Im ersten Band des “Archiv des Historischen Vereins für den Untermainkreis” stellte 1833 der Würzburger Legationsrat und Redakteur der Zeitschrift, Karl Gottfried Scharold (1769-1847)1, ein bemerkenswertes Zeugnis des Kults der St. Anna am Ausgang des Mittelalters vor.2 In seinem Besitz befand sich eine Holztafel mit Pergamentblättern, die eine von ihm abgedruckte Mirakelerzählung enthielten:
“Das Original, von welchem die obige Legende nebst angehängten Gebeten abgedruckt ward, ist auf zwei Pergamentblättern geschrieben, die auf zwei hölzernen Tafeln, jede von 2 Schuh 4 Zoll 4 Linien Höhe und 1 Schuh 9 1/2 Zoll Breite, aufgeklebt und mit einer Holzleiste eingefaßt sind, so daß sie mit den Holztafeln fast gleiche Höhe und Breite haben. Durch zwei eiserne mit Gewerben versehene Bänder sind beide Bretter so mit einander verbunden, daß sie nach Belieben aufgeschlagen oder zusammengelegt und, mit einem vorn angebrachten eisernen Reiber verschlossen, im Innern die Handschrift enthalten. Auf der Vorderseite der obern der zusammengelegten Tafeln ist in Oel die in der Legende erwähnte ‘Sant Annaselbdritt,’ abgemalt, welche, auf einer Bank ruhend, mit der rechten Hand ihre daneben stehende Tochter Maria am linken Arm erfasset, und links auf ihrem Schooße das nackte Jesuskind sitzen hat.” (S. 169).
Ob die Tafel, über deren Verbleib mir derzeit nichts bekannt ist, tatsächlich, wie Scharold wenig später vermutete,3, mit der 1502 konfirmierten Annen-Bruderschaft der Würzburger Marienkapelle in Verbindung stand, muss offen bleiben.
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