Über die Bedeutung der Herkunft in Staat und Gesellschaft ist in den vergangenen Jahren nicht nur heftig gestritten, sondern auch viel Tinte vergossen worden – in den Medien ebenso wie in der Wissenschaft. Bis heute ist jedoch das letzte Wort darüber nicht gesprochen.
Das zeigen die hitzigen Debatten, die nach der Festnahme Deniz Yücels, des deutschtürkischen Welt-Korrespondenten in der Türkei Anfang 2017 unter Journalistinnen und Journalisten in der Bundesrepublik entbrannten. Auslöser für diese Debatten war ein Artikel, den Michael Martens nach Yücels Verhaftung in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung im Februar 2017 veröffentlichte. Darin nahm er die Verhaftung Yücels zum Anlass, um die Entsendungspolitik deutscher Verlage kritisch unter die Lupe zu nehmen. Auffällig sei dabei, so sein Befund, dass man gerade türkischstämmige, wenn auch in Deutschland aufgewachsene Journalistinnen und Journalisten in die Türkei schicke. Er fragte sich deshalb, warum die Verlage die „Kinder oder Enkelkinder türkischer Gastarbeiter so oft auf die Rolle von ‚Türkei-Erklärern‘“ reduzierten, und sprach in diesem Zusammenhang von „Herkunftsghettoisierung im deutschen Journalismus“.
Der Artikel löste unter Journalistinnen und Journalisten in der Bundesrepublik zum Teil heftige Reaktionen aus. Die einen hielten den Anlass für einen solchen Beitrag für ganz und gar unpassend und bezeichneten den Artikel entsprechend als „infam“, „paternalistisch“, „unsinnig“, „daneben“, „irritierend“, „traurig“, „ganz unten“.
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Quelle: http://gab.hypotheses.org/4098