“From Lesser to Tanya Ury: German-Jewish Artists 1890-2010” – Ein (subjektiver) Bericht

In seinem Gastbeitrag gibt Oliver Sukrow einen Überblick über den ersten Teil des Konferenzpanels „From Lesser to Tanya Ury: German-Jewish Artists 1890-2010“, das während des College Art Association Annual Meeting 2013 gehalten wurde. Im Rahmen des diesjährigen Treffens der College … Weiterlesen

Quelle: http://musermeku.hypotheses.org/482

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Vier Schätze des Studierzimmers (IV)

Sobald die Tusche auf dem Reibstein angerieben worden ist, konnte und kann man zum Pinsel greifen. Durch ihre Bedeutung für Malerei und Kalligraphie stellen Tusche und Pinsel “vielleicht sogar das prägnanteste Ausdrucksmittel”[1] der chinesischen Kunst dar. In der Phrase bi mo zhi yan 筆墨紙硯 (d.i. Pinsel, Tusche, Papier, Reibstein), die für die wichtigsten Utensilien des Kalligraphen steht, wird der Pinsel gar an erster Stelle genannt.

Während die Legende dem Qin-General Meng Tian 蒙恬 (ausgehendes 3. Jh.v.Chr.) die Erfindung des Pinsels zuschreibt, ist jedoch davon auszugehen, dass der Pinsel schon viel früher Verwendung gefunden hatte, spätestens nachdem man dazu übergegangen war, Texte auf Bambus und Seide zu schreiben. [2]

Bei der Herstellung des Pinsels werden Tierhaare (von Hirsch, Ziege, Hase, Fuchs und Wolf) oder Vogelfedern verwendet.[3]. Stand das Zeichen bi 筆 früher ausschließlich für Pinsel, so bezeichnet es (mit entsprechenden Zusätzen) heute alle Schreibgeräte.

Die Bedeutung des Pinsels für Literatur und Kultur fand nicht zuletzt in frühen Klassifikationen chinesischer Literatur ihren Niederschlag. In seinem Wenxin diaolong 文心彫龍 (“Literarische Gesinnung und das Schnitzen von Drachen”), in dem er die literarischen Werke in 34 Kategorien einteilte, ordnete Liu Xie 劉勰 Prosawerke unter die Rubrik bi 筆 ein, während er die Dichtung in der Rubrik wen 文 – zu wen vgl. Annäherungen zum Kulturbegriff im Chinesischen – auflistete.[4]. Diese Unterscheidung, die also Ende des 5./Anfang des 6. Jahrhunderts verbreitet gewesen zu sein scheint, wird später auch bei dem japanischen Mönch Kūkai (774-835) erwähnt:

“In der Art, Texte zu schreiben, gibt es nur bi und wen. Wen umfaßt Gedichte, Rhapsodien, Inschriften, Preisungen, Ermahnungen, Würdigungen, Klagelieder und dergleichen mehr; bi umfasst Erlasse, Pläne, Throneingaben, Stellungnahmen, Briefe, Berichte usw. Oder um es direkt zu sagen: was sich reimt, ist wen, und was sich nicht reimt, ist bi.”[5]

Die Homophonie von bi 筆 (Pinsel) und bi 必 (sicher, sicherlich) fand etwa in der chinesischen Symbolik ihren Niederschlag. Ist der Pinsel durch die Nabe eines Rades gesteckt, bedeutet dies “er wird sicher treffen” (hier machte man sich die Bedeutungen von zhong 中 (einerseits “Mitte”, andererseits “ein Ziel treffen”) zunutze. Diese Anspielung soll den Wunsch zum Ausdruck bringen, dass ein Kandidat bei den Beamtenprüfungen, die erst eine Karriere als Gelehrten-Beamter ermöglichten, bestehen möge/werde. [6]

 

  1. Thomas O. Höllmann: Das alte China. Eine Kulturgeschichte (München 2008) 221.
  2. Vgl. Helwig Schmidt-Glintzer: Geschichte  der chinesischen Literatur. Von den Anfängen bis zur Gegenwart (München, 2. Aufl., 1999) 84.
  3. Eine nützliche Übersicht über die Herstellung und die einzelnen Teile des Pinsels sowie über die verschiedenen Formen von Pinselspitzen in Grove Art Online: China § XIII,4 Brushes sowie Asia-Art.net: Chinese Brush-Painting.
  4. Vgl. Grand Dictionnaire Ricci de la lange chinoise, Bd. IV, S. 987 (Nr. 8813. Zum Wenxin diaolong vgl. chinaknowledge.de: Wenxin diaolong.
  5. Zitiert nach Schmidt-Glintzer: Geschichte der chinesischen Literatur, 251
  6. Vgl. Wolfram Eberhard: Lexikon chinesischer Symbole. Die Bildsprache der Chinesen (München, 5. Aufl., 1996) 230 (‘Pinsel’), Patricia Bjaaland Welch: Chinese Art. A Guide to Motifs and Visual Imagery (Singapore 2008) 264 (‘Writing Instruments’).

Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/558

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Kunst wurde überschätzt

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Bildende Kunst aus Ost und West der Zeit 1945 bis 1968. Auf der einen Seite die offene Struktur des Abstrakten als Symbol der Freiheit – auf der anderen Seite der sozialistische Realismus mit seiner Individualität und Figuration? Inwiefern vermittelt sie – gegenübergestellt – die ideologischen Gräben zwischen den konkurrierenden deutschen Teilstaaten? Unter dem Titel “Der geteilte Himmel” stellt die Neue Nationalgalerie die Hauptpositionen von Ost und West der Epoche 1945 bis 1986 vor.

Die Unterscheidung der “abstrakten” Kunst des Westens auf der einen Seite und der “figurativen” oder der “Staatskunst” des Ostens auf der anderen Seite greift zu kurz. Welche Rolle spielte die Kunst jeweils in Ost und West während der politischen Ereignisse des Kalten Krieges konkret? Und welche Bedeutung kommt dem Staat bei der Ausübung der Kunst zu? Im MONTAGSRADIO “Vor Ort” in der Neuen Nationalgalerie sprechen Markus Heidmeier und Jochen Thermann mit der Kunsthistorikerin Susanne von Falkenhausen, Professorin für Neuere Kunstgeschichte an der Humboldt Universität zu Berlin, und der Kunstkritikerin Ingeborg Ruthe über die Charakteristika der Kunst in Ost  und West, über “Aushandlungsformen und -prozesse” in der Künstlerszene, über Leitbilder und Begegnungen. Sie sprechen auch über Kontinuitäten und Brüche vor und nach 1945, verursacht durch das NS-Regime und seine Protagonisten.

 

Und hier noch die Timeline zu dem Gespräch:

- 01:00 Erste Eindrücke: “Über die Gräben hinweg Dialoge anzetteln”

- 05:00 abstrakte Kunst des Westens vs. “Staatskunst” der DDR?

- 09:00 “im Rahmen der Nation gedacht”

- 11:00 Produktionswirklichkeiten von Künstlern in der DDR – “Bilder mit der Butterseite zur Wand”

- 15:50 die Restriktionen des Westens

- 20:00 Kontinuitäten und Brüche nach 1945

- 24:00 das Leitbild der Kunstproduktion in der DDR

- 27:30 Wann hatte der Staat Angst vor der Kunst?

- 32:00 die Individualität der DDR-Kunst in den 70er und 80er Jahren

- 37:00 gibt es eine “deutschere” Kunst?

- 40:00 Allegorien, Metaphern und Gleichnisse

- 43:30 Gab es Begnungen zwischen den Künstlern in Ost und West?

- 46:00 Überraschungen & Entdeckungen der Ausstallung

- 49:30 MONTAGSRADIO-Fragebogen

 

Die Ausstellung “Der geteilte Himmel. Die Sammlung. 1945 bis 1968″ ist noch bis September 2013 in der Neuen Nationalgalerie zu sehen.

Quelle: http://www.montagsradio.de/2013/06/10/kunst-war-uberschatzt/

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Lassen Sie mich durch, ich bin Doktor!?

Für eine akademische Karriere ist eine Promotion unerlässlich. Wer eine wissenschaftliche Forschungs- und/oder Lehrstelle anstrebt, legt mit einem Promotionsstudium den Grundstein für den späteren Karriereweg. Doch wie sieht es aus, wenn man als Geisteswissenschaftler einen Berufsweg einschlagen möchte, der nicht … Weiterlesen

Quelle: http://musermeku.hypotheses.org/205

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Kulturgeschichte Chinas im Netz (II)

In loser Folge werden Webseiten präsentiert und rezensiert, die sich mit der Kulturgeschichte Chinas im weitesten Sinne beschäftigen. Vgl.  “Kulturgeschichte Chinas im Netz (I)”

Die Seiten von Bridging Eurasia, auf denen das Deutsche Archäologische Institut und die Chinesische Akademie für Kulturerbe (Zhongguo wenhua yichan yanjiuyuan 中國文化遺產研究院) “gemeinsam über aktuelle Entwicklungen, Konservierungsarbeiten, Museumseröffnungen und Neuerscheinungen” informieren, bieten – in Deutsch, Englisch und Chinesisch – neben einer sehr nützlichen Zusammenstellung von Fachzeitschriften zur Chinesischen Kulturgeschichte auch eine Rezension des auf 32 Bände angelegten Zhongguo wenwu ditu ji 中國文物地圖集 (“Atlas of Cultural Relics”/Atlas der historischen Denkmäler Chinas). Neben den Hinweisen auf Publikationen zum Kulturgüterschutz werden in der Rubrik “Neuigkeiten” Hinweise auf archäologische Endeckungen, auf Museen und Ausstellungen sowie zum Thema “Kulturerhalt” gegeben. Die Rubrik “Übersichtsartikel” enthält bislang als einzigen Beitrag “Die ältesten menschlichen Fossilien in China”  (von Richard Ehrich).

Von den archäologischen Funden in China haben die Terrakottakrieger des Ersten Kaisers (Qin Shihuangdi, r. 221-210 v. Chr.) weltweit sicherlich die größte Aufmerksamkeit erhalten. Einige diesem Fund gewidmete Ausstellungen (die sich in der Regel als Besuchermagnet erweisen[1] ) werden mit Online-Präsentationen beworben – derzeit etwa “China’s Terracotta Warriors. The First Emperor’s Legacy” im Asian Art Museum, San Francisco (22 Februar – 27. Mai 2013)[2] oder “Qin – Der unsterbliche Kaiser und seine Terrakottakrieger” am Bernischen Historischen Museum (15. März – 27. November 2013)[3]

Informationen zum kulturellen Erbe Chinas bieten auch die in den Jahren 1998 bis 2012 von Richard R. Wertz in sehr ‘chinoisem’ Design erstellten Seiten “Exploring Chinese History”, die Rubrik “Culture” enthält durchaus nützliche Informationen zu den Gebieten Sprache, Literatur, Archäologie, Philosophie, Religion und Bevölkerung.

 

  1. So zählte man bei “The First Emperor: China’s Terracotta Army” (British Museum, 13. September 2007 – 6. April 2008) 850.000 Besucher. Vgl. http://www.britishmuseum.org/about_us/museum_activity/china.aspx
  2. Vgl. dazu auch die Presseaussendung des Museums vom 2. Januar 2013
  3. Vgl. dazu auch “Qin-Ausstellung in Bern eröffnet”, http://www.archaeologie-online.de/magazin/nachrichten/qin-ausstellung-in-bern-eroeffnet-25087/

Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/448

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Kulturgeschichte Chinas im Netz (I)

Angeregt durch den Überblick von Mind the gap(s) über die China-Blogosphäre (Teil 1, Teil 2) erscheint es sinnvoll, mit einem kommentierten Überblick über Webseiten zu beginnen, die sich der Kulturgeschichte Chinas im weitesten Sinne widmen.

Unter der Leitung von Patricia Buckley Ebrey (University of Washington) entstand “A Visual Sourcebook of Chinese Civilization”. Eine Zeittafel liefert nicht nur einen Überblick über die wichtigsten Dynastien des kaiserlichen China sondern bietet auch dreizehn Karten, die die territoriale Entwicklung Chinas vom Neolithikum bis in die Gegenwart veranschaulichen. Das Themenspektrum reicht von Gräbern aus der chinesischen Antike, über Buddhismus, Kalligraphie und Malerei bis hin zu Gartenkunst, Wohnkultur, Kleidung und der Entwicklung der graphischen Künste in der chinesischen Moderne.

An eine breite Leserschaft – vom Wissenschaftler bis zum interessierten Laien – wendet sich Ulrich Theobald (Tübingen) mit Chinaknowledge – a universal guide for China studies – laut Kurzpräsentation auf der Startseite geht es ihm darum, für jene Bereiche der Geschichte und Kultur Chinas Informationen anzubieten, die anderswo nur ungenügend behandelt werden. Bei der Aufbereitung der einzelnen Themen stützt er sich beinahe ausschließlich auf wissenschaftliche Publikationen in chinesischer Sprache. Die Schwerpunkte liegen auf Kunst, Literatur, Geschichte, Religionen, Musik, Sprache und Schrift.

Eine wahre Fundgrube für Fragen rund um Geschichte, Gesellschaft und das kulturelle Erbe Chinas ist das 2005 gegründete und bis 2007 unter dem Titel China Heritage Newsletter publizierte E-Journal China Heritage Quarterly, das von Geremie R. Barmé (Australian National University) herausgegeben wird[1]. Der Bogen der Beiträge spannt sich vom 80. Jahrestag der Gründung des Palastmuseums in Beijing (Nr. 4, Dezember 2005) oder dem islamischen Erbe Chinas (Nr. 5, März 2006) und den Bemühungen um die Instandhaltung der Chinesischen Mauer (Nr. 6, Juni 2006) bis hin zur kulturgeschichtlichen Bedeutung des West-Sees (Xihu 西湖) bei Hangzhou (Nr. 28, Dezember 2011).

Eine sehr nützliche Linkliste zu chinesischer Kunst und Kultur ist in den “Museums and Exhibitions” sowie “Research + Reference” gewidmeten Abschnitten des Arts of China Consortium (früher: Chinese and Japanese Art History WWW Virtual Library) zu finden.

Der ebenfalls unter dem Dach der WWW Virtual Library 1995 online gegangene Internet Guide for Chinese Studies wurde zuletzt im Juni 2009 (!) aktualisiert. Für eine weitere Beschäftigung mit Aspekten der Kulturgeschichte Chinas interessant erscheinen die in Abschnitten B (“Philosophy/Religion”), C/D (“History”), L (“Education”, vor allem “History of Education”), M (Music), N (“Fine Arts”, von Architektur über Malerei und Kalligraphie bis hin zu Jade und Einrichtungsgegenständen) gesammtelten Links.

  1. Vgl. “Behind the Scenes” http://www.chinaheritagequarterly.org/behind.php?issue=030

Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/426

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Der 27. Januar als weltweiter Holocaust-Gedenktag

Bild: Angelika Schoder
Seit 1996 ist der “Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus” in Deutschland ein gesetzlich verankerter Gedenktag und damit fester Bestandteil der nationalen Erinnerungskultur. Im Jahr 2005 führten Beschlüsse des EU-Parlaments sowie der UN-Generalversammlung dazu, dass der 27. Januar auch zu einem internationalen Gedenktag avancierte.

Anlässlich des 60. Jahrestages der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee im Jahr 1945 verabschiedete das Parlament der Europäischen Union (EU) einen Beschluss zum Holocaust-Gedenken. Mit dieser „Entschließung zum Gedenken an den Holocaust sowie zu Antisemitismus und Rassismus“ vom 27. Januar 2005 wurden alle EU-Mitgliedsstaaten dazu aufgefordert,

„jegliche Form von Intoleranz und Aufwiegelung zum Rassenhass sowie alle Belästigungen und rassistischen Gewalttaten zu verurteilen […] insbesondere alle Gewalttaten, die aus Hass oder Intoleranz gegenüber anderen Religionen oder Rassen begangen werden“.[1]

Eine Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Verbrechen, die in der Zeit zwischen 1933 und 1945 verübt wurden, sollte dazu beitragen, die Gesellschaft gegenüber Intoleranz, Diskriminierung und Rassismus zu sensibilisieren. Aus diesem Grund sei es sinnvoll, so das EU-Parlament, dass insbesondere junge Menschen zur Auseinandersetzung mit der Geschichte des Holocaust angeregt werden. Als wichtiger Beitrag hierzu wurde, neben der Errichtung von Gedenk- und Bildungsorten und der Thematisierung des Holocaust in schulischen Lehrplänen, die Begehung des 27. Januar als „europäischem Holocaustgedenktag“ angesehen.

Dass der Holocaust auch außerhalb Europas zu einem moralischen Maßstab avancierte, welcher nationale historische Erinnerungskulturen hinter sich lässt, um gemeinsame transnationale Bezüge herzustellen, zeigte sich am 1. November 2005, als die Generalversammlung der Vereinten Nationen (United Nations – UN) mit der Verabschiedung der Resolution 60/7 den Gedenktag des 27. Januar zum „International Day of Commemoration in Memory of the Victims of the Holocaust” erklärte.[2]

Die Resolution war nicht nur darauf ausgerichtet, das Datum des 27. Januar als weltweiten Holocaust-Gedenktag zu proklamieren, sondern sollte in den UN-Mitgliedsstaaten auch die Entwicklung pädagogischer Programme anregen, welche die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus für folgende Generation wach halten und gleichzeitig auch auf gegenwärtige Verbrechen gegen die Menschlichkeit verweisen sollten. Darüber hinaus sprach sich die UN in der Resolution ausdrücklich gegen die Leugnung des Holocaust sowie gegen jede Form von Intoleranz, Volksverhetzung und Bedrohung oder Gewalt gegenüber Personen oder ethnischen bzw. religiösen Gruppen aus.[3]

Der Resolutionsentwurf, welcher durch den israelischen Repräsentanten Dan Gillerman vorgebracht worden war, wurde von 104 Mitgliedsstaaten der UN, vom Generalsekretär, vom Unter-Generalsekretär für Kommunikation und Öffentliche Information sowie vom Präsidenten der Generalversammlung unterstützt. Das weit über die europäischen Grenzen hinaus reichende Interesse an der Thematik zeigte sich auch darin, dass Repräsentanten aus allen fünf Kontinenten zu den Unterstützern des Resolutionsentwurfs zählten – unter ihnen auch Länder, die selbst unter den Folgen von Bürgerkriegen oder Völkermord leiden oder sich bis heute mit Vorwürfen zur Verletzung von Menschenrechten auseinandersetzen müssen, wie Liberia, Sierra Leone oder Uganda.[4]

Sowohl der Beschluss des EU-Parlaments als auch die UN-Resolution zum Holocaust-Gedenken können als Versuche gesehen werden, eine Holocaust-orientierte Erinnerungskultur auf transnationaler Ebene zu etablieren, in der nationalspezifische Gedenkmechanismen und länderübergreifende Interpretationsschemata zusammenwirken. Die nationalsozialistischen Verbrechen werden schließlich heute nicht mehr nur von den „Tätern“ und „Opfern“ erinnert, sondern zunehmend auch von Nationen, welche nicht direkt von den Ereignissen betroffen waren. Der Holocaust scheint somit über seinen (west-)europäischen Bezug hinaus zu einem allgemeingültigen moralischen Bezugspunkt geworden zu sein.

Bei dem Blog-Beitrag handelt es sich um einen Auszug aus meinem Essay, der im Mai 2012 im Themenportal Europäische Geschichte erschien. (Angelika Schoder: Die Globalisierung des Holocaust-Gedenkens. Die UN-Resolution 60/7 (2005). In: Themenportal Europäische Geschichte, 2012.)

[1] Europäisches Parlament: Entschließung des Europäischen Parlaments zum Gedenken an den Holocaust sowie zu Antisemitismus und Rassismus: P6_TA[2005]0018, 27. Januar 2005, Abschnitt F.2.

[2] Vereinte Nationen: Resolutionen und Beschlüsse der sechzigsten Tagung der Generalversammlung, Band I: Resolutionen 13. September – 23. Dezember 2005. Offizielles Protokoll, Sechzigste Tagung, Beilage 49 [A/60/49], S. 34f.

[3] Dazu auch: United Nations: Resolution Adopted by the General Assembly, 61/255, Holocaust Denial. 85th Plenary Meeting, 26 January 2007.

[4] United Nations General Assembly [GA/10413]: Sixtieth General Assembly Plenary 42nd Meeting, 1.11.2005. General Assembly Decides To Designate 27 January As Annual International Day Of Commemoration To Honour Holocaust Victims.

Foto: Candles II (Angelika Schoder, 2013)

Quelle: http://musermeku.hypotheses.org/24

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2500 Jahre in 90 Minuten? “Kulturgeschichte Chinas” in einer Ringvorlesung

Im Rahmen der am Institut für Geschichte der Universität Wien in jedem Sommersemester anzubietenden Kulturgeschichte-Ringvorlesung  werden sich diesmal – und über das Semester verteilt – mehrere Vorträge mit den Kulturen Asiens beschäftigen. In der Vorlesungseinheit am 19.3. stand die Kulturgeschichte Chinas auf dem Programm.

Dass man sich bei einem weiten Feld wie der Kulturgeschichte und bei der räumlichen Ausdehnung Chinas auf einen beziehungsweise auf einige wenige Aspekte beschränken muss, liegt auf der Hand. Bei der Durchsicht meiner bisher für die in Arbeit befindliche “Einführung in die Kulturgeschichte Chinas” gesammelten Notizen und Textfragmente fiel meine Wahl auf die Bedeutung der “drei Lehren” (san jiao 三教) – Konfuzianismus, Daoismus und Buddhismus – für die kulturellen Entwicklungen in China.

Nach einleitenden Hinweisen zum Kulturbegriff im Chinesischen war die erste Hälfte der Vorlesung einer Kurzpräsentation der Geschichte der “drei Lehren” gewidmet. Für jede der drei Lehren wurde der jeweilige chinesische Begriff erläutert und kurz auf die Geschichte der im Westen dafür gebräuchlichen Bezeichnungen hingewiesen.

Im Zusammenhang mit dem Konfuzianismus folgte auf Bemerkungen zu Leben und Wirken des Konfuzius ein Abriss der durchaus wechselvollen Geschichte der auf ihn zurückgeführten Lehren – begleitet von Kartenmaterial und einigen Fotos aus dem Kongmiao 孔廟 (Konfuzius-Tempel) in Beijing. Als exemplarisch für das “konfuzianische” Denken wurden einige sozialethische Anschauungen vorgestellt: neben den “fünf Grundbeziehungen” (wulun 五論) vor allem die “drei Gehorsamspflichten” (sancong 三從; gegenüber Vater, Ehemann beziehungsweise Sohn) und “vier Tugenden” (side 四德; Keuschheit, angemessene Sprache, “richtiges” Betragen und Fleiß)  die die untergeordnete Stellung der Frau im traditionellen China besonders deutlich machen.

Bei der Geschichte des Daoismus wurde der weite Bogen vom “philosophischen” Daoismus (daojia 道家) – wie er mit der historisch nicht belegten Figur des Laozi 老子 und dem Daodejing 道德經 (“Buch vom Weg und von der Wirkkraft”) verbunden wird (im “Westen” gemeinhin unter den Schreibungen Lao-tse beziehungsweise Tao-te-king “bekannter”) – bis zum “religiösen” Daoismus (daojiao 道教) mit seinen daoistischen “Meistern” (daoshi 道士), seiner Bedeutung für die Entwicklung der Alchemie und der Entstehung eines Netzes von Tempeln (guan 觀) – die Geschichte der daoistischen Tempel wurde am Beispiel des Baiyun guan 白雲觀 (“Tempel der Weißen Wolke”) in Beijing skizziert, der auch das Jahrzehnt der “Kulturrevolution” (1966-1976) unbeschadet überstanden hat.

Die Entwicklung des Buddhismus und seiner Verbreitung nach Südost- und Ostasien wurde anhand entsprechender Karten und Graphiken erläutert. Die legendenumwobenen Anfänge des Buddhismus in China im 1. nachchristlichen Jahrhundert – zwei Mönche, die auf weißen Pferden die ersten Sutren aus Indien gebracht hatten – kamen ebenso zur Sprache wie die ausgedehnten Reisen chinesischer buddhistischer Mönche nach Indien. Diese oft als “Pilgerreisen” bezeichneten Unternehmungen dienten primär dem Sammeln weiterer buddhistischer Texte. Der berühmteste dieser Indienreisenden war Xuanzang 玄奘, der im zweiten Viertel des 7. Jahrhunderts auf seinen knapp siebzehn Jahre dauernden Reisen insgesamt 25000 Kilometer zurückgelegt haben soll. Die weitere Entwicklung des Buddhismus – nach der Buddhistenverfolgung der 840er Jahre – wurde dann vor allem anhand der Bedeutung, die dem Lamaismus vor allem in der Qing-Dynastie (1644-1912) beigemessen wurde, dargestellt.

Im zweiten Teil der Vorlesung illustrierte ich die Bedeutung der “Drei Lehren” an den Bereichen “Herrschaft”, “Bildung” und “Kunst” (wie sich bei der Vorbereitung zeigte, musste auf den ursprünglich ebenfalls geplante Bereich “Festkultur” aus Zeitgründen verzichtet werden).

Beginnend mit den streng ritualisierten Abläufen der offiziellen Etikette (Einhaltung detaillierter Vorschriften bei kaiserlichen Audienzen) wurden Rolle und Funktion des Kaisers von China vor allem am Beispiel des so genannten “Staatskultwesens” skizziert (illustriert unter anderem mit dem Rundhügel, der dreistufigen Terrasse am Tiantan 天壇 (Opfergelände des Himmels) in Beijing).

In Anlehnung an den dem Konfuzius zugeschriebenen Ausspruch “Etwas lernen und sich immer wieder darin üben – schafft das nicht auch Befriedigung?” wurde die Bedeutung von Bildung und Literatur am Beispiel des Systems der Beamtenprüfungen gezeigt. In diesem Zusammenhang durfte auch der Hinweis auf die von den Kaisern unternommenen Bemühungen zur Herausgabe umfassender Enzyklopädien und Anthologien – und der damit einhergehenden Zensurmaßnahmen – nicht fehlen.

Um die Bedeutung der “drei Lehren” für die Geschichte der chinesischen Kunst zu veranschaulichen, wurde neben Beispielen für buddhistische Statuen auch kurz auf die Malerei eingegangen: zum einen auf die aufgrund ihres Detailreichtums kulturgeschichtlich überaus wertvolle Bildrolle Qingming shanghe tu 清明上河圖 (“Flussaufwärts beim Qingming-Fest”, von Zhang Zeduan 張擇端, 12. Jh.), die die vielen Facetten des Lebens in einer Metropole im frühen 12. Jahrhunderts zeigt, zum anderen auf ein Werk des Bada Shanren 八大山人 (17. Jh.), der den größten Teil seines Lebens dem Wein, der Kalligraphie und der Malerei gewidmet hatte.

 

Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/313

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“Die kaputte Mütze des Opas” – Geschichte gemeinsam erzählen

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Das Jahr 2014 wird schon jetzt zum Erinnerungsjahr der Europäischen Zeitgeschichte erhoben. Es jähren sich der Beginn des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal, der des Zweiten Weltkriegs zum 75. Mal, die Revolutionen gegen die kommunistischen Diktaturen zum 25. Mal und die EU-Osterweiterung zum 10. Mal. Eine Initiative, die die Geschichte des Ersten Weltkriegs anhand persönlicher Erinnerungen als europäisches Ereignis darstellt und lebendig werden lässt, ist die Online-Plattform Europeana 1914 – 1918.

In dem zweiten Gespräch des MONTAGSRADIO “Vor Ort” auf der 6. Geschichtsmesse in Suhl sprechen Miriam Menzel und Kaja Wesner mit Frank Drauschke, dem Mitbegründer von Facts & Files – Historisches Institut Berlin, der die Online-Plattform von deutscher Seite betreut. Im Gespräch geht es u.a. um die Resonanz auf das Crowdsourcing-Projekt Europeana 1914 – 1918, das Nachfolgeprojekt Europeana 1989 und die Chancen auf eine länderübergreifende und persönliche Verständigung über die einschneidenden Ereignisse europäischer Geschichte.

Und hier die Kurzübersicht über das Gespräch mit der Timeline:

01:00 Hin zu einer europäischen Erinnerungskultur

02:00 Europeana.eu – Plattform für kulturelles Erbe Europas

03:00 Europeana 1914 – 1918 – Persönliche Erinnerungen zum Ersten Weltkrieg

08:00 Chancen & Grenzen von Crowdsourcing

09:30 Verständigung und Austausch über europäische Geschichte?

11:30 Europeana 1989 – Start im Juni 2014

14:30 Wie europäisch sind die Europeana-Initiativen?

19:00 Fragebogen

Quelle: http://www.montagsradio.de/2013/03/14/die-kaputte-mutze-des-opas-geschichte-gemeinsam-erzahlen/

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“Geschichte ist primär ein Fachdiskurs”

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Muss von einem “historischen Analphabetismus” gesprochen werden, wenn bestimmte Herrscherdaten und -namen von heutigen Schülern nicht einwandfrei wiedergegeben werden oder spezifischen Epochen zugeordnet werden können? Befindet sich der Geschichtsunterricht im 21. Jahrhundert demnach in der Krise?

Das MONTAGSRADIO “Vor Ort” war als Medienpartner auf der 6. Geschichtsmesse in Suhl und hat dort Gespräche mit den Referenten und Referentinnen der Messe geführt. Mit Hans-Jürgen Pandel, erem. Professor für Geschichtsdidaktik der Martin-Luther Universität Halle/Wittenberg, sprechen Miriam Menzel und Kaja Wesner über die Geschichte der Didaktik an deutschen Universitäten, sich ständig wandelnde Lehrpläne und die Kriterien für einen guten Geschichtsunterricht.

Und hier die Timeline zu dem Gespräch:

01:00 Geschichtsunterricht in den 50er und 60er Jahren

03:30 Befindet sich der Geschichtsunterricht im 21. Jahrhundert in der Krise?

06:00 Schulischer Kanon im ständigen Wandel

12:00 Kriterien für einen guten Geschichtsunterricht: Unterricht soll Kommunikation erzeugen

16:00 Geschichtsvermittlung in der Migrationsgesellschaft

21:30 “Historisieren” als historischer Denkstil

27:00 geschichtskulturelle und Gattungskompetenz

31:00 MONTAGSRADIO-Fragebogen

Quelle: http://www.montagsradio.de/2013/03/07/geschichte-ist-primar-ein-fachdiskurs/

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