Dresden Summer School 2012 – Publikation


Teilnehmer und Teilnehmer der DSS 2012
Digitale Technologien haben in der heutigen Lebenswelt einen fundamentalen Wandel verursacht, der sich mit enormer Schnelligkeit vollzieht. Allein das Medium Internet, das in seiner offen nutzbaren Form erst seit 1991 existiert (1), hat nicht nur in der geschäftlichen, sondern auch in der privaten und wissenschaftlichen Sphäre eine Bedeutung eingenommen, die jene der zuvor bekannten Medien mindestens gleichkommt – wenn nicht sogar übersteigt. Diese Entwicklung ist unumkehrbare Realität und damit theoretisch wie alltagspraktisch ein unumgängliches Diskursthema der heutigen Zeit. Analog zur Industriellen Revolution wird von einer Digitalen Revolution gesprochen, die mit einem Medienwandel einhergeht, der mit der Ablösung oraler Tradierung durch das Schrifttum oder mit der Erfindung des Buchdrucks gleichzusetzen ist.(2)

Das Programm

Für die Dresden Summer School 2012 hat sich die TU Dresden mit ihren benachbarten Kulturinstitutionen, die zu den führenden des Landes gehören, zusammengeschlossen, um der Diskussion über die Digitale Revolution aus geistes-, sozial- und kulturwissenschaftlicher Sicht ebenso wie aus der alltagspraktischen Perspektive von Museen, Bibliotheken und Archiven eine offene Plattform zu bieten. Gemeinsam mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, dem Deutschen Hygiene-Museum Dresden und dem Militärhistorischen Museum der Bundeswehr wurde ein zweiwöchiges Programm entwickelt, das einerseits von den beteiligten Institutionen und ihren spezifischen Besonderheiten ausging, andererseits der Vielschichtigkeit des Themas in möglichst vielen Aspekten gerecht werden sollte.

Den Auftakt machte dabei die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, die einerseits ihre technologische Herangehensweise bei der Digitalisierung von Schriftgut und die Aufbereitung der so gewonnenen Daten für semantisch verknüpfte und offen recherchierbare Datenbanken vorstellte, andererseits durch Vortrage die Rolle von Open Access-Publikationen und Wikipedia für das wissenschaftliche Arbeiten diskutierte.

Dr. Achim Bonte und Teilnehmer/innen der DSS 2012 in der SLUB
Teilnehmerinnen der DSS 2012 in der SLUB
Teilnehmer/innen der DSS 2012 in der SLUB

Die TU Dresden widmete sich in der zweiten Sektion sowohl Schnittpunkten von Technik- und Geisteswissenschaften – wie etwa der Schaffung von virtuellen Umgebungen zur Rekonstruktion des Bildaufbaus in Gemälden oder der Nutzung von 3D-Scans für kunstwissenschaftliche Zwecke – als auch der Präsentation der universitätseigenen Sammlungen von Anschauungs- und Archivmaterial.

3D-Scannen mit Dr.-Ing. habil. Christine Schöne, TU Dresden
Teilnehmerinnen der DSS 2012 während des Vortrags von Prof. Dr. Rainer Groh, TU Dresden
Prof. Dr. Rainer Groh, TU Dresden

In der dritten, von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden gestalteten Sektion lag der Fokus auf der Vorstellung des Provenienzforschungsprojekts “Daphne”, das sämtliche im Besitz der Museen befindliche Objekte auf ihre Ankaufs- und Erwerbsgeschichte hin untersucht und die Ergebnisse in einer umfassenden Datenbank zusammenträgt. Nach außen hin werden diese Forschungsergebnisse in der Online Collection präsentiert, die die bedeutendsten Kunstwerke im Netz vorstellt und zu virtuellen Themenführungen zusammenfugt.

Teilnehmer/innen der DSS 2012 im Treppenhaus des Residenzschlosses, SKD
Prof. Dr. Dirk Syndram führt durch das Historische Grüne Gewölbe
Historisches im Vorbeigang. Teilnehmer/innen der DSS 2012 im Historischen Grünen Gewölbe, SKD

Das Thema der Internetpräsenz von Kulturinstitutionen wurde in der vierten, vom Deutschen Hygiene-Museum Dresden gemeinsam mit dem Militärhistorischen Museum der Bundeswehr gestalteten Sektion aufgegriffen und vertieft. Dabei konzentrierten sich die Diskussionen auf die Frage, wie soziale Medien in Kulturinstitutionen sinnvoll genutzt werden können.

Teilnehmer/innen der DSS 2012 im DHMD
Teilnehmer/innen der DSS 2012 im DHMD
Prof. Klaus Vogel, Felicitas von Mallinckrodt und Gisela Staupe im DHMD

Das Programm wurde ergänzt von Führungen durch die beteiligten Institutionen und öffentlichen Vortragen. Hinzu kamen zwei Exkursionen – eine an das Museum zur Geschichte der deutschsprachigen Bewohner in den böhmischen Ländern in Ústí nad Labem (Tschechien) und eine zweite in das Staatliche Museum für Archäologie Chemnitz -, die die Bedeutung digitaler Medien für den heutigen Museumsbetrieb anhand zweier im Aufbau befindlicher Institutionen erläuterten. Diese Programminhalte bildeten den Hintergrund vor dem die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Dresden Summer School eingeladen waren, eigene Konzepte und Ideen zu erarbeiten. Diese wurden einerseits in dem eigens eingerichteten Blog veröffentlicht, andererseits bei der Abschlussveranstaltung am 12. Oktober 2012 im Deutschen Hygiene-Museum präsentiert.

Die Ausgangsposition

Die Leitlinien des Diskurses, der sich während der Dresden Summer School entspann, wurden bereits in der Auftaktveranstaltung umrissen. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion gingen dort Peter Strohschneider, Hartmut Böhme, Karl-Siegbert Rehberg und Hubertus Kohle der Frage nach, welche Auswirkungen die Digitale Revolution auf heutige Wissensstrukturen hat. Dabei konstatierten sie einhellig eine neue Fluidität des Wissens, das wesentlich leichter und auch zu einem größeren Umfang zuganglich geworden sei. Daraus ergebe sich der Bedarf an neuen Wissensordnungen, die gerade Museen, Bibliotheken und Archive vor neue Herausforderungen stellten. Als traditionelle Wissensspeicher und damit Kristallisationspunkte der Herausbildung von kulturellen Identitäten läge ihre Aufgabe darin, ein Gegengewicht zu dem Allvorhandensein digitaler Information zu bilden. Eine reines ‘Entweder-Oder’ von Objekt und Digitalisat erschien dabei als zu kurz gegriffen und der Komplexität der Koexistenz und Überlagerung unterschiedlicher Medienformen nicht gerecht werdend. So lag für Hartmut Böhme der Punkt des Interesses gerade in der aus diesen komplexen Verhältnissen entstehenden Spannung. Sie gelte es zu analysieren, um auf diesem Wege zu verlässlichen Erkenntnissen zu gelangen.

Peter Strohschneider unterschied in seinen Beiträgen zwei Ebenen der Diskussion – eine systemische und eine politische. Die Debatte um Kulturpessimismus versus Medieneuphorie werde dabei vor allem auf der politischen Ebene vor dem Hintergrund politischer wie monetärer Macht- und Verteilungskampfe geführt. Auf der systemischen Ebene – also mit Bezug auf die theoretischen wie zeitanalytischen Diskurse um die Digitale Revolution – waren in seinen Augen drei Aspekte von Bedeutung. Zum einen die Abwendung der neuen Medienkultur vom Erinnern hin zu Instrumenten der Selektion und des Vergessens: Das Erinnern sei durch die sofortige Abrufbarkeit von Informationen unproblematisch geworden und es fehlten nun angesichts dessen neue Wege im Umgang mit Wissensordnungen. Ein zweiter Aspekt der systemischen Fragestellung war für Strohschneider die Verschiebung der Kategorien von Wahrheit und Mehrheit. Da Internetstrukturen auf häufig nachgefragtem Wissen basierten, würden die Grenzen zwischen Wahrheit und Mehrheit zunehmend unscharf und mussten in ihrem Verlauf neu bestimmt werden. Als dritten Diskussionspunkt identifizierte er die Plagiatsdebatte, der in seinen Augen ein technizistischer Textbegriff zugrunde liegt, der einen Text als Wortlautidentität begreift und keine Unterscheidungen zum Diskurs mehr erlaubt.

Auch Karl-Siegbert Rehberg sah in der verbreiteten Nutzung digitaler Medien keine existentielle Bedrohung für Kulturinstitutionen. Er konstatierte vielmehr für den aktuellen Moment ein vermehrtes Bedürfnis nach Dinglichkeit und Materialität, das nun auf Jahrzehnte der Virtualitätseuphorie folge. Das Museum als Ort der unmittelbaren Begegnung mit dem Objekt gewänne in diesem Prozess nur weiter an Bedeutung. Die Gefahr, der Wert des originalen Objekts könne angesichts seiner massenhaften digitalen Reproduktion nivelliert werden, sah keiner der Diskutanten als ernsthaft bedrohlich an. Die umfassende, “auratische” Bedeutung von Kunstwerken sei, so Hartmut Böhme, bereits seit Jahrhunderten durch Reproduktionen und Berichte geschaffen worden. Die in Frequenz und Verfügbarkeit erhöhten heutigen Reproduktionen konnten diesen Ruhm eines Kunstwerkes nur weiter steigern und damit den Wert seines faktischen Vorhandenseins an einem Ort nur erhöhen.

Hubertus Kohle verwies in seinen Beitragen auf den praktischen Nutzen von Digitalisaten im Zusammenhang mit Open Access. Gerade in diesem Verfügbarmachen von Wissen liegt für ihn einer der größten Errungenschaften der Digitalen Revolution. Er kritisierte, dass die Potentiale dieser Entwicklung bis heute nicht hinreichend erkannt und im Wissenschaftsbetrieb ausgeschöpft worden seien. Die Diskussion bot auf diese Weise in wissenschaftspraktischer ebenso wie in systemischer und politischer Hinsicht umfassende Denkimpulse für den weiteren Verlauf der Dresden Summer School. Gerade die Betonung der gleichzeitigen Überlagerung von Medienkonzepten und das Herausarbeiten von zu untersuchenden Spannungsverhältnissen – etwa zwischen Transparenz und Geheimnis – zeigten, wie ausgedehnt das Diskursfeld ist, auf dem die Dresden Summer School agierte. Dieses Feld zu vermessen und die ihm innewohnenden Prozesse und Konfliktlinien zu analysieren, dazu wollte sie gemeinsam mit ihren Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen erhellenden Beitrag leisten.

Programmhefte DSS 2012
Dr. Hartwig Fischer, Generaldirektor der SKD, bei der Eröffnung der DSS 2012
Prof. Dr.-Ing. Hans Müller-Steinhagen, Rektor der TU Dresden, bei der Eröffnung der DSS 2012
Prof. Dr. Hans Vorländer, Leiter der DSS 2012, bei der Eröffnung der DSS 2012
Prof. Dr. Karl-Siegbert Rehberg, Prof. Dr. Hartmut Böhme, Moderatorin Cécile Schortmann, Prof. Dr. Peter Strohschneider und Prof. Dr. Hubertus Kohle
Eröffnungsfeier der DSS 2012

Dieser Artikel ist zugleich erschienen in: Dresden Summer School 2012. Von der Vitrine zum Web 2.0 – Bibliotheken, Museen und Achive im digitalen Zeitalter, hg. von Hans Vorländer, Felicitas von Mallinckrodt und Kerstin Küster, Dresden 2013.

Die Broschüre gibt es hier zum Download.

 

Quelle: http://dss.hypotheses.org/1107

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Call for Papers: Digitale Bibliothek 2013 – Kulturelles Erbe in der Cloud

Die Veranstaltungsreihe Digitale Bibliothek dient dem Erfahrungsaustausch, der  Koordination und Kooperation zwischen Kultur- und Wissenschaftsseinrichtungen in dem Bereich digitale Bibliotheken. Mit Vorträgen, Workshops und einer Posterausstellung bietet die Tagung ein Diskussionsforum für die spezifischen Herausforderungen, denen sich die Einrichtungen bei der Gestaltung und Etablierung moderner Online-Wissensspeicher stellen müssen.

Die geplanten Themen der Tagung 2013 mit dem Titel Kulturelles Erbe in der Cloud, die am 22./23. November 2013 in Graz stattfinden wirdumfassen folgende Aspekte:

Neue Formen von IT-Dienstleistungen für Kultureinrichtungen
- Typen und Komponenten von Cloud-Computing Systemen
- Technische Grundlagen
- Auswirkung auf Geschäftsprozesse und Arbeitsorganisation
- Standards und Referenzmodelle

Geschäftsmodelle und Nutzungsszenarien
- Beispielhafte Projekte und Kooperationen
- Public Private Partnership-Modelle
- Abgrenzung zu anderen Technologien
- Rechtliche Aspekte

Services, Technologien und Methoden
- Digitalisierungs- und Langzeitarchivierungsservices
- Vokabular-Services
- Semantische Technologien und Linked Open Data
- Netzwerk- und Speichersysteme

Call for Papers [ONLINE] oder als [PDF]

Einsendeschluss für Beiträge (nur Kurzfassungen, max. 800 Wörter): 1. Juni 2013

Senden Sie Ihre Beiträge bitte an: kochg@europeanalocal.at

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=1469

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“Die kaputte Mütze des Opas” – Geschichte gemeinsam erzählen

Drauschke_Titel

Das Jahr 2014 wird schon jetzt zum Erinnerungsjahr der Europäischen Zeitgeschichte erhoben. Es jähren sich der Beginn des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal, der des Zweiten Weltkriegs zum 75. Mal, die Revolutionen gegen die kommunistischen Diktaturen zum 25. Mal und die EU-Osterweiterung zum 10. Mal. Eine Initiative, die die Geschichte des Ersten Weltkriegs anhand persönlicher Erinnerungen als europäisches Ereignis darstellt und lebendig werden lässt, ist die Online-Plattform Europeana 1914 – 1918.

In dem zweiten Gespräch des MONTAGSRADIO “Vor Ort” auf der 6. Geschichtsmesse in Suhl sprechen Miriam Menzel und Kaja Wesner mit Frank Drauschke, dem Mitbegründer von Facts & Files – Historisches Institut Berlin, der die Online-Plattform von deutscher Seite betreut. Im Gespräch geht es u.a. um die Resonanz auf das Crowdsourcing-Projekt Europeana 1914 – 1918, das Nachfolgeprojekt Europeana 1989 und die Chancen auf eine länderübergreifende und persönliche Verständigung über die einschneidenden Ereignisse europäischer Geschichte.

Und hier die Kurzübersicht über das Gespräch mit der Timeline:

01:00 Hin zu einer europäischen Erinnerungskultur

02:00 Europeana.eu – Plattform für kulturelles Erbe Europas

03:00 Europeana 1914 – 1918 – Persönliche Erinnerungen zum Ersten Weltkrieg

08:00 Chancen & Grenzen von Crowdsourcing

09:30 Verständigung und Austausch über europäische Geschichte?

11:30 Europeana 1989 – Start im Juni 2014

14:30 Wie europäisch sind die Europeana-Initiativen?

19:00 Fragebogen

Quelle: http://www.montagsradio.de/2013/03/14/die-kaputte-mutze-des-opas-geschichte-gemeinsam-erzahlen/

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Ein Streifzug durch die China-Blogosphäre – und der Versuch einer Positionierung

Angeregt durch Mareike Königs Anregungen aus der französischen Wissenschafts-Blogosphäre und die Notizen zum 1. Geburtstag von de.hypotheses stellt sich einmal mehr die Frage, was mind the gap(s) sein soll/will/kann? Wie sieht das Feld der China-Blogs aus – und wo steht dieses Blog?

Die China-Blogosphäre

Nachdem The China Beat mit dem 1000. Post im Juni 2012 eingestellt wurde (aber weiter twittert) und zahlreiche Old China Hands 2011/2012 China verlassen und ihre Blogs eingestellt haben [1], ist die China-Blogosphäre in einer Umbruchsphase. Die Mehrzahl aller China-Blogs widmet sich dem ‘aktuellen’ China, dem Tagesgeschehen im weitesten Sinn: dem Markt China (und ‘Anleitungen, um auf diesem Markt zu reüssieren [3]), der politischen Lage, der Menschenrechtssituation – oder generell dem ‘China-watching’.

Es lassen sich grob Gruppen unterscheiden (wobei die Übergänge fließend sind): ChinaBlogs

Die deutschsprachige China-Blogosphäre erscheint sehr überschaubar:

Einige dieser Blogs sind sehr aktiv und bringen regelmäßig neueBeiträge, andere sind ständig in Gefahr, bei der nächsten RSS-Feed-Entrümpelung gelöscht zu werden, weil nur sehr unregelmäßig Neues kommt. Viele der ‘aktiven’ Blogs haben ihren Schwerpunkt in Veranstaltungsankündigungen und/oder Verweisen auf Neuerscheinungen (und wären IMHO bei Twitter wesentlich besser aufgehoben).

Was bedeutet das für mind the gap(s)?

Das Blog ist als ‘carnet de recherche’ intendiert:

  • als Raum, Themen auszuprobieren und anzudenken
  • als Ort, Trouvaillen festzuhalten, die zu neuen Themen werden könnten
  • als Notizbuch, Überlegungen zu laufendenProjekten festzuhalten

Im Raum steht auch das Abwägen, ob es nicht sinnvoller wäre, in (oder auch in) englischer Sprache zu bloggen. [4] Strategisch wäre das mittel- bis langfristig sicher sinnvoll – der Kreis potentieller LeserInnen würde sich dadurch massiv erweitern. mind the gap(s) will nicht ‘China erklären’, sondern Überlegungen aus dem Forschungsalltag festhalten.  Obwohl Mareike König die zögernde Haltung in den Geisteswissenschaften zur Popularisierung kritisch anmerkt, zieht mind the gap(s) eine klare Grenze: Popularisierung mag sein, Trivialisierung auf keinen Fall. Das Blog setzt bewusst einen Kontrapunkt zu ‘Sunzi für EinsteigerInnen’, ‘Wie viel yin ist in 100g Gurke?’, ‘Fengshui beim Entrümpeln’ etc. [5] Der Reiz des Exotischen und die Faszination eines ‘rätselhaften’ Orients inkl. vermeintlicher Sensationen bleibt ebenso wie das Sich-Weiden am Ungewöhnlichen anderen überlassen. Es wird daher keine ‘einfachen’ oder vereinfachenden Erklärungen komplexer Sachverhalte geben.

Two roads diverged in a wood, and I—

I took the one less traveled by,

And that has made all the difference. (Robert Frost)

[1] Beispiele: Will Moss/ImageThief, Mark Kitto (der seine Beweggründe in You’ll Never be Chinese dargelegt hat) oder C. Custer/ChinaGeeks (s. Why I am m leaving China) – und zahlreiche andere, deren China-Experten-Status zum Teil sehr kontrovers diskutiert und kommentiert wurde.

[2] Vergleicht man Artikel zum Handel in/mit China aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts oder den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts mit aktuellen Meldungen, so müsste man eigentlich nur Wortung und Orthographie ein bisschen modernisieren, der Inhalt ist weitgehend deckungsgleich.

[3] Die Auswahl ist willkürlich, erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stellt keine explizite Unterstützung/Billigung der in den genannten Blogs dar.

[4] Ein Plug-in, das mehrsprachige Varianten erlaubt, steht auf der Wunschliste für hypotheses.org ganz weit oben.

[5] Ein Blick in die Buchläden zeigt allerdings, dass es für derartige Titel einen Markt zu geben scheint – aber das wäre ein anderes Thema (dazu demnächst mehr). 

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/406

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Zur Rolle des Subjekts in den sozialen Praktiken – Von Benjamin Köhler

Zugespitzt und umfassend wurde der sog. „Practice Turn“ (2001) durch Theordore Schatzki, Karin Knorr-Cetina und Eike von Savigny ausgerufen, der später durch Reckwitz für den deutschsprachigen Raum als Sozialtheorie systematisiert wurde (vgl. Reckwitz 2003). Inhaltlich treten die sozialen Praktiken (altgriechisch: prâxis; … Weiterlesen

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/4513

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Standard-Geistesblitz zu Rolf Bauer

Der Historiker Rolf Bauer forscht zum britischen Drogenhandel mit Indien im 19. Jahrhundert und war letztes Semester mit mir Fellow am IFK; der Standard porträtiert ihn nun als Geistesblitz und kündigt damit auch gleich seinen Vortrag am Montag an:

Rolf Bauer: Opium, Empire und der indische Bauer

Zeit: Mo, 18.03.2013 , 18:00 Uhr
Ort: IFK, Reichsratsstraße 1, 1010 Wien

Diti ist nicht alleine. Am Ende des 19. Jahrhunderts pflanzten etwa eine Million Bauern Schlafmohn für die britische East India Company an. Nach der Ernte lieferten sie das Rohopium an eine der zwei Opiumfabriken, wo die Droge geformt, getrocknet und in Holzkisten verpackt wurde. Bis zu 7.000 Tonnen Opium verließen so jährlich Kalkuttas Hafen in Richtung China. Das entspricht etwa der Menge, die laut UN-Report aktuell weltweit produziert wird! Die Droge wurde zur wichtigsten Handelsware Indiens und bescherte der britisch-indischen Regierung bis zu 20% ihrer Gesamteinnahmen. Der Historiker Carl Trocki geht sogar so weit zu behaupten, ohne Opium hätte das britische Empire in Indien finanziell nicht überleben können.

Ausgangspunkt der enormen Profite waren indische Bauern, die sich dazu verpflichteten, für die Company Schlafmohn zu kultivieren – was für viele von ihnen mit gravierenden Nachteilen verbunden war. Die Arbeit war mühsam, die Bezahlung schlecht, und konnte man nicht die gewünschte Qualität liefern, musste man mit drakonischen Strafen rechnen. Warum gingen sie dennoch darauf ein? Rolf Bauer sucht die Antwort in der Gesellschaftsstruktur des ländlichen Indien.

http://www.ifk.ac.at/index.php/events-detail/events/149

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/326203455/

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NordicHistoryBlog ist “Blog des Jahres” auf de.hypotheses.org – Anlass für ein Zwischenfazit

 

Bei der Abstimmung über die Top-Five-Blogs zum 1. Geburtstag von de.hypotheses.org ist NordicHistoryBlog auf Platz 1 gelandet! Ehrlich gesagt sind wir alle etwas baff und zugleich sehr erfreut, dass es für uns – wenn auch nur ganz knapp, das muss man sagen – zum ersten Platz auf dem Treppchen gereicht hat (bei den Zahlen hatte jede Stimme großes Gewicht!). Das überraschende Ergebnis haben wir erstmal etwas sacken lassen und nun nehme ich als derjenige, der den Blog angestoßen hat und redaktionell leitet, dieses Ereignis zum Anlass, um mal ein Zwischenfazit zu ziehen (ein wenig auch nach dem Vorbild von Netz & Werk).

Der Blog begann Ende 2011 als Ergebnis einer Weiterbildung in Sachen Web 2.0 in Lehre und Forschung, eigentlich als Spielwiese und Experiment, und als Einzelprojekt meinerseits. Drei Punkte standen am Anfang meiner Überlegungen:

  1. Es gibt wenige Seiten im World Wide Web, auf denen man sich über das eher kleine Fachgebiet der nordeuropäischen Geschichte in deutscher Sprache und in seriöser Form informieren kann.
  2. Die Studierenden wissen oftmals nicht, wo sie geeignete Rechercheeinstiege und -ressourcen im Internet finden. Ein Anliegen war es daher, Online-Ressourcen zu dem Fachgebiet vorzustellen.
  3. Geschichte und Internet, dabei dachte ich nicht nur daran, althergebrachte historische Inhalte ins Netz zu bringen, sondern auch ein Augenmerk darauf zu legen, wie wir im Internet mit Geschichte umgehen. Dadurch hat sich für mich nach und nach im Laufe des Schreibens über entsprechende Phänomene ein neues Forschungsfeld eröffnet.nohoblold
    Danke, Wayback Machine!

Ich wusste nicht, wie lange ich den Blog betreiben würde, ob ich genügend Ideen bekommen würde, ob sich das Ganze eigentlich lohnt. Es gab eine Phase, in der ich bereits daran dachte, das Ganze einzustellen. Letztlich ist es mit dem März 2012 bisher aber nur bei einem beitragslosen Monat geblieben. In diesem Monat wurde de.hypotheses.org eröffnet, und  bei mir setzte das Nachdenken ein. Der Schritt, von einem einfach bei wordpress.com gehosteten Blog zur Plattform hypotheses zu wechseln, brauchte dann noch einige Zeit des Reifens, aber zum Ende Mai 2012 war er dann vollzogen. Der Umstand, dass ich das Archiv der bis dahin erschienenen Beiträge mit umziehen konnte, war dabei ein entscheidender Aspekt. Ein zweiter wichtiger Punkt schien mir die bessere Sichtbarkeit zu sein. Das mit dem umstrittenen Gedächtnis ein weiterer Blog mit Nordeuropabezug bereits auf de.hypotheses vorhanden war, bestärkte mich weiter (Grüße an Robert Zimmermann an dieser Stelle! Er hat mich seinen Hinweisen mit zu dem Umzug gebracht.).

Mit dem Umzug begann dann der Umbau zu einem Gruppenblog, eine Entscheidung, die ebenfalls im Vorfeld des Umzugs gereift war. Hauptanliegen war und ist es dabei, durch die Form des Gruppenblogs nicht nur einen kontinuierlicheren Veröffentlichungstakt, sondern auch eine größere inhaltliche Bandbreite zu erreichen. Dieser Umbau ist keinesfalls abgeschlossen, die Gruppe wächst weiter, momentan sogar sehr stark. Ich muss gestehen, das Einwerben neuer Redakteurinnen und Redakteure ist keine einfache Sache und zu einem Gutteil Überzeugungsarbeit. Unser Milieu ist verhältnismäßig klein, das wissenschaftliche Bloggen ist auch unter Vertretern der jüngeren Forschergenerationen nicht selbstverständlich. Da ist es aufgrund der Fachtraditionen und des akademischen Habitus wichtiger (und das ist auch verständlich), erstmal ein paar Aufsätze zu publizieren, möglichst natürlich in den renommierten Fachzeitschriften. Soziales und akademisches Kapital mithilfe eines Wissenschaftsblogs aufzubauen, ist in den deutschsprachigen Geisteswissenschaften nur zu einem geringen Grade etabliert, es herrscht, so erlebe ich es zumindest, nach wie vor flächendeckende Skepsis.

Viele Kolleginnen und Kollegen, die ich gewinnen möchte, sind bereits mit einer großen Menge an Aufgaben belastet (die in Zeiten stagnierender Personalentwicklung an den Hochschulen nur noch größer wird) und scheuen daher oft, weitere Schreibaufgaben zu übernehmen. Aber es kommen nach und nach weitere Autorinnen und Autoren dazu, die verschiedene Aspekte abdecken werden. Die Hoffnung ist es, somit der Fachcommunity (in einem breiten Sinne, für mich gehören auch Studierende dazu) einen Ort im Internet zu geben, wo sie sich über neue Entwicklungen im Bereich der nordeuropäischen Geschichte, insbesondere was Ressourcen im WWW betrifft, informieren können. Und damit meine ich nicht nur die wenigen, die ohnehin wissenschaftlich zu der Region arbeiten, sondern gerade im Sinne der Vermittlungsaufgabe, der wir uns hier widmen, und die ich andernorts bereits umrissen habe.

Uns allen ist bewusst, dass die Region Nordeuropa in der deutschsprachigen Geschichtswissenschaft und generell in der Öffentlichkeit nicht unbedingt im Zentrum der Aufmerksamkeit steht. Das wissenschaftliche Bloggen über unser – kurioserweise ja eigentlich ziemlich weit gespanntes – Arbeitsgebiet ist für uns ein wichtiges neues Medium geworden, um unsere Beschäftigung mit nordeuropäischer Geschichte einem neuen und hoffentlich auch breiteren Publikum zu vermitteln. Zugleich ist es so, dass sich historische Sachverhalte durch exemplarische Untersuchungen an konkreten Gegenständen besser illustrieren lassen, für uns ist es nun mal die Region Nordeuropa und Ostseeraum als Arbeitsgegenstand. Wir hoffen aber, es wird deutlich, dass diese Region auf vielen Bereichen der Geschichte durchaus lohnenswerte Untersuchungsobjekte liefert. Der Fokus liegt in der Geschichtsschreibung häufig auf den großen Nationen, was seine Berechtigung hat. Die heutigen Kleinstaaten in Nordeuropa haben aber mannigfaltige Beziehungen zu den Großmächten und nicht zuletzt zum deutschsprachigen Raum unterhalten (und tun dies heute noch), die einer näheren Betrachtung wert sind. Für die Auseinandersetzung mit dem Thema “Geschichte im Internet”, das auf unserem Blog eine nicht unerhebliche Rolle spielt, liefern die neuen Technologien aufgeschlossenen nordischen Länder ebenfalls gute Beispiele, von denen man sich vielleicht auch einiges abgucken könnte. Zudem hoffen wir, einen der deutschsprachigen Nordeuropaforschung von jeher selbstverständlichen Blick auf die Region als Ganzes und auf komparative Ansätze in die derzeit im Trend liegende Diskussion über “transnationale Geschichte” hineingeben zu können. Transnational zu arbeiten – das ist bei einer so relativ kleinen, aber in weiten Teilen viele Gemeinsamkeiten aufweisenden Region, gegeben.

Eine Sache, über die ich immer wieder nachgedacht hatte, ist der Name, auch dieser ein Produkt aus der Spielwiesen- / Experimentierphase. Warum eigentlich ein englischer Name für einen Blog, der primär auf Deutsch erscheint (wobei wir auch Englisch als Arbeitssprache zulassen)? Letztlich hat er sich als griffiger Name erwiesen, der in kürzester Form den Gegenstand und die Veröffentlichungsform zusammenfasst. Ich kann hier nochmals auf einen der Einstiegsbeiträge zurückverweisen, da ich mich mit der Frage, was man in Deutschland denkt, wenn man den Begriff “Nordisch” hört oder liest, häufiger auseinandersetzen musste. Allerdings werden wir uns bemühen, in Zukunft auch den Ostseeraum, gerade auch dessen östlichen Teil, stärker in den Blick zu nehmen. Mit dem mittlerweile auf 12 Personen angewachsenen und immer internationaler werdenden Team von Redakteurinnen und Redakteuren wollen wir auch Fragen der Informations- und Literaturrecherche verstärkt aufgreifen, bisher weniger stark vertretene Epochen wie Mittelalter und Frühe Neuzeit etwas stärken sowie methodische Aspekte stärker berücksichtigen.

Auf Anregung des Beitrags auf Netz & Werk habe ich mir auch mal die Zahlen angesehen. Die Autorenvorstellungen rausgerechnet, sind vom Online-Gang auf hypotheses (31.5.12) bis heute, diesen Beitrag eingerechnet, 39 Beiträge erschienen, wovon man sieben Vorstellungen neuer Autorinnen und Autoren abziehen kann, dann kommt man immer noch auf 32. Vom 31.5.12 bis zum 14.3.13 haben 7900 unterschiedliche Besuchern bei 26433Besuchen 106492 Seiten aufgerufen. Mich beschäftigt und beeindruckt vor allem die Zahl der unterschiedlichen Besucher, die wohl weit über dem liegen dürfte, was man bei gedruckten Publikationen erwarten könnte.

Vielen Dank an alle, die unseren Blog verfolgen und die bei der Abstimmung ihre Stimme für NordicHistoryBlog abgegeben haben! Der erste Platz ist für uns Ansporn und Ermutigung, weiterzumachen – bleiben Sie uns treu!

 

 

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/1476

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aventinus antiqua Nr. 21 [13.03.2013]: Ciceros neunte Philippica – nichts als die Totenehrung für Servius Sulpicius Rufus?

Literarisch stellen die Philippicae ein letztes Ausrufungszeichen Ciceros dar, eine letzte Demonstration, wer seines Erachtens der größte Redner Roms war. Politisch-historisch sind sie Zeugnis für seinen entschlossenen Kampf gegen Antonius und nichts anderes dessen vorrangiges Kampfmittel. http://www.aventinus-online.de/altertum/republik-500-30-vchr/art/Ciceros_neunte/html/ca/view

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/03/3969/

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