Peter Haber: Zeitgeschichte und Digital Humanities

Der Schweizer Historiker Peter Haber hat im September auf der Docupedia-Zeitgeschichte seinen Beitrag Zeitgeschichte und Digital Humanities, Version: 1.0,  publiziert.

Der Anreisser lautet: “Ist Facebook eine zeithistorische Quelle, und wer archiviert die Tweets der Politiker? Wie nutzt man digitale Quellen, und wie verändert sich die Quellenkritik, wenn die Kopie sich vom Original nicht mehr unterscheiden lässt? Seit Beginn der 2010er-Jahre wird unter dem Stichwort “Digital Humanities” insbesondere im angelsächsischen Raum eine intensive Debatte über neue Potenziale für die Geisteswissenschaften geführt: Peter Haber zeichnet in seinem Beitrag die Entwicklung der Digital Humanities nach und fragt, ob sich mit der Digitalisierung nicht nur die Qualität und Quantität der Quellen, sondern auch der gesamte Arbeitsprozess von Zeithistoriker/innen verändert hat.”

Aus der docupedia ist auch das Buch Frank Bösch/Jürgen Danyel (Hg.): Zeitgeschichte. Konzepte und Methoden. Vandenhoek & Ruprecht, Göttingen 2012, 464 S., entstanden, das u.a. hier auf der Website der RLS kritisch rezensiert wird.


Einsortiert unter:Archive, Geschichtspolitik, Historiker, Medien, Methodik, Vermittlung

Quelle: http://kritischegeschichte.wordpress.com/2012/12/18/peter-haber-zeitgeschichte-und-digital-humanities/

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Ungewöhnlich deutliche Entschließung des Bundesrats zum Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Vorratsdatenspeicherung

http://www.bundesrat.de/cln_227/nn_8538/DE/presse/pm/2012/208-2012.html Der Bundesrat ist der Auffassung, dass der vorliegende Gesetzentwurf die Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts nicht ausreichend berücksichtigt. Der Bundesrat sieht mit Sorge, dass bei der Neuregelung der Bestandsdatenauskunft nur unzureichende grundrechtssichernde Regelungen eingearbeitet wurden und fordert die Bundesregierung daher auf, dafür Sorge zu tragen, dass im weiteren Verfahren notwendige Bestimmungen des Datenschutzes Eingang in den […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2012/12/3670/

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LIBREAS #23. Call for Papers zum Thema Forschungsdaten (auch in den Geisteswissenschaften)

Die Zeitschrift LIBREAS.Library Ideas veröffentlichte in der vergangenen Woche einen Call for Papers für ihre Ausgabe 23. Der Schwerpunkt liegt diesmal auf dem Thema Forschungsdaten.

Thema: Forschungs- und andere Daten sowie ihre Organisation und Rolle in Bibliothek und Wissenschaft
Einreichungsfrist: bis 31.05.2013
gewünscht sind: Beiträge, die Wechselwirkungen zwischen Wissenschaft, Daten und Bibliotheken reflektieren, annotieren, dekonstruieren und/oder analysieren
disziplinäre Einschränkungen: keine
Rückfragen: redaktion@libreas.eu

Für die Digitalen Geisteswissenschaften / Digital Humanities ist der im Call beschriebene Ansatz nicht zuletzt deshalb von Interesse, weil bei jeder Auseinandersetzung mit der Wechselbeziehung von Forschungsdaten und Forschungsdatenmanagement durch Infrastrukturanbieter die Frage mitschwingt, wie sich Forschungsdaten überhaupt disziplinär angemessen differenziert darstellen lassen.

Konkreter könnte man fragen, wie sich die unvermeidliche wechselseitige Anpassung

a) von Daten und Datenstrukturen an die Wissenschaft und ihre Forschungsfragen sowie
b) der Wissenschaft und Forschungsfragen an die vorgegebenen technischen Rahmenbedingungen der Datenverarbeitung und -abbildung

ausbalancieren lässt?

Eine automatische Prozessierung und Speicherung von Daten in digitalen Infrastrukturen benötigt bestimmte neue bzw. angepasste und angemessene technische und kommunikative Standards, die sich zwangsläufig über die Zeit verändern. Die Herausforderung liegt für alle Beteiligten darin, Methoden, Verfahren und Systeme zu entwickeln, die der technischen Machbarkeit und den Ansprüchen der Wissenschaftspraxis gleichermaßen gerecht werden.

LIBREAS besitzt zwar eine dezidiert bibliotheks- und informationswissenschaftliche Ausrichtung. Doch gerade die Anforderungen, Wünsche und Probleme, die FachwissenschaftlerInnen außerhalb des Bibliothekswesens bei der Organisation (Sammlung, Erschließung, Zugänglichmachung) geisteswissenschaftlicher Forschungsdaten in Bibliotheken und auch anderen Einrichtungen der Wissenschaftsinfrastruktur feststellen, sind für die Bibliothekswissenschaft und die Bibliothekspraxis von außerordentlichem Interesse. Im Zentrum der Ausgabe 23 steht eine grundsätzliche Frage, die Bibliotheken und Bibliothekswissenschaft nur im Dialog mit den FachwissenschaftlerInnen beantworten können:

Werden Daten ein neues/das neue Arbeitsfeld für Bibliotheken?

In der Konkretisierung fragt LIBREAS u.a. auch:

Wie nehmen die Forschenden die Bibliotheken wahr, wenn diese von Forschungsdatenmanagement sprechen?

LIBREAS würde sich aus diesem Grund sehr freuen, neben Beiträgen von Akteuren, die konkret mit der Entwicklung und dem Betrieb Infrastrukturen für Forschungsdaten befasst sind, auch Beiträge von AutorInnen aus den geisteswissenschaftlichen Disziplinen, die diese Infrastrukturen nutzen (sollen/wollen) zu erhalten.

Den ausführlichen Call for Papers gibt es im LIBREAS-Weblog: Call for Papers: Forschungsdaten, Metadaten, noch mehr Daten. Forschungsdatenmanagement.

Weitere Fragen beantwortet die LIBREAS-Redaktion sehr gern via redaktion@libreas.eu.

LIBREAS.Library Ideas ist eine seit dem März 2005 bestehende e-only Open-Access-Zeitschrift.

Sämtliche in LIBREAS veröffentlichten Beiträge werden auf dem E-Doc-Server der Humboldt-Universität zu Berlin archiviert und über das Directory of Open Access Journals nachgewiesen.

(Anmerkung: Ben Kaden ist Mitherausgeber der Zeitschrift LIBREAS.Library Ideas.)

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=1182

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aventinus generalia Nr. 16 [17.12.2012]: Wissenschaftstheorie, Wissenschaftspolitik und die Gründung eines “Instituts für Studentisches Publizieren” — ei­ni­ge Überlegungen [=L.I.S.A. (Jan. 2013)]

https://www.aventinus-online.de/index.php?id=3800 Im Preprint eines bei “L.I.S.A. Das Wissenschaftsportal der Gerda-Henkel-Stiftung” erscheinenden Artikels rekurriert der Geschäfts­füh­rende Heraus­geber Andreas C. Hofmann über wissenschafts­theoretische, wissenschafts­politische sowie institutionelle Aspekte Studentischen Publizierens.

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2012/12/3665/

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Open Peer Review – letzter Tag


Letzter Tag im Open Peer Review-Projekt “historyblogosphere. Bloggen in den Geschichtswissenschaften“, das gemeinsam mit Peter Haber derzeit bei Oldenbourg und wunderbar betreut von Julia Schreiner läuft. Nach den letzten Wochen mit Hochs und Tiefs, manchmal langen Leerläufen und dann wieder intensiven Kommentier-Phasen kann man jetzt schon einige Lehren aus diesem Pilotprojekt ziehen. Dies ist nicht der Platz für die Details dazu, allerdings ist absehbar, dass wir künftig mit vielen veränderten Arbeitsweisen rechnen dürfen, wenn sich solche Review- und Publikationsprojekte etablieren. Die deutschsprachige Blogosphäre spielt hier wohl nur eine untergeordnete Rolle, doch neuerdings geänderte Förderrichtlinien der DFG und des FWF in punkto Open Access werden doch dazu beitragen, dass immer mehr Geschichtswissenschaft im Netz sichtbar wird.

Quelle: http://holocaustwebsites.hypotheses.org/103

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Artikel auf science.orf.at: Geschichte der Personenidentifizierung

In der Wissenschaftsabteilung des ORF-Onlineangebotes ist heute ein von uns verfasster Artikel erschienen, in dem wir – in aller dem Medium geschuldeten Kürze – einige Eckpunkte unseres DOC-team-Projektes beschreiben: Geschichte der Personenidentifizierung – Vom Suchen und Finden der Menschen

Artikel auf science.orf.at

Quelle: http://www.univie.ac.at/identifizierung/php/?p=5278

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Datenbank zu Kraftfahrzeugen in Österreich, 1930er/1940er Jahre

Am Technischen Museum Wien wurde im Rahmen eines Forschungsprojekts (Projektleitung: Christian Klösch; MitarbeiterInnen: Verena Pawlowsky, Oliver Kühschelm, Rainer Hackauf) eine Datenbank erstellt, die Kraftfahrzeugverzeichnisse aus den 1930er und 1940er Jahren erschließt. Wer zum Beispiel nach einem Herrn Freud sucht, wird für 1937 einen PKW Steyr 50, Kennzeichen A3523 finden!

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/232595430/

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Informationswissenschaftler/in für die Epigraphische Datenbank Heidelberg gesucht

Am Seminar für Alte Geschichte und Epigraphik der Universität Heidelberg, Forschungsprojekt Epigraphische Datenbank Heidelberg (EDH / HAW), ist zum 01.04.2013 die volle Stelle eines/einer

 Informationswissenschaftler/in (E 13 TV-L)

befristet bis zum 31.03. 2016 zu besetzen.

Aufgabenbereiche:
- Projektmanagement im Rahmen des von Europeana geförderten Best Practice Network „EAGLE – Europeana network of Ancient Greek and Latin Epigraphy“
-
Koordinierung eines zentralen Work Package des Netzwerks mit den Schwerpunkten content aggregation, content harmonisation guidelines, IPR, GIS, terminologies

- Vorbereitung und Mitdurchführung von workshops sowie regelmäßige Berichterstattung zum Fortschritt der Tätigkeiten gegenüber der Europäischen Kommission

Qualifikations- und Anforderungsprofil:
Abgeschlossenes Studium der Informationswissenschaften bzw. Informatik oder der Altertums- bzw. Geisteswissenschaften mit praktisch nachgewiesenen relevanten IT-Kenntnissen

Grundlegend erforderlich
- Fundierte, praktisch nachgewiesene Kenntnisse zu den Bereichen Datenmodellierung & Metadaten Schemata sowie Datenbanken
- Kenntnisse zu XML-Technologien
- Erfahrung im Projektmanagement
- Ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit und die Bereitschaft, proaktiv mit den internationalen Projektpartnern der übrigen work packages in Austausch zu stehen
- Gute Englischkenntnisse

Erwünscht
- Kenntnisse zu den gängigen Scriptsprachen und zu Regular Expressions
- Grundlegende Kenntnisse zum Thema „Linked Data“ und von Techniken des semantischen Web
- Kenntnisse zum „Europeana Data Model“
- Nachgewiesene Affinitäten möglichst zur Epigraphik bzw. weiteren altertumswissen-schaftlichen Disziplinen, zumindest jedoch zu Fächern der Geisteswissenschaften

Bewerbungen sind in elektronischer Form (als eine pdf-Datei) bis zum 21.01.2013 zu richten an epigraphische.datenbank@adw.uni-heidelberg.de.
Die Universität Heidelberg strebt eine Erhöhung des Frauenanteils in den Bereichen an, in denen sie bisher unterrepräsentiert sind. Entsprechend qualifizierte Frauen werden um ihre Bewerbung gebeten. Schwerbehinderte werden bei gleicher Eignung bevorzugt berücksichtigt.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=1176

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Der Wikingersturm

von Tim Pleschka -

Inzwischen war es draußen stockfinster geworden. Der Himmel war bewölkt, der Mond kaum zu sehen. Kein Licht ging von ihm aus. Gregor lag wach auf seiner Schlafstädte. Das Schnarchen Bruder Gebhards hielt ihn wach, außerdem war es recht kühl geworden. Zwi-schen den monotonen Geräuschen, die Gebhard von sich gab, herrschte tiefste Stille. Zwei Jahre waren vergangen, seit dem Tage, als der Hof seiner Eltern geplündert und gebrandschatzt wurde. Obwohl er nach seiner Flucht niemals zurückgekehrt war, wusste er, dass seine Eltern den Überfall nicht überlebt hatten. Seinen Vater hatte er sterben sehen. Die Schreie seiner Mutter und die der Magd ließenn ihn auch nach 2 Jahren noch nachts aus dem Schlaf hochfahren. Es waren marodierende Teile eines Heeres, die auf dem Weg in ihre Heimat zufällig das Gehöft antrafen.

Damals flüchtete Gregor in Richtung Norden, versteckte sich im dichten Wald. Bis er einige Tage später auf Ansgar traf, den Erzbischof der Hammaburg. Er gab ihm zu essen, gab ihm Kleidung und bot ihm an, sich seiner anzuschließen. Nach zwei Tagen Fußmarsch erreichten sie die Befestigungsanlage. Die Straße, die zur Burg führte, war gesäumt von kleinen Hütten. Rechts und links boten Händler ihre Waren feil. Sie passierten den Wall und die hölzerne Brücke über den Graben. Und nachdem sie das Tor durchschritten hatten, fühlte sich Gregor nach Tagen das erste Mal wieder einigermaßen sicher.

Der Kampf gegen die Sachsen im Norden

Es ist das Jahr 845. Seit fast zwei Jahren lebt Gregor bereits hier im kalten Norden als Novize in der Hammaburg. Sachsen bewohnten das Gebiet, wo Elbe, Bille und Alster zusammentreffen, bereits im 7. Jahrhundert. Sie betrieben Ackerbau und Viehwirtschaft. Bis Karl der Große sein Territorium zu erweitern suchte und die Sachsen dem „corpus christianum“ einverleiben wollte. An der Alster sollte ein Stützpunkt etabliert werden, von wo aus die Missionen in den Norden zur Christianisierung der Heiden organisiert werden konnten.

Zum Ausgang des 8. Jahrhunderts, von 794 bis 799, kämpfte der Stamm der Obotriten an der Seite des Frankenkönigs Karls des Großen gegen die Sachsen im nordelbischen Raum. Nach der erfolgreichen Unterwerfung der Sachsen wurden die verbündeten Obotriten hier ange-siedelt.
Zur Grenzsicherung des Frankenreiches und als Puffer zu einer weiteren Bedrohung, den verfeindeten Dänen, gründeten sie hier die geplante Siedlung. Diese hatte aber nicht allzu
lange Bestand. Schon im Jahr 808 griffen die Dänen an, besiegten die Siedler und unterwar-fen sie. Karl der Große, seit dem Jahr 800 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, sah sich gezwungen erneut vor Ort eingreifen zu müssen.

Mit seinem Heer bezwang er die Dänen und besetzte vorerst die eroberten Gebiete. Die Obotriten wurden vertrieben. Die Grenze des Reiches wurde nach Norden ausgedehnt, wodurch schließlich das Gebiet des heutigen Hamburgs gänzlich in das Reichsgebiet der Karolinger einverleibt wurde. 814 verstarb der Kaiser. Doch unter der Herrschaft seines Sohnes, Ludwigs des Frommen, florierte die Siedlung in den folgenden Jahren. Damit sich die Ereignisse nicht wiederholten, wurde zur Sicherung eine Festung begründet und aufgebaut. Die Hammaburg, wie sie in einer päpstlichen Quelle genannt wird, wurde wahrscheinlich in den zwanziger Jahren errichtet.

Eine Burg zum Schutz

Zu Norden hin, zum Schutz vor den Dänen, wurde eine Palisade errichtet. Zudem wurde die komplette Anlage, die die Größe von einem Hektar besaß, durch einen Wall gesichert. Dieser war bis zu 7 Meter hoch und hatte eine Breite von bis zu 15 Metern. Ein Graben, 7 Meter breit und 2 Meter tief umlief das ganze Areal. Von hier aus sollte auch die christliche Missionierung des paganen Nordens betrieben werden. Diese sollte allerdings erst in den dreißiger Jahren durch Ansgar erste Früchte tragen.

Diese Festung war ein Zentralisationspunkt im sonst so städtearmen Norden des Frankenreiches. Festungen solcher Art, Städte, Klöster und Burganlagen zogen Handwerker und Kaufleute an. Im Schutze der Burganlagen konnten sie ihre Waren herstellen oder ihre Dienste anbieten. Für die hergestellten Waren gab es in unmittelbarer Nähe potenzielle Käufer und zudem boten diese befestigten Anlagen im Bedarfsfall Schutz. So entstanden bereits im 8. Jahrhundert die sogenannten Wiken.

Ein Wik ist eine unbefestigte Siedlung, die nur saisonal als Handelsniederlassung dient. Der direkte Zugang zum Wasser ermöglicht das Umschlagen von Handelswaren. Diese werden dort gelagert, gekauft und gehandelt. Zahlreiche solcher Wiken sind aus dieser Epoche in-nerhalb des norddeutschen Raumes bekannt. Im Norden des Karolingerreiches war es nun auch die Hammaburg, die die Händler anzog. Diese bauten in der unmittelbaren Umgebung Hütten aus Holz, Flechtwerk und Lehm. Mittels Pfählen schufen sie Anlegeplätze für die Schiffe.

Marktrecht für die Siedlung

Zwischen den Jahren 808 und 831 florierte die Siedlung am Nordrand des Reiches. In den Jahren des Friedens bildete sich eine stadtähnliche Gesellschaft heraus. Durch Ausgrabungen wissen wir, dass um die Hammaburg mit Waffen, Tuche und Keramik gehandelt wurde. Fischer, Handwerker und Kaufleute ließen sich hier nieder. Die Siedlung aus Burg und Wik bekam das Marktrecht verliehen. Auch einen eigenen Bischof sollte die aufstrebende Stadt bald bekommen.

831 wurde das Bistum Hamburg gegründet. Von der nördlichsten Grenze des Reiches Ludwigs des Frommen, einem Sohn Karls des Großen, sollten die Heiden außerhalb der Grenzen christianisiert werden. Nur ein Jahr später ist das Bistum vom Papst Gregor IV. zum Erzbistum erhoben worden. Alle Kirchen des Nordens sollten ihr unterstehen. Dazu sollten auch die künftigen Kirchen von Slawen, Schweden oder Dänen gehören, die man zum christlichen Glauben noch bringen wollte. Zum Erzbischof ernannte Kaiser Ludwig den Benediktinermönch Ansgar, den Speer Gottes.

Bereits 823, mit 22 Jahren, lehrte und predigte der in Nordfrankreich geborene im Kloster in Corvey an der Weser. Ab 826 zeichnete er sich dadurch aus, dass er in den Norden zog, um dort zu missionieren. Der „Apostel des Nordens“ reiste noch 830/31 durch Schweden, um das Wort Gottes zu verkünden. Kaum ein anderer war bereit, die Strapazen und Gefahren einer solchen Mission auf sich zu nehmen. Der Ausgang einer solchen Unternehmung war stets ungewiss. Die Reaktionen der Heiden auf sein Anliegen waren nicht vorauszusehen und das Reisen selbst war auch nicht ungefährlich. Doch waren seine Reisen mit Erfolg gekrönt. Viele ließen sich bekehren, wechselten zum christlichen Glauben.

Nach seiner Berufung zum Erzbischof ließ er innerhalb der Anlage der Hammaburg eine Taufkapelle errichten. Der Bau aus Holz wurde der Mutter Gottes geweiht. Ein Kloster und eine Bibliothek sollten bald folgen. Heiligenreliquien fanden ihren Weg in die Kapelle. Ansgar missionierte unermüdlich weiter, ließ im Umfeld Schulen, Kirchen und Hospize errichten, nahm sich selbst der Kranken an. Zum Marktrecht der Siedlung folgten bald das Zoll- und Münzrecht. Jedoch dürften 845 in der Hammaburg nicht mehr als 40 oder 50 Menschen ge-lebt haben. In dem Wik waren es wohl an die 200.

Angriff der Nordmänner

Plötzlich fing an Hund an zu bellen und durchbrach die Stille, die zwischen dem Schnarchen einsetzte. Kurz darauf hörte Gregor ein Baby schreien. Draußen wurde es unruhig. Gregor entzündete ein Licht und streifte seine Kutte über. Er stand an der Tür. Lauschte. Auch Gebhard war inzwischen wach geworden. Gregor stieß die Tür auf, trat hinaus und blickte sich um. An der Südseite der Burg wurde es hell. Ein warmer Wind zog an ihm vorüber. Manche liefen wild umher. Plötzlich kam Ansgar aus dem Dunkel auf Gregor zu. Er trug keine Kutte. „Die Nordmänner kommen“. Dann machte er sich schnell wieder davon.

Gregor hatte die Geschichten gehört, die die Händler erzählten. Aus dem Nichts sollen sie auftauchen. Hunderte Schiffe mit Drachenköpfen. Die Loire sind sie hinaufgesegelt, haben Nantes, Toulouse und Paris dem Erdboden gleichgemacht. Niemand soll sie aufhalten können, die Geißeln Gottes. Niemand kann sich retten. Und Herr Bernhard, der Vertreter des fränkischen Königs und Befehlshaber, war gestern abgereist.
Gregor fand Ansgar in der Marienkirche, der dort die Reliquien und anderes in Beutel stopfte. Er werde nach Süden reiten, nach Bremen. Für die Verteidigung sei es zu spät. Man müsse fliehen.

Gregor lief zurück zu seiner Hütte. Bruder Gebhard war nicht mehr da. Er schnappte sich was er konnte und lief wieder hinaus. Als er nach Süden blickte, sah er, dass es brannte. Am Feuer vorbei liefen etliche Gestalten. Gregor erkannte nur deren Umrisse. Sah, wie diese scheinbar größer wurden, sich näherten. Dann plötzlich zerstreuten sie sich in alle Richtungen. Schnell schlich er hinter die Hütte, wo er sich vorerst versteckte.

Es wurde immer heller. Das Feuer breitete sich aus. Menschen liefen brennend aus ihren Hütten. Gregor sah im Schein der Flammen, wie zwei bärtige Männer, mit Pelz bekleidet, einen seiner Brüder mit einer Axt erschlugen. Er wehrte sich nicht. Von der anderen Seite näherten sich drei Gestalten der Hütte, hinter der er sich versteckte. Im Schatten der Flammen schlich er von Hütte zu Hütte weiter in Richtung Tor. Bettelnde Mönche wurden auf den Platz gezerrt. Sie flehten, baten um Gnade und um ihr Leben. Nach einem Schlag auf den Kopf verstummten sie und sackten zusammen. Hin und wieder hörte man ein Lachen oder das Schreien von Frauen. Eine schrie in der Hütte hinter der sich Gregor gerade verschanzte. Dazwischen das Gelächter mehrerer Männer. Ein dumpfer Schlag, dann wurde es still in der Hütte.

Flucht aufs freie Feld

Gregor hielt einen Augenblick inne. Dann schlich er weiter zu dem Tor, noch immer hinter der Häuserreihe. Als er das Tor erreichte, lief er los. Durch das Tor, durch den Wik aufs freie Feld hinaus. Links im Fluss sah er die Schiffe stehen. Zehn, vielleicht zwölf, vielleicht mehr. Das Baby schrie nicht mehr. Auch der Hund hatte aufgehört zu bellen. Gregor erreichte den Wald und kroch in das Dickicht.

Erst nach zwei Tagen verließen die Wikinger die Hammaburg. Einige Frauen nahmen sie mit sich. Brüder oder andere Männer sah Gregor nicht unter ihnen. Sie beluden die Schiffe, und fuhren nach Norden ab. Er wartete noch, bis die Sonne aufging. Dann ging er zurück zur Burg. Es war noch immer heiß hier. Manches glühte noch und Rauch stieg auf. Etliche Leichen lagen verstreut. Dazwischen einzelne Körperteile, nackte Frauen. Vorräte und Wertgegenstände waren nicht zu finden.

Gebhard und ein weiterer Bruder kamen ebenfalls zurück zur Burg. Sie berichteten, dass Ansgar hatte entkommen können. Er sei nach Süden geflüchtet, nach Bremen. Nach kurzer Verweildauer wurde den Mönchen klar, dass hier für sie nichts weiter zu tun sei. So machten sie sich schließlich auch nach Süden auf.
Nach der Plünderung der Wikinger war die Hammaburg zerstört. Sie wurde nicht wieder er-richtet. Zwei Jahre nach der dem Vertrag von Verdun und der Teilung des Frankenreiches war die Hammaburg den Einfällen der Wikinger schutzlos ausgeliefert. Inwieweit der Wik hingegen zerstört wurde, lässt sich nicht rekonstruieren. Allerdings erholte dieser sich rasch von dem Angriff und breitete sich weiter aus.

Ansgar blieb in Bremen, das 848 dem Erzbistum Hamburg angeschlossen wurde. Fortan wurde es von Bremen aus verwaltet. Ansgar leitete das Erzbistum Hamburg-Bremen bis zu seinem Tode im Jahr 365. Die Missionierung des Nordens blieb nicht flächendeckend. Die einzelnen Erfolge Ansgars waren nicht von Dauer. Und durch die Zerstörung der Hammaburg unterlag die Christianisierung der Heiden beinahe 100 Jahre dem Stillstand.

Literatur:

  • Marlies Lehmann-Brune, Harald G. F. Petersen: Hamburg. Geburt einer Weltstadt, Nor-derstedt 2012.
  • Eckart Klessmann: Geschichte der Stadt Hamburg, Hamburg 2002.
  • Manfred Krieger: Geschichte Hamburgs, München 2006.
  • Hans K. Schulze: Vom Reich der Franken zum Land der Deutschen. Merowinger und Karolin-ger, aus der Reihe Siedler Deutsche Geschichte, Bd. 2, Berlin 1998.

Quelle:

  • Rimbert: Vita Anskarii, Übersetzt von G. Waitz, Hannover 1884.

Quelle: http://www.hh-geschichten.uni-hamburg.de/?p=687

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