Crowdsourcing – Definition und Prozessbeschreibung

crowdsourcing_largeCrowdsourcing ist ein von Jeff Howe aus den Begriffen “Crowd” und “Outsourcing” geprägtes Kunstwort. Es bezeichnet die Auslagerung von Arbeitsprozessen an externe Personen, die jeweils über unterschiedliches (Fach)wissen verfügen.

Eine prägnante Definition von Crowdsourcing liefert Oliver Gassmann, Professor für Innovationsmanagement an der Universität von St. Gallen:

“Crowdsourcing ist eine interaktive Strategie des Auslagerns von Wissensgenerierung und Problemlösung an externe Akteure durch einen öffentlichen oder semi-öffentlichen Aufruf an eine große Gruppe. Typischerweise stehen kreative Themen im Zentrum, aber es sind auch repetetive Aufgaben möglich. In der Regel wird dieser Aufruf durch eine Webseite realisiert. In Kürze: Crowdsourcing ist eine interaktive, community-basierte Innovationsstrategie.”

Gassmann zeigt in seinem Buch “Crowdsourcing – Innovationsmanagement mit Schwarmintelligenz”  u.a. die verschiedenen Projektphasen eines Crowdsourcing-Prozesses auf. Ich möchte im folgenden diese Projektphasen anhand eines Beispiels aus der Kunstgeschichte veranschaulichen. Hierzu gibt der Kuppelbau von Florenz aus dem Jahr 1367 ein ausgezeichnetes Beispiel.

Beim Crowdsourcing gilt es ein Problem zu lösen, dass zuvor präzise definiert werden muss. In Florenz hieß das: Die große Öffnung über der Vierung sollte durch eine Kuppel verschlossen werden.

Für das weitere Gelingen eines Crowdsourcing-Prozesses ist von Bedeutung, an welche Crowd sich der Fragesteller wendet. Ist in den Online-Crowdsourcing-Prozessen im Internet die Zahl der teilnehmenden Innovatoren theoretisch unbegrenzt, ist es beim physischen Crowdsourcing um so wichtiger, an die richtigen Teilnehmer heranzutreten. Im Fall von Florenz wandten sich die verantwortlichen Domvorsteher an Künstler und Baumeister aus Europa. Botschaft hiervon erhielten die Angesprochenen über florentinische Kaufleute.

Zunächst werden beim physischen Crowdsourcing möglichst viele Ideen zusammengetragen, wobei auch “wilde” Ideen ihren Platz haben. Analog dazu haben sich die Domvorsteher ebenfalls zunächst die Ideen aller Innovatoren angehört.

Typisch für einen Crowdsourcing-Prozess ist die 90-9-1-Regel, die besagt, dass 1% der Teilnehmer die letztlich sichtbaren und verwirklichbaren Inhalte erstellen, 9% an der Modifzierung der Inhalte mitarbeiten und 90% der Teilnehmer die Inhalte lediglich konsumieren, ohne aktiv Wissen beizusteuern. Hinsichtlich des Kuppelbaus ist diese Regel insofern anwendbar, als es auch hier viele Vorschläge gab, aber letztlich nur die Idee Brunelleschis verwertbar war, alle anderen Ideen – insbesondere die der Ausfüllung der Kuppel mit Erde – ist nachträglich als “wilde” Idee zu bezeichnen. Diese Ideen sind nicht geeignet, aber im Brainstorming eines Crowdsourcing-Prozesses zunächst absolut erwünscht.

Auch eine Prämie als Belohnung ist ein motivationaler Anreiz für das Einreichen von Lösungsvorschlägen. Sie kann als Fixbetrag oder Umsatzbeteiligung ausgezahlt werden. Im Designwettbewerb um den Bau der Kuppel in Florenz war einzig die fixe Vergütung eine sinnvolle Art der Entlohnung und hier setzte man 200 Goldflorine als Gewinnerlösung aus.

Den besten Vorschlag machte Filippo Brunelleschi, der zunächst das Goldschmiedehandwerk erlernte, bevor er sich dem Studium der Baukunst widmete. Er gehörte der Zunft der Baumeister nicht an und aufgrund starker Vorbehalte gegen seine Person wurden seine Pläne mehrfach abgelehnt.

Heute weiß man, dass Lösungen häufig im Transfer von Wissen durch Experten gefunden werden, die Interesse an unterschiedlichen Wissensbereichen haben, und die nicht zwingend Experte für den Bereich sein müssen, für den sie eine Lösung finden. Nun hat der Goldschmied Brunelleschi die Baukunst durchaus ausgiebig studiert und war auf mehreren Gebieten Experte; das aber hat zu seiner Zeit zu großer Skepsis geführt.

Bei der Umsetzung der Lösung ist es wichtig, den bzw. die richtigen Mitarbeiter damit zu betrauen. Von zentraler Bedeutung ist weiterhin, dass sich die mit der Durchführung verantwortlichen Personen mit der Idee identifizieren. Außerdem ist eine umfassende Betreuung der mit der Umsetzung beauftragten Mitarbeiter durch das Unternehmen nötig. Dies alles erhöht die Umsetzbarkeit der Lösung. Kommt es bei der Durchführung zu Problemen, kann der ganze Crowdsourcing-Prozess jetzt noch scheitern.

Im Falle des Kuppelbaus mischten sich die für den Kirchenbau Verantwortlichen in die Durchführung ein und gängelten Brunelleschi, indem sie Lorenzo Ghiberti mit den Bauarbeiten betrauten. Brunelleschi, der darin die Untergrabung seiner Kompetenz sah, stellte sich daraufhin über mehrere Monate krank und erreichte schließlich, dass er die Arbeiten allein weiterführen konnte. Die mit dieser Maßnahme verbundene Anerkennung seines Sachverstands sicherte den reibungslosen Ablauf der weiteren Bauarbeiten an der Kuppel.

Anhand der geschilderten Schritte wird deutlich, dass es sich hier um einen Prozess menschlicher Interaktion handelt. Erkennbar ist weiterhin, dass es viele Aspekte gibt, die Ursachen für das Scheitern von Crowdsourcing sein können, weil sich die Teilnehmer, die Lösungen im Rahmen dieses Prozesses erarbeiten, nicht entsprechend behandelt, gewürdigt, angesprochen, etc. fühlen. Deshalb schließt sich die Frage an: Welche Bedürfnisse der Teilnehmer beachtet werden sollten, damit Crowdsourcing-Prozesse erfolgreich bzw. noch erfolgreicher gestaltet werden können. In den nächsten Artikeln will ich Antworten auf diese Frage finden.

Weitere Artikel dieser Serie:

  1. Auftakt zur Artikelreihe: Was macht Crowdsourcing erfolgreich?
  2. Crowdsourcing: Definition und Prozessbeschreibung

sowie:

Quelle: http://games.hypotheses.org/1442

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Positive Devianz oder: Warum Abweichung nicht immer schlecht sein muss – Von Anna Fassl

Der folgende Essay gibt einen Einblick in das Phänomen der positiven Devianz. Devianz ist ein vieldiskutiertes Phänomen, das in erster Linie mit negativen Merkmalen in Verbindung gebracht wird. Kann Abweichung, wie im Fall von genialen Wissenschaftler_innen, brillanten Künstler_innen oder Wunderkindern … Continue reading

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/5840

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Das Mittagstor – der Eingang zum Kaiserpalast

Während das Tian’anmen 天安門 (“das Tor, an dem der Himmel Frieden schafft”) den Eingang zur ehemaligen Kaiserstadt (huangcheng 皇城) in Beijing bildet, betritt man den Kaiserpalast – landläufig nach wie vor als “Verbotene Stadt”[1] bezeichnet – durch das Wumen 午門 (“Mittagstor”)[2] Das Mittagstor ist 38 Meter hoch und damit das höchste Gebäude im ehemaligen Kaiserpalast.[3]

Wumen - seen from the south

Das Mittagstor von Süden gesehen – Foto: Georg Lehner

Dieses Tor wird – nach Vorbildern in den kaiserlichen Palästen der Han- (202 v. – 220 n. Chr.) und der Tang-Zeit (618-906 n. Chr.) – auch als “Turm der Fünf Phönixe” (Wufenglou 五鳳樓) bezeichnet.[4]

Eine der frühesten ausführlichen deutschprachigen Beschreibungen des Kaiserpalastes – aus einer russischen Darstellung entnommen und 1859 in der Wiener Allgemeinen Bauzeitung abgedruckt, lieferte über das Mittagstor die folgenden Informationen:

“Wu-men oder das südliche Thor. Es hat drei Eingänge und ist mit einem 2 Stock hohen Thurme bekrönt. Vor diesem Thore sieht man an der östlichen Seite eine Monduhr, an der westlichen Seite eine Sonnenuhr. An den Seiten des Thurmes befindet sich in den nach Westen geöffneten Galerien eine Pauke, und an den Ecken sind hohe durchbrochene Thürme. Die öffentlichen Beamten, gehörden sie dem Civil- oder dem Militärstande an, begeben sich durch die östliche Oeffnung in den Palast und wieder hinaus; nur die Prinzen von kaiserlichem Geblüt haben das Recht durch die westliche Passage zu gehen. Jeden Tag ertönt die Glocke und die Pauke, während sich der Kaiser zum Staatsrath begibt; verläßt er denselben und begibt er sich durch das südliche Thor, so ertönt die Glocke, und wenn er im großen Tempel das Opfer darbringt, so läßt sich die Pauke vernehmen. Wenn die Truppen nach einer glücklichen Ex-pedizion [sic] im Triumph zurückkehren und im Palaste ihre Gefangenen vorführen, so begibt sich der Kaiser unter das südliche Thor, um die Ceremonie der Empfangnahme der gedachten Gefangenen zu vollbringen. Bei diesem Thore werden auch alljährlich am ersten Tage des zehnten Mondes Kalender für das künftige Jahr vertheilt, und auf dem Platze hinter diesem Thore werden die Geschenke verabreicht, welche der Kaiser fremden Fürsten und ihren Gesandten oder ihren Vasallen macht.”[5]

Die Darstellung folgte offensichtlich der französischen Übersetzung der russischen Beschreibung.[6]. Von Arbeiten, die sich mit der Architektur des Kaiserpalastes beschäftigten einmal abgesehen, wurde diesen Informationen in “westlichen” Beschreibungen später nur unwesentlich mehr hinzugefügt.

  1. Vgl. dazu De rebus sinicis: “Zur chinesischen Bezeichnung der ‘Verbotenen Stadt’”.
  2. Antoine Gournay: “Architektur der Verbotenen Stadt”, in Karin von Welck, Alfred Wieczorek (Hgg.): Reiss Museum Mannheim. Die Verbotene Stadt (Mainz: Verlag Philipp von Zabern, 1997) 71.
  3. Wan-go Weng [Weng Wange 翁万戈], Yang Boda 楊伯達 (Hg.): Palastmuseum Peking. Die Schätze der Verbotenen Stadt [故宮中國美術品的寶庫] (München: Prestel, 1982), 37 (mit Angaben zur architektonischen Gestaltung).
  4. Vgl. Osvald Sirén: Les palais impériaux, Bd. 1 (Paris 1926) S. 7 f.
  5. “Beschreibung der Stadt Peking.” In: Allgemeine Bauzeitung (Wien), 24. Jg. 1859, S. 323 f. Digitalisat bei Austrian Newspapers Online (ANNO): http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=abz&datum=1859&page=331&size=45.
  6. Vgl. Description de Pékin avec un plan de cette capitale. Ouvrage traduit du Chinois en Russe par le Rév. P. Hyacinthe. Traduit du Russe par Ferry de Pigny (St.-Pétersbourg, 1829) 21 f.

Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/980

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Podcast „Durch Gott zum Sieg…“ – Der Erste Weltkrieg und die Kirchen

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Als am 1. August 1914 das deutsche Kaiserreich mobil machte, war das der Auftakt für die „Urkatastrophe des Jahrhunderts“: den Ersten Weltkrieg. Alle patriotischen Hoffnungen schienen Wirklichkeit zu werden, die Kriegsbegeisterung kannte kaum Grenzen. In diesem Klima wollten die Kirchen nicht abseits stehen; auch sie begrüßten den Krieg, dessen angeblich reinigende Kraft Deutschland zu einer geistig-moralischen Erneuerung führen sollte:

WDR-Beitrag vom 12.01.2014 (Podcast):  http://www.wdr3.de/zeitgeschehen/ersterweltkiregundkirchen100.html

Quelle: http://1914lvr.hypotheses.org/926

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Archivisches Web 2.0-Manifest (nach Kate Theimer)

Wie auch hier berichtet, war die Podiumsdiskussion auf dem Sächsischen Archivtag 2013 dem Thema „Archive im Web 2.0“ gewidmet. In dieser Diskussion wurde wiederholt auf den Text von Kate Theimer (2007) “An Archivist’s 2.0 Manifesto?” verwiesen. Dieser liegt bisher aber in englischer Sprache vor und ist damit den Kolleginnen und Kollegen, die sich mehr mit Latein, Französisch oder Russisch befasst haben, nicht einfach zugänglich. In den Tagungsband zum Sächsischen Archivtag soll daher auch eine deutsche Übersetzung des Textes aufgenommen werden. Wir – der Vorstand des Landesverbandes Sachsen im VdA – möchten vorab folgende Übersetzung / Übertragung hiermit veröffentlichen und freuen uns über Verbesserungsvorschläge und Kommentare.

 

Archivisches 2.0-Manifest (Übersetzung)

  1. Ich erkenne an, dass die Welt der Informationskultur sich sehr schnell ändert und dass Archive positiv auf diese Veränderungen antworten müssen, um Ressourcen und Dienste bereit zu stellen, die Nutzer brauchen und wollen.
  2. Ich beschäftige mich mit der Informationskultur meiner Nutzer und suche nach Wegen, das Gelernte in die Dienste einzubeziehen, die mein Archiv vorhält.
  3. Ich verhalte mich nicht abwehrend hinsichtlich meines Archivs, sondern werde seine Situation genau ansehen und eine aufrichtige Einschätzung darüber vornehmen, was es erreichen kann.
  4. Ich nehme aktiv daran teil, mein Archiv nach vorne zu bringen.
  5. Ich erkenne an, dass sich Archive nur langsam verändern, arbeite jedoch mit meinen Kollegen daran, unsere Aufgeschlossenheit für Veränderungen zu erhöhen.
  6. Ich schlage beherzt neue Dienstleistungen und neue Wege für die Bereitstellung von Diensten vor, auch wenn einige meiner Kollegen dagegen sind.
  7. Ich freue mich an der Begeisterung über positive Veränderungen und gebe dies weiter an Kollegen und Nutzer.
  8. Ich gebe frühere Verfahrensweisen auf, wenn es jetzt einen besseren Weg der Erledigung gibt, auch wenn diese Verfahrensweisen früher einmal sehr gut erschienen.
  9. Ich nehme eine offene, experimentierfreudige Haltung gegenüber Veränderungen ein und bin bereit, dabei Fehler zu machen.
  10. Ich warte nicht, bis etwas perfekt ist, bevor ich es freigebe, und ich passe es auf der Grundlage von Rückmeldungen der Nutzer an.
  11. Ich habe keine Angst vor Google oder verwandten Diensten, sondern nutze vielmehr Vorteile dieser Dienste zugunsten der Nutzer und stelle gleichzeitig ausgezeichnete Dienste zur Verfügung, die der Nutzer braucht.
  12. Ich verlange von den Nutzern nicht, die Dinge aus einer archivischen Sicht zu betrachten, sondern verbessere vielmehr die Dienste so, dass sie auf die Vorlieben und Erwartungen der Nutzer eingehen.
  13. Ich bin in meiner Berufsausübung bereit, dorthin zu gehen, wo die Benutzer sind, ob in der Netz- oder in der realen Welt.
  14. Ich gestalte offene Webseiten, die es Nutzern erlauben sich mit Archivaren zusammen zu tun, um Inhalte einzubringen, die zur Verbesserung ihrer Lernerfahrung und zur Unterstützung für Gleichgesinnte führen.
  15. Ich setze mich für offene online-Findmittel ein, die personalisierte, interaktive Funktionen anbieten, die Nutzer in einer online-Informationsumgebung erwarten.
  16. Ich werde in meinem Archiv zu beruflichem Bloggen ermuntern.
  17. Ich werde durch meine Handlungen beweisen, dass Archivare eine lebendige und wichtige fachliche Funktion in jeder Art von sich entwickelnder Informationskultur haben.

 

Dr.  Thekla Kluttig, 14.1. 2014

 

Quelle: http://archive20.hypotheses.org/1131

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Fünf Fragen an …Nelly Labère (Bordeaux)

Guten Abend Frau Labère und vielen Dank für Ihren interessanten Vortrag. Wir sind Studenten aus dem Seminar von Herrn Hiltmann, indem wir uns mit verschiedenen Aspekten der französischen Geschichtsforschung beschäftigen. Im Rahmen dieses Interviews möchten wir Ihnen gerne ein paar … Continue reading

Quelle: http://jeunegen.hypotheses.org/1140

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Vorsicht, der Kaiser hört mit!

Athanasius Kircher war ein Jesuit, der im 17. Jahrhundert einen herausragenden Ruf als Gelehrter hatte. Seine Wirkungsstätte war das Collegium Romanum in Rom, und hier ging er verschiedensten Interessen nach und forschte, in vielem seiner Zeit voraus, in so unterschiedlichen Bereichen wie der Geologie und der Ägyptologie, genauso wie der Medizin, der Mathematik und der Theorie der Musik.

Was hat Kircher nun mit dem Dreißigjährigen Krieg zu tun? Als Gelehrter war er, zumal in Rom, weit weg von dem Geschehen. Aber er hatte gute Verbindungen zum Kaiserhof, Ferdinand III. schätzte ihn offenbar sehr und ließ ihm regelmäßig Geld zukommen. Das war nicht einfach nur vormoderne Wissenschaftsförderung, vielmehr verband beide, den Kaiser und den Gelehrten, ein intensives Interesse an der Musik. Und hier gab es Überlegungen, die überhaupt nicht dem Typus einer weltabgewandten Gelehrtenexistenz entsprachen – was auch gar nicht zu Kirchers Naturell gepaßt hätte, der im Gegenteil sehr praxisorientiert forschte.

So beschäftigte sich der Jesuit auch mit der Ausbreitung von Tönen. Das war noch ganz generell angelegt, doch der Gelehrte spitzte es auf einen sehr konkreten Anwendungsbereich zu: Mit Hilfe dieses theoretischen Wissens ließen sich Schalltrichter konstruieren, über die Räume verbunden werden sollten. Und hier war es nur ein kleiner Schritt hin zu einer Abhöranlage, die etwa am Hof eingesetzt werden konnte, um vermeintlich diskrete Gespräche mitzuhören. Kirchers Ansatz blieb Ferdinand III. nicht verborgen. Offenbar direkt von diesen Gedanken beeinflußt, findet sich eine Skizze in den persönlichen Aufzeichnungen des Kaisers, die genau diese Anwendungsmöglichkeit aufgreift.

Ob Ferdinands Interesse so weit ging, daß er diese Idee tatsächlich in die Realität umsetzte, ist nicht bekannt. Aber allein der Gedanke macht ein weiteres Mal deutlich, wie sehr die Welt des Hofes nicht nur ein Ort inszenierter Feste und herrscherlicher Repräsentation war, sondern auch eine Nachrichtenbörse ersten Rangs – Informationen waren eine wichtige Währung in diesem politischen Geschäft, und man machte sich Gedanken, wie man sich diese brisanten Informationen verschaffte. Selbst wenn es nicht wirklich überraschend ist, daß auch zu dieser Zeit die Informationsbeschaffung und Spionage eine bedeutsame Rolle spielten, sind die Überlegungen Kirchers doch aufschlußreich: Der Kaiser wollte also mithören! – und der Whistleblower ist in dem Fall Mark Hengerer, der in seiner Ferdinand-Biographie darauf hingewiesen hat (S. 139).

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/374

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Gemeinschaftsblog Geschichte Bayerns, geschichtswissenschaftliche Blogs, de.hypotheses.org … | Regensburg, 30.1.2014

Im Rahmen des Regensburger Oberseminars zur Landesgeschichte (Prof. Dr. Bernhard Löffler) stelle ich am 30. Januar 2014 das Gemeinschaftsblog  Geschichte Bayerns vor; gezeigt werden soll dabei – mit praktischen Übungen – auch, wie mit WordPress Blogartikel erstellt werden können.

Dazu sind alle Interessierten herzlich eingeladen.

 

Beschäftigen werden wir uns darüber hinaus zunächst mit:

  • (geschichts-)wissenschaftlichem Bloggen (Warum eigentlich? Was?),
  • verschiedenen geschichtswissenschaftlichen Blogs,
  • dem Blogportal für die Geisteswissenschaften de.hypotheses.org.

 


Wo? Universität Regensburg, P.T. 2.0.9 (Lageplan)

Wann? 30. Januar 2014, 16 Uhr c. t.

Veranstaltung: Oberseminar / Kolloquium zur Landesgeschichte, Prof. Dr. Bernhard Löffler (Lehrstuhl für Bayerische Landesgeschichte, Universität Regensburg)

 

 

(Geschichts-)wissenschaftliches Bloggen

Warum eigentlich bloggen?

Thematisiert wird dabei auch, wie mögliche Blogs und einzelne Blogbeiträge aussehen könnten.

 

deutschsprachige Geschichtsblogosphäre

Aktuelle Beiträge aus der deutschsprachigen Geschichtsblogosphäre können seit Kurzem auch über Michael Schmalenstroers BlogaggregatorPlanet History” (dort auch eine aktuelle Liste geschichtswissenschaftlicher Blogs) abonniert werden: RSS-FeedTwitterFacebookGoogle+.

 

Einige Literaturhinweise zu geschichtswissenschaftlichen Blogs schon vorab:

 

de.hypotheses.org – deutschsprachiges Blogportal für die Geisteswissenschaften

Bei de.hypotheses.org handelt es sich um ein deutschsprachiges Blogportal für die Geisteswissenschaften, das vom Deutschen Historischen Institut Paris und der Max Weber Stiftung betreut wird; es ist Teil der europäischen Plattform Hypotheses.org. Dort sind inzwischen insgesamt mehr als 800 Blogs registriert (Link zum Katalog von OpenEdition).

Das Angebot ist für die Bloggenden kostenlos. Die Beiträge werden auch von  de.hypotheses.org auf  Facebook Twitter und  Google+ beworben, von der  wissenschaftlichen Redaktion ausgewählte Beiträge auch auf der Startseite  http://de.hypotheses.org sowie der internationalen Startseite  http://hypotheses.org, was zu einer größeren Sichtbarkeit führt.

Eine Langzeitarchivierung der Beiträge ist gewährleistet. Die Deutsche Nationalbibliothek vergibt inzwischen ISSN für Blogs.

 

Gemeinschaftsblog “Geschichte Bayerns”

“Geschichte Bayerns” ist ein interdisziplinäres Gemeinschaftsblog, das alle interessierten Wissenschaftler/innen einlädt, sich zu beteiligen. Inzwischen wurden bereits 100 Beiträge veröffentlicht; mehr als 40 Autor/innen sind registriert.

Das Blog wird in verschiedenen Sozialen Netzwerken begleitet:

Hashtag: #HistBav
Facebook: https://www.facebook.com/HistBav (Gruppe: https://www.facebook.com/groups/1426956144186780/)
Twitter: @HistBav
Google+: http://gplus.to/HistBav
Academia.edu: http://independent.academia.edu/HistBav

RSS-Feed: http://histbav.hypotheses.org/feed

 

Eingeflossen sind dabei die Erfahrungen, die seit September 2012 mit dem Gemeinschaftsblog “Ordensgeschichte” gemacht werden konnten:  http://ordensgeschichte.hypotheses.org/5710  (aktuell 115 registrierte Autor/innen, mehr als 300 veröffentlichte Beiträge; Link zur Statistik: Zugriffe im Jahr 2013)

 

Anregungen sind jederzeit herzlich willkommen.

 

Einen eigenen Account?  – Gerne: http://histbav.hypotheses.org/1011 ;-)

 

… und die dazu benötigten Computerkenntnisse?

Wir werden dazu hinter die Kulissen – ins Dashboard – schauen und die Grundlagen erarbeiten, unter anderem: Wie erstellt man einen Blogartikel? Wie wird ein Beitrag formatiert? Wie werden z. B. PDF-Dateien, Bilder, Videos eingefügt? Worauf sollte man dabei achten? Wie werden Fußnoten eingefügt? Wie wird das Profil ausgefüllt?

Dashboard

Dashboard

 

Lektüretipps:

Quelle: http://histbav.hypotheses.org/1365

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Der Erste Weltkrieg in bewegten Bildern: Europäisches Projekt macht Filme der Jahre 1914-1918 online zugänglich

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Das European Film Gateway bietet seit Februar 2013 Zugang zu einer stetig wachsenden Anzahl von Filmen mit Bezug zum Ersten Weltkrieg. Im Rahmen des Projekts EFG1914 haben europäische Filmarchive große Teile ihrer Sammlungen zum Ersten Weltkrieg digitalisiert. Rechtzeitig zum 100. Jahrestag des Kriegsausbruchs werden alle in den Archiven digitalisierten Filme über das European Film Gateway verfügbar sein.

Zu den ausgewählten Filmen zählen Wochenschauen, Dokumentar- und Spielfilme sowie Propaganda. Das Material ist auch deshalb von besonderer Bedeutung, da heute nur noch geschätzte 20 Prozent aller zur Stummfilmzeit entstandenen Filme erhalten sind. Vor diesem Hintergrund bilden die im Rahmen von EFG1914 digitalisierten Filme einen erheblichen Teil der in den Archiven noch vorhandenen Bestände dieser Zeit ab:

http://www.europeanfilmgateway.eu/de/content/efg1914-projekt

Quelle: http://1914lvr.hypotheses.org/922

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Stefan Lülf: Die Rolle der bayerischen Kommunalverwaltungen im Flugverkehr der Weimarer Republik. Workshop Weimar / Infrastruktur- und Kommunalgeschichte

In der Weimarer Republik begann in Deutschland der zivile Flugverkehr. Bereits 1919 richtete der „Rumpler Luftverkehr“ eine Verbindung von Augsburg über München nach Berlin ein, was den Auftakt des regelmäßigen Linienverkehrs in Bayern darstellte (auch wenn diese Strecke bereits nach wenigen Monaten wieder eingestellt wurde). Insbesondere in denJahren 1924-1930 erlebte der Freistaat, wie auch andere Teile der Republik, eine regelrechte Euphorie um das neue Verkehrsmittel. Sehr viele, auch kleinere Städte bemühten sich, einen Anschluss an das Luftverkehrsnetz zu erhalten. Insgesamt gelang es dabei 11 bayerischen Städten innerhalb der Weimarer Republik zeitweise an den regelmäßigen zivilen Linienflugverkehr angeschlossen zu werden (München, Nürnberg/Fürth, Augsburg, Regensburg, Bayreuth, Hof, Schweinfurt, Coburg, Bamberg, Würzburg, Bad Reichenhall). Im hier kurz skizzierten Wachstum des Liniennetzes spielten die Städte eine sehr große Rolle, da sie nicht nur die Landeplätze samt Einrichtungen (wie z.B. Flugzeughallen) zur Verfügung stellten, sondern sich auch an der Subventionierung der Strecken beteiligten (die Subventionsquote der Fluglinien lag in dieser Zeit in der Größenordnung von 70-80% der Kosten). Diese Würdigung der Bedeutung der Städte ist in der Forschung zum Luftverkehr der Weimarer Republik Konsens, jedoch fehlt bisher eine über Einzelfallstudien hinausgehende Erarbeitung der hinter dem Engagement der Kommunalverwaltungen stehenden Diskussionen. Das soll die hier vorgestellte Dissertation für Bayern leisten. Aufbauend auf dem Bestand des federführenden bayerischen Staatsministeriums für Handel, Gewerbe und Industrie, werden hierzu die Akten in den relevanten Stadtarchiven als Quellen dienen. Das Ziel der Arbeit ist es, zum einen die Rolle lokaler Strukturen in der Erfolgsgeschichte (?) des neuen Verkehrsmittels zu erarbeiten, zum anderen die Diskurse vor Ort nachzuvollziehen, die zu einer aktiven Rolle der Stadt führten. Hierbei soll untersucht werden, welche Akteure mit welchen Argumenten den Prozess anstießen und unterstützten, sowie welche Hindernisse und Gegner die Idee eines Anschlusses an das Flugnetz hatte. Auf Basis der bisherigen Quellenarbeit werden derzeit u.a. folgende vereinfacht dargestellte Gedankengänge über die Rolle der Kommunalverwaltungen verfolgt:

■ Ob der von vielen Städten angestrebte Anschluss gelang, hing in erster Linie daran, ob ein Platz im kommunalen Eigentum zur Verfügung stand. Wenn dies nicht der Fall war, wurde der Plan in den Zeiten der Euphorie zwar verfolgt, dann aber wieder fallen gelassen, als die Stimmung Ende der 1920er Jahre langsam umschlug.

Nachdem der Flugverkehr die hohen Erwartungen nicht zu erfüllen schien, nahm die Euphorie ab. Jedoch finanzierten diejenigen Städte, die bereits Geld in einen Flugplatz investiert hatten, den Verkehr noch weiter (Pfadabhängigkeit?), bis dann in Folge der Weltwirtschaftskrise 1930/31 die meisten Städte die Subventionierung einstellten und der Kurzstreckenverkehr zusammenbrach.

■ Eine sehr aktive Gruppe in den Bestrebungen fast aller Städte sind die in zahlreichen Vereinen organisierten ehemaligen Piloten aus dem ersten Weltkrieg. Im Streben nach Sportflugplätzen verbanden sie die Bitte um städtische Unterstützung mit der Möglichkeit, die Stadt an das Luftverkehrsnetz anzubinden. Eine Herausforderung der Arbeit besteht darin, den in den Akten sehr gut zu greifenden politischen Diskurs in den bayerischen Städten in einen breiteren Kontext zu stellen. So ist zum Beispiel die Diskussion um Sinn und Unsinn der Kurzstrecke ein zentraler Streitpunkt in den Fachkreisen dieser Zeit, zu der unzählige Denkschriften in ganz Deutschland existieren. Darüber hinaus kann das Verhalten der Akteure in den Kommunalverwaltungen nur vor dem Bild der Euphorie rund um die „Krone der Verkehrsmittel“ verstanden werden. Hierfür sollen punktuell andere Quellenarten wie Filme, Illustrierte, Werbeplakate etc. herangezogen werden, ohne sich jedoch von der zentralen Fragestellung zu weit zu entfernen. Ebenso sollte die Arbeit um eine wirtschaftliche Betrachtung ergänzt werden, die sich die umfangreichen Passagierstatistiken der Fluglinien zu Nutze macht. Diese erlauben Einblicke in das Reiseverhalten der bayerischen Fluggäste und sind zugleich auch Argumentationsmaterial in den Diskussionen der Städte.

 

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Quelle: http://histbav.hypotheses.org/1357

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