Rückblicke auf die Münchner Tagung “Weblogs in den Geisteswissenschaften”

Während der Tagung, die wohl die meisten als sehr gelungen empfanden (Danke an die VeranstalterInnen!), wurde sehr eifrig getwittert. Bislang gibt es in Weblogs folgende Resonanz (weitere steht zu erwarten): * Melissa Terras: Blogging in Munich. In: Melissa Terras’ Blog vom 9. März 2012 http://melissaterras.blogspot.com/2012/03/blogging-in-munich.html * Anton Tantner: Rückblick Tagung “Weblogs in den Geisteswissenschaften”, München 9.3.2012. In: Adresscomptoir vom 10. März 2012 http://adresscomptoir.twoday.net/stories/75228723/ * Klaus Graf: Tantners Rückblick auf die Tagung “Weblogs in den Geisteswissenschaften” und ein paar eigene Notizen. In: Archivalia vom 11. März 2012 http://archiv.twoday.net/stories/75229842/

Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/407

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Archivreport: Geheimes Hausarchiv München

http://www.gda.bayern.de/archive/hauptstaatsarchiv/1 Eine archivrechtliche Besonderheit stellt das Geheime Hausarchiv München dar, welches organisatorisch eine Abteilung des Bayerischen Hauptstaatsarchivs ist. Aufgrund der Vermögensauseinandersetzung zwischen dem Bayerischen Staat und dem vormaligen Königshaus aus dem Jahre 1923 (http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_44496) handelt es sich bei den Beständen des Geheimen Hausarchivs um Akten zur Geschichte des königlichen Hauses oder von dessen Angehörigen übergebene [...]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2012/03/2527/

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NZZ-Rezension zu Peter Haber: Digital Past

Pünktlich zur Münchner Tagung "Weblogs in den Geisteswissenschaften" rezensierte die NZZ am Freitag die Buch-Fassung von Peter Habers Habilitation. Schade nur - und zugleich bei dem Thema ein bisschen absurd -, dass es davon bislang keine E-Book-Fassung gibt, auch die Verlagshomepage liefert dazu keine weiteren Auskünfte!

Haber, Peter: Digital Past. Geschichtswissenschaft im digitalen Zeitalter. München: Oldenbourg, 2011. 184 S., 29,80 Euro.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/75229564/

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Rückblick Tagung "Weblogs in den Geisteswissenschaften", München 9.3.2012

Gestern hat in München die Tagung "Weblogs in den Geisteswissenschaften" mit mehr als 100 BesucherInnen stattgefunden, von denen nicht weniger als 37 twitterten. So heftig war die Twitterey, dass #dhiha4 zum Trending Topic Nummer 1 in Deutschland wurde und auf Grund seiner Popularität massenhaft mit Spam zugemüllt wurde, zum Glück aber erst nach Abschluss der Tagung.

Anlass für die Konferenz war der nicht zuletzt von Mareike König initiierte Start von de.hypotheses.org, ein deutschsprachiges Blogportal für die Geisteswissenschaften, das hoffentlich dazu beitragen wird, Bloggen in der äußerst trägen deutschsprachigen Wissenschaftscommunity populärer zu machen. Die Abstracts der Vorträge sind im Redaktionsblog von de.hypotheses veröffentlicht, vollständig zugänglich ist schon Klaus Grafs Beitrag mit nettem Web 2.0 Bullshit-Bingo. Graf ging in seinem Beitrag auch auf sein von ihm selbst als provokant bezeichnetes Statement vom letzten Sommer ein:

Ein Wissenschaftler, der nicht bloggt, ist ein schlechter Wissenschaftler

Ich muss ja zugeben, dass ich diesem Statement in seinem Kern durchaus zustimme, wenn man's wohl auch etwas weniger harsch formulieren könnte, z.B.: Ein Wissenschaftler, der nicht bloggt, ist kein Wissenschaftler, sondern allenfalls ein Privatgelehrter. Vielleicht könnte man auch einen Zeitfaktor einbauen: Für eine gewisse Übergangszeit wird es wohl noch die eine oder den anderen WissenschafterIn geben, der/die als gut bezeichnet werden kann, auch wenn er/sie nicht die Publikationsmöglichkeiten des Internets nutzt...

Äußerst konstruktiv war auf jeden Fall Grafs Vorschlag, im Rahmen von de.hypotheses ein historisches Peer-Review-Journal für kürzere Beiträge mit dem Arbeitstitel Historische Miszellen zu gründen; es sieht ganz gut aus, dass dies zustande kommen könnte.

Ich würde ja noch weiter gehen und hielte es gerade auch angesichts der von Peter Haber in seinem Vortrag geäußerten Überlegungen für dringend nötig, so etwas wie "Historische Monographien" online zu begründen, um sich endlich auch im geschichtswissenschaftlichen Publikationswesen von der unseligen Papierkultur zu befreien. Haber bezeichnete in seinem Beitrag die Monographie als den Goldstandard in den Geisteswissenschaften, was Twitterer Jan Kröger zu der Frage veranlasste, ob die auf der KOnferenz versammelten TeilnehmerInnen dann als Bretton Woods zu betrachten wären. Haber hatte wohl in erster Linie die gedruckte Papier-Monographie im Auge, doch haben Papier-Bücher heutzutage in meiner Sicht nur drei wesentliche Funktionen:

1) AUfmerksamkeit zu generieren. Immer noch nehmen Medien das Erscheinen eines gedruckten Buchs zum Anlass, darüber zu berichten, was bei einer Online-Publikation zumeist nicht der Fall wäre. Papier-Bücher dienen also in erster Linie dem auch in den Wissenschaften notwendigen Marketing, was übrigens ähnlich auch für den Musikbereich und dem dortigen Medium Audio-CD gilt. Hier wäre es sicher wünschenswert, Alternativen zu entwickeln.

2) Papierbücher sind ein nützliches Instrument zur analogen Langzeitarchivierung.

3) Papierbücher machen Verlage reich.

Umso wünschenswerter wären also Online-Publikationsplattformen, die sich um Monographien kümmern und diese gerade auch für Tabletts und E-Bookreader anbieten und sich auch um das nötige Marketing bemühen.

Haber kündigte übrigens auch den Start der Sammel- und Kuratierplattform Global Perspectives on Digital History an sowie das Buchprojekt historyblogosphere.org, was Jan Hodel zu dem lakonischen Resümee brachte: meine persönliche bilanz der tagung: wir kommen an einem schönen ort zusammen, sprechen über blogs und schreiben am ende ein buch.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/75228723/

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Liebeserklärung an Apps

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Nachdem das Internet nun nicht grade ohne Veränderungen ist, wurde es Zeit mal wieder einen Einblick in mein wissenschaftliches Arbeiten zu geben und zu schauen, was sich da getan hat.

In erster Linie wurde meine Arbeitsweise verändert, als ich das alte IPhone von meinem Mann bekam – ich habe mir dafür zwar nie eine SIM Karte zugelegt, und es daher “nur” als IPod genutzt, aber das hat gereicht. Und inzwischen habe ich einen neuen IPod, mit dem das alles noch mehr Spass macht.

Was denn nun alles? In erster Linie nutze ich das Gerät zum Musikhören. Ich bin viel unterwegs (Pendler mit einem Arbeitsweg von je ca. 1 Stunde und mehrfachem Umsteigen) und das Ding ist immer in der Jacken- oder Hosentasche dabei (der Hauptgrund, nicht auf Kindle oder Tablet umzusteigen – für den Kindle kann ich aber diesen Artikel empfehlen). Außer Musik höre ich zudem gerne Vorlesungen, die ich über ITunes University bekomme oder Podcasts, wie z.B. In our time with Melvyn Bragg (früher vor allem beim Spülen, jetzt haben wir einen Geschirrspüler und ich noch keine Ersatzhörzeit gefunden).
Unterwegs nutze ich vor allem meine aktuelle LieblingsApp Read It Later. Das ist ein Programm, mit dem ich Inhalte aller Art aus dem Netz speichern kann (mit dem Bookmarklet einfach durch Anklicken des Icons in meiner url-Zeile oder wichtig! direkt in meinem GoogleReader) Diese Inhalte kann ich dann in meiner ReadItLater-Liste am PC abrufen (kaum besser als ein Lesezeichen) oder aber mit der IPod App synchen und dann offline unterwegs lesen (oder zu Hause, unterwegs sein ist keine Voraussetzung für das Nutzen von mobilen Geräten ;) ). Wenn ich einen Artikel gelesen habe und nichts weiter damit tun will, markiere ich ihn als gelesen und er verschwindet aus meiner To-Read-List. Oft will ich aber dann doch etwas damit tun, z.B. ihn über Twitter weiterverbreiten (was ich offline nicht kann) – dann setze ich als Tag “ToDo” und finde den Artikel direkt wieder, wenn ich mich an meinen PC setze und twittern kann. Weitere Tags die ich benutze sind z.B. “Lehre”, Rezension”, “video” (kann ich nicht offline sehen) usw. Damit habe ich eine ganz gute Sortiermöglichkeit und verliere nicht den Überblick bei über 300 Artikeln (ich war auch schon mal bei ca. 140, doch dann gab es viel zu tun und ich habe nur gespeichert und nicht gelesen – passiert; aber die interessanten Inhalte gehen mir so nicht durch die Lappen).
Wenn ich nicht ReadItLater benutze, dann oft und gerne die Kindle App, mit der ich fast alles machen kann, was ich auch auf dem Kindle machen könnte. Ich lade mir häufig Leseproben herunter von Büchern, auf die ich aufmerksam wurde (statt in der Buchhandlung die ersten Seite anzulesen). Funktioniert zugegebenermaßen vor allem daher recht gut, weil ich gerne englische Bücher lese und die gibt es oft schnell als ebook. An kompletten ebooks lade ich vor allem kostenlose Bücher herunter – spannenderweise sind das vor allem von mir benutzte Quellen. Aktuell z.B. Utopia von Thomas Morus, Jane Eyre von Charlotte Bronte (keine Quelle, nur zum Spass), Von weltlicher Obrigkeit von Luther oder Leviathan von Hobbes. Grade als Frühneuzeitler sind all diese Bücher, die ohnehin für meine Arbeit relevant sind (vielleicht Bronte nicht und Austen hatte ich auch schon mal so gelesen, die auch nicht), so bequemer zu lesen und ich kann sie jederzeit herumtragen. Da ich ohnehin in Texten nicht “herummale”, fehlt mir auch nicht die Übertragbarkeit von Notizen auf den PC, die man wohl nur mit dem Kindle selbst hat. Eine Funktionalität, die für viele andere aber vielleicht recht wichtig sein könnte.
Weitere wichtige Apps? – Natürlich Evernote, auch wenn ich das nicht für die Wissenschaft nutze. Ich genieße es aber, beim Backen meine Rezepte da abgespeichert zu haben und nicht mehr ständig mit dem Backbuch hantieren zu müssen, das nie auf der Seite bleibt, die ich grade brauche.
Twitter, was ich sowohl am PC als auch (vor allem bei Tagungen oder Seminaren) mobil nutze. Spannend fand ich es z.B. gestern, trotz Abwesenheit die Tagung zu den “Weblogs in den Geisteswissenschaften” so verfolgen zu können und sogar ein bisschen mitzudiskutieren. Auch spannend war es vor kurzem, den Live Stream von Dan Cohen aus den USA zusammen mit dem Digital Historians hier in London zu verfolgen und direkt per Twitter (in dem Fall vom IPod) Fragen stellen zu können bzw. zu kommentieren.
Und zum Schluss noch eine App, die weiterhin unverzichtbar für mich beim wissenschaftlichen Arbeiten ist: Papier und Stift. Immer dabei, unkompliziert und nichts ist so befriedigend wie das Durchstreichen einer Aufgabe oder eines Gedankens, der es vom Papier in die Arbeit geschafft hat.

English version:

I want to tell you a bit about important Apps, that change the way, I do research and other academical work. My favorite App at the moment is Read It Later – an App which allows me to save any web content to a list and to synch it with my IPod and read it later (yeah, the name actually tells what you can do with it) offline. Since I have to commute about an hour every way, and use this time to listen to music, I always habe my IPod with me and can read on the way (using public transport – don’t drive a car and read on your mobile gadget!).
I also enjoy using ITunes University or listening to Podcasts (I recommend for Humanists Melvyn Braggs In our time).
Another App, which changed the way I do research is the Kindle App – especially for Early Modernists there are a lot of free books offered. At the moment, I have texts by Martin Luther, Thomas Morus, Thomas Hobbes and Charlotte Bronte (last one just for fun) on my IPod – all for free, and most of them important for questions on state philosophy and/or right to resist.
And still another one, I know a lot of you are using for academic work (and I use it for managing cookie recipes) is Evernote. If you enjoy, writing something down while on the move, use it – it’s easy to use, and you can synch it with your PC later and just copy and paste your note wherever you’ll need it. For this kind of functionality, I still use pen and paper – simply, because I think it’s satisfying to cross something off my list or put a note to my thesis and then cross it off! If I have a lot of notes made, and included all of them in my work – it’s even more satisfying to do a big cross right over the page and then crumble it and throw it away (maybe, I am weird that way – try it, it’s quite enjoyable)

Quelle: http://csarti.net/2012/03/liebeserklarung-an-apps/

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FES: Sozialdemokratische Parteitage (1890-1959). Protokolle über die Verhandlungen der Parteitage der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands

http://library.fes.de/parteitage Eine Internetedition von Parteitagsprotokollen einer demokratischen Massenpartei bedarf keiner Begründung. Parteitage verabschieden die zentralen programmatischen Dokumente der Partei, wählen die leitenden Gremien und stellen mit den verabschiedeten Resolutionen die Weichen für ihre politische Orientierung. Für die SPD kommt noch hinzu, dass seit ihrem Bestehen die Diskussionen auf den Parteitagen die breiten pluralistischen Flügelbildungen dokumentieren. [...]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2012/03/2522/

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Fahndung 2.0

In den letzten Tagen gab es einige Meldungen österreichischer Medien über neue Fahndungsstrategien:

  • Für einige Empörung hat der Bürgermeister von Gleisdorf gesorgt, der in Privatinitative “auf Facebook ein Foto von zwei Jugendlichen veröffentlicht und die Bevölkerung um Hilfe bei der Identifizierung der Burschen gebeten” hat. Anlass war eine Sachbeschädigung, derer die beiden Gesuchten verdächtigt wurden. Diese private Facebook-Fahndung war schnell erfolgreich: “Nach nur wenigen Minuten hatte Stark sein Ziel erreicht, die Namen der Jugendlichen bekommen und das Foto wieder gelöscht”.
  • Ebenfalls über Facebook veröffentlicht seit kurzem das Bundeskriminalamt seine Fahndungsaufrufe, wie Die Presse vermeldet. Im gleichen Artikel findet sich auch eine erste Zwischenbilanz über die Bildschirmfahndung auf Wiener Bahnhöfen; diese “hat bisher noch zu keinem Erfolg geführt”.

Quelle: http://www.univie.ac.at/identifizierung/php/?p=3899

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Wissenschaftsbloggen in Archivalia & Co.

Bullshit-Bingo Web 2.0, Internet und WissenschaftSchriftliche Fassung des Beitrags zur Tagung “Weblogs in den Geisteswissenschaften” am 9. März 2012 Am Anfang stand eine Urlaubsvertretung. Im November 2001 suchte Edlef Stabenau, der Gründer des bibliothekarischen Weblogs netbib Leute, die für ihn in seiner Abwesenheit weiterbloggen sollten. Neben Jürgen Plieninger und Christian Spließ meldete auch ich mich und so sonderte ich in der Mutter aller bibliothekarischen Weblogs des  deutschsprachigen Raums am 21. November 2001 meinen ersten ganz kurzen Blogeintrag ab. Tausende sollten folgen, denn mir gefiel die Möglichkeit, Aktuelles aus einschlägigen Interessensgebieten wie dem Bibliotheks- oder Archivwesen kurz mitzuteilen und zu kommentieren. Als sich im Februar 2003 die Möglichkeit bot, ein kostenloses Gemeinschaftsblog bei Twoday.net einzurichten, griff ich zu, und Archivalia, ein Gemeinschaftsblog rund um das Archivwesen, war geboren. Erst allmählich verlagerte sich der Schwerpunkt meiner Blogaktivitäten hin zu Archivalia (nach wie vor blogge ich sporadisch in netbib). Seither wurden in Archivalia über 21.000 Beiträge veröffentlicht. In den Blogcharts von ebuzzing steht Archivalia im Ranking der deutschsprachigen Wissenschaftsblogs vom März 2012 auf Platz 8. Was ich auf der Pariser Tagung letztes Jahr zu Archivalia gesagt habe, möchte ich nicht wiederholen; es gibt ein Video dazu (unter CC-BY-SA)  im Netz und eine schriftliche Fassung in Archivalia. Vielleicht etwas zu wohlwollend charakterisierte Mareike König das Blog in dem von uns gemeinsam verfassten Beitrag zu deutschsprachigen Geschichtsblogs: Denkt man an Geschichtsblogs im deutschsprachigen Raum, so kommt einem als erstes Archivalia in den Sinn. Von Klaus Graf im Jahr 2003 als Gemeinschaftsblog gegründet, hat sich Archivalia seine herausragende Stellung durch zahlreiche hochwertige Forschungsbeiträge sowie einen wissenschaftlichen Rezensionsteil verdient. Flankiert durch die Veröffentlichung zahlreicher relevanter Links erreicht Archivalia eine Publikationsfrequenz, die einen schwindelig machen kann. Eine “ausgesprochene Buntheit” und ein Interesse an vielfältigen Themen wurde Archivalia schon 2004 in einer Rezension bei H-Soz-u-Kult bescheinigt. Einen Namen hat sich Archivalia darüber hinaus als “Sturmgeschütz, das für Open Access kämpft” gemacht. Klaus Graf setzt sich mit diesem Blog außerdem für die Renaissance von Miszellen, Splitterveröffentlichungen und Textfragmenten ein, wie aus seinem Vortrag am DHI Paris deutlich wird. Die Art und Weise, in der Archivalia die Community mit Information versorgt, ist sowohl qualitativ wie auch quantitativ einmalig. Anzahl der im Blog publizierten Einträge: Oktober 2011: 274, September 2011: 378. Seit September 2010 war ich auch der Hauptverantwortliche für das damals gemeinsam mit dem Internetauftritt etablierte Weblog der Arbeitsgemeinschaft Frühe Neuzeit im Historikerverband. Es ist am Desinteresse der Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft an dieser Form des Publizierens im Netz gescheitert (siehe ausführlich Abschied vom AGFNZ-Blog, 9. Dezember 2011). Die Inhalte wurden nach de.hypotheses.org importiert, das Blog wird – derzeit auf Sparflamme – als “Frühneuzeit-Blog der RWTH” am Lehr- und Forschungsgebiet Frühe Neuzeit der RWTH Aachen weitergeführt. Im Redaktionsblog von de.hypotheses.org habe ich bislang außer der mit Mareike König verfassten Übersicht zur Geschichtsblogosphäre einen Beitrag zur archivischen Blogosphäre beigesteuert.  Anlass war die von dem Siegener Kreisarchivar Thomas Wolf, nach mir der wichtigste Archivalia-Beiträger, initiierte Gründung eines Gemeinschaftsblogs der Archive im Landkreis Siegen-Wittgenstein. Stark bildlastig ist das am 26. September 2011 eröffnete Tumblr-Blog Archivalia-EN, ein nur von mir bestückter englischsprachiger Ableger von Archivalia mit über 2700 Beiträgen und 220 Followern, die das Blog in ihrem Dashboard verfügbar haben.  Wie das Frauen-Netzwerk Pinterest wird Tumblr überwiegend für das Bloggen von im Netz gefundenen Bildern verwendet. Ein praktisches Bookmarklet erleichtert das Teilen von Bildern, Zitaten und Videos.  Ursprünglich als Ergänzung zu den englischsprachigen Beiträgen von Archivalia konzipiert, nutze ich dieses Blog zum Mitteilen englischsprachiger Links aus meinen Interessensgebieten sowie als “Bilderschleuder”. Da die interne Suchfunktion nicht funktioniert und Google solche Blogs natürlich nicht komplett erfasst, sollte man alle Einträge, die man später einmal wiederfinden möchte, mit Tags verschlagworten.  Die Bildauswahl ist bunt gemischt: Neben Bildern aus alten Handschriften finden sich beispielsweise solche von Schreibmaschinen oder schönen alten Bibliotheksräumen. Längere englischsprachige Texte von mir sind dagegen schon aus Sprach- und Zeitgründen kaum vertreten. Alle Beiträge aus dem Tumblr-Blog werden automatisch zu meinem Twitter-Account Archivalia_kg, den ich seit drei Jahren besitze, weitergeleitet und landen ebenso automatisch auf Facebook. Auch Meldungen von Google+, dem von mir bevorzugten sozialen Netzwerk, gelangen so zu Twitter. Das von mir als Archivar betreute Hochschularchiv der RWTH Aachen ist seit kurzem auch auf Google+ aktiv.  Seit April 2008 unterhält es das bisher einzige Weblog eines einzelnen Archivs aus dem deutschsprachigen Raum (bei Blogger.com). Glücklicherweise schreiben meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die meisten Beiträge in diesem Blog und auf Google+. Man kann mich aufgrund dieser doch recht bedenklich anmutenden Produktivität als Blogger gewiss in die Schublade eines klassischen Vielschreibers einsortieren. Bedeutet aber Quantität ohne weiteres auch geringere Qualität? “Ein Wissenschaftler, der nicht bloggt, ist ein schlechter Wissenschaftler” In der Diskussion zu meinem Pariser Referat wurde mir die Frage gestellt, ob ich der Ansicht sei, dass ein Wissenschaftler, der nicht blogge, ein schlechter Wissenschaftler sei. Ich antwortete mit einem lapidaren Ja. Wer die methodischen Schritte, die Droysen Heuristik nannte, nicht beherrscht, kann kein guter Historiker sein.  Ein deutscher Mediävist, der nicht mit der MGH umgehen kann, ist kein guter Mediävist. Wer ineffizient nur mit gedruckten Bibliotheksbeständen und umständlichen Fernleihen arbeitet, weil er das Auffinden von Digitalisaten nie richtig gelernt hat, ist sicher kein Vorbild für Studierende. Jeder akademisch Lehrende hat seinen Studentinnen und Studenten immer auch Heuristik beizubringen. Dazu gehört im digitalen Zeitalter essentiell der Umgang mit Internetressourcen und das Wissen um die Möglichkeiten des Web 2.0.  Wie man das Mitmach-Web hinreichend verstehen und seine Chancen, aber auch Gefahren im universitären Unterricht angemessen darstellen soll, ohne selbst mitzumachen, ist mir ein Rätsel. Ein Schwimmlehrer, der nur auf dem Trockenen lehrt, aber selbst nie im Wasser war, wäre eine absurde Vorstellung.  Ein Professor, der sich von oben herab über die Wikipedia äußert, ohne sich mit ihr genügend auseinandergesetzt zu haben, ist dagegen alles andere als ein Außenseiter. Über soziale Netzwerke wie Twitter, Facebook oder Mendeley werden zunehmend auch wissenschaftliche Neuigkeiten ausgetauscht.  Wer hier nicht am Ball bleibt, gerät ins Hintertreffen. Natürlich kann man als genialer Meistererzähler mit einem kleinen Handapparat veralteter gedruckter Quellenausgaben und ohne Zuhilfenahme einer Schreibmaschine eine großartige historisch-philosophische Darstellung schaffen – aber wie realistisch ist ein solches Wissenschaftlerbild in unserer Gegenwart? Der Einstieg ins Bloggen kann am einfachsten mit sogenanntem Kuratieren erfolgen (mehr dazu in Archivalia).  Ein Tumblr-Blog ist wirklich in 5 Minuten eingerichtet (siehe auch das Tumblr-Blog der historischen Schulbibliothek des Hamburger Christianeums). Wer an einer Hochschule lehrt, dem ist trotz aller Zeitzwänge wirklich zuzumuten, ein solches Mikroblog wenigstens für ein Semester probeweise zu führen. Da man allenthalben über die fachliche Informationsüberflutung stöhnt, wären solche Blogs, die auf neue Bücher und Aufsätze zu einem Forschungsgebiet hinweisen könnten, als Orientierungshilfen dringend wünschenswert. Niemand ist gezwungen, für ein großes weltweites Publikum zu schreiben. Er kann sich an den Interessen eines Fachpublikums orientieren, auch wenn ein allgemeiner Internetzugriff möglich ist (siehe dazu auch Michael Schmalenstroer: “Wissenschaft, Bloggen und die Öffentlichkeit”, 20. September 2011). Es geht also um öffentliches Teilen von Wissen im Zeichen von “Open Access”, nicht um eitle Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit. Wer Hochschuldidaktik im digitalen Zeitalter ernst nimmt, muss als Lehrender ständig dazu lernen, und das geht im Web 2.0 nur durch “teilnehmende Beobachtung”. Wissenschaftsbloggen ist meist Bloggen über Wissenschaft, kaum Bloggen, um wissenschaftliche Erkenntnisse zu publizieren.  Ich bin jedoch der Überzeugung, dass wir auch mehr Experimente auf diesem Feld brauchen. Von den genannten Blogs, an denen ich beteiligt bin, bieten lediglich Archivalia und das AGFNZ-Blog solche Inhalte.  Frank Pohle veröffentlichte im AGFNZ-Blog zwei Nachträge zum Nordrheinischen Klosterbuch. Der erste Artikel betraf biographische Neufunde zum Jesuitenkolleg Münstereifel, der zweite Beitrag zu einer übersehenen Aachener Klosterchronik lieferte Anregungen für eine niederländische Forscherin, wie den Kommentaren zu entnehmen ist. In Archivalia gibt es einen kleinen Fundbericht (2010) über die Identifizierung eines württembergischen Sagenautors aus dem 19. Jahrhundert, der nicht aus meiner Feder stammt.   Ich habe jetzt nachträglich versucht, diejenigen Beiträge von mir in Archivalia, die neue, wenn auch nur bescheidene wissenschaftliche  Erkenntnisse erbringen, mit einem Schlagwort #forschung zu versehen. Ich komme so auf derzeit 66 Einträge, die überwiegend kleine Funde aus dem Bereich der Erforschung spätmittelalterlicher und frühneuzeitlicher Handschriften betreffen. Der wohl wichtigste Fund – er galt einer hochmittelalterlichen Handschrift Ruperts von Deutz in der Hofbibliothek Sigmaringen – hat sogar eine Notiz im Deutschen Archiv 2010 veranlasst. Dank WebCite bzw. webcitation.org ist es möglich, dauerhaft auf solche Beiträge zu verlinken, auch wenn Archivalia aus dem Netz verschwunden sein wird (Beispiel). Natürlich bin ich auch stolz, dass Archivalia bislang zweimal in der Datenbank des Gesamtkatalogs der Wiegendrucke zitiert wird und dass es nach der Abbildung eines unidentifizierten deutschsprachigen Fragments aus der Hamburger Christianeums-Bibliothek in Archivalia nur wenige Stunden dauerte, bis der Germanist Stephen Mossmann in Manchester den Text als Teil einer Vita Dorotheas von Montau von Johannes Marienwerder  bestimmen konnte. Wenigstens kurz hingewiesen sei auf den wissenschaftlichen Anspruch erhebenden Rezensionsteil von Archivalia mit bislang über 40 Original-Besprechungen. Es sollte viel solche Versuche, wissenschaftliche Ergebnisse online in Blogform zu präsentieren, geben. Daher möchte ich den letzten Teil meiner Ausführungen einem konkreten Vorschlag in dieser Richtung widmen. “Historische Miszellen” – ein Peer-Review-Journal für kürzere Beiträge Es gibt keine epochenübergreifende deutschsprachige Open-Access-Zeitschrift im Bereich der Geschichtswissenschaft. Das muss aber nicht so bleiben. Bevor man ein ambitionierteres Projekt angeht, könnte man mit einem E-Journal experimentieren, das kürzere Beiträge (etwa bis 10 DIN-A-4-Seiten) aufnehmen soll (analog zu dem kanadischen Open-Access-E-Journal Opuscula, das für ausdrücklich  Editionen von Kurztexten aus Mittelalter und Renaissance vorgesehen ist). Auch kleine Funde sind als Mosaiksteinchen zu einem größeren Bild mitteilenswert.  Dieses Journal könnte – nach dem Motto “keep it simple and stupid” – als Blog im Rahmen von de.hypotheses.org realisiert werden.  Arbeitstitel: “Historische Miszellen”. Die freie Lizenz CC-BY wäre wünschenswert. Langzeitarchivierung und dauerhafte Adressen der Beiträge (URN, DOI o.ä.) sollten sichergestellt werden – auch wenn das Projekt nach einer Evaluierungsphase eventuell aufgegeben wird. Obwohl ich nicht dazu neige, die Forderung nach einem “Peer Review” wie eine Monstranz umherzutragen (nach wie vor praktizieren wichtige geschichtswissenschaftliche Zeitschriften anscheinend kein Peer Review), wäre es keine schlechte Idee, eine solche Qualitätssicherung einzubauen.  Das Peer Review sollte nicht länger als einen Monat beanspruchen. Beiträge sollen neue Erkenntnisse enthalten, müssen aber nicht unbedingt attraktive Themen behandeln oder hoch-innovativ sein. Das Review soll vor allem offenkundigen Unsinn, unwissenschaftliche oder grob fehlerhafte Beiträge aussondern (Vorbild: PLoS One).  ”Doppelt blind” wird nicht praktiziert, ob ein Open Review stattfindet, könnte der Beiträger entscheiden. Anders als bei dem Open Review von “Kunstgeschichte” sollten aber mindestens zwei Gutachter in jedem Fall eine kurze schriftliche Stellungnahme mit Anregungen/Auflagen abgeben. Blogs sollten ein wissenschaftliches Experimentierfeld sein, sie sollten – gemäß dem von mir geforderten neuen “Kult des Fragments” – auch Unfertiges und Unausgereiftes aufnehmen. Die Beiträge können dann – nach dem Prinzip der “Bananensoftware” – in der Öffentlichkeit reifen, bis sie der Autor – eventuell nach Einarbeitung von Hinweisen in den Kommentaren – einem etwas formellerem Medium, einer gedruckten Publikation oder den hier vorgeschlagenen “Historischen Miszellen” überantwortet. Es schadet aber auch nichts, wenn sie diese Veredelungsstufe nicht erreichen. Über den Herold Georg Rüxner aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts gibt es in Archivalia derzeit 50 Einträge, von denen einige unbekanntes Material enthalten. Über eine Publikationsanfrage der Landshuter Museen hatte ich 2009 die Möglichkeit, den damaligen Kenntnisstand in einem gedruckten Ausstellungsbegleitband zusammenzufassen. Inzwischen gibt es dazu aber etliche Nachträge, die teils in Archivalia bereits publiziert wurden, teils auf eine solche Mitteilung noch warten.  Da ich leider dazu neige, Themen anzufangen und dann halb- oder dreiviertelbearbeitet in der Schublade liegenzulassen, therapiert Archivalia als ständiges “work in progress” hin und wieder eine solche Schreibblockade. Blogs sind schneller als gedruckte Publikationen, sie können multimedialer sein und haben vor allem einen für mich entscheidenden Vorteil, den sie mit allen Online-Publikationen, die auf eine HTML-Präsentation setzen, teilen. Soweit Quellen und Literatur online vorhanden sind, können sie verlinkt und vom Leser mit einem Klick überprüft werden.  (Das wäre übrigens auch ein Mittel zur Plagiatbekämpfung.) Fazit: Wir müssen auch in den Geisteswissenschaften davon wegkommen, die gedruckte Publikation als Non-Plus-Ultra der wissenschaftlichen Kommunikation zu betrachten. Dafür brauchen wir mehr Mut und mehr Experimente.

Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/392

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