II. Das „Wir“ des marktwirtschaftlichen Handelns: Divide et impera – Wie der manipulierende Unternehmer den vereinzelten Konsumenten abserviert

Dass der kapitalistische Markt nicht mehr als „unabhängig von normativen Erwartungen und moralischen Rücksichtnahmen“ (320) betrachtet werden darf, sondern das adäquate Verständnis desselben ihn in seiner „sittlichen Einbettung“ (321) zu sehen hat, darauf hat Honneth in seiner Vorklärung bereits hinzuweisen gesucht. Aufgabe der anschließenden beiden Unterkapitel des Abschnitts zum marktwirtschaftlichen Handeln ist es nun, diesen mit Moral und Sitte gefüllten Marktbegriff in seiner geschichtlichen Entwicklung zu verfolgen. Vor diesem Hintergrund widmet sich Honneth zunächst der „Konsumsphäre“ (360-410).

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/1800

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Gamification – Ist alles nur ein Spiel?

Um den Ernst des Lebens etwas zu mildern, halten Elemente aus Spielen Einzug in unser tägliches Leben. Das nennt man Gamification oder auch Gamifizierung und bezieht sich z.B. auf Belohnungen durch Punkte oder Ranglisten. Aber nicht nur: Ich habe ein 200 Jahre altes Beispiel für Gamification gefunden, das von einem gewissen Humor zeugt, ein Objekt der gewohnten Umwelt „gamifizierend“ umzugestalten.

Durch den Artikel “Die große Verführung“ in der WirtschaftsWoche bin ich auf das Thema aufmerksam geworden [1], in dem es um den Einsatz von Smartphones beim Einkaufen geht. Kunden der schweizer Supermarktkette Coop scannen, vor einer Schaufensterscheibe stehend, den Barcode der Artikel ein, die sie kaufen möchten. Hier erinnern Gestik und Körpereinsatz an die Verwendung der Spielekonsole Wii (sh. Video).

Oder es wird über die App der Firma Wynsh berichtet. Man fotografiert in Geschäften, die an sog. Wynsh-Aktionen teilnehmen, den Artikel, den man kaufen möchte. Nach einer kurzen Wartezeit wird der wenige Minuten gültige Rabatt für das Produkt angezeigt. Hier wird das Neugierverhalten (wie viel Rabatt bekomme ich?) des Kunden / Spielers adressiert. Hinzu kommt ein gewisser Zeitdruck, da die Kaufentscheidung innerhalb einer bestimmten Zeitspanne getroffen werden muss. (Als Beispiel für ein Spiel unter Zeitdruck fällt mir gerade ARTigo ein.)

Jetzt zu dem 200 Jahre alten Beispiel: Auf der Isle of Sark steht in der Seigneurie ein besonderer Stuhl, wie in der 360° – Geo Reportage auf arte kürzlich zu sehen war. Dieser Stuhl, aus Holz und Leder gefertigt, wurde einst einem pensionierten Jäger geschenkt. Das Besondere an ihm ist, dass er durch Auf- und Abbewegungen des Sitzenden diesem ein Gefühl des Reitens zu Pferde vermittelt, was durch entsprechende knarzende Geräusche verstärkt wird. Quasi ein Hoppe-hoppe-Reiterstuhl, der zur Simulation altersbedingt nicht mehr möglicher Tätigkeiten ersatzweise Verwendung fand.

Übrigens sind Simulationsspiele derzeit ein Renner. Sie bedienen den Wunsch, aus der gelebten Realität auszubrechen und in eine andere, wünschenswertere Realität einzutauchen. Man darf gespannt sein, was da im Zeitalter einer immer älter werdenden Gesellschaft noch auf uns zukommt.

Literatur:

[1] Andreas Menn: Die große Verführung, in: WirtschaftsWoche 9 (2012), S. 62 – 66

[2] 360° – Geo Reportage: Sark, die Kanalinsel der Queen, Sendung vom 31. März 2012, 19.30 Uhr auf arte, Regie: Mirella Pappalardo

Quelle: http://games.hypotheses.org/93

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History journals in the new ranking proposed by Google

Google proposes a new ranking for scientific journals based on Google Scholar, called Google Scholar Metrics (GSM)1. It establishes a slightly different image from the one created by Thomson Reuters and “its” impact factor.

The top 10 publications proposed by Google in comparison to the Thomson Reuters Index2

Name of the journal Google Scholars Ranking Thomson Reuters Index
Nature 1 3
New England Journal of Medicine 2 1
Science 3 7
RePEc 4 not considered as a journal
arXiv 5 not considered as a journal
The Lancet 6 4
Social Science Research Network 7 not considered as a journal
Cell 8 6
Proceedings of the National Academy of Sciences 9 11
Nature Genetics 10 2

The initiative is quite interesting. First, there is no longer one single reference but at least two. The monopolistic position of Thomson Reuters is slightly challenged. Second, with RePEc, ArXiv and Social Science Research Network, Google takes into account initiatives outside the medical and biological fields, which is beneficial for a broader image of what science is.

The limits of Google Scholar Metrics appear however quickly when I tried to use it for historical journals. In the English top-100 list, no historical journal is recorded. In the German top 100, one historical journal – Historische Sozialforschung – is listed at 33. And in  the French top 100, Genèses (48) and Annales (57) represent history. If you ask GSM for the most influential journals in history you get the following top ten:

  • The Journal of Economic History
  • Studies In History and Philosophy of Science Part B: Studies In History and Philosophy of Modern Physics
  • The Economic History Review
  • Explorations in Economic History
  • Journal of Natural History
  • Amsterdam Studies in the theory and history of linguist science series 4
  • Comparative Studies in Society and History
  • The International Journal of the History of Sport
  • Studies in History and Philosophy of Science Part C: Studies in History and Philosophy of Biological and Biomedical Sciences
  • Studies In History and Philosophy of Science Part A

If I am quite pleased by the importance of journals dedicated to science studies3, it does clearly not represent the major trends in the field. So I wonder if Google Scholar Metrics will be another Google Beta project that will disappear in a few months or if it will be improved by a new magic Google algorithm.

  1. All the requests for this post has been done on 6 April 2012
  2. The Thomson Reuters Index I used is the one published for the different journals on Wikipedia (2009 or 2010). Google’s ranking covers articles published between 2007 and 2011
  3. Based on GSM, I will claim from now on having published an article in a top ten historical journal: Pieters Toine et Majerus Benoît, « The introduction of chlorpromazine in Belgium and the Netherlands (1951-1968); Tango between old and new treatment features », Studies in History and Philosophy of Science Part C: Studies in History and Philosophy of Biological and Biomedical Sciences, 42-4, 2011, p. 443–452.

Quelle: http://majerus.hypotheses.org/362

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Eine geheime Aufforderung zum Karfreitagstanz

Im heutigen Post möchte ich eine der aufwendigsten Verschlüsselungsmethoden vorstellen, die aber – vor allem für kurze Texte und trotz ihres Alters von mehr als 500 Jahren – sehr sichere Geheimtexte erzeugt, die man im Zweifelsfall gar nicht als solche erkennt. Und da ich den Post am langen Osterwochenende schreibe und veröffentliche, verpacke ich die Darstellung in eine Rahmenhandlung, die zu diesem christlichen Fest (und gewissen Einschränkungen, die in seinem Rahmen bezüglich öffentlicher Vergnügungen gelten) passt. Stellen wir uns vor, wir bekämen am Karfreitag eine gedruckte Einladung zu einer Karfreitagsmesse in die Hand, auf der der folgende Leitspruch (oder wie man das auch immer nennt) abgedruckt wäre:

“Redemptor clemens stabiliens vitam iustis suis in paradiso amen.”

Wenn man sich an ein paar Bröckchen Latein erinnert (so wie ich), so könnte man sich vielleicht zusammen konstruieren, dass irgendwie von einem barmherzigen Erlöser und wahrscheinlich dem Garten Eden die Rede ist und sich dabei ein wenig über die getroffene Wortwahl wundern. Altphilologen würden wohl skeptischer werden ob der Holprigkeit des Ausdrucks. Niemand aber könnte wohl erahnen, dass es sich um eine versteckte Aufforderung handelt, das behördlicherseits streng kontrollierte Tanzverbot am stillen Feiertag zu ignorieren. Verschlüsselt wurde diese Aufforderung mit einer Methode, die beschrieben wird im ersten Buch der sechsteiligen Polygraphia von Johannes Trithemius. Leser dieses Blogs, die schon zu Posterous-Zeiten dabei waren oder über den Übersichts-Artikel den ersten und den zweiten Teil zur Entschlüsselung der Steganographia III gelesen haben, ist der Name Johannes Trithemius bereits ein Begriff. Ich habe ihn als Abt des Klosters Sponheim im Übergang vom 15. zum 16. Jahrhundert vorgestellt. Wegen einer unguten Geschichte hinsichtlich der Rezeption seines ersten Buchs zu Geheimschriften (eben der Steganographia) stellte er sein Amt dort zur Verfügung und war bei der Fertigstellung der Polygraphia bereits der Abt des Klosters Würzburg. Ich hatte den Ablauf der Ereignisse, die Trithemius zum Klosterwechsel veranlassten, bereits in den beiden erwähnten Posts thematisiert, das Problem lag in der explosiven Kombination einer großspurigen Vorankündigung des Werks, einer Menge arkanen Popanz im Buch sowie einem Abt, der lieber den überlegenen Geheimniskrämer gab, als glaubhaft darzulegen, dass das, was wie magischer Schnickschnack aussah, in Wirklichkeit durchdachte Chiffriermethoden waren. Trithemius wiederholt diese Fehler im Falle der Polygraphia nicht, dem Buch geht – zumindest oberflächlich betrachtet – jeder Anschein des Geheimnisvollen ab. Mit der Polygraphia wird aber etwas eingelöst, was schon für die Steganographia angekündigt war: Die Beschreibung eines Verfahren, mit dem – wie Trithemius behauptet – ein ungelehrter Mann innerhalb von zwei Stunden das Lateinische lesen, schreiben und verstehen können soll. Dieses Verfahren entpuppt sich bei näherem Hinsehen allerdings eher als eine raffinierte Chiffriermethode denn als tatsächliches Lernprogramm für die lateinische Sprache. Dessen ungeachtet wird der Ansatz später sowohl ins Französische (durch Gabriel des Collange 1561) als auch ins Tschechische (durch Raphael Mnishowsky, um 1628) übertragen, um es tatsächlich als Lernverfahren für das Französische bzw. Tschechische einzusetzen. Beides kann eigentlich nicht wirklich funktioniert haben. Bessere Aussichten hatte da die Entlehnung der Methode als Chiffre. Betrachten wir aber zunächst ihre Funktionsweise. Neben einer kurzen lateinischen Beschreibung zu Anfang finden sich in der Polygraphia I 383 Listen, die aus jeweils 24 untereinander platzierten Wörtern bestehen. Zusammengenommen ergeben diese Listen eine über mehr als 100 Seiten laufende Tabelle, die sich aus 24 Zeilen und 383 Spalten zusammensetzt. Die ersten sechs Spalten finden sich in der Tabelle unten.

Die ersten 6 Spalten der Polygraphia I. Vor der sechsten Spalte sieht Trithemius ein "suis in", dahinter ein "amen" vor.

Wie die Tabelle andeutet, stehen die 24 Zeilen der Tabelle für 24 Buchstaben des Alphabets (im Vergleich zu dem heute bei uns gebräuchlichen Alphabet fehlen die Buchstaben j und v). Für jeden dieser Buchstaben hat Trithemius 383 verschiedene Wörter zusammengestellt, welche diese ersetzen können. Insofern kann man hier von einer Substitutionschiffre sprechen, die für jeden Klartext-Buchstaben 383 Geheimtext-Homophone bereitstellt. Die Anordung der Wörter in der Tabelle aber ist auf eine beeindruckende Weise ausgeklügelt: Jede Spalte enthält nur Wörter mit gleichen morphosyntaktischen Merkmalen (die erste Spalte etwa nur maskuline Nomen im Nominativ). Benachbarte Spalten sind dabei so gewählt, dass sich sowohl ein syntaktischer wie auch ein semantischer Anschluss ergibt, egal welche Kombination von Wörtern (als Chiffren für eine Buchstabenkombination) auch ausgewählt werden. Ersetzt man mit Hilfe dieser Tabellen einen Klartext sukzessive Buchstaben für Buchstaben mit einem Wort der jeweils nächsten Spalte, so ergibt sich damit ein lateinischer Text, der an ein Gebet erinnert. Der Geheimtext ist damit nicht nur verschlüsselt, sondern zugleich auch maskiert, das heißt – zumindest für Laien – nicht als verschlüsselter Text erkennbar. Aus diesem Grund wurde das Verfahren später auch als Ave-Maria-Chiffre bezeichnet. Das Verfahren ist (wie eigentlich alle trithemischen) sehr innovativ und durch die Kombination von steganographischen (versteckenden) und kryptographischen (verschlüsselnden) Elementen auch doppelt sicher – man muss ja erst einmal darauf kommen, dass man es überhaupt mit einer verschlüsselten Botschaft zu tun hat. Selbst wenn man um diese weiß, dürfte es so gut wie unmöglich sein, den Klartext auf irgend eine Weise zu rekonstruieren, hat man nicht die Ersetzungstabelle (in diesem Fall eine Ausgabe der Polygraphia) zur Hand. Das Verfahren weist allerdings auch eine Reihe von Nachteilen bezüglich seiner Anwendung auf:
  • Der verschlüsselte Text ist um einiges länger als die ursprüngliche Nachricht – schließlich werden ja einzelne Buchstaben durch ganze Wörter ersetzt.
  • Nach 383 Klartextzeichen kommt man am Ende der Ersetzungsspalten an. Beginnt man einfach wieder von vorne, so öffnet man ein Einfallstor für einen kryptoanalytischen Angriff auf den Geheimtext, weil sich zwangsläufig Wörter häufig wiederholen werden, die hochfrequent vorkommende Buchstaben ersetzen.
  • Sender und Empfänger müssen beide über die gleiche Ersetzungstabelle verfügen. Niemand anderem sollte diese zur Verfügung stehen.
Diese Schwierigkeiten waren wohl auch der Grund dafür, dass sich kaum Belege dafür finden lassen, dass die Methode auch Anwendung fand. Lediglich Blaise de Vigenère, der sich später auch einen Namen als Kryptograph machen sollte (die Vigenère-Chiffre ist um einiges berühmter als jedes trithemische Verfahren), weiss zu berichten, dass sich die Türken vom venezianischen Botschafter in Konstantinopel durch eine Ave-Maria-Chiffre haben täuschen lassen. Herzog August der Jüngere (der auch für den legendären Ruf der nach ihm benannten Bibliothek verantwortlich ist) führt in dem von ihm unter dem Pseudonym Gustav Selenus verfassten Handbuch zur Kryptographie zwei Adaptionen der trithemischen Ave-Maria-Chiffre auf, eine weitere lateinische vom italienischen Kryptologen Giambattista della Porta, sowie eine deutsche von einem unbekannten Autor (möglicherweise von ihm selbst). Mit letzterer lassen sich Geheimtexte erzeugen, die in Inhalt, Metrik und Rhythmus dem Vater-unser-Gebet ähneln (leider habe ich über das Wochenende keinen Zugriff auf das entsprechende Buch, so dass ich hier leider kein Beispiel präsentieren kann). Oben erwähnt hatte ich ja auch schon die Übertragungen ins Tschechische und ins Französische, um damit Sprachunterricht durchführen zu können. Vielleicht fehlt mir die Phantasie, wie der Sprachunterricht anhand von Wortlisten vonstatten gehen könnte, jedenfalls kann ich mir einen solchen nicht erfolgreich vorstellen. Natürlich kann ein des Lateinischen unkundiger die Polygraphia I nutzen, um ohne Probleme einen Text in einer Sprache, die er beherrscht, zu verschlüsseln. Er kann sie genauso nutzen, um einen verschlüsselten Text zu dechiffrieren. Dabei erzeugt und liest er zwar einen lateinischen Text, er versteht aber nicht im Mindesten dessen Inhalt. Es passiert ungefähr genau das, was in  Searles chinesischem Zimmer vor sich geht – vorgetäuschtes Verständnis, ohne eine Sprache zu beherrschen. Insgesamt besteht die Polygraphia aus insgesamt sechs Teilen, von denen ich bisher lediglich den ersten erwähnt habe. Der zweite Teil unterscheidet sich vom vorherigen lediglich durch die auf die Tabelle verteilten lateinischen Wörter, auch Teil drei und vier sehen oberflächlich betrachtet aus, als würde das gleiche Prinzip weiter durchgehalten. Das stimmt aber nur zum Teil. Wie ich hier schon einmal kurz angedeutet habe, spreche ich dem Verfahren, welches in der Polygraphia III beschrieben wird, das Potential zu, einen Text zu erzeugen, der ähnliche statistische Eigenheiten wie der des Voynich Manuskripts aufweist. Dazu aber ein andermal mehr (wie immer – wer nicht abwarten kann, lese einfach hier weiter). Ach so – die versteckte Botschaft – die habt ihr euch doch aber schon längst selbst aus der Tabelle rekonstruiert, oder?

Quelle: http://texperimentales.hypotheses.org/156

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E. P. Thompson über historische Logik

Ich bin zunehmend der Meinung, dass Thompsons Buch Das Elend der Theorie. Zur Produktion geschichtlicher Erfahrung (1980) zur Grundausstattung eines jeden Historikers und einer Historikerin gehört. Auch – oder gerade weil – das Buch eine polemische Auseinandersetzung mit dem strukturalistischen Marxismus ist. Aus der Sicht eines an Marx geschulten Historikers, der Marx methodisch viel näher ist  als seine Kontrahenten. Eine in diesem Zusammenhang für mich sehr wichtige Aussage betrifft zum Beispiel das Problem der historischen Logik. Thompson schreibt:

Daß historische Erklärungen keine absoluten Feststellungen treffen und keine hinreichenden Begründungen liefern können, irritiert einige schlichte und ungeduldige Seelen. Sie meinen, daß die historische Erklärung, da sie nicht Alles sein kann, nichts ist, daß sie nicht mehr ist, als ein phänomenologisches Erzählen. Das ist ein dummer Fehler. Denn die historische Erklärung sagt nicht, wie die Geschichte sich ereignet haben muß,  sondern warum sie sich so und nicht anders ereignet hat. Sie sagt,

  • daß ein Prozeß nicht willkürlich abläuft, sondern seine eigene Regelhaftigkeit und Rationalität besitzt;
  • daß bestimmte Arten von Ereignissen (politische, ökonomische, kulturelle) miteinander verbunden waren, nicht so, wie es jemanden gerade beliebt, sondern in bestimmter Weise und im determinierten Feld der Möglichkeiten;
  • daß gewisse Gesellschaftsformationen weder durch »Gesetze« gesteuert werden, noch »Effekte« eines statischen strukturellen Theorems sind, vielmehr durch eine determinierte Beziehungen und eine besondere Logik des Prozesses gekennzeichnet sind. (S. 95, Aufzählungszeichen von mir, RH)

Ein anderes Thema Thompsons, Kategorien wie “Klasse” als historische Kategorien zu verstehen, bringe ich vielleicht ein andermal. Das gehört da unbedingt dazu.

Weitere Beiträge im Blog zu Thompson:


Einsortiert unter:Methodik

Quelle: http://kritischegeschichte.wordpress.com/2012/04/07/e-p-thompson-uber-historische-logik/

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Archive und Digitalisierung: Wo bleiben die Open Access-Promotionsprojekte?

Alle kennen die Situation: Die Zahl der Akademikerinnen und Akademiker steigt und damit auch die Zahl an Promotionen. Und nun werden die einzelnen Promotionen durch den Wettbewerbsdruck thematisch immer enger, vom Umfang aber voluminöser. Und am Ende steht die Publikation, die sich ein Verlag teuer bezahlen lässt. Aber die Promotionen bekommen dennoch keine Reichweite und werden kaum rezipiert. Die Arbeiten sind natürlich nicht für die allgemeine Öffentlichkeit geschrieben, aber sie sind dann auch noch für den Wissenschaftsbetrieb zu speziell und zu teuer.

Wie immer man das dreht und wendet: Der Aufwand für die Qualifikation und Promotion des wissenschaftlichen Nachwuchses steht für die Öffentlichkeit im keinem Verhältnis zum Ergebnis – zumindest, wenn man den wissenschaftlichen Ertrag betrachtet. Wir haben anders gesagt einen Wissenschaftsapparat, dessen Nachwuchs durch eine im Schnitt fünf Jahre andauernde Phase geht, in der er viel zu oft unbrauchbare Printprodukte produziert. Und das ist alles völlig unsinnig, für alle Seiten frustrierend und unwirtschaftlich. Dabei könnte man diese verfahrene Situation schnell auflösen. Mit Open-Access-Promotionsprojekten.

Denn durch die digitale Revolution der Medienlandschaft und durch die Open-Access-Bewegung ist ein riesiger Prozess angestoßen worden, in dem dem nicht nur Artikel, Bücher und Zeitschriften, sondern Archivalien und Quellen aller Art im Netz bereitgestellt werden. Und werden diese Quellen nicht nur online gestellt, kategorisiert, verschlagwortet und durchsuchbar gemacht, sondern sollen diese als historisch-kritische Editionen publiziert werden, haben wir wiederum viel zu wenig Menschen, die das auf einem professionellen Niveau machen können.

Es ist klar, worauf ich hinaus will.

Die Älteren dürften noch wissen, dass man noch vor einigen Jahrzehnten mit historisch-kritischen Editionen promovieren konnte, denn die Anforderungen an eine historisch-kritischen Edition sind nicht zu unterschätzen:

  • man braucht umfassendes Methodenwissen, das sich je nach Wissenschaftstradition unterscheidet,
  • man muss den Quellenbestand nicht nur kennen, sondern auch die Quellen kommentieren und in ihren historischen und sozialen Kontext setzen können,
  • die Einleitungen und Begleittexte müssen in kurzer Form die wichtigsten Ergebnisse zusammenfassen, Methoden- und Editionsprobleme besprechen.

Unter den Leserinnen und Lesern sind sicher Spezialisten, die zum Thema “Anforderungen an eine Edition” weit mehr beisteuern können als ich. Ich stelle mir nur die Frage: Warum machen wir das nicht einfach? Sollten wir in den Gesellschaftswissenschaften und ihren Nachbardisziplinen nicht entsprechende Promotionsordnungen fordern, auf deren Grundlage es möglich ist, mit einer historisch-kritischen digitalen Edition auch einen Doktortitel zu bekommen? Davon würden doch alle profitieren. Die Promotionen könnten Ergebnis einer gesellschaftlich sinnvollen und somit befriedigenden Arbeit sein. Große Editionsarbeiten ließen sich auch auf mehrere Bearbeiter aufteilen. Editionsprojekte könnten schon im Prozess der Publikation Meinungen von Expertinnen und Experten einholen oder Fragen von Nutzern aufgreifen.

Wenn man jetzt die Idee weiterträgt, gibt es vielleicht mal einen Wettbewerb zwischen den Wissenschaftsministerien, welches diese Idee als erster umsetzen kann und die Lorbeeren einsammelt. Da mache ich mir weniger Sorgen. Schwierig wird es, die Akzeptanz im doch extrem konservativen Wissenschaftsapparat herzustellen. Denn es gibt, wie Archivalia zeigt, zwischen Historikern und Archivaren nach wie vor interdisziplinäre Verständigungsschwierigkeiten. Ob diese über digitale Editionsprojekte  aufgehoben werden können, wage ich zu bezweifeln. Aber einen Versuch wäre es doch wert, oder?


Einsortiert unter:Archive, Meinung

Quelle: http://kritischegeschichte.wordpress.com/2012/04/07/archive-und-digitalisierung-wo-bleiben-die-open-access-promotionsprojekte/

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Wiener Adressen – Vorträge und Exkursionen an Wiener Volkshochschulen

Im April und Mai 2012 findet an den folgenden Wiener Volkshochschulen im Rahmen von University Meets Public wieder mein Vortrag zur Hausnummerierung in Wien statt; diesmal ist er erstmals mit einer Exkursion verbunden, die zu ausgewählten Hausnummern-Highlights des 1. Wiener Bezirks führt!

Wiener Adressen: Hausschilder, Straßennamen und Hausnummern

Vortrag und Exkursion von Anton Tantner im Rahmen von University Meets Public

Beschreibung: Wie findet ein Brief seinen Empfänger? Wie orientieren wir uns in der Stadt? Erst unter Maria Theresia wurden die Häuser in Wien nummeriert, später noch die Straßennamen durch eigene Schilder kenntlich gemacht. Wie dies geschah, ist Thema des Vortrags und der Exkursion. Der genaue Treffpunkt der Exkursion wird im Vortrag bekannt gegeben.

Termine:

Ort: VHS Brigittenau, 1200 Wien, Raffaelgasse 11
Vortrag: Mo, 23.4.2012, 18:00-19:30
Exkursion: Sa, 28.4.2012, 15:00-16:30
Zur Anmeldung

Ort: VHS Liesing, Außenstelle Mauer, Maurer Rathaus, 1230 Wien, Speisinger Straße 256
Vortrag: Do, 3.5.2012, 18:30-20:00
Exkursion: Sa, 5.5.2012, 15:00-16:30
Zur Anmeldung

Ort: VHS Wien-West, 1060 Wien, Damböckgasse 4
Vortrag: Do, 10.5.2012, 18:00-19:30
Exkursion: Sa, 12.5.2012, 15:00-16:30
Zur Anmeldung

Eine einstündige Kurzfassung des Vortrags (ohne Exkursion) gibt es im Rahmen der "Langen Nacht der Forschung" zu hören:
Ort: Urania, 1010 Wien, Uraniastraße 1
Zeit: Fr, 27.4.2012, 18:30-19:30
Zur Anmeldung

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/96988455/

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Was bedeutet Kultur digital? Einige Antworten

Loading the player … Kaum zurück aus der selbstauferlegten Blog-Abstinzenz schwemmt Kollega Hodel nun unser Weblog mit spannenden Beiträgen. Da muss man sich überlegen, wie man da noch mithalten kann. Vorerst also einmal ein paar nette Statements zum Thema Kultur digital. Das dazu passende Buch und weitere Beiräge zum gleichnamigen Symposium gibt es hier.

Quelle: http://weblog.hist.net/archives/6166

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