Recent scholarship has started to address underexplored questions concerning the regulative and organisational structures of religious orders in the Middle Ages. Volumes have been dedicated, for instance, to the orders’ economic thought and organisation as well as questions of obedience. While a great amount of research has been dedicated to the Franciscans, the Cistercians and the Cluniacs, the Order of Preachers has been sidelined, despite the wealth of material that is available. This conference will focus exclusively on the Order of Preachers and seeks [...]
Kaiser Barbarossas Freibrief an Hamburg
Wir befinden uns im Hamburg des Jahres 1265 und begleiten einen Händler auf seinem Weg zu einem Treffen mit den Ratsherren. Wieder einmal gilt es, eine schlechte Nachricht zu überbringen. Doch noch bevor er ihnen sein Leid klagen kann, ahnen die Ratsherren bereits, um was es geht.Schon wieder einmal, wie so häufig in den letzten fünf Jahren, haben Elbanwohner ein gestrandetes hamburgisches Handelsschiff mit wertvollen Gütern geplündert. Jedoch auf die Unterstützung oder gar eine Entschädigung von deren Herrn, dem in Bremen residierenden Erzbischof Hildebold, können die Hamburger nicht hoffen.
Überhaupt ist ihm die florierende, immer mächtiger werdende Stadt ein Dorn im Auge. Denn die Stadt befindet sich seit siebzig Jahren in einem Wirtschaftsboom und hat allmählich den Platz Stades, Hildeboldts bedeutendste Handelsstadt, als wichtigster Warenumschlagplatz an der Unterelbe übernommen. Um dem entgegenzuwirken, verfügte Hildebold am 29. September 1259, dass alle Händler auf der Elbe in Stade Zoll bezahlen und 36 Stunden Halt machen sollen. Dies soll die Händler veranlassen, ihre Ware in Stade und nicht in Hamburg zu verkaufen. Die Hamburger, für die der Elbhandel der wesentliche Wachstumsmotor ist, konnten das nicht akzeptieren. Sie versuchten 1260 zwar, Stades Zugang zur Elbe mit ihrer Flotte zu blockieren, aber dies endete mit einer katastrophalen Niederlage.
Die Ratsherren wissen also, dass eine militärische Lösung des Konflikts zugunsten Hamburgs wenig Erfolg verspricht Daher müssen sie andere Mittel und Wege finden, um ihren Anspruch auf freie Elbschifffahrt und zollfreien Handel durchzusetzen. Da gibt es jedoch ein Problem: Hamburg besitzt zwar seit der Gründung der Neustadt diese Privilegien, aber es existiert keine Urkunde, um das beweisen zu können.
1188: Gründung der Hamburger Neustadt
Das Jahr 1188 markierte einen Wendepunkt in der hamburgischen Geschichte. In diesem Jahr nämlich gründete Graf Adolf III. von Holstein aus dem Geschlecht der Schaumburger die Hamburger Neustadt. Mit der neuen Siedlung wollte er den Verlust Lübecks ausgleichen, das sein Vater Adolf II. an den sächsischen Herzog Heinrich den Löwen verloren hatte. Zwar konnte Adolf III. ihn mithilfe des Kaisers Friedrich Barbarossa, der ebenfalls mit Heinrich in Konflikt stand, aus Lübeck vertreiben, jedoch stellte Friedrich Lübeck daraufhin unter kaiserlichen Schutz. Lübeck war eine freie Stadt geworden und Adolf hatte daher keine Chance, es zurück unter seine Herrschaft zu bekommen. Lübeck wurde die wichtigste Handelsstadt im Ostseeraum, aber an der Nordsee fehlte noch ein ebenso bedeutender Hafen. Hamburg stellte wegen der kürzesten Landverbindung nach Lübeck die ideale Lösung dafür dar.
Aus diesem Grunde beauftragte Adolf III. Händler unter der Leitung von Wirad von Boizenburg mit dem Bau einer neuen Siedlung neben der erzbischöflichen hamburgischen Altstadt. Er verlieh ihnen folgende Privilegien:
- Marktrecht
- Das Grundstück war ihr Eigentum und sie durften es weiter vererben
- Sie mussten keinen Grundzins an den Adolf entrichten
- Sie durften das Marschland um Hamburg herum als Weideland nutzen
- Zollfreiheit in der Grafschaft Holstein
- Sie durften in Hamburg Wochenmärkte und zwei Jahrmärkte abhalten
- Bei Strafen galt das lübische Recht
Die Händler errichteten ihre Siedlung auf dem Gelände der zerstörten Neuen Burg an der Alster. Dazu teilten sie es in drei Teile. Im Osten errichteten sie auf dem ehemaligen Wall der Burg ihre Häuser, um sie gegen Hochwasser zu schützen. Im Westen entstanden ein Rathaus, eine Kapelle und ein Markplatz. Der dritte Teil blieb unbebaut. Zusätzlich bauten die Kaufleute am Alsterufer noch befestigte Anlegestellen und legten einen Alsterstausee an, mit dessen Wasser sie eine Mühle betrieben. Der Stausee entspricht jedoch nicht der heutigen Alster und befand sich weiter südlich.
Die Wachstumsbedingungen der Stadt waren ideal. Im Gegensatz zu den Jahrhunderten zuvor war Hamburg keine Grenzstadt mehr, die Überfälle durch Wikinger oder Slawen zu fürchten hatte. Seit dem Beginn der Herrschaft der Schaumburger über die Grafschaft Holstein und der Vertreibung slawischer Stämme hatte es immer mehr deutsche Siedler nach Holstein gezogen, wodurch die Bevölkerung und die Wirtschaft wuchsen.
1189: Kaiser Friedrich Barbarossa verleiht der neugegründeten Hamburger Neustadt Privilegien
Im Jahr 1189 sollte es sich für Adolf III. auszahlen, dass er zusammen mit Kaiser Friedrich Barbarossa gegen Heinrich den Löwen gekämpft hatte. Zu dieser Zeit befand sich Friedrich in Neuburg an der Donau und bereitete sein Heer auf den Dritten Kreuzzug vor. Adolf III. begleitete ihn; zudem hatte er auch ein Anliegen. Er wollte nämlich für seine neugegründete Siedlung weitreichende Privilegien erwirken, die Friedrich ihr am 7. Mai 1189 auch gewährte. Darunter befanden sich:
- Das freie Befahren der Unterelbe
- Das Recht, Fische auf der Elbe und der Bille innerhalb von zwei Meilen um Hamburg herum zu fangen
- Weide-, Holzschlag- und Waldmastrechte in Hamburgs Umgebung
- Befreiung von Zoll und freier Warenverkehr in der Grafschaft Holstein
- Befreiung von Heerdienst
- In einem Radius von zwei Meilen durfte niemand eine weitere Burg bauen.
Friedrich und seine Begleiter brachen jedoch bereits vier Tage danach zum Kreuzzug auf, weshalb die Privilegien nicht schriftlich in einer rechtsgültigen Urkunde festgehalten wurden. Es besteht die Möglichkeit, dass es zumindest eine Vorlage für eine solche gab, auf die Adolf III. sich berief, nachdem er aus Palästina zurückgekehrt war.
Hamburger lassen sich ihre Rechte im Nachhinein beglaubigen
Doch nur eine mündliche Zusage nützt den hamburgischen Ratsherren 1265 auch nicht bei der Lösung ihres Problems. Schließlich kommt ihnen eine Idee: um ihren Anspruch auf ihre Rechte durchzusetzen, lassen sie die Urkunde fälschen. Wie wichtig die Rechtssicherheit für die Stadt ist, sieht man an den Kosten von rund 10400 Mark, die die Hamburger dafür auf sich nehmen. Dies entspräche heute ungefähr 1 bis 1,5 Millionen Euro.
Allerdings geben die Kaufleute den größten Teil dieser Summe für ihr leibliches Wohlergehen aus. Nur ein Teil davon geht an den Kalligrafen, der die Urkunde schreibt. Möglicherweise kaufen die Ratsherren einem Schreiber des amtierenden Kaisers Friedrich II. (der 1189 aber noch nicht mal geboren war) noch dessen Siegel ab, um es an die Urkunde zu hängen und den Freibrief für gültig zu erklären.
Wie uns heute bekannt ist, lassen die Ratsherren die Urkunde nicht einfach nur fälschen, sondern sie erweitern sie noch um zusätzliche Privilegien, die Hamburg im Elbhandel bevorteilen. Unter anderem schreiben sie, dass hamburgische Schiffe fremde Ladung in Stade verzollen, aber nicht 36 Stunden dort vor Anker liegen müssen. Und für die eigenen Waren soll Zollfreiheit auf der gesamten Unterelbe gelten.
Am 4. Januar 1266 überbringen Boten des hamburgischen Rates diese Urkunde dem Kardinallegaten Guido. Er bestätigt die Urkunde und leitet sie an den Erzbischof von Magdeburg weiter, der sie beglaubigt. Damit besitzen die Hamburger nun endlich ein Mittel, mit dem sie sich gegen den Bremer Erzbischof Hildebold zur Wehr setzen können. Beide Seiten treffen sich im September desselben Jahres zu einem Schiedsgericht. Die Abgesandten aus Hamburg präsentieren dort die Urkunde und das Gericht entscheidet zu ihren Gunsten. Hildeboldt akzeptiert schließlich die Bedingungen und muss die Hamburger auf der Elbe gewähren lassen.
Obwohl auch die folgenden Jahrhunderte nicht frei von Konflikten blieben, hatte Hamburg damit einen wichtigen Sieg eingefahren und die Grundlage für seinen späteren Aufstieg zu einer der mächtigsten Hansestädte geschaffen.
Literatur:
- Gerrit Aust (u.a.): Hamburg – Hafen – Hanse. Ein Streifzug durch die Geschichte der Hansestadt mit Hamburger Gästeführern. Hamburg 1989.
- Eckhart Kleßmann: Geschichte der Stadt Hamburg. Hamburg 1981.
- Ernst Christian Schütt (Hg.): Die Chronik Hamburgs. Dortmund 1991.
Macht Großstadtluft die besseren Wissenschaftler? Eine Standpunkt
Der Streit ist alt und bis heute nicht gelöst. Welches Umfeld eignet sich besser zur geistigen Arbeit und ermöglicht in der Folge die interessanteren, innovativeren und nützlicheren Textprodukte? Die Auseinandersetzung geht zurück bis in das frühe Christentum, die Antworten waren unterschiedlich und zeigen dennoch einen Trend in der longue durée. Meine These: Stadtluft macht frei. Aber Großstadtluft macht heute die besseren sozial- und geisteswissenschaftlichen Arbeiter bzw. Arbeiten. Um es gleich vorwegzunehmen: natürlich ist das Folgende verallgemeinernd. Natürlich ist es kontinentaleuropäisch. Und natürlich ist alles auch eine Frage der Persönlichkeit. Das sollte jedoch nicht von einigen Überlegungen abhalten. Ein historischer Abriss zeigt die allmähliche Verstädterung der Geistesarbeit. Während in der Spätantike Wissen vor allem in den großen Städten des Mittelmeerraums stattfindet, endet die Urbanität und der Glanz von Bildung mit dem Zusammenbruch des Imperium Romanum. Im christlichen Frühmittelalter verlagern sich Wissen und Nachdenken meist in Klöster – und die befinden sich vielfach auf dem Land. Der Raum des intellektuell Möglichen wird zudem eingeengt auf christliche Elementarien. Der gedankliche Horizont endet am Klosterzaun. Dahinter wird Wissen vor allem bewahrt, aber nur selten produziert und mit der Außenwelt geteilt. Im engen Kloster, in einer kleinen Gruppe und in ländlichen Regionen wird das Eigene [...]
Kulturgeschichtliches zu den Himmelsrichtungen (V): die Mitte
Die Himmelsrichtungen hatten in der Kulturgeschichte Chinas ihren festen Platz in den – in ihren einzelnen Zuschreibungen zum Teil höchst unterschiedlichen – kosmologischen Systemen. (vgl. auch (I) der Norden, (II) der Osten, (III) der Süden und (IV) der Westen.
Zum Abschluss dieser Serie folgt die letzte der “fünf Himmelsrichtungen” (wu fang 五方) , nämlich die Mitte (zhong 中). Das Schriftzeichen “stellt eine von einem Pfeil in die Mitte getroffene Zielscheibe dar und bedeutet als Verb ‘in die Mitte treffen’.” [1]
Im Westen hat die Bezeichnung Chinas als “Reich der Mitte” das Ende des Kaiserreiches (1911/1912) überdauert (vgl. “Middle Kingdom”, “Empire du Milieu”, “Regno di Mezzo”, etc.) – so unrichtig diese Übersetzungen – historisch betrachtet – auch sein mögen: Ursprünglich stand der Begriff (Zhongguo 中國) für die “mittleren Staaten”, die Region entlang des Gelben Flusses (Huanghe 黃河),die von den vier Barbaren – den di 狄 im Norden, den yi 夷 im Osten, den man 蠻 im Süden und den rong 戎 im Westen umgeben war. [2] Seine Herausbildung im modernen Sinne erlebte der Begriff Zhongguo mit der Qing-Dynastie (1644-1912), die ihn auf das gesamte unter ihrer Herrschaft stehende Gebiet bezog. Neben dem chinesischen Kernland (Zhongguo benbu 中國本部, im Deutschen meist als “das eigentliche China” oder das “China der 18 Provinzen” und im Englischen als “China proper” bezeichnet) fielen auch das Herkunftsgebiet der ethnisch mandschurischen Dynastie sowie die Gebiete der Mongolen darunter. Chinesische Gelehrte des 19. Jahrhunderte beschränkten den Begriff auf die oben erwähnten 18 Provinzen. [3]
Derartige Zentrumsvorstellungen fanden sich jedoch keineswegs ausschließlich in China. Von Kulturen, die das Zentrum der Welt in ihrem Bereich vermuteten und bisweilen auch durch eine entsprechende Symbolik repräsentierten, sind neben den altorientalischen Reichen (Babylonier, Perser) und den Kulturen des klassischen Altertums auch indische und präkolumbische Kulturen zu erwähnen [4]. Allein in China dürfte dieses Konzept schließlich auch für den Landesnamen gebraucht worden sein. [5] Der Umstand dass man in China entsprechende Vorstellungen hatte, hatte spätestens im 18. Jahrhundert Eingang ins europäische Allgemeinwissen gefunden. Im Zusammenhang mit den verschiedenen Vorstellungen über die Gestalt der Erde liest man in der Deutschen Encyclopädie:
“Aus diesen irrigen Vorstellungen folgten andere, z. B. daß man sich eine Stadt, eine Gegend, als die Mitte der Oberfläche der Erde dachte, dergleichen sich die Griechen von Delphi, welches daher ὀμφαλός, orbis umbilicus hies, die Juden von Jerusalem und noch heutzutage die Chinesen von Peking einbilden.” [6]
Nachdem Beijing erst im 15. Jahrhundert zur Hauptstadt des Reiches wurde, hatte man in der chinesischen Antike – zur Zeit der Han-Dynastie (3. Jh. v.- 3. Jh. n. Chr.) oder auch schon früher – das “Zentrum der Welt” (dizhong 地中) weiter südlich – etwa 80 Kilometer nordwestlich der damaligen Hauptstadt Luoyang 洛陽 (in der heutigen Provinz Henan) lokalisiert. Dieses “Zentrum der Welt” lag beim Songshan 嵩山, der traditionell als “heiliger Berg der Mitte” bezeichnet wurde. [7] Die dortigen historischen Stätten wurden im Jahr 2010 auf die Weltkulturerbe-Liste der UNESCO gesetzt. [8]
[1] Wolfram Eberhard: Lexikon chinesischer Symbole. Die Bildsprache der Chinesen (München, 5. Aufl., 1996) 195 (“Mitte”). [nach oben]
[2] Grand Dictionnaire Ricci de la langue chinoise, Bd. 2, S. 248 (Nr. 2719, ‘中國’). [nach oben]
[3] Vgl. dazu Kai Vogelsang: Geschichte Chinas (Stuttgart 2012) 421 f. [nach oben]
[4] Manfred Lurker: Wörterbuch der Symbolik (Stuttgart, 5. Aufl. 1991) 852 f. (“Zentrumssymbolik”). Vgl. auch Alvin P. Cohen: Introduction to Research in Chinese Source Materials (New Haven: Yale University Press, 2000) 537. Endymion Wilkinson: Chinese History. A Manual. Revised and enlarged (Cambridge, Mass. 2000) 132 (Box 2: Zhongguo 中國). – Zur Zentrumssymbolik im alten Orient vgl. die Hinweise bei Friedhelm Hartenstein: “Kosmologische Implikationen des biblischen Monotheismus” In: Christoph Markschies, Johannes Zachhuber (Hg.): Die Welt als Bild. Interdisziplinäre Beiträge zur Visualität von Weltbildern (Berlin 2008) 22 Anm. 22. [nach oben]
[5] Wilkinson: Chinese History, 132. [nach oben]
[6] Deutsche Encyclopädie, Bd. 8 (Frankfurt 1782) S. 691 (“Erde”). [nach oben]
[7] Cohen: Introduction, 537. [nach oben]
[8] “Historic Monuments of Dengfeng in “The Centre of Heaven and Earth” (http://whc.unesco.org/en/list/1305). [nach oben]
Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/323
Google Books-Dokumentation auf Arte, 2.4.2013
Die Ankündigung lautet:
"H.G. Wells Utopie des Weltgehirns soll nach dem Willen von Google keine Fiktion bleiben. Es will alle Bücher digitalisieren, Wissen zentral vereinen. Was steckt dahinter? Welche Motive bewegen Befürworter und Gegner? Ben Lewis sucht Antworten und gibt überraschende Einblicke in ein komplexes Thema.
Im Jahr 2002 fing Google an, Weltliteratur einzuscannen. Man schloss Verträge ab mit den größten Universitätsbibliotheken wie Michigan, Harvard und Stanford in den USA, der Bodleian Bibliothek in England und der Katalanischen Bibliothek in Spanien. Das Ziel war nicht nur eine riesige globale Bibliothek aufzubauen, sondern all dieses Wissen sollte noch einem verschwiegenen Zusatzzweck zugutekommen: Man wollte eine neue Form von "Artificial Intelligence", von künstlicher Intelligenz entwickeln. Google bekam aber Probleme bei der Realisierung des Projekts: Mehr als die Hälfte - rund sechs Millionen - dieser Bücher waren urheberrechtlich geschützt. Autoren auf der ganzen Welt begannen, einen Feldzug gegen Google zu starten. Im Herbst 2005 reichten sowohl die amerikanische Autorengilde "The Authors Guild of America" als auch die amerikanische Verlegervereinigung "The Association of American Publishers" Klage ein. Drei Jahre später kam dabei die Google-Buch-Regelung, das "Google Book Settlement" heraus. Diese Vereinbarung umfasste 350 Seiten und wurde im Oktober 2008 veröffentlicht. Dieses Abkommen hätte Google unglaubliche neue Macht verschaffen können. Die Google-Buch-Webseite war drauf und dran, nicht nur die weltgrößte Buchhandlung zu werden, sondern auch eine gebührenpflichtige Bücherei. Google hätte das Monopol auf die Mehrheit der im 20. Jahrhundert veröffentlichten Bücher gehabt. Im März 2011 entschied dann Richter Denny Chin nach Anhörungen gegen die Rechtsgültigkeit der Google-Buch-Regelung. Am Ende hatte eine bunte kleine Armee von Autoren und Buchhändlern eines der weltweit mächtigsten Unternehmen besiegt. In dieser Dokumentation werden in die zentrale Geschichte um die Google-Buch-Affäre andere problematische Aspekte des Themas "Internet" eingewoben, wie Datenraub und Datenschutz, Download und Urheberrecht, Freiheit und Überwachung."
Fundstück
Cracked hat einige, größtenteils WWII betreffende, what-if-Szenarien im Angebot.
Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2013/03/fundstuck_27.html
aventinus specialia Nr. 50 [27.03.2013]: Aufnahme von aventinus in Klaus Ganterts bei de Gruyter erschienene Einführung “Elektronische Informationsressourcen für Historiker”
“Every Other Picture” – Louise Lawler in Dresden
Ende 1994 initiierte Ulrich Bischoff das Ausstellungsprojekt »4 x 1 im Albertinum«, das richtungsweisend für seine weitere Arbeit am Museum werden sollte und das von ihm auch ein wenig subversiv angelegt war. Bischoff war erst Anfang des Jahres von den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen als Direktor an die Gemäldegalerie Neue Meister nach Dresden gewechselt. Insgesamt vier Mal hat die Ausstellung stattgefunden. Bis 1997 zeigten 16 Künstler unter diesem Motto ihre Werke, die jeweils im Dialog mit der Sammlung inszeniert wurden. Die Reihe stellte ein internationales Programm in Dresden vor und ergänzte den vorhandenen Bestand um wichtige Positionen. Für Bischoff war sie damals mehr als ein temporäres Ereignis. Sie war wegweisend für das Sammlungskonzept der folgenden Jahre, das er mit der Ausstellungsreihe erproben konnte.
Heute befinden sich von zehn der damals ausgestellten Künstler Werke in der ständigen Sammlung der Galerie, darunter auch einige der damals gezeigten Arbeiten von Günter Fruhtrunk, Leon Golub, Dan Graham und Maria Lassnig. Dabei hat Ulrich Bischoff eine ungewöhnliche Ausdauer und Treue gegenüber den Künstlern bewiesen. Immerhin 15 Jahre hat es gedauert, bis sich 2010 anlässlich der Wiedereröffnung des renovierten Albertinums der Wunsch nach einer retrospektiven Ausstellung von Jeff Wall realisieren ließ. Von Luc Tuymans, der 1996 an der dritten Präsentation von »4 x 1 im Albertinum« beteiligt war, konnte Bischoff 1999 mitdem Gemälde »Der Architekt« ein Hauptwerk des Künstlers erwerben. Nun, zum Abschluss seiner Tätigkeit an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (im Folgendem SKD) kuratieren beide gemeinsam die Ausstellung »Die Erschütterung des Sinne«, die mit der Gruppierung von »4 x 4« Künstlern nicht nur die formale Struktur von »4 x 1 im Albertinum« noch einmal aufgreif, sondern mit Tuymans und Jeff Wall auch zwei der damaligen Künstler erneut einlädt. Auch darin ist sich Bischoff treu geblieben. Hier schließt sich nach zwei Jahrzehnten der Kreis einer konsequenten und vorbildhaften Museumsarbeit.
Ein zweiter Blick auf die Namensliste der an »4 x 1 im Albertinum« beteiligten Künstler offenbart noch eine andere Programmatik. Mit Louise Lawler, Marcel Odenbach, Rolf Julius, Raffael Rheinsberg oder Alf Schuler zeigte Bischoff in der Gemäldegalerie Neue Meister unter anderem auch Nicht-Maler. Die Ausstellungsreihe unterwanderte hier ganz bewusst die traditionellen Gattungsgrenzen der einzelnen Institute an den SKD. Nicht nur lassen sich Maler, Bildhauer, Fotografen, Objekt-, Installations- oder Konzeptkünstler nicht mehr kategorisch voneinander trennen, viele Künstler überschreiten in ihrem Werk gerne alle Gattungsgrenzen und setzen die unterschiedlichsten Medien je nach Bedarf und Notwendigkeit für ihre künstlerischen Aussagen ein. Die Ausstellungsreihe »4×1 im Albertinum« hat dies vorgeführt, zahlreiche Erwerbungen während der vergangenen 20 Jahre haben diese mediale Öffnung nachvollzogen. Schließlich haben auch die SKD selbst eine entscheidende Konsequenz gezogen: Seit 2001 lautet der Titel des Museums »Galerie Neue Meister«, die Malerei hat ihren Ausschließlichkeitsanspruch aufgegeben und die Sammlung ist pluralistischer, dialogfähiger, zeitgenössischer und auch internationaler geworden.
Die New Yorker Künstlerin Louise Lawler war 1994 gemeinsam mit Marlene Dumas, Günter Fruhtrunk und Marcel Odenbach an der ersten Ausgabe von »4 x 1 im Albertinum« beteiligt. Auch diese Wahl ist programmatisch gewesen. Lawler arbeitet mit Fotografie, ohne sich als Fotografin zu verstehen, und sie überschreitet dabei die traditionellen Gattungsgrenzen. Häufig stellt sie ihre fotografischen Arbeiten in einen informativen oder installativen Kontext. Sie kombiniert die fotografischen Motive mit Textergänzungen, die sie auf das Passepartout druckt oder den Fotos als Wandtext beistellt. Solche Texte kontextualisieren die Werke oder kommentieren das Dargestellte, können aber auch vom Bild unabhängige Botschaften transportieren. In anderen Beispielen inszeniert sie ihre Werke, indem sie mehrere Fotografien zusammenstellt, sie auf einer farbigen Wandmalerei präsentiert oder mit den Werken anderer Künstler kombiniert. Ein weiterer wichtiger Aspekt ihres Schaffens ist der Einsatz ephemerer Materialien, mit denen sie ihre künstlerischen Botschaften auf Postkarten, Einladungen, Plakaten, Streichholzbriefchen, Servietten oder Kalender vertreibt.
Louise Lawler wurde 1947 in Bronxville geboren und gehört zusammen mit Richard Prince, Cindy Sherman und Barbara Kruger zur sogenannten picture generation, die Ende der 1970er Jahren an die Öffentlichkeit trat. Sie vertreten eine zweite Generation konzeptueller Künstler, die sich von ihren Vorgängern (Lawrence Weiner, Robert Barry oder Joseph Kosuth) vor allem durch ihre Aneignung von und ihre künstlerische Argumentation mit fotografischen Bildern unterscheiden. Louise Lawler fotografiert ihre Bilder an den »Orten der Kunst«, nachdem die Werke ihren Produktionsort, das Atelier, verlassen haben, um sich in einem anderen institutionellen Kontext zu bewähren. Ihre Aufnahmen entstehen in Galerien und Auktionshäusern, in den Wohnungen privater Sammler, in musealen Ausstellungssälen und Depots. Lawlers Blick richtet sich dabei immer auch auf den Umgang mit der Kunst, die Wahl ihrer Präsentation und die Formen ihrer Archivierung, die Wertschätzung der Kunst und ihre Positionierung in architektonischen und sozialen Kontexten. An jedem dieser Orte geraten andere Details in den Fokus des Interesses von Louise Lawler.
Dabei weisen ihre Aufnahmen über sich selbst hinaus auf ihre Umgebung, den Raum und die Institution ihrer Präsentation, in diesem Fall auf die Gemäldegalerie Neue Meister im Albertinum. Auch deshalb war die Entscheidung für Louise Lawler eine wichtige. Ihr Beitrag zur Ausstellung hat den Blick auch auf die Chancen und Defizite gelenkt, mit denen sich das Dresdener Museum damals konfrontiert sah.
Es war deshalb auch nur konsequent, dass Louise Lawler im Mai 2010 erneut nach Dresden gekommen ist, um hier im noch nicht wiedereröffneten Albertinum zu arbeiten. Für eine Gruppe neuer Werke fotografierte sie während der Einrichtung der Ausstellungsräume von Gerhard Richter, aber auch in der Skulpturensammlung und im Grünen Gewölbe. Aus diesem Aufenthalt sind eine Reihe neuer Werke entstanden, die sie seitdem in verschiedenen Variationen realisiert und in Ausstellungen gezeigt hat, 2012 auch in einer kleinen Präsentation im Schaukabinett im Albertinum. Gerhard Richters Malerei war bereits 1994 Thema eines der ausgestellten Werke. Die Fotografie mit Wandtext »Every Other Picture« entstand 1990 und verweist auf die Verfügbarkeit und Auswechselbarkeit von Kunstwerken. Diese Recherche zum Werk von Gerhard Richter hat Louise Lawler nach zwei Jahrzehnten in Dresden erneut aufgenommen.
Dieser Artikel ist anlässlich der Verabschiedung von Professor Ulrich Bischoff, von 1994 bis März 2013 Direktor der Galerie Neue Meister, erschienen in: Dresdener Kunstblätter 2/2013. Neue Meister für Ulrich Bischoff, hg. von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Dresden 2013, S. 56-60.
Quelle: http://gra.hypotheses.org/539
Geduldete Euthanasie
Ungefähr 200 000 Deutsche wurden im Rahmen der NS-Euthananasie ermordet, weil sie sogenannte Behinderte, Epileptiker/innen, psychisch Kranke oder arbeitsunfähig waren.
Quelle: http://lernen-aus-der-geschichte.de/Online-Lernen/content/11104
Was Sie schon immer über “research technologists” wissen wollten und nie zu fragen wagten
Vom 11. bis 12. März fand am Corpus Christi College in Oxford ein Workshop zum Thema “Recognising Research Technologists in Research: an Action Plan” statt. Der Workshop wurde von JISC (UK) gemeinsam mit SURF (NL) und dem CSC (FIN) organisiert und fand im Rahmen des e-Infrastructure Policy Forums statt. Zwei kurze Tage lang diskutierten Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen und europäischen Ländern darüber, was “research technologists” definiert, welche Rolle sie im Forschungsprozess insbesondere im Kontext der Digitalisierung haben, und wie man ihren Status und ihre Karrierepfade, ihre Ausbildung und ihre Anerkennung verbessern könnte. Einige Ergebnisse des Workshops sollen hier in Form von Frage & Antwort berichtet werden.
1. Was sind “research technologists” überhaupt?

Licht am Ende des Tunnels? (Keller der Bodleian Library, Oxford) – Torsten Reimer, “Old Tunnel, New Light”. Mit freundlicher Genehmigung, all rights reserved, Quelle: http://www.flickr.com/photos/torstenreimer/8554250760/sizes/h/in/photostream/.
Der Begriff “research technologist” (je nach Kontext auch “scientific programmer” oder “data technologist” genannt) bezeichnet kurz gesagt eine Personengruppe, die technisch-informatische Kompetenzen und Lösungen in den wissenschaftlichen Forschungsprozess einbringt. Dabei kann man sie in einem Kontinuum verorten, das zwischen zwei Polen aufgespannt ist: auf der einen Seite die rein auf ihre disziplinäre Forschung fokussierten Wissenschaftler (von denen heute allerdings zumindest eine gewisse technische Expertise erwartet wird); auf der anderen Seite die reinen technischen oder informatischen Dienstleister, die generische Standard-Lösungen für bestimmte Probleme (wie Datenspeicherung, Datenmanagement, Retrieval-Lösungen, etc.) anbieten können. Zwischen diesen beiden Polen sind einereits, näher am wissenschaftlichen Pol, die “digital humanists” oder “e-scientists” angesiedelt, die zwar primär ihren eigenen Forschungszielen verpflichtet sind, diese Ziele aber unter Einsatz individuell angepasster technologischer Lösungen zu erreichen suchen; andererseits, und näher am technologischen Pol angesiedelt, gibt es eben die research technologists, die einen primär technisch-informatischen Hintergrund mit einem tieferen Verständnis für Forschungsfragen verbinden und die forschungsgetriebene, individuell angepasste technologische Lösungen entwickeln und umsetzen.
2. Warum sind “research technologists” wichtig?
Im Kontext der zunehmenden Digitalisierung des kulturellen Erbes in den Geisteswissenschaften, der evidenzbasierten Sozialwissenschaften und der datengetriebenen Naturwissenschaften ist innovative Forschung ohne spezifische technisch-informatische Kompetenzen, die über generische Standard-Lösungen hinaus gehen, kaum noch denkbar. Die Europäische Kommission und das eIPF haben jedenfalls formuliert, dass ohne eine gut aufgestellte community von research technologists wettbewerbsfähige Forschung in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zunehmend schwieriger sein wird. Die Spezialisierung und Arbeitsteilung in der Wissenschaft macht es zunehmend unmöglich, dass ein/e einzelne/r Wissenschaftler/in alle im engeren Sinne forschungsgetriebenen und alle technologischen Aspekte seiner/ihrer Forschung selbst beherrschen, anpassen und neu entwickeln kann. Zugleich sind “research technologists” mit meist informatischem Hintergrund in der Industrie und dem Service-Sektor gefragte Arbeitskräfte, sodass es für die Wissenschaft oft schwierig ist, geeignete Mitarbeiter/innen zu finden und zu halten. Viele Projekte in den digitalen Geisteswissenschaften sind davon betroffen.
3. Warum ist der Status von research technologists derzeit problematisch?
Zur Zeit haben “research technologists” keinen klar definierten Status; den meisten Wissenschaftlern ist der Begriff selbst unbekannt. Da sie nicht selbst disziplinär verankerte Forschungsprojekte leiten oder eine solche Leitungsposition anstreben, steht ihnen anders als “normalen” Wissenschaftlern keine akademische Karriere offen. Da sie andererseits nicht zum festen Personal von Rechenzentren gehören, die überwiegend nicht für so forschungsnahe und projektgetriebene Forschungsprojekte zuständig sind, haben sie auch hier keine konkreten Aufstiegschancen. Weil sie überwiegend projektbasiert eingestellt werden, sind sie zumindestens in den Geistes- und Sozialwissenschaften häufig befristet und unsicher beschäftigt. Und weil sie zu oft als Dienstleister gesehen werden, und nicht als vollwertig am Forschungsprozess beteiligte, sind sie häufig nicht Ko-Autoren wissenschaftlicher Artikel über ihr Forschungsprojekt und bekommen demnach nicht einmal symbolisches akademisches Kapital für ihre Arbeit.
4. Was können verschiedene Akteure unternehmen?
Es wurden verschiedenste Lösungsansätze diskutiert, vier davon scheinen mit aber besonders wichtig. Erstens sollte der genuine, forschungsorientierte Beitrag, den “research technologists” zum Forschungsprozess beitragen dadurch gewürdigt werden, dass sie mit Bezug auf ihre Gehaltsstufe als Wissenschaftler eingestuft werden oder zumindest besser gestellt werden, als dies derzeit oft der Fall ist. Zweitens und kurzfristig sollten sie aus dem gleichen Grund am Verfassen und Publizieren von wissenschaftlichen Artikeln beteiligt werden, was möglicherweise die Inhalte ebenso beeinflussen würde wie die geeigneten Publikationsorte. Drittens und mittelfristig sollten veränderte Publikationsgewohnheiten es “research technologists” erlauben, durch die Publikation von Tools und Code ebenfalls “academic credit” zu erwerben. Viertens (und das scheint mir der Bereich zu sein, wo am deutlichsten eine win-win-Situation hergestellt werden könnte), sollten an den Universitäten idealerweise auf Fakultätsebene “Research Technology Centers” oder “Digitale Forschungszentren” eingerichtet werden, die “research technologists” dauerhaft eingerichtete Stellen anbieten können. Das würde den RTs eine dauerhafte Perspektive eröffnen und es Projekten zugleich erlauben, zeitweise und flexibel Expertise ins Projekt zu holen, ohne dass die RTs nach Abschluss des Projekts auf der Straße stehen, und ohne dass der Universität wertvolle Expertise verloren geht.
Klar wird auf jeden Fall, dass die Entwicklung in der Forschungspraxis nicht haltmacht, während die kulturellen und institutionellen Gegebenheiten nur langsam reagieren. Hier sind in der Tat individuelle Forscher/innen ebenso gefragt wie Entscheider/innen auf institutioneller Ebene! Auch Input aus der Community ist hier gerne gefragt: Welche (vielleicht abweichende) Erfahrungen haben Sie in Ihren Projekten mit “research technologists” gemacht? Sind Sie vielleicht selbst eine/r? Was sehen Sie als dringlichste Probleme?
Quelle: http://dhd-blog.org/?p=1487