Sieg über die Sonne – Futuristische Oper auf DVD

Was für ein Glück, dass ich darauf in der hiesigen Walther König-Buchhandlung gestoßen bin: Die famose, 1913 in St. Petersburg erstmals aufgeführte futuristische Oper "Sieg über die Sonne" gibt es in einer vom Stas Namin Theater 2013 aufgeführten Version auf DVD, in russischer Originalfassung mit englischen Untertiteln:

Victory over the sun. Reconstruction of Alexei Kruchenyk Mikhail Matiushin Kazimir Malevich's opera. DVD. Moskau/St. Petersburg: Russian Museum/Palace Editions, 2013.

Online wird mit Infos über diese DVD eher gegeizt, mit Hilfe der auf der DVD nicht abgedruckten ISBN 978-3-86384-917-7 lassen sich aber ein paar wenige Versandbuchhändler finden (z.B.). Wer auf das Booklet verzichten möchte, kann sich das 59 Minuten lange Video auch auf Youtube anschauen; vor kurzem war die Oper in Basel in der Fondation Beyeler zu sehen, als Vorbote einer ab Oktober gezeigten Malewitsch-Ausstellung.

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Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022468124/

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Vernichtende Rezension von Anthony Coles John Heartfield-Biographie

Hymnisch kann eins sie nicht nennen, die von Mario Keßler für H-SOZ-U-KULT verfasste Rezension von Anthony Coles Biographie über John Heartfield, im Gegenteil, sein Fazit fällt vernichtend aus:

Der Böhlau-Verlag, in dem das Buch erschienen ist, hat sich einen guten Ruf gerade auch durch politische Biographien erworben. Man muss jedoch festhalten, dass hier ein Manuskript die Verlagsprüfung passieren konnte, das den Kriterien der Wissenschaft nicht entspricht.[Fn] Für 2016 ist eine englische Publikation der vorliegenden Schrift beim Verlag Sussex Academic Press angekündigt.[Fn] Davon kann nur abgeraten werden, außer der Autor schriebe das Buch in weiten Teilen neu.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022466806/

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Sklaven- und Dreieckshandel in skandinavischer Literatur, Kunst und Erinnerungskultur | Teil 5: Kunst und Literatur

Die Beschäftigung mit Kolonialgeschichte, Sklavenhandel und postkolonialen Verflechtungen ist nicht der Forschung vorbehalten. Bei Treffen mit KünstlerInnen und SchriftstellerInnen auf der Exkursion konnten wir uns ein Bild davon machen, wie Wissen darüber auch in Kunst und Literatur erworben und vermittelt wird – und wie Kunst essenzielle Fragen aufwerfen und verhandeln kann.

Der dänische Autor und Journalist Thorkild Hansen (1927–1989) war einer der ersten, der die skandinavische Rolle im Sklaven- und Dreieckshandel kritisch reflektiert hat. 1971 erhielt er für seine sogenannte Sklaven-Trilogie (Slavernes kyst/Die Sklavenküste, 1967; Slavernes skibe/Sklavenschiffe, 1968; Slavernes øer/Sklaveninseln 1970) den Literaturpreis des Nordischen Ministerrats. Die Serie ist von großer Bedeutung für die weitere Auseinandersetzung mit dem skandinavischen Kolonialismus in Dänemark – alle KünstlerInnen und SchriftstellerInnen, die wir auf der Exkursion trafen, nennen sie als wichtige Quelle und Inspiration.

In den letzten Jahren wurde dieser Faden von dem dänischen Jugendbuchautor Kim Langer (*1963) wieder aufgenommen. Ebenfalls in Form einer Trilogie erzählt Langer von historischen Ereignissen in den dänischen „Tropenkolonien“ in Ceylon (heute Sri Lanka), an der westafrikanischen „Goldküste“ und auf den „Dänisch-Westindischen Inseln“: Kongen af Kandy (Der König von Kandy, 2006), Den Afrikanske Forbandelse (Der afrikanische Fluch, 2009) und Flugten fra Vestindien (Flucht aus Westindien, 2010) sind eine Mischung aus Abenteuerroman, historischem Roman und Phantastik. Auf Forfatterweb, einer Website über dänische Schriftsteller, wird die Serie als „etwas so Klassisches und Wunderbares wie ein historisches Bildungsprojekt“ beschrieben.

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Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/2942

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Kulturgeschichte Chinas im Netz (XII): Virtual Collection of Asian Masterpieces

Die Virtual Collection of Asian Masterpieces entstand ursprünglich als Projekt von ASEMUS (The Asia Europe Museum Network). Mehr als 120 Museen haben bislang eine Auswahl aus ihren Meisterwerken dafür bereitgestellt. Der Relaunch der im Jahr 2007 erstellten Website erfolgte 2013. [1]

Diese virtuelle Sammlung läßt sich nicht nur nach Sachgebieten/Art der Kunstgegenstände beziehungsweise nach dem geographischen Ursprung der Objekte durchsuchen, sondern auch nach einzelnen Sammlungen. Die Liste der an dieser Initiative beteiligten Sammlungen weist derzeit zwölf Museen aus der Volksrepublik China aus.

Die Sammlung liefert derzeit (Stand: 24.6.2015) im Hinblick auf den geographischen Ursprung der Objekte für China 656 Treffer (dazu kommen noch je ein Treffer in der Kategorie “China or Japan” bzw.

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Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/1634

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Dieser Befehlston verletzt meine Gefühle – Telepolis-Interview mit Barbara

Sehr schön, die faszinierenden Interventionen von Barbara können nun auch in Buchform angesehen und gelesen werden; in einem Telepolis-Interview hat die anonyme Künstlerin auch einen Vorschlag deutsche Nationalsymbolik betreffend:

Den Bundesadler endlich in seinen verdienten Ruhestand zu schicken und ihn durch ein Bundeseinhorn zu ersetzen, das fände ich ganz gut.

Barbara: Dieser Befehlston verletzt meine Gefühle. Köln: Bastei Luebbe, 2015.

Verlags-Info:

Ich (k)lebe, also bin ich
Seit einiger Zeit passieren an ausgewählten Orten Deutschlands mysteriöse Dinge: Eine Unbekannte namens Barbara verwandelt Schilder, Plakate und Infotafeln in verblüffende Kunstwerke, die mit Humor und Fantasie in den öffentlichen Raum funken. Spielerisch, ironisch und subversiv entlarvt sie hohle Slogans, unterläuft sinnfreie Verbote und führt wortreiche Warnungen ins Absurde. Dieser Befehlston verletzt meine Gefühle ist ein urbanes Fotobuch mit ihren originellsten Werken, denn:
Unser Schilderwald braucht Barbara.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022445409/

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Ausstellung und Publikation zu Frauen & Dada

In Appenzell müsste man sein, denn dort zeigt das Kunstmuseum noch bis 28.6.2015 die Ausstellung Frauen & Dada. Aber immerhin, für Mai angekündigt ist folgende Publikation:

Boesch, Ina (Hg.): Die Dada. Wie Frauen Dada prägten. Zürich: Scheidegger & Spieß, 2015. 29 Euro. [Verlags-Info]

Ankündigungstext:
Dada gilt als eine der ersten Kunstrichtungen, in der Frauen als eigenständige Kunstschaffende von einem breiteren Publikum überhaupt wahrgenommen wurden. Dennoch sind nur wenige der damals künstlerisch tätigen Frauen heute noch bekannt. Die Meisterin der Fotomontage Hannah Höch, die abstrakte Künstlerin Sophie Taeuber-Arp, die Malerin Suzanne Duchamp, die Dichterin Emmy Hennings, die Stummfilmdiva Musidora, die Tänzerin Valeska Gert – sie und viele weitere Künstlerinnen wirkten bei Dada mit.
Erstmals wird in diesem Buch der Beitrag der Frauen an Dada umfassend und in seiner ganzen Vielfalt dargestellt. Es porträtiert die Malerinnen, Literatinnen, Tänzerinnen, Musikerinnen, Verlegerinnen und Mäzeninnen, welche die avantgardistische Bewegung mitprägten. Am Beispiel einiger Künstlerinnen wie der Performerin Elsa von Freytag-Loringhoven, der Schriftstellerin Céline Arnauld oder der Malerin Angelika Hoerle macht das Buch deutlich, wie deren Werk das ihrer männlichen Kollegen beeinflusste. Nachgegangen wird auch der Frage, weshalb diese Frauen wieder in Vergessenheit gerieten, während Dada – und viele der männlichen Künstler – als Begriff und als Kunstbewegung bis heute allgegenwärtig blieb.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022417725/

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„Weltwissen“ ohne Kolonien: Hans Belting über Kolonialismus, Kunst und Ausstellungspraktiken

von Helen May und Gesche Schifferdecker

„Kann man andere Kulturen ausstellen, indem man ihre Kunst ausstellt?“, fragt sich Hans Belting, Professor Emeritus am Institut der Kunstwissenschaft und Medientheorie der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Und wenn man es versucht – wie umgeht man eine koloniale Perspektive auf die Kunst „der Anderen“? Wie gibt man nicht-westlichen Künstlern die Möglichkeit, sich zu präsentieren, ohne für sie zu sprechen?

Belting gelingt es in seinem Artikel „Weltwissen“ ohne Kolonien, die Eckpunkte postkolonialer Kunst,- aber auch Kultur- und Literaturkritik zu verbinden, ohne dabei auf die üblichen „Buzzwords“ zurückzugreifen. Durch die Ausstellung von Kunst in Völkerkundemuseen wird impliziert, dass der westliche Kunstbegriff nicht für andere Kulturen gilt. Kontemporäre, globalisierte Kunst zeigt, wie abstrus und beeinflusst diese Haltung von dem ist, was von Edward Said als „Orientalism“ beschrieben wurde: Auch afrikanische Künstler arbeiten nicht mehr unbedingt mit Masken, sondern beispielsweise mit Foto und Video. Selbstverständlich unterscheiden sich Kunst und ihre Intentionen aber auch auf einem globalen Level: „Mag Kunst im Westen auch zu einer ermüdeten Routine geworden sein, so ist sie doch anderswo das Privileg freier Meinungsbildung.“ (17) An Regionen kann man dies allerdings nicht festmachen: Durch Migration und Wechselwirkungen der Globalisierung ist ein „Wurzelgeflecht von ‚Ethnoscapes‘“ (17) entstanden, und diese Diaspora prägt die Kunstproduktion.

Die Beschäftigung mit außereuropäischer Kunst sollte nicht nur eine Betrachtung „des Anderen“, sondern vielmehr auch „eine Frage nach der eigenen Kultur in einem global erweiterten Blickfeld“ (16) sein und im Sinne der Critical-Whiteness-Theory die westliche Deutungshoheit hinterfragen.

Belting, Hans (2012): „Weltwissen“ ohne Kolonien: Zur Zeitgenossenschaft anderer Kulturen. In: Diawara, Mamadou / Günther, Klaus / Meyer-Kalkus, Reinhart (Hrsg.): Über das Kolleg Hinaus. Joachim Nettelbeck dem Sekretär des Wissenschaftskollegs 1981-2012. Wissenschaftskolleg zu Berlin. Berlin 2012. S. 15-20.

Den Artikel sowie den vollständigen Sammelband „Über das Kolleg Hinaus“ finden Sie hier.

Quelle: http://wwc.hypotheses.org/600

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Kulturgeschichte Chinas im Netz (VII): The Chinese Experience

The Chinese Experience – angesiedelt auf den Seiten der University of Maine at Farmington und betrieben von Marilyn Shea (Department of Psychology) – bietet schon durch eine reichhaltigen Bibliographien (China Bibliography. Collections of Resources) weiterführende Informationen zur Kulturgeschichte Chinas: Die Themen Buddhismus, Kunst, Kunst und Gesellschaft, Kalligraphie  werden ebenso berücksichtigt, wie der Bereich Stadt und Urbanisierung.

Ein weiterer – reich bebilderter – Bereich der Seite orientiert sich an den geographischen Gegebenheiten Chinas. Vor allem die Große Mauer (Great Wall, Great Wall Pictures), Beijing (Historic Beijing, Beijing History through Pictures, Modern Beijing Culture), Xi’an (vgl. auch Xi’an in Pictures) und Shanghai (Modern Shanghai and the Bund, Historic Shanghai Region) werden dabei hervorgehoben.

Weitere Informationen zur Kunst- und Kulturgeschichte Chinas folgen einer thematischen Ordnung:

Neben einem Beispiel für das Werk des Dichters Bei Dao (The Poetry of Bei Dao) und für das Werk des Kalligraphen Deng Jing Ren (Calligraphy by Deng Ling Ren), wird eine Auswahl von Exponaten chinesischer Bronzekunst präsentiert, die 2004 im National Museum of China (Beijing) gezeigt wurden (Chinese Bronzes). Eindrücke von der Geschichte und Entwicklung chinesischer Malerei vom 7. bis ins späte 19. Jahrhundert werden mit einer Auswahl von Werken aus den Beständen des Shanghai Museum vermittelt (Painting: Tang-Qing). Die Bestände des Shanghai Museum bilden auch die Grundlage für die Veranschaulichung der Entwicklung der chinesischen Kalligraphie von den Anfängen bis zum Ende der Kaiserzeit (Calligraphy: Shang-Qing) sowie für ausgewählte Beispiele zu Möbelkunst und Wohnkultur zur Zeit der Ming-Dynastie (1368-1644; vgl. Ming Dynasty Furniture). Die im Nationalen Kunstmuseum in Beijing bis Februar 2008 gezeigte Ausstellung liegt dem Abschnitt über chinesische Drachen zugrunde (99 Chinese Kites). Jade-Objekte (Chinese Jade) aus dem Capital Museum (Beijing) sowie ein historischer Längsschnitt durch die Bestände des Historischen Museums der Provinz Shaanxi (Shaanxi History Museum) runden die sehr informative Seite ab.

Die ersten sechs Teile dieser Serie:

Kulturgeschichte Chinas im Netz (I)
Kulturgeschichte Chinas im Netz (II)
Kulturgeschichte Chinas im Netz (III)
Kulturgeschichte Chinas im Netz (IV): Vier Jahre “Bibliotheca Sinica 2.0.”
Kulturgeschichte Chinas im Netz (V): Die “Stanford Encyclopaedia of Philosophy”
Kulturgeschichte Chinas im Netz (VI): Das China Online Museum

 

 

Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/1423

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Kulturgeschichte Chinas im Netz (VI): Das China Online Museum

Trotz der sehr dürftigen Angaben unter Impressum/Kontakt bietet das China Online Museum zumindest einführende Bemerkungen zu den verschiedenen Gebieten der chinesischen Kunst(geschichte), etwa in Bronzekunst, Kalligraphie, Malerei, Keramik und Schnitzkunst. Orientieren sich die Texte an den Informationen aus dem Nationalen Palastmuseum in Taipei, aus der Encyclopaedia Britannica (!) und Wikipedia (!!!) so stammen die Bilder aus mehreren Museen der Volksrepublik China und der Republik China (Taiwan) sowie aus amerikanischen und japanischen Museen.[1]

Die Präsentation der Bronzegefäße erfolgt nach einer Einleitung in chronologischer Ordnung: a) Shang-Zeit (16.-11. Jh. v. Chr.), b) Zhou-Zeit (11.-3. Jh. v. Chr.), c) Qin- (221-207 v. Chr.) und Han-Dynastie (206 v.-220 n. Chr.).

Der Bereich Kalligraphie widmet sich einerseits der Entwicklung der unterschiedlichen Schriftstile, den – in “De rebus sinicis” bereits ausführlich vorgestellten “Vier Schätzen des Studierzimmers”[2] – und über vierzig bedeutenden Kalligraphen, die zwischen dem 3. Jahrhundert nach Christus und der späten Kaiserzeit gewirkt haben. Dazu kommt noch eine Sammlung berühmter Kalligraphien.

Der Bereich Malerei ist ähnlich aufgebaut: Nach kurzen Bemerkungen zur Geschichte der chinesischen Malerei wird Leben und Werk von knapp achtzig bedeutenden Malern  vorgestellt. Zudem werden auch Eindrücke von den wichtigsten Themen chinesischer Malerei vermittelt: Landschaften, Blumen, Vögel. Zudem werden berühmte Werke der chinesischen Malerei präsentiert.

Ähnlich wie im Fall der Bronzegefässe ist auch der Bereich Keramik chronologisch aufgebaut: Der Bogen spannt sich vom Neolithikum bis zur späten Kaiserzeit (Qing-Dynastie) – die Stationen dazwischen: Bronzezeit, Han-Dynastie, die Zeit der Sechs Dynastien, Tang-, Song-, Yuan- und Ming-Dynastie.

Nach den einzelnen Materialien ist der Bereich Schnitzkunst aufgebaut: Holz, Bambus, Elfenbein, Rhinozeroshorn und Siegelkunst.

Auf der Suche nach Bildmaterial zu den genannten Themen ist das China Online Museum als Einstieg durchaus nützlich. Unbedingt zu empfehlen ist allerdings der Besuch des Online-Angebots der einzelnen Sammlungen, die diesem “virtuellen” Museum zu Grunde liegen.

Die ersten fünf Teile dieser Serie:

Kulturgeschichte Chinas im Netz (I)
Kulturgeschichte Chinas im Netz (II)
Kulturgeschichte Chinas im Netz (III)
Kulturgeschichte Chinas im Netz (IV): Vier Jahre “Bibliotheca Sinica 2.0.”
Kulturgeschichte Chinas im Netz (V): Die “Stanford Encyclopaedia of Philosophy”

  1. Vgl. dazu die detaillierten Angaben am Fuß der Startseite.
  2. Vgl. dazu “Vier Schätze des Studierzimmers (V)”.

Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/1411

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Unsterblichkeit (II): Die “Acht Unsterblichen der Weinschale”

Der in der Zeit der Tang-Dynastie lebende Dichter Du Fu 杜甫 (712-770)1 setzte in einem seiner Werke den “acht Unsterblichen der Weinschale” (yin zhong baxian 飲中八仙) – allesamt Dichter und Kalligraphen im China des 8. Jh. n. Chr. – ein literarisches Denkmal.2

Ohne hier weiter auf die Kulturgeschichte alkoholischer Getränke in China einzugehen, soll  lediglich bemerkt werden, dass “das, was traditionell mit Wein übersetzt wird, von der Art der Herstellung her Bier” war.3

Hier nun die Informationen, die sich aus dem Gedicht über die acht Weinliebhaber gewinnen lassen4:

Die Trunkenheit des He Zhizhang  賀知章äußerte sich offensichtlich in sehr unruhigen Bewegungen, wenn er auf seinem Pferd saß, und er lief stets Gefahr, schlafwandelnd in einen Brunnen zu fallen.

Der Prinz von Ruyang [Li Jin, 汝陽王李進] trank drei dou 鬥 (also ca. 30 Liter!) ehe er sich an den Hof begab. Wenn der Wagen eines Weinproduzenten vorbeifuhr, lief ihm das Wasser im Mund zusammen und sein Wunsch war es, zum Herrn der Weinquellen berufen zu werden.

Der Zweite Minister [Li Shizhi 李適之] gab große Summen für (alkoholische Getränke aus, die er verschlang wie ein Wal das Wasser. Dennoch sagte er, dass er das Unvermischte liebe und das Gespaltene vermeide.

Cui Zongzhi 崔宗之war jung, schön und ohne Sorgen. Mit sanftem Blick hob er die Weinschale gen Himmel und stand da wie ein leuchtender Jadebaum im Wind.

Su Jin 蘇晉 war ein strenger Vegetarier, der einen gestickten Buddha verehrte und er erfreute sich an seinen Entgleisungen in alkoholisiertem Zustand.

Für ein dou (also ca. 10 Liter) Wein würde  Li Bai 李白(701-762) hundert Gedichte schreiben und sich in einer Weinschenke der Hauptstadt Chang’an 長安 (dem heutigen Xi’an 西安) zur Ruhe legen. Den kaiserlichen Befehl, mit an Bord eines Schiffes zu gehen, wies er zurück, da er sich als “Unsterblicher der Weinschale” (jiu zhong xian 酒中仙) sah.

Nach dem Genuss von drei Bechern Wein würde Zhang Xu 張旭 selbst vor Würdenträgern seine Mütze hinwerfen und aus seinem Pinsel Wolken auf das Papier fließen lassen.

Jiao Sui 焦遂 braucht mindestens fünf dou (also ca. 50 Liter), um wach zu sein. Dann aber beteiligt er sich mit glänzender Rhetorik an Diskussionen.

Die Gruppe dieser acht Männer wurde auch in der ostasiatischen Malerei wiederholt dargestellt und kann in der Regel leicht durch die diese umgebenden Weinbecher und Weinflaschen identifiziert werden. Eine der berühmtesten Darstellungen stammt von Zhang Wu 張渥 (14. Jh.), der Kopie eines Werkes von Zhao Mengfu 趙孟頫 (1254-1322), das allerdings verloren ist.5 Auch bei japanischen Malern war das Motiv der “acht Unsterblichen der Weinschale” bis ins 19. Jahrhundert verbreitet6

  1. Zur Biographie vgl.  etwa den Eintrag “Du Fu” in Volker Klöpsch, Eva Müller (Hg.): Lexikon der chinesischen Literatur (München 2004) 74-76. Zum dichterischen Werk des Du Fu vgl. Wolfgang Kubin: Die chinesische Dichtkunst. Von den Anfängen bis zum Ende der Kaiserzeit (Geschichte der chinesischen Literatur, Bd. 1, München 2002) 150-170.
  2. Du Fu: “Yin zhong baxian ge 飲中八仙歌”, Zum chinesischen Original vgl. Quan Tangshi 全唐詩 [Vollständige Sammlung der Gedichte aus der Zeit der Tang-Dynastie], Kap. 216 [Online-Version: Chinese Text Project]“; zu deutschsprachigen Übersetzungen in Anthologien mit chinesischen Dichtungen vgl. Gu Zhengxiang: Anthologien mit chinesischen Dichtungen (Übersetzte Literatur in deutschsprachigen Anthologien. Eine Bibliographie, 6. Teilband, hg. von Helga Eßmann und Fritz Paul; Stuttgart 2002) 96.
  3. Vgl. dazu Jochen Kandel (Übers. u. Hg.): Das chinesische Brevier vom weinseligen Leben. Heitere Gedichte, beschwingte Lieder und trunkene Balladen der großen Poeten aus dem Reich der Mitte (Bern 1985) 6.
  4. Der Inhalt des Gedichts wurde neben dem chinesischen Original auch auf der Grundlage folgender Übersetzungen wiedergegeben: Kandel: Das chinesische Brevier vom weinseligen Leben, 91 f. sowie die deutsche Fassung in China und Japan in Buchkunst und Graphik. Vergangenheit und Gegenwart. Stiftung aus der Sammlung Dr. Ulrich von Kritter an das Gutenberg Museum Mainz (Mainz 1985) 40.  Zitiert nach Bruno J. Richtsfeld: “Onorato Martucci und sein ‘chinesisches Museum’.” In:  Claudius C. Müller, et. al. (Hg.): Exotische Welten. Aus den völkerkundlichen Sammlungen der Wittelsbacher 1806-1848 (Dettelbach 2007), 203 f.
  5. Vgl. dazu Patricia Bjaaland Welch: Chinese Art. A Guide to Motifs and Visual Imagery (Singapore 2008) 183 Anm. 19).
  6. Vgl. ebd., 182 Fig. 26. Zum dort abgebildeten Werk des Soga Shōhaku (1730-1781) vgl. The Cleveland Museum of Art: The Eight Immortals of the Wine Cup.  Ein weiteres Beispiel dafür ist ein Werk des Onishi Chinnen (1792-1851). Vgl. dazu British Museum: Inchu hassen (Eight Immortals of the Wine Cup), dort auch eine englische Übersetzung des oben zitierten Gedichts.

Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/1366

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