Reden hilft – #histocamp 2016

Von außen gleicht das Mainzer Rathaus einer Trutzburg, deren winzige Pforten den Bürger zu signalisieren scheinen, besser von einem Besuch abzusehen. Innen wurde dazu noch eine Art Labyrinth angelegt, das einen mitunter durch doch sehr schmal geratene Gänge leitet. Hat man allerdings den richtigen Gang erwischt, landet man im ehrwürdigen, holzvertäfelten Plenarsaal, der von der Stadt Mainz netterweise für zwei Tage an das #histocamp abgetreten wurde. Für diese Veranstaltungen habe ich mich letztes Jahr schon in die Vorstadt locken lassen, in diesem Jahr sogar noch etwas weiter den Rhein herunter. Und dieses Mal hatte ich sogar den festen Vorsatz, (einem Historiker|innenpublikum!) eine eigene Session anzubieten.

Bevor mich der Mut verlassen konnte, meldete ich meine Session direkt für den ersten Tag an und gab ihr den Namen #histoTools – Softwaretools für Historiker|innen. Statt #Fachfremd schrieb ich mir in diesem Jahr #DigitalHumanites auf die Fahne/Umhängekarte und war gespannt, ob mein Sessionvorschlag auf Interesse stoßen würde. Das tat er tatsächlich, ich bekam einen der größeren Räume („Haifa“) und der war auch noch gut gefüllt.

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Quelle: https://texperimentales.hypotheses.org/1887

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Die ersten Wiener Vegetarier

Bevor sich Vegetarier/innen gemeinsam in Vereinen für eine fleischlose Lebensweise einsetzten, waren es Einzelpersonen, die mit Zeitschriftenartikeln und Broschüren die vegetarische Idee verbreiteten. Für Wien sind Adolf Zedtwitz und Franz Kubiczek als vegetarische Vorkämpfer zu nennen. Beide entschieden sich Ende der 1860er Jahre, kein Fleisch mehr zu essen und waren von da an publizistisch aktiv.

Adolf Zedtwitz (1823-1895)

Adolf Zedtwitz wurde 1867 Vegetarier, davor war er krankheitsbedingt mit der Naturheilkunde in Kontakt gekommen – eine sehr üblicher vegetarischer Lebenslauf im 19. Jahrhundert. Zedtwitz litt Zeit seines Lebens an den Nebenwirkungen einer Behandlung mit Quecksilber[1]. Zu den Gründen der Quecksilber-Anwendung finden sich in zeitgenössischen biografischen Artikeln keine Angaben, im 18. und 19.

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Quelle: https://veggie.hypotheses.org/44

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Zeremonielle Hierarchien: Audienzen bei der Kaiserin (2): Reichsfürstinnen

Ende Februar 1692 traf die Markgräfin Franziska Sibylla von Baden-Baden1 in Wien ein. Sie war erst 17 Jahre alt, aber schon Gemahlin eines bedeutenden kaiserlichen Heerführers in den Türkenkriegen, Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, des „Türken-Louis“, und weilte aufgrund des militärischen Engagements ihres Mannes mehrfach in Wien. Außerdem hatte sie von ihrem Vater, dem letzten Herzog von Sachsen-Lauenburg, umfangreiche Ländereien in Böhmen geerbt. Sie war damit zweifellos vom Rang her eine „regierende“ Reichsfürstin, da ihr Gemahl seit 1677 die Herrschaft in der Markgrafschaft ausübte, auch wenn er bis 1697 eher auf den Schlachtfeldern in Ungarn und am Rhein anzutreffen war.

Mit diesem Rang als Reichsfürstin wurde sie auch von der Kaiserin empfangen, der sie schon Tage vorher ihre Ankunft angezeigt und die sie um eine Audienz gebeten hatte. Die in den Zeremonialprotokollen überlieferte Beschreibung derselben lässt erneut deutlich die Hierarchisierung der Sitzmöbel erkennen2, die schon für die Kurfürstinnen beschrieben worden war. Sie weist zudem Rangunterschiede zwischen den Fürstinnen aus: Da die Markgräfin „nur“ eine Reichsfürstin, keine Kurfürstin war, stellte sich wie immer seit dem Reichstag von 1653 das Problem hinsichtlich der kaiserlichen Obersthofmeisterin. Deren Rang in Bezug auf die Reichsfürstinnen war damals ja per kaiserlichem Dekret definiert worden, blieb aber stets von reichsfürstlicher Seite umstritten.

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Quelle: http://kaiserin.hypotheses.org/148

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(K)eine Literatur der ‚Neuen Frau‘: dazwischen und darüberhinaus

Die ‚Neue Frau‘: weder Arbeiterin noch zigfache Mutter oder gar schwarz

In meinem letzten Blogbeitrag sowie auch zu Beginn des Proseminars Die Literatur(en) der ‚Neuen Frau‘ stellte ich die Frage, wer die Neue Frau war. Ganz eindeutig fiel die Antwort zwar nicht aus, aber, ganz allgemein gesprochen, handelte es sich um ein Idealbild der emanzipierten Frau, das Ende des 19. Jahrhunderts (zunächst) in Großbritannien benannt wurde und das in starkem Kontrast zur bisher favorisierten true woman stand. Wenn die Gegenfrage gestellt wird – wer war die ‚Neue Frau’ nicht? – zeigen sich statt starken Kontrasten vielmehr Kontinuitäten. Was Isabell Klaiber über die true woman des 19. Jahrhunderts schreibt, gilt auch noch für die New Woman der Jahrhundertwende:

„Das Idealbild der Frau des 19. Jahrhunderts war ‚weiß‘ definiert und de facto auch nur in der weißen Mittelschicht lebbar, so dass weder weiße Frauen aus ärmeren Gesellschaftsschichten noch Frauen ethnischer Minderheiten true women sein konnten.“1



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Quelle: https://chicklit.hypotheses.org/386

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Jean-François Nieus (Namur): Siegel und Wappen. Zur Entstehung zweier Zeichen adliger Identität (Mitte 11.— Mitte 12. Jahrhundert)

Deutschsprachige Zusammenfassung des Vortrags vom 07.11.2016: Le sceau et les armoiries : genèse de deux signes d’identité aristocratique (milieu XIe siècle – milieu XIIe siècle) Der Besitz eines Siegelstempels oder Typars, der meistens mit…

Quelle: http://jeunegen.hypotheses.org/1774

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Nachlese zu den OA-Tagen

Johoannes Gleixner, Arpine Maniero und ich durften auf den OA-Tagen am 11./12. Oktober in München eine Session zur „Wissenschaftliche[n] Reputation von Online-Veröffentlichungen“ gestalten. Da wir im Vorfeld und auch danach intensiv und auch mit durchaus unterschiedlichen Standpunkten darüber diskutiert haben, hier noch eine kleine Nachlese mit unseren persönlichen Eindrücken und Schlussfolgerungen.

 

Top-Journale als gläserne Decke der Open-Access-Bewegung

Eckhart Arnold, Bayerische Akademie der Wissenschaften (IT-Referat)

Angesichts der Tatsache, dass Open Access nunmehr schon seit über eine Dekade propagiert wird, stellt sich die Frage, weshalb sich auch in absehbarer Zukunft Open Access nicht vollständig durchsetzen wird.

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Quelle: http://dhmuc.hypotheses.org/1375

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Sitz im Leben, unproblematische Probleme und soziotechnische Konstellationen

Die Linguistik bzw. vielmehr die linguistische Pragmatik hat mit der Diskussion um den Praktikenbegriff (vgl. Deppermann et al. 2016a) neuerlich eine Hinwendung zu vermehrt kulturanalytischen Perspektiven unternommen (vgl. bereits Günthner/Linke 2006). In der Regel vollziehen sich solche Hinwendungen als Weiterungen: gegenstandsbezogene, disziplinäre, methodische Weiterungen. Ich möchte hier den Versuch unternehmen, für die Gattungsanalyse eine weitere Weiterung vorzuschlagen, die an bereits vergessene und an noch unentdeckte Konzeptionen anknüpft. Diese Weiterung soll dann für eine kulturanalytische Rekonstruktion der Gattung Vorlesung (vgl. Goffman 1981; Monteiro/Rösler 1993; Grütz 2002; Hambsch 2009; Hausendorf 2012; Carobbio/Zech 2013), verstanden als unproblematisches aber dennoch fortwährend auch problematisches Problem (vgl. Berger/Luckmann 2000:26f.

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Quelle: https://metablock.hypotheses.org/1282

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#howtoMWS: Wissenschaftliches Praktikum am DHI Paris (Vera Wiedemann)

Möchte das Format #howtoMWS Wege in die Max Weber Stiftung aufzeigen, so begann „mein Weg“ vor ca. zwei Jahren. Das erste Mal erfuhr ich von den Auslandsinstituten der Stiftung während eines meiner ersten Proseminare in meinem Geschichtsstudium an der Universität Bonn, wo wir uns mit wissenschaftlichen Zeitschriften, so naheliegender Weise auch mit den einschlägigen Institutspublikationen, wie u.a. der Francia, beschäftigten. Ich erinnere mich, dass die Dozentin hier bereits fleißig für die Praktikantenprogramme der Institute warb. profilfoto

Aufgrund meiner schon seit Langem bestehenden Frankophonie  – und vor allem Frankophilie – stand für mich schnell fest, bei welchem der zehn Institute ich mich um ein Praktikum bewerben wollte. So freute ich mich umso mehr, als ich im Frühjahr 2014 die Zusage des Deutschen Historischen Instituts (DHI) Paris erhielt. Glücklicherweise ist es möglich und relativ unkompliziert, für die Aufenthalte an den Auslandsinstituten der MWS ein Kurzstipendium des DAAD zu beantragen.

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Quelle: https://gab.hypotheses.org/2947

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BUCHBESPRECHUNG: Thomas Wilke: Innendekoration. Graphische Vorlagen und theoretische Vorgaben für die wandfeste Dekoration von Appartements im 17. und 18. Jahrhundert in Frankreich, 2 Bde, scaneg, München 2016, 784 S., ISBN: 9783892352334, EUR 150,00.

Gleich vorweg: Um dieses zweibändige Werk wird man künftig keinen Bogen mehr machen können. Der Autor katalogisiert in 211 Nummern französische Grafik in detaillierten Einträgen und bildet schon allein dadurch ein unverzichtbares Kompendium für die Forschung. Allein die Menge an minutiös recherchierten und hier kompilierten Kupferstichen ist bemerkenswert, sie aber zusätzlich in einen sinnvollen Zusammenhang miteinander zu bringen und Kooperationen und Abhängigkeiten von Künstlern, Auftraggebern und tatsächlich ins Werk gesetzten Stichfolgen nachzuspüren und darzustellen ist eine große Aufgabe. Der Autor hat sie sehr gut gelöst.

Die Arbeit ist als Dissertation entstanden, zur Drucklegung wurde der Text gekürzt. Hier darf die Frage gestellt werden, welcher Professor den Kandidaten mit einem solchen Mammutthema betraut, das ihn viele Jahre beschäftigt, ohne dafür bezahlt zu werden.

Nicht die Ausbreitung des Materials ist Ziel des Werks: „Das Spektrum der möglichen Anwendungen reicht von der Rekonstruktion historischer Interieurs über die Erforschung der alltäglichen, meist in zeremonielle Abläufe eingebundenen Nutzung solcher ausgestalteten Räume und Raumfolgen bis hin zu Fragen des Exports und Transfers dieser Muster und Realisationen außerhalb Frankreichs.“ (S.

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Quelle: http://recs.hypotheses.org/790

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Die revidierte Lutherbibel 2017 – eine verpasste Chance?

Am vergangenen Sonntag wurde die revidierte Lutherübersetzung in einem Festgottesdienst in Eisenach vom EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm symbolisch an die Gemeinden übergeben. Damit endet ein langer und aufwändiger Revisionsprozess, an dessen Ende laut Internetseite der Deutschen Bibelgesellschaft Änderungen an insgesamt 56% … Weiterlesen →

Quelle: http://enipolatio.hypotheses.org/634

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