Dezemberübereinkunft in Schweden als Ende der Regierungskrise?

Die demokratische Politik im Königreich Schweden befindet sich gegenwärtig in heftigen Turbulenzen. Nachdem die rot-grüne Koalition am 3. Dezember 2014 in der parlamentarischen Entscheidung ihres Staatsbudgets an der Opposition scheiterte – und sie gegenwärtig mit einem Haushalt der Opposition regieren muss –, entschied sich Stefan Löfven als regierender sozialdemokratischer Ministerpräsident unmittelbar nach der Niederlage, Neuwahlen für den 22. März 2015 anzuberaumen. Diese parlamentarische Niederlage wurde möglich, da die schwedischen Rechtspopulisten (Schwedendemokraten) entgegen langjähriger Gepflogenheiten nicht ihr Budget unterstützten, sondern aktiv für den Budgetentwurf der bürgerlichen Allianz votierten. Damit zeigten die Schwedendemokraten, dass sie die Rolle des parlamentarischen Züngleins an der Waage aktiv ausfüllen wollten. Schweden befand sich in einer handfesten Regierungskrise.

Am 26. Dezember 2014 unterzeichneten jedoch sechs Parteien des schwedischen Parlaments die sogenannte Dezemberübereinkunft: neben den regierenden Sozialdemokraten und der Grünen Partei unterzeichneten die vier Allianzparteien: Die Konservativen, die liberale Volkspartei, die Zentrumspartei sowie die Christdemokraten. Einzig die Rechtspopulisten sowie die Linkspartei blieben außen vor. Diese Dezemberübereinkunft soll es zukünftigen Minderheitsregierungen leichter machen, ihr Budget durch das Parlament zu bringen. Das Abkommen enthält eine Selbstverpflichtung der Oppositionsparteien – welche dies auch in den konkreten Fällen sein werden –, den Haushaltsentwurf passieren zu lassen, der vor der potenziellen Regierungspartei oder der potenziellen Regierungskoalition eingebracht wurde. Gleichzeitig verpflichten sich die Parteien, nicht einzelne Aspekte des Budgets vom Gesamtpaket abzutrennen – dies geschah entgegen langjähriger Tradition erstmals 2010, als die Parteien des linken Lagers zusammen mit den Schwedendemokraten einzelne Teile des Budgets abtrennten. Und im Herbst 2013 eskalierte der Budget-Konflikt abermals, als erneut die Parteien des linken Lagers mit den Schwedendemokraten anvisierte Steuersenkungen der Allianzregierung für die oberen Einkommensschichten verhinderten.

Gleichzeitig werden in drei sensiblen Politikbereichen (Verteidigung und Sicherheit, Renten, Energie) systematische, block-übergreifende Übereinkommen angestrebt. Vor allem Regierungsvertreter sind jedoch gegenwärtig in der Öffentlichkeit bemüht, die blockübergreifende Zusammenarbeit auch auf Aspekte der Bildungs- sowie Integrationspolitik auszudehnen.

Die Dezemberübereinkunft fußt auf geheim gehaltenen Verhandlungen, die von der bürgerlichen Allianz durch einen Zeitungsbeitrag eröffnet wurden, in dem sie der Regierung eine Zusammenarbeit bei der Neuformulierung der parlamentarischen Regeln für Minderheitsregierungen anbot (DN 9.12.2014). Auf Einladung der sozialdemokratischen Finanzministerin Magdalena Andersson kam es dann ab dem 18. Dezember zu geheimen Verhandlungen zwischen der Koalitionsregierung und den Vertretern der bürgerlichen Allianz. Verbindendes Interesse war es, die anvisierte Neuwahl abzuwenden. Die Parteien des linken Lagers konnten sich ihrer parlamentarischen Stärke nicht sicher sein und befürchteten zudem eine weitere Stärkung der Schwedendemokraten. Innerhalb der bürgerlichen Allianz waren es vor allem die Christdemokraten, die befürchteten, bei einer Neuwahl an der 4-Prozent-Hürde scheitern zu können. Göran Hägglund, der Vorsitzende der Christdemokraten, war folgerichtig eine der treibenden Personen auf der bürgerlichen Seite hinter der Dezemberübereinkunft. Die Verhandlungen wurden am 26. Dezember abgeschlossen und die Übereinkunft von Vertretern aller sechs Parteien am 27. Dezember der Presse und der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Dezemberübereinkunft soll erstmals zum Frühlings-Budget 2015 wirksam werden und bis ins Wahljahr 2022 Geltung haben.

Während die einen diese Übereinkunft als eine Wiedergeburt konsensdemokratischer Praktiken in der schwedischen Demokratie interpretieren, sehen andere darin eher eine strategische Augenwischerei und eine bloße zeitliche Aufschiebung unumgänglicher politischer Konflikte und Entscheidungen im schwedischen Parteienwettbewerb.

Erstens ist zu betonen, dass sich alle sechs Parteien für 2015 wahrlich viele gute Vorsätze vorgenommen haben. Die Verhandlungen zu blockübergreifenden Vereinbarungen in den Gebieten Verteidigung/Sicherheit, Rente und Energie werden schwer zu schließen sein, sind doch just auf diesen Gebieten die programmatischen Gegensätze zwischen beiden Lagern groß.

Zweitens haben viele Akteure unterschätzt, wie festgefügt die Bindungen innerhalb beider Lager sind. Während Löfven immer hoffte, die liberale Volkspartei oder die Zentrumspartei aus der bürgerlichen Allianz herauslösen zu können, irrte die bürgerliche Allianz hinsichtlich der Entschlossenheit der Grünen Partei. In der Legislaturperiode von 2010 bis 2014 vorbereitete und entschied die Minderheitskoalition der Allianz einige wichtige Reformen in Zusammenarbeit mit den Grünen. Das rigorose Zusammenhalten zwischen Sozialdemokratien und Grüner Partei deutet eher auf eine verstärkte Kohäsion im linken Lager hin. Mit der Regierungskrise 2014 sind die Grünen vorerst von einer Mitteposition im Parteienwettbewerb nach links gewandert.

Drittens bleibt abzuwarten, wie sich die festen Lager in den Verhandlungen weiter entwickeln. Gelingt es der Allianz, die Grünen erneut zur Zusammenarbeit zu bewegen? Oder gelingt es dem linken Lager, eine bürgerliche Partei aus der Allianz herauszubrechen? Vielleicht weniger die Zentrumspartei oder die liberale Volkspartei, vielleicht eher die Christdemokraten?

Letztlich ist es zu früh, von einer Renaissance der Verhandlungsdemokratie in Schweden zu sprechen. Die neuen Regeln sind formuliert – sie erleichtern das Regieren ohne parlamentarische Mehrheit. Aber wie viele normale Menschen haben sich die sechs Parteien zur Stärkung der schwedischen Verhandlungsdemokratie sehr ambitionierte Vorsätze für das neue Jahr formuliert. Wie bei allen guten Vorsätzen zum neuen Jahr wird zu sehen sein, wie die Parteien die guten Vorsätze in neue Handlungen und Strategien werden umsetzen können.

 

Quelle: http://nofoblog.hypotheses.org/89

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Webressourcen aus Nordeuropa – Fundstücke August 2014

Auch im August stehen neben einigen Neuigkeiten zu 1814 neue Digitalisierungsprojekte und Portale mit digitalisiertem Inhalt im Zentrum der Fundstücke.

Dänemark

  • Neuigkeiten aus den Staatlichen Archiven (DK)ugänglich.

Die Staatlichen Archive haben ca. 1, 3 Millionen Grundbuch-Dokumente online zugänglich gemacht: Neben nordjütischen Hypotheken- und Auflassungsurkundenprotokollen (1870-1927) stehen Real- und Namensregister von Grundbucheintragungen aus Seeland, Bornholm, Lolland-Falster und Møn im Archivalieninformationssystem Daisy zur Verfügung. In den nächsten beiden Jahren sollen weitere Dokumente eingescannt werden.

In Daisy sind auch die gesamten digitalisierten “Markbøgerne” zum Kataster Christian V. (Christian 5.’s matrikel), die Informationen über Grundbesitzverhältnisse und Bodenqualitäten enthalten, online zugänglich.

Ein weiteres, auf mehrere Jahre angelegtes, Projekt ist die Digitalisierung der Journale, Register u.ä. der dänischen Amtsarchive. Die Journale der Ämter Holbæk und Frederiksborg wie auch Teile des Amtes Hjørring in Nordjütland sind bereits digitalisiert und in Daisy recherchierbar.

Die Dansk Demografisk Database ist um zwei neue Datenbanken erweitert worden:

Weiter weisen die Staatlichen Archive darauf hin, dass ca. 7000 Kirchenbücher aus der Zeit vor 1892 in einer verbesserten Ausgabe im Laufe des Jahres 2014 in Arkivalieronline  eingestellt werden.

  • Thema: 1864

Die Schleswigsche Sammlung der Dansk Centralbibliotek for Sydslesvig hat eine Bibliografie mit neuerer Literatur zum Thema veröffentlicht.

Das von der Universität Århus betreute Portal danmarkshistorien.dk hat eine Übersicht mit Lexikonartikeln und Quellen, die sich auf den Krieg beziehen, ins Netz gestellt.

Auch Dänemarks größte Onlinesammlung militärhistorischer Karten, Zeichnungen und Fotos Forsvarets Biblioteks Digitale Fotoarkiv präsentiert seine Sammlung zum Thema.

  •  Thema: 1. Weltkrieg

Die dänischen Staatlichen Archive stellen auf Aargang 0 die Erlebnisse von Nordschleswigern während des 1. Weltkriegs vor. Die mit Quellen belegten Lebensläufe der Personen, die 1900 geboren wurden, sind als Unterrichtsmaterial aufbereitet und dienen in diesem Jahr als Grundlage für einen Schulwettbewerb.

  • Weitere Web-News aus Dänemark

Das Stadtarchiv Aarhus verwahrt jetzt das Archiv über die Rettung des kulturhistorisch bedeutenden Bahnhofs  Østbanegård, der 1877 als Hauptbahnhof für die neu gegründete Aarhus-Ryomgård-Bahn diente und 1984 vom Abriss bedroht war.
Ausblick: Das Stadtarchiv Aarhus digitalisiert derzeit das umfangreichen Bildarchiv Århus Stiftstidendes arkiv, das Ereignisse und das Alltagleben in Aarhus seit den 1930er Jahren dokumentiert und im Herbst 2014 online gestellt werden soll.

Das dänische Nationalmuseum hat zum jetzigen Zeitpunkt bereits 50.000 Fotos und Bilder aus ihrer umfangreichen Sammlung in der Datenbank Samlinger Online ins Netz gestellt. Im Lauf des nächsten Jahres soll die Sammlung auf 500.000 Bilder anwachsen. Die Fotos erhalten die Creative Commons-Lizenz BY-SA.

Die Königliche Bibliothek hat in ihre Datenbank Varehuse, die bisher nur die digitalisierten Kataloge des inzwischen geschlossenen Daells Varehus enthielt, Kataloge weiterer Warenhäuser aufgenommen.
Auch die von Oscar Preisler ausgearbeitete medizinhistorische Bibliografie Bibliotheca Medica Danica steht nun überarbeitet als Dansk medicinhistorisk bibliografi 1479-1913 online zur Verfügung.

Das Archiv in Slagelse hat begonnen, Steuerlisten (Mandtalslister) zu digitalisieren. Online sind bisher die Listen von 1882-86 und 1895 einsehbar.

Zur Schulgeschichte hat das Stadtarchiv Esbjerg vier Filme online gestellt, die u. a. den Unterricht von Kindern auf dem Land vor 1814 dokumentieren.

Schweden/ Norwegen

  • Thema: 1814

Nachdem der norwegische König Christian Frederik bereits aus seinem digitalisierten Tagebuch über den Zeitraum 1813-1814 twitterte (siehe dazu den Post vom Januar 2014), kann man nun auch seinen Tweets zu den Ereignissen des Jahres 1814 folgen: Statsraad1814.

  • Schweden/ Norwegen

Auf Flickr wurden weitere Fotos des schwedischen Ingenieurs Fredrik Daniel Bruno (1882–1971), der in den 1940er und -50er Jahren auf seinen Reisen durch Norwegen und Schweden Städte und Landschaften fotografierte, hochgeladen.

  • Norwegen

Das norwegische Reichsarchiv hat digitalisierte Dokumente zum Passzwang, der zwischen 1661-1814 in Norwegen obligatorisch war, in einem Register zur Verfügung gestellt.

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/2493

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Webressourcen aus Nordeuropa – Fundstücke Juli 2014

Die nordischen Länder und der 1. Weltkrieg

Forscher von drei dänischen Universitäten und des Nationalmuseums haben den Kampf Dänemarks um die Neutralität des Landes während des 1. Weltkriegs aufgearbeitet und präsentieren ihre Ergebnisse in der Ausstellung “På kanten af krig – Neutralitet mellem krig og velfærd”, die ab 6. August 2014 in dem neu geschaffenen kommunalen kulturhistorischen Museum Mosede Fort Danmark 1914-18 in Greve gezeigt wird.

Das Museum Sønderjylland hingegen dokumentiert die Auswirkungen des 1. Weltkriegs auf die, damals noch zum Deutschen Reich gehörende männliche Bevölkerung Nordschleswigs, die als Soldaten Kriegsdienst leisten mussten. Der Kriegseinsatz der 35.000 Soldaten hat seine Spuren in Form von Gedenkstätten und Soldaten- und Kriegsgefangenengräbern hinterlassen. Hierzu hat das Museum eine App veröffentlicht, der zu 35 dieser Stätten Texte, historische Karten und Fotos liefert und auch eine Datenbank der gefallenen Soldaten beinhaltet. Diese Informationen stellt auch die Datenbank Verdenskrigens Spor i Sønderjylland 1914-1918 bereit.

Das im Juli 2014 veröffentlichte Portal Den store krig 1914 – 1918 hingegen zeichnet den Verlauf des Krieges in Form von Nachrichten. Das Quellenmaterial haben neben diversen Archiven und Museen auch Privatpersonen aus der Region zur Verfügung gestellt. Ziel ist es, die Geschichte der Soldaten aus Nordschleswig und deren Familien in Bild und Text zu dokumentieren. Ergänzend dazu veröffentlicht das Landesarchiv für Sønderjylland eine Online-Liste über die gefallenden Soldaten aus Nordschleswig 1914-1918. Der gleichen Thematik widmet sich auch die schon etwas ältere Internetseite I farfars fodspor. Dort stellt der Enkel des Nordschleswigers Iver Henningsen dessen Briefe, Fotos und Zeichnungen aus dem 1. Weltkrieg vor und zeichnet die “Reiseroute” seines Ostfronteinsatzes nach. Auf der Seite Første Verdenskrig – de sønderjyske krigsdeltagere finden sich weitere Briefe und Tagebücher von Kriegsteilnehmern aus Nordschleswig.

Mit der visuellen Aufarbeitung der Jahre 1914-18 für die neutralen nordischen Länder beschäftigt sich das Portal European Film Gateway, das ein Baustein der europäischen Datenbank Europeana ist. Digitalisiertes Filmmaterial der Länder Dänemark und Norwegen ist in die Netzausstellung European Film and the First World War – A Virtual Exhibition eingebunden. In der Sammlung Det Danske Filminstitut: First World War Films finden sich weitere Filme dänischer Provenienz, das filmhistorische Material der norwegischen Nationalbibliothek unter Nasjonalbiblioteket: First World War Films.

Das norwegische Reichsarchiv hat im Rahmen der Netzaustellung ”Europæisk krig uundgaaelig” Dokumente zum Thema “Der 1. Weltkrieg aus der Sicht norwegischer Dipomaten” veröffentlicht.

Neben diesem den Sommer bestimmenden Thema “Erster Weltkrieg” hier unsere weiteren Fundstücke aus den einzelnen Ländern:

Dänemark
In einer neuen Datenbank stellt das Museum für Seefahrt (Helsingør) 34000 digitalisierte Bilder (Seeleute, Schiffe, Häfen, u.a.) aus seinem umfangreichen Bildarchiv, das über 200000 Abbildungen umfasst, online.

Die Königliche Bibliothek plant, weitere digitalisierte Teile ihrer 5,2 Bilder umfassenden Flugfotosammlung in der Datenbank Danmark set fra luften – Før Google ins Netz zu stellen. Neben den 250.000 Luftaufnahmen von Fünen und umliegenden Inseln, Bornholm und den Inseln im Kattegatt sollen ab Oktober 2014 200.000 Fotos von den sieben westjütischen Kommunen (Herning, Ringkøbing-Skjern, Holstebro, Skive, Ikast-Brande, Lemvig und Struer) zugänglich sein.

In dem Blog Byerne -  Blog om urban historie og kultur des Dänischen Zentrums für Stadtgeschichte
veröffentlichen zukünftig Stadthistoriker, Architekten und Stadtplaner ihre Forschungsergebnisse.

Das Landesarchiv Nordjütland hat die Archivbestände der dänischen Bezirksvögte (herredsfogederne) in Djurs Sønder og Mols und in Hammerum digitalisiert und online gestellt.

Norwegen

Das Provinzarchiv Sogn og Fjordane hat zwei kulturgeschichtlich relevante Fotosammlungen erhalten, die digitalisiert und in die archiveigene Fotodatenbank eingebunden werden sollen: Die mehrere hundert historische Bilder umfassende Sammlung von Bjørg Hovland, die neben Fotos von der eigenen Familie und weiteren Bewohnern der Region Luster auch Motive von Amerikaauswanderern beeinhalten. Die Fotosammlung von Andrea Breien (1866-1954) gibt einen Einblick in das Alltagsleben des Wohnsitzes “Kristianelyst” des Gerichtsvollziehers in Solvorn in den Jahren 1908-1915.

Mit dem wirtschaftsgeschichtlichen Aspekt des 1814-Jubiläums beschäftigt sich die Datenbank Historiske toll- og skibsanløpslister. Dort kann bereits in den Zolllisten für Christiania, Bergen, Trondheim, Risør, Tønsberg und teilweise Kristiansand aus den Jahren 1786, 1788, 1790, 1792 und 1794 recherchiert werden.

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/2441

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Webressourcen aus Nordeuropa – Fundstücke Juni 2014

Die Fundstücke aus dem Juni bieten in der Hauptsache einen Querschnitt aus lokal-geschichtlichen Datenbanken und  verschieden groß angelegten Digitalisierungsprojekten der Nationalbibliotheken.

Dänemark

Das Stadtarchiv Køge hat die sogenannten Børge Greens mapper digitalisiert und die durchsuchbaren Dokumente ins Netz gestellt. Der Køger Bürger Børge Green hatte aus diversen Materialien des Rigsarkivets (Handschriften, Dokumente, Pergamente, Protokolle) Quellen aus dem 17. Jahrhundert, die seine Heimatstadt betreffen (z.B. über einer Hexenprozess), zusammengetragen.

Ausblick: Im März 2017 plant Statens Arkiver im Rahmen des 100-jährigen Jubiläum des Verkaufs der Westindischen Inseln an die USA die Freischaltung einer Datenbank mit umfangreichem Quellenmaterial zum Thema für die Periode 1671-1917 online zu stellen. Auf der nun freigeschalteten Seite Vestindien – Kilder til historien findet sich bereits eine ausführliche historische Darstellung. Die Datenbank werden wir sobald sie freigeschaltet ist in DBIS aufnehmen.

Die Volkszählungslisten der Gemeinden der früheren Kommmune Sæby für das Jahr 1870 hat das Stadtarchiv Frederikshavn veröffentlicht.

Das Portal Erindinger des Stadtarchivs Kopenhagen hat anlässlich des 200-jährigen Jubiläims der Einführung der Schulpflicht in Dänemark Zeitzeugenberichte von Kopenhagener Schülern und Lehrern gesammelt und in einem Themenschwerpunkt veröffentlicht.

Das Stadtarchiv in Esbjerg verwahrt die umfangreiche Negativsammlung des Fotografen Kromann aus Nordby, Fanø, und erfasst laufend die Protokolle zu den Aufnahmen, die für den Zeitraum 1880-1953 vorliegen in einer Datenbank. Bisher sind Angaben zu 3677 Aufnahmen aus dem Zeitraum zwischen dem 1.1.1900 und dem 27.11.1906 recherchierbar.

Schweden/ Finnland

Die Lancierung einer Volltextsuche in digitalisierten schwedischen Tageszeitungen kündigt die Königliche Bibliothek in Stockholm für den Herbst 2014 an. Die Datenbank wird schwedische Tageszeitungen ab 2014 enthalten (diese werden von 2014 an nur noch digitalisert, nicht mehr microverfilmt) sowie älteres Material, das bereits digitalisiert wurde. Aktuell kann bereits in der Betaversion recherchiert werden, welche die gesamten Ausgaben von “Aftonbladet” und “Svenska dagbladet” von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute enthält. Material, das jünger als 150 Jahr ist, kann in seiner Gesamtheit nur in der Königlichen Bibliothek eingesehen werden.

Auf der Internetseite Afrikaarnarna veröffentlichen schwedische Historiker ihre Forschungsresultate über Schweden und Norweger in Südafrika vom 17. Jahrhundert bis 1902.

Die Datenbank Industrihistoriska miljöer i Sverige verzeichnet 421 “Plätze” der schwedischen Industiekultur und -geschichte. Dazu gehören u.a. Museen, Landschaften, die durch Industriegeschichte geprägt wurden, einzelne Gebäude, aber auch ganze Industrieareale.

Das Forschungsarchiv in Umeå veröffentlicht die digitale Ausgabe des Tagebuchs von Edvard Waldenström aus dem Jahr 1855.

Lars Huldéns Buch Finlandssvenska bebyggelsenamn steht als durchsuchbare Webversion mit ca. 3000 Ortsnamen zur Verfügung. Die gleichnamige vom Institutet för de inhemska språken lancierte Datenbank enthält sämtliche Namen von Orten, Kommunen, Städten sowie historische Gemeindenamen, Namen von Landschaften in schwedischsprachigen bzw. zweisprachigen Gebieten und eine Auswahl von schwedischen Namen in finnischsprachigen Gebieten.

Norwegen

Das norwegische Reichsarchiv stellt “Sommerbilder” (aus staatlichen und privaten Archiven) aus den 1950er-1970er Jahren ins Netz. Die norwegischen Nutzer werden aufgerufen, eigene Sommererinnerungen in Bild und Text auf den verschiedenen sozialen Medienkanälen des Archivs (Facebook, Instagram, Twitter, Tumblr.) einzustellen. Ausgewählte Beiträge werden in dem Blog arkivsommer veröffentlicht, der Sommer für Sommer erweitert werden soll.

Soll die Reise nach Tromsø gehen, bietet ein Projekt des Stadtarchivs und der Stadtbibliothek Tromsø seit neuestem basierend auf alten Karten eine stadthistorische Wanderung, bei der durch einzelne Klicks die Geschichte einzelner Häuser abgerufen werden kann. Unterstützt wird das ganze inhaltlich durch umfassende Einträge im lokalhistorischen Wiki.

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/2378

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Webressourcen aus Nordeuropa – Fundstücke April 2014

Unsere Fundstücke aus dem April beinhalten für Dänemark Neues zum Thema “1864″, während aus Norwegen und Schweden inhaltlich breit gestreut neue Webressourcen vorgestellt werden.

Dänemark

Statens Arkiver hat 2400 Kriegsbilder (Fotografien, historische Gemälde, Postkarten, Zeichnungen und Holzschnitte) aus den Sammlungen der Königlichen Bibliothek, des Riksarkivets und des Schlosses Christiansborg digitalisiert und auf seiner Homepage veröffentlicht. Weitere Bildersammlungen des Archivs zum Thema finden sich auf Flickr: 1864 – Soldaterbilleder, 1864 – Krigen i billeder, Krigen 1864 – To hundrede træsnit, Skanserne efter stormen på Dybbøl und Krigsdeltagere 1864, 1. infanteriregiment.

Eine weitere umfangreiche Sammlung von Bilder, die den Krieg dokumentieren, stellt das Museum Sønderjylland in seiner Bilddatenbank zur Verfügung.

Eine private Seite zur Ahnenforschung stellt eine Liste mit Namen von Gefallenen bereit: Register over faldne – Liste baseret på V. Cohns “krigene 1848-1864 og de faldnes Minde”.  Auf Cohens Aufzeichnungen basierend wird zusätzlich unter slaegtsalbum.dk derzeit eine Datenbank mit Informationen zu den Gefallenen aufgebaut.

Schweden

Das schwedischen Repository Diva, das Forschungspublikationen von derzeit 34 Hochschulen, Museen und Forschungseinrichtungen beinhaltet, bietet jetzt eigene Portal-Seiten für die beteiligten Institutionen an, wie beispielsweise für das schwedische Nationalmuseum, das Naturhistorische Reichsmuseum sowie die schwedische Polarbibliografie des Polarforskningssekretariates. Neu hinzugekommen ist gerade das Portal des Nordischen Ministerrats mit 3000 Publikationen über den Norden und das Verhältnis der nordischen Staaten untereinander.

Norwegen

In Absprache mit der norwegischen Rundfunkanstalt NRK hat die norwegische Nationalbibliothek historische Radioprogramme im Netz zugänglich gemacht. Nun sind mehr als 2700 Radioprogramme aus dem Zeitraum von 1933 bis 1945 und über 25000 Nachrichtensendungen von 1935–2013 abrufbar.

Die norwegische Nationalbibliothek digitalisiert das Flugfotoarchiv Widerøes skråfotoarkiv. Aus diesem Bestand wurde nun auf Flickr als Erstes die Flugfotosammlung der Kommune Kvinesdal ins Netz gestellt. Auch in den skandinavischen Nachbarländern Schweden und Dänemark sind Flugfotos online zugänglich.

Das Archiv der Hilfsorganisation Blå Kors Norge, das 33 Regalmeter und den Zeitraum 1893 – 2008 umfasst, hat das Stadtarchiv Oslo geordnet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zu den Beständen gehört eine umfangreiche, teilweise digitalisierte, Fotosammlung, die auf dem archiveigenen Fotoportal Oslobilder eingestellt worden ist.

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/2266

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Der Kampf um die Neutralität – der Zweite Weltkrieg im schwedischen Beredskapsmuseet

Ein Gastbeitrag von Doreen Reinhold. „Für die allermeisten Schweden ist Krieg eine Nicht-Erfahrung“  schreiben Lars Anderson und Mattias Tydén in der Einleitung ihres 2007 erschienen Sammelbandes über Schuld- und Moraldebatten in der schwedischen Nachkriegszeit. Während des Zweiten Weltkrieges verstand sich das neutrale Schweden als „friedliche Oase“ an der europäischen Peripherie, die sich im Verlauf des Krieges zur „Großmacht des Humanismus“ entwickelte. Dieses Selbstverständnis eines Landes, das seit 1814 keine Kriege mehr geführt hatte, nährte sich aus der Vorstellung, dass Frieden etwas spezifisch Schwedisches sei. Begründet wurde die Politik der strikten Neutralität zunächst weniger mit humanistischen Argumenten, als mit dem so genannten Kleinstaatenrealismus [småstatsrealisme]Schweden, als kleines Land, hätte im Kriegsfall kaum eine realistische Chance, sich einem möglichen Aggressor zu widersetzen. Neutralität war aus dieser Perspektive also nicht nur die moralisch überlegene, sondern auch die vernünftigere Politik.

Diese Paradigmen prägten die schwedische Erinnerungskultur in den Nachkriegsjahren nachhaltig. Ähnlich wie in vielen anderen europäischen Staaten begannen vor allem junge Forscher erst in den Neunziger Jahren die bisherige Geschichtsschreibung in Frage zu stellen. Die weitreichenden Zugeständnisse der schwedischen Regierung an Deutschland als Nebeneffekt des småstatsrealisme, die rigide und antisemitisch gefärbte schwedische Flüchtlingspolitik und sogar die vielgerühmte Rettungsaktion der weißen Busse gerieten zunehmend in die Kritik. Diese Debatten halten zum Teil bis heute an und haben die schwedische Erinnerungslandschaft stark verändert.

In dieser Zeit des Umbruchs gründete der Militärgeschichtsenthusiast Johan André zusammen mit seiner Frau Marie ein Museum in der Nähe von Helsingborg, das dem Narrativ des friedlichen Schwedens eine patriotische, kämpferische Perspektive entgegen setzt. Auf den Ruinen der ehemaligen Batteri Helsingborg wurde 1997 das Beredskapsmuseet eröffnet, das an die Bereitschaft des schwedischen Militärs auf einen deutschen bzw. sowjetischen Angriff erinnern soll.

Das neu entstandene Beredskapsmuseet war zu Beginn ein klassisches Militärmuseum, das vornehmlich Waffen- oder Panzertypen aus den 1940er Jahren zeigte. So war das wichtigste Exponat der Sammlung die Kanone „Maja“. Das Geschütz war Teil der sogenannten Skånelinje, die aus mehreren Bunkern und Kanonen bestehend, in den 1940er Jahren als Verteidigungslinie in Erwartung eines deutschen Angriffs entlang der schwedischen Küste errichtet wurde.

Im Bunker der Kanone Maja wurden die ersten Teile des Museums integriert, die ausschließlich Informationen zu den militärischen Aspekten der so genannten „Bereitschaftszeit“ [beredskapstid] vermittelten. Später wurde die Ausstellung mehrfach erweitert. Auf dem Gelände befinden sich heute noch ein weiterer unterirdischer Bunker mit einer Überblicksausstellung zum Zweiten Weltkrieg, eine nachgebildete Kriegsbaracke aus den 1940er Jahren, die sogenannte „Kanonenhalle“, in der mehrere Panzer, große Geschütze u.ä. ausgestellt sind, und eine Flugzeughalle in der, neben dem Museumsshop und -café, verschiedene kleine Wechselausstellungen untergebracht sind. Mit diesen Erweiterungen zeigt das Museum inzwischen viele verschiedene Aspekte des Krieges und der beredskapstid in Schweden auf. Ein klarer Fokus auf das Militärische ist jedoch nach wie vor erkennbar.

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En svensk tiger…
Wikimedia Commons
CC-BY-SA Anders Lagerås

Anders als die übliche Interpretation der „friedlichen Oase“ portraitiert das Museum Schweden als Militärnation auf Abruf und erweckt dabei beinah den Eindruck, Schweden sei nicht nur „bereit“ für den Krieg, sondern tatsächlich beteiligt gewesen. Die schwedische beredskapstid ist nicht mehr Ausnahme, sondern Teil der Geschichte des Zweiten Weltkrieges. Symbolhaft für das Einschreiben der schwedischen Neutralität in die schwedische Militärgeschichte steht das Logo des Beredskapsmuseet „en svenk tiger“. Die Grafik des blau-gelben Tigers wurde 1941 von Bertil Almqvist für die so genannte Wachsamkeitskampagne des Staatlichen Informationsamtes [Statens informationsstyrelse (SIS)] ((Diese 1940–45 tätige staatliche Behörde  hatte die Aufgabe, die öffentliche Meinung zu beobachten und zu beeinflussen, v.a. Pressorgane.] erstellt. Der Slogan „en svensk tiger“ ist im Schwedischen doppeldeutig und kann sowohl mit „ein schwedischer Tiger“ als auch mit „ein Schwede schweigt“ übersetzt werden. Das Wortspiel sollte die schwedische Bevölkerung auf Verschwiegenheit einschwören, um möglichen Spionen keine Details der schwedischen Verteidigungsstrategie zu verraten. Kritik an der neuformierten samlingsregering (die Allparteienregierung, die zur Sicherstellung der inneren Stabilität unter Staatsminister Per Albin 1939 gebildet wurde) und ihrem Kurs war unerwünscht und fand in den wichtigsten Medien der Zeit keine Verbreitung. Diese Beschneidung der Meinungsfreiheit steht heute selbstredend in keinem guten Licht und auch der strategische Nutzen dieser Maßnahme wird heutzutage stark bezweifelt. Viele Schweden empfinden die damalige Informationspolitik der Propagandabehörde SIS als Selbstzensur und höchst undemokratisch.

Die von Almqvist gezeichnete Grafik wurde nach dem Krieg für die Öffentlichkeitsarbeit des schwedischen Militärs weiter genutzt. Bereits in dieser Funktion ist der Tiger ein Symbol für die aktive Verteidigung der schwedischen Neutralität – Verschwiegenheit und Zusammenhalt der Bevölkerung werden mit militärischer Bereitschaft gleichgestellt. Das Beredskapsmuseet verstärkt diese Umdeutung noch einmal indem es in seinem Logo den von Almqvist gezeichneten Tiger auf einem Kanonenrohr platziert. Das Logo soll die kämpferische Bereitschaft der Schweden während der beredskapstid symbolisieren und nimmt damit die Perspektive der Ausstellung für den Besucher bereits vorweg.

In den neunziger Jahren entbrannte ein zehnjähriger Rechtsstreit um die Bildrechte an Almqvists Grafik zwischen dem Museum und dem schwedischen Militär, den, für alle überraschend, das Beredskapsmuseet für sich entscheiden konnte. Heute besitzt das Museum die alleinigen Bildrechte für den blau-gelben Tiger und hat für die Zeit der doppelten Nutzung des Bildes eine hohe Entschädigungssumme erhalten. Den Slogan selbst konnte das Museum jedoch nicht ausschließlich für sich beanspruchen. Unter dem Namen „En svensk tiger“ tritt heute, ganz friedfertig, eine Stockholmer Indieband auf: http://ensvensktiger.net/

Dem stetigen Erfolg des Beredskapsmuseet wird diese Re-interpretation des Slogans sicher keinen Abbruch tun. Offensichtlich findet die patriotisch-kämpferische Perspektive auf die beredskapstid sein Publikum, denn die Besucherzahlen des Museums steigen stetig.

Doreen Reinhold ist Doktorandin am Nordeuropa-Institut der Humboldt-Universität zu Berlin, wo sie an einem Dissertationsprojekt über die museale Darstellung des Zweiten Weltkrieges in Norwegen und Dänemark arbeitet. Ihr Forschungsinteresse gilt dem Erinnern und Gedenken des Zweiten Weltkrieges und des Holocausts in Skandinavien, der Museologie und der jüdischen Geschichte Nordeuropas.

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/2145

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Webressourcen aus Nordeuropa – Fundstücke März 2014

In den März – Fundstücken stellen wir Ihnen neben einer Übersicht von skandinavischen Aktivitäten im Flickr-Bereich vor allem neue dänische, schwedische und finnische Datenbanken bzw. Datenbankprojekte vor, die von Archiven initiiert wurden. 

Flickr

Bereits seit 5 Jahren veröffentlicht das schwedische Zentralamt für Denkmalpflege digitalisierte Bilder aus seiner umfangreichen Fotosammlung nicht nur in der eigenen Datenbank Kulturmiljöbild, sondern hinterlegt diese auch teilweise bei Flickr Commons, wie beispielsweise Werke des schwedischen Fotografen Mårten Sjöbeck (1886-1976). Auch das Archiv der norwegischen Provinz Sogn og Fjordane nutzt Flickr für die Veröffentlichungen seiner digitalisierten Fotosammlungen des Fotografen Nils O. Reppen (1856-1925) und Bjarne Råsberg (1900-1942). Die schwedische Literaturgesellschaft in Finnland hingegen nutzt ihre Flickr-Seite auch, um mittels Croudsourcing (siehe hierzu auch unseren Beitrag vom November 2013) auf der Seite “Okända platser” unbekannte Motive auf Fotos ihrer Sammlung zu indentifizieren.

Dänemark

In der Datenbank des Kopenhagener Stadtarchivs STARBAS wurden 5000 digitalisierte Fotos über Kopenhagen online gestellt. Die im Rahmen der Stadtplanung entstandenen Fotos dokumentieren Straßen, Plätze und Parks, die sich im Zeitraum 1910 – 1997 stark verändert haben.

Die Datenbank Sejrs Sedler des Stadtarchivs in Aarhus enthält die von dem regionalgeschichtlich interessierten Bibliothekar Aarhus Emanuel Jensen Sejr (1891-1980) zusammengestellte Kartothek mit über 120.000 Berichten über Personen, Ereignisse, Häuser, Vereinigungen u.v.m. aus der Geschichte Aarhus´ vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in die 1930er Jahre.

Das dänische Nationalmuseum meldet eine Schenkung von 1250 historischen Tapetenbüchern einer Firma in Faaborg, die zwischen 1897 und 2011 Tapeten produzierte.

Die Datenbank Fynske årbøger digitalt der Historischen Gesellschaft für Fünen ermöglicht die Rescherche zur Geschichte Fünens in 116 digitalisierten Jahrbüchern (Årbog for Historisk Samfund for Svendborg Amt 1908 – 1938, Årbog for Historisk Samfund for Odense, Assens Amter 1913 – 1938, Årbog for Historisk Samfund for Fyn 1939 – 2004).

Schweden/ Finnland

Umeå, die diesjährige europäische Kulturhauptstadt, veranstaltet gemeinsam mit Wikimedia Sverige, dem Zentralamt für Denkmalpflege (Riksantikvarieämbetet) sowie der Universität in Umeå eine “Schreibstube”, um die Artikel über Umeå auf Wikipedia zu verbessern.

Das Museum für Arbeit in Norrköping beteiligt sich zusammen mit fünf weiteren Museen an dem europaweiten Projekt “Work with sound” und archiviert “bedrohte Klänge aus der Industriegesellschaft”, die später in einer Datenbank gesammelt werden sollen.

 

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/2231

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Webressourcen aus Nordeuropa – Fundstücke Januar 2014

Im letzten Blogbeitrag zum Kieler Frieden und der Entstehung des “neuen Nordens” werden bereits viele der Jubiläen angesprochen, die in diesem Jahr in den nordischen Ländern in unterschiedlicher Gewichtung begangen werden. Insbesondere drei Jubiläen, nämlich das im vergangenen Jahr gefeierte “Stemmerettsjubileet” in Norwegen, das Jubiläum des norwegischen Grundgesetzes (“Grunnloven”) 1814 und der Deutsch-Dänische Krieg 1864 haben auch im Netz an zahlreichen Stellen ihre Spuren hinterlassen, die wir zu Beginn des Jubiläumsjahres gebündelt präsentieren wollen.

1913 – Stemmerettsjubileet

Bereits im vergangenen Jahr fand das 100-jährige Jubiläum der Einführung des norwegischen Frauenwahlrechtes seinen Niederschlag im Internet. So listet das Reichsarchiv in Oslo auf seinen Themenseiten zum Stemmerettsjubileet digitalisiertes Quellenmaterial nicht nur aus dem eigenen Haus auf (z. B. eine Unterschriftenaktion von Frauen aus dem Jahr 1905), sondern auch das mehrerer norwegischer Stadtarchive.

In Zusammenarbeit mit dem Norwegischen Lokalgeschichtlichen Institut hat das Reichsarchiv ein Wiki eingestellt, das als Projektstart die ersten 100 gewählten weiblichen Gemeindevertreter in Norwegen vorstellt. Die privaten und kommunalen Archive in Vest-Agder, Aust-Agder, Telemark, Vestfold und Buskerud haben ihre Quellen auf der Internetseite Kvinnestemmerett zugänglich gemacht.

1814 – Jahr des Kieler Friedens

Die norwegische Nationalbibliothek stellt eine überarbeitete Version seiner 1814 – Bibliografie in Netz, die Literaturangaben über bzw. aus dem Zeitraum 1812 – 1814 umfasst.

Das norwegische Reichsarchiv hat das Archiv sowie das Tagebuch des Königs Christian Frederik als wichtige Quelle für den Zeitraum 1813-1814 digitalisiert und als Datenbank zugänglich gemacht. Ganz modern kann man sich Königs Christian Frederiks “Erlebnisse” über Twitter zukommen lassen. Auf den Themenseiten verweist das Reichsarchiv auf weitere (digitalisierte) Quellen zum Thema.

Im Herbst 2013 veröffentlichte das Archiv des norwegischen Parlaments die digitalisierten Geschäftsberichte (Stortingsforhandlinger) 1814 2001.

Mit der Entstehung des Grundgesetzes (“Grunnlovet”) beschäftigt sich die Datenbank Eidsvollsmennenes etterkommere, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Geschichte sämtlicher am Entstehungsprozess des Grundgesetzes beteiligter Vertreter der Reichsversammlung (nach dem Ort der Reichsversammlung “Eidsvollmenn” genannt) und deren Nachfahren zu recherchieren und auf dieser Seite öffentlich zu machen. Dort kann man im Rahmen von “Open Source” als Nachkomme seinen Eidsvollman “adoptieren” und mit Informationen zur Datenbank beitragen.

Das Eisenmuseum in Tvedestrand widmet dem “Eidsvollman” und Eisenwerksbesitzer Jacob Aall eine Seite mit digitalisiertem Quellenmaterial, Büchern und Artikeln.

Das Wiki 1814 – Historien sett nedenfra des Norwegischen lokalgeschichtlichen Instituts beinhaltet eine Bibliografie mit Artikeln, Büchern und Buchkapiteln, die das Thema 1814 aus lokaler Perspektive beleuchten.

Zum Jubiläumsjahr wurde auch ein neues norwegisches Wörterbuch erarbeitet und ins Netz gestellt: Norsk Ordbok 2014 - ordbok over det norske folkemålet og det nynorske skriftmålet.

1864 – Deutsch-Dänischer Krieg

Das Portal 1864.dk präsentiert das umfangreiche digitale Archiv des dänischen Geschichtszentrums ” Düppeler Schanze”.

Für April 2014 ist eine Datenbank mit dänischen und deutschen Kriegsgräbern und Gedenksteinen in Südjütland angekündigt.

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/2102

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Webressourcen aus Nordeuropa – Fundstücke: Sammelsurium aus 2013

Für Dezember stellen wir in den Fundstücken neue Datenbanken aus verschieden Bereichen vor, die wir im Laufe des Jahres 2013 aus der skandinavischen Netzwelt zusammengesammelt haben.

Dänemark

Dänemarks Marktführer im Bereich Familienforschung “My Harritage” stellt in seiner bedingt kostenpflichtigen Datenbank Find dine danske rødder Sterbe-und Heiratsdaten von ca. 14 Millionen Dänen, die bis ins Jahr 1618 zurückreichen, ins Netz.

Eine Gruppe von dänischen Regionalhistorikern hat eine Quellensammlung zur Geschichte der fünischen “Boye bande” (1853) auf der Seite Mordet på Niels Hansen zusammengestellt.

Die Webseite des Stadtarchivs Kopenhagen Flugten 43 enthält Quellenmaterial (Fotos, Filmausschnitte, Hörbeispiele, Erinnerungen von Flüchtlingen und Fluchthelfern sowie Berichte der Polizei und des Sozialen Dienstes) und Informationen zur Flucht der dänischen Juden im Oktober 1943.

Das Archiv der Arbeiterbewegung in Kopenhagen hat die Tonmitschnitte des Zentralkomitees der DKP  digitalisiert.

Das digitale Projekt Historisk Atlas bildet für das südliche Dänemark u. a. archäologische Funde, Denkmäler, die Geschichte der Höfe, Dörfer, Kirchen und Schiffswracks ab und enthält neben Karten und Videos auch über 15.000 Fotos. Im Mai 2013 wurden in den Atlas auch norddeutsche Gebiete integriert.

Die Königliche Bibliothek in Kopenhagen hat zum Anlass der 100-jährigen Wiederkehr des Kriegsausbruchs 1914 eine Sammlung mit v. a. dänisches Kartenmaterial digitalisiert, das in Verbindung mit dem 1. Weltkrieg bzw. der Volksabstimmung 1920 erstellt wurde.

Schweden

Das schwedische Zentralamt für Denkmalpflege (Riksantikvarieämbetet) veröffentlicht in der Datenbank Sveriges Kyrkor Digitalisate des gleichnamigen mehrbändigen Werks sowie die Berichte des Forschungsprojektes “Sockenkyrkorna”.  Auch die Digitalisate des dänischen “Schwesterwerkes” Danmarks Kirker sind nun online.

Die archäologischen Berichte der Abteilung “Arkeologiska uppdragsverksamheten” des Riksantikvarieämbetets sind jetzt ab dem Jahr 2000 abrufbar.

In der Datenbank Hallströms advokatbyrå des Forschungsarchivs in Umeå können 7300 Akten der größten Kanzlei Norrlands für den Zeitraum 1909-1927 durchsucht werden.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden Schwedens große Wasserläufe vor der Nutzung der Wasserkraft erfasst. Der Schwerpunkt lag auf der detaillierten Beschreibung der geografischen Bedingungen und dem Potenzial für die Wasserkraft. Die daraus resultierende Publikation Förteckning över Sveriges vattenfall wurde digitalisiert und ist als PDF-Format online zugänglich.

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/2051

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Willy Brandt und Nordeuropa

Der Norden Europas hat im Leben Willy Brandts, der gestern 100 Jahre alt geworden wäre, eine essenzielle Rolle gespielt. 1933 emigrierte er, nachdem er kur zuvor seinen Decknamen angenommen hatte, über Dänemark (er floh in einem Fischerboot) nach Norwegen, wo er als Journalist tätig war, aber auch für die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAP), der er sich 1931 angeschlossen hatte, politisch aktiv blieb. In Norwegen sollte er eine Auslandsgruppe der SAP aufbauen und Kontakte zur Norwegischen Arbeiterpartei [Det norske Arbejderparti] aufzubauen. Von Norwegen aus unternahm er Reisen nach Deutschland und Spanien, wo er mit einer “geliehenen” Identität als Norweger auftrat. Ein gewagtes Unterfangen war eine  Reise nach Berlin 1936 mit dem Ziel, die Auslandsabteilung der SAP wieder aufzubauen. Die Reste dieser sozialdemokratischen Splitterpartei in Deutschland wurden indes 1937/38 zerschlagen, so dass sie quasi reine Exilpartei wurde. Brandt war 1937 Berichterstatter mehrerer norwegischer Zeitungen im Spanischen Bürgerkrieg. In der Phase ab 1937 integrierte sich Brandt stärker in die norwegische Arbeiterbewegung. Seine Bedeutung wuchs: Für den Kriegsfall wurde Oslo als Auslandszentrale der SAP mit Brandt als ihrem Leiter ausgewählt. 

Willy.Brandt.Stockholm.2007

Statue von Rainer Fetting im Willy-Brandt-Park in Stockholm
Wikimedia Commons (gemeinfrei)

Seine Ausbürgerung beraubte ihn 1938 seiner deutschen Staatsbürgerschaft. Die Besetzung Norwegens durch die Deutschen 1940 beraubte ihn seiner ersten Exilheimat. Von den Deutschen gar verhaftet, rettete ihn die norwegische Uniform, die er trug, und seine Norwegischkenntnisse, deren Erwerb er bereits vor dem Exil begonnen hatte. Sein Weg führte ihn in das benachbarte Schweden, wo er die norwegische Staatsbürgerschaft von der dortigen Botschaft erhielt und wo er bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs weiterhin journalistisch und politisch tätig blieb. Anfangs war Brandt eher noch Vertreter des norwegischen Exils und unterstützte u.a. die norwegische Widerstandsbewegung. Später engagierte er sich in einem Kreis europäischer Exil-Sozialdemokraten, der später als “kleine Internationale” bekannt wurde.  Hier diskutierte er in den Jahren 1942–45 mit Vertretern wie Bruno Kreisky oder den schwedischen sozialdemokratischen Intellektuellen Alva und Gunnar Myrdal die Zukunft und den demokratischen Wiederaufbau Deutschlands nach dem Kriegsende.

Brandt näherte sich wieder der SPD an, mit der er 1931 gebrochen hatte und trat seiner alten Partei im Exil wieder bei. Er begleitete das Schicksal Norwegens im Krieg publizistisch mit einer ganzen Reihe von Büchern und Artikeln über Krieg, Besatzung und Widerstandskampf in Norwegen in verschiedenen Facetten. Die Zukunftspläne für Deutschland und Europa thematisierte er in Publikationen wie dem 1942 erstmals erschienenen Efter segern [Nach dem Sieg]. Die Exiljahre hatten maßgebliche Auswirkungen auf Brandts politisches Denken. Die Begegnung mit den Arbeiterbewegungen in Norwegen und Schweden zeigte ihm eine andere Sozialdemokratie, die sich insbesondere in Schweden bereits auf dem Weg zum erfolgreichen Wohlfahrtsstaat (“Volksheim”) befand. Brandt war von dem Pragmatismus und der freiheitlichen Einstellung seiner nordeuropäischen Parteikollegen nachhaltig beeindruckt, was mit ein Grund für seine Rückkehr zur SPD war.

Brandt kehrte bald nach dem Krieg nach Deutschland zurück, zunächst als Berichterstatter von den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen. Seine Beobachtungen dort veranlassten ihn 1946 zur Niederschrift seines erst vor wenigen Jahren in deutscher Übersetzung erschienenen Werks Forbrytere og andre tyskere [Verbrecher und andere Deutsche, dt. Bonn 2007]. Brandt ging es darum, gegenüber seinen verbitterten norwegischen Landsleuten zu zeigen, dass es ein anderes, ein besseres Deutschland durchaus gab und dass es – anders als es so mancher Norweger geneigt war, zu sehen – die Chance für einen Neuanfang verdient habe. Brandt kam dann 1947 als Presseattaché an die norwegische Militärmission (die erste diplomatische Vertretung Norwegens in Deutschland nach dem Krieg) nach Berlin. Er sollte über die politischen Entwicklungen in Deutschland berichten – die früheren Genossen aus Lübeck hatten ebenfalls versucht, ihn für sich als Bürgermeisterkandidaten zu werben und waren enttäuscht. In einem Schreiben legte Brandt seine Gründe für die Wahl Berlins dar.

Nachdem er 1948 wieder deutscher Staatsbürger geworden war, wurde Brandt, wie allgemein bekannt, als Regierender Bürgermeister zu einer Symbolgestalt West-Berlins und zu einem Vorkämpfer gegen die deutsche Teilung. Die Verbindungen nach Norwegen würden nie ganz nachlassen, doch politisch für einige Zeit nicht die wichtigste Rolle spielen. Mit seiner norwegischstämmigen zweiten Frau Rut und ihren Söhnen gehörten Sommerurlaube in Norwegen indes zum festen Familienprogramm. Nordeuropa geriet wieder stärker in den Blick, als Brandt 1966–69 Außenminister der ersten Großen Koalition wurde. In seine Amtszeit als Bundeskanzler 1969–74 fielen auch die norwegischen Beitrittsbemühungen zur EWG, zu deren Fürsprecher er sich machte. Deutschland war wie auch später, der Anwalt Nordeuropas in der EWG/EU und Brandt sprach gar auf einer Kundgebung am Youngstorget (dem Sitz zentraler Institutionen der norwegischen Arbeiterbewegung) und warb – auf Norwegisch! – um die Zustimmung der Norweger zum EWG-Beitritt. Diese erfolgte im entsprechenden Referendum indes nicht und Brandt war enttäuscht, dass eine stärker skandinavische Prägung (nur Dänemark trat 1973 neben Großbritannien und Irland bei) der EWG somit ausblieb.

Für seine Verdienste um die Annäherung zwischen Ost und West im Rahmen der von ihm und seinem politischen Umfeld angestoßenen “neuen Ostpolitik” erhielt Willy Brandt 1971 den Friedensnobelpreis, der ja bekannterweise in Oslo verliehen wird. Die Zeremonie im Dezember 1971 war für Brandt ein emotionales Erlebnis, und aus Sicht der norwegischen Bevölkerung wurde da einer der Ihren ausgezeichnet. Die Sicht der Norweger auf Deutschland war für lange Zeit durch das harte Besatzungsregime und große Verbitterung geprägt. Dass zwischen der Bundesrepublik und Norwegen eine gewisse Annäherung erreicht wurde, ist nicht zuletzt Brandts politischem Wirken und der großen Sympathie für ihn in Norwegen zu schulden.

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/2042

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