Westphälische Deserteurs in Holland (1810): „mesures rigoureuses”


Nationaal Archief Den Haag, Archief Prins Stedehouder, 1810–1813 (2.01.01.08), Nr. 18, Différentes autorités civiles et militaires de l’Empire: Philippe François Maurice de Rivet d’Albignac (ministre de la Guerre ad interim à Kassel) à Charles François Lebrun (à Amsterdam), 26 juillet 1810.


„Jusqu’ici les déserteurs et les réfractaires westphaliens ont trouvé asyle dans les pays qui composaient la Hollande.

S. M. éprouverait de grandes difficultés dans le recrutement de son armée, si des mesures rigoureuses n’étaient prises pour leur arrestation.

J’ai l’honneur de prier V. A. S. de vouloir bien donner les ordres qu’elle jugera convenables, pour que les déserteurs et conscrits réfractaires westphaliens qui se trouvent dans les départemens de la ci-devant Hollande soient arrêtés et remis à la gendarmerie westphalienne aux points des frontières que V. A. S. désignera. J’ai donné les instructions nécessaires à cet égard aux autorités frontières et à la gendarmerie”.

 

Königlich westfälische Truppen, 1812

Abbildung: Richard Knötel, Uniformenkunde, Lose Blätter zur Geschichte der Entwicklung der militärischen Tracht, Berlin 1890. Band I, Tafel 43. (http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kn%C3%B6tel_I,_43.jpg?uselang=de)


Zur Quelle:

Dieser Brief von Philippe François Maurice de Rivet d’Albignac an Charles François Lebrun, einige Tagen nach der Eingliederung des Königreichs Holland in das Kaiserreich, betrifft Deserteure aus Westfalen in Holland. Die Aushebung von Soldaten im Rahmen einer allgemeinen Kriegsdienstpflicht wurde in ganz Europa, auch in Westfalen, zum Symbol für das Napoleonische Regime. In der Theorie galt die Einberufung für zwei Jahre, aber während des Krieges galt sie praktisch, solange Napoleon wollte.

Als Napoleon das Königreich Holland von Louis Bonaparte eingliederte, durch das Dekret von Rambouillet, 8./9. Juli 1810, ordnete er sofort an, dass Charles-François Lebrun die Pflichten von Louis Bonaparte übernehmen sollte. In erster Linie sollte Lebrun den Übergang zur französischen Herrschaft beaufsichtigen. Charles-François Lebrun war gewiss ein geeigneter Mann für diese Position. Er besaß viele Jahre politischer Erfahrung und war einer der einflussreichsten Männer im Staatsapparat. Lebrun war 1799 von Bonaparte neben Jean Jacques Régis Cambacérès zum Dritten Konsul berufen worden. Mit Gründung des Kaiserreichs 1804 wurde Lebrun architrésorier (Erzschatzmeister) des Französischen Empire. Zudem war Lebrun nach der weitgehend problemlosen Eingliederung der einstigen Ligurischen Republik ins Kaiserreich, im Jahre 1805/06, Generalgouverneur mit Sitz in Genua gewesen.

Anstatt eine sofortige umfassende Eingliederung vorzunehmen, entschied sich Napoleon, dafür, die Holländischen Departements bis auf weiteres erst einmal teilweise in das Kaiserreich zu integrieren. Napoleon betonte, dass er die Niederlande nicht als ein Pays conquis ansehe und nicht beabsichtige viele französische Beamte dorthin zu schicken, oder holländische Institutionen rücksichtslos zu ersetzen. Am 16. Oktober 1810 gab der Kaiser das Décret contenant réglement général sur l’organisation des départements de la Hollande heraus. Im Wesentlichen sah das Dekret an der Spitze der Holländischen Departements einen Generalgouverneur vor (Lebrun), assistiert von einer Anzahl Intendanten. Der Generalgouverneur hatte die fast absolute Kontrolle über zivile und militärische Angelegenheiten in den niederländischen Departements.

Das Generalgouvernement musste als Mittler zwischen den niederländischen Departements und der Zentralregierung in Paris fungieren. Die Niederlande waren jetzt in sieben Departements gegliedert, ausgestattet mit den üblichen französischen Ziviladministrations- und Rechtspflegeinstitutionen, unterteilt in Arrondissements und Kantonen. Verwaltungs- und Gerichtssprache wurde nicht das Französische allein, vielmehr wurden die französische und die niederländische Sprache konkurrierend verwandt. Selbstverständlich aber korrespondierten die französischen Beamten nicht nur in Paris, sondern auch in Amsterdam mit ihren Untergebenen in Französisch.

Charles François Lebrun versuchte Dienstpflichtige aus Westfalen festzunehmen. Es gab in Holland 127 Gendarmerie-Brigaden, die über das Land verstreut waren und je aus fünf bis zehn Männern bestanden. Die paramilitärische Gendarmerie wurde bei Bedarf von den Behörden, entweder vom Maire einer Gemeinde, oder von einem höherrangigen Beamten zur Amtshilfe herangezogen. Weder dem Innen-, noch dem Polizei- noch dem Kriegsministerium eindeutig zugeordnet, war die so gut wie unkontrollierte Gendarmerie ein promptes, loyales und gefürchtetes Instrument der sozialen Kontrolle, aber auch der politischen Unterdrückung in Europa.


Weiterführend:

Alan Forrest, Conscripts and Deserters: the Army and Society during the Revolution and Empire, New York (Oxford University Press) 1989. Auch auf Französisch: Déserteurs et insoumis sous la Révolution et l’Empire, Paris (Librairie Académique Perrin) 1988.

Johan Joor, Resistance against Napoleon in the Kingdom of Holland, in: Michael Broers, Peter Hicks und Agustin Guimerá (hrsg.), The Napoleonic Empire and the New European Political Culture, Basingstoke (Palgrave Macmillan) 2012, S. 112−122.

Aurélien Lignereux, Servir Napoléon. Policiers et gendarmes dans les départements annexés (1796−1814), Seyssel, (Éditions Champ Vallon) 2012.

Kevin Linch, Conscription, in: European History Online, [veröffentlicht am 30.01.2012], http://www.ieg-ego.eu/linchk-2012-en (eingesehen am 29.06.2013).

Matthijs Lok, Martijn van der Burg, The Dutch Case: the Kingdom of Holland and the Imperial Departments, in: Michael Broers, Peter Hicks und Agustin Guimerá (hrsg.), The Napoleonic Empire and the New European Political Culture, Basingstoke (Palgrave Macmillan) 2012, S. 100−111.

Bettina Severin-Barboutie, Vom freiwilligen Söldner zum dienstpflichtigen Untertan. Militärische Massenmobilisierung im Königreich Westfalen, in: König Lustik!? Jérôme Bonaparte und der Modellstaat Königreich Westphalen (Ausstellungskatalog Museumslandschaft Hessen, Kassel 2008), München 2008, S. 120–126.

Martijn van der Burg, Napoleons Generalgouvernement Holland, 1810–1813. Die Frage von Assimilation und Integration, in: Helmut Stubbe da Luz (hrsg.), Statthalter Regimes (im Druck).


Zitiert in:

H.T. Colenbrander (hrsg.), Gedenkstukken der Algemeene Geschiedenis van Nederland van 1795 tot 1840 VI, ’s-Gravenhage (Martinus Nijhoff) 1911, Nr. 996. Digitalisiert: [http://www.historici.nl/Onderzoek/Projecten/GedenkstukkenGeschiedenisVanNederland1795-1840/index_html_en]

Abbildung Banner: C. G. H. Geißler, Französische Soldaten, welche auf dem Marsche zur Armee unter einem Baum biwaquieren, Radierung, um 1807, Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Gei III/5a, CC BY-NC-ND 2.0 DE.

Quelle: http://naps.hypotheses.org/336

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Einzigartiges open access-Projekt – finnische Kriegsfotos im Internet

Am 25.4. veröffentlichte die finnische Armee über 160 000 sog. TK-Fotos aus dem Zweiten Weltkrieg im Internet. Diese Fotos sind während des Winter- (1939/40) und Fortsetzungskriegs (1941–44) von offiziellen Fotografen der finnischen Armee aufgenommen worden. Sie umfassen sowohl Kriegsfotos von der Front als auch solche von der Heimatfront.Die Fotos sind für jeden Interessierten unter der Adresse www.sa-kuva.fi zugänglich und können als druckfertige Dateien heruntergeladen werden. Das Digitalisierungsprojekt, welches 3,5 Jahre gedauert hat, wurde am nationalen Feiertag der Veteranen bekanntgegeben und erweckte sofort so großes Interesse, dass die Internetseiten erneut geschlossen werden musste, weil die Server unter der Belastung zusammenbrachen. Inzwischen funktioniert die Webseite wieder.

Dieses Großprojekt hat dazu geführt, dass Finnland momentan die Führungsposition hat, was den Onlinezugang von bedeutenden Bildarchiven angeht. Nirgendwo sonst in der Welt gibt es ähnlich umfassende kostenlose Bildarchive: z.B. in Deutschland kann zwar ein Teil der deutschen PK-Fotos (PK=Propagandakompanie) auf der Webseite des Bundesarchivs angesehen werden, aber druckfertige Versionen sind immer noch kostenpflichtig. Vielleicht regt das Beispiel Finnlands auch andere Länder an, ihm Folge zu leisten.

Die finnische Armee macht deutlich, dass die Informationen zu den Bildern in manchen Fällen Fehler oder Lücken enthalten und das man um diese weiß. Zwar haben die Informationsblätter zu den Fotos den Krieg überlebt, und diese Informationen wurden beim Digitalisieren als Bildertexte angegeben, doch enthalten diese Papiere eben Fehler, welche jetzt einfach übernommen wurden. Um diesem Manko entgegenzuwirken, gibt es im Portal ein digitales Formular, das die Zusendung von zusätzlichen Informationen ermöglicht. Die zugeschickten Informationen werden geprüft und gegebenfalls übernommen. Somit wird dieses Bildarchiv möglicherweise im Laufe der Zeit zu einer nationalen Wikipedia der Kriegsfotos.

Was ich persönlich aber als problematisch empfinde, ist die Entscheidung der Armee, die etwa 200 grausamsten Fotos, die Leichen o.Ä. zeigen, nicht im Archiv zu veröffentlichen. Zwar können diese Bilder weiterhin in der Bildstelle der Armee angesehen werden, aber da ein Teil der Bilder bereits auf diversen Websites zu finden ist, wäre es wohl möglich gewesen, diese Bilder zu veröffentlichen, damit sie nicht gefundenes Fressen für verschiede Verschwörungstheoretiker werden können. Sollte man mit dieser Selbstzensur Kindern vor schrecklichen Bildmaterial schützen wollen, wäre es aber technisch durchaus möglich, eine getrennte, passwortgeschützte Archivseite aufzubauen, auf der diese Fotos gezeigt werden könnten. Der einmal gültige Zugangscode könnte automatisch nach Angabe des Geburtsdatums zugeschickt werden.

Beispiel für eine Bildrückseite

Beispiel für eine Bildrückseite mit Notizen
Foto: Olli Kleemola

Natürlich vermisse ich auch die im Internetarchiv fehlenden Bildrückseiten (siehe Abbildung). Um die bestmögliche Bildqualität zu erreichen, wurden die Bilder von den Negativen digitalisiert. Das ist auch gut so, aber dabei wurde leider übersehen, welche Fülle an Informationen die Originalabzüge der Bilder, die immer noch in der Bildstelle der Armee aufbewahrt werden, enthalten. Auf den Rückseiten der Abzüge gibt es Stempel, die zeigen, ob das Bild von der Zensur genehmigt wurde oder nicht. Es gibt auch Markierungen, die offenbaren, wohin das Bild für Veröffentlichung geschickt wurde. Weiter gibt es öfters auch propagandistische Bildtitel, die von der Zensurbehörde anhand der Hintergrundinformationen geschrieben wurden, und die sonst nirgends überliefert sind. Wenn man die Abzugsrückseiten auch scannen und ins Netz stellen würde, ließe sich das Archiv noch besser zu Forschungszwecken verwenden.

Hierbei ist aber anzumerken, dass das Archiv bereits jetzt eine wahre Goldgrube für Historiker ist. Wenn man bedenkt, dass die finnischen Kriegsfotografen keine reinen Propagandisten waren, sondern auch viel kulturgeschichtlich und volkskundlich wertvolles Material produziert haben, wird einem klar, dass die Verwendungszwecke des Fotoarchivs beinahe grenzenlos sind!

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/1585

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Bericht online: 17. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft der Ordensarchive in Deutschland (AGOA)

Zur 17. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft der Ordensarchive in Deutschland (AGOA), die vom 8. bis zum 10. April 2013 stattfand, trafen sich 80 Archivarinnen und Archivare in St. Ottilien. Ein Bericht von Helga Penz (Referat für die Kulturgüter der Orden, Wien) ist nun online: http://kulturgueter.kath-orden.at/termine-service/agoa-2013-st-ottilien   Die im Bericht zusammengefassten Beiträge: Werkstattberichte Susanne Kaup, Barmherzige Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul, München Wolfgang Schaffer, Schwestern vom Guten Hirten, Würzburg Sr. Irmhild Hesse, Schwestern der christlichen Liebe, Paderborn Sr. Waltraud Löckler und Sr. Beate Kleß, Dillinger Franziskanerinnen, Dillingen (Vortrag als [...]

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/4209

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Die Rubrik »Archivreport« heißt fortan »Archivwesen«

Unter der Rubrik “Archivwesen” werden fortan Top-Neuigkeiten von und über Archive gepostet. Nachdem die “Archivreporte” wegen nicht mehr fortgesetzter Forschungsreisen ausliefen, gab es Überlegungen unter dem Label “Archivreport compakt” eine Art Ferndiagnose von Archiven in Form eines Fragenkataloges an das jeweilige Archiv und im Internet verfügbarer Information durchzuführen. Aus Ressourcengründen erscheint es allerdings zielführender, den […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/05/4168/

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“Bewegung bewahren. Freie Archive und die Geschichte von unten” lieferbar

freie-archive-geschichte-von-untenCornelia Wenzel (Archiv der deutschen Frauenbewegung Kassel) und Jürgen Bacia (afas Duisburg) arbeiteten seit längerem an einem Buch über die Freien Archive. Nun ist es fertig und im Verlag des Archiv der Jugendkulturen erschienen. Es hat den Titel: Bewegung bewahren. Freie Archive und die Geschichte von unten. In den unten dokumentierten Dateien findet sich das Inhaltsverzeichnis und ein umfangreiche Leseprobe. Weitere Infos und Bestellmöglichkeit exakt hier.
Die beiden HerausgeberInnen hoffen auf interessierte Leserinnen und Leser!

Dokument: Bewegung bewahren Inhaltsverzeichnis

Dokument 2: Bewegung bewahren_Leseprobe (24 Seiten)


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Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2013/04/28/aufruf-zur-subskription-bewegung-bewahren-freie-archive-und-die-geschichte-von-unten/

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Archivreport extra: Stadtarchiv Köln – Planungsstopp des Neubaus

Es ist skandalös, dass wichtige Politiker im Kölner Stadtrat damit beginnen, Bedeutung und Folgen des Archiveinsturzes vom 3. März 2009 zu missachten. Neuerdings wird der Wiederaufbau des Historischen Archivs der Stadt Köln in der geplanten Form in Frage gestellt, Sogar der Standort des Neubaus wird in Frage gestellt. Warum soll ein neuer Standort gefunden werden? […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/04/4139/

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“Der Überlebenskampf des Instituts für Geschichte der Arbeiterbewegung” (Rezension)

Mit zwei Aufrufen meldete sich am 4. Dezember 1989 der Arbeitsausschuss am Institut für Marxismus-Leninismus in Berlin zu Wort. Dem Gremium stand Prof. Dr. Günter Benser vor und ihm und seinen aktivsten Mitstreitern war Folgendes sehr wichtig: ein „Neuansatz der Geschichte der nationalen und internationalen Arbeiterbewegung“, die „schonungslose Aufdeckung stalinistischer Verbrechen“ sowie die „sofortige Rehabilitierung aller unschuldigen Opfer“ und die nachdrückliche Aufforderung zum Mitdenken jedes einzelnen Institutsmitarbeiters über die Perspektive des Instituts – Vorschläge seien umgehend (bis 12 Uhr des nächsten Arbeitstages) im Sekretariat abzugeben.

Couragiert agierte damals der Historiker Benser als fast einstimmig gewählter Institutsdirektor an der Spitze einer der größten gesellschaftswissenschaftlichen Institutionen der DDR. Als Abteilung des Apparats des Zentralkomitees der SED war das IML seit 1968 „im System der Gesellschaftswissenschaften der DDR zentrale Leiteinrichtung für die Tätigkeit auf den Gebieten der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, der deutschen und allgemeinen Geschichte sowie der Marx-Engel-Forschung“ und seine Mitarbeiter waren „stärker in die politischen Strukturen der DDR und speziell in den Apparat der SED eingebunden als Wissenschaftler aller anderen Institutionen“.

Bensers Bericht „Aus per Treuhand-Bescheid“ ist ein kurzer und übersichtlicher Text mit einem ausführlichen Dokumentenanhang aus der kurzen Wirkungszeit des Instituts für Geschichte der Arbeiterbewegung am Ende der DDR und im neuvereinten Deutschland. Selbstkritische Bestandsaufnahme und ein historisch-theoretischer Neuansatz waren die Eckpunkte, die Benser am historischen Wendepunkt verbuchen kann. Das Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung blieb auch dem Parteivorstand der PDS zugeordnet und sollte die politische Bildungsarbeit unterstützen, jedoch entschied es „selbständig über seine wissenschaftlichen und editorischen Projekte“. Zur angestrebten Transparenz gehörte, dass schnell die Archiv- und Bibliotheksbestände für alle interessierten Nutzer aus Ost und West geöffnet wurden, ohne die in der Bundesrepublik übliche dreißigjährige Benutzungssperre. Zu den dringlichsten Aufgaben gehörte das Bemühen um einen Rettungsschirm für die Bestände der Bibliothek (ca. 800 000 Bestandseinheiten) und des Zentralen Parteiarchivs (ca. 5000 laufende Meter Archivgut), die nicht zerrissen werden und uneingeschränkt am Standort Berlin nutzbar sein sollten. Die Entscheidung fiel schließlich auf einer Anhörung des Innenausschusses des Deutschen Bundestages am 28. August 1991 mit der Bildung einer unselbständigen Stiftung unter dem Dach des Bundesarchivs. Für das IfGA gab es keine Chance. Seine Liquidierung lief auf der Schiene der autokratisch schaltenden und waltenden Treuhandanstalt – Direktorat Sondervermögen.

Benser gibt in kurzen Kapiteln das Erbe und die „Doppelherrschaft“ des IML, das Thema Stalinismus und die Arbeitsgruppe „Opfer des Stalinismus“, die MEGA-Kommission an der Akademie der Wissenschaften der DDR und den Verein MEGA-Stiftung Berlin e. V., die Historische Kommission der PDS und die Stiftung Gesellschaftsanalyse und politische Bildung, die internationalen und deutsch-deutschen Kontakte, die Publikationen und Veranstaltungen des IfGA u. a. zu Protokoll, schildert Initiativen und Arbeitsergebnisse des in seinen Inhalten selbstbestimmten wissenschaftlichen IfGA, um dann das Tempo und die Radikalität des in Deutschland „noch nie erfolgten Elitenaustausches“ durch Treuhand und Unabhängige Kommission zu skizzieren, „den keine einzige strukturbestimmende sozialwissenschaftliche Einrichtung der DDR auch nur im Entferntesten unbeschadet überstand“.

Fazit sei mit dem Verschwinden der Institutionen der DDR-Geschichtswissenschaft eine Verarmung der bundesdeutschen Historiografie, der es an prinzipiellen Herausforderungen und „am Streit über große Themen und geschichtstheoretische Grundfragen“ mangele. Die Folgen seien noch nicht gänzlich absehbar.

Marga Voigt

Günter Benser: Aus per Treuhand-Bescheid. Der Überlebenskampf des Instituts für Geschichte der Arbeiterbewegung. Mit einem Dokumentenanhang (edition bodoni 2013, 238 Seiten, ISBN 978-3-940781-34-5)

Eine weitere Rezension des Bandes hier auf der Website der RLS.


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Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2013/04/04/der-uberlebenskampf-des-instituts-fur-geschichte-der-arbeiterbewegung-rezension/

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Gender in Bibliotheken – Ein 45-minütiger Dokumentarfilm

In dem Dokumentarfilm werden mögliche Fragestellungen der  Geschlechterforschung an die Informations- und Bibliothekswissenschaft aufgezeigt und die Bibliothek als ein Ort gekennzeichnet, an dem auf vielfältige Weise Geschlecht ver- bzw. behandelt und konstruiert wird.
Der Film gibt vier Expertinnen Raum, aus unterschiedlichen Blickwinkeln der Frage nachzugehen, welche Rolle Geschlecht in Bibliotheken spielen kann bzw. welche Bedeutung Geschlecht für die Berufsgruppe der Bibliothekar_innen hat.
Helga Lüdtke zeigt aus einer historischen Perspektive die Entwicklung des bibliothekarischen Berufs zu einem Frauenberuf auf und die damit verbundenen Auswirkungen auf den Ort Bibliothek und den bibliothekarischen Beruf insgesamt.
Margit Hauser stellt dar, warum die Einrichtung feministischer Bibliotheken und Archive in den 1970er Jahren notwendig war und welche Rolle diese Einrichtungen in unserer Zeit spielen.
Monika Bargmann setzt sich mit Vergeschlechtlichungen von Bibliothekar_innen und Stereotypen von Bibliothekar_innen in Filmen und Büchern auseinander.
Elisabeth Wiesbaum berichtet von praktischen Erfahrungen, die bei der Implementierung und Umsetzung von Gender Mainstreaming in einer Öffentlichen Bibliothek in Berlin gewonnen werden konnten.
Der Dokumentarfilm von Danilo Vetter ist hier auf youtube online.

Der Dank für Hinweis geht an Katharina Braun von Archiv und Bibliothek des Frauenzentrums belladonna in Bremen.


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Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2013/04/03/gender-in-bibliotheken-ein-45-minutiger-dokumentarfilm/

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Kurioses aus den Archiven: Die ”Wunderwaffe” der Roten Armee?

Für meine Doktorarbeit suche ich ständig deutsche und finnische offizielle und inoffizielle Kriegsfotos aus dem Zweiten Weltkrieg. Während der Suche entdecke ich des Öfteren Kuriositäten: Beim Durchblättern eines finnischen privaten Kriegsfotoalbums von einen Artilleristen des 5. finnischen Feldartillerieregiments entdeckte ich dieses Bild, aufgenommen im Herbst 1941.

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Laut beiliegender Information testen oder probieren finnische Soldaten gerade eine erbeutete Gummiausrüstung, mit der man flache Seen überqueren könnte, und zwar so, dass der Kopf die ganze Zeit an der Oberfläche bleibt, während die meterlangen ”Schuhe” selbst auf schlammigen Seeböden einen festen Halt hätten.

Ansonsten sind in dem besagten Album normale Motive zu sehen (Offiziere, Soldatenalltag, Gefangene usw.), wie sie auch in den deutschen Alben häufig vorkommen.

Liebe Leserinnen und Leser, ich wende mich an Sie: Ist unter Ihnen vielleicht jemand, der mir genauere Auskünfte über Zweck und Häufigkeit dieser Ausrüstung geben kann?

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/1492

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Tagung: Das virtuelle Archiv des Deutschen Ordens, 11./12.4.2013

Nach der 1809 durch Napoleon verfügten Auflösung des Deutschen Ordens in den Rheinbundstaaten wurde auch das Schicksal des an Schätzen überaus reichen Mergentheimer Deutschordenshauptarchivs besiegelt. Die Verteilung seiner Bestände über ganz Europa stellt die Forschung bis heute vor große Probleme. Durch die technischen Möglichkeiten der Digitalisierung der Originalurkunden und die neuen Medien ihrer Präsentation muss es jedoch keine Vision mehr bleiben, das zersplitterte Deutschordensarchiv virtuell wieder zusammenzuführen. Nach dem Deutschordenszentralarchiv in Wien und dem Staatsarchiv Marburg hat auch das Staatsarchiv Ludwigsburg, in dem die Reste des [...]

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/2283

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