Big Data History


Der Blick zurück — als ich promovierte

Als ich Ende der 90er Jahre des letzten Jahrtausends meine Promotion zur Grundherrschaft eines Klosters in Mittelhessen begann, stand am Anfang die systematische Untersuchung der Überlieferung. Alle für den untersuchten Zeitraum relevanten Urkunden habe ich mindestens einmal gelesen und den Inhalt auf Relevanz für meine Arbeit untersucht. Zu dieser Zeit waren digitalisierte Volltexte und Quellen noch die Ausnahme. Heute, gut 15 Jahre später, stehen Historiker vor einer anderen Situation. Sie haben Zugriff auf eine immer weiter wachsende Anzahl an Volltexten und digitalen Quellen, Metadaten usw.

Bei der Digitalisierung lag der Fokus zu Beginn noch auf der Imagedigitalisierung mit entsprechenden Metadaten. Selbst die MGH stellten ihre digitalisierten Buchseiten zunächst als Scans im Netz bereit, ohne direkten Zugriff auf die Volltexte zu bieten. Auch die Regesta Imperii, die von 2001 bis 2006 im Rahmen eines DFG-Projekts digitalisiert wurden, standen vor der Frage, wie die Texte im Netz dargeboten werden sollten1. Ich selbst war damals Mitarbeiter in diesem Projekt und wir entschieden uns für eine Volltextdarstellung, die dem Buch möglichst nahe kommen sollte. Vor allem aber war eine Volltextdarstellung über HTML wesentlich leichter zu implementieren als die Präsentation von Scans mit dahinter verstecktem Volltext, wie sie zeitweise von den MGH angeboten wurde.

 

Neue Rezeptionsmöglichkeiten und der Ausgleich buchtechnischer Nachteile

Der DFG-Antrag hob u.a. hervor, dass mit dem Digitalisierungsvorhaben zum einen buchtechnische Nachteile ausgeglichen und zum anderen neue Rezeptionsmöglichkeiten erschlossen werden sollten. Dabei bezog sich der Hinweis auf buchtechnische Nachteile beispielsweise auf die Abteilungen 7 (Ludwig der Bayer) und 13 (Friedrich III.), die im Unterschied zu den “regulären” Regesta Imperii-Bänden nicht die komplette Überlieferung, sondern jeweils mit einem Heft den Quellenbestand eines Archivs oder einer Archivlandschaft enthalten. Dies führt dazu, dass man für die Recherche eines bestimmten Zeitraumes parallel alle bisher publizierten Hefte durchsehen muss, was offensichtlich großen Arbeitsaufwand mit sich bringt. Heute sind solche Recherchen mit einer Suchanfrage im Regestenmodul wesentlich leichter möglich. Auch die Bereitstellung einer Volltextsuche über die Regesta Imperii hat sicherlich den einen oder anderen Historiker auf Spuren gebracht, die er mit der alleinigen Analyse der gedruckten Bände möglicherweise nicht entdeckt hätte.

 

Nutzerverhalten und Nutzerperspektive

Im Rahmen eines Vortrages auf der “Digital Diplomatics 2013″ im November letzten Jahres in Paris stellten meine Kollege Torsten Schrade und ich u.a. einige Analysen zum Nutzerverhalten des Regestenmodules der Regesta Imperii Online vor.

10er-Schritte

Anzahl der Treffer im Regestenmodul der Regesta Imperii Online (Quelle: Digitale Akademie, Mainz — www.digitale-akademie.de).

Datengrundlage waren die anonymisierten Daten von Suchanfragen aus dem Zeitraum von November 2012 bis Ende Oktober 2013. Bei jeder Suchanfrage wurde auch die Anzahl der erzielten Treffer mitgeloggt. Die Abbildung zeigt nun in einem Tortendiagramm wieviele der ca. 101.000  Nutzeranfragen im Regestenmodul 0 bis 10 Treffer, wieviele 11 bis 20, 21-30 usw. bis zu mehr als 100 Treffer erzielt haben. Es zeigt sich unter anderem, dass sich die Nutzer des Regestenmodules von ihren Ergebnissen her grob in drei Gruppen einteilen lassen. Die erste Gruppe nutzt die Expertensuche des Regestenmoduls optimal aus und bekommt in der Regel auf eine Anfrage zwischen 1 und 10 Regesten zurückgemeldet. Diese können dann am Bildschirm gelesen, gedruckt oder sonst weiter verarbeitet werden. Eine zweite Nutzergruppe bekommt zwischen 10 und 100 Treffern. Die dritte Gruppe erhält auf ihre Anfrage 100 oder mehr Treffer.

Erhält man bei der Regestensuche 1 bis 10 Treffer ist das Ergebnis mit vertretbarem Aufwand lesbar und zu überprüfen. Bei über 10 bis 100 Treffern würde ich vermuten, dass diese Nutzer versucht sein könnten, ihre Suchkriterien zu verschärfen und damit ein besseres (in diesem Fall auch kleineres) Ergebnis zu erhalten. Die dritte Gruppe erhält 100 oder mehr Treffer, deren Auswertung am Bildschirm äußerst mühselig ist.

Zu der letzten Gruppe gehören oft auch Nutzer, die mit einen einzigen Suchbegriff ohne weitere einschränkende Angaben sehr viele Treffer zurückgeliefert bekommen. Diese Gruppe hat aus meiner Sicht den “Google-Anspruch” bei minialem Input in die Suchmaske optimale Ergebnisse zu erhalten. Selbstverständlich kann man hier einwenden, dass Nutzer eines Quellenportals zumindest rudimentäre inhaltliche Kenntnis des untersuchten Gegenstandes, hier also der Regesta Imperii, mitbringen sollten.

Was mich bei den Ergebnissen aber erstaunte, war die Nutzungsform der Regestensuche. Die meisten Nutzer wussten genau, was sie suchten. Sie wählten die Bandansicht, riefen einen Band auf und suchten sich das gewünschte Regest. Sie nutzten die Onlineregesten in der gleichen Weise wie einen gedruckten Regestenband — nur kamen sie schneller ans Ziel. Den neuen Rezeptionsmöglichkeiten, wie einst im DFG-Antrag formuliert, entsprach dies aber sicherlich nicht.

Bei der Diskussion im Kollegenkreis über die Ergebnisse war der Hinweis auf die mangelnde inhaltliche Kompetenz der Nutzer ein häufiger Reflex. Zunächst reagierte ich ebenso und machte die fehlende Kenntnis über die Regesta Imperii für die hohen Treffermengen verantwortlich. Dann aber fiel mir auf, dass die Nutzer mit “Google-Anspruch” mit ihren hohen Treffermengen vielleicht einfach eine neue Nutzungsform unseres Online-Materials formulieren.

Bisher folgt auf die Suche nach “Heinrich”, welcher der meistgesuchte Begriff in den RI ist, die Anzeige:2

Sie suchten nach ‘Heinrich’
Ihre Suche erzielte 17101 Treffer, ausgewählt wurden die 1000 relevantesten Regesten.
Sie sehen die Treffer 1 bis 20. Zur Verfeinerung Ihres Ergebnisses modifizieren Sie Ihre Suchabfrage.

Man könnte die Suchmöglichkeiten vielleicht dahingehend ergänzen, dass dem Nutzer bei der Suche nach ‘Heinrich’ folgendes angeboten wird:

Sie suchten nach ‘Heinrich’
Sie haben 17.101 Treffer. Möchten Sie für die Einschränkung der Treffermenge eine Visualisierung der Trefferliste in chronologischer oder geographischer Form oder die Anzeige der Treffer pro Abteilung der Regesta Imperii ?

Mit neuen Visualisierungsmethoden und einem transparenten Drill-Down3 könnten neue Blicke auf bereits vorhandenes digitales Material möglich werden.

 

Die kritische Masse

In den letzten Jahren haben die als digitale Volltexte zur Verfügung stehenden Quellen stark zugenommen. Neben den Regesta Imperii werden im Akademienprogramm4 immer mehr Projekte digitalisiert und im Netz bereitgestellt. Bei Neuanträgen im Akademienprogramm muss ein Abschnitt zur Bereitstellung der Forschungsergebnisse im Internet enthalten sein. Diese Bemühungen für eine breite Digitalisierung von Forschungsmaterialien haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass wir langsam eine “kritische Masse” überschritten haben5. Und hier würde ich wieder zum “Google-Anspruch” aus dem letzten Absatz zurückkehren. Könnte es nicht neue Forschungsperspektiven aufzeigen, wenn wir große Datensammlungen gemeinsam untersuchen, sehr große Ergebnismengen erhalten und aus den anschließenden Visualisierungen oder mit anschließendem Drill-Down neuen Phänomenen oder Fragestellungen auf die Spur kommen, die wir aus analoger Perspektive nicht wahrgenommen haben ?

 

Visualisierung als Weg zu neuen Erkenntnissen

In meinem Beitrag zu Digitalen Perspektiven mediävistischer Quellenrecherche habe ich verschiedene Suchmasken von Online-Quellenportalen untersucht. Dabei konnte ich zeigen, dass die Suchmasken in der Regel optimale Möglichkeiten für die Einschränkung der Treffermenge auf eine zu handhabende Größe bieten. Dem gegenüber werden bei der Trefferanzeige kaum Möglichkeiten zur Weiterverarbeitung oder Visualisierung von großen Ergebnismengen geboten. Gerade hier liegt aber aus meiner Sicht eine große Chance für die Geschichteswissenschaften: die Untersuchung großer Quellenbestände im Sinne einer Big Data History, mit der Zusammenhänge aufgezeigt werden können, die im “analogen” Zeitalter nicht möglich waren.

Fazit

Momentan stehen wir noch an der Schwelle zu Big Data History. Es ist aber nur noch eine Frage der Zeit, bis gemeinsame Schnittstellen projektübergreifende Quellenanalyse möglich machen, die Ergebnisse visualisiert und weiterverarbeitet werden können und damit neue Blicke auf das Quellenmaterial möglich werden. Die Analyse großer Datenmengen bringt für den Historiker aber auch Herausforderungen mit sich. Bei großen Datenmengen stellt sich die Frage nach Fehlerabschätzungen, neuen Analysemethoden und theoretischen Ansätzen. Andererseits verspricht die Digitale Perspektive auf eine Big Data History interessante neue Blicke auf unser Quellenmaterial.

PDF-Download: Big_Data_History

  1. Zur Entwicklung des frühen Digitalisierungsprojekts vgl. Kuczera, Andreas: Die Regesta Imperii Online (2007) – In: Historisches Forum Bd. 10 (2007). Zum aktuellen Stand vgl. Weller, Tobias: Die Regesta Imperii Online (2014) – In: Rheinische Vierteljahrsblätter Bd. 78 (2014) S. 234-241; Würz, Simone: Mittelalterliche Quellen im Internet: Aspekte der Digitalisierung und Vernetzung der Regesta Imperii Online (2011) – In: Archive im Web – Erfahrungen, Herausforderungen, Visionen S. 162-171
  2. Vgl. http://www.regesta-imperii.de/regesten/suche.html abgerufen am 10.10.2014.
  3. https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Drill-Down&oldid=117104292
  4. Zum Akademienprogramm vgl. http://www.akademienunion.de/forschung/
  5. Ein Hinweis, dass wir die “kritische Masse” überschritten haben, war der Erfolg von http://codingdavinci.de/

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/3962

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Die internationale Enzyklopädie 1914-1918-online

Am 8.10.2014 wurde die internationale Enzyklopädie 1914-1918-online in Brüssel offiziell vorgestellt. Das Online-Nachschlagewerk “International Encyclopedia of the First World War” hat zum Ziel, ein von international anerkannten Experten geschriebenes, englischsprachiges Referenzwerk der Forschungscommunity sowie der interessierten Öffentlichkeit im Open Access zur Verfügung zu stellen. Dabei soll eine multiperspektivische und internationale Ansicht auf den Ersten Weltkrieg ermöglicht werden.

Von A wie “ABC Pact (Alliance between Argentina, Brazil and Chile)” bis Z wie “Zimmermann Telegram” sind bislang 494 Artikel in der Enzyklopädie zu finden. Angekündigt werden insgesamt 1.649 Artikel, die nach Regionen, Themen, Forschungsobjekten und Artikeltypen geordnet sind. Zugriff auf die Einträge bietet auch eine bebilderte Timeline, mit der der Verlauf des Ersten Weltkriegs nachvollzogen werden kann.

Über 1.000 Autoren, Redakteure und Partner aus über 50 Ländern haben am Projekt mitgewirkt. Von der Max Weber Stiftung beteiligten sich die Deutschen Historischen Institute in London, Moskau, Paris, Rom und Warschau sowie das Orient-Institut Istanbul als strategische Kooperationspartner.

Weitere Informationen

Informationen zum Launch: http://www.1914-1918-online.net/public_launch/index.html

Zum Projektstart: Artikel von Arndt Weinrich im Blog Grande Guerre

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/1807

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Koordinatorin / Koordinator für Digitalisierung und Portalpräsentation

Die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek (SUB Göttingen) ist im Bereich der Digitalisierung des kulturellen Erbes auf den Ebenen Universität, Land, Bund und international vielfältig engagiert. Zum Ausbau ihrer Aktivitäten sowohl hinsichtlich der niedersächsischen Landeseinrichtungen als auch der Fakultäten der Universität Göttingen sucht die SUB Göttingen zum nächstmöglichen Zeitpunkt für die Dauer von zunächst 24 Monaten

eine Koordinatorin / einen Koordinator für Digitalisierung und Portalpräsentation (Entgeltgruppe 13 TV-L, Vollzeit, befristet)

Zu den Aufgaben der Koordinatorin / des Koordinators gehören:

  • Beratung von Landeseinrichtungen und Fakultäten hinsichtlich der Produktion von Digitalisaten und zugehöriger Metadaten unter Berücksichtigung aktueller Standards, Unterstützung der Kustoden bei der Einführung einer Sammlungssoftware
  • Abstimmung universitärer und landesweiter Digitalisierungsvorhaben und deren Präsentation im World Wide Web
  • Koordination von Vorhaben zwischen den Arbeitsbereichen der Bibliothek, der zentralen Kustodie, der Verbundzentrale (VZG) und des Hochschulrechenzentrum (GWDG)
  • Weiterentwicklung von Konzepten für unterschiedlichste digitale Nutzungsszenarien, z. B. Einbindung und Präsentation von Digitalisaten in verschiedene Portale
  • Vertretung der SUB in Arbeitsgruppen z. B. der Deutschen Digitalen Bibliothek

Vorausgesetzt werden:

  • Abgeschlossenes geisteswissenschaftliches Hochschulstudium und dokumentierte Erfahrungen im Bereich digitaler Nachweissysteme und Portale
  • Vertieftes Verständnis für die Anforderungen von Retrieval-Portalen in den Bereichen Struktur, Gestaltung, Benutzerführung, Usability, technischer Aufbau
  • Gute Kenntnisse im Bereich Metadaten (Normdaten, XML-basierte Beschreibungsformate wie LIDO, EAD, METS / MODS) sowie TEI und Linked Open Data
  • Sehr gute organisatorische Fähigkeiten, gutes Zeitmanagement
  • Hohe interdisziplinäre und interkulturelle Kompetenz, sehr gute Kommunikation und Teamfähigkeit
  • Breites Allgemeinwissen und Interesse an wissenschaftlichen Fragestellungen
  • Gute Englischkenntnisse in Wort und Schrift

Wünschenswert wären:

  • Erfahrung bei der Erstellung erfolgreicher Drittmittelanträge
  • Erfolgreiche Bewältigung von Koordinationsaufgaben im Projektbereich
  • Weiterführende Kenntnisse in der Programmierung (XML, RDF)
  • Praktische Erfahrung in den Bereichen Museum, Archiv oder Bibliothek

Die Stelle ist auch teilzeitgeeignet.

Die SUB Göttingen bietet eine attraktive Arbeitsumgebung sowie die Gelegenheit, eingebunden in vielfältige Aktivitäten am Aufbau nationaler und internationaler Forschungsinfrastrukturen und -dienste mitzuwirken.

Fragen zu dem Projekt beantwortet Ihnen gerne Herr Frank Klaproth (E-Mail).

Bitte richten Sie Ihre Bewerbung mit allen wichtigen Unterlagen in Kopie bis zum 15.11.2014 an den Direktor der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Dr. Wolfram Horstmann, Platz der Göttinger Sieben 1, 37073 Göttingen. E-Mail-Bewerbungen (E-Mail) sind ausdrücklich willkommen.

Reichen Sie bitte die Bewerbungsunterlagen nur in Kopie ein. Die Unterlagen werden nach einer Aufbewahrungsfrist von fünf Monaten nach Abschluss des Verfahrens vernichtet. Eine Rücksendung erfolgt nur, wenn der Bewerbung ein ausreichend frankierter und adressierter Rückumschlag beigefügt ist.

Die Universität Göttingen strebt in den Bereichen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind, eine Erhöhung des Frauenanteils an und fordert daher qualifizierte Frauen ausdrücklich zur Bewerbung auf. Schwerbehinderte Menschen werden bei entsprechender Eignung bevorzugt berücksichtigt.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4129

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What is digitization?

I was attending an authors’ workshop in Vienna on the first days of October, a bunch of Austrian, German and French scholars are preparing an anthology on practices and perspectives on digital humanities. A stunning experience, since this was much more than your standard conference, but an internal meeting of like-minded colleagues who pursue a cultural studies perspective on the digital turn, just as I am trying to. No “proper” papers were given, it was more of an open discussion, “thinking aloud” together, exchanging thoughts, stimulating new takes on the topics discussed, challenging seemingly fixed views on the matter at hand. A very fluid process in a way and even somewhat demanding, a fact that often made me sitting silently because so many thoughts were running through my head. Plus I had a bad sleep on the one overnight stay I had, so the second day I wasn’t that lively.

I was the first to present some thoughts and I had chosen to propose a contribution on digitization “as a cultural technique” as I had called it first. Honestly, I chose the title since I thought it sounded cool, as I even admitted in my presentation. I then had chosen to change it to “digitization from a cultural studies perspective”. Now I am not even sure that is better…but the good thing was the openness that lay at the core of the workshop. So it was accepted that everyone came with unfinished thoughts, first drafts, albeit the level of elaboration differed.

I had been so naive as to have a take on digitization in a very concrete manner, namely the process of retrodigitization of archival or library material. When the discussion began, I instantly became aware of how little I had thought of the societal and broader cultural context of “digitization”. It wasn’t something I had never thought of, just when scribbling down some loose thoughts on what I would be trying to achieve with my contribution, it was all in a hurry and for the sake of having something to lean on during my performance.

The overall idea that I will maintain however, is that one should not see digitization as simply the technical process of transferring an analogue original into digital form. Instead of narrowing it down to the scanning or photographing or transcribing of the primary material, there are many steps in the process of digitization which are based on scholarly competence, intellectual resources and cultural bargaining processes about the standards and methods to be used. What’s more – what good is a digitized source when it rests unused on some server nobody knows about? So, dissemination is one of the key elements of anchoring the digitized material among the users.

We’ve been given scarce time to work out our contributions for mutual commenting among the authors. Sitting here, trying to elaborate the initial thoughts I had, I am sitting with my notes from the discussion and I notice how demanding it is to come up with a 20-page explanation of what digitization actually is. I am assuring myself that there is neither a possibility nor even a necessity to believe it has to – or even can be – exhaustive.

Quelle: http://hatn.hypotheses.org/146

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Österreichische Tage der Digitalen Geisteswissenschaften

Vom 1. bis 3. Dezember veranstaltet das ACDH die Österreichischen Tage der Digitalen Geisteswissenschaften. Diese Veranstaltung wird als Kick-Off für 10 neue DH-Projekte dienen, die im Rahmen der Programme  go!digital und Digitales kulturelles Erbe von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und dem Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft gefördert werden.

Am zweiten Tag findet unter dem Titel save the data ein Workshop zu digitalen Repositorien und zu nachhaltiger Verfügbarkeit von digitalen Forschungsdaten statt. Der dritte Tag ist unter dem Motto link your data dem Thema Semantic web und Linked (Open) Data (LOD) gewidmet.

Weitere Informationen zur Veranstaltung und den Link zur Anmeldung finden Sie hier.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4127

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Archivar aus Leidenschaft

Seit Mitte der achtziger Jahre archiviert Erwin Möller Langenhorner Geschichte. Über die Jahre hat er sich in seinem Haus in der Fibigerstraße mit großer Leidenschaft ein beträchtliches Archiv an Fotos, Postkarten und Zeitungsartikeln zugelegt – auf eigene Kosten. Doch schafft Möller es, ohne Ausbildung zum Historiker Geschichte greifbar zu machen? – Von Max Bahne

Erwin Möller verpackt 700 Jahre Geschichte sauber und ordentlich auf acht Quadratmetern. Sein kleines Archiv, in dem er die Geschichte Langenhorns aufbewahrt, hat Möller sich in seinem roten Backstein-Reihenhaus eingerichtet. „Rechts die Treppe hoch und dann direkt links herein“, ruft er seinen Besuchern hinterher – schon stehen sie in dem winzigen Raum. An der einen Wand hängen riesige Karten vom historischen Hamburg, an der anderen stapeln sich bis zur Zimmerdecke Ordner, Bücher, Kladden und Postkarten.

Vom Elektromeister zum Archivar

Möller nimmt an seinem großen Schreibtisch hinter zwei Bildschirmen Platz. Mit seinen vollen, grauen Haaren, den wachen Augen, dem gebügelten blauen Hemd, der beigefarbenen Hose und der Leidenschaft, mit der er über die Langenhorner Geschichte spricht, könnte er Geschichts-Professor sein. Ist er aber nicht. „Die Lehre als Elektriker abgeschlossen und kam dann1955 als Geselle aus Angeln nach Hamburg“, sagt er. Hier hat Möller seine Berufsausbildung 1961 als Elektromeister abgeschlossen. Auf die Frage, warum er anfing, die Langenhorner Geschichte zu archivieren, antwortet er zunächst mit einem Lächeln. „Ich wurde Mitglied im Heimatverein, um etwas über die Geschichte von Langenhorn zu lernen, doch ein Archiv zur Langenhorner Geschichte gab es nicht. Also habe ich die Sache selbst in die Hand genommen.“ Zu seiner Frau Margrit sagte er damals, dass er endlich die perfekte Beschäftigung für seine Rentnerzeit gefunden habe – und behielt Recht. 1985 gründete der heute 79-Jährige das Archiv und archivierte neben seiner Arbeit in einer Brotfabrik die Geschichte des Stadtteils.

Den Ausgangspunkt für Möllers Archiv bildete schon damals ein Computer mit MSX-DOS. Schmunzelnd erinnert sich Möller an die Zeit: „Die Dateien konnten nur mit maximal zwanzig Zeichen versehen werden, war der Dateiname länger, fielen die übrigen Zeichen einfach weg.“ Noch heute stolpert Möller ab und zu über eine Datei mit fehlenden Buchstaben aus dieser Zeit.

Bevor Möller aber mit der Archiv-Arbeit beginnen konnte, benötigte er Material, mit dem er sein Archiv überhaupt erst füllen konnte. So besuchte er anfangs alle Flohmärkte in der Region und kaufte Postkarten, Bücher und alte Zeitschriften. Zusätzlich fragte er die Langenhorner nach Schriftstücken und Fotos von ihren Vorfahren. Anfangs war Möllers Arbeit mühsam: „Einmal stand ich auf einem Wochenmarkt – hinter mir eine Stellwand, auf der ich meine Arbeit erklärte und um geschichtsträchtiges Material bat. Vier Stunden wartete ich vergebens, kurz vor Ende des Marktes kam eine Frau und gab mir eine alte Postkarte mit den Worten: “Damit sie nicht ganz umsonst hier waren.”

Erwin Möller in seinem Archiv in Hamburg-Langenhorn

Erwin Möller in seinem Archiv in Hamburg-Langenhorn. / Foto: Max Bahne

„Die ersten Ausstellungen waren wichtig, um Vertrauen aufzubauen“

So dauerte es einige Jahre, bis Möller genug Material für seine erste Ausstellung zusammen hatte. Von Ende April bis Ende Mai 1990 stellte er in der Langenhorner Sparkasse seine Archiv-Stücke aus und erzählte den Langenhornern die Geschichte zu den Bildern. „Die ersten Ausstellungen waren wichtig, um Vertrauen aufzubauen“, sagt Möller. Mit dem Vertrauen wuchs auch sein Archiv. Oft besuchten ihn Langenhorner mit Fundstücken in der Fibigerstraße und stellten sie ihm zur Verfügung. Immer häufiger kamen auch Geschichtsinteressierte zu Möller und fragten nach Postkarten und Bildern aus seinem Archiv. Weil die Anfragen zahlreicher wurden, etablierte Möller ein Tauschsystem. Statt sich die Abzüge seiner Archiv-Stücke bezahlen zu lassen, forderte er im Tausch immer ein Stück Langenhorner Geschichte ein.

Besucher aus aller Welt

Mit dem Start seiner Internetseite langenhorn-archiv.de machte Möller die Geschichte des Hamburger Stadtteils einem breiten Publikum zugänglich. Er dreht sich zum PC-Bildschirm und ruft die Klickstatistik der Seite auf. „Viele Besucher kommen aus Deutschland, es gibt aber immer wieder viele Klicks aus Russland, den Niederlanden und Australien.“ Von dort kommt auch die Anfrage mit dem längsten Postweg: „Ich bekam einmal ich eine Mail von einem Auswanderer, der von Hamburg nach Canberra gezogen war, in der er nach Bildern aus seiner alten Heimat fragte.“ Möller schickte ihm die Bilder und bekam als Antwort ein Buch über Canberra. Weil er kein Englisch kann, übersetzte ihm der Auswanderer das komplette Buch auf Deutsch.

Möllers Ordnung im Archiv

Das immer größer werdende Archiv stellte Möller aber vor neue Probleme. „Ich wollte das Archiv unbedingt in meinem Haus behalten, deshalb brauchte ich ein Ordnungssystem. Große Archive in und um Hamburg halfen Möller nicht weiter. Ohne Geschichts-Studium oder archivarische Kenntnisse dachte sich Möller deshalb sein eigenes Ordnungssystem aus. Jedes seiner Stücke bekam einen eigenen Code, über den Möller es mithilfe eines Computerprogramms ganz einfach wiederfindet.

Die Software funktioniert fast wie Google: Möller sucht nach einem bestimmten Zeitungsbericht zur Langenhorner Gemeindeschule, also tippt er den Code für „Schule“ ein, gibt zur genauen Bestimmung noch das Suchwort „Langenhorn“ und den Zeitraum ein, schon spuckt der Computer ein Ergebnis aus. Den Rest hat er im Gedächtnis: Er fährt mit dem Finger seine Bücherregale ab, zieht die richtige Kladde heraus, blättert kurz und präsentiert den gesuchten Artikel.

postkarte 1918 erster Weltkrieg Copyright Erwin Möller

Eines der Stücke aus dem Langenhorner Archiv, eine Postkarte aus dem Januar 1918. Foto: Erwin Möller

Archivar aus Leidenschaft

Die nötige Einarbeitungszeit in sein Archiv ist auch ein Grund dafür, dass Möller schon seit langem auf der Suche nach einem Nachfolger ist. „Noch schwerer wiegt aber die finanzielle Belastung. Das Archiv wirft keine Gewinne ab“, sagt er. In den fast dreißig Jahren, die Möller das Archiv schon betreibt, investierte er viel Geld. Allein für eine zehnbändige Ausgabe der „Hamburgischen Gesetze und Verfassungen“ gab er 1200 Mark aus, für manche Postkarte in seiner Sammlung zahlte Möller 25 Mark – auf die Dauer summiert es sich.

Warum er bis heute durchgehalten hat? Es ist die Leidenschaft, die ihn antreibt, sagt er. Sie spricht aus seiner Liebe für alte Bilder und Postkarten, die er zeigt und beschreibt. Sie spricht aus seinen Erzählungen, wenn er erklärt, warum die Fritz-Schuhmacher-Siedlung Fritz-Schuhmacher-Siedlung heißt. Sie spricht aus seinem Engagement für den Stadtteil Langenhorn, dessen Geschichte er erzählt. Erwin Möller macht Geschichte greifbar, ohne Historiker zu sein.

 

Wege ins Langenhorner Archiv

Interesse geweckt? Erwin Müllers Archiv zur Geschichte von Langenhorn in der Fibigerstraße 332 ist öffentlich zugänglich, es muss allerdings vorher ein Termin per Mail (langenhorn-archiv@t-online.de) oder per Telefon (040/531 14 83) vereinbart werden.

Quelle: http://www.hh-geschichten.uni-hamburg.de/?p=1634

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Das Albertinum präsentiert neue Werke von Gerhard Richter

Im November diesen Jahres eröffnet in der Schirn Kunsthalle die Ausstellung “German Pop”. Bis zum 8. Februar 2015 werden mit dem  “Motorboot” sowie dem „Portrait Dr. Knobloch“ auch zwei Werke aus dem Dresdner Albertinum in Frankfurt zu sehen sein. Aus diesem Grund haben wir einen der beiden Richter-Räume im Albertinum neu konzipiert.

Anstelle der beiden fotorealistischen Arbeiten präsentierten wir erstmals Gerhard Richters „Gebirge (Pyrenäen Z.)“ (186-1) aus dem Jahr 1968. Das Bild ist eines von acht Werken, bei denen der Künstler ganz auf die Farbe verzichtet und das Motiv nur mit Bleistift auf die grundierte Leinwand gezeichnet hat. Es zeigt ein schemenhaftes Bergpanorama, bei dem Richter vergleichbar mit seinen Stadt-, Gebirgs- und Seestücke in Öl das Gezeigte auf wenige prägnante Linien und Schraffuren reduziert. Das Bild wurde im letzten Jahr restauriert und erstrahlt nun im neuen Glanz.

 

2014_Albertinum Dresden_Gerhard Richter Raum (1)

Neben der seltenen Gebirgslandschaft wird nun auch der  „Strip“ (927-9), eine zweiteilige Arbeit aus der jüngsten Werkgruppe des Kölner Malers, ausgestellt. 2013 wurde die Arbeit in der Ausstellung „Gerhard Richter. Streifen & Glas“ im Albertinum zum ersten Mal öffentlich gezeigt. Die Ausstellung war im Anschluss im Kunstmuseum Winterthur zu sehen und wird leicht variiert in der nächsten Woche in der Marian Goodman Gallery in London eröffnet. Bereits im Herbst 2013 haben die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden den “Strip” (927-9) für die Galerie Neue Meister erwerben können. Damit ist es gelungen, den repräsentativen Bestand an Richter-Werken in Dresden maßgeblich zu erweitern.

Richters Streifenbilder entstehen mit Hilfe des Computers im Siebenfarbdruckverfahren. Nur damit ist die filigrane und variierende Breite der Streifen sowie die flimmernde schnell raumgreifende Wirkung realisierbar. Alle Streifenbilder des Künstlers gehen auf eines seiner Abstrakten Bilder von 1994 zurück. In einem aufwendigen computergestützten Verfahren, wird das ursprüngliche Bild bis zu 4096 Mal geteilt, gespiegelt und verdoppelt. In diesem Prozess werden aus großen bunten Flächen erst kleine, ornamentale Farbsegmente dann monochrome Pixel, die der Künstler dann bewusst auswählt, neu anordnet und mit Hilfe des Computers in die Länge zieht. Die scheinbare künstlerische Reduktion des Motivs auf das Nebeneinander klarer und verbindungsloser Farbstreifen ist bei näherer Betrachtung ein bildtheoretisches Statement. Führt Richter doch  das menschliche Auge an seine Grenzen. So vermischen sich bei der distanzierten Betrachtung die Streifen zu einem irritierenden Farbenspiel, das sich mit der kleinsten Bewegung des Betrachters verändert, verschwimmt und sich dem festen Blick zu entziehen sucht. Bisweilen werden aus den unterschiedlich hellen und dunklen, sowie breiten und äußert schmalen Farbstreifen dreidimensionaler Gebilde, die in der horizontalen Ausgerichtetheit der Bilder an Landschaften erinnern. Von Nahem betrachtet überwältigen die Streifenbilder aufgrund der ungebrochenen Intensität der Farben und der Strenge ihrer Linien. Dabei driften die Streifen durch der Breite des Bildes aus dem Blickfeld des zunehmend verunsicherten Betrachters heraus und flüchten sich in eine unfassbare Unendlichkeit.

Die visuelle Offenheit der Streifenarbeit wird auf der gegenüberliegenden Wand des Raumes von zwei Bildern aufgefangen. Im Kontrast zu dem 300 auf 250 cm großen abstrakten Bild “Fels” (694) hängt das 55 auf 50 cm kleine Bild „Schädel“ (548-1) . Das farblich sehr zurückgenommene Gemälde erinnert mit seinem Motiv an die Memento Mori-Stillleben des Barock. Vielmehr aber noch führt das Kontrastpaar die Spannweite des malerischen Œuvre Gerhard Richters eindrucksvoll vor Augen.

2014 Dresden,  Albertinum_nach Umgestaltung vom 06.10.2014 (7)

Quelle: http://gra.hypotheses.org/1342

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SdK 79: Michael Seemann über den Kontrollverlust

Foto: Ralf Stockmann
Foto: Ralf Stockmann

Der Blogger und Kulturwissenschaftler Michael Seemann hat ein Buch geschrieben, in dem er  Erklärungen und Strategien liefert für gesellschafts-politische Veränderungen, die wir im Zuge der Digitalisierung gegenwärtig erleben. Im Kontrollverlust erkennt er dabei das Paradigma dieses Jahrzehnts. Wir reden über seine Theorie des Kontrollverlusts, die  Regeln des neuen Spiels, Meinungsfreiheit und darüber, was Plattformen mit dem Kontrollverlust zu tun haben. Außerdem erzählt er, wie es zur Crowdfunding-Kampagne kam, durch Das neue Spieldie das Projekt finanziert wurde, und wie er das Schreiben des Buchs organisiert hat.

Linkliste: Michael Seemann (Blog, Twitter), Das neue Spiel, Leuphana Universität Lüneburg, HyperKult, #feierabend, Crowdfunding auf Startnext, Dirk von Gehlen, VG Wort, Frank Rieger/Rop Gonggrijp: We lost the War, Transaktionskostentheorie (Wikipedia), Postdemokratie (Wikipedia), AK Vorrat, Moore’s Law (Wikipedia), Sousveillance, GitHub, Markdown (Wikipedia)

Update 13.10.2014: Das Buch ist inzwischen erschienen und kann hier bezogen werden.



[...]

Quelle: https://stimmen.univie.ac.at/podcast/sdk79

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SdK 79: Michael Seemann über den Kontrollverlust

Der Blogger und Kulturwissenschaftler Michael Seemann hat ein Buch geschrieben, in dem er Erklärungen und Strategien liefert für gesellschafts-politische Veränderungen, die wir im Zuge der Digitalisierung gegenwärtig erleben. Im Kontrollverlust erkennt er dabei das Paradigma dieses Jahrzehnts. Wir reden über seine Theorie des Kontrollverlusts, die Regeln des neuen Spiels, Meinungsfreiheit und darüber, was Plattformen mit dem Kontrollverlust zu tun haben. Außerdem erzählt er, wie es zur Crowdfunding-Kampagne kam, durch Das neue Spieldie das Projekt finanziert wurde, und wie er das Schreiben des Buchs organisiert hat .

Quelle: http://stimmen.univie.ac.at/podcast/sdk79

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