Autorität und Expertise – Teil 2 –

Dieser Beitrag von Nicolas Cauet ist der zweite Teil einer Serie, die hier angefangen wurde.

2. Objektive Kriterien oder Machtwort der Administratoren? Wie wird man als Autor relevant, wie kann man sich an die angegebenen Richtlinien orientieren?

Wenn man im Internet nach Kritik über die freie Enzyklopädie sucht, stößt man oft auf solche Argumente:

„Was als Standpunkt akzeptiert und als Wissen anerkannt wird, ist immer auch eine Machtfrage. Wikipedia verschleiert diese Machtfrage hinter dem Ideal des neutralen Standpunktes als Nebelkerze.“ (Wikimannia)

a ) Die Admins

Hinter der Frage nach der Zitierbarkeit und nach der Zuverlässigkeit versteckt sich also die Frage der Macht in der Enzyklopädie. Die Admins sind diejenigen, welche die Macht ausüben. Sie werden wie folgt definiert:

„Administratoren (kurz Admins) sind Benutzer, die über zusätzliche Werkzeuge verfügen, mit denen bestimmte Verwaltungsaufgaben vorgenommen werden können. Dazu gehört zum Beispiel das Löschen von Seiten oder das Sperren von Benutzern. Neben der technischen Berechtigung treten Administratoren auch als entscheidende Instanz auf verschiedenen Projektseiten wie den Löschdiskussionen und der Vandalismusmeldung auf. Benutzer werden zu Administratoren, indem sie eine Kandidatur, erfolgreich abschließen“

„Sind sie erst einmal im Amt, schalten und walten sie relativ frei, jedoch unter mehr oder minder deutlicher Berücksichtigung eines informellen Admin-Ehrenkodex’, der dem Missbrauch der erweiterten Rechte zur Durchsetzung persönlicher Interessen vorbeugen soll.“ Aus WK:Machtstruktur

b) Objektive Kriterien

Damit ihnen keine Willkür vorgeworfen wird, orientieren sie sich an Richtlinien, die jeder in der Enzyklopädie nachschlagen kann und sollte. In dieser Hinsicht ist es interessant, die sogenannten Relevanzkriterien der Enzyklopädie genauer zu betrachten. Man kann dies am Beispiel von literarischen Einzelwerken machen:

“Literarische Einzelwerke gelten als relevant, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Dass die jeweiligen Bedingungen erfüllt sind, muss aus dem Artikel klar hervorgehen und durch Quellenangaben belegt werden. Die Bedingungen sind im Einzelnen:

1. Die folgenden beiden Kriterien sind erfüllt:

▪    der Autor des Werks gilt als relevant nach den geltenden RK (entfällt bei anonymen Werken);

▪    das Werk (oder eine moderne Ausgabe des Werks) ist in einem normalen Verlag erschienen, nicht im Eigenverlag oder als Book-on-Demand

2. Zudem ist mindestens eines der folgenden Kriterien erfüllt:

▪    zu dem Werk liegen mindestens zwei ausführliche Rezensionen in renommierten Feuilletons, Literaturzeitschriften oder Magazinen mit anerkanntem Literaturteil vor;

▪    zu dem Werk liegt mindestens eine wissenschaftliche Sekundärquelle vor;

▪    das Werk ist als „Klassiker“, als regelmäßige Schullektüre oder durch Abdruck in mehreren Schulbüchern kanonisiert;

▪    das Werk repräsentiert eine wesentliche Etappe, eine neue Entwicklung oder einen besonderen Publikumserfolg im Gesamtwerk des Autors

▪  das Werk ist für die Herausbildung, Bekanntheit oder Weiterentwicklung einer bestimmten Epoche, eines Genres oder eines Stils bedeutsam.

Zugegebenermassen sind diese Kriterien schon gut durchdacht. Dennoch fallen dabei auch strittige Punkte auf:

  • Was ist ein “normaler” Verlag?
  • Was ist eine Zeitschrift mit anerkanntem Literatururteil?

Die Gattungsgrenzen können in diesem Gebiet sehr unscharf sein. Besonders interessant ist dabei, dass diese Kriterien zwar eine umfangreiche Menge von Werken ein-, dabei aber auch unzählbare andere Werke ausschließen.

Relevanzkriterien sind im Laufe der Zeit entstanden, wie es auch im Kapitel relevante Autoren zum Vorschein kommt:

“Schriftsteller bzw. Autoren gelten als relevant,

▪    wenn sich besondere Bedeutung oder Bekanntheit etwa durch einen Eintrag in einem anerkannten, redaktionell betreuten Nachschlagewerk (Enzyklopädie, Lexikon etc.) oder einer vergleichbar renommierten Quelle wie dem Perlentaucher nachweisen lässt,

▪    wenn sie einen renommierten Literaturpreis gewonnen haben,

▪    wenn sie ein Standardwerk verfasst haben, das in reputablen externen Quellen als solches bezeichnet wird oder

▪    wenn sie mindestens zwei Werke der Belletristik/Schönen Literatur oder vier nicht-belletristische Bücher (z. B. Sachbücher) als Hauptautoren bei einem regulären Verlag veröffentlicht haben.
 Bücher, die im Selbst-, Pseudo- oder Druckkostenzuschuss-Verlag erschienen sind, werden hierbei ausnahmsweise mitgezählt, wenn sich angemessene Verbreitung[1] in wissenschaftlichen Bibliotheken nachweisen lässt, sie in besonderer Weise öffentlich wahrgenommen werden (z. B. Rezensionen in renommierten überregionalen Zeitungen) oder es sich um einen anerkannten wissenschaftlichen Verlag mit redaktioneller Auswahl handelt.”

Man kann also einen biographischen Artikel in Wikipedia bekommen entweder, wenn man einen „renommierten“ Literaturpreis gewonnen hat oder ein Werk mit „respektablen“ Quellen bzw. „mindestens zwei Werke“ verfasst hat. Interessant ist die vage begründete Abgabe der Entscheidung an Tertiärquellen : Die Definition von “renommiert angegebenen” Preisen und für “respektabel gehaltene” Quellen lässt einen breiten Raum zur Interpretation frei, und damit auch zur möglichen Willkür eines Admins.

c) Löschwahn?

Viele Wikipedianer haben bereits die unangenehme Erfahrung gemacht, dass ihre Artikel ohne gute Begründung gelöscht wurde:

„Ich selbst habe oft genug erfahren müssen, dass nach langer, harter Arbeit die ganze Mühe einfach mit {{Löschen|~~~~}} kommentiert wird. Des Weiteren kommt es leider viel zu häufig vor, dass größere Änderungen direkt reverted werden, statt einzelne kleine Fehler auszubessern”

“Das Schlimmste sind die oft völlig bescheuerten Löschbegründungen: „Unnötig“, „könnte in Zukunft nicht mehr so wichtig sein“, „irrelevant“, „Blödsinn“ und die unzähligen Kunstwörter, wie „Bapperlwahn“. (111Alleskönner)

Auf den ersten Blick scheint die Situation also schwierig zu sein, und die Admins nicht selten gemein und unfair.

d) Was haben die Admins dazu zu sagen?

In Gedanken eines Löschadmins kritisiert der Administrator Magiers die Selbstbezogenheit vieler Wikipedianer:

“Wenn man regelmäßig in der Löschdiskussion unterwegs ist, beschleicht einen das Gefühl, dass 95% unserer Artikel von Selbstdarstellern geschrieben sind („Ich“, „Meine Firma“, „Mein Verein“, „Meine Garagenband“, „Meine Theorie, die ich außerhalb Wikipedia nirgends unterbringen kann“).”

Zudem macht er einen interessanten Unterschied zwischen Exklusionismus und Inklusionismus. Unter ersterem Begriff wird die Löschung unangemessener Inhalte verstanden, und unter letzerem der Erhalt des Artikels. Dieser Admin versteht sich als Vertreter des Inklusionexklusionismus, d.h. dass er beide Haltungen je nach Situation befürtwortet.

In einem wichtigen Artikel wolle er „die Unterscheidung zwischen Wichtigem und Unwichtigem (behalten) und das Herauswerfen von Belanglosem (bevorzugen).“ Aber er habe kein Problem damit, wenn eifrige Wikipedianer ihre Zeit damit verbringen, jede neue Simsons Folge in einem neuen Artikel zusammenzufassen, denn diese Artikel würden ohnehin nur eine geringe Leserschaft haben. Er ist auch der Auffassung, dass Wikipedia „kein Verweisladen“ sei. In einem wichtigen Artikel (z.B. Romeo und Julia von Shakespeare) sei es unnötig, auf zweitrangige Artikel zu verweisen (z.B. ein Pop-Lied, dessen Thema Romeo und Julia ist).

Am Ende schränkt er seinen Handlungsspielraum ein:

 „Trotz des Gesagten, ist die Aufgabe des Admins natürlich nicht die eigenständige Relevanzbetrachtung zu einem Thema, sondern die Umsetzung des Willens der Gemeinschaft, ausgedrückt im Konsens der Relevanzkriterien, sowie der Argumente der jeweiligen Löschdiskussion. Doch wie so oft erschöpft sich die Arbeit nicht im Inhalt, sondern schließt auch die Form ein.“

Mautpretter, ein Wikipedianer, der Admin geworden ist und daher beide Seiten der Wikipediawelt erleben durfte, empört sich gegen den Anspruch auf einen neutralen Standpunkt:

“Zum “neutralen Standpunkt”: Wie auch schon andere festgestellt haben, handelt es sich dabei um ein Paradox. “Points of view” (der englische Ausdruck dafür, der besser als “Perspektive” übersetzt würde) können selbstverständlich nur von Subjekten eingenommen werden und sind deshalb prinzipiell subjektiv und interessiert. Eine denkbare Interpretation wäre, dass beim Bearbeiter möglichst wenig persönliches Interesse am Gegenstand des Artikels vorhanden sein sollte; dies führt jedoch zu absurden Konsequenzen und schlechten Artikeln.”

Statt sich an einem künstlichen Neutralen Standpunkt festzuklammern, sollte Wikipedia ein Ort der Pluralität der Interpretationen sein:

An der tatsächlichen Artikelarbeit lässt sich aber eine brauchbare (und innovative) Interpretation entwickeln: “Neutraler Standpunkt” kann einen point of view bezeichnen, der durch Objektivität geprägt ist – in dem Sinn, dass Interessierte verschiedener points of view von dem Artikel etwas haben. Die Zone der Objektivität (und damit allgemeinen Brauchbarkeit) soll so groß wie möglich sein. Dafür gibt es in Wikipedia einige sehr schöne Beispiele (etwa Rudi Dutschke). Diese zeigen, dass nicht ein Weniger an subjektivem Interesse einen guten, “neutralen” Artikel schafft, sondern ein Mehr an subjektivem Engagement: Durch dieses kann individuell und kollektiv ein Raum der Objektivität geschaffen werden, der vorher nicht existiert hat. Durch “Entfernung” von POV kann also Objektivität grundsätzlich nicht entstehen.

Zum Schluss kann man sagen, dass trotz gut durchdachter Kriterien die Autorität der Admins immer noch problematisch bleibt und möglicherweise zu Konflikten führen kann. Die Macht der Administratoren soll dem Chaos des Internets und der freien Beiträge entgegenwirken. Sie neigt aber dazu, die Entwicklung der Enzyklopädie zu gefährden, indem sie die Kreativität und den Enthusiasmus der Wikipedianer zu sehr verdrängt und einzwängt. Eine bessere Ausbildung der Administratoren zu ihren Rolle und Pflichten und vielleicht eine strengere Kontrolle ihrer Löschverfahren könnte die Lage verbessern. Die Einführung einer Bewertung der Administratoren durch Wikipedianer könnte dazu verhelfen, einen ausgeglicheneren Austausch zu fördern. Es ist auf jeden Fall Raum zur Verbesserung des Umgangs zwischen Wikipedianer und Admins da.

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Der dritte Teil dieser Serie wird sich mit dem Vorfahren im Falle eines Konflikts befassen.

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Quelle: http://wppluslw.hypotheses.org/287

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Googledoodle for International Archives Day 2013?

archivesdoodle
WE REALLY WANT GOOGLE TO PICK UP ON THIS – SO PLEASE HELP US PROMOTE THE IDEA!

In 2011 and 2012 we celebrated International Archives Day on June 9th. by doing an #AskArchivists / #FollowAnArchive event on Twitter. We would like to do it again – if archives and archivists support the idea.

But this year we would like the day to be extra special. During the past years, Google has used variations on their logo to draw attention to people and causes worth noticing. Among the doodles are little works of art highlighting things as different as New Year, Chaplins Birthday, Opening of the Arcropolis Museum, Singapore Art Festival and National Library Week. But it seems, that there has never been an doodle on archives.

So why should archives deserve a place on the worlds largest search engine?

1) Archives contain the unique written memories of the world. Our collections are diverse, and contain records on paper, electronic records, sound, pictures and much more. But regardless of form, they are a vital part of our heritage.

2) Archives play a vital part in democracy. Without archives, the world would face immense  difficulties in reconstructing our political, economic, social, national, local – or personal – history with a sufficient credibility.

3) Archives are for all. When conducted in accordance with the ICA code of ethics, archives ensure, that our history becomes diverse and open to a variety of interpretations:  “Archivists should promote the widest possible access to archival material and provide an impartial service to all users.”

4) Archives provide resource for academic researchers and students, but they are also a fountain knowledge for all, and support livelong, self-directed learning. Whether driven by interest in local history, genealogy or other topics, archives are a place, where thousands of non-scholars gain new knowledge, skills and competences.

5) Google itself is in many ways related to archives, providing access to informations and helping people search and find what they need to grow in knowledge.

So please Google, help us celebrate the content and mission of archives all over the world on June 9th which is the International Archives Day.

HELP GOOGLE WITH IDEAS FOR AN #ARCHIVESDOODLE

We all can help Google with ideas for an archives doodle!

What do you think are specific ingredients for an archives doodle? Draw them, make a picture of them or write it down.

Tweet your ideas from June 1 untill June 8 with the hashtag #archivesdoodle.

WILL INTERNATIONAL ARCHIVES DAY ON JUNE 9 BE CELEBRATED WITH A GOOGLEDOODLE?

Yes! We think archives earn a googledoodle on International Archives Day, June 9!
archivesdoodle2Links:

1) http://askarchivists.wordpress.com/2013/06/01/googledoodle-for-international-archives-day-2013/

2) http://followanarchive.blogspot.de/2013/06/googledoodle-for-international-archives.html

Thanks to Anneke and Charlotte for this project!

Quelle: http://archive20.hypotheses.org/665

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Glossen an vielen Stellen

In diesem Beitrag geht es um die genaue Beobachtung der Textlage im Utrechter Handschriftenfragment der Digesten. Faktisch handelt es sich um mehrere Textlagen: der Digestentext, die Zeichen zu den Glossen, die Glossen am Rande und Interlinearglossen. Diese kleine Zeichen verweisen bei genauen Textstellen zu den darauf betreffenden Glossen. Das Beispiel einer einzigen Glosse zeigt schon viele Aspekte der mehrfachen Textlage.

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Quelle: http://glossae.hypotheses.org/84

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Forschungsbedingungen und Digital Humanities: Welche Perspektiven hat der Nachwuchs?

DHI Paris 1
Vom 10.–11. Juni 2013 organisieren das Deutsche Historische Institut Paris und L.I.S.A. – das Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung unter Mitarbeit des Centre pour l’édition électronique ouvert eine Tagung am DHI Paris zum Thema „Forschungsbedingungen und Digital Humanities: Welche Perspektiven hat der Nachwuchs?“

Im Zentrum der Tagung steht die Frage, welche Auswirkungen die digitalen Veränderungen auf die Forschungsbedingungen haben und welche Konsequenzen sich daraus für die Nachwuchsforscher ergeben. Welche neuen Kompetenzen gilt es zu erwerben? Welchen Platz haben sie in der Ausbildung? Wie können wissenschaftliche Leistungen im Bereich des Aufbaus von Forschungsinfrastrukturen, Datenbanken, Online-Publikationen aber auch in den sozialen Medien Anerkennung finden? Wie wird evaluiert, und wie wird Qualität gesichert?

In den Räumen des Deutschen Historischen Instituts Paris, 8 rue du Parc-Royal, 75003 Paris planen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dabei keine bloße Bestandsaufnahme, sondern die Herausarbeitung von Perspektiven und gezielten Maßnahmen im Umgang mit den digitalen Herausforderungen.

Um der Sicht der Nachwuchswissenschaftler gebührend Rechnung zu tragen, wurde am 18. April 2013 ein Call for Papers auf dem Blog Digital Humanities am DHIP veröffentlicht. Alle eingehenden Beiträge werden dort gesammelt und sind frei zugänglich.

Für die Tagung werden die eingereichten Beiträge von einer Gruppe junger deutsch-französischer Wissenschaftler – Aurélien Berra, André Donk, Marten Düring, Sascha Foerster, Sebastian Gießmann, Franziska Heimburger, Lilian Landes, Anika Meier, Michael Schmalenstroer, Bertram Triebel – aufbereitet und zu Beginn der jeweils vier vorgesehenen Panels zusammengefasst. Internationale Experten nehmen im Anschluss dazu Stellung.

 

Panel I: Wie verändert sich derzeit unsere Forschungs- und Wissenschaftskultur?

Dominique Bouiller, Centre d’études européennes de Sciences Po

Arianna Ciula, Wissenschaftlerin

Panel II: Universitäre Ausbildung: Welche neuen Kompetenzen sind erforderlich?

Malte Rehbein, Universität Passau

Jean-Michel Salaün, Collegium de Lyon

Panel III: Evaluierung und Qualitätssicherung in den Digital Humanities

Milena Žic-Fuchs, European Science Foundation Denise Pumain, P.A.R.I.S

Panel IV: Karriere, Finanzierung und akademische Anerkennung der Leistungen in den Digital Humanities

Claudine Moulin, Universität Trier

Pascal Arnaud, Agence nationale de la recherche

 

Die Tagung wird am 10. Juni 2013, um 18 Uhr, mit einem Vortrag von Christian Jacob eröffnet. Christian Jacob ist Professor an der École des hautes études en sciences sociales, an der er unter anderem für den Masterstudiengang „Histoire des sciences, des savoirs et des techniques“ verantwortlich ist. Er ist Autor des Blogs „Lieux de savoir“.

Tagungssprachen sind Englisch und Französisch; die Tagung wird durchgängig in Englisch und Französisch simultanübersetzt.

Gerne nimmt das Deutsche Historische Institut Paris Ihre Teilnahme- bzw. Interviewwünsche entgegen. Kontakt:

Dunja Houelleu

E-Mail: dhouelleu@dhi-paris.fr

Tel: +33 1 44 54 24 16

Das DHI Paris gehört zur Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland und ist eine Schnittstelle zwischen deutscher und französischer Geschichtswissenschaft. Zu seinen Aufgaben gehört die Durchführung und Veröffentlichung von Forschungen zur französischen, deutsch-französischen und westeuropäischen Geschichte.

Das Institut verfügt über eine mit ca. 110 000 Medieneinheiten ausgestattete Spezialbibliothek und veranstaltet Vorträge, Seminare und Tagungen. Das DHI Paris gibt die Fachzeitschrift Francia sowie mehrere Buchreihen heraus. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit liegt im Bereich des elektronischen Publizierens in Form von e-Journals, auf Publikationsplattformen und durch andere Online-Projekte. Von großer Bedeutung für die Vernetzung von deutscher und französischer Wissenschaft ist auch die Nachwuchs- und Forschungsförderung des Instituts durch verschiedene Fellow- und Förderprogramme.

Mit dem interaktiven und multimedialen Wissenschaftsportal L.I.S.A. bietet die Gerda Henkel Stiftung ein Fachangebot für Geisteswissenschaftlerinnen und Geisteswissenschaftler sowie ein Kommunikationsnetzwerk für ihre Stipendiaten und Förderpartner an. Das Akronym L.I.S.A. nimmt die zentralen Möglichkeiten des Portals auf: Lesen, Informieren, Schreiben und Austauschen. Nicht zuletzt erinnert L.I.S.A. an die Gründerin der Gerda Henkel Stiftung, Frau Lisa Maskell. Ziel der Initiative ist es, sachrelevante Beiträge aus allen Bereichen der Geschichtswissenschaften sowie aus Archäologie und Kunstgeschichte zur Verfügung zu stellen und damit dem Bedarf an fächerübergreifenden Informationen in den Historischen Geisteswissenschaften Rechnung zu tragen.

Quelle: http://gab.hypotheses.org/750

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Pommersche Gravamina, Teil IV – Kommunikationsprobleme

Ein weiteres Mal zu der Flugschrift, in der die pommersche Gesandtschaft ihre Beschwerden auf dem Regensburger Kurfürstentag schriftlich fixiert hatte. An dieser Stelle möchte ich aus der Masse der vorgetragenen Ausschreitungen, die das Land infolge der Quartiernahme durch Wallensteins Truppen zu ertragen hatte, einen Punkt herausgreifen. Das Gravamen Nr. 43 erwähnt, daß das Oberkommando über die einquartierten Truppen „nun ein geraume Zeit her frembden vnd außländischen Personen“ anvertraut worden sei. Nun sei es aber schwierig, in Pommern jemanden zu finden, der der italienischen Sprache mächtig sei, und so könne man die Beschwerden nicht wirklich vorbringen.

Nicht explizit genannt, aber gemeint war hier Torquato Conti, der als Feldmarschall das Oberkommando innehatte. Er war Italiener, und sicherlich waren auch weitere Offiziere in seinem engeren Umfeld Italiener. Für die kaiserliche Armee war dies nicht ungewöhnlich, wie die Karrieren von Piccolomini, Gallas und Montecuccoli zeigen. Ob Conti nur Italienisch konnte und nicht auch zumindest ein wenig Deutsch verstand, sei an der Stelle einmal dahingestellt. (Natürlich gab es in seiner Feldkanzlei Sekretäre, die den Schriftverkehr auf Deutsch erledigten; am Ende der Flugschrift ist ja ein solches Schreiben von Conti mitabgedruckt.) Das pommersche Gravamen verweist jedoch auf den Umstand, daß der Krieg Angehörige vieler europäischer Nationen ins Reich brachte – und damit die direkte Verständigung nicht nur unter den Militärs, sondern eben auch zwischen fremdsprachigen Militärs und der einheimischen Bevölkerung schwierig wurde.

Tatsächlich gibt es vielfache (Selbst-)Zeugnisse, in denen man sich über die fremdartigen Nationen wunderte. Dies betraf Italiener, Spanier und Franzosen genauso wie Iren, Engländer und Schotten und nicht zuletzt die als sehr fremdartig wahrgenommenen Finnen und Lappländer; hinzu kamen auch „Croaten“ und „Pollacken“, wobei diese Begriffe nicht nur eine Volkszugehörigkeit, sondern vielfach auch die Waffengattung der leichten Reiterei bezeichneten. Dieses Aufeinandertreffen war nicht zwangsläufig von Konflikten geprägt, aber wie die pommersche Flugschrift verdeutlicht, konnte es doch Kommunikationsstörungen geben, die den Umgang miteinander deutlich erschwerten.

Gerade die Situation, in der Vertreter einer Landschaft ihre Suppliken vor einem Kommandeur vortragen wollten und merkten, daß sie mit ihrer geübten Rhetorik einfach aufgrund der Sprachbarriere nicht weiterkamen und die üblichen Mechanismen von Supplik und Gnadenerweis nicht mehr greifen konnten, läßt erkennen, wie hilflos und ausgeliefert man sich womöglich den Militärs gegenüber empfand. Daß diese Hilflosigkeit in der Sprachlosigkeit begründet war, zeigt im Weiteren, wie gefährlich diese Konstellation war: Wenn man gar nicht mehr miteinander reden konnte und die Kommunikation in einem totalen Desaster endete, war der Schritt von der Sprachlosigkeit hin zur Sprache der Gewalt nicht mehr weit. Dies ist der Kern des Problems, der in Gravamen Nr. 43 angesprochen wird.

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/155

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Vortrag: Ministerien aus dem Nichts. Die Einrichtung der Provisorischen Zentralgewalt 1848

Im Rahmen zweier Vortragsabende Ende Juni werden die Projektmitarbeiter Thomas Stockinger und Tobias Hirschmüller aus ihrer Forschungstätigkeit im Rahmen des Projekts „Edition der Akten der Provisorischen Zentralgewalt“ referieren. Der erste dieser Abende wird von der Hambach-Gesellschaft veranstaltet und findet am 26. Juni ab 19 Uhr im Stadtarchiv Speyer statt. Der zweite Abend ist für den 27. Juni ab 18.30 Uhr an der Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte im Rastätter Schloss vorgesehen. Bei beiden Gelegenheiten werden dieselben zwei Vorträge gehalten.

Das folgende Abstract betrifft den Vortrag von Thomas Stockinger; eine entsprechende Ankündigung zu jenem von Tobias Hirschmüller erfolgt in Kürze.

Ministerien aus dem Nichts: Die Einrichtung der Provisorischen Zentralgewalt 1848

Am 28. Juni 1848 wurde nach intensiven Debatten in der Frankfurter Nationalversammlung das Gesetz zur Einsetzung einer vorläufigen Exekutive für den – real noch nicht existierenden – deutschen Bundesstaat beschlossen; der am folgenden Tag gewählte Reichsverweser Erzherzog Johann konnte am 12. Juli angelobt werden, etwa einen Monat später kam das erste vollständige „Reichsministerium“ zustande. Dieses konnte sich zunächst auf eine solide Mehrheit in der Versammlung stützen, vor allem auf das sogenannte „rechte Zentrum“. Die Stellung der Provisorischen Zentralgewalt zwischen dem Paulskirchenparlament, den Regierungen der deutschen Einzelstaaten und den auswärtigen Mächten war trotzdem nie eine einfache, und ihre Versuche, faktische Regierungstätigkeit zu entfalten, stießen rasch an Grenzen. Dennoch sollte die Bedeutung dieser Institution im Revolutionsgeschehen nicht unterschätzt werden.

Auf der politischen Ebene kann das Handeln der Zentralgewalt zumindest in seinen groben Zügen als bekannt gelten; hingegen ist ihrer Verwaltungsgeschichte noch kaum Aufmerksamkeit gewidmet worden. Dies erweist sich allerdings als durchaus interessant, zumal es darum ging, in kürzester Zeit funktionierende Behörden ins Leben zu rufen, wozu die Dienststellen des bisherigen Bundestages nur ganz unzureichende Anknüpfungspunkte boten. Qualifiziertes Personal musste rekrutiert, der gesamte Geschäftsgang geregelt, selbst die elementarsten Ressourcen – bis hin zum Büromaterial – mussten erst beschafft werden. Eine zeitgenössische Karikatur zeigte den neuen Reichsjustizminister Mohl bei seiner ersten „Amtshandlung“: dem Gang zu einem Papierhändler, um Schreibpapier und eine Stange Siegelwachs zu erstehen.

Dass die Ministerialbehörden der Zentralgewalt überhaupt ins Leben treten und eine geregelte Tätigkeit entfalten konnten, erscheint unter diesem Gesichtspunkt bereits als beträchtliche Leistung. Überreste dieser Tätigkeit sind nicht zuletzt die in beachtlicher Zahl angelegten und aufbewahrten Akten der Ministerien, heute im Bundesarchiv Berlin. Auf deren Grundlage soll im Vortrag versucht werden, nachzuzeichnen, welche Probleme bei der Bildung dieser Dienststellen gleichsam „aus dem Nichts“ auftraten und welche Lösungen dafür gefunden oder zumindest angestrebt wurden.

Quelle: http://achtundvierzig.hypotheses.org/249

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Konzeption des RAT 2013

Der alljährlich vom LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum (AFZ) organisierte Rheinische Archivtag befasst sich 2013 mit der künftigen Finanzierung von Archiven und nimmt damit auch die Zukunft der Archivaufgaben grundsätzlich in den Blick.

Nicht nur die Kolleginnen und Kollegen in den Archiven treibt die Thematik um; vielmehr wecken gerade jüngere Probleme um die Dokumentation des Verwaltungshandelns (Skandale um abhanden gekommene Unterlagen etc.) auch das Interesse der Öffentlichkeit an der Funktionsfähigkeit von Archiven aller Sparten.

Grundvoraussetzung hierfür ist die Sicherstellung der materiellen und personellen Ausstattung sowie des Betriebs der Archivinstitutionen. Zahlreiche Einsparungswellen der Vergangenheit und Optimierungsmodelle haben die Archive nicht nur effizienter werden lassen, sondern teils auch in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt.

Wohin geht die Entwicklung? Wird die Bereitstellung eines Sockelbetrags durch die Unterhaltsträger künftig noch im bisherigen Umfang gewährleistet sein?

Der diesjährige Rheinische Archivtag möchte in seinen Beiträgen den jetzigen Zustand beschreiben und einen Blick in die Zukunft werfen. Welche alternativen Modelle werden bereits heute angewendet, zum Beispiel beim Einwerben von Drittmitteln. Kann eine Abhängigkeit von Sponsoren zu neuen Problemen führen, etwa durch die Bevorzugung bestimmter Aufgaben? Sind archivische Routineaufgaben für Sponsoren attraktiv genug? Würden zum Beispiel laufender Betrieb und befristete Projekte gegeneinander ausgespielt?

Die Referate des ersten Tages (13. Juni 2013) beschäftigen sich mit der derzeitigen Situation und der konventionellen Finanzplanung der Archive, ferner mit bereits erprobten Förderungsmodellen.

Die Vorträge des zweiten Tages (14. Juni 2013) bieten einigen Förderinstitutionen ein Forum, um sich selbst, ihre Angebote und ihre Förderkriterien darzustellen.

Quelle: http://lvrafz.hypotheses.org/608

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Das Handy als Werkzeug

Mobiles Lernen mit QR-Codes, Geocaching, Video & App-Vielfalt von Maren Risch Handy, Smartphones und Tablets sind Multifunktionsgeräte für mobiles Lernen. Viele Kinder und Jugendliche besitzen diese Geräte und auch Eltern, Lehrer und Pädagogen machen ihre Erfahrungen mit den mobilen „Alleskönnern“. Diese Zielgruppen: Junge, Heranwachsende wie Erwachsene, sammeln ihre Erfahrungen hauptsächlich im privaten Raum, in der Freizeit, im informellen Austausch und selten konstruktiv im pädagogischen Kontext. Insgesamt mangelt es Pädagogen an konkreten Vorstellungen für den sinnvollen Einsatz von Handys und Smartphone. Von 97 befragten Lehrkräften [...]

Quelle: http://medienbildung.hypotheses.org/2765

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Das archäologische Geschichtsbild bei Star Trek

Das fiktive Star Trek Universum ist in seiner grundlegenden Anlage eine positive Utopie unserer Zukunft. Geld, Nationalstaaten, kriegerische Konflikte sind auf der Erde abgeschafft. Die Menschen arbeiten, um sich selbst zu verwirklichen und reisen mit Überlichtgeschwindigkeit (Warp/ Sol) durchs All, um unsere Galaxie zu erforschen. Die Milchstraße, in der sich das Geschehen weitestgehend abspielt, ist in vier Quadranten eingeteilt mit der Erde im Zentrum des „Alpha-Quadranten“.

Die Erde ist ein Teil der „Vereinigten Föderation der Planeten“, die ein galaktisches „Territorium“ bilden, den „Föderationsraum“, die anderen „Gebiete“ innerhalb dieses „Alpha-Quadranten“ teilen sich das „Klingonische Reich“, das „Romulanische Imperium“, die „Ferengi-Allianz“ und schließlich der „Cardassianische Raum“. Obwohl die Idee der Nationalstaaten überwunden sein soll, ist die Idee der Raumaufteilung durch herrschende Mächte von der kontinentalen Ebene auf die galaktische Ebene übertragbar.

Innerhalb des Föderationsraumes gibt es eine utopische Gesellschaftsform, die klare sozialistische Züge aufweist.[1] Der Kapitalismus ist aus Vernunftsgründen überwunden und wurde durch eine freie und aufgeklärte Gesellschaftsform ersetzt, in der auch Religion weitestgehend keine Rolle mehr spielt.

Das Zusammenleben dieser unterschiedlichen Völkerschaften und das gemeinsame Leben und Arbeiten auf Raumstationen, Raumschiffen und Forschungseinrichtungen wird ermöglicht durch eine grundlegende Toleranz gegenüber anderen Kulturen.  Dieses moralische „Toleranzprinzip“ wird durch die „Oberste Direktive“, die Nichteinmischung in kulturelle Angelegenheiten anderer Völkerschaften, verbindlich. Diese „Oberste Direktive“ führt natürlich immer wieder zu Gewissenskonflikten und wird vergleichsweise häufig gebrochen.[2]

Das friedliche Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen ermöglicht auch das gemeinsame Forschen in den unterschiedlichen Wissenschaften, zu denen ganz selbstverständlich auch die Archäologie gehört.

Das sogenannte Daystrom-Institut (in der dt. Synchronisation: Daystorm-Institut) auf Galor IV ist eine elitäre Forschungseinrichtung, die die unterschiedlichsten Forschungsinstitute beheimatet. Es gibt dort auch einen Archäologischen Rat. Der leitende Archäologe dort ist Professor Woo, der in der Serie allerding nur einmal genannt wird (DS9: Q-Unerwünscht).

Wie in der Gegenwart werden auch in der fiktiven Zukunft  jährlich stattfindende archäologische Symposien abgehalten (TNG: Gefangen in der Vergangenheit).

Archäologische Forschung findet „planetenübergreifend“ statt und wird deswegen auch Exoarchäologie genannt.

Im Star Trek Universum geben sich nicht alle Individuen mit selbstloser Forschung und purer Selbstverwirklichung zufrieden, sondern streben nach Gewinn, Abenteuer und seltenen Schätzen. Welche Möglichkeit wäre da dramaturgisch geeigneter als im Medium Fernsehen etablierte Schatzjäger und Abenteuerer auftreten zu lassen. In Star Trek sind sie spannenderweise weiblich, attraktiv und sehr ausgefuchst. Vash begegnet Cpt. Picard, einen leidenschaftlichen Archäologie-Amateur, auf dem Urlaubsplaneten Risa (TNG: Picard macht Urlaub) und verwickelt ihn in die Suche nach dem legendären „Tox Uthat“, einen Quantenphaseninhibitor aus dem 27. Jahrhundert. Nach dem überstandenen Abenteuer schließt sich Vash, zum Ärgernis Picards, einem allmächtigen Wesens namens Q an. Diese Partnerschaft dauert nur wenige Jahre und die erbeuteten Schätze dieser Partnerschaft werden auf einer speziellen Auktion an mehr oder weniger dubios wirkende Sammler versteigert (DS9: Q-Unerwünscht). Das Sammeln von antiken Gegenständen, auch aus zweifelhafter Herkunft, ist  in der Zukunft wie in der Gegenwart ein leidenschaftliches Hobby, das in Star Trek moralisch hinterfragt wird (TNG: Der Sammler).

Das Ausplündern von archäologischen Fundstätten wird in Star Trek nicht nur aus persönlicher Bereicherung, sondern auch aus  politisch-terroristischen Motiven heraus praktiziert. In der Doppelfolge TNG: Der Schachzug I & II begibt sich Cpt. Picard auf ein „Raubgräber-Schiff“, das gezielt archäologische Fundstellen anfliegt auf der Suche nach ganz bestimmten Artefakten. Wir erfahren, dass die Forschung so weit ist, dass man aus der Umlaufbahn eines Planeten die Funde in der Fundstätte scannen kann. Diese Funde können aus der Erde heraus auf ein Raumschiff gebeamt werden. Dabei entstehen charakteristische Löcher, die Fundstätte ist dann ganz oder teilweise zerstört. Die Zerstörung der Fundstätte wird in dieser Episode als moralisch verwerflich verurteilt.[3] Ziel dieser Plünderungen ist ein „Psionischer Resonator“, eine antike vulkanische Waffe, die von der „vulkanischen Isolationistenbewegung“ benötigt wird, um die Macht auf dem Planeten Vulkan zu erlangen.

Wir sehen, das gesamte Star Trek Universum ist voll von Spezies, deren Vergangenheit archäologisch erforscht werden muss. Auffällig dabei ist, dass die Spezies dem Menschen sehr ähnlich sind, also jeweils zwei Arme und Beine und einen Kopf mit Augen, Nase und Mund haben. Es gibt ebenfalls meist zwei Geschlechter und erfolgreiches Paaren ist untereinander möglich und wird auch praktiziert. Wie dies möglich ist, wird in der Folge TNG: Das fehlende Fragment erläutert. Der Archäologe Prof. Galen, Lehrer Cpt. Picards, hat sich auf seine alten Tage dann doch noch mal der Anthropologie verschrieben, und sucht im gesamten Weltraum nach Fragmenten eines uralten Geheimnisses, welches sich in der DNA versteckt.  Auf diese Forschungen werden auch die Geheimdienste der feindlich gesinnten Romulaner und Klingonen aufmerksam, die die Entwicklung einer zerstörerischen Waffe vermuten. Des Rätsels Lösung ist aber eine verschlüsselte Botschaft an die Bewohner des Star Trek Universums, dass sie alle von einem Ur-Humanoiden abstammen, die ihre DNA in die „Ursuppen“ der verschiedenen Heimatplaneten verteilten. Diese Ur-Humanoiden wünschen sich eine friedliche Koexistenz ihrer „Nachkommen“ im Universum. Die klingonischen und romulanischen Nachkommen halten das für einen schlechten Scherz.

Neben der verblüffenden Ähnlichkeit entwickeln sich auch die humanoiden Spezien alle in ähnlichen Evolutionsstufen. Dieses Geschichtsbild bezeichnet Gene Roddenbery  höchstselbst, als „parallele Evolution“ und ist eine Konstante im Star Trek Universum.[4] „Ungläubige“ halten das Auftreten von so viel humanoiden Außerirdischen für eine Folge begrenzter Produktionskosten.

Auf den unterschiedlichen Planeten sind diese Entwicklungsphasen auch auf unterschiedlichem Stand. Die Mintakaner (TNG: Der Gott der Mintakaner) sind  eine proto-vulkanische Gesellschaft auf dem Niveau der Bronzezeit. Daraus können wir schließen, dass dem auch eine Steinzeit vorausgeht und eine Eisenzeit folgt. Eine mutmaßliche Jäger und Sammler Gesellschaft begegnet uns im  jüngsten Spielfilm „Into Darkness“. Die vorindustrielle Gesellschaft, die Data in TNG: Radioaktiv besucht, befindet sich ganz offenbar vom Übergang des Späten Mittelalters zur Renaissance. Nicht bei allen Gesellschaften ist eine so eindeutige Zuordnung möglich. Die Bevölkerung auf Boral II (TNG: Die oberste Direktive) beispielsweise lebt wie amerikanische Siedler auf dem Weg nach Westen, allerdings auf dem Niveau des Hohen Mittelalters. Eine Auflisung sogenannter Präwarp-Zivilisationen ist hier zu finden.

Ethisch moralische Grundlage des Zusammenlebens und der wissenschaftlichen Forschung ist die „Oberste Direktive“, die Nichteinmischung in kulturelle Angelegenheiten anderer Spezies. Dies betrifft auch die Archäologie. Die bereits erwähnte Schatzjägerin Vash teilt ihrem Geliebten Picard mit, dass sie als nächstes vielleicht die Ruinen von Tagus III besuchen möchte (TNG: Gefangen in der Vergangenheit). Picard ist entsetzt und hält ihr vor, dass die Tagusianer das Betreten ihrer Ruinenstätten verbieten,  was diese Fundplätze auf Gefahrensucherinnen wie Vash eher anziehend als abschreckend wirken lässt.  Funde aus Tagus III haben auf dem Antiquitätenmarkt wohl einen gewissen Preis.

Alles in allem sehen wir, dass auch in der utopischen Welt des Star Trek Universums in Sachen Archäologie sich vieles ähnlich verhält wie heute. Es gibt eine organisierte archäologische Forschung, aber der illegale Antiquitätenhandel ist einfach nicht in den Griff zu bekommen.

Fortsetzung folgt!

Weitere verwendete Literatur hier.

[1] K. Steinmüller, Beinahe eine sozialistische Utopie, in: K. U. Hellmann- A. Klein (Hrsg.), “Unendliche Weiten…”. Star Trek zwischen Unterhaltung und Utopie (Frankfurt 1997)80-90/

s.a.: R. Saage, Utopie und Science-fiction. Versuch einer Begriffsbestimmung, in: K. U. Hellmann- A. Klein (Hrsg.), “Unendliche Weiten…”. Star Trek zwischen Unterhaltung und Utopie (Frankfurt 1997) 45-58

[2] R. Bausch, Assimilation – Koexistenz – Unzugänglichkeit. Soziologische Betrachtungen des Fremden in Star trek, in: N. Rogotzki- T. Richter- H. Brandt- P. Friedrich- M. Schönhoff- P. M. Hahlbohm (Hrsg.), Faszinierend! Star Trek und die Wissenschaften 2 (Kiel 2003) 26

[3] H. Brandt-F. Schindel-J. Wellhöner, Indiana Jones im Weltraum? Das Bild der Archäologie in Star Trek, in: N. Rogotzki- T. Richter- H. Brandt- P. Friedrich- M. Schönhoff- P. M. Hahlbohm (Hrsg.), Faszinierend! Star Trek und die Wissenschaften 2 (Kiel 2003) 143

[4] L. Russell, Archaeology and Star Trek: Exploring the past in the future, in: M. Russell (Hrsg.), Digging Holes in popular culture. Archaeology and science fiction, 2002, 19-29

S.E. Whitfield-G. Roddenbery, The making of Star Trek (New York 1968) 207

 

Quelle: http://minuseinsebene.hypotheses.org/541

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Tilmann von Grünberg (nicht: Dulmaniensis), der erste Prior der Windesheimer Reform in Ravengiersburg, als geistlicher Autor

 

Bei Recherchen zur Rezeption deutschsprachiger Literatur in mittelrheinischen Frauenkonventen des Spätmittelalters [1] stieß ich auf einen umfangreichen Eintrag von Gisela Kornrumpf vom Juli 2007 im Handschriftencensus [2]. Leider ist die Handschrift der Zaluski-Bibliothek in Warschau, die nach St. Petersburg gelangte und in den 1920er Jahren an Polen zurückgegeben wurde (Warschau, Nationalbibliothek, Hol. Q. I.1), 1944 vernichtet worden. Man muss sich also aus gedruckten Beschreibungen und Erwähnungen und einer handschriftlichen Beschreibung für die Bibliotheca Neerlandica Manuscripta, die Kornrumpf vorlag, ein Bild vom Inhalt zu machen [...]

 

 

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/4503

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