Neu sind nun auch die Jahrespublikationen der Schweizerischen Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialgeschichte (SGWSG) auf dem Zeitschriftenportal retro.seals.ch online zugänglich.
Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit
Das “Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit” (LexM) ist ein DFG-gefördertes Projekt am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Hamburg, in dessen Mittelpunkt biographische Forschung steht. Der Fokus liegt auf Lebenswegen von Musikern, die in den Jahren 1933-1945 der Verfolgung durch den NS-Staat ausgesetzt waren. Die rassistisch, kulturell oder politisch motivierte Verfolgung von Musikern bewirkte eine grundlegende Veränderung des deutschen Musiklebens. In den versammelten Biographien des LexM zeigt sich die kulturgeschichtliche Relevanz dieses Forschungsfeldes: Berufskarrieren wurden durch Entlassungen und Ausübungsverbote unterbunden; Vertreibung, Deportation, Inhaftierung, Folter und Mord waren weitere Maßnahmen des NS-Staates. Einige Musiker konnten ihre Tätigkeit im Ausland oder nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges auch in Deutschland wieder aufnehmen, jedoch veränderte die Verfolgung stets Schaffensprozess und Wirkungsbereich.
Die Brüche in der Lebensgeschichte wirkten sich aber zwangläufig auch auf die Rezeptions- und Forschungsgeschichte aus, was sich bis heute in einer lückenhaften Musikgeschichtsschreibung bemerkbar macht. Das LexM hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Lücken im kulturellen Bewusstsein zu schließen. Der Forschungsschwerpunkt “Exilmusik” besteht an der Universität Hamburg bereits seit über 25 Jahren; seit 2005 wird hier das LexM von Claudia Maurer-Zenck und Peter Petersen unter Mitarbeit von Sophie Fetthauer herausgegeben.
Die Methodik des LexM zeigt, dass die Entscheidung für ein online publiziertes Lexikon längst nicht mehr nur aufgrund ökonomischer Kriterien fallen muss. Denn durch die Veröffentlichung der Ergebnisse in elektronischer Form sind die unumgänglichen Beschränkungskriterien gedruckter biographischer Lexika aufgehoben. Ob eine Person in das LexM aufgenommen werden kann, muss hier nicht anhand einer Mutmaßung über ihre Prominenz oder ihren Einflussreichtum entschieden werden. Ausschlaggebend ist lediglich, ob eine Person nachweislich der Verfolgung ausgesetzt war, ob sie mit einer musikorientierten Tätigkeit ihren Lebensunterhalt verdiente, und ob zumindest Name und Geburtsdatum überliefert sind. Somit können auch Berufsgruppen außerhalb der Kernbereiche von Komposition, Musikinterpretation und Musiklehre miteinbezogen werden: etwa auch aus Wissenschaft, Rundfunk, Management, Regie und Tanz, um nur eine Auswahl zu nennen. Ebenso ist keine Beschränkung auf bestimmte Musikgenres nötig: Film-, Opern- Unterhaltungs-, Kirchen- oder Tanzmusik können gleichermaßen repräsentiert werden.
Das LexM ist zudem eine Publikation in progress: Die Daten werden laufend aktualisiert, so dass der laufende Wissensaustausch mit den Nutzern und mit anderen Online-Quellen möglich ist. Beachtlich ist bereits die Interaktion zwischen dem LexM und der Wikipedia. Dies ist insbesondere langfristig zu begrüßen, denn durch eine direkte Verbindung mit anderen Quellen ergibt sich perspektivisch auch eine Verbindung zu Identifikationssystemen wie die Personennormdatei (PND). Letztere wurde bei der Entwicklung des LexM nicht implementiert, was dadurch begründbar ist, dass es zu den meisten Personen noch überhaupt keine Normdatei gibt. Insofern bleibt die Aufnahme von Identifikatoren zunächst noch ein Desiderat.
Dem Projekt sind derzeit etwa 5.000 verfolgte Musiker aus dem Bereich Deutschland/Österreich bekannt, es ist aber davon auszugehen, dass es doppelt so viele Musiker gab, die von Verfolgung durch den NS-Staat betroffen waren. Insgesamt sind derzeit 400 ausführliche Biographien und 2.000 Kurzeinträge im LexM vorhanden. Zu jeder Person sind eine Biographie in klassischer Textform und mehrere biographische Datenblätter zu Person, Beruf, Verfolgung, Werken und Quellen verfügbar; sofern vorhanden, sind auch Fotos, Noten und (in wenigen Fällen) Musik eingebunden. Über die Volltextsuche lässt sich der gesamte Datenbestand erfassen; eine systematische Erschließung ist über die Detailsuche möglich, wo übersichtliche Auswahllisten und Eingabefelder für sämtliche Datenfelder bereitstehen. Die Hybrid-Strategie, den Zugang zu den Biographien sowohl über einen wissenschaftlichen Text als auch über strukturierte Informationen zu eröffnen, könnte sich für Wissensrepräsentation im Netz als durchaus zukunftsfähig erweisen.
Die Präsentation wurde übersichtlich, einfach und unaufdringlich umgesetzt, wie man es sich für die wissenschaftliche Verwendung wünscht. Präzise Quellenangaben, darunter auch Internetquellen, machen das LexM zu einem ausgezeichneten Forschungsinstrument. Die Texte dürfen unter Beachtung der dort genannten wissenschaftlichen Regeln zitiert werden; eine zitierfähige URL ist unter jedem Artikel angegeben. Die sogenannte Gesamtansicht eines Personeneintrags, in der Biographie, Personendaten und Quellen gemeinsam auf einer Seite angezeigt werden, verhilft den Artikeln außerdem zu einer printnahen Darstellung. Mithin ist das LexM eine Integration von Ansätzen aus klassischer Biografik und klassischer EDV.
Als System wird die Repositoriensoftware MyCoRe eingesetzt, welche seit 2004 entwickelt wird und deren Geschäftsstelle heute am Regionalen Rechenzentrum der Universität Hamburg sitzt. Trotz starker internationaler Konkurrenz (DSpace, ePrints) behauptet sich MyCoRe in der deutschen Repositorienlandschaft inzwischen neben dem im Bibliotheksbereich stark verbreiteten OPUS vor allem als Framework für themenbezogene Forschungsauftritte. Das LexM ist als MyCoRe-Modul konzipiert und steht ähnlich gelagerten Projekten zur Nachnutzung zur Verfügung. Für den Datenaustausch stellt MyCoRe eine OAI-Schnittstelle bereit.
Matrix zur Webarchivierung an der ÖNB
Bücher, alte Handschriften, Zeitungen oder Musikpartituren: Die österreichische Nationalbibliothek sammelt seit beinahe 500 Jahren alles, was in Österreich publiziert wird. Fast alles. Denn österreichische Online-Medien oder 15 Jahre alte Websites suchte man in der Bibliothek bisher vergebens. Seit Anfang dieses Jahres die Mediengesetznovelle in Kraft getreten ist, archiviert der nationale Wissensspeicher auch die digitalen Schätze der Republik. Bei mehr als 800.000 österreichischen Webseiten keine leichte Aufgabe.
Aber wie archiviert man das Netz eigentlich? Was wird gespeichert und was nicht? Und wer interessiert sich überhaupt für Webseiten anno Schnee? Diesen und anderen Fragen ist Anna Masoner für "matrix" nachgegangen.
Lautsprecher im Nationalsozialismus
Zuckermuseum in Dobrovice – 2
A la recherche de Georg Jenatsch
Petit exercice de recherche documentaire à l'age d'internet.
1. Où un historien américain nous fait découvrir un héros national suisse.
Ö1: Peter Becker über Mäuse und andere Menschen
Sergey Brin und die Raumnummerierung
Auletta, Ken: Googled: The End of the World As We Know It. New York: Penguin Press, 2009.
[via Perlentaucher]
54’000 cartes postales de Suisse en ligne, ou presque…
La bibliothèque de l'ETH annonçait hier dans un communiqué la mise en ligne de 54'000 cartes postales de la collection de l'industriel suisse Adolf Feller (1879-1931).
Präsentation Online-Edition von Immanuel Kant, Kritik der Urteilskraft
Noch wird die Webadresse geheim gehalten, wer sie brühwarm erfahren möchte, kann zur folgendermaßen angekündigten Präsentation kommen:
Präsentation und Online-Stellung der
Online-Edition: Immanuel Kant, Kritik der Urteilskraft.
Im Rahmen des Lektüre-Proseminars Immanuel Kant: Kritik der Urteilskraft im WS 2009 am Institut für Philosophie der Universität Wien haben PD Dr. Peter Mahr und die Studierenden seiner Lehrveranstaltung auf der Grundlage der Sammlung klassischer deutschsprachiger Texte von gutenberg.spiegel.de eine neue Online-Edition mit Fliesstext erarbeitet. Sie enthält die Paginierungen der heute handelsüblichen Druckausgaben von Wilhelm Weischedel, Gerhard Lehmann, Manfred Frank/Véronique Zanetti, Heiner Klemme, der aktuellen Akademie-Ausgabe sowie der zweiten, noch von Kant korrigierten Auflage von 1793. Erstmals wird hier die Einsicht in ein einziges, ungeteilt durchgehendes Dokument ermöglicht. Dadurch wird nicht nur das Auffinden von Zitaten oder einzelner Textstellen, sondern werden auch weitere Bearbeitungen wesentlich erleichtert.
Es sprechen
PD Dr. Peter Mahr (Leiter des LPS):
Einleitende Worte
Elias Poschinger, Rosemarie Brucher, Martin Rotschnik:
Erste Erfahrungen mit der Online-Edition
OR Dr. Alexandra Matz (Fachbibliothek Philosophie):
Cyber-Kant: Von der Erhabenheit des Buchdrucks zur Zweckmäßigkeit von elektronischen Volltexten
Zeit: Freitag, 18. Dezember 2009, 17:00 Uhr
Ort: Hörsaal 3F, Institut für Philosophie der Universität Wien, 3. Stock, Neues Institutsgebäude, Universitätsstraße 7
Kleines Buffett. Musikalischer Rahmen.