitschrift: links das Bild einer Säule; rechts Text und eine Brücke.

 

Bis in die 1990er Jahre wurde die Rolle von Maria Eisner als „Secretary and Treasurer“ immer wieder mit Sekretärin und Schatzmeisterin oder Büroleiterin im Gründerkreis der legendären Magnum-Männer übersetzt.[1] Jubiläumsschriften, Dokumentationen und Kurzbiografien weisen Eisner bis heute immer wieder als italienische Fotografin aus, verschweigen dabei aber Teile ihres Werdegangs oder deuteten ihren Einfluss auf die von ihr gegründeten Agenturen und der dort arbeitenden Fotografen nur vage an.[2] Infolge ihres frühen Rückzugs aus dem Agenturgeschäft im Jahr 1951 sind ihre Verdienste um Assignments, Editionen und Bildrechte im frühen Bildermarkt sowie ihre Bedeutung als wichtige Mentorin bedeutender Fotograf:innen bis heute wenig beachtet.

Die Bildbände zu den Jubiläen von Magnum begnügten sich bislang mit kurzen biografischen Notizen zu ihr, während die Werdegänge und Werke der Fotograf:innen ausführlich dargestellt wurden.[3] Im Jahr 1985 erzählte Richard Whelan in seiner Robert Capa-Biografie beiläufig von der Bedeutung Maria Eisners für dessen Werdegang.[4] Mit der Ausstellung „Alliance Photo – Agence Photographique 1934-1940“ in der Bibliothèque Historique de la Ville de Paris“ im Jahr 1988 wiesen ihr Thomas Michael Gunther und Marie de Thézy zwar den gebührenden Platz in der Fotografiegeschichte zu, aber außerhalb der Fachkreise fand dies nur wenig Beachtung.[5]

Im Jahr 2010 kuratierte Cynthia Young die Ausstellung zur spektakulären Wiederentdeckung des „Mexican Suitcase“, der einen Teil der verschollen geglaubten Negative aus dem Spanischen Bürgerkrieg von Robert Capa, David Seymour und Gerda Taro enthielt, ohne die Rolle Eisners und von Alliance Photo genauer auszuführen.

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Quelle: https://visual-history.de/2023/07/17/hartmann-agentin-und-gruenderin-maria-eisner/

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Urban Eyes

Collage von ineinander verschränkten Fotografien von Hochhäusern, einer Hochbahn, einer Straße

New York: Faszinosum – Freiheit – Vielfältigkeit – Überwältigung – Chaos – Orientierungslosigkeit. So in etwa erging es in den 1930er und 1940er Jahren auch jenen deutschsprachigen Fotograf:innen, die sich nach der Passage in die Emigration auf den Straßen in der US-amerikanischen Metropole wiederfanden. Die Großstadt war einigen von ihnen durch Medien der Weimarer Republik bekannt. Ihre Ankunft fand jedoch nicht im Kontext einer Reise statt, in der Sightseeing an erster Stelle stand.

Fred Stein/Helene Roth, Coenties Slip, New York, 1946/2022. Collage © Fred Stein Archive/Helene Roth

Mit Machtantritt der Nationalsozialisten etablierte sich New York als Ankunftsstadt für deutschsprachige Kunstschaffende und Fotograf:innen, denen die Flucht aus Europa gelungen war. Aufgrund politischer, religiöser, sexueller oder künstlerischer Verfolgung hatten sie Deutschland verlassen müssen. Über mehrere Staatsgrenzen hinweg, über Zwischenstationen und Internierungslager gelangten sie mit unterschiedlichen Kenntnissen, Kameratypen, Ausbildungen und Emigrationsverläufen per Schiff zwischen 1933 und 1941 in die US-amerikanische Metropole.

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Quelle: https://visual-history.de/2023/06/26/roth-urban-eyes/

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Das neue METROMOD Online-Archiv / the new METROMOD online archive

Das neue METROMOD Online-Archiv / the new METROMOD online archive

Screenshot der Webseite des neuen METROMOD-Online-Archivs (Ausschnitt) [21.09.2021]

Das Forschungsteam METROMOD freut sich sehr, die Veröffentlichung seines zweiten, digitalen Großprojektes bekannt zu geben: ein Online-Archiv des künstlerischen und intellektuellen Exils in sechs globalen Ankunftsstädten (Bombay, Buenos Aires, Istanbul, London, New York, Shanghai).

Das vom ERC geförderte und an der Ludwig-Maximilians-Universität München angesiedelte Projekt METROMOD (Relocating Modernism: Global Metropolises, Modern Art and Exile) forscht zu städtischen Topografien – zentralen und peripheren urbanen Orten, (in)formellen Räumen der Interaktion und des Austauschs. Diese urbanen Orte sind nicht nur von besonderer Bedeutung für die Kommunikation, Netzwerkbildung und Theoriebildung, sondern sind auch relevante Stationen auf den vielfältigen Wegen des Exils.

Screenshot der Webseite des neuen METROMOD-Online-Archivs (Ausschnitt) [21.09.

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Quelle: https://visual-history.de/2021/09/22/das-neue-metromod-online-archiv-the-new-metromod-online-archive/

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Ein Sommer in Brühl

Abb. 1: Philippe de Champaigne: Jules Mazarin, Musée du Louvre, Département des Peintures, RF 2680

Im Sommer 1651 drohte der französische Erste Minister und Kardinal Jules Mazarin in ein besonders tiefes Sommerloch zu stürzen, als er aus Paris vertrieben wurde und ins Exil gehen musste. Nur mit wenigen Vertrauten unterwegs, hielt der italienischstämmige Kardinal aber regen Briefkontakt in ganz Europa, um seine Getreuen in Frankreich anzuweisen und seine baldige Rückkehr zu ermöglichen – Briefe, die allesamt einen Ausstellungsort tragen: Brühl im Rheinland. Aus Frankreich kommend hatte er bei Kurfürsten von Köln Unterkunft angefragt und war letztlich in die kurfürstliche Residenz in Brühl auf Kurkölner Boden komplimentiert worden. Hier saß Mazarin einen Sommer lang fest. Politisch nicht minder aktiv, doch – aus Pariser Perspektive – in die Peripherie gedrängt, sah sich Mazarin im Rheinland diversen Herausforderungen ausgesetzt, die seinen kurzzeitigen Aufenthalt gerade aus der Perspektive des 21. Jahrhunderts interessant erscheinen lassen.

 



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Quelle: http://histrhen.landesgeschichte.eu/2021/08/mazarin-in-bruehl-bechtold/

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Gerty Simon. Berlin/London. Eine Fotografin im Exil

Gerty Simon. Berlin/London. Eine Fotografin im Exil

In Zusammenarbeit mit der Londoner Wiener Holocaust Library widmet die Liebermann-Villa am Wannsee der deutsch-jüdischen Fotografin Gerty Simon (1887–1970) die erste Überblicksausstellung im deutschsprachigen Raum. Die von der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa geförderte Werkschau präsentiert eindrucksvolle Aufnahmen wichtiger Berlinerinnen und Berliner sowie internationaler Persönlichkeiten der 1920er und 1930er Jahre. Ausgangspunkt ist ihr 1929 angefertigtes Fotoporträt von Max Liebermann. Originale Fotoabzüge, historische Presserezensionen und persönliches Archivmaterial zeichnen Simons Weg vom Karriereanfang und Erfolg in der Weimarer Republik, der vorbereiteten Flucht ins britische Exil, dem strategischen Neuanfang bis hin zur Aufbewahrung ihres Nachlasses in London nach.

Gerty Simon, Selbstporträt, um 1934, Quelle: The Bernard Simon Collection, Wiener Holocaust Library Collections

Karriereaufbau und Erfolge in Berlin

Die Ausstellung beginnt mit einem Blick auf Gerty Simons Anfänge und beruflichen Erfolge in Berlin. Die als Gertrud Cohn in Bremen geborene Gerty Simon widmete sich in Berlin der Fotografie und eröffnete in der Charlottenburger Clausewitzstraße ihr erstes eigenes „Photographisches Studio“. Obwohl Simon keine klassische Ausbildung als Fotografin absolvierte, baute sie sich schnell im Umfeld zahlreicher Fotografinnen ihr Netzwerk auf.

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Quelle: https://visual-history.de/2021/07/02/gerty-simon-berlin-london-eine-fotografin-im-exil/

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Hat Karl Marx dieses Haus jemals betreten? Schauplätze seines Pariser Exils 1843-1845

Nächstes Jahr jährt sich der Geburstag von Karl Marx zum 200. Mal. Zugleich feiern das Kommunistische Manifest (1847/48) mit 170 Jahren und „Das Kapital“ (1868) mit 150 Jahren runde Jubiläen. Anlass genug, um Leben, Werk und Wirkung von Karl Marx auf neue (geht das?) oder zumindest interessante Weise anhand von Biographien, Filmen, Dokudramen, Radiofeatures1, Ausstellungen2, Websites, Veröffentlichungen, Tagungen etc. zu beleuchten. Neben Fragen nach der Aktualität von Marx‘ Schriften liegt ein beliebter Aspekt im derzeitigen Marx-Hype auf Darstellungen zu seiner Person und seinem privaten Umfeld. Das zeigt sich am – wie ich finde – langweilig-bieder erzählten Film „Der junge Karl Marx“ ebenso wie an den neueren Biographien, die dafür allerdings ebenso Kritik einstecken mussten3.



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Quelle: http://19jhdhip.hypotheses.org/3008

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Grenzpassagen


Literarische Auseinandereinandersetzungen mit Flucht und Exil waren das Thema des Vortrags von Doerte Bischoff

Kriegsflugblatt mit einem Beitrag von Thomas Mann, 1943 © Foto H.-P.Haack, Privatbesitz, via Wikimedia CC BY 3.0
Kriegsflugblatt mit einem Beitrag von Thomas Mann, 1943 © Foto H.-P.Haack, Privatbesitz, via Wikimedia CC BY 3.0

Albert Einstein sieht müde aus. Neben ihm steht Erika Mann, dahinter ihr Vater Thomas Mann, mit ernstem Blick. Fritz Lang, Alfred Döblin, Arnold Schönberg, Kurt Weill – all diese deutschen Intellektuellen des 20. Jahrhunderts, auch sich selbst und seine Frau, hat der Maler Arthur Kaufmann auf dem in dunklen Farben gehaltenen Bild „Die geistige Emigration“ versammelt (Auf der Website „Künste im Exil“ kann man es ansehen.). Im Hintergrund fährt ein Dampfer über das Meer Richtung Freiheitsstatue. Was die abgebildeten Künstler und Wissenschaftler eint, ist ihre Fluchtgeschichte.

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Quelle: https://migration.hypotheses.org/101

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Willy Brandt und Nordeuropa

Der Norden Europas hat im Leben Willy Brandts, der gestern 100 Jahre alt geworden wäre, eine essenzielle Rolle gespielt. 1933 emigrierte er, nachdem er kur zuvor seinen Decknamen angenommen hatte, über Dänemark (er floh in einem Fischerboot) nach Norwegen, wo er als Journalist tätig war, aber auch für die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAP), der er sich 1931 angeschlossen hatte, politisch aktiv blieb. In Norwegen sollte er eine Auslandsgruppe der SAP aufbauen und Kontakte zur Norwegischen Arbeiterpartei [Det norske Arbejderparti] aufzubauen. Von Norwegen aus unternahm er Reisen nach Deutschland und Spanien, wo er mit einer “geliehenen” Identität als Norweger auftrat. Ein gewagtes Unterfangen war eine  Reise nach Berlin 1936 mit dem Ziel, die Auslandsabteilung der SAP wieder aufzubauen. Die Reste dieser sozialdemokratischen Splitterpartei in Deutschland wurden indes 1937/38 zerschlagen, so dass sie quasi reine Exilpartei wurde. Brandt war 1937 Berichterstatter mehrerer norwegischer Zeitungen im Spanischen Bürgerkrieg. In der Phase ab 1937 integrierte sich Brandt stärker in die norwegische Arbeiterbewegung. Seine Bedeutung wuchs: Für den Kriegsfall wurde Oslo als Auslandszentrale der SAP mit Brandt als ihrem Leiter ausgewählt. 

Willy.Brandt.Stockholm.2007

Statue von Rainer Fetting im Willy-Brandt-Park in Stockholm
Wikimedia Commons (gemeinfrei)

Seine Ausbürgerung beraubte ihn 1938 seiner deutschen Staatsbürgerschaft. Die Besetzung Norwegens durch die Deutschen 1940 beraubte ihn seiner ersten Exilheimat. Von den Deutschen gar verhaftet, rettete ihn die norwegische Uniform, die er trug, und seine Norwegischkenntnisse, deren Erwerb er bereits vor dem Exil begonnen hatte. Sein Weg führte ihn in das benachbarte Schweden, wo er die norwegische Staatsbürgerschaft von der dortigen Botschaft erhielt und wo er bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs weiterhin journalistisch und politisch tätig blieb. Anfangs war Brandt eher noch Vertreter des norwegischen Exils und unterstützte u.a. die norwegische Widerstandsbewegung. Später engagierte er sich in einem Kreis europäischer Exil-Sozialdemokraten, der später als “kleine Internationale” bekannt wurde.  Hier diskutierte er in den Jahren 1942–45 mit Vertretern wie Bruno Kreisky oder den schwedischen sozialdemokratischen Intellektuellen Alva und Gunnar Myrdal die Zukunft und den demokratischen Wiederaufbau Deutschlands nach dem Kriegsende.

Brandt näherte sich wieder der SPD an, mit der er 1931 gebrochen hatte und trat seiner alten Partei im Exil wieder bei. Er begleitete das Schicksal Norwegens im Krieg publizistisch mit einer ganzen Reihe von Büchern und Artikeln über Krieg, Besatzung und Widerstandskampf in Norwegen in verschiedenen Facetten. Die Zukunftspläne für Deutschland und Europa thematisierte er in Publikationen wie dem 1942 erstmals erschienenen Efter segern [Nach dem Sieg]. Die Exiljahre hatten maßgebliche Auswirkungen auf Brandts politisches Denken. Die Begegnung mit den Arbeiterbewegungen in Norwegen und Schweden zeigte ihm eine andere Sozialdemokratie, die sich insbesondere in Schweden bereits auf dem Weg zum erfolgreichen Wohlfahrtsstaat (“Volksheim”) befand. Brandt war von dem Pragmatismus und der freiheitlichen Einstellung seiner nordeuropäischen Parteikollegen nachhaltig beeindruckt, was mit ein Grund für seine Rückkehr zur SPD war.

Brandt kehrte bald nach dem Krieg nach Deutschland zurück, zunächst als Berichterstatter von den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen. Seine Beobachtungen dort veranlassten ihn 1946 zur Niederschrift seines erst vor wenigen Jahren in deutscher Übersetzung erschienenen Werks Forbrytere og andre tyskere [Verbrecher und andere Deutsche, dt. Bonn 2007]. Brandt ging es darum, gegenüber seinen verbitterten norwegischen Landsleuten zu zeigen, dass es ein anderes, ein besseres Deutschland durchaus gab und dass es – anders als es so mancher Norweger geneigt war, zu sehen – die Chance für einen Neuanfang verdient habe. Brandt kam dann 1947 als Presseattaché an die norwegische Militärmission (die erste diplomatische Vertretung Norwegens in Deutschland nach dem Krieg) nach Berlin. Er sollte über die politischen Entwicklungen in Deutschland berichten – die früheren Genossen aus Lübeck hatten ebenfalls versucht, ihn für sich als Bürgermeisterkandidaten zu werben und waren enttäuscht. In einem Schreiben legte Brandt seine Gründe für die Wahl Berlins dar.

Nachdem er 1948 wieder deutscher Staatsbürger geworden war, wurde Brandt, wie allgemein bekannt, als Regierender Bürgermeister zu einer Symbolgestalt West-Berlins und zu einem Vorkämpfer gegen die deutsche Teilung. Die Verbindungen nach Norwegen würden nie ganz nachlassen, doch politisch für einige Zeit nicht die wichtigste Rolle spielen. Mit seiner norwegischstämmigen zweiten Frau Rut und ihren Söhnen gehörten Sommerurlaube in Norwegen indes zum festen Familienprogramm. Nordeuropa geriet wieder stärker in den Blick, als Brandt 1966–69 Außenminister der ersten Großen Koalition wurde. In seine Amtszeit als Bundeskanzler 1969–74 fielen auch die norwegischen Beitrittsbemühungen zur EWG, zu deren Fürsprecher er sich machte. Deutschland war wie auch später, der Anwalt Nordeuropas in der EWG/EU und Brandt sprach gar auf einer Kundgebung am Youngstorget (dem Sitz zentraler Institutionen der norwegischen Arbeiterbewegung) und warb – auf Norwegisch! – um die Zustimmung der Norweger zum EWG-Beitritt. Diese erfolgte im entsprechenden Referendum indes nicht und Brandt war enttäuscht, dass eine stärker skandinavische Prägung (nur Dänemark trat 1973 neben Großbritannien und Irland bei) der EWG somit ausblieb.

Für seine Verdienste um die Annäherung zwischen Ost und West im Rahmen der von ihm und seinem politischen Umfeld angestoßenen “neuen Ostpolitik” erhielt Willy Brandt 1971 den Friedensnobelpreis, der ja bekannterweise in Oslo verliehen wird. Die Zeremonie im Dezember 1971 war für Brandt ein emotionales Erlebnis, und aus Sicht der norwegischen Bevölkerung wurde da einer der Ihren ausgezeichnet. Die Sicht der Norweger auf Deutschland war für lange Zeit durch das harte Besatzungsregime und große Verbitterung geprägt. Dass zwischen der Bundesrepublik und Norwegen eine gewisse Annäherung erreicht wurde, ist nicht zuletzt Brandts politischem Wirken und der großen Sympathie für ihn in Norwegen zu schulden.

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/2042

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Opposition und Fluchthelfer. Die Mordanschläge der Stasi auf Wolfgang Welsch

Wolfgang Welsch überlebte drei Attentate der Stasi auf sein Leben. Nach jahrelanger politischer Haft gelangte er 1971 in die Bundesrepublik und arbeitete als Fluchthelfer. Das machte ihn in den Augen der Stasi zum Staatsfeind der DDR. Die Stasi scheute in der Folge keinen Aufwand und verübte auf ihn mehrere Mordanschläge. Im MONTAGSRADIO, Ausgabe 17/2011, spricht Wolfgang Welsch über seine Biographie: über Widerstand, Haft, die Attentate und darüber, wie man aufhört zu hassen.

Wolfgang Welsch geriet schon als Jugendlicher in eine oppositionelle Haltung. Ein erster Fluchtversuch im Jahr 1964 scheiterte jedoch, und Welsch wurde zu politischer Haft verurteilt. Die inhumanen Haftbedingungen, die Folter und das Unrecht, die er als Häftling erlebt hat, führten zu einer Radikalisierung Welschs. Das Angebot eines “Freikaufs” durch die Bundesrepublik, lehnte er ab. Nach seiner Haftentlassung begann er mit Dreharbeiten zu einem Film; sein Vorhaben wurde jedoch verraten und Welsch musste erneut ins Gefängnis. 1971 wurde er auf politischem Druck aus der Haft entlassen. Wolfgang Welsch reiste nun aus in die Bundesrepublik und arbeitete fortan als Fluchthelfer. Einen versuchten Giftmordanschlag der Stasi in Israel überlebt er nur knapp. Zeitgleich verschwindet auch ein derzeitiger Freund und Welsch hält ihn für tot. Die Zusammenhänge erfährt Wolfgang Welsch erst Jahre später, er stellt Strafanzeige und trifft den tot geglaubten Freund vor Gericht wieder.

Und hier die Timeline von dem Gespräch:

1:00 die “dunklen Stunden” in der Biographie: Scheinhinrichtung während der Haft, Attentate

3:00 erste Flugblätter nach dem Mauerbau

7:30 Fluchtwunsch

12:00 Vorbild “Weiße Rose”, politisches Bewusstsein

14:00 Der Begriff “Widerstand”

18:00 Folter während der Haft und in der Gegenwart

23:00 Bewertung der Situation von Flüchtlingen heute

28:00 erneute Haft wegen “Hochverrat”; Kontakt nach außen

32:00 Kritik an Aufarbeitung, nachträgliche Konstruktion einer DDR-Opposition

40:00 Giftmordanschlag in Israel

43:00 Der Attentäter im Auftrag der Stasi

49:00 Verdachtsmomente

53:00 1990 Erstattung der Strafanzeige gegen Erich Mielke

56:00 Ermittlungen finden nicht statt

01:00:00 Exil wegen Morddrohungen; 1993: der Stern beginnt mit Recherchen

1:06:00 Begegnung mit dem Attentäter im Gerichtssaal

1:10:00 Vergebung und das Ende des Hasses

1:13:00 Fragebogen

Und hier gehts direkt zum MP3.

Quelle: http://www.montagsradio.de/2011/11/07/erst-freund-dann-feind-die-mordanschlage-der-stasi-auf-wolfgang-welsch/

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