(Beitrag zur Artikelreihe “Aufstieg und Fall an den europäischen Höfen des Mittelalters“) Der Favorit tritt zumeist als Individuum auf. Er bewegt sich in einem System, in dem Höflinge um die Gunst und Zuneigung des Herrschers konkurrieren und auf Ämter und…
Das Deutsche Studienzentrum in Venedig
“Do seindt wir kummen in daß mer unndt sendt gefahren biß gen Venedig. Daß ist ein wohl erbauwen statt, unndt die gassen sein der mehrer theil wasser, daß get mit der flut ab unndt an, unndt kann fast in die häuser fahren unndt gehn.”
(Aus dem Bericht des Pfalzgrafen Ottheinrich über seine Reise ins Heilige Land von 1521)
Die großen Städte unserer Gegenwart entwerfen stets neue Visionen unserer Zukunft: New York, Tokyo, London und Shanghai stehen in einem steten Wettstreit um architektonische Lösungen und scheinen gemeinsam mit zahlreichen anderen Großstädten zwischen Delhi und Abu Dhabi um Lösungen zu ringen, wohin die moderne Welt sich entwickelt. Das Staunen über die technischen Möglichkeiten der Moderne, über das Höher, Weiter und Tiefer in Wüste und Meer, begeistert viele Reisende von heute. Als Mediävist träumt man hingegen von einer Stadt, die bei ihren Zeitgenossen dieselben Ambitionen weckte: Venedigs enorme Altstadt besticht bis heute durch ihre für vormoderne Verhältnisse geradezu unglaubliche Größe. Die verwinkelten Gassen der Markusstadt lassen stets neue Entdeckungen zu, die abseits der stets umfangreicher werdenden Touristenströme noch immer neue Erkenntnisse zur Vergangenheit der Lagune ermöglichen. So kann man hier beispielsweise in einem Hinterhof im Sestiere San Polo eine Darstellung eines oströmischen Kaisers auf einem hochmittelalterlichen Steintondo finden, dessen einzige kunsthistorische Parallele, ein ganz ähnlicher Tondo, zur berühmten byzantinischen Sammlung von Dumbarton Oaks gehört.
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Vulkanisches Zwielicht. Ein Vorschlag zur Datierung des Kuwae-Ausbruchs auf 1464
Krater des Vulkans Tambora auf der Insel Sumbawa, Indonesien. Quelle: Wikimedia Commons
Vor zweihundert Jahren brach Anfang April 1815 der indonesische Vulkan Tambora aus. Dieses Ereignis, und vor allem das darauf folgende Jahr ohne Sommer 1816 stoßen derzeit auf breites Interesse in den Medien: Unwiderstehlich scheint die Mischung von Vulkanasche, ‚Klimakatastrophe‘, Hunger, Missernten, blutroten Sonnenuntergängen und der Entstehung von Mary Shelleys „Frankenstein“. Vulkane ‚gehen‘ immer. Man darf gespannt sein, ob die jubiiäumsbedingten Treffen der klimatologischen Fachwelt und die damit verbundenen Publikationen das düstere Narrativ bestätigen oder relativieren werden.
In der Suche nach Superlativen für das breite Publikum geht oft unter, dass die Eruption des Tambora in ihrem klimatischen Impact mutmaßlich von zwei Vulkanausbrüchen in mittelalterlicher Zeit in beträchtlichem Umfang übertroffen worden sein dürfte: dem seit kurzem geographisch lokalisierten Ausbruch des Samalas auf der Insel Lombok (Indonesien) vermutlich im Jahr 1257, der größten Eruption des vergangenen Jahrtausends, und dem zweitgrößten Vulkanausbruch der letzten 1000 Jahre. Dieser wurde bisher häufig mit einer unterseeischen Caldera in Vanuatu in Verbindung gebracht, nach einem im Rahmen einer lange schon auf 1452 oder 1453 datierten Eruption verschwundenen Inselstück als Kuwae bezeichnet.[1] Obwohl die Lokalisierung umstritten ist (s.u.) soll im Folgenden weiter von der Kuwae-Eruption gesprochen werden, da sich nicht wie im Fall anderer ungeklärter Eruptionen einfach von einem 1452- bzw. 1458-event sprechen lässt, da auch die bisherige Datierung zunehmend fragwürdig scheint.
„unmistakable marks in world climate records“? Kuwae und der Fall von Konstantinopel
Indikator für den klimatischen Impact eines Vulkanausbruchs ist die Menge an Schwefeldioxid, die die Eruption bis in die Stratosphäre schleudert. Dort wandelt sichdas SO2 relativ rasch zu Sulfat-Aerosolen. Diese Schwebeteilchen reduzieren mutmaßlich die Sonneneinstrahlung und können einige Jahre lang um den Globus zirkulieren, für eine Abkühlung sorgen und so auch die meteorologischen Verhältnisse beeinflussen.[2] Rückschlüsse auf die in der Atmosphäre wirksame Menge an Sulfat-Aerosolen, die wiederum zur Klassifizierung des Ausbruchs dienen, ziehen Geowissenschaftler aus polaren Eisbohrkernen. Die dort nachweisbaren Sulfatschichten können allerdings mit naturwissenschaftlichen Methoden nicht jahrgenau datiert werden: Vielmehr wurden bisher zur Feindatierung häufig historische Fakten – also aus in der Regel schriftlichen Quellen eindeutig belegte und datierbare Eruptionen – als sog. stratigraphische Marker herangezogen.[3] Ein Ereignis wie der Ausbruch des Tambora 1815 und die Wetterkapriolen im Folgejahr sind in der schriftlichen Überlieferung sehr dicht dokumentiert. Viel problematischer ist die Lage für den sehr großen Kuwae-Ausbruch Mitte des 15. Jahrhunderts.
Die historischen Fakten, die 1993 von dem US-Astronomen Kevin D. Pang in einem kurzen Abstract zur Datierung der Kuwae-Eruption angeführt wurden[4], sind – vorab gesagt – alles andere als die „unmistakable marks in world climate records“, die er präsentieren möchte. Zur globalen Verankerung der Datierung dienen ihm sehr pauschale Verweise auf besondere Kälte in Südchina im Jahr 1453/54, auf schlechte Weinernten in Deutschland sowie Ausfälle der Getreideernte in Schweden Mitte der 1450er und auf dendrochronologische Befunde aus Nordamerika, Europa und China. Dass die fraglichen Jahre tatsächlich als kühl und feucht gelten müssen, steht außer Frage. Dies gilt aber sowohl für Europa wie für China (s.u.) in den gesamten 1450er/60er Jahren. Es ist problemlos möglich, eine Handvoll Belege für Kälte und Feuchte sowie Ernteausfälle zu beinahe jedem beliebigen Jahr anzuführen.[5] Damit verlieren diese pauschal zugeordneten Belege ihre argumentative Kraft. Dasselbe gilt übrigens für dendrochronologische Befunde.[6] Entscheidend sind vielmehr spezifische Aussagen in Schriftquellen, die plausibel allein durch eine Aerosolwolke vulkanischen Ursprungs erklärt werden können. Diese meinte Pang in der älteren Literatur zum Fall Konstantinopels im Mai 1453 gefunden zu haben: „But the gardens in the city produced little at that season […] On the night of the full moon there was an eclipse and three hours of darkness […] the whole city [of Constantinople] was blotted out by a thick fog, a phenomenon unknown in those lands in May […] That night, when the fog had lifted, a strange light played about the Dome of the Hagia Sophia […] Lights, too, could be seen from the walls, glimmering in the distant countryside far behind the Turkish camp.“[7] Diese Belege, die Pang anführt und einer für ein breites Publikum gedachten Darstellung von Steven Runciman von 1965 entnimmt, halten keiner näheren Überprüfung stand. Der implizit als Argument für reduzierte Sonnenstrahlung angeführte agrarische Produktionsausfall konnte in keiner Form in den zeitgenössischen Quellen wiedergefunden werden.[8] Das unnatürliche Licht über der Kuppel der Hagia Sophia ist nach ausdrücklicher Erklärung der einzigen davon berichtenden Chronik der göttliche Schutz, der die Stadt verlässt.[9] Die Stürme und Starkniederschläge, per se schon alles andere als überzeugende Indikatoren für eine Aerosolwolke, finden sich im Kontext der Prozession
Staubschicht in der Atmosphäre nach Ausbruch des Pinatubo 1991. Quelle: Wikimedia Commons
mit einer bisher die Stadt schützenden Marienikone, die im Mai 1453 hoch symbolisch ‚versagte‘.[10] Der beschriebene Nebel über Konstantinopel geht auf eine Passage bei dem mit deutlichem zeitlichen Abstand schreibenden Kritobulos von Imbros zurück, die keineswegs klar einen langanhaltenden, vulkanischen Trockennebel in großer Höhe erkennen lässt, ihre metaphysischen Bezüge aber deutlich macht.[11] Die für den 20. Mai 1453 berichtete,[12] tatsächlich aber für den 22. Mai anzusetzende, in Konstantinopel sichtbare partielle Mondfinsternis[13] zeichnete sich dadurch aus, dass der zunehmende Mond – Vollmond war für den 24. Mai zu erwarten – für vier Stunden nur in stark verminderter Form zu sehen war, einem dreitägigen Sichelmond gleich. Dabei war die Luft völlig klar und ungetrübt. Von einer außergewöhnlichen, dreistündigen Verdunkelung oder Verfärbung – die tatsächlich der Effekt einer durchziehenden Aerosolwolke sein kann[14] – ist im Bericht des Niccolò Barbaro keine Rede.[15] Die Lichter am Horizont hinter dem türkischen Lager, die die Verteidiger angeblich sahen und von denen sie hofften, es handele sich um ein ungarisches Entsatzheer[16], müssen keineswegs mit den Lichterscheinungen gleichzusetzen sein, die in Nordamerika nach dem Krakatauausbruch für falsche Feueralarme sorgten.
Der Quellenbefund wird von Pang also allerorten überdehnt: Nichts was als Beleg in historischen Quellen für den Durchzug einer Aerosolwolke herangezogen wird, ist dafür ein zwingender, oft noch nicht einmal ein plausibler Beleg. Steven Runciman ordnete die berichteten Naturerscheinungen eindeutig als Omen im Kontext des Untergangs der Stadt ein und betonte ihren metaphysischen Charakter, wie dies auch die jüngere Forschung getan hat.[17] Keines der angeführten Phänomene mit Ausnahme der partiellen Mondfinsternis lässt sich in mehreren, unabhängigen Quellen nachweisen. Die Datierung des Ausbruchs auf das Jahr 1452 – nach dem vom Tambora bekannten Muster, nach dem die Kältewelle und Feuchtigkeit mit gehörigem, viele Monate langem Abstand dem Eruptionsereignis folgte – sowie die Postulierung eines ‚Jahrs ohne Sommer‘ für 1453 ist damit hinfällig, soweit sie sich auf Pangs Ergebnisse bezieht. Trotzdem ist festzuhalten, dass viele Jahre alle geowissenschaftlichen, paläovulkanologischen und klimatologischen Untersuchungen auf Pangs Abstract als unhinterfragten Lieferanten ‚historischer Fakten‘ Bezug genommen haben – erkennbar ohne den kurzen Text je gelesen zu haben.[18] Die vollen Konsequenzen der hier plausibel gemachten Fehldatierung der Kuwae-Eruption auf 1452/53 für die Kalibrierung von Eisbohrkernen und anderen naturwissenschaftlichen Daten kann der Autor dieses Textes nicht kompetent einschätzen; völlig unbedeutend dürften sie aber nicht sein. Allerdings fällt auf, dass neuere geowissenschaftliche Publikationen die Rolle stratigraphischer Marker, die aus der schriftlichen Überlieferung gewonnen werden, für die Datierung von Eisbohrkernbefunden nicht klar benennen: Für Vulkaneruptionen in abgelegenen Weltgegenden wie Vanuatu sei die Gewinnung einer präzisen Chronologie durch die Befragung der zeitgenössischen Überlieferung wohl nicht möglich.[19] Entsprechend haben Eisbohrkernforscher in jüngster Zeit Neudatierungsversuche allein durch das Zählen der jährlichen Ablagerungsschichten in Eisbohrkernen unternommen (wobei sich nur ein kleiner Teil der Bohrungen für dieses independent layer counting eignet) und ordnen nun die Kuwae-Eruption ins Jahr 1458 ein.[20] Auch bei dieser präziseren Methode bleibt eine gewisse Unsicherheit in der Datierung von ca. 2 Jahren (Sigl et al.) oder im Extremfall bis zu 7 Jahren (Plummer et al.). Zur Bestimmung der Unsicherheit wird immer wieder auf durch historische Fakten klar belegte, jüngere Eruptionen zurückgegriffen, weil etwa Jahresschichten an den Übergängen zwischen einzelnen Eisbohrkernteilen fehlen könnten. Im Übrigen wird auch in diesen Publikationen auf die Ergebnisse von Pang Bezug genommen, die erklärt werden müssten.[21] Dass also ‚historische Fakten‘ durch diese verfeinerten Methoden völlig irrelevant geworden wären und die Datierung von Eisbohrkernen durch geowissenschaftliche Methoden wirkliche Jahrgenauigkeit herstellen könnten, ist nicht ersichtlich.
Kleiner Ausbruch eines Rinjani-Nebenkraters 1994. Quelle: Wikimedia Commons
Dass „time marker“ aus narrativen Quellen nach wie vor eine fundamentale Rolle spielen[22], legenauch die jüngsten Befunde außerhalb der Eisbohrkernforschung nahe, die eine Identifizierung des für den sog. 1258-event verantwortlichen Vulkans erlaubt haben. Die genaue Datierung der Eruption des Samalas auf Mai 1257 beruht nach allem, was erkennbar ist, auf drei chronikalischen Belegstellen aus dem mittelalterlichen Europa. Mindestens eine dieser Datierungen ist falsch, berichtet die Chronik doch den zur Einordnung herangezogenen warmen Winter[23] für den Januar 1256 und nicht für den Jahresanfang 1258, wie behauptet.[24] Die zweite nordfranzösische Chronik ist in ihren Zeitangaben uneindeutig.[25] Nur ein Zitat aus der Chronik des Matthew Paris stützt den Datierungsversuch, der allerdings trotz der benannten Fehler – und damit eher zufällig – korrekt sein könnte.[26]
Alternativjahr 1464: „das die sun(n)e ir glaentz nit als claerlich hett, als sy dan(n) haben solt“
Das am Beispiel der Kuwae-Datierung durch Pang aufgezeigte Problem ist also virulent und kein Einzelfall. Es illustriert sehr deutlich die Bedeutung von Kooperationen zwischen Geschichts- und Geowissenschaftlern für gewisse Forschungen bzw. unterstreicht die fatalen Konsequenzen, wenn solche Zusammenarbeit unterbleibt. Doch kann man in narrativen Quellen des späten Mittelalters überhaupt spezifische Belege finden, die auf den Durchzug einer Aerosolwolke und wirklich nur darauf schließen lassen? Bei einer umfangreichen Recherche zu ungewöhnlichen Himmelsphänomenen in den 1460er Jahren[27] stieß der Autor auf einige sehr spezielle Befunde, die in diesem Kontext überaus relevant erscheinen und daher kurz vorgestellt werden sollen:
St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 646 f. 211v: Chronik von Konstanz des Gebhard Dacher, ad. ann. 1465.
Ausgangspunkt war eine bemerkenswerte Charakterisierung des Jahres 1465 durch den Konstanzer Chronisten Gebhard Dacher, über das er schrieb, das die sun(n)e ir glaentz nit als claerlich hett, als sy dan(n) haben solt. […] Nun was sy vor das jar jn her zü mengem mal mit ir varb entstelt gewesen, yetz vast geluar, dan(n) rotuar, mit zirkeln, gestalt ain regenbogen, umgeben, ye das sy ir wùrkùng der frùchten halb das jar nit hett als andre jar.[28] Die hier sehr genau beschriebene, übers Jahr hin verminderte Sonnenstrahlung und der damit in Verbindung gebrachte, reduzierte Wuchs der Feldfrüchte ist ein sehr präzises Indiz für eine vulkanische Aerosolwolke. Allerdings ist mit einem Einzelbeleg nichts zu beweisen, besteht doch immer die Gefahr von Fehldatierung in der Überlieferung oder doch fiktionaler Berichte. Die weitere Suche brachte aber drei voneinander und vom Konstanzer Zitat erkennbar unabhängige Befunde aus dem nördlichen Mitteleuropa, die alle von (meist blauen) Verfärbungen und geringer Strahlkraft der Sonne sowie gelblicher Luft um ein ganz spezifisches Datum (13. September 1465) herum berichten.[29] Noch bemerkenswerter ist, dass auch südalpin zum ungefähr selben Datum aus vier verschiedenen Regionen Italiens Berichte vorliegen:[30] Eine Bologneser Chronik schildert einen besonders dunstigen September, in dem die milchweiße, manchmal blaue Sonne ohne Strahlkraft blieb wie der nächtliche Mond und den Wein nicht zum Reifen brachte.[31] Der römische Senatsschreiber Stefano Infessura erwähnt Veränderungen der Sonne am 14. September, die mal grün, mal blau, mal gelb erschien.[32] Ein Chronist aus dem umbrischen Gubbio berichtet ebenfalls, dass die Sonne zur Mittagszeit des 13. September blau wurde und so bis zum nächsten Tag blieb.[33] Doch das Potential zum Kronzeugen einer durchziehenden Aerosolwolke hat eindeutig der neapolitanische Notar Angelo de Tummulillis. Er berichtet, dass vom 8. September an die oberen Luftschichten so dunstig waren, dass die Sonne nach ihrem Aufgang wie der Mond wirkte und selbst um die Mittagszeit keine Schatten warf. Am 13. September wurde sie noch dunkler, am Morgen des 14. September erschien sie ganz gelblich wie hinter Nebeln, am Mittag von blauer Farbe. Mehr als zehn Tage konnte sie die hohen Nebel kaum durchdringen, dazu herrschte völlige Windstille und statt Wolken gab es nur den Dunst in der Höhe. Als nach über einer Woche ein leichter Wind aufkam, konnte dieser den Höhennebel nicht vertreiben.[34]
Die Schilderung durch Angelo de Tummulillis lässt an Präzision nichts zu wünschen übrig und deckt sich mit dem, was zu vulkanischen Trockennebeln nach der Tambora-Eruption bekannt ist.[35] Wie alle anderen genannten Autoren enthält er sich bei der Beschreibung der ihm unerklärlichen Himmelsphänomene bemerkenswerterweise metaphysischer Erklärungsversuche. Wie aber können die Berichte über eine blaue und grüne Sonne plausibel als Effekt einer Aerosolwolke erklärt werden? Im Kontext des Tambora-Ausbruchs wird nichts dergleichen berichtet. Eine Sammlung weltweiter Beobachtungen nach dem Ausbruch des Krakatau 1883 verweist hingegen durchaus auf Berichte aus Äquatornähe, dass dort eine Blau- und Grünfärbung der Sonne nach dem Ausbruch des Vulkans bemerkt wurde.[36] Auch alternative Erklärungen für die blaue Sonne müssen in Betracht gezogen werden: Im September 1950 war über Nordeuropa, v.a. in Schottland und Skandinavien, eine Blaufärbung der Sonne zu beobachten, die hypothetisch auf massive Waldbrände in Kanada zurückgeführt wurde.[37] Allerdings könnte auch bei diesem Ereignis ein in Japan lokalisierter Vulkanausbruch im Spiel gewesen sein, weil völlig unklar ist, ob die Rußpartikel eines Waldbrands die für einen Transport bis nach Europa notwendigen Höhen in der Atmosphäre erreichen können.[38]
An dieser Stelle ist zu betonen, von welchen Zufällen eine solche kohärente Beobachtungskette von Neapel bis Braunschweig abhängt: Voraussetzung ist ein wolkenloser Himmel an denselben Tagen in Regionen, die eigentlich von grundverschiedenen meteorologischen Mustern geprägt sind. Dies mag auch den Negativbefund für West- und Osteuropa erklären. Hinzu kommt die Anwesenheit eines Beobachters, der sich für Himmelsphänomene interessiert und diese brauchbar datiert und beschreibt.[39] Insofern sind sieben voneinander unabhängige, spezifische Quellenbelege schon ein zufriedenstellendes Ergebnis. Offen bleiben muss, ob im September 1465 nur ein Ausläufer einer Aerosolwolke in einem langen Streifen von Norddeutschland bis Süditalien sichtbar war. Nur eine Quelle, Gebhard Dacher, berichtet von dauerhaft eingeschränkter Strahlkraft der Sonne im Jahr 1465. Ein Bericht des uns bereits aus dem Kontext von 1453 bekannten Chronisten Kritobulos von Imbros schildert möglicherweise einen bereits früher erfolgten Durchzug eines ersten Teils der Kuwae-Aerosolwolke: In eben diesen Tagen aber wurde auch eine außergewöhnliche Himmelserscheinung beobachtet. Zur hohen Mittagszeit nämlich verfinsterte sich die Sonne, die ungetrübt und wolkenlos schien, in einem plötzlichen Wechsel und wurde dunkel, und ihr Aussehen veränderte sich, und sie nahm die Farbe von dunklem Kupfer an und wurde ganz und gar finster und schwarz, nicht in der gewohnten Weise wie bei Sonnenfinsternissen (denn es war keine Sonnenfinsternis damals), sondern auf eine andere noch nie dagewesene Art, gleichsam wie wenn ein Nebel oder eine dichte, dunkle Wolke sie überziehe und überschatte, und sie blieb so insgesamt drei Tage und ebenso viele Nächte lang, und es haben sie auch alle so gesehen.[40] Leider ist diese Beobachtung, die vermutlich in der nördlichen Ägais anzusiedeln ist, nicht sicher datierbar. Der Editor schlägt aus dem Kontext der Chronik heraus den Zeitraum Herbst/Winter 1464 vor; eine Sonnenfinsternis kann nachweislich nicht Ursache der Erscheinung sein.[41]
Der Befund aus der Ägais weist aber erstmals über die Grenzen des mittelalterlichen Europa hinaus: Denn bei einem globalen Ereignis wie der Kuwae-Eruption kann man auch weltweite Beobachtungen der Aerosolwolke und ihrer Effekte zumindest erhoffen. Allerdings stößt der Autor spätestens hier an die Grenzen seiner Fähigkeiten, zum einen wegen Sprachbarrieren, zum anderen in den Kenntnissen, wie mit schriftlicher Überlieferung aus dem muslimischen, indischen oder mittelamerikanischen Raum umgegangen werden muss. Nur ein instruktives Beispiel aus China mag zeigen, welche Potentiale in einer fächerübergreifenden Zusammenarbeit von Mediävisten, Arabisten, Indologen, usw. schlummern dürften: Chinesische Klimahistoriker haben seit den 1980er Jahren die immense schriftliche Überlieferung ihres Landes nach meteorologisch relevanten Informationen von der frühesten Zeit bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts durchsucht und diese Ergebnisse publiziert.[42] Die Datensammlung für die 1460er Jahre zu interpretieren ist schwierig, werden die Befunde doch in einem sehr annalistischen Stil präsentiert.[43] Da so eine qualitative Einschätzung schwierig bis unmöglich wird, wurde ein simpler quantitativer Ansatz versucht, der Kategorien von Extremereignissen wie Fluten und Dürren in ein prozentuales Verhältnis setzt. Dadurch wurde klar, dass im großen geographischen Raum des mittelalterlichen China z.B. auch Trockenjahre eine für sich genommen beträchtliche Zahl an Fluten in manchen Landesteilen aufweisen können. Dasselbe gilt für extreme Temperaturen. Umso weniger ist es sinnvoll, hier Einzelereignisse wie kalte Winter, zufrierende Flüsse, etc. als Indikatoren herauszugreifen, wie Pang es für die 1450er Jahre getan hat. Erkennbar ist, dass nach einem feuchten Jahr 1460 die Jahre 1461 bis 1463 tendenziell trockener wurden.[44] Einen drastischen Wechsel verzeichnen dann die äußerst niederschlagsreichen Jahre 1464/65.[45] Im Februar 1464 wird ein – allerdings unspezifischer – Nebel für Bejing erwähnt.[46] Sehr viel aussagekräftiger sind Berichte über den Niederschlag von “schwarzer Hirse” in Zentralchina und “schwarzem Reis“ in Südchina im Juli 1464.[47] Innerhalb der vorliegenden chinesischen narrativen Quellen der 1460er Jahre gibt es keine vergleichbaren Berichte. Es ist sehr verlockend, diese beiden wiederum unabhängigen Textstellen als Umschreibungen für den Niederschlag von Vulkanasche des über 7000 km entfernten Kuwae zu verstehen. Allerdings wurde bei der (mutmaßlich kleineren) Tambora-Eruption Vulkanasche nur in einer Entfernung von bis zu 1300 km nachgewiesen.[48] Die Beantwortung der Frage, ob ein Niedergang feiner Vulkanasche auch in so großer Entfernung vom – geographisch ja umstrittenen[49] – Eruptionsort denkbar ist, kann kein Historiker leisten.
Fazit
Mindestens drei Schlussfolgerungen bieten sich abschließend an:
Erstens soll vor dem Rückgriff auf die Ergebnisse Pangs für die Diskussion um die Kuwae-Eruption Mitte des 15. Jahrhunderts nachdrücklich gewarnt werden. Sie sind nicht valide. Selbst wenn sie nicht mehr die zentrale Rolle für die Datierung als stratigraphische Marker spielen, wird auf sie doch immer wieder Bezug genommen, etwa in der Frage, ob es sich um zwei Eruptionen handelte: Arktische Eiskerne weisen gelegentlich zwei Eruptionssignale jeweils Mitte der 1450er und Anfang der 1460er auf; andere zeigen nur ein Signal.[50] Wenn weiterhin aufgrund der invaliden Beobachtungen von Pang ein Zwang zur Erklärung meteorologischer und optischer Phänomene im Jahr 1453 gesehen wird[51], gehen solche Interpretationen des Datenmaterials vermutlich von falschen Voraussetzungen aus.
Zweitens sollen die hier vorgestellten Belege diskutiert werden, und zwar nicht nur von Mediävisten und bewusst im eher informalen Rahmen eines Blogbeitrags: Ermöglichen die dargebotenen Befunde aus den Schriftquellen – vorausgesetzt ihre Interpretation als Effekte einer vulkanischen Aerosolwolke trifft zu – nicht eine ähnlich präzise, ja letztlich präzisere Datierung als das Schichtenzählen bei Eisbohrkernen? Anders als bei Frostringen in dendrochronologischen Befunden, die lokale Phänomene spiegeln und keineswegs zwingend mit Vulkaneruptionen erklärt werden müssen, können die vorlegten Auszüge aus narrativen Quellen so einfach nicht ohne Aerosolwolke erklärt werden. Schließen die naturwissenschaftlichen Datierungen eine Eruption im Jahr 1464 vollständig aus, wenn wir das Jahr 1453 schlicht vergessen und eine Grobeinordnung der Eruption(en) in die Mitte des 15. Jahrhunderts vornehmen, um dann die Diskussion neu zu führen?
Zweifellos hängt die Validität der hypothetischen Datierung auf 1464 von der Qualität der beigebrachten Schriftquellen ab. Der Autor hat hier nur einen kleinen Ausschnitt der erhobene Belege präsentiert, dafür aber ausschließlich solche, die seiner Ansicht nach kaum anders als mit Durchzug einer Aerosolwolke vulkanischen Ursprungs erklärt werden können. Um den hier formulierten Vorschlag einer Datierung der Kuwae-Eruption – oder unter welchem Namen dieser Ausbruch auch immer künftig firmieren wird – auf 1464 argumentativ zu erhärten, bräuchte es vergleichbar präzise und einschlägige Beobachtungen für die Jahre 1452/53 oder auch 1458-60. Eine ähnlich intensive Recherche wie für die 1460er Jahre steht für die 1450er noch aus. Außerdem wäre es fundamental, Alternativerklärungen für die blaue und grüne Sonne, die beschriebenen Höhennebel sowie die reduzierte Sonneneinstrahlung ausschließen zu können. Im Fall der hier vorgestellten Phänomene sind also auch Quellenbefunde aus der Nordhemisphäre relevant für Eruptionsereignisse der Südhemisphäre.[52] Allerdings muss die Überlieferung der außereuropäischen Gesellschaften noch gründlich von Fachleuten durchsucht werden. Dies kann ein Einzelner nicht leisten.
Drittens fokussiert der Beitrag ausdrücklich auf Aspekte, bei denen Geowissenschaftler von historischer Expertise profitieren können. Ausgespart blieb daher das, was Historiker für gewöhnlich eher interessieren würde: die zahlreichen Aussagen der narrativen Quellen zu meteorologischen Extremereignissen zwischen 1460 und 1470 sowie deren mutmaßlicher sozialer und ökonomischer Impact. Für Datierungsfragen sollten diese Beobachtungen, da nicht zwingend durch eine vulkanische Ursache erklärbar, ohne Beachtung bleiben. Der Autor hat sich ihnen an anderer Stelle gewidmet, mit dem substantiierten Eindruck, dass die meteorologischen Konsequenzen der Kuwae-Eruption viel weniger eindeutig dem Tambora-Modell folgen als bisher angenommen und generell die sozio-ökonomischen Folgen weniger harsch und apokalyptisch sind als vielfach angenommen.[53] Vielleicht liegt darin auch eine Erklärung, warum die Wachstumsringe von Bäumen nicht ‚adäquat‘ (d.h. stark) auf vulkanische Eruptionen reagieren:[54] Die vulkanische Abkühlung – so eine abschließende Hypothese im Gegensatz nicht nur zu Mann et al. 2012 – wird nicht unterschätzt, sie wird überschätzt. Aber das bedarf weiterer Forschung, von geowissenschaftlicher wie von geschichtswissenschaftlicher Seite.
Ausdrücklich erbittet der Autor Rückmeldung und Kritik zu seinen hier geäußerten Überlegungen, die genau zu diesem Zweck online gestellt wird. Bei der Recherche geriet er vielfach an die Grenze der eigenen Kompetenzen. Die geäußerte Kritik auch an Kollegen aus anderen Disziplinen erfolgt im Bewusstsein, wie schnell auch der Autor selbst bei diesem Thema zwar noch am wenigsten mit seinem Latein, aber doch mit seinem Verständnis komplexer Prozesse, die andere Fächer beschreiben, am Ende war. Ich erhoffe mir eine fruchtbare Diskussion, die ein wenig mehr Klarheit in das vulkanische Zwielicht bringt.
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Zitiervorschlag:
Martin Bauch: Vulkanisches Zwielicht. Ein Vorschlag zur Datierung des Kuwae-Ausbruchs auf 1464, in: Mittelalter. Interdisziplinäre Forschung und Rezeptionsgeschichte, 10. April 2015, http://mittelalter.hypotheses.org/5697 (ISSN 2197-6120)
Dieser Beitrag steht unter der Lizenz https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/.
Anmerkungen:
[1] Vgl. zuletzt Jeffrey B. Witter; Steven Self, The Kuwae (Vanuatu) eruption of AD 1452: potential magnitude and volatile release, in: Bulletin of Vulcanology 69 (2007), S. 301-318 mit weiterer Literatur.
[2] Jüngste Überblicke über den komplexen Mechanismus z.B. bei Anja Schmidt; Alan Robock, Volcanism, the atmosphere, and climate through time, Chap. 13, in: Volcanism and Global Environmental Change, ed. by Anja Schmidt, Кirsten E. Fristad, Linda T. Elkins-Tanton, (Cambridge University Press, Cambridge, 2015, S. 195-207, hier S. 198f.; Jihong Cole-Dai, Volcanoes and climate, in: Wiley Interdisciplinary Reviews: Climatic Change 1/6 2010, S. 824–839.
[3] Auf neuere, höhere Genauigkeit beanspruchende Datierungsmethoden der Eisbohrkernforscher wird weiter unten eingegangen.
[4] Kevin D. Pang, ‘Climatic impact of the mid-fifteenth century Kuwae caldera formation, as reconstructed from historical and proxy data’, in: Fall Meeting. American Geophysical Union, 1993, S. 106. Zur gewöhnlich falsch wiedergegebenen bibliographischen Angabe dieses Abstracts vgl. Anm. 18.
[5] Für die 1450er Jahre wird auf die klimageschichtliche Online-Datenbank tambora.org verwiesen. Obwohl ein Großteil der darin aufgenommen Daten sich als aus quellenkritischer Sicht gerade für das Mittelalter als problematisch erweist – v.a. die Aufnahme nicht zeitgenössischer Quellen ist zu nennen –, ist das Projekt perspektivisch doch sehr nützlich für die Sammlung meteorologisch relevanter Daten aus narrativen Quellen. Für die 1460er Jahre liegt eine Kompilation quellenkritisch zuverlässiger Belege durch den Autor vor, vgl. Martin Bauch, The day the sun turned blue. The redated Kuwae eruption in 1465 and its putative climatic impact – a globally perceived volcanic disaster in the Late Middle Ages?, in: Schenk, Gerrit J. (Hg.), Historical Disaster Experiences. A Comparative and Transcultural Survey between Asia and Europe, Heidelberg 2015 (im Druck).
[6] Siehe Anm. 54.
[7] Steven Runciman, The Fall of Constantinople, Cambridge/Mass. 1965, S. 112, 121f.
[8] Die drei von Runciman angeführten Chronisten Niccolò Barbaro, Leonard von Chios und Giorgios Sphrantzes berichten im April und Mai 1453 nichts, was über normalen Nahrungsmittelmangel im Zug einer Belagerung hinausgeht (Vgl. La caduta di Costantinopoli. Le testimonianze dei contemporanei, a cura di Agostino Pertusi, S. 19-29, 129-153) Misswuchs oder Verweise auf reduzierte Sonneneinstrahlung finden sich nirgends. Dass landwirtschaftliche Flächen innerhalb der Stadtmauern im April/Mai wenig Essbares produzierten – und vielleicht meint Runciman nur das –, ist jahreszeitbedingt alles andere als ungewöhnlich.
[9] Il 21 maggio ci fu, a causa di nostri peccati, un tremendo presagio in città: la notte del venerdì tutta la città si illuminò, e le sentinelle, avendo visto ciò, corsero a vedere che cosa stava succedendo: pensavano che i turchi avessero incendiato la città e gridavano a gran voce. Radunatasi una gran folla, si vide che in cima, dalle finestre della Grande Chiesa di Santa Sofia, usciva un gran fuoco che circondò la base della cupola della chiesa per molto tempo e le fiamme riunitesi si trasformarono in un‘ unica gran fiamma, e ci fu come una luce indescrivibile e subito essa salì verso il cielo. Coloro che guardavano incominciarono a piangere amaramente rivolgendo l’invocazione: ‚Signore, abbi pieta!’. Quando quella luce raggiunse il cielo, si aprirono le porte del cielo e, accolta la luca, di nuovo si richiusero. […] [Am nächsten Tag erläutert der Patriarch dem byzantinischen Kaiser das Vorgefallene]: ‘Tu sai, imperatore, tutte le predizioni su questa città, e anche ora c’è stato un presagio tremendo: la luce indescrivibile, che operava già nella Grande Chiesa di Santa Sofia assieme ai più grandi sapienti e ai sommi sacerdoti ecumenici, così come anche l’angelo divino, che Dio aveva reso più forte durante il regno dell‘ imperatore Giustiniano per la conservazione della santa e grande chiesa e di questa città, questa notte se ne sono andati in cielo; e ciò significa che la grazia di Dio e la sua generosità ci hanno abbandonato [S. 283] e che Dio vuole consegnare la città nelle mani di nostri nemici‘. E così gli presentò quelle persone che avevano visto il prodigio; e come l’imperatore ebbe ascoltato quanto essi dicevano, cadde a terra come morto e senza parola per lungo tempo (Nestor Iskander, Racconto di Costantinopoli, in: La caduta di Costantinopoli. Le testimonianze dei contemporanei, a cura di Agostino Perusi, S. 261-298, hier S. 282f.)
[10] Bereits zu Beginn der Prozession war die Ikone von übernatürlichen Kräften zu Boden geworfen worden, so dass sie kaum wieder aufgehoben werden konnte. Doch damit nicht genug: Dann aber […] brach gleich darauf genau um die Mittagsstunde ein starkes Gewitter herein mit dunklem Gewölk, und es goß in Strömen und hagelte heftig, so daß die Priester und Träger der Ikone und die nachfolgende Menge es nicht aushalten und ihren Weg nicht weiter fortsetzen konnten, bedrängt und behindert durch die herabstürzenden Regenmassen und die Gewalt des Hagels. Auch wären viele der mitziehenden Kinder in Gefahr geraten, mitgerissen zu werden und zu ertrinken, fortgeschwemmt von dem starken und reißenden Wasserschwall, wenn nicht Männer sie sogleich ergriffen und mit Mühe der Gewalt des Wassers entrissen hätten. So unerhört und ungewöhnlich war die gewaltige Masse des Regens und jenes Hagels. Fraglos zeigte dies den unmittelbar bevorstehenden, totalen Untergang der Stadt an (Mehmet II. erobert Konstantinopel. Die ersten Regierungsjahre des Sultans Mehmet Fatih, des Eroberers von Konstantinopel 1453. Das Geschichtswerk des Kritobulos von Imbros, Übersetzt, eingeleitet und erklärt v. Diether Roderich Reinsch [Byzantinische Geschichtsschreiber, 17], Graz; Wien; Köln 1986, S. 103).
[11] Tags darauf aber hüllte morgens eine tiefhängende Wolke die ganze Stadt vom Morgengrauen bis zum Abend ein. Dies zeigte zweifellos den Aus- und Rückzug der Gottheit aus der Stadt an und dass sie diese endgültig verließ und sich von ihr abwandte. Denn in eine Wolke gehüllt naht die Gottheit und entschwindet wieder (Ebd., S. 104)
[12] Pur ancora in questo zorno de vintido de mazo [20. Mai 1453], a una hora de note el parse uno mirabel segnal in zielo, el qual segno fo quel che dè ad intender a Costantin degno imperadore de Costantinopoli, che el suo degno imperio sì se aprossimava al finimento suo, come con efeto è stato. Questo segnal si fo de questa condition e forma: questa sera a un hora de notte levò la luna et havea hozi el suo tondo, levando questa luna la dovea levar tuta tonda, ma questa luna si levò come quela avesse abudo tre zorni, la qual puoco parea, e iera l’aiere sereno come un cristalo neto e mundo; questa luna si durò a questo muodo zerca hore quattro, e poi a puoco a puoco quela si se andò fazando el suo tondo, e a ore sie de note, tuta si fo compida de far el suo tondo. (Niccolò Barbaro, Giornale dell’assedio di Costantinopolo, in: Pertusi, La caduta di Costantinopoli [wie Anm. 9], S. 8-38, hier S. 26)
[13] http://eclipse.gsfc.nasa.gov/LEhistory/LEplot/LE1453May22P.pdf
[14] Richard A. Keen, Volcanic Aerosols and Lunar Eclipses, in: Science 222 (1983), S. 1011-1013.
[15] Hier scheint das Versäumnis bei Runciman zu liegen, der die venezianische Quelle irreführend paraphrasiert.
[16] Die wenig präzise Belegpraxis Runcimans macht es unmöglich, die dieser Behauptung zugrunde liegende Quellenstelle zu finden. Da aber die Beobachtung so oder so keine argumentative Kraft hat, wurde darauf verzichtet, umfänglich Editionen durchzugehen.
[17] Runciman, The Fall (wie Anm. 7), S. 121f.; Marios Philippides; Walter K. Hanak, The Siege and the Fall of Constantinople in 1453. Historiography, Topography and Military Studies, Farnham, 2011, S. 214-231.
[18] Die ausnahmlos anzutreffende bibliographische Angabe des in Anm. 4 genannten Abstracts von Pang verweist auf den Publikationsort „Eos. Transactions of the AGU 74 (1993), S. 106“. Die genannte Seitenzahl existiert in keinem der beiden Teilbände 74/9 und 74/10; natürlich findet sich auch Pangs Abstract nicht hier. Dies lässt nur den Schluss zu, dass die Angabe von Publikation zu Publikation übernommen, aber nie überprüft wurde.
[19] Michael Sigl et al., A new bipolar ice core record of volcanism from WAIS Divide and NEEM and implications for climate forcing of the last 2000 years, in: Journal of Geophysical Research, 118/3 (2013), S. 1151–1169, here S. 1152: “While many of the Icelandic eruptions back into the middle ages are associated with reliable eruption dates reported by historic witnesses, this is not true for the majority of eruptions that took place in remote areas of the tropics and the Southern Hemisphere […]. Nevertheless, two additional time markers from large stratospheric eruptions in the tropics are used as tie-points for development of ice core chronologies: an unknown eruption in 1258 […], the largest volcanic event of the last millennium, and the signal in 1452/1453 associated with the eruption of Kuwae in Vanuatu […], the largest volcanic event of the last millennium for most of the Antarctic ice core records. Various volcanic timescales in Antarctica were tied to this 15th century time marker.”
[20] Ebd., S. 1160f.; C.T. Plummer et al., An independently dated 2000-yr volcanic record from LawDome, East Antarctica, including a new perspective on the dating of the 1450s CE eruption of Kuwae, Vanuatu, in: Climate of the Past 8 (2012) S. 1929-1940, hier S. 1936f.
[21] Vgl. Sigl et al., A new bipolar ice core record, S. 1163; Plummer et al., An independently dated 2000-yr volcanic record, S. 1936f.
[22] “only volcanic signals from historically documented eruptions have been used to tie the absolute ages” (Sigl et al., A new bipolar ice core record, S. 1153.
[23] Vgl. zum Auftreten warmer Winter in (Nord-)Europa unmittelbar nach großen Vulkaneruptionen Schmidt/Robock, Volcanisms (wie Anm. 1), S. 200 mit weiterer Literatur.
[24] Franck Lavigne et al., Source of the great A.D. 1257 mystery eruption
unveiled, Samalas volcano, Rinjani Volcanic
Complex, Indonesia, in: PNAS 110/42 (2013), pp. 16742-16747, here p. 1674. Viele inexakte Angaben fallen ins Auge: vom Titel der zitierten Chronik (recte: 1308) bis hin zur fehlenden Seitenzahl in der Edition (S. 131). Vom grundsätzlichen Problem, aus einer mit mindestens 60 Jahren Abstand zum Ereignis niedergeschriebenen Chronik exakte Angaben für das Jahr 1258 zu erwarten, ganz zu schweigen.
[25] Die Chronologie im von Lavigne et al. zitierten Text (S. 2) ist nicht so klar wie behauptet: Der Kontext der Textstelle in der Edition mit seinen Erwähnungen der Wahl Richards von Cornwall (13. Januar 1257) verweist eindeutig auf das Jahr 1257, wenn auch der isolierte Absatz zum warmen Winter tatsächlich, wenn auch keineswegs zwingend, auf das Folgejahr deuten könnte.
[26] Zu verweisen ist auf in Vorbereitung befindliche Artikel zu den Konsequenzen des Samalas-Ausbruchs für das mittelalterliche Europa einerseits durch Bruce Campbell (Belfast), andererseits durch den Autor. Darin werden weitere Belege für einen warmen Winter 1257/58 angeführt.
[27] Vgl. Bauch, The day the sun turned blue (wie Anm. 5). Zur Quellenbasis der Studie, deren datierungsrelevanter Teil hier präsentiert wird: Ein Großteil der wichtigsten edierten Chroniken, Tagebücher und anderer narrativer Quellen in Europa und dem Mittelmeergebiet wurden vom Autor für die Jahre 1460-1470 überprüft. Sie wurden durch Rückgriff auf das unverzichtbare Hilfsmittel der Encyclopedia of the Medieval Chronicle, ed. Graeme Dunphy, 2 Bde., Leiden 2010 ermittelt. Quellen in ungarischer, rumänischer, russischer, griechischer und arabischer Sprache wurden nicht ausgewertet, soweit keine Übersetzung ins Englische, Französische oder Deutsche vorlag. Von einer Gesamtzahl von 280 im Druck vorliegenden narrativen Quellen für die genannte Periode enthielten 181 keine relevanten Informationen zu Wetter, Hunger, Epidemien oder Himmelsphänomenen, 69 erbrachten Resultate. 31 Quellen konnten weder über Fernleihe noch online eingesehen werden.
[28] Die “Konstanzer Chronik” Gebhart Dachers: “By des Byschoffs zyten volgiengen disz nachgeschriben ding vnd sachen …”; Codex Sangallensis 646, Edition und Kommentar, hg. v. Sandra Wolff, Ostfildern 2008, S. 696.
[29] Sog. „Sächsische Bilderchronik“ aus Braunschweig: Darna upp ein fridage vor des hiligen Crützes dage in dem rechten midden dage, do vvas de sunne so blauwe umme getzirkelt alse ein blauw korne blome, unde gaff nenye schyn van sick (Chronicon Brunsvicensium Picturatum dialecto saxonica conscriptum, in: Scriptores rerum Brunsvicensium illustrantium, Bd. 3, hg. v. Gottfried Wilhelm Leibniz, Hannover 1711, S. 277-425, hier S. 411); Soester Stadtbücher: Anno domini 1465. Up des hilgen Cruces avende Exaltacionis do was dey sunne an dem hemele so bla ind dey lucht so gelbleck, dat nummant en wuste, wo dat sin mochte, und dat dey rynck van der sunnen und dey schyn was alle blaewyt und was ok eyne wijle tydes roit und wyt (Die Chroniken der westfälischen und niederrheinischen Städte. Dritter Band: Soest und Duisburg, Leipzig 1895 [Die Chroniken der deutschen Städte, 24], S. 51); Bericht einer Chronik aus der Gegend um Maastricht: Terstont doer noe op synte Cornelis avent off op der Heyligen Cruyts avent due scheyn die sonne also jemerlich inde also blodich, gelick doen hedde sy myt blode besmert off bestreken gewest. Inde dit waes al te jemerlick inde bedroft aen te syen. Inde dit duerde omtrent II dach (J. Habets [Hg.], Chronijck der Landen van Overmaas en der anngrenzende gewesten door eenen inwoner van Beek bij Maastricht, in: Publications de la Société Historique et Archéologique dans le Limbourg 7 (1870), S. 11-218, hier S. 22).
[30] Auf sie verweist erstmals Dario Camuffo, Silvia Enzi, Impact of the Clouds of Volcanic Aerosols in Italy During the Last 7 Centuries, in: Natural Hazards 11 (1995), S. 135-161, hier S. 140. Doch wird das Ereignis hier nicht direkt mit einem global wirksamen Ausbruch in Zusammenhang gebracht.
[31] El mese de settenbre [1465] fu chalinzoso, ché ‘l sole mostrava pocho spiandore, era de colore como è la notte la luna, cum colore azuro e smorto, l’ochio del sole biancho como latta; le uve non se possenno madurare bene, li vini bruschi. Questo durò infino adì 26 de settembre (Corpus Chronicorum Bononiensium. Bd. 4, hg. v. Albano Sorbelli, Città di Castello 1924, [RIS² 18/1-4], S. 341, Cronaca A, Cronaca B quasi identischer Bericht).
[32] Eodem anno [1465] a dì 14 di settembre, in die santae crucis, lo sole fece molte mutationi; quanno pareva verde e quanno azzurro et alcuna volta giallo, tutto lo dì (Diario della città di Roma di Stefano Infessura scribasenato, a cura di Oreste Tommassini, Roma 1890 [Fonti per la Storia d’Italia, 5], S. 69).
[33] A dí 13 de setembre [1465], che fo vènere, circa el mezo dí, el sole deventò celestro, et stecte cosí tucto el sabato, che fo a dí 14; e cosí ando sotto la sera.
[34] Sed in ipso mense septembris .XIIII. indictione infra octavam nativitatis beate virginis Marie totum aer sursum factum nubilosus et caliginosus per plures dies et noctes in tantum quod sol in ortu suo videbatur velut luna non radians, et in meridie non naturaliter set paulisper effundebat radios suos ita quod in oppositis vero faceret umbram, qui cum declinaret ad occasum aspicientibus latebat in totum. Sed eadem ebdomada die veneris .XIII. eiusdem magis oscuratus est et in sequenti die sabati .XIIII. in mane apparuit quasi inter nebulas intrusus crocei coloris usque ad sextam, ita quod vultus etiam hominum sese adspicientium viderentur eiusdem crocey coloris seu zallany; et circa meridiem usque ad vesperos dictus sol apparuit coloris azuri seu brevis parum radians inter nebulas vel caligines interpositas, et omni die in vesperis latebat quasi in totum, et hoc duravit quasi per decem dies cum silentio et tranquilitate aeris sine flatu alicuius venti, nec aliqua nubes apparebat super terram vel in montaneis nisi in aere, quasi caligines sine motu. Set postea ceperunt flare modicum venti super terram non expellentes tamen caligines in aere (Notabilia temporum di Angelo de Tummulillis da Sant’Elia, a cura di Costantino Corvisieri, Livorno 1890 [Fonti per la Storia d’Italia, 7], S. 134)
[35] Vgl. Richard B. Stothers, The Great Tambora Eruption in 1815 and Its Aftermath, in: Science 224/4654 (1984), S. 1191–1198, hier S. 1194f.
[36] Tom Simkin; Richard S. Fiske, Krakatau 1883. The Volcanic Eruption and its Effects, Washington, D.C.: Smithsonian Institute Press, 1983, pp. 154–159.
[37] Rudolf Penndorf, On the phenomenon of the colored sun, especially the “blue” sun of september 1950, Cambridge, MA: Air Force Cambridge Research Center, 1953; Anders Angström, The Blue Sun of September 1950, in: Tellus 3/3 (1951), S. 135-140 mit weiterer Literatur zum Phänomen der blauen Sonne.
[38] Ebd., S. 140.
[39] Der Befund kann sich auch ganz anders darstellen: In der „Chronik Friedrichs I. des Siegreichen“ (Berichtzeitraum 1452-1475) schreibt Matthias Kemnat zum Thema Von den cometen, hauven vnd irem vbel. Leider ist der Bericht nicht genau zu datieren. Die Kometen werden auf die Jahre 1456, 1469 und 1477 datiert; eine Einordnung der beschriebenen Sonnenverfärbung in die zweite Hälfte der 1460er Jahre wäre also auf jeden Fall denkbar: Auch soltu hie wissen vnd eben mercken, das zu der zeit, do keiser Friederich der dritt hoit regiert, haben zum dickern male erschienen vnd sint gesehen worden die cometen. Das sein stern mit langen schwentzen. Die sone ist vil tag blahe gesehen worden vnd ein creutz ist gesehen worden inn dem mone vnd vil anders wunders an dem himmel (Matthias von Kemnat, Chronik Friedrichs I. des Siegreichen, in: Quellen zur Geschichte Friedrich’s des Siegreichen. Erster Band: Matthias von Kemnat und Eikhart Artzt, hg. v. C. Hofmann, München 1862 (Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen Geschichte, 2), S. 1-141, hier: S. 87).
[40] Das Geschichtswerk des Kritobulos von Imbros (wie Anm. 10), S. 277.
[41] Ebd., S. 327. Tatsächlich gibt es im ganzen Jahr 1464 bis 20. September 1465 keine Sonnenfinsternis, die im Gebiet des heutigen Griechenland und der Türkei hätte sichtbar sein können, vgl. http://eclipse.gsfc.nasa.gov/SEcat5/SE1401-1500.html
[42] De’er Zhang (ed), A compendium of Chinese Meteorological Records of the last 3,000 years, 4 vols., Nanjing 2004. Relevant ist hier Bd. 2 mit Quellen für die Ming-Dynastie (1368-1643).
[43] Meteorologische Ereignisse werden knapp beschrieben: „severe flood“, „long drought“, continuous rainfall”. Ob dies der kompilatorischen Arbeit der Herausgeber zu verdanken ist oder den Wortlaut der Originalquellen spiegelt, entzieht sich bereits der Kenntnis des Autors.
[44] 1460: 55% Hochwasser, 14% Dürre, 18% Dauerregen. – 1461: 38% Hochwasser, 29% Dauerregen, 22% Dürre. – 1462: 35% Hochwasser, 6% Dauerregen, 32% Dürre, 16% kein Schnee im Winter. – 1463: 33% Hochwasser, 29% Dauerregen, 33% Dürre. Die Prozentangaben beziehen sich auf die Gesamtzahl aller berichteten meteorologischen Extremereignisse, ohne dass diese gewichtet werden könnten.
[45] 1464: 42% Hochwasser, 17% Dauerregen, 6% Dürre. – 1465: 47% Hochwasser, 15% Dauerregen, 14% Dürre.
[46] February 17th, there was great fog, vgl. De’er (ed): A compendium of Chinese Meteorological Records, Bd. 2, S. 705. Für die Übersetzung ins Englische danke ich sehr herzlich Xiangyu Kong (Hangzhou) und Prof. Dr. Mao Zheng Wei (Hangzhou) für die Vermittlung.
[47] Xiangfan (seit 2010: Xiangyang), Provinz Hubei: Black balls like millets fell in Xiangyang; Shunde, heute Teil der Stadt Foshan, Provinz Guangdong (bei Hongkong): In the 6th month summer [5. Juli – 2. August 1464], black rice fell in Shunde, vgl De’er (ed): A compendium of Chinese Meteorological Records, vol. 2, 710.
[48] Richard B. Stothers, The Great Tambora Eruption in 1815 and Its Aftermath, in: Science. 224/4654 (1984), S. 1191–1198, hier S. 1193f.
[49] Károly Németh, Shane J. Cronin, James D.L. White, Kuwae Caldera and Climate Confusion, in: The Open Geology Journal 1/2007, S. 7-11.
[50] Sigl et al., A new bipolar ice core record, S. 1162.
[51] „historical accounts in Europe and China [Pang, 1993] suggest a volcanic eruption in late 1452/early 1453“ (Ebd., S. 1163); Historical evidence of unusual weather phenomena during 1453 also suggests an eruption took place at this time (Pang, 1993), but this historical evidence is primarily from the N[orthern] H[emisphere]” (Plummer et al., An independently dated 2000-yr volcanic record, S. 1936).
[52] „Often it is difficult to obtain reliable dates for reference horizons beyond recent history, especially in the Southern Hemisphere (SH), as historical documentation of eruptions is poor“ (Plummer et al., An independently dated 2000-yr volcanic record, S. 1930).
[53] Vgl. Bauch, The day the sun turned blue (wie Anm. 5), passim. Ähnliche Beobachtungen formulierte bisher mündlich Bruce M. Campbell, der wie der Autor dieses Beitrags eine Publikation zu den Konsequenzen des Samalas-Ausbruchs von 1257 vorbereitet.
[54] Michael Mann; Jose D. Fuentes; Scott Rutherford, Underestimation of volcanic cooling in tree-ring-based reconstructions of hemispheric temperatures, in: Nature Geoscience 5 (2012), S. 202-205.
Ausstellungsbesprechung: „Welten des Wissens. Die Bibliothek und die Weltchronik des Nürnberger Arztes Hartmann Schedel (1440–1514)“ (Bayerische Staatsbibliothek, München)
Portrait Hartmann Schedels (Quelle: München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 30, f. 2v, Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0, bearbeitet)
Im jubiläenreichen Jahr 2014 gesellte sich ein weiterer für die deutschen Humanismusforscher zwar prominenter, von der breiteren Öffentlichkeit jedoch eher wenig gefeierter Jubilar dazu: der Arzt und Sammler Hartmann Schedel (1440–1514). Anlässlich seines 500. Todestags organisierte die Bayerische Staatsbibliothek (BSB) die Ausstellung „Welten des Wissens. Die Bibliothek und die Weltchronik des Nürnberger Arztes Hartmann Schedel (1440–1514)“ in ihrer Schatzkammer in München. Dass die BSB überhaupt in den Besitz dieser außerordentlichen Sammlung, die eine der seltenen geschlossenen deutschen Privatbibliotheken des Spätmittelalters darstellt, gekommen ist, hat sie Melchior Schedel (1516–1571), Hartmanns Enkel und letztem überlebenden Nachfahren, zu verdanken. Wenig an den Büchern seines Großvaters interessiert, überging er dessen ausdrücklichen Willen, dass seine Bücher alle in der Liberey […] beieinander bleiben und den namen der Schedel und [s]einen Kinden und iren nachkommen zu nutz behalten werden sollen1 und verkaufte 1552 die Bibliothek für 500 Gulden an den Augsburger Kaufmann Johann Jakob Fugger (1516–1575). Dieser, in Geldnöte geraten, trat sie wiederum zwei Jahrzehnte später an den bayerischen Herzog Albrecht V. ab, womit Schedels Sammlung trotz einiger Verluste als geschlossener Bestand in die Münchner Hofbibliothek, die Vorgängerinstitution der Bayerischen Staatsbibliothek, integriert werden konnte. Wer Hartmann Schedel heute dort sucht, wird ihn schnell finden, hat er doch in zahlreichen handschriftlichen und gedruckten Codices sein Monogramm HA. S. D. – Hartmann Schedel doctor – hinterlassen. Von den über 370 Handschriften und 460 Drucken zeigt die Ausstellung eine repräsentative Auswahl von 40 Bänden, darunter fünf Ausgaben der Weltchronik aus dem 15. Jahrhundert und einige Leihgaben, die wichtige Stationen in Schedels Leben und sein ungewöhnlich vielschichtiges Sammelinteresse dokumentieren.
Die Ausstellung ist auf zwei Räume verteilt. In der Schatzkammer stehen Hartmann Schedels Biographie und seine Sammlung im Vordergrund. Schedel steht auch physisch prominent im Zentrum des kleinen Raumes, denn dort ist das Arzneibuch des süditalienischen Arztes Mattheus Silvaticus aus Salerno ausgestellt; weniger wegen des Inhalts als seiner Bedeutung für Schedels Biographie ist es bemerkenswert: Es enthält das bekannte, zeitgenössische Portrait Schedels aus der Zeit seiner ersten Heirat 1475, das nachträglich aus dem Familienbuch Schedels herausgelöst und in den Codex inseriert worden ist. Es zeigt ihn im langen roten Mantel des gelehrten Arztes und mit roter Kopfbedeckung. Wie ein Gravitationszentrum scheint er so die rundherum angeordneten Schaukästen zusammenzuhalten.
Die Ausstellung beginnt mit zwei wichtigen Handschriften aus Schedels Besitz, seinem persönlichen Exemplar der lateinischen Weltchronik, das nicht nur auf Grund seiner prächtigen Ausstattung, sondern auch wegen der zahlreichen Beigaben und handschriftlichen Zusätze des Autors wertvoll ist, und der Abschrift des Familienbuchs für seinen Enkel Melchior (um 1552). Dieser Liber genealogiae et rerum familiarium ist im Original bis auf das bereits genannte Portrait verloren und nur durch zwei frühneuzeitliche Abschriften, die Johann Jakob Fugger nach dem Ankauf der Bibliothek anfertigen ließ, zu rekonstruieren. Beide sind als Leihgaben der Staatsbibliothek zu Berlin –Preußischer Kulturbesitz und aus Privatbesitz im ersten Ausstellungsraum zu sehen. Bereits hier ist die konzeptionelle Klammer zum letzten Exponat der Ausstellung aufgemacht, der Familienchronik und der Autobiographie des Melchior Schedel (um 1570), für die Hartmanns Enkel das Familienbuch als Quelle benutzte. Sie ist als Leihgabe der Landesbibliothek Coburg im zweiten Ausstellungsraum in einem eigenen Schaukasten zu besichtigen.
Im Uhrzeigersinn führen die weiteren Schaukästen durch Schedels Studienzeiten in Leipzig (1456–1463) und Padua (1463–1466). Dazwischen verklammern Wandtafeln mit Basisinformationen die Schaukästen. Ausgewählte Studien- und Fachliteratur zeigen Schedel als vielseitigen Studenten, der bald ein ausgeprägtes Interesse am Humanismus entwickelte und seine Büchersammlung dahingehend auch systematisch erweiterte. Neben medizinischer Fachliteratur ist zum Beispiel auch seine älteste Studienhandschrift (1456–1459) zu sehen, die Einblick in das Grundstudium gibt, das er in Leipzig absolvierte; ein Liederbuch dokumentiert wiederum nicht nur sein Interesse an Musik, sondern stellt auch eine selten überlieferte Quelle des 15. Jahrhunderts dar; mit dem Wechsel nach Padua für das Medizinstudium konnte Schedel auch seinen humanistischen Neigungen besser nachgehen. So erwarb er zahlreiche „Klassiker“ des italienischen Humanismus, zum Beispiel den ausgestellten Druck der Commedia Dantes. Ein kleines Elementarlehrbuch der griechischen Sprache zeigt außerdem, dass er nicht nur Latein beherrschte, sondern sich in Padua auch an einer weiteren, in dieser Zeit kaum mehr verbreiteten Fremdsprache versuchte. Dass er sie mit recht beachtlichem Erfolg gemeistert hat, wird im Liber antiquitatum cum epitaphiis et epigrammatibus deutlich. Darin hatte Schedel zahlreiche Inschriften, darunter auch viele griechische gesammelt. Dieses epigraphische Großwerk ist monumentaler Ausdruck von Schedels lebenslanger, antiquarischer Sammelleidenschaft.
Schön gelungen ist, dass neben Schedel auch andere Familienmitglieder und sogar seine akademischen Lehrer durch die ausgestellten Bücher immer wieder in Erscheinung treten. So geben ein Rechenbuch und ein venezianisch-nürnbergisches Sprachbuch Einblick in die kaufmännische Ausbildung des jüngeren Bruders Johannes, eine Bibelhandschrift führt zu den Grabners, der Familie von Schedels Mutter, schließlich wird Hermann Schedel, Hartmanns Vetter, durch eine vererbte Handschrift des Petrus de Abano sichtbar und etwas später findet man auch seine Söhne in einer astronomisch-astrologischen Handschrift, in die Schedel die Horoskope anlässlich ihrer Geburt eingetragen hat. Seine Professoren und Vorlesungen in Padua hielt Schedel in einer Liste am Ende des repräsentativen Codex Clm 13 fest. Zweien widmete er darin jeweils eine Seite mit Epigramm und den Portraits der Mediziner; über seinen hochverehrten Doktorvater Matteolo Mattioli verfasste er zudem eine sehr persönliche Biographie in der Weltchronik, die nicht nur dessen Fachexpertise, sondern auch seine Gelehrsamkeit in den Sieben Freien Künsten und in der Theologie rühmte. Diese ist allerdings nicht eigens ausgestellt.
Von der medizinischen Praxis Schedels zeugen das ausgestellte Rezeptarium, das ebenso als eine Art Kartei seiner Nördlinger und Amberger Patienten gelesen werden könnte. Für seine Nürnberger Zeit existiert ebenfalls ein Rezeptbuch, in das Schedel außer den ärztlichen Aufzeichnungen ein in mehrere Gruppen geordnetes Inventar seiner Bücher eingetragen hat. Es steht am Ende der Ausstellung und erinnert den Besucher daran, dass es hier um weit mehr als die 40 ausgestellten Bücher geht, nämlich um eine so immense Sammlung, die einen systematischen Katalog erforderlich gemacht hatte, um die benötigte Fachliteratur schnell zu finden.
Während seiner praktischen Tätigkeiten versorgte sich Schedel natürlich weiterhin mit aktueller medizinischer Fachliteratur, beschaffte sich zum Beispiel das erste deutsche Lehrbuch der Chirurgie oder Ausgaben von Hans Folz’ medizinischen Reimpaargedichten. Nebenbei hielt er sich über allerlei Neuerscheinungen in Italien und Deutschland auf dem Laufenden, wie die gedruckten Bücheranzeigen und manche „Bestellliste“ aus seinem Besitz dokumentieren. In diesem Teil der Ausstellung deutet sich schon der Übergang vom handschriftlichen Codex zum gedruckten Buch an, der sich auch in Schedels Bibliothek niedergeschlagen hat und der nun zum zweiten Teil der Ausstellung, der Weltchronik, überleitet.
Nach dem Durchgang durch Schedels Leben ist der Raum vor der Schatzkammer der Weltchronik gewidmet. Thematisiert werden ihre Hauptquellen, aber auch die Nachdrucke und erste Initiativen zur Überarbeitung und Ergänzung der Informationen. Hervorzuhaben sind darunter vielleicht Schedels Hauskalender für die Jahre 1502–1510, in denen er Familiennachrichten und wichtige Ereignisse wie seine eigene Erkrankung oder den Tod des langjährigen Freundes Hieronymus Münzer (1437–1508) eintrug, und ein eigenhändiger Brief des Johannes Trithemius (1462–1516) von 1502, mit dem er eine ausgeliehene Handschrift an Schedel zurücksandte. Dem, dass Schedel nur auf Grund seiner umfangreichen Büchersammlung in so kurzer Zeit die monumentale Weltchronik hat zusammenstellen können, wird man leicht zustimmen, nachdem im Raum vorher diese gelehrte Fachbibliothek vor dem geistigen Auge des Betrachters wiedererstanden ist. Wer weitere visuelle Hilfe braucht, dem bietet sich eine PC-Station, an der man die virtuelle Bibliothek Schedels durchstöbern kann.
Zusammenfassend kann man die Ausstellung durchaus als gelungen bezeichnen. Schon der geringe Platz macht eine Auswahl an Exponaten nötig. Dazu ist eine Ausstellung in einer Bibliothek über Bücher mit dem naheliegenden Problem konfrontiert, dass, nun ja, eben viele Bücher in den Schaukästen liegen. Doch ist der Platz gut genutzt, die Auswahl der Exponate sehr treffend und auch der Medieneinsatz sorgt in dem kleinen Rahmen für eine sinnvolle Informationsfülle. In den wenigen, aber sorgfältig ausgewählten und präsentierten Büchern werden pointiert Lebensstationen Schedels gezeigt. Die großen Aufsteller zur Weltchronik geben über das bloße Buch hinaus Einblick in den Produktionsprozess eines spätmittelalterlichen Bestsellers. Beeindruckend für den aufmerksamen Betrachter ist hier sicher die Information, dass die Financiers mit einem Kapital von 1000 Gulden einstanden, während vorher bereits Schedels jährlicher Grundverdienst als Stadtarzt in Nördlingen mit 40 Gulden beziffert wurde. Für den Fachwissenschaftler gibt es außerdem Highlights wie die Familienbücher, die Rezeptbücher, das Handexemplar der Weltchronik, den Liber antiquitatum und natürlich auch die Leihgaben. Wer der Faszination des Originals weiterhin erliegt, den stört es auch nicht, dass, nun ja, eben viele Bücher in den Schaukästen liegen.
Zur Ausstellung ist ein sehr schöner Katalog erschienen. Die Konzeption folgt dem Aufbau der Weltchronik. Das erst alter verfolgt den Aufstieg und Niedergang der Nürnberger Familie Schedel, anschließend werden Schedels Studienzeit in Leipzig und Padua, seine Tätigkeit als Stadtarzt in Nördlingen, Amberg und Nürnberg, seine Sammelinteressen und die Bibliothek, die Weltchronik und schließlich, im sibend alter, seine Bücher und ihr Schicksal behandelt. Jeweils ein einführender Aufsatz umreißt knapp und präzise die Lebensstation bzw. den Ausstellungsbereich. Es ist absolut empfehlenswert direkt mit dem Katalog durch die Ausstellung zu gehen. Denn die Wandtafeln und Schilder geben zwar einige Basisinformationen zu den jeweiligen Exponaten, doch sind diese im ersten Fall sehr knapp, im zweiten bibliographischer Natur, d.h. sie geben Titel, Material, Entstehungsort und –datum, Signatur, Folioangaben etc. an. Schön ist dabei, dass jeweils zusätzlich über die aufgeschlagenen Seiten informiert wird. Über den historischen Kontext und konkreten Entstehungszusammenhang, die Überlieferungsgeschichte und andere Besonderheiten, kurz: „den Sitz im Leben“ der jeweiligen Handschrift, geben nur die Artikel im Katalog fachkundig Auskunft. Durch ein eigenes PC-Symbol wird auch auf bereits digitalisierte Bände hingewiesen.
Dass Schedel nicht ohne sein Monumentalwerk der Weltchronik gezeigt werden kann, ist verständlich, umso schöner ist es, dass eine Woche nach der Eröffnung der Ausstellung in München am 28. und 29. November im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg die Jahrestagung der Willibald-Pirckheimer-Gesellschaft zur Erforschung von Renaissance und Humanismus e.V. zum Thema „Hartmann Schedel (1440–1514). Leben und Werk“ stattfand, wobei die Biographie und das Umfeld Schedels im Vordergrund standen. Wie eng die Kooperation und Abstimmung zwischen der Bayerischen Staatsbibliothek und der Pirckheimer-Gesellschaft war, zeigt nicht nur der Umstand, dass die Kuratorin Dr. Bettina Wagner als Referentin eingeladen war, sondern auch, dass die Vorträge die in der Ausstellung behandelten Themen aufgriffen, vertieften und auch sinnvoll erweiterten. Schedels Bücher bildeten bei vielen Vorträgen selbstredend die Basis der Ausführungen, doch kam hier wieder verstärkt der Mensch hinter den Büchern hervor. Erst wenn also das zugehörige Jahrbuch der Gesellschaft erscheinen wird, wird der Interessierte rundum informiert sein über die bekannteste Büchersammlung an der Wende vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 1. März. Es sind zwei Youtube-Videos und eine Bildergalerie verfügbar.
Zitationsempfehlung/Suggested citation: Karoline Döring: Ausstellungsbesprechung: „Welten des Wissens. Die Bibliothek und die Weltchronik des Nürnberger Arztes Hartmann Schedel (1440–1514)“ (Bayerische Staatsbibliothek, München), in: Mittelalter. Interdisziplinäre Forschung und Rezeptionsgeschichte, 19. Februar 2015, http://mittelalter.hypotheses.org/5303 (ISSN 2197-6120).
- Vgl. den Ausstellungskatalog: Welten des Wissens. Die Bibliothek und die Weltchronik des Nürnberger Arztes Hartmann Schedel (1440–1514), hrsg. von der Bayerischen Staatsbibliothek, München 2014, S. 155
Ausstellungsbesprechung: „Welten des Wissens. Die Bibliothek und die Weltchronik des Nürnberger Arztes Hartmann Schedel (1440–1514)“ (Bayerische Staatsbibliothek, München)
Portrait Hartmann Schedels (Quelle: München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 30, f. 2v, Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0, bearbeitet)
Im jubiläenreichen Jahr 2014 gesellte sich ein weiterer für die deutschen Humanismusforscher zwar prominenter, von der breiteren Öffentlichkeit jedoch eher wenig gefeierter Jubilar dazu: der Arzt und Sammler Hartmann Schedel (1440–1514). Anlässlich seines 500. Todestags organisierte die Bayerische Staatsbibliothek (BSB) die Ausstellung „Welten des Wissens. Die Bibliothek und die Weltchronik des Nürnberger Arztes Hartmann Schedel (1440–1514)“ in ihrer Schatzkammer in München. Dass die BSB überhaupt in den Besitz dieser außerordentlichen Sammlung, die eine der seltenen geschlossenen deutschen Privatbibliotheken des Spätmittelalters darstellt, gekommen ist, hat sie Melchior Schedel (1516–1571), Hartmanns Enkel und letztem überlebenden Nachfahren, zu verdanken. Wenig an den Büchern seines Großvaters interessiert, überging er dessen ausdrücklichen Willen, dass seine Bücher alle in der Liberey […] beieinander bleiben und den namen der Schedel und [s]einen Kinden und iren nachkommen zu nutz behalten werden sollen1 und verkaufte 1552 die Bibliothek für 500 Gulden an den Augsburger Kaufmann Johann Jakob Fugger (1516–1575). Dieser, in Geldnöte geraten, trat sie wiederum zwei Jahrzehnte später an den bayerischen Herzog Albrecht V. ab, womit Schedels Sammlung trotz einiger Verluste als geschlossener Bestand in die Münchner Hofbibliothek, die Vorgängerinstitution der Bayerischen Staatsbibliothek, integriert werden konnte. Wer Hartmann Schedel heute dort sucht, wird ihn schnell finden, hat er doch in zahlreichen handschriftlichen und gedruckten Codices sein Monogramm HA. S. D. – Hartmann Schedel doctor – hinterlassen. Von den über 370 Handschriften und 460 Drucken zeigt die Ausstellung eine repräsentative Auswahl von 40 Bänden, darunter fünf Ausgaben der Weltchronik aus dem 15. Jahrhundert und einige Leihgaben, die wichtige Stationen in Schedels Leben und sein ungewöhnlich vielschichtiges Sammelinteresse dokumentieren.
Die Ausstellung ist auf zwei Räume verteilt. In der Schatzkammer stehen Hartmann Schedels Biographie und seine Sammlung im Vordergrund. Schedel steht auch physisch prominent im Zentrum des kleinen Raumes, denn dort ist das Arzneibuch des süditalienischen Arztes Mattheus Silvaticus aus Salerno ausgestellt; weniger wegen des Inhalts als seiner Bedeutung für Schedels Biographie ist es bemerkenswert: Es enthält das bekannte, zeitgenössische Portrait Schedels aus der Zeit seiner ersten Heirat 1475, das nachträglich aus dem Familienbuch Schedels herausgelöst und in den Codex inseriert worden ist. Es zeigt ihn im langen roten Mantel des gelehrten Arztes und mit roter Kopfbedeckung. Wie ein Gravitationszentrum scheint er so die rundherum angeordneten Schaukästen zusammenzuhalten.
Die Ausstellung beginnt mit zwei wichtigen Handschriften aus Schedels Besitz, seinem persönlichen Exemplar der lateinischen Weltchronik, das nicht nur auf Grund seiner prächtigen Ausstattung, sondern auch wegen der zahlreichen Beigaben und handschriftlichen Zusätze des Autors wertvoll ist, und der Abschrift des Familienbuchs für seinen Enkel Melchior (um 1552). Dieser Liber genealogiae et rerum familiarium ist im Original bis auf das bereits genannte Portrait verloren und nur durch zwei frühneuzeitliche Abschriften, die Johann Jakob Fugger nach dem Ankauf der Bibliothek anfertigen ließ, zu rekonstruieren. Beide sind als Leihgaben der Staatsbibliothek zu Berlin –Preußischer Kulturbesitz und aus Privatbesitz im ersten Ausstellungsraum zu sehen. Bereits hier ist die konzeptionelle Klammer zum letzten Exponat der Ausstellung aufgemacht, der Familienchronik und der Autobiographie des Melchior Schedel (um 1570), für die Hartmanns Enkel das Familienbuch als Quelle benutzte. Sie ist als Leihgabe der Landesbibliothek Coburg im zweiten Ausstellungsraum in einem eigenen Schaukasten zu besichtigen.
Im Uhrzeigersinn führen die weiteren Schaukästen durch Schedels Studienzeiten in Leipzig (1456–1463) und Padua (1463–1466). Dazwischen verklammern Wandtafeln mit Basisinformationen die Schaukästen. Ausgewählte Studien- und Fachliteratur zeigen Schedel als vielseitigen Studenten, der bald ein ausgeprägtes Interesse am Humanismus entwickelte und seine Büchersammlung dahingehend auch systematisch erweiterte. Neben medizinischer Fachliteratur ist zum Beispiel auch seine älteste Studienhandschrift (1456–1459) zu sehen, die Einblick in das Grundstudium gibt, das er in Leipzig absolvierte; ein Liederbuch dokumentiert wiederum nicht nur sein Interesse an Musik, sondern stellt auch eine selten überlieferte Quelle des 15. Jahrhunderts dar; mit dem Wechsel nach Padua für das Medizinstudium konnte Schedel auch seinen humanistischen Neigungen besser nachgehen. So erwarb er zahlreiche „Klassiker“ des italienischen Humanismus, zum Beispiel den ausgestellten Druck der Commedia Dantes. Ein kleines Elementarlehrbuch der griechischen Sprache zeigt außerdem, dass er nicht nur Latein beherrschte, sondern sich in Padua auch an einer weiteren, in dieser Zeit kaum mehr verbreiteten Fremdsprache versuchte. Dass er sie mit recht beachtlichem Erfolg gemeistert hat, wird im Liber antiquitatum cum epitaphiis et epigrammatibus deutlich. Darin hatte Schedel zahlreiche Inschriften, darunter auch viele griechische gesammelt. Dieses epigraphische Großwerk ist monumentaler Ausdruck von Schedels lebenslanger, antiquarischer Sammelleidenschaft.
Schön gelungen ist, dass neben Schedel auch andere Familienmitglieder und sogar seine akademischen Lehrer durch die ausgestellten Bücher immer wieder in Erscheinung treten. So geben ein Rechenbuch und ein venezianisch-nürnbergisches Sprachbuch Einblick in die kaufmännische Ausbildung des jüngeren Bruders Johannes, eine Bibelhandschrift führt zu den Grabners, der Familie von Schedels Mutter, schließlich wird Hermann Schedel, Hartmanns Vetter, durch eine vererbte Handschrift des Petrus de Abano sichtbar und etwas später findet man auch seine Söhne in einer astronomisch-astrologischen Handschrift, in die Schedel die Horoskope anlässlich ihrer Geburt eingetragen hat. Seine Professoren und Vorlesungen in Padua hielt Schedel in einer Liste am Ende des repräsentativen Codex Clm 13 fest. Zweien widmete er darin jeweils eine Seite mit Epigramm und den Portraits der Mediziner; über seinen hochverehrten Doktorvater Matteolo Mattioli verfasste er zudem eine sehr persönliche Biographie in der Weltchronik, die nicht nur dessen Fachexpertise, sondern auch seine Gelehrsamkeit in den Sieben Freien Künsten und in der Theologie rühmte. Diese ist allerdings nicht eigens ausgestellt.
Von der medizinischen Praxis Schedels zeugen das ausgestellte Rezeptarium, das ebenso als eine Art Kartei seiner Nördlinger und Amberger Patienten gelesen werden könnte. Für seine Nürnberger Zeit existiert ebenfalls ein Rezeptbuch, in das Schedel außer den ärztlichen Aufzeichnungen ein in mehrere Gruppen geordnetes Inventar seiner Bücher eingetragen hat. Es steht am Ende der Ausstellung und erinnert den Besucher daran, dass es hier um weit mehr als die 40 ausgestellten Bücher geht, nämlich um eine so immense Sammlung, die einen systematischen Katalog erforderlich gemacht hatte, um die benötigte Fachliteratur schnell zu finden.
Während seiner praktischen Tätigkeiten versorgte sich Schedel natürlich weiterhin mit aktueller medizinischer Fachliteratur, beschaffte sich zum Beispiel das erste deutsche Lehrbuch der Chirurgie oder Ausgaben von Hans Folz’ medizinischen Reimpaargedichten. Nebenbei hielt er sich über allerlei Neuerscheinungen in Italien und Deutschland auf dem Laufenden, wie die gedruckten Bücheranzeigen und manche „Bestellliste“ aus seinem Besitz dokumentieren. In diesem Teil der Ausstellung deutet sich schon der Übergang vom handschriftlichen Codex zum gedruckten Buch an, der sich auch in Schedels Bibliothek niedergeschlagen hat und der nun zum zweiten Teil der Ausstellung, der Weltchronik, überleitet.
Nach dem Durchgang durch Schedels Leben ist der Raum vor der Schatzkammer der Weltchronik gewidmet. Thematisiert werden ihre Hauptquellen, aber auch die Nachdrucke und erste Initiativen zur Überarbeitung und Ergänzung der Informationen. Hervorzuhaben sind darunter vielleicht Schedels Hauskalender für die Jahre 1502–1510, in denen er Familiennachrichten und wichtige Ereignisse wie seine eigene Erkrankung oder den Tod des langjährigen Freundes Hieronymus Münzer (1437–1508) eintrug, und ein eigenhändiger Brief des Johannes Trithemius (1462–1516) von 1502, mit dem er eine ausgeliehene Handschrift an Schedel zurücksandte. Dem, dass Schedel nur auf Grund seiner umfangreichen Büchersammlung in so kurzer Zeit die monumentale Weltchronik hat zusammenstellen können, wird man leicht zustimmen, nachdem im Raum vorher diese gelehrte Fachbibliothek vor dem geistigen Auge des Betrachters wiedererstanden ist. Wer weitere visuelle Hilfe braucht, dem bietet sich eine PC-Station, an der man die virtuelle Bibliothek Schedels durchstöbern kann.
Zusammenfassend kann man die Ausstellung durchaus als gelungen bezeichnen. Schon der geringe Platz macht eine Auswahl an Exponaten nötig. Dazu ist eine Ausstellung in einer Bibliothek über Bücher mit dem naheliegenden Problem konfrontiert, dass, nun ja, eben viele Bücher in den Schaukästen liegen. Doch ist der Platz gut genutzt, die Auswahl der Exponate sehr treffend und auch der Medieneinsatz sorgt in dem kleinen Rahmen für eine sinnvolle Informationsfülle. In den wenigen, aber sorgfältig ausgewählten und präsentierten Büchern werden pointiert Lebensstationen Schedels gezeigt. Die großen Aufsteller zur Weltchronik geben über das bloße Buch hinaus Einblick in den Produktionsprozess eines spätmittelalterlichen Bestsellers. Beeindruckend für den aufmerksamen Betrachter ist hier sicher die Information, dass die Financiers mit einem Kapital von 1000 Gulden einstanden, während vorher bereits Schedels jährlicher Grundverdienst als Stadtarzt in Nördlingen mit 40 Gulden beziffert wurde. Für den Fachwissenschaftler gibt es außerdem Highlights wie die Familienbücher, die Rezeptbücher, das Handexemplar der Weltchronik, den Liber antiquitatum und natürlich auch die Leihgaben. Wer der Faszination des Originals weiterhin erliegt, den stört es auch nicht, dass, nun ja, eben viele Bücher in den Schaukästen liegen.
Zur Ausstellung ist ein sehr schöner Katalog erschienen. Die Konzeption folgt dem Aufbau der Weltchronik. Das erst alter verfolgt den Aufstieg und Niedergang der Nürnberger Familie Schedel, anschließend werden Schedels Studienzeit in Leipzig und Padua, seine Tätigkeit als Stadtarzt in Nördlingen, Amberg und Nürnberg, seine Sammelinteressen und die Bibliothek, die Weltchronik und schließlich, im sibend alter, seine Bücher und ihr Schicksal behandelt. Jeweils ein einführender Aufsatz umreißt knapp und präzise die Lebensstation bzw. den Ausstellungsbereich. Es ist absolut empfehlenswert direkt mit dem Katalog durch die Ausstellung zu gehen. Denn die Wandtafeln und Schilder geben zwar einige Basisinformationen zu den jeweiligen Exponaten, doch sind diese im ersten Fall sehr knapp, im zweiten bibliographischer Natur, d.h. sie geben Titel, Material, Entstehungsort und –datum, Signatur, Folioangaben etc. an. Schön ist dabei, dass jeweils zusätzlich über die aufgeschlagenen Seiten informiert wird. Über den historischen Kontext und konkreten Entstehungszusammenhang, die Überlieferungsgeschichte und andere Besonderheiten, kurz: „den Sitz im Leben“ der jeweiligen Handschrift, geben nur die Artikel im Katalog fachkundig Auskunft. Durch ein eigenes PC-Symbol wird auch auf bereits digitalisierte Bände hingewiesen.
Dass Schedel nicht ohne sein Monumentalwerk der Weltchronik gezeigt werden kann, ist verständlich, umso schöner ist es, dass eine Woche nach der Eröffnung der Ausstellung in München am 28. und 29. November im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg die Jahrestagung der Willibald-Pirckheimer-Gesellschaft zur Erforschung von Renaissance und Humanismus e.V. zum Thema „Hartmann Schedel (1440–1514). Leben und Werk“ stattfand, wobei die Biographie und das Umfeld Schedels im Vordergrund standen. Wie eng die Kooperation und Abstimmung zwischen der Bayerischen Staatsbibliothek und der Pirckheimer-Gesellschaft war, zeigt nicht nur der Umstand, dass die Kuratorin Dr. Bettina Wagner als Referentin eingeladen war, sondern auch, dass die Vorträge die in der Ausstellung behandelten Themen aufgriffen, vertieften und auch sinnvoll erweiterten. Schedels Bücher bildeten bei vielen Vorträgen selbstredend die Basis der Ausführungen, doch kam hier wieder verstärkt der Mensch hinter den Büchern hervor. Erst wenn also das zugehörige Jahrbuch der Gesellschaft erscheinen wird, wird der Interessierte rundum informiert sein über die bekannteste Büchersammlung an der Wende vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 1. März. Es sind zwei Youtube-Videos und eine Bildergalerie verfügbar.
Zitationsempfehlung/Suggested citation: Karoline Döring: Ausstellungsbesprechung: „Welten des Wissens. Die Bibliothek und die Weltchronik des Nürnberger Arztes Hartmann Schedel (1440–1514)“ (Bayerische Staatsbibliothek, München), in: Mittelalter. Interdisziplinäre Forschung und Rezeptionsgeschichte, 19. Februar 2015, http://mittelalter.hypotheses.org/5303 (ISSN 2197-6120).
- Vgl. den Ausstellungskatalog: Welten des Wissens. Die Bibliothek und die Weltchronik des Nürnberger Arztes Hartmann Schedel (1440–1514), hrsg. von der Bayerischen Staatsbibliothek, München 2014, S. 155
Wissenschaftsblogs in der Mediävistik: Anerkennungsprobleme? Kaum noch. (Beitrag zu #wbhyp)
"Zurück in die Zukunft". Das Motto der Blogparade zum Wissenschaftsbloggen ist für 2015 trefflich gewählt. Hoverboards wie im gleichnamigen Film (2. Teil) wird es in diesem Jahr wohl nicht geben (die bisher entwickelten Modelle kommen dem "Original" aus dem Film bisher nicht sehr nah), von einem fliegenden DeLorean ganz zu schweigen, aber auch ein geisteswissenschaftliches Blogportal und die Publikation von wissenschaftlichen Artikeln im großen Stil im Internet war 1985, dem Ausgangsjahr der Zeitreisen von Emmett L. Brown und Marty McFly, bzw. 1989, dem Erscheinungsjahr vom 2. Filmteil, Utopie.
Der Start von de.hypotheses vor bald drei Jahren hat irgendwann auch dezidiert mediävistische Wissenschaftsblogs auf den Plan gerufen. Die Umstände waren günstig und wir nutzten im Dezember 2012 schließlich diese Gunst der Stunde und gründeten das Mittelalterblog, das wir von Beginn an mit thematisch wie teilepochal übergreifendem und interdisziplinärem Anspruch betreiben, auch wenn wir besonders letzteren natürlich erst nach und nach einlösen. Und wir sind absolut nicht die Einzigen in der mediävistischen Blogsphäre: Selbst wenn wir den Blick auf den deutschen Sprachraum eingrenzen und erfolgreiche Blogs wie das seit 2008 bestehende kanadisch-britische medievalists.net ausblenden, macht die Vielfalt mediävistischer Unternehmungen in der "Blogosphäre" Hoffnung: "Heraldica Nova", das Freiburger Blog zum "Mittelalter am Oberrhein" und das Seminarblog "Mediävistik auf dem Ameisenpfad" sind nur drei Beispiele für (vorwiegend) mediävistisch ausgerichtete Blogs, die neben dem Mittelalterblog in den letzten drei Jahren entstanden sind.
Um zwei der vorgeschlagenen Punkte aus dem Aufruf zur Blogparade aufzugreifen: Wie schaut es inzwischen mit der Anerkennung in "unserem" Fach aus, was hat sich getan? Ist Qualitätssicherung der Schlüssel zur Anerkennung und, wenn ja, wie weit sollte sie gehen, wo sollte sie - beim Bloggen und vielleicht auch nicht nur dort - aufhören?
Mareike König machte den Anfang bei der Blogparade #wbhyp: "Wissenschaftsbloggen - quo vadis? Vier Aufrufe und zwei Lösungen". Ihr Aufruf Nummer 2 lautet: "Vergesst die wissenschaftliche Anerkennung von Blogs!" Gemeint sind an dieser Stelle vor allem Blogs, auf denen einzelne Wissenschaftler, zumeist aus dem akademischen Nachwuchs, selbst publizieren, denn das dürfte die Mehrzahl der Blogs auf de.hypotheses betreffen. Dies hat Christoph Schöch zu einem überaus positiven Erfahrungsbericht über die "Anerkennung fürs Bloggen? Eine Geschichte über die Eigendynamik des Digitalen" bewegt, der Anne Baillots beinahe resignierenden Beitrag "Auf einer Skala von 1 bis 10, so naja" schön kontrastiert. Anerkennung von Selbstpublikationen kann also durchaus erfolgen. Und ist es wirklich etwas völlig Anderes, wenn ein etablierter Wissenschaftler nur mit akademisch kreditwürdigem Namen und guten Kontakten bewaffnet beschließt, ein Buch zu schreiben, das dann von einem Verlag bei entsprechendem Druckkostenzuschuss auch ohne peer review veröffentlicht wird? Warum sollte die Anerkennung gefährdet sein, wenn nicht bei einem Verlag, sondern in einem eigenen Blog publiziert wird – bei fachwissenschaftlicher Expertise? Per se erfolgt Anerkennung doch erst nach erbrachter Leistung, also in der Rezension der schon gedruckten oder im Peer Review der zur Veröffentlichung eingereichten wissenschaftlichen Arbeit. Das Problem scheint eher zu sein, dass i.d.R. nur auf monographischer Ebene rezensiert wird, einzelnen Aufsätzen widmen sich Rezensenten üblicherweise nur in Sammelbänden, aber auch dort nur kurz und die Besprechung eines Blogartikels ist bisher für viele herkömmliche Rezensionsorgane, gedruckt wie online, undenkbar (es gibt mindestens eine Ausnahme, s.u.). Die Alternative zur klassischen Rezension bieten übrigens die Blogs selbst: mit der Kommentarfunktion!
Doch dies nur am Rande. Wie steht es um die Anerkennung von Wissenschaftsblogs in der Mediävistik jenseits der besprochenen Selbstpublikationen? Nicht schlecht, wahrlich nicht schlecht! Die eingangs genannte Vielfalt ist symptomatisch: es gibt inzwischen eine ganze Reihe Blogs und auf diesen naturgemäß noch viel mehr Wissenschaftler/innen, die sich dort online mit dem Mittelalter und seiner Rezeptionsgeschichte befassen. Und hinter nicht wenigen Blogs steckt eine einschlägige Institution, nicht wenige der Blogger/innen – denn genau das sind die Fachleute dann nämlich auch –, sind bei einer anerkannten Institution (MGH, RI, DIO) angestellt oder im Fach fraglos etabliert (z. B. Werner Paravicini, Martin Bertram, Anette Löffler). Man verstehe das bitte nicht falsch: wir halten solch einen Background keineswegs für notwendig. Aber das Phänomen zeigt, dass Fachvertreter mit verschiedenstem akademischen Hintergrund und unterschiedlichster Position sich vor dem Wissenschaftsbloggen nicht scheuen. Sei es zur Kommunikation, sei es zur Publikation. Das ist de facto eine Form von Anerkennung im Fach, meinen wir.
Doch da ist mehr. So konnte etwa Evina Steinova, die sich auf dem Mittelalterblog schon mehrfach karolingerzeitlichen Handschriften im Detail widmete, den ersten ihrer "Carolingian Critters" in der Zeitschrift Anglo-Saxon England in erweiterter Form veröffentlichen und ihr früherer Blogpost wird demnächst im „Deutschen Archiv“ angezeigt. Ferner bekundete eine bekannte Reihe bei unserer Übersetzerin Christina Franke Interesse an der Publikation ihrer Übertragung der Historia Occidentalis Jakobs von Vitry, die wir seit November 2013 kapitelweise auf dem Blog veröffentlichen.
Vergessen sollte man hier auch nicht, dass sich die Betreiber des RI-Opac entschlossen haben, auch wissenschaftliche Blogartikel für DIE mediävistische Online-Bibliographie zu katalogisieren; dass sich ein Deutsches Historisches Institut in Rom dazu bewegen ließ, einen Workshop zu "Blogs und Social Media für Mediävisten" auch noch unter dem provokativen Titel "Neues Werkzeug des Historikers" (Eine ernste Frage: Was hätte Ahasver von Brandt wohl von Wissenschaftsblogs gehalten?) zu finanzieren; und dass schließlich hinter dem Portal de.hypotheses, auf dem die Mehrzahl der mediävistischen Blogs im deutschen Sprachraum zu Hause ist, eine staatliche Wissenschaftsstiftung steckt, die "das ganze Elend" überhaupt erst ermöglicht hat!
Zu solchen, messbaren Fakten kommt die eigene Einschätzung. Wir haben den ganz persönlichen Eindruck, dass die Akzeptanz von Wissenschaftsblogs im Fach stark zugenommen hat, seit wir uns damit beschäftigen. Man liest uns und man liest die anderen, weit mehr, als wir das noch vor zwei Jahren behaupten konnten. Die kontinuierlich gestiegenen Zugriffszahlen dürften diesen Befund stützen.
Noch ein paar Worte zur Qualitätskontrolle wissenschaftlicher Artikel: Wie von Christoph Schöch in seinem Beitrag zur Blogparade, sei auch hier das von Clay Shirky stammende und u.a. von Hubertus Kohle mehrfach aufgenommene Motto "Publish first - filter later" stark gemacht, ebenso wie Klaus Grafs "Qualität wird überschätzt". Wir denken ebenfalls, dass am Ende der Rezipient, zumal der wissenschaftlich ausgebildete, selbst in der Lage ist, das Filtern zu übernehmen und dass er sowohl den Mut als auch das Recht haben sollte, dies zu tun. Mit der entsprechenden Ausbildung oder Erfahrung lässt sich auch aus "schlechten" Arbeiten Gewinn ziehen. Deshalb braucht es unserer Meinung nach keinen strengen (= blind, double blind) Peer Review. Und wir denken, dass der Anteil wirklich freier Publikationen, die nicht nur im #OpenAccess (dass wir den Gedanken des freien Zugangs zu wissenschaftlichen Publikationen nachdrücklich befürworten, müssen wir hoffentlich nicht eigens betonen), sondern auch möglichst ohne Schranken für die wissenschaftlichen Autor/innen erscheinen können, zunehmen wird, auch wenn es vielleicht noch längere Zeit dauern wird, ehe sich dieses Modell am Ende durchsetzt.
Das Gros aller Publikationen wird ohnehin korrekturgelesen, bevor es zur Veröffentlichung kommt. Von Freunden, von Kollegen, von Redakteuren. In der Rolle der zuletzt genannten, konkret der wissenschaftlichen Redakteure, sehen wir auch die Betreiber von Wissenschaftsblogs und es ist genau diese Funktion, die wir auf dem Mittelalterblog wahrnehmen.
Wenn uns ein neuer Beitrag erreicht – ob nun von uns angefragt oder uns eigenständig angeboten –, liest ihn mindestens eine/r von uns Korrektur, entfernt dabei 1. offensichtliche Tippfehler stillschweigend, verbessert 2. bei aktivierter Änderungsnachverfolgung grammatikalische, orthographische und Interpunktionsfehler, schlägt 3. bei inhaltlichen, d.h. von uns als solchen wahrgenommenen Ungereimtheiten Änderungen, Ergänzungen oder Kürzungen vor. Sollten wir uns in der einen oder anderen Sache selbst völlig unsicher sein, kann notfalls ein/e fachlich entsprechend versierte/r Kollegin/Kollege hinzugezogen werden.
Bisher ist nur einmal der Fall eingetreten, dass wir einen Artikel komplett ablehnen mussten – allerdings nicht auf Grund wissenschaftlicher Bedenken – und wir hatten sonst bisher niemals das Gefühl, gravierend eingreifen und massive Änderungswünsche äußern zu müssen: wir hatten keinen Grund zur Sorge um ein Mindestmaß an wissenschaftlicher Qualität. Wir sind weit entfernt vom klassischen peer review und finden die intensive Arbeit MIT den Autorinnen und Autoren an ihrem Text ohnehin spannender und fruchtbarer.
Fassen wir zusammen und nehmen wir den Aufruf "Vergesst die wissenschaftliche Anerkennung von Blogs!" noch einmal auf: Wir vergessen sie nicht! Denn sie ist längst da und sie wächst. Und das alles ohne wirklichen Peer Review, oh weh!
Die Öffnung des Sarkophags Kaiser Heinrichs VII. in Pisa
Die Herrschaftsinsignien Heinrichs VII. bei der Öffnung seines Sarkophags. Quelle: Università degli studi di Pisa
Aus den Augen, aus dem Sinn? Einer breiten deutschsprachigen Öffentlichkeit dürfte der im Dom von Pisa bestatttete Heinrich VII. (ca. 1278/79-1313) eher unbekannt sein. Das Jubiläumsjahr 2013 verstrich ohne eine Ausstellung, die die Aufmerksamkeit auch von Laien auf den ersten Luxemburger auf dem römisch-deutschen Thron hätte lenken können; die Erinnerung an seine Herrschaft und seinen frühen Tod blieb eine Angelegenheit der Fachleute. Besser steht es um das Interesse für den alto Arrigo Dantes in Italien, wozu nicht zuletzt die breite Rezeption der 'Göttlichen Komödie' bereits über den literarischen Kanon der Schulen beitragen dürfte. Außerhalb einer sicher eng zu definierenden Spezialistengruppe dürfte auch die Öffnung des Sarkophages von Heinrich VII. im Pisaner Dom im Oktober 2013 unbemerkt geblieben sein, selbst in der weiter definierten mediävistischen Community. Eine Pressemitteilung der Universität Pisa, die mit der wissenschaftlichen Auswertung der Graböffnung betraut wurde, verweist dabei auf sehr bemerkenswerte Funde:
Darstellung Heinrichs VII. im Codex Balduini. Quelle: Wikimedia Commons
Nicht nur enthält der 1921 letztmals geöffnete Sarkophag die sterblichen Überreste des Kaisers, sondern auch Herrschaftszeichen aus vergoldetem Silber, die keineswegs reine Funeralinsignien sein dürften. Vielmehr ähnelt vor allem die Blattkrone und das Szepter verblüffend der Darstellung der Insignien, die Heinrich VII. in der Trierer Bilderhandschrift des Codex Balduini führt. Beeindruckend ist auch das erstmals in seinem Wert erkannte, drei Meter lange und 1,2 Meter breite rot-blaue Seidentuch, in das die sterblichen Überreste des Kaisers gewickelt worden waren. Die Knochen des Luxemburgers werden derzeit von einem Anthropologen der Universität Pisa untersucht - bislang ist festzustellen, dass es sich um einen 1,78m großen Mann von ca. 40 Jahren handelt. Auch weitere Hinweise auf die im Detail bis heute ungeklärte Todesursache sind zu erwarten - die auch von der Forschung intensiv diskutierten Mordtheorien einiger Zeitgenossen, die Heinrich durch eine vergiftete Hostie eines Dominikaners sterben ließen, werden sich wohl kaum bestätigen.
Links: Pressemitteilung der Universität Pisa - Flickr-Fotoalbum zur Graböffnung
Video von der Öffnung der im Sarkophag enthaltenen Kiste:
Ein Seminar, ein Blog und ein Netzwerk neuer Akteure
Es ist im Wortsinne eine verrückte Sache: Ein Seminarblog, der von Beginn an dazu angelegt ist, altgewohnte Sichtweisen zu ver-rücken. Er repräsentiert in doppelter Hinsicht ein Experiment: Inhaltlich wagt er sich mit der Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT) auf ein unter Mediävisten weithin unbekanntes Terrain. Methodisch prüft er die Möglichkeiten, über das Medium 'Blog' nicht nur die interne Seminardiskussion anzuregen, sondern auch Außenstehende unmittelbar an den gewonnenen Einsichten teilhaben zu lassen. Er verknüpft damit akademische Lehrveranstaltung, wissenschaftlichen Arbeitsprozess und Fachveröffentlichung, ohne dass die Grenzen dieser zumeist hermetisch getrennten Sphären erkennbar blieben.
Wer sich auf ein solches Experiment einlässt, sollte auch seine Risiken benennen können. Ein Blog wirkt weitaus extrovertierter als ein geschlossenes Diskussionsforum, z.B. auf der learnweb-Plattform der Universität. Es enthüllt mindestens ebensoviel Handwerk wie Erkenntnis und legt das Scheitern von Denkansätzen - oder gar der ganzen Veranstaltung - schonungslos offen. Es inspiriert und provoziert zu rasch verfassten Einträgen und Kommentaren, die qualitativ nicht überall das Niveau mehrfach redigierter und lektorierter Druckpublikationen erreichen. Dies alles bedeutet ein Mehr an Transparenz, aber auch ein höheres Maß an Exponiertheit für die Studierenden und den Dozenten.
Diesen Risiken haben wir Rechnung getragen, indem wie das Blog zunächst als 'Leerraumphänomen' in den Weiten des WWW unvernetzt belassen haben. WordPress verfügt über einen Löschen-Button, den wir im Falle eines absehbaren Scheiterns bedenkenlos betätigt hätten. Das Netz sollte auch einmal vergessen können. Während wir inhaltlich derzeit zwischen Kritik und Begeisterung der ANT schwanken, betrachten wir den methodischen Teil des Versuches mittlerweile als geglückt.
Als Dozent kann ich über das Blog Denkanstöße aus dem Seminargespräch aufnehmen und über die Woche 'retten'. Als Forscher profitiere ich hochgradig von der selbstauferlegten Notwendigkeit zur vertieften schriftlichen Debatte. Als Wissenschaftler freue ich mich, dass das Blog als Werkzeug der Vernetzung allmählich seine Wirkung entfaltet. So hat sich kürzlich Bruno Latour, der prominenteste Mitbegründer der ANT, per E-Mail in unsere kritische Diskussion eingeschaltet. Es ist offenbar tatsächlich eine Plattform entstanden, die Grenzen und Hierarchien zu überwinden in der Lage ist. Ich lade daher ausdrücklich alle Interessierten ein, sich am Blog als Leser, Kommentatoren oder Autoren zu beteiligen.
Noch ein Wort zu den Rahmenbedingungen des Experiments: Möglich wurde es im Kontext eines kleinen, aber umso lebendigeren Oberseminars. Es basiert auf dem Selbstvertrauen, Engagement und Erkenntnisinteresse von höchst heterogenen Akteuren (zu den wir mittlerweile auch Tageslichtprojektoren und Kaffeetassen zählen). Mit einem gut gefüllten Pro- oder Hauptseminar hätte ich diese Form kaum gewählt, hier haben sich geschlossene Foren bewährt. Das Projekt profitiert sicherlich auch davon, dass es sich außerhalb des mediävistischen Mainstreams bewegt. Aus seiner kalkulierten Verrücktheit ist somit eine Tugend geworden.
Seminarblog: Auf dem Ameisenpfad (seit heute mit Hinweis auf die 'Ersterwähnung' des Weihnachtsbaums von 1521)
Pariser Kanonistik im Schatten von Super Speculam. Eine Quaestionen-Sammlung aus den Jahren 1226/34 in der Handschrift Montecassino 448
Summary:The present contribution introduces and partially edits a hitherto unknown collection of 50 canonistic quaestiones. These texts are particularly significant because of their abundant use of legistic sources, which seems to infringe the prohibition of the study of Roman law inflicted on the University of Paris by Pope Honorius III in 1219 with the fatal constitution 'Super speculam' of 1219. The contradiction may be explained if the quaestiones are considered training materials which allowed canon lawyers to become familiar with the legistic sources as far as needed for their discipline without attending a full study of Roman law. However, this and other remedies conceived for the same purpose did not succeed in halting the decline of the Parisian decretist faculty induced by 'Super speculam'.
Der vorliegende Beitrag besteht aus drei Teilen mit separat durchnummeriertem Anmerkungsapparat und einer Abbildung:
I. Kodikologie, Paläographie und sonstiger Inhalt der Handschrift
II. Zur historischen Einordnung der Sammlung, zu ihrer Form und Struktur und zur Edition
III. Partielle Edition
Für die Einrichtung des Beitrags auf dem Blog möchte ich mich bei Herrn Dr. Martin Bauch, Deutsches Historisches Institut in Rom, vielmals bedanken. Der Beitrag ist hier zum Download als PDF verfügbar.
I. Kodikologie, Paläographie und sonstiger Inhalt der Handschrift
Montecassino, Archivio dell’Abbazia Cod. 448, pag. 114-115: Ende q. 2 – Anfang q. 4. In der letzten Spalte (pag. 115b, links), ab der solutio von q. 4 viele Beispiele für das §-förmige s (vgl. Teil I, bei Anm. 10). [© Abbazia di Montecassino; Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung von rev.mo Don Mariano dell’Omo OSB, Direttore dell‘Archivio]
Die zusammengesetzte Handschrift hat folgenden Inhalt:[1]
A) pag. 1-66: Haimo von Auxerre, Expositio in epist. ad Romanos,[2] ohne inscriptio, inc.: Ab Achaia regione Grecorum a Corintho civitate metropoli scripsit apostolus Paulus ... expl. mut.: ... quem ego mittam vobis a patre; et alibi///; einspaltig, in einer anspruchslosen gotischen textualis, wohl italienisch, 1. Hälfte 14. Jh.
B) pag. 67-110: Bartholomaeus Brixiensis, Quaestiones dominicales et veneriales;[3] Titel nachgetragen von einer wohl ital. Kursiven des 14. Jh. Summa magistri Bartholomei Brixien. super decretales; ursprünglich ohne inscr.; Prolog; beide Teile ohne Unterbrechung, vollständig mit durchgehender Zählung in römischen Ziffern i-clxxv von etwas späterer Hand; Allegationen nach dem Liber Extra.
C) pag. 110-112: kanonistische Gelegenheitstexte; siehe unten.
D) pag. 113-158: die hier edierten Pariser Quaestionen.
Wie in allen Montecassineser Hss. so werden auch in dieser nicht Blätter, sondern Seiten (pag.) gezählt, hier insgesamt 158.
Das förmliche exlibris von 1505/06[4] steht erst pag. 67 marg. inf.; nachträglich wurde es pag. 1 marg. inf. von einer flüchtigen Hand des späteren 16. Jh. wiederholt. Daraus ergibt sich, dass die Teile A einerseits und B-D andererseits, die inhaltlich nicht zusammen passen und eindeutig unterschiedlicher Herkunft sind, erst nach 1505/6 zusammengebunden wurden.
Der kanonistische zweite Teil (B-D: pag. 67-158), der unter anderem unsere Quaestionen umfaßt, ist aus vier Sexternen zusammengesetzt, denen 3 Blätter fehlen: VI67-90, VI-191-112 / VI-1113-134, VI-1135-158; pag. 157/158 wurde als zunächst loses Blatt mit einem Falz an die Gegenseite 140 angeklebt. Das muß aber schon vor der Beschriftung erfolgt sein, denn der Text geht von pag. 156 nach 157 kontinuierlich weiter.
Die Pariser Quaestionen (pag. 113-158) weisen Reste einer Blattzählung auf, die vielleicht schon vom Schreiber des Texts angebracht wurde.[5] Nach der Zusammenfügung wurden die Blätter der beiden Teile zwar separat und von verschiedenen Händen, aber in der gleichen Weise mit römischen Ziffern gezählt[6]; offenbar geschah das erst nach Anbringung der Randzusätze, denn auf den Seiten 123 und 131 fehlen die Ziffern vi und x, weil hier die oberen Ränder schon mit Zusätzen bedeckt waren.
Die beiden Quaestionensammlungen (Texte B und D) sind von zwei verschiedenen, aber doch sehr ähnlichen und sicher zeitgleichen Händen in einer Schrift desselben Typs geschrieben: kleine und abkürzungsreiche gotische textuales wie sie im 13. Jh. lange und weithin besonders für scholastische Texte in anspruchsloser Gestaltung verwendet wurden und deshalb in der Fachlitteratur als litterae scolasticae bezeichnet werden.[7] Rein intuitiv würde ich die Schreiber in Frankreich oder England suchen.[8] Bei Bartholomaeus wirkt die Schrift enger, gedrängter, fließender, bei den Pariser Quaestionen etwas weiträumiger und gesetzter.[9] Ein auffälliges Unterscheidungsmerkmal ist ein nur in den Pariser Quaestionen erscheinendes, gespaltenes s in Form eines Paragraphen-Zeichens,[10] das nicht ausschließlich, aber häufig und an manchen Stellen massiert auftritt. Die ungleichmäßige Verteilung dieses charakteristischen Graphems erlaubt keine klare Zuordnung zu verschiedenen Händen, sodass man gelegentliche Wechsel im Duktus, Federbreite und Schattierung der Schrift[11] wohl eher als Neuansätze derselben Hand denn als Indiz für die Beteiligung mehrerer Schreiber einschätzen muß. Während die Pariser Sammlung ohne jede Rubrizierung geblieben ist, wurden die Quaestionen des Bartholomaeus mit einfachen roten Rubriken und intern mit unbeholfenen roten Paragraphenzeichen versehen.
Es ist naheliegend, wenn auch nicht zwingend, dass die Pariser Sammlung mit ihren vorgregorianischen Allegationen vor 1234 niedergeschrieben wurde, während die Quaestionen des Bartholomaeus mit Sicherheit erst nach diesem Datum, kopiert wurden, anscheinend aber nur wenig später. Jedenfalls sind die beiden ursprünglich getrennten Faszikel (pag. 67-112 und 113-158) schon früh zusammengefaßt worden. Die gleichartigen Zählungen der Quaestionen beider Sammlungen stammen schon von einer einzigen, wohl nur wenig späteren Hand.[12] Außerdem weisen beide Sammlungen zahlreiche gleichartige ergänzende und kommentierende Randzusätze von ebenfalls kaum späteren flüchtigen notulae auf, von denen einige sicher von derselben Hand stammen.[13] In diesen Zusätzen wird in der Regel schon nach dem Liber Extra allegiert, in einem Ausnahmefall aber noch nach den Compilationes antiquae,[14] was dafür spricht, daß diese Randzusätze und a fortiori auch die Sammlung des Bartholomaeus sehr bald nach 1234 niedergeschrieben wurden. Unter anderem finden sich in diesen Randzusätzen Querverweise, die ebenfalls für eine frühe Zusammenführung der beiden Sammlungen sprechen, so wird bei Bartholomaeus auf die Pariser q. 40 als similis infra in antiquis verwiesen,[15] bei den Pariser Quaestionen mehrfach auf die quaestiones B.[16]
C) pag. 110-112, auf diesen drei Seiten, die nach dem Ende der Quaestionen des Bartholomaeus zunächst leer blieben, wurden nach und nach einige kanonistische Gelegenheitstexte eingetragen:
a) pag. 110a-b: eine Einzelquaestio, von einer kleineren notula, weder die von Bartholmaeus, noch die der Parisienses, aber beiden ähnlich und sicher zeitgleich:
Quidam abbas in capitulo suo omnibus suis monachis presentibus reddidit rationem sue administrationis, id est coram omnibus computavit prout de iure est. Facto compoto(!) omnes de abbate se laudaverunt et compotum ipsius approbaverunt et tamquam laudabilem receperunt, et significaverunt omnes suo episcopo per litteras sigillo conventus sigillatas quod optime computaverat ille abbas et multum ipsum abbatem commendabant. Postea quidam ex illis monachis qui huic facto interfuerat, vult accusare abbatem de dilapidatione et de mala administratione. Queritur utrum debeat audiri. Quod non debeat audiri probatur extra de accus. Nulli (X 5.1.5), extra de probat. Per tuas (X 2.19.10), extra de transact. Ex litteris (X 1.36.6) ... Contra quia videtur quod debeat audiri et convenire possit arg. ff de divortiis Divortium (Dig. 24.2.3), de penitenti dicit: ‚si in brevi uxor reversa est‘ ... Si parum dannificasset abbas, dicendum videtur quod monachus non deberet audiri ut probatur extra de donat. Ceterum (X 3.24.3) quia pro modico non datur restitutio ...
Von derselben Hand folgen noch 20 schwer lesbare Zeilen, deren unklare Anordnung nicht erkennen läßt, ob sie noch zu der Quaestio gehören sollen oder nicht.
b) pag. 110b: Anschließend von zwei deutlich späteren, flüchtigen notulae in der Art einer informellen und provisorischen Aufzeichnung, vielleicht nach Diktat, zunächst ein paar legistische Allegationen, dann das Thema einer nicht identifizierten Quaestio[17] sowie die Themata der qq. veneriales 82-91 des Bartholomaeus Brixiensis.
c) pag. 111a-b: Fünf Formeln für Kommissionsschreiben der päpstlichen Poenitentiarie:
§ Forma absolutionis pro incendiariis: Petrum latorem presentium qui incendia perpetravit ad vos auctoritate domini pape nobis specialiter in hac parte commissa remittimus iuxta formam ecclesie absoluturum introitu sibi ecclesie restituto, mandantes eidem ut quibus dampna per incendia intulit, satisfaciat competenter. Vos autem iniungatis ei pro modo culpe penitentiam salutarem. Datum etc. ut supra.
§ Hec est forma dispensationis super defectum natalium, et notandum quod non debet committi nisi diocesano: Venerabili in Christo patri ... Dei gratia episcopo. Frater (d.h. der Poenitentiar) ... salutem in Domino. Constitutus in presentia nostra P. clericus vestre diocesis nobis humiliter supplicavit ... Datum ... pont. domini ... (primi gestrichen) quarti anno secundo.
§ Super eodem pro nobilibus tantum vel aliis personis dignis dispensatonis gratia.
Illegitime genitos quos vite decorat honestas ... Cum itaque sicut in nostra proposuisti presentia ... Datum etc. ut supra.
§ Forma dispensationis pro eo qui post iniectionem manuum in clericos vel presbiteros recepit ordines sacros vel ministravit in susceptis absolutionis beneficio non optento. Et notandum quod si pro secularibus est, debet scribi vel abbati vel priori suo.
Sua nobis P. presbiter lator presentium petitione monstravit ... Nos igitur vobis committimus auctoritate domini pape nobis specialiter in hac parte commissa ... Datum etc. (ut fehlt) supra.
§ Forma de absolutione super iniectione manuum sine dispensatione.
Petrum latorem presentium qui in quosdam presbiteros et alios clericos manus violentas iniecit ad vos auctoritate domini pape nobis specialiter in hac parte commissa remittimus ... Datum etc. ut supra.
Zierliche Kanzleischrift des 13. Jh., die paläographisch gut in einen der Pontifikate mit der Ordnungszahl IV der zweiten Hälfte des Jahrhunderts passt (vgl. den Datierungsrest der 2. Formel). Möglicherweise bezeugt dieser Text eine Zwischenstation dieses Teils der Handschrift an der Kurie auf ihrem Weg von Frankreich nach Montecassino.
d) pag. 112: Rubrikenverzeichnis der Quaestionen des Bartholomaeus Brixiensis mit Anzahl der zu jeder Rubrik gehörigen Quaestionen und, von zweiter Hand, durchlaufender Zählung des Gesamtbestands.
II. Zur historischen Einordnung der Sammlung, zu ihrer Form und Struktur und zur Edition
Die Sammlung ist nicht zu verwechseln mit anderen “Quaestiones Casinenses”, die schon früher bekannt gemacht worden waren.[1] Auf die vorliegende Sammlung, die nur in dieser Handschrift als codex unicus überliefert ist, hatte ich schon mehrfach hingewiesen.[2]
Wie in Teil I dargelegt, spricht der enge kodikologische und paläographische Zusammenhang mit den Quaestionen des Bartholomaeus Brixiensis, die in der Handschrift vorausgehen und erst nach 1234 abgeschrieben sein können, dafür, daß auch die Pariser Quaestionen wohl kaum lange vor diesem Datum niedergeschrieben wurden. Für die Bestimmung ihrer Abfassungszeit ist entscheidend, daß neben zahlreichen Allegationen aus den Compilationes Antiquae I-IV auch schon die Compilatio V allegiert wird;[3] das geschieht zwar nur ein einziges Mal, hier aber korrekt und eindeutig im Grundtext. Damit ist gesichert, daß dieser nach dem 2. Mai 1226 niedergeschrieben wurde.
Die Herkunft aus Paris erscheint angesichts der vielen dorthin weisenden Bezüge unzweifelhaft. [4] Dabei bleibt aber noch zu erklären, ob und wie sich dieser Text in das Milieu der dortigen Kanonistik einordnen läßt, deren Produktion sich seit 1219 auf wissenschaftlich anspruchslose Hilfsliteratur verlagert.[5] Besonders überraschend ist die intensive Berücksichtigung der legistischen Quellen,[6] die nur schwer mit dem fatalen Legistikverbot Honorius’ III. zu vereinbaren ist, ein Problem, das sich übrigens in gleicher Weise für die Quaestiones Andegavenses stellt, die ebenfalls aus Paris stammen, und in denen die legistischen Allegationen “la part du lion” für die Argumente liefern.[7] Vor dem Hintergrund der wissenschaftlichen Dekadenz der Pariser Dekretistenfakultät, die schlagartig mit Super specula einsetzte, werden diese und andere Quaestionensammlungen zu auffälligen Sondererscheinungen, die schon wegen dieses rechtsgeschichtlichen Kontexts Beachtung verdienen.
Auf den ersten Blick erscheinen derartige Erzeugnisse, die jedenfalls eine beträchtliche legistische Kompetenz verraten, geradezu rätselhaft: wie war es möglich, im Schatten von Super speculam Hunderte von legistischen Quellentexten aufzusuchen, zu studieren und zu erörtern?[8] Was unsere Sammlung betrifft, auf die wir uns hier beschränken, so ergibt sich eine Erklärung am ehesten aus der Betrachtung ihrer Form und Struktur. Wir haben offensichtlich quaestiones disputatae vor uns, die nach dem schulmäßigen Schema von thema - argumenta pro und contra – solutio aufgebaut sind.[9] Geringfügige Indizien lassen noch einen mündlichen Vortrag als ursprüngliche Quelle erkennen,[10] der anscheinend von einem Hörer in der Form einer reportatio aufgezeichnet wurde. Es spricht aber vieles dafür, daß unser Text schon eine direkte oder indirekte Kopie der ersten schriftlichen Fixierung darstellt, also einen mehrstufigen Überlieferungsprozess durchmachte, bei dem sich ursprüngliche Hörfehler mit zusätzlichen Kopierfehlern kumulierten. Schon unsere partielle Edition zeigt, daß der Text von sprachlichen und sachlichen Fehlern wimmelt, die von unbeholfener Orthographie,[11] über elementare Grammatikfehler[12] bis zu korrupten Allegationen reichen,[13] häufig den Sinn bis zur Unverständlichkeit entstellen[14] und den Eindruck hinterlassen, daß der Hörer und/oder der Kopist nur mangelhaft latinisiert war und die juristische Terminologie und Argumentation an vielen Fällen nicht verstanden hat. Zu den zahllosen Einzelfehlern kommen Kompositionsmängel wie die unklaren Expositionen zu den qq. 10, 36, 41 oder die fehlenden solutiones für die qq. 6, 28, 30, 39.[15] Zwar hat der Kopist und wohl auch ein zusätzlicher Korrrektor versucht, diese Mängel zu bereinigen, was aber nur teilweise gelungen ist und gelegentlich noch zu Verschlimmbesserungen geführt hat. Deshalb verbietet sich eine Klassifizierung als quaestiones redactae in dem theoretischen Sinn einer sprachlich, formal und sachlich bereinigten Fassung.
Auf der anderen Seite findet man aber gelegentlich ambitiöse Erweiterungen wie die sog. Quare,[16] die neben den legistischen Allegationen einen weiteren Import aus der grundsätzlich verbotenen Schwesterdisziplin darstellen. Schließlich sind noch die Spuren improvisierter und flüchtiger, anscheinend mehrfacher Bearbeitung zu berücksichtigen, die sich in vielen Zusätzen am Rand niedergeschlagen haben. Dazu gehören auch Ansätze, einzelne Quaestionen(gruppen) den Titeln der Dekretalen zuzuordnen,[17] die aber nur teilweise zum tatsächlichen Inhalt der Quaestionen passen und deshalb als ungeschickter sekundärer Systematisierungsversuch zu betrachten sind, der sicher nicht den ursrpünglichen Intentionen der Sammlung entspricht.
Zusammengenommen führen alle diese Erscheinungen zu dem Schluß, daß unsere Sammlung informelles Übungsmaterial überliefert, das nicht zur weiteren Verbreitung bestimmt war, sondern dazu diente, die juristische Argumentationstechnik zu erlernen und auf konkrete Situationen anzuwenden. Dieser Zweck entspricht ja durchaus dem Zweck und Wesen der Gattung[18] und wurde z. B. von Roffredus ausdrücklich als Motiv für seine Sammlung hingestellt.[19] In unserem Fall ist der Übungscharakter in der Doppelquaestio 48 und 50 mit Händen zu greifen:[20] einerseits wurde mit q. M 50 - direkt oder indirekt - q. Andegav. 14 wortwörtlich übernommen, nicht ohne zahlreiche Fehler, die einmal mehr die sprachliche und sachliche Inkompetenz unseres Schreibers bezeugen; dann wurden die Argumente pro erweitert. Und schließlich wurde die gesamte Quaestio in Gestalt der q. M 48 mit demselben Thema und derselben Lösung noch einmal durchgespielt, wobei nur die Argumente mehr oder weniger umgestaltet wurden. Hier ist die Übungsfunktion so deutlich, daß man von Spielmaterial oder mit Stephan Kuttner von “cookery book”[21] sprechen möchte.[22]
An diesem Punkt öffnet sich nun auch eine Erklärung für den reichlichen Gebrauch der Quellen des römischen Rechts: offenbar haben wir propädeutisches Material vor uns, das unter anderem zum Erlernen der juristischen Argumentation diente und speziell zum Auffinden, Zitieren und Verwenden der Quellen des römischen Rechts. Diese Fertigkeiten konnten in der Form der Quaestio unterhalb der Schwelle eines legistischen Vollstudiums eingeübt werden, das durch Super speculam für die Universität Paris untersagt war. Die disputationes erweisen sich also als ein weiteres Mittel, mit dem die Pariser Kanonisten versuchten, sich in dem wissenschaftlichen Gefängnis des Legistikverbots einzurichten. Bekanntlich erfand man in dieser Notlage alle möglichen Umwege, um sich die legistischen Kenntnisse anzueignen, die nach unbestrittener Auffassung auch für das Studium des Kanonischen Rechts unumgänglich waren.[23] Wir brauchen nur daran zu erinnern, daß mit den Casus legum sive suffragia monachorum in Paris wenig später eine weitläufige Gattung der kanonistischen Literatur entwickelt wurde, die in anderer Form genau demselben Zweck diente.[24] In diesem Rahmen sind offenbar auch unsere Quaestionen zu sehen, mit denen man im Unterschied zu den Casus legum versuchte, eine traditionsreiche Gattung der kanonistischen Literatur für die Einübung juristischer und speziell legistischer Argumentation zu nutzen. Allerdings konnten alle diese Bemühungen nicht den Niedergang der Pariser Dekretistenfakultät aufhalten, die nach 1219 literarisch vollkommen unproduktiv wurde und sich auch im Spätmittelalter nie wieder erholte.[25] In der Zeit des voll entwickelten ius commune mußte sich der erzwungene Verzicht auf das römische Recht für die wissenschaftliche Kanonistik wie ein Berufsverbot auswirken. Der mit Super speculam beabsichtigte und mit der Blüte der theologischen Fakultät auch erreichte Erfolg einer Förderung der Theologie war mit der Dekadenz der Pariser Dekretistenfakultät teuer erkauft.
Wir begnügen uns mit diesem Versuch, unsere Quaestionen in ihren rechtshistorischen Zusammenhang einzuordnen. Gründliche Einzelanalysen, die systematische Suche nach Vorlagen und Vergleiche mit anderen mehr oder weniger eng mit Paris verbundenen Quaestionensammlungen wären sehr erwünscht und würden mit Sicherheit noch wichtige Einsichten in die dortige Situation bringen.[26]
Der nur in dieser Handschrift überlieferte Text ist oft schwer und nicht eindeutig lesbar. Zudem wird er, wie schon gesagt, von unbeholfen wirkender Orthographie sowie von zahlreichen sprachlichen und sachlichen Fehlern vielfach bis zur Unverständlichkeit entstellt. Der Text weist viele, häufig interlineare Korrekturen sowie ebenfalls zahlreiche und oft längere Ergänzungen am Rand auf. Viele der Korrekturen wurden anscheinend noch vom Schreiber angebracht, die Randzusätze dagegen offenbar von anderer Hand.[27]
Entsprechend einem Verfahren, das bei der Edition scholastischer Quaestionen oft angewandt wird, begnügen wir uns mit partieller Wiedergabe des Texts, welche die Struktur und die Problematik der einzelnen Quaestionen erkennbar macht, indem die Themata in der Regel vollständig wiedergegeben werden, für die pro und contra-Argumente dagegen nur die Anfangssätze und längere solutiones verkürzt, aber so, daß die vom Autor vertretenen Lösungen inhaltlich nachvollziehbar bleiben.[28]
Unsere Transkription sucht einen Mittelweg zwischen strikter Wiedergabe der Handschrift und der Herstellung eines verständlichen Texts: kleine und leicht erkennbare orthographische und grammatische Fehler bleiben unkorrigiert; dagegen werden sinnentstellende und unverständliche Lesarten in den kritischen Apparat verwiesen und im Obertext ersetzt, ggf. mit Hinweisen auf paläographische Unklarheiten, Korrekturversuche usw.[29] Dies gilt auch für die Allegationen, die im Obertext immer in normalisierter Form erscheinen. Die verworfenen Lesarten, die im Apparat notiert werden, entsprechen grundsätzlich nur den im Obertext ersetzten und mit einer Anmerkungsziffer versehenen Wörtern. Ziffern werden in Minuskeln wiedergegeben, nur Geldsummen in Majuskeln. Nicht identifizierte Allegationen sind mit einem Sternchen (*) gekennzeichnet.
Siglen, Zeichen, Abkürzungen
M: Hs. Montecassino 448
A: quaestio Andegavensis 14 in der Edition Fransen (wie Anm. 7)
/xxx/: Seitenwechsel in der Hs. M
(?): unsichere Lesung
(!): ungewöhnliche oder falsche Orthographie oder Grammatik in der Hs.
exp.: expungiert, d.h. durch Punkte unter der Zeile getilgt
*: nicht identifizierte Allegationen
ders.: derselbe
a.a.O.: am angegebenen Ort
ND: Nachdruck
III. Partielle Edition
/pag. 113/ Presens huic operi sit gratia neumatis almi.[1]
<1> Ita constitutum est in regno[2] Francie totius quoniam si aliqui mercatores venissent ad nundinas sunt in conductu regis donec ad terram comitis Campanie. Postea sunt in conductu comitis Campanie, ita quod si aliquid amitterent, comes teneretur restituere. Quidam mercatores de Lombardia venerunt ad nundinas. Cum essent in terra comitis, capti fuerunt ab hostibus comitis; petierunt a comite quod dampna sibi restitueret. Cum nollet restituere, iverunt ad propria. Postea quidam miles de terra illius comitis accessit ad partes illas; captus fuit ab illis mercatoribus ita quod oportuit eum ut satisfaceret pro predicto comite. Ipse reversus petit a comite quod solveret pro ipso. Queritur utrum possit cum effectu.
Videtur quod sic; dicit lex quod si habeam colonum in predio meo et propter inimicitias suas combusta fuit domus mea ... In contrarium videtur quod comes nullo modo teneatur restituere isti militia, quia si comes esset presens in Lumbardia ubi captus fuit iste miles non teneatur respondere ...
Solutio. Miles non habet actionem contra comitem, quia[3] cum habeat actionem contra alium videlised contra mercatores qui ipsum vi detinuerunt sicut probatum est; et ad hoc facit ff[4] de cauptionibus[5]* l. ii in fine et ff de eo per quem factum fuerit l. ultima (Dig. 2.10.3)[6].
<2> Constitutum fuit in civitate Parisiensi propter multitudinem causarum quia officialis non potuit omnes causas terminare nisi quod ipse habeat coadiutores qui possent ferre sententias; constitutum fuit tamen quod illi coadiutores ferrent sententias de consilio magistrorum legentium in Decretis; constitutum tamen fuit quod[7] officialis exequeretur sententias illorum coadiutorum. Non obstante aliquo consilio[8] precedentis statuti sententiaverunt illi coadiutores sine consilio magistrorum, mandant officiali quod exequatur sententias. Queritur utrum sint[9] audiendi.
Videtur quod sic ... /114/ ... In contrarium videtur ...
Solutio. Si sciat iste executor quod late sunt sententie ille non de concilio magistrorum, non tenetur ipsam exequi, intelliguntur enim late contra canones vel constituta, unde non tenetur sicut probatum est ... de eo notatur in primis de matr. contr. contra interd. eccl. c. I et per totum (Comp. I 4.17.1).
<3> Talis erat consuetudo in quadam ecclesia quod canonici absentes tantum percipiebant quantum presentes. Episcopus loci convocatis presentibus qui erant in ecclesia quibusdam absentibus qui erant in scolis statuerunt(!)[10] quod absentes nichil haberent de cetero. Queritur utrum valeat talis constitutio in preiudicium absentium.
Quod sic videtur ... /115/.... In contrarium quod non valeat videtur ... ...
Solutio. Ad evidentiam huius questionis dicendum est quod sicut a maiori parte etc. dicendum est quod refert quando aliquid est commune utrum sit commune pluribus non ut collegiatis sed ut[11] singulis; et in hoc casu quod sit a maiori nichil est, nisi omnes sentiant ... et extra iii de const. Cum omnes et Cum M. Ferrariensis[12] (Comp. III 1.1.1 und 5).
<4> Quidam canonici in ecclesia sua statutum de certo numero canonicorum habendo fecerunt et iuraverunt quod nullum ultra numerum reciperent. Postea receperunt Titium quendam bonum clericum protestantes quod a suo proposito vel statuto non recederent sed illud servare volebant. Deinde episcopus vult pro utilitate quod alium recipiant ultra numerum statutum. Ipsi excipiunt de numero statuto et iurato. Queritur utrum possint recipere.
Videtur quod ressipi non debet quia ipsi iuraverunt quod nullum reciperent ultra numerum statutum ... In contrarium videtur ... /116/
Solutio. Ad hoc dicendum est quod non debent eum in canonicum nec in fratrem resipere quia liced protestationi renuntiassent semel venendo contra, non tamen potuerunt ei renuntiare cum fuerit iuramento firmata. Decretales que dicunt quod unico actu renuntiatur constitutioni non locuntur in constitutionibus[13] firmatis iuramento. Ipsi enim nec facto suo nec dicto possunt renuntiare illi constitutioni quia non possunt venire contra iuramentum suum sine dispensatione superioris ut allegatum est supra.
<5> Talis est consuetudo in quadam ecclesia vel iuramento firmata ut nullus esset canonicus nisi de legitimo matrimonio esset natus. Erat etiam consuetudo quod quisque esset abbas cuiusdam[14] monosterii(!) illius civitatis, esset canonicus[15] illius ecclesie. Quidam de non legitimo matrimonio natus electus fuit in canonicum illius monosterii(!) et dispensatum fuit cum eo ut esset abbas; vult esse canonicus. Queritur utrum possit.
Quod repelli non debeat sed admitti videtur ... Contra: quod non debeat esse canonicus videtur ... /117/ ...
Solutio. Distingendum est utrum esse canonicus sit de substantia illius prelationis vel unus potest esse sine <?>[16]. Si sit de substantia, non est necesse iterum dispensare; alioquin necessaria est dispensatio specialis[17].
<6> Commune cuiusdam civitatis statuit quod vinum quod vendi consuevit ad viii venderetur pro x et vinum quod consuevit vendi pro x venderetur pro xii; illi iiiior denarii cederentur[18] ad debita civitatis persolvenda. Clerici vendunt vinum suum; totum precium volunt retinere et nichil ad debita civitatis persolvenda tradere. Queritur quid iuris.
Quod clerici possunt contradicere primo videtur ... In contrarium videtur ... /118/ ...
Iterum soluto matrimonio solvi mulieri et dos debet. Si tamen ei nichil noceat et alii possunt, eam alteri promittere tenetur, ff de absoluto matrimonio lege secunda (Dig. 24.3.2), ff de aqua cotidiana et esti. l. i § Illud (Dig. 43.20.16).[19]
<7> Clam quidam obligatus[20] est statuere denarios ad anniversarium cuiusdam. Statuit quod quedam predia inutilia darentur in emphitesim pro pensione illa solvenda in die anniversarii eiusdem sub certa pena; nichilominus rato manente contractu emphiteta solvi[21] possunt. Interdum decessit duobus heredibus relictis quorum unus bene solvit, alius cessavit per biennium absolutione, tertio anno pensionem duorum annorum precedentium et illius anni amministratori ecclesie persolvit. Ecclesia hoc persipiens(!) vult utrumque heredem repellere et agere in penam ad solidum. Queritur utrum possit.
Et videtur quod sic ... Contra. Videtur ad instar eius quod dicit lex ... /119/ ...
<Solutio>. His rationibus videtur quod ecclesia non est audienda quod verum. Nec obstant varia contraria quia omnia faciunt ad hoc quod pena sit commissa et hoc verum est de rigore iuris et sicut commissa fuit contra testatorem ita contra heredes. ... Si enim semper subveniretur ecclesie quicumque prelatus deciperetur et in modicis dampnis ecclesia numquam inveniret cum quo contraheret ad instar minoris qui in omni dampno restituitur. Nam si hoc esset non inveniret cum quo contraheret et sic commercium quodammodo minori interdiceretur ut ff de minoribus Quod si minor[22] § Non semper (Dig. 4.4.24 § 1).
<8> Consuetudo erat in Francia quod uxor debet habere medietatem mobilium mariti si maritus premoriatur. Accidit itaque quod quedam mulier fecit pactum cum viro suo ut esset contenta tertia parte mobilium et iuravit quod non peteret plus. Exinde confectum est instrumentum sigillo decani Parisiensis sigillatum et in eo subscripserunt plures testes. Modo vult venire contra et repetere medietatem mobilium. Queritur utrum possit.
Videtur quod potest ... Contra videtur ...
Solutio. Credo quod ista mulier debet servare conventionem in rem[23] ex quo iuravit per illam decretalem extra iii de iureiur[24] c. i (Comp. III 2.15.1). Nec obstat quod obicitur de renuntiatione sive de repudiatione ... Et opinio Martini et Innocentii[25] concurrunt quia valet iuramentum super re dotali non petenda prestitum ut extra iiii de iureiur. Cum contingat; et si vis plus habundare in allegationibus recurre ad decretalem illam extra iii de despons. impub.[26] Ad dissolvendum (Comp. III 4.2.1); ibi invenies de repudiatione[27] et renuntiatione.
<9> Quedam prebenda est collata cuidam scolari ab episcopo Parisiensi in quo loco consuetudo erat quia nullus haberet fructus prebende sue sine residentia. Ille[28] ignorans[29] talem consuetudinem illam iuravit observare. Modo queritur utrum non obstante tali iuramento vel consuetudine posset fructus petere.
Et videtur quod sic quia non cogitaverat de talli consuetudine ... In contrarium probatur ...
<Solutio> Ad hoc potest dici quod quamvis constitutio Innocentii predicta[30] videtur illum adiuvare quia non obstante consuetudine etc. Quia vero loquitur de iuramento quamvis papa credat quod quilibet habens prebendam debeat iurare, tamen ex quo iuravit dico quod non potest petere sine arbitrio sicut papa dixit non obstante consuetudine etc. Si vellet dixisset non obstante iuramento. Sed non est verisimile quia velit aliquem venire contra iuramentum suum, extra iii de rescr. Constitutus (Comp. III 1.2.9).
<10> Rex Francorum per longissimum tempus exigit a clerisis(!) Pariciensibus(!) sicut a laysis(!) exactiones quia illi tenebantur cum propriis equis annonam suam in horrea sua venire.[31] Istud modo nolunt[32] reddere. Rex allegat consuetudinem que a temporis[33] recordatione fuit servata. Quero utrum sit rex audiendus.
Dicitur quod sic ... In contrarium probatur ... /120/ ...
Solutio. Ad hoc dicunt quod talis consuetudo non valet quia tale(!) sit inaudita quod non sit inter sordida munera computata, C. de sacrosanctis eccl. l. Ad instructiones[34] (Cod. 1.2.7); ut dico lex illa calliditatem continet potius quam servitutem[35] aliquam. Unde enim sit fintus(!) quedam quam petit rex a clericis et contra ius, in hoc non potest habere bonam fidem nec ab aliquo potuit haberi. Unde talis consuetudo non potuit prescribi quia non potest valere ut ius nec tamquam lex. Si esset constituta in clericos a layco, per illam legem Hoc videtur* (vgl. Dig. 50.17.29) diuturnitas temporis non potest eam convalecere(!).
<11> Quidam miles de consuetudine habuit ius faciendi nundinas in terra cuiusdam abbatis die certo et semel in anno. Die qua debuit facere nundinas festum cadit purificationis beate Virginis. Episcopus loci excommunicavit omnes venientes die illa ad nundinas et ita amissit ille nobilis nundinas die illa. In crastino vult facere nundinas.
Videtur quod abbas non potest prohibere ipsum ... Contra videtur quod non potest facere ibi nundinas invito abbate ...
Solutio: respondeatis ad istam questionem prout distinguit lex quia multum refert[36] utrum servitus imponitur luminibus que nunc sunt vel simpliciter; si illis que nunc sunt, de futuris luminibus non intelligitur servitus imposita[37]. A simili potes dicere si iste debuit facere nundinas die certo, in aliis diebus facere non poterit, si simpliciter poterit in alio die. Legem que ita distinguit[38] habes ff de servitutibus urbanorum[39] prediorum in illa lege Si servitus (Dig. 8.2.23).
<a>[40] Quare dicit lex quod pupillus auctoritate tutoris interveniente obligatur, Inst.[41] de inutil. stipul. § Pupillus[42] (Inst. 1.3.19.9), patris vero auctoritate interveniente non obligatur. Que est ratio diversitatis, Inst. e. t. § Sed parentis[43] (l.c. § 10 finis).
<b> Quare dicit lex quod si nuntiam alicui alienam pecuniam ut meam et recepi fideiussorem nulla est fideiussio. Sed ponamus quod pecunia fiat mea ... Solutio: fideiussio est accessio principalis debiti ... bene facit lex que dicit quod eadem est obligatio rei et fideiussoris, ff de actionibus et obligationibus i § Sed aut[44] (Dig. 44.7.1.8).
<c> Quare dicit lex quod libertus non potest vocare patronum in ius, etiam si tutor potest vocare vel curator ut ff de in ius voc. Eum qui (Dig. 2.4.24?) in fine legis, libertus vero si fuerit tutor, potest vocare patronum in ius bene[45] ut ff e. t. Quesitum (Dig. 2.4.16).
..<12>[46] Quidam impetravit litteras a papa ad iudices delegatos decanum et cantorem et R. canonicos Parisienses. Multi erant canonisi(!) qui hoc nomine R. vocabantur. Citatus reus non vult respondere per litteras dicens quod huiusmodi littere non valent cum tertius iudex sit incertus. Queritur utrum teneatur respondere ...
Primo videtur quod sic quia verba sunt interpretanda potius ut res valeat quam pereat[47]... Contra videtur quod littere non valeant ... /121/ ...
Solutio: Dico quod huiusmodi littere valeant et ille debet esse iudex quem actor primo elegerit sicut contingit in lege. Pluribus enim procuratoribus datis ille erit procurator qui primo adierit procurationem ut ff de procuratoribus l. Pluribus (Dig. 3.3.32) ... Hoc fuit introductum in favorem heredis ne heres ledatur in dubio solvendo legatum; hic autem[48] nulla erit lesio rei si cogatur iuri parere.
<13> Queritur de illa generalitate que in litteris apponi consuevit scilicet super quibus re et rebus aliis utrum de iniuriis post litterarum impetrationem emergentibus possit aliquis conveniri per generalitatem ...
Et primo videtur quod sic ... Contra videtur quod non possit agere; dicit enim lex ...
Solutio: distinguo utrum iniurie postea emergentes tangunt causam principalem aut non; si non, non potest super iniuriis postea irrogatis adversarium convenire rationibus ultimo assignatis. Si vero tangunt quia non permittit reus actori propter suam potentiam causam suam prosequi, tunc iudex delegatus ex officio suo potius quam auctoritate rescripti poterit de tali iniuria cognoscere ut extra I de off. iud. del. c. v (Comp. I 1.21.5).
<14> Postea fuit quessitum in hunc modum. Aliquis impetravit litteras. Reus dicit quod non teneretur illis respondere quia per falsi suggestionem et veri suppressionem sint impetrate. Queritur cui incumbit probatio.
Videtur quod actori quia dicit lex ... In contrarium videtur quod reo incumbit probatio ...
Solutio: ergo dico quod istud est verum regulariter quod reo, qui excipit contra rescriptum suum, incumbit probatio potius quam actori. Contaria vero inducta intelligo quando aliqua presumptio est contra rescriptum, ut puta[49] si fuerit rasum[50] cancellatum vel ammissum; et in hoc casu incumbit probatio actori et non reo et sic loquitur lex illa C. de fide instr. lege ultima (Cod. 4.21. 22).
<15> Titius et Seius accesserunt ad curiam Romanam ut impetrarent litteras a domino papa; et Titius erat excommunicatus coram iudicibus. Obicitur litteras non valere pro eo quod sunt ab excommunicato impetrate. Modo queritur utrum debeant valere pro illo qui non erat excommunicatus.
Et videtur quod non valeant ... Contra videtur; nam dicit Deus quod peccata teneant suos auctores[51] ... /122/ ...
Solutio: Mihi sine preiudicio melioris sententie videtur quod iste qui cum excommunicato litteras impetravit, si hoc facit dolo vel fraude, ei non prosint et debet carere commodo litterarum; si[52] non, littere quo ad ipsum debent valere ut superius allegatum est.
<16> Quidam impetravit litteras a domino papa ad episcopum Parisiensem ut sibi conferret primam vacaturam in diosesi(!) Parisiensi. Ita fuit postea quod quidam qui habuit duas prebendas mortus(!) est, alteram habebat maiorem alteram minorem. Iste petit quod sibi detur maior prebenda. Queritur an sit audiendus an non.
Dicitur quod sic tali ratione ... /123/ ...
In contrarium probatur quod minor prebenda debeat dari isti clerico ...
Solutio: ad hoc posumus dicere ad superius allegatum: inspecta qualitate persone scientia honestate morum et nobilitate debet ei episcopus providere ut si maior sit conferat ei maiorem, si minor conferat ei minorem. ... et secundum merita personarum et laborem dividanda(!) sunt stipendia ut ibi Ius militare (D. 1 c. 10).
<17> Quidam impetravit litteras a papa ad iudices delegatos; fecit reum citari et in ipso citatorio totus tenor autentici continebatur transcriptus a iudicibus delegatis. Reo comparente ad diem assignatum iudices volunt procedere; ipse petiit ut autenticum producatur ut ipsum possit videre et deliberare quia per illud iudices habent iurisdictionem. Actor vero dicit quod reus in citatorio habuit tenorem autentici et quod amisit paratus est iurare. Reus vero dicit quod non debet procedere nisi prius videat id originale ex facto. Queritur quid iuris sit.
Et quod in hoc casu sufficiat exemplare multis rationibus videtur ... /124/ ... In contrarium videtur quod ex quo non producitur ipsum instrumentum, non est aliquo modo exemplificandum. Nam dicit lex ...
Solutio. Distinguendum est utrum instrumentum transcriptum sit auctoritate[53] iudicis vel non. In primo enim casu stetur exemplari, in secundo non ... quod vero obicitur quod debet sufficere pro bono amissionis instrumenti non obstat quod lex illa Si ad post* in casu speciali loquitur et est ratio specialitatis odium furis; aliter enim rationaliter optinet contrarium, in iii de privileg. Cum[54] olim (Comp. III 5.16.2).
<18> Questio talis est. Titius destinavit procuratorem suum ad curiam Romanam ad impetrandum et contradicendum contra adversarium suum Sempronium; et contigit quod iste procurator invenit Sempronium in curia qui volebat impetrare litteras contra Titium. Et cum iste Sempronius esset excommunicatus impetravit rescriptum de consensu procuratoris qui sciebat ipsum excommunicatum. Verum cum sperabat quod, quamvis non proponeret exceptionem excommunicationis contra Sempronium qui impetrabat, credebat tamen quod posset proponere coram delegatis[55]. Reversus ad propria vult Sempronius uti litteris impetratis. Obicit Titius: Frater agere non potes quia tempore impetrationis excommunicatus eras. Replicabat impetrans: Bene exciperes nisi de consensu procuratoris cui ego existens excommunicatus impetrassem[56].
Primo queritur utrum Titio domino competebat ista exceptio. Et primo videtur esse probandum quod sibi competet ... Contra videtur esse dicendum quod iste dominus excommunicationem a procuratore suo omissam non possit proponere. /125/ Dicit enim lex ... extra iiii de off. iud. ord. dec. i (Comp. IV 1.12.1), dic ut ibi
In ista questione sine preiudicio melioris sententie dicere potestis[57], quia factum istius procuratoris iuri puplico, quod est ut exommunicati debeant evitari, renuntiari in preiudicium domini sui non potuit, sicut et ego video quod voluntas testoris(!) ius puplicum non remittat ut ff de aministratione tut. l. Quidam decendens(!: Dig. 26.7.5.7); ff de bonis liberatorum(!) l. Cum dona*[58]; et hoc dico maxime factum procuratoris non nocere domino.
Item de hoc quod secundo loco fuit quesitum, utrum isti iudices per tales litteras ab excommunicato impetratas dati posint impetrantem in expensis condempnare ad instanciam excipientis lata interlocutoria quod littere non valebunt.
Primo videtur quod non ... Contra: constat quod victus[59] victori in expensis condepnandus est ...
In ista questione dicere potestis quod hodie non est[60] questio quia60 determinatur hodie quod iudex appellationis debet remittere appellantem ad eum a quo appellaverit et condempnare eum in expensis ut extra iiii de appell. Ut debitus honor (Comp. IV 2.12.3).
<19>[61] Aliquis impetravit litteras contra adversarium suum ad archidiaconum Parisiensem non expresso nomine. Plures erant archidiaconi Parisienses. Volebat actor quod alter de causa conoseret(!); reus nollebat(!) quod alius dicat[62] quod de ipso papa senterat(!). Queritur quis debeat esse iudex.
Dicitur quod neuter debeat esse iudex ... Contra quod autem ille debeat esse iudex quam(!) actor elegit videtur ...
Solutio: quod reus possit eligere videtur quod favoraliores(!) est rei quam actores(!), ff de reg. iuris Favorabiliores (Dig. 50.17.125). Item dicit /126/ canon quod non debent esse iudices nisi quos ipse qui impetitur elegerit, xi q. i Iudices (C.11 q.1 c.4). Item dicit lex quod observandum est, ne is detur iudex quem altera pars nominatim petit; unde non debet dari que(!) actor elegit, ff de iudiciis Observandum (Dig. 5.1.47). Distingitur(!) an iudex motu proprio dedit, an ad petitionem partis; si proprio motu, concedendus est propter extra i de off. iud. del. Sane (Comp. I 1.21.3) cum suis concordanciis; si ad petitionem actoris, ille erit iudex de quo sensit(!) per decretalem, extra iiii de off. deleg. Super litteris*. Ad contraria dicitur ... et periculosum est metiri ex persona rei quia semper negat ne posset conveniri, ff de iud. Solemus (Dig. 5.1.61); ideo pro actore interpretandum est.
<20> Titius impetravit litteras contra Seyum a papa; convenit eum coram iudice; edita actione vult omnino desistere. Seius vult Titium reconvenire per litteras impetratas ab ipso Titio. Queritur utrum possit.
Quod[63] possit eum reconvenire Seius et quod Titius respondere[64] teneatur videtur ... Quot(!) autem Seyus eum reconvenire non possit et quod Titius non teneatur respondere videtur per decretalem ..
/127/ ... Solutio: videtur quod locum habet reconventio; nec obstat quod reconventio sit(!) post litem contestatam quia etiam ante fieri potest; nec obstant leges Quam ius et Amplius*, quod pene sunt odiose; reconventio non est pena, immo ius debet ampliari, de pe. di. i Pene (De pen. dist I c. 18), ff de liberis et postumis Cum quidam (Dig. 28.2.19); nec obstat Quod favore (Cod. 1.14.6), quia in eius lesione non torquetur; ubi enim habet exceptionem vel contra iudicem vel contra principalem, potest eam proponere.
<21> Questio talis est. Quidam impetravit litteras ad iudices delegatos. Convenit adversarium super uno tantum articulo cum super pluribus causa fuisset commissa. Postquam iudices de uno articulo cognovissent, mortus(!) est ille qui causam delegavit antequam de aliis articulis iudices cognosscerent. Modo queritur utrum post mortem delegantis[65] possent cognosere(!).
Quod videtur quia sufficit quod de parte cognosscerent; dicit enim decretalis cum appellatio ad totum refferatur ut extra ii de appell. Secundo requiris (Comp. II 2.19.16); sic videtur hic ... [66] Sic et hic videtur esse dicendum quod iste qui unum articulum in iudicio deduxit totum deduxisse videtur. Contra videtur esse dicendum. Nam dicit decretalis quod prescriptio potest fieri circa plura ... /128/
In questione ista sine preiudicio melioris sententie videtur esse caute distingendum utrum coniucti(!) sunt articuli vel divisi. Dicunt enim[67] quidam, si coniucti(!) sunt articuli, possunt de illis cognossere, maxime[68] cum non fuerit68 alio modo de istis articulis actum et ista(!) non habuerunt exercitium nec de cetero habere poterunt; unde mors condictiones prevenerit delegantis.
<22> Aliquis impetravit litteras ad iudices delegatos. Fecit excommunicari adversarium suum sciens causam quam habebat adversus eum esse feodalem vel iudices suspectos; reus citatus non comparuit, excommunicatur, post absolvitur in forma ecclesie; die assignata comparet[69] ad parendum iuri; actor petit expensas; reus excipit iudices nullam habere iurisdictionem quia feodalis est causa. Queritur utrum iudices possunt eum condempnare in expensis antequam admittant probationes super exceptione propossita. Quod eum condempnare non possint, sed probationes super exceptione audire debeant videtur ... /129/ ... Quod ad expensas condempnari possit non obstante exceptione proposita videtur ... Solutio: videtur quod ad expensas debeat condempnari et contrarium habeas pro solutione.
<23> Quidam cum non esset spoliatus impetravit litteras restitutionis ac si spoliatus esset. Rediens a curia invenit se spoliatum sicut fuerat suspicatus. Vult per istas litteras spoliatorem convenire. Queritur an potest.
Et videtur quod potest quia si aliquis litteras impetravit sub hac forma: causam audiatis et infra xxx dies sine cause cognitione terminetis, isti xxx dies a tempore preseptationis(!) litterarum computantur et non a tempore impetrationis ut extra i[70] de appell. Super eo (Comp. I 2.20.34) ... Contra quod iste littere non debent valere quia tale falsum hic fuit sugestum quod tempus[71] esset expressum ...
Solutio: dicunt quidam quod si adversarius impetentis aut impetrantis[72] minabatur spoliationem valent littere, et pro se introducunt quod legitur in i de appell. Consuluit (cf. Comp. I 2.20,16, 18, 27); alii dicunt auod si impetraverint litteras super alia causa adiecta ista clausula ‘quibusdam aliis’ etc., per generalem clausulam potest conveniri spoliator liced(!) tempore impetrationis non fuit spoliatus. Michi videtur quod non sic, nec sic potest conveniri quia littere non valent ut dicit illa decretalis in iii Super litteris (Comp. III 1.2.10) ... Ad illas leges pro parte contraria sic respondeo quia intelligo eas loqui quando iudex ordinarius de causa cognoscit; secus est in casu nostro ex quo peccatum est in iurisdictione commissa.
<24> Quidam erat concorditer in episcopum electus et postea consecratus et erat in pacifica possessione; quasdam prebendas et quedam beneficia contulit. Postmodo accusatur de symonia commissa antequam episcopatum esset adeptus; convenitur, per sententiam deponitur; sucessor eius beneficia ab eo collata vult revocare ab illis quibus collata sunt. Queritur utrum possit.
Et quod possit, potest probari. Nam dicit canon quod si quis ordinatus fuerit a symoniaco non symoniace ignorans illum symoniacum esse qui eum ordinavit, ex dispensatione talis tolleratur in suo ordine ministrare ... /130/ ... In contrarium videtur quod cum ille episcopus tempore quo tulit beneficia pro episcopo habebatur quod[73] ea que tunc temporis ab eo facta sunt valere debent sicut alias dicitur quod si ille qui consignificavit(!) testamentum tempore consignationis, habebatur73 pro libero ...
Solutio: Distingitur inter symoniacum in ordine et symoniacum in beneficio, quia symoniacus in ordine habet caracterem vitiossum, unde etiam peracta penitentia sine dispensatione superioris celebrare non potest quia furtivus est ordo quem habet ... Si autem symoniacus in beneficio, distingitur si sit occultus aut notorius; si sit notorius, est suspensus quantum ad se et quantum ad alios ut xxxii § Verum (D.32 c.6 § 1). Si est occultus, tunc est suspensus quantum ad se tantum et non quantum ad alios sicut quilibet existens in mortali peccato, i q. i Sacerdotes (C.1 q.1 c.90). Unde dicendum est quod cum[74] episcopus ille non est symoniacus notorius nec symoniacus in ordine, valent ea que ab eo facta sunt quamdiu tolleratur ... quod secundum quod erat in textu[75] publice erat excommunicatus quod non erat in isto episcopo.
<25> Quessitum est de electione hoc modo. Ad cuius evidentiam videndum est quid sit eligere et quis debeat eligere, quis electionem debeat confirmare, an electio semel facta possit irritari, quid potestatis consequatur electus. Electio est alicuius persone ad dignitatem vel ad societatem canonice facta vocatio ... /131/ ... tamen facultatem a rebus ecclesie ad quem(!) est electus disponendi[76] non habet, nisi fuerit confirmatus ut in i e. t. Nosti (Comp. I 1.4.18), excepto papa et quibusdam archiepiscopis transmontaneis(!) ut notatur xxiii d. c. I (D. 23 c. 1).
Hiis prelibatis accedamus ad tema. Vacante quadam prebenda cui dignitas erat annexa in ecclesia beate Marie, episcopus cuius est electio instituendorum in prebendis, potestatem ea vice eligendi contulit Titio. Qui quendam scolarem reversum a civitate Bononiensi iactantem se quod bene Bononie studuerat, credens ipsum esse utilem et necessarium ecclesie cum in veritate esset insufficiens, elegit et nomine episcopi sicut moris erat presentavit qui a capitulo statim est institutus. Modo comperata veritate quod insufficiens erat, vult episcopus ipsum removere. Queritur an possit.
Et videtur quod sic quia ob causam fuit electio scilicet propter scientiam quam se scire iactabit; sed insufficiens est; unde causa non sequta(!) potest a dignitate removeri ... Item video quod si aliquis ab imperatore testamenti factionem impetraverit, intelligitur imperator de tali testamento concessisse quod iuri communi consonet ... Item videtur quod iste scolaris puniri debeat propter suum mendacium ... Item videtur quod iste scolaris conveniri debeat de dolo ... Contra: episcopus ipsum elegit liced(!) non per se tamen per alium scilicet Titium electorem, quia id quod ab illis factum est quibus faciendi potestatem impertimur, a nobis factum esse intelligitur ut in i de sent. excom. Mulieres (Comp. I 5.34.7) cum suis concordantiis; unde contra factum suum venire non potest ...
/132/ Solutio: dico quod ad instantiam episcopi iste non est destituendus ut apparet ex legibus iam primo allegatis scilicet Si repetendi (Cod. 4.6.7)et Si maiores (Cod. 2.4.25) et maxime ea ratione quia[77] hic excecuta(!) est institutio; et ita non obstabunt contraria iura, quoniam aliut est in contractibus ubi tantum[78] factum duorum consideratur contrahentium, quod in presenti casu ubi non solum factum contrahentium scilicet electoris et electi, sed etiam factum instituentis quia debet esse maxime auctoritatis consideratur ut[79] Institut. de fideiuss. in fine (Inst. 3.20.8). Credo tamen si ecclesia senciat se esse lesam, extraordinarium[80] auxilium beneficium restitutionis in integrum implorare[81] poterit ut probatur in contrariis allegationibus..
<26> Pone retento eodem temate quod iste scolaris timens, ne a capitulo admitteretur, sponte renuntiavit electioni de se facte. Iste Titius tractat de alio eligendo. Episcopus vult alium eligere. Queritur quis eorum eligere debet.
Et videtur quod Titius, quia licet delegatus iudex semel demandaverat sententiam suam executioni; si ei non fuerit obbeditum iterum demandare poterit ... Contra: iste Titius semel functus est officio suo; ergo expirat eius officium, quia iudex semel sive bene sive male functus officio suo contra iudicare non poterit nec etiam sententiam suam corrigere ... /133/ ...
Solutio: Videamus quid actum est ab initio inter episcopum et Titium et illud servetur, ff si certum pet. l. Cum quid (Dig. 12.1.3); si autem non liqueat et hoc distinge: aut iste Titius ingerat se secunde electioni, quo casu iterum non elegit quia suspectus videtur, ff de procurat. Que omnia (Dig. 3.3.25), aut invitatus est forte a capitulo episcopo non contradicente; quo casu dico ipsum ex bono et equo iterum posse eligere, arg. ff de conditionibus in testam.[82] Hec conditio (Dig.35.1.10) et ad hoc faciunt iura in contrarium allegata.
<27>[83] Vacante quadam ecclesia pastore dum canonici tractarent de electione et non possent convenire, dederunt uni, Titio ponamus, potestatem eligendi, qui mirum(!) ydoneum elegit et ille nollet recipere; vult eligere alium. Queritur utrum possit.
Et videtur primo quod sic quia cum data est quibusdam potestas cognocendi(!) de causa, si in totum data sit potestas, non habeat(!) potestatem revocandi illi qui dederunt ut extra iii de off. iud. del. Super questionum (Comp. III 1.18.6); erit similiter in casu nostro ... In contrarium videtur: dicit lex quod aliquis est functus officio suo sive bene sive male amplius non potest se intromittere, ff de re iudic. l. Iudex (Dig. 42.1.55) ... /134/
Solutio. In hac questione credo sic dicendum esse videliced(!) qui(!) iste qui elegit istum, alium eligere non poterit quia, cum electio fiat ita mutuo consensu eligentium et electi, non dico perfectam esse electionem donec electus consenciat, sicut nec vendicio perfecta esset nisi ex utraque parte consensus inervenisset tam ex parte ementis quam ex parte vendentis; et ad hoc facit illa decretalis extra iii de el. Cum inter dilectos (Comp. III 1.6.6) ... dico quod ibi fit propter delictum suum, sed nullo modo deliquid cum crederet quod electus prebuisset assensum electioni; et propter hoc satis est hec[84] solutio.
Ad cetera alia.[85] Item queritur: Cum pactum tolat(!) naturalem obligationem ut ff de solutionibus l. Sticum § Naturalis (Dig. 46.3.95.4), sententia vero civilem obligationem tollit et non naturalem ut ff de condict. indebit. Iulianus[86] (Dig. 12.6.60), queritur unde est hoc quod sententia tollit civilem et non naturalem, pactum vero tollit naturalem. Ad hoc dicendum est quod pactum fit per consensum contrahentium ...
§[87] Item queritur: ita est quod de pacto iuris habet actionem filia; unde si mater deponat aliquid aput aliquem dicendo si non reddiero de nundinis quod hoc depossitum sit filie mee, unde habet filia actionem ff depositi penultima venia ex pacto versus fine*[88] ... et etiam cum in depossito non admittatur compensatio ut C. de compens. l. ult. (Cod. 4.31.14).
<28> Canonici monesterii(!) sancti[89] Germani iuramento interpossito promisserunt cuidam canonico de suis canonicis, quod quotienscumque abbas eorum moriretur quod ipsum eligerent et quod omnia iura monesterii ad ipsum devolverentur. Interim canonicus ille fuit electus in abbatem sancti Victoris. Postmodum accidit quod abbas monesterii(!) Sancti Germani mortuus fuit; alium elegerant illi canonici illo canonico non vocato et qui potuit commode vocari. Queritur que electio debeat preferri. Respondens dicebat quod secunda electio non valebat, sibi improbatur in hunc modum: et primo per decretalem extra iiii Bone de testib.[90] ... Contrarium per legem ff de exercitoria accione l. i § Si plures (Dig. 14.1.1.13) ubi dicitur quod si plures sunt in una navi(!) et aliquis cum uno conquereret dicit lex quod bene valet contractus ... quia dicit lex quod illa promissio dirisoria erat cum in tenpore(!) testamenti multa habuit, de iure dare posset.[91]
<29> Mortuo episcopo Parisiensi canonici tractantes de electione eius successoris[92] aspirabant ad electionem decani. Unus contradicebat dicens decanum esse criminosum et paratus erat probare incontinenti. Nihilominus elegerunt et etiam fuit ipse electus a metropolitano confirmatus[93]. Queritur utrum valet electio
Quod valeat videtur: electio propter istius contradictionem non debet mutari; dicit enim lex quod ego mandavi procuratori ut venderet predium meum ... In contrarium videtur quod non valet electio, immo offendit; dicit enim lex quod si ego nolui vendere peccuniam meam in fraudem creditoris ...
/135/ ... Solutio: dico quod si hoc quod fuit obiectum contra ipsum fuerit probatum, non valebit eius electio, sed penitus est irritanda; et hoc probatur per decretalem que dicit quod si obiciatur alicui quod laborat morbo epilentico(!) et nichilominus electus fuit, dicit papa quod si apparuerit eum illo morbo laborare eius electio irritetur, alioquin confirmetur ut extra iii de[94] elect. Cum94inter dilectos (Comp. III 1.6.6).
<30> Quidam canonici elegerunt quendam in episcopum uno canonico absente et non vocato sed contempto. Postmodum credentes se male elegisse alia vice eligerunt duos nominando[95], uno canonico non vocato[96] sed contempto. Ille canonicus sic contemptus ad capitulum rediens nominationem factam de uno approbat et quantum ad illum repputat se fuisse presentem; alterius nominationem reprobat et quantum ad illum dicit se fuisse contemptum. Hic queruntur duo. Primum est an potuit attemptari secunda electio prima non cassata.
Videtur[97] quod sic97. Nam si a minori parte vel ab excommunicatis celebretur electio, procedi potest ad secundam non obstante prima electione, extra i de appell. Constitutis (Comp. I 2.20.37) ... In contrarium videtur quod non valet secunda electio; prima enim non cassata non debet attemptari secunda, extra i de elect. Consideravimus (Comp. I 1.4.22) et extra iii e. t. Auditis (Comp. III 1.6.14) et extra iiii de el. Bone memorie (Comp. IV 1.3.2) ...
Item solutio: In ista prima questionis parte dico quod quando certum et evidens est quod ipso iure nulla est prima electio, attemptari potest[98] secunda prima non cassata sicut in illa decretali Constituas(!). Si autem dubium est aliquod an valeat prima electio vel non, supersedendum est in secunda.Sed cum quis est contemptus, si postmodum approbet quod factum est electio, alia est infirmanda per ipsum superiorem non ipso iure infirmata ut in decretali Quod sicut (Comp III 1.6.13) circa medium. ...
Item in alia questione videtur quod possit dicere se contemptum quoad unum et quoad alium non contemptum liced illa electio sit una ... In contrarium videtur: cum enim dicat se absentem et presentem extant[99] contraria; unde tamquam sibi contrarius non est audiendus ...
/136/ ... Solutio[100]: in ista parte questionis dicendum est quod alteram electionem ratificare non potest et alteram impugnare, etiam si eodem tempore celebrata esset electio de duobus et a diversis. Dicere enim se presentem quantum ad unum cum hoc quod dicit se contemptum quo ad illum, non est dicere simpliciter se presentem, sicut habere maiorem partem respectu minorum partium non est simpliciter habere maiorem partem ut extra v de elect. Ecclesia (Comp. V 1.5.6) ... Item non obstat quod ille competit quia ibi fit una diversitas[101] servitutis et libertatis[102]; sed electio de qua agitur unica debet esse et singularis.
<31> Quidam canonici ecclesia vacante significaverunt decano illius ecclesie qui erat absens ut ad faciendam electionem episcopi accederet. Ipse excussavit se per litteras mandans se pro rato habiturum quidquid ipsi pro eligendo episcopo facerent. Antequam littere decani ad capitulum pervenissent elegerunt canonici personam ydoneam. Postea hoc audiens decanus voluit illam electionem irritare.[103] Hic duo queruntur: prima(!) an decanus huiusmodi officium aliis delegare possit; secundo utrum talis electio facta valet. Quod non possit delegare sic probatur: electioni interesse merum[104] huius decani est, quod decanus capitularis dignitatis est; sed ius suum merum non potuit delegare aut in alium transferre ... Contra: inprimis videtur quod decanus hoc officium alii possit delegare, capitulum potest officium eligendi demandare etiam extranee persone ut extra i[105] de electionibus Sepius (Comp. I 1.4.10) ... Unde si papa commissit causam alicuius episcopo Parisien. adversarius Romam adiens revocatorialem impetrat, si Parisius dederit sententiam antequam secundas litteras reciperet tenet sententia ... Solutio: forte de rigore iuris posset talis electio irritari, secundum equitatem tamen canonici possunt.[106]
Sententia tenenda[107] est nisi in duobus casibus, scilicet cum est post appellationem lata et cum continet intollerabilem errorem, extra iii de sent. excom. Per tuas (Comp. III 5.21.14); tertium casum apponunt quidam cum pro indebitis exactionibus quis excommunicatur ut extra ii[108] de excess. prel. Cum ad quorundam (Comp. II 5.13.3)
/137/<32> Quidam iudices delegati a papa subdelegaverunt totam causam quibusdam iudicibus subdelegatis nihil sibi servantes. Iudices subdelegati arbitros recipere noluerunt, sed dicebant quod deliberarent; pendente deliberatione cum subdelegati parati essent procedere in negotio, delegati ad se causam voluerunt revocare. Queritur utrum possint.
Quod non possunt sic videtur: dicit decretalis de canonicis Tolosanis qui potestatem eligendi contulerunt in quosdam canonicos; et cum illi canonici non possent concordare et ad hoc deliberarent, voluit capitulum ad se revocare potestatem et dicitur quod non potest quasi re non existente integra, extra iii de elect. In causis (Comp. III 1.6.15) ...
In contrarium videtur posse probari hac ratione quia re existente integra potest revocari mandatum ...
Solutio: dico quod re adhuc integra existente possunt isti iudices delegati causam ad se revocare quia tacite videtur inesse condictio, videlicet si subdelegati reciperent; nec credo quod antequam subdelegati reciperint, illi iurisdictionem amittant; nec obstat lex illa ff de acquirenda poss. Quod in eo (Dig. 41.2.18?) § Si furioso* et illa de acquir. pos. l. i § Si vir (Dig. 41.2.4) quia non est simile de iurisdictione et de possessione ... quia leges ille intelliguntur cum determinatione, scilicet si procurator litem contestatus est vel recepit partem debiti vel denuntiavit debitori nec solveret; alias enim prefertur dominus ut probatum est, C. de nova l. iii (Cod. 8.41.3).
<33> Papa causam arduam que erat inter Remensem archiepiscopum et Laudensem episcopum delegavit cantori et cancellario Parisiensi habito recursu ad eorum scientiam et discressionem non expressis nominibus propriis sed nominibus dignitatum. Sed antequam littere(!) reciperent, mortuo cancellario substitutus[109] est alius non iure peritus. Queritur utrum debeat cognoscere.
Quod[110] tenetur de causa cognoscere videtur: sicut enim Titius debita patris, ita successor debita predecessoris, que in utilitatem probantur esse conversa, solvere[111] tenetur, extra i de sol. c. i (Comp. I 3.19 un.) ... /138/ ... Contra: quod successor cognoscere non debeat videtur: causa delegata fuit iudici ante cognitionem cause; morte mandatoris expirat mandatum, ergo consimili(!) et hic[112], extra i de off. del. Gratum et Relatum (Comp. I 1.21.22 und 23) ...
Solutio questionis illius: aliter distinge(!) de subdito[113] utrum sit omnino iuris ignarus vel sufficientis scientie quamvis non tam eminentis[114], sicut etiam electio distingitur, extra iii de elect. Cum nobis[115] (Comp. III 1.6.4)
<34> Pone quod actor fecit citari reum coram iudicibus delegatis; prima die non comparuit; fecit iterum reum citari et non comparuit reus; tandem fuit citatus et non peremptorie; ambo comparent, petit actor expensas prime diei et secunde in quibus reus non comparuit. Queritur utrum possit. Et primo videtur quod sic: reus enim primo fuit citatus a iudice suo coram quo comparere tenebatur; non comparuit ergo contumax fuit ... Istis rationibus videtur quod iste tamquam contumax debet condempnari.
In contrarium videtur: cautum est in iure quod quilibet citari debet tertiis edictis vel uno peremptorio pro omnibus ... cum ergo huiusmodi consuetudo non sit per errorem introducta sed potius iure utatur, sequenda est, extra i de cognatione spirituali Super[116] eo (Comp. I 4.11.3). 117
Solutio: hiis rationibus in contrarium allegatis dicerem istum non esse contumacem, quia habet tale remedium quod tertiis edictis vel uno pro omnibus peremptorio citari debet ut xxiiii q. iii De illicita (C.24 q.3 c.6), ff de iud. Nonnumquam (Dig. 5.1.72). Cum ergo hoc ei de iure spectat, ei affere non possumus nec debemus, maxime cum hoc equitas suadeat et idem foveat consuetudo. Sed quidam alii dicunt quod de rigore iuris talis debet contumax reputari vel(!) male dixerunt. Dico enim quod hoc verum sit quod de rigore iuris talis sit condempnandus; dico quod in hoc casu equitas preferenda est rigori; dicit enim lex quod quamvis equitas non currit cum rigore, equitas rigori preferenda est, C. de iud. l. Placuit (Cod. 3.1.8).[117]
<35> Aliquis citatus est a iudice suo delegato semel et simpliciter non peremptorie; non venit ad iudicem ita citatus; queritur an possit a iudice[118] puniri.
Quod possit primo videtur: citatus est a iudice suo quem constat esse iudicem suum[119]; ergo venire[120] tenetur ... /139/ ... In contrarium videtur esse dicendum quod non debeat puniri iste quia[121] non est contumax quod sic probo: contumax enim est qui tribus edictis vel uno pro omnibus peremptorio non comparet ...
Solutio: Dico quod ille qui ad primam citationem non venit, licet ut contumax puniri non debeat, quia in veritate contumax non est ut dicit lex illa Contumacia (Dig. 42.1.53), puniri tamen alias potest extra[122] ordinem122; quod autem dicitur de illo qui personam occidit quam secundum leges occidere poterit, habet excussationem ut de homicidio tenatur(!), si iste habet excussationem ne tanquam contumax puniatur. Quod autem dicitur quod ordo iuris est ordo edictorum tulendorum[123]; ergo si fuerit ommissus, iudicium non tenet; dum potest(!) quedam esse substantialia, quedam accidentalia; que substantialia sunt si omittuntur iudicium non valet ut litis contestatio, libelli oblatio: ista si omittantur iudicium non valet ut C. de episc. et clericis Generaliter (Auth. Cod. 1.3.25 = Nov. 112.2); accidentalia sunt que si omittantur, iudicium nichilominus valet ut testamenti productio; sine hoc et similibus iudicium nichilominus valet. Item sententia ferri non debet sub condictione; si autem ferratur(!) bene valet; et propter hoc dico substantialia iudicii si omittantur, non valet iudicium; accidentalia vero si omittantur nichilominus valet.
<36> Questio talis. Omnes de collegio sancti Martini erant excommunicati uno excepto[124] et habebatur contra Titium clericum causa coram iudicibus delegatis; et cum iste ad causam pergeret, obviavit Titio clerico adversario suo et collegii[125] predicti; et post multas altercationes de verbis devenerunt ad verbera. Hoc facto consideravit religiosus quod personam standi in iudicio[126] non habebat utpote excommunicatus. Hoc considerato est reversus propter hoc ad claustrum. Titius autem clericus cum monachum verberaret, procuratorem ad iudices delegatos destinavit; qui procurator ut debuit expectavit. Modo est in questione utrum ecclesia[127] isti Titio teneatur ad expensas. Secundo queritur an homnibus de collegio excommunicatis[128] cessantibus agere episcopus possit per se vel per sindicum et iura ecclesie in iudicium deducere. Quod autem quo ad difinitionem istius articuli fieri procedamus, bonum est et equm(!) ut primum articulum explicemus, in quo queritur utrum ecclesia tenetur ad expensas.
Et videtur primo esse dicendum quod tenetur; ex quo enim in ius vocavit Titium et temere, omnia viatica et litis sumptus adversario Titio reddere oportebit, ff de iudiciis l. Eum quem temere (Dig. 5.1.79)[129] ... /140/ ... Contra: dicit enim canon quod lucrum persone in dampnum ecclesie etc. xvi[130] q. vi Si episcopum (C.16 q.6 c.2); alia ratione videtur esse dicendum quod ista ecclesia isti Titio non tenetur ad expensas ...
In hac questione videtur esse dicendum quod in casu isto Titius non poterit expensas petere quia[131] in dolo fuit; sine culpa propria enim crimina et delicta pari compensatione delentur, ff soluto matrim. Viro atque uxore (Dig. 24.3.39).
Explicitus est primus articulus, habeamus recursum ad secundum, in quo queritur utrum episcopus posset ecclesiam istam defendere cum omnes de ecclesia sint excommunicati per suum sindicum vel procuratorem.
Non videtur; isti enim religiossi ut dictum est agere non possunt, quia[132] qui[133] aliter agere non posset[134], in casu isto admitti non[135] debet, cum non sit qui iura ecclesie defendat ... Contra quod isti monachi ex persona ecclesie etsi non ex sua pro ecclesia sunt admittendi; sepe enim video[136] quod aliquis ex sua persona non habet, ex aliena potest habere ...
/141/ .. Sine preiudicio melioris sententie dicere potestis quod dominus episcopus admitti debet, si non sit qui agat et maxime tunc si[137] res137 ecclesie sint periture. Et quod debet admitti dico per legem(!) preallegatas ff de procur. l. Feminas (Dig. 3.3.41) et C. de episc. et cler. Nulli (Cod. 1.3.28) et ff quod cuiuscumque univ. l. i (Dig. 3.4.1).
<37> Questio talis est. Causa vertebatur[138] inter actorem et reum coram iudicibus delegatis et cum actor peteret expensas a reo pro defectu diei,[139] preceperunt iudices reo quod ad diem[140] certum afferret X[141], in quibus condempnatus fuerat actori in expensis et promiserat reus sub pena quod ad diem afferet141. Sed contigit quod actor fuit aliqua de causa[142] excommunicatus ante diem assignatam. Die igitur adveniente reus non venerat ad diem nec pro se misserat; actor autem venit; sed contigit quod iudices ita fuerunt impediti, quod si reus venisset, in causam(!) procedere non potuisset(!) propter impedimentum quod habebat. Actor autem impetrat citationem quod reus iterato citetur et citatus venit; et petit actor a reo expensas quas fecit die preterita ad quam reus non venit. Queritur utrum ad illas teneatur. Secundo queritur utrum reus ad penam teneatur non obstante quod actor interim fuit excommunicatus.
Et primo videtur esse dicendum quod teneatur ex quo ad diem non venit; contumax enim fuit, unde tamquam contumax[143] condempnari debet ... Contra videtur quod iste non tenetur ad expensas quia si iudex venisset[144] ad domicilium eorundem, non compelletur suscipere iudicium; nam talis non videtur esse contumax quia frustratorie dilationis causa non videtur latitare ... /142/[145] In contrarium videtur quod iste reus posset conveniri ad penam non obstante quod obicit quod iste actor sit excommunicatus; nam illi peregrini hereticis Venetis excommunicatis tenebant solvere; denunciantur non teneri etiam si eos communicare oportet ut extra iii de sent. excom. Si vere (Comp. III 5.21.7) ...
In ista questione sine preiudicio melioris sententie videtur esse dicendum quod iste qui non venit ad iudicium tenetur ad expensas nisi cognoverit[146] et certus fuerit quod iudices nullo modo procedere possent. De hoc autem quod querebatur utrum pena sit commissa distingendum est, utrum iste actor incepit agere ad penam antequam esset excommunicatus et tunc dicunt quidam[147] quod bene potest non obstante excommunicatione agere[148] ad penam petendam, argumento eius quod legitur ff de puplicis iudiciis l. Is[149] qui reus149 factus est (Dig. 48.1.5); ibi dicitur: inchoatas plane dilationes ante denuntiationem implere et post dempnationem(!) permissum est. Mihi autem videtur esse dicendum sine preiudicio melioris sententie quod iste qui penam promissit ad penam tenetur, nisi eam in ede sacra depossuisset ut C.[150] de communi servo manumisso l. i (Cod. 7.7.1), C. de solut. l. Obsignatione[151] (Cod. 8.42.9).
<38> Pone x clerici in quodam ospicio in civitate Parisiensi habitabant[152] quorum v Wilelimi(!) vocabantur et contingit quod quedam puella Par.[153] cum iret ad ecclesiam[154] a quodam de Wilelimis, sed nescitur[155] a quo, tracta est in ospicium et ibi ab illo W. fuerat deflorata. Illa deflorata ad dominum episcopum festinavit et ei per ordinem suum factum explicavit cum lacrimis. Episcopus enormitatem facti considerans precepit omnes Willelimos ante suam presentiam presentari et ibi conqueritur puella de W. qui eam defloravit: querit episcopus quis sit ille; ipsa dicit se hoc penitus ignorasse. Illi cum essent in Par. episcopatu beneficiati[156] petunt ab episcopo ad sacros ordines promoveri; episcopus vult eos repellere pretextu criminis perpetrati. Queritur quid iuris sit, utrum omnes repelli debent vel admitti.
Et primo videtur esse dicendum equius est quod omnes admittantur quam innocentes condempnentur; nam secundum quod dictum est episcopum latet et alios qui huiusmodi maleficium perpetraverit .... /143/ ... Contra: nam secundum quod dictum est iam non modicum scandalum ex isto facto est exortum; unde melius est quod isti clerici in inferioribus debeant remanere quam cum scandalo graduum(!) appetere dignitatis ...
In hac questione potestis dicere quod si scandalum inde oriatur, possunt omnes a promotione[157] repelli propter scandalum evitandum et propter bonum obedientie acquirendum; et hoc dicendum est per iura preallegata extra i de temp. ord. Ad aures (Comp. I 1.6.4) et xi q. iii Inter verba[158] (C. 11 q. 3 c.55); sed quia peccatum istorum ocolltum sibi,[159] episcopus non potest eos repellere per decretalem extra i de temp. ordin. Ex tuarum (Comp. I 1.6.5).
<39> Questio talis est. Quidam filius familias Parisius studens deliquid in civitate Parisiensi; unde ratione illius delicti conventus fuit coram episcopo vel eius officiali et hoc patre suo[160] absente. Contigit quod repertus fuit ille filius culpabilis propter quod ab episcopo est condempnatus sub tali condicione si non satis faceret adversario infra xx dies. Hoc facto filius ivit ad partes suas et factus est de alia iurisdictione[161] et infra x dies appellavit. Et ex ista questione due sunt questiones quarum prima talis est an sententia episcopi istum filium familias ligaverit; secunda est an iudex appellationis si invenerit appellationem iniustam, debet confirmare sententiam contra filium familias.
Et primo videtur esse dicendum quod sententia lata contra ipsum filium ipsum ligaverit et videtur quod sic; nam tempore ipsius sententie iste filius[162] fuit162 de iurisdictione episcopi Par. unde videtur quod ligetur sententia ipsius ... Videtur esse casus legis; dicit enim lex quod quedam puella Par. conventa fuit coram iudice Par. et condempnata; postea contraxit cum quodam marito Car.; querebatur in lege quis iudex deberet sententiam mandare execussioni et videtur quod iudex Car.; nam ista puella sortiri videbatur forum viri. Contrarium respondetur in lege; dicitur ibi quod Par. executioni mandabit non obstante quod viro alterius[163] diocesis contraxit, ff de iurisdictione omnium iudic. l. Cum quedam puella (Dig. 2.1.19); nam dicit lex quod si aliquis vocatus sit coram episcopo Par. et postea alterius fori esse ceperit, ius revocandi forum episcopi Par. sub quo incepit litigare non habebit, ff de iudic. l. Si quis postea (Dig. 5.1.7)... /144/ ...Contra tamen videtur esse dicendum: positum est enim in temate quod sententia lata fuit sub condictione; ergo non videtur obligare cum effectu; dicit enim lex ... Sine preiudicio melioris sentencie dicimus quod filius familias non ligetur et sic explicatus est primus articulus.
Habemus igitur recursum ad secundum articulum in quo querebatur utrum iudex ad quem appellatum est, appellationis sententiam debet confirmare.
Et primo videtur quod sententia lata contra filium sit confirmanda ... Contrarium videtur esse dicendum quod sententia ista non sit confirmanda, sed potius infirmanda; dicit enim lex quod pater filio agente ut redfugienti(!) debet consistere nec iudicium sine patre contra filium incohatur ... Nec obstat quod tu dicis quod pater videtur concessisse ... et consensus illius qui reperitur in possessione vel hereditate acquirenda non debet sequi sed precedere, ff de acquirendis hereditatibus lege Si quis michi bona (Dig. 29.2.25).[164]
/145/ <40> Questio talis est.[165] Episcopus Parisiensis quendam sacerdotem peccatis suis exigentibus spoliavit ecclesia sua. Statim patronus hoc audito episcopo quendam clericum ydoneum presentavit[166] ut eum ad ecclesiam illam admittat, et ne secus fiat appellavit. Modo queritur utrum episcopus ex officio suo istum sacerdotem possit restituere non obstante contradictione patroni.
Et videtur quod possit nam iste episcopus nihil novum facit, sed prime donationi remedium adhibet; unde non obstat sibi contradictio patroni; dicit enim lex ... Contra tamen videtur; nam ex quo iste patronus contradicit, episcopus eo invito istum instituere non potest; dicit enim capitulum quod irrita erat episcoporum ordinatio spretis fundatoribus ecclesiarum; hoc est quod legitur xvi q. vii Decernimus (C.16 q.7 c.32) ...
In ista questione sine preiudicio melioris sententie videtur esse dicendum quod si patronus infra x dies ex iusta causa appellavit, episcopus a quo fuit appellatum non potest aliquid in preiudicium patroni facere nec istum restituere; tota enim potestas ad superiorem per appellationem est selata(!), ii q. vii c. Quem*. Quare dico presentatum a patrono ydoneum fore admittendum per capitulum illud Decernimus; et hoc maxime si diu distulit iste episcopus restitutionem istius sacerdotis.
<41> Episcopus Parisiensis volens ire ad Romanam curiam comissit potestatem conferendi prebendas cancellario et secum duxit unum decanum qui infirmitate detentus renunciavit in via prebende sue[167] episcopo ipso ignorante;[168] sanitate recuperata audita renunciare cancellarius contulit eidem prebendam illam et receptus est in canonicum ut prius; clericus episcopi vult habere prebendam. Queritur que donatio valeat.
Quod donatio a cancellario facta valeat videtur: Ego mandavi tibi ut fundum emeres; postea prohibui[169] ne emeres; tu antequam scires me vetuisse emisti ratione mandati; tibi obligatus ero et tenet quod factum est a simili: mandavi tibi conferre prebendam ... /146/ ... Quod autem non valeat donatio procuratoris sed episcopi videtur: Ego dedi tibi nummos ut eos crederes Titio; me mortuo tu ignorans dedisti ...
Solutio: videtur quod donatio facta ab episcopo valeat; nec obstant iura in contrarium allegata, quia ita cautum est ne[170] contrahentes cum talibus dampno afficiamur; unde ibi tractatur de dampno vitando, hic autem de lucro captando ... Nec obstat decretalis Dilectus*[171] quod ibi exponitur littera que prevaleat donatio facta a papa.
<42> Vir quidam et uxor sua plures habebant debitores. Quidam debitor eis debebat C libras; unde ille fecit pactum cum illo debitore ut non teneretur de debito et etiam per acceptilationem eum quitavit omnino; mulier vero marito suo mortuo vult agere contra debitorem illum. Queritur utrum[172] pactum viri debeat nocere mulieri ad hoc quod non possit repetere debitum.
Et primo videtur quod non possit ei nocere pactum viri sui. Dicit lex plures habebant fundum communem et aliqui eorum mihi concesserunt quod possem ducere aquam per fundum; dicit lex quod non valet talis concessio nisi omnes consentiant, ff aqua pluvia arcend. l. In concedendo (Dig. 39.3.8) ... In contrarium videtur quoniam vir est dominus omnium rerum mulieris, ff de iure dotium.[173] In rebus (Dig. 23.3.17); ergo potest alienare et quietare debitorem quia aliter non est dominus nisi haberet generalem et liberam aministrationem. Item dicit lex ... /147/ ...
Solutio: dicendum est quod maritus cum sit dominus rerum mulieris quod potest quietare debitorem, maxime quantum ad mobilia et etiam cum talis sit consuetudo in quibusdam partibus et maxime in Gallia quod vir possit facere quod vult de mobilibus. Unde patet quod mulier nullam habet actionem contra debitorem.
<43> Hugulinus quidam dominus legum cupiens habere quendam scolarem qui nuper Bononie venerat accessit ad eum, rogavit eum ut intraret scolas eius. Scolaris dixit ei: Si velles mihi facere pactum de non petenda a me collecta tua, ego intrarem scolas tuas. Et fecit ei pactum de non petendo. Postmodum cum dominus H. faceret collectam suam et colligeret donaria sua, scolaris ille promissit ei X libras spontanea voluntate in plenis scolis et dedit ei Codicem suum pro pignore secundum quod[174] consuetudo[175] est Bononie. Et postea cum ipse repeteret librum suum, dominus H. ei noluit tradere nisi redderet ei X libras quas ei[176] dedit. Et modo petit H.[177] ab eo decem libras. Scolaris excipit de pacto de[178] non petendo. Queritur quid iuris.
Quod autem scolaris possit se defendere contra dominum de pacto de[179] non petendo in primis videtur quod iste creditor fuit qui fecit pactum de non petendo et modo petit; sed fraus et dolus nemini debet patrocinari ut extra iii de testam.[180] Officii (Comp. III 3.19.2) et in variis articulis continentur ... Contra: pro se allegat Hug. leges et canones sicut ille qui utriusque iuris est professor tam canonici quam civilis sicut in sigillo suo continetur. Et inprimis pro se allegabat legem illam ff de iure codic. l. Divi § Liced (Dig. 29.7.6.2), ubi dicitur quod si testator ita dixit quod si facio codicillos, non aliter[181] valeant quam si manu sua sint scripti; si tamen possea(!) codicillos fecit et manu sua non eos scripsit, nichilominus valent codicilli quia priorem voluntatem videtur revocasse contrarium faciendo; illa enim que posterius geruntur prioribus derogant; a simili hic: licet pactum fecerit scolaris ne ab[182] ipso petteretur, postea tamen puplice promittendo derogat pacto priori ... /148/ ... Ergo non obstante illo pacto dominus potest petere collectam sibi promissam.
Solutio: potest satis dici quod iste scolaris non tenetur solvere collectam et si tradidit librum, possit repetere nisi specialiter pacto de non petendo renunciavit ad instar eius quod dicit lex quod si testator ita dixit: cui bis legavero semel deberi volo; si postea bis leget nonnisi semel debetur nisi specialiter dixerit se prioris voluntatis penituisse ...[183] ... Hoc planum est quidem quod scolaris non tenetur et tunc[184] pactum istud tria operatur: quod cum iste scolaris esset obligatus ex ipsa promissione domino suo pactum de non petendo tollit naturalem et vitiat[185] civilem et obligat dominum ad non petendum.
<44> Titius serviens scolarum, cum litigaret contra suum socium[186] super rebus, de talibus convenit[187] cum Bertoldo quodam advocato quod sibi patrocinium in causa sua prestaret. Et convenit quod si optineret in causa daret dicto advocato C, si autem succubuisset daret L. Advocatus agere incepit./149/ Postea autem serviens cum non possit in scolis inservire asidue ut consuevit, metuens magistri sui servitium amittere magistro hoc[188] minante inscio advocato transegit cum socio suo. Nunc magister Bertoldus agit contra servientem ad C; serviens offert L dicens quod non optinuit in causa et quod metu servicii sui amittendi transegit. Est in questione an advocatus debet audiri in C.
Et videtur quod sic quia non per ipsum stetit, quominus serviens optineret, ergo parum est ac si optineret ... Contra: non eximit[189] condictio, ergo non tenetur in solidum quam causa non soluta ...
Solutio: sine preiudicio melioris sententie dico cum advocatos paterna affectione diligere et confovere teneamur et rusticorum maliciam refrenare, dicimus servientem in solidum teneri ad C, cum advocato inscio sit transactus ... nec obstant iura de metu loquentia cum de tali metu non constaret et forma contractus certa appareat et in certis non est locus coniecture, ff de verb. obl. Continuus /150/ actus § Cum ita (Dig. 45.1.137.2), sicut nec a parte receditur cum de ea constet, ff de verb. oblig. (Dig. 45.1) l. Item si quis* in fine; nec obstat quod tu allegas de condictione non servata quia per servientem expresse stetit quominus sit observata, immo ipse impedimentum[190] procuravit ut allegatum est.
<45> Gilo rector cuiusdam ecclesie possidebat fundum valentem C libras. Super eius decimis referabatur(!) ei questio a Titio rectore vicine ecclesie; dicebat enim Titius quod fundus ille erat infra fines parochie sue et super hoc dicebat se habere bonum instrumentum et bonos testes. Et ideo occasione talis metus transegit cum Titio in hunc modum, ut ipse integre perciperet decimas illius predii sicut ipse consueverat; si autem postea contingeret quod fundum illum venderet, Titio daret eum pro X libras minus communi pretio et hoc iuramento firmavit. Tempore procedente deterioratus est per cladem quod non valebat nisi XV. Necesse habet Gilo vendere fundum istum et exponit venalem. Titius vult eum habere pro V ratione illius transactionis quia commune precium illius fundi est XV et secundum transactionem de communi pretio debebat remittere X. Queritur utrum debeat audiri.
Si dicatur quod sic, contra: quia facta fuit transactio tacite, videtur conditio esse intelligenda[191] si res remaneat in eodem statu in quo erat tempore transactionis ... Ex quibus omnibus colligitur quod tempus transactionis inspici debet ut de estimatione fundi illius temporis X detrahantur … /151/ ... Contra videtur quod Titius possit repetere cum effectu ut fundum habeat pro V inprimis quia transactio facta sive interposita super decimis bene valet ... /152/ ...
Solutio: distingui debet utrum spe iure percipiendi decimas vel super fructibus percipiendis fuerat transactum. In primo casu non valet transactio quia super spirituali transigui(!) non potest, secundum quosdam tamen, quia ibi fuit symoniaca pactio ut si fundum venderet, X pro predio remitteret ... Quidam distinguit ut si dolus fuit in actore tunc non valeat, si dolus fuit in reo tunc valeat. Ego dico sive in actore sive in reo sit dolus, si postea detegatur, retractatur transactio ut ff de condict. indebiti In summa i responso (Dig. 12.6.65.1). Item dico si metu falsorum instrumentorum transactum fuerit, si postea detegatur falsitas, retractatur transactio etiam si iuramentum intervenerit ... ut si iste velit habere fundum pro V, excipiet alius: non volo stare transactioni quia fuit dolo vel per falsa instrumenta vel per restitutionem in integrum sicut sententia que non est maioris auctoritatis quam transactio ut C. de transact. Non minorem (Cod. 2.4.20) verbo[192] eius posset dici.192
<46> Ecclesia quedam percipiebat decimas a quibusdam laicis. Isti laici ita convenerunt cum ecclesia ut pro decimis illis vineam quandam sibi darent. Et dederunt ut sic se liberarent a prestatione. Tempore procedente[193] periit vinea[194] illa. Ecclesia repetit decimas a laicis illis. Queritur an possit.
Quod possit sic videtur quia decime debentur ecclesie, xvi q. i Revertimini (C.16 q.1 c.65), unde quicumque qua ratione eas retinuerit, excommunicari potest xxxii q. i Preter hoc (D.32 c.6) in fine ... In contrarium videtur quod ecclesia decimas repetere non possit; transactio enim facta super decimis bene tenet, extra i de decimis c. Statuimus et extra i de decimis Ex multiplici (Comp. I 3.26.14 und 17) ...
Solutio: dicendum est in ista questione quod pretextu vinee que periit ecclesia non debet a petitione decimarum summoveri(!) quia transactio vel permutatio facta a layco super iure percipiendi decimas non valet. Si autem fiat transactio super fructibus, potest distingui aut perpetua aut temporalis; si est temporalis valet; et sic loquitur ista decretalis extra ii de empt. et vend. c. i (Comp. II 3.11.1); si perpetua non valet ... Et similiter ad aliud potest responderi quod pro[195] procuratione aliquid tertiis potest dari; unde est quod pro fructu procurationis /153/ ut sicut fructus decime vendi potest sic et fructus procurationis[196] et sic loquitur C. x q. iii Relatum (C.10 q.3 c.9).
<47> Duo clerici de sua hereditate litigabant. Ad ultimum ita convenerunt quod primogenitus daret minori X libras quousque beneficium ecclesiasticum esset assecutus. Facta ista conventione minor iste frater[197] proficiscitur[198] ad studium. Post duos annos vel tres ei adhuc existenti in scolis confertur prebenda ecclesiastica in qua nihil absentes de consuetudine percipiunt. Ille nihilominus remanet in studio; petiit a fratre suo primogenito X libras sicut ante; ille solvere contradicit dicens quod habet beneficium ecclesiasticum propter quod debet liberari sicut ab initio convenit inter eos. Est in questione an frater minor possit petere cum effectu.
Quod possit petere sic probatur; certi enim condictionem si stipulatio intercessit intentare possit ... In contrarium videtur quod petere X libras non possit. Nam dicit lex quod qui actionem habet, rem ipsam habere videtur ...
Solutio. In questione ista dico sine preiudicio melioris sententie quod statim ex quo collatum est ei beneficium, licet in ecclesia in qua absentes nichil percipiant, tamen frater suus a petitione decem librarum intelligitur liberatus, quia sicut dictum est , nihil insolitum, nihil grave habet consuetudo illius ecclesie. Si ergo differat facere ibi residentiam et dampnum inde habeat, sibi debet imputare. Quod autem dictum est non est dicendus(!) habere beneficium quousque corporalem possessionem habeat nec autem perdere debet post beneficium ... /154/ ... Dico quod quedam sunt spiritualia in quibus exigitur corporalis possessio ut quando possessio adiudicata est et quando iudiciale pignus vel pretorium constituitur, ut dicit illa decretalis extra i de re iudic. Cum aliquibus (Comp. I 2.19.8) et ff de pigner. act. Non est mirum (Dig. 13.7.23).
<48> Nicolaus scolaris libros suos Bononie dimisserat obligatos. Procuratorem unum dimisserat - Titium ponamus - et ei dederat in mandatis ut si per annum[199] cessaret in solutione, libros suos distraheret et pecuniam solveret creditori. Postea audivit Nicolaus a pluribus quod procurator suus decesserat et hoc non erat verum. Ideo cuidam alii scolari Bonon. - pone Seio - procurationem illam commissit ad libros suos distrahendos infra annum. Continebatur autem in litteris procuratoriis: Quia audivi quod Titius meus[200] procurator decessit, te procuratorem meum ad libros meos distrahendos constituo infra annum. Volo enim quod amplius currant usure. Cum autem primus procurator hoc secundum mandatum audivissed(!), infra annum libros vendidit contradicente secundo procuratore et ostendente mandatum coram emptore. Nicolaus reversus Bononiam invenit libros penes emptorem; vult eos vendicare. Queritur utrum possit.
Quod possit videtur quia alienatio facta a procuratore[201] non valet, quod patet ex eo quia dominus revocavit mandatum re integra quod ei licuit ut extra iii de off. iud. deleg. c. Liced(!) (Comp. III 1.18.9), extra iii de elect. In causis (Comp. III 1.6.15), Inst. de mandato[202] § Recte (Inst. 3.26.9); ergo quicquam fecit post revocationem mandati pro non facto est habendum ut extra ii de procur. Ex insinuatione. Quod autem mandatum sit revocatum ex hoc probatur quod, si quis duos procuratores diversis temporibus instituit,[203] priorem prohibuisse videtur ff. de procur. Si quis § Iulianus (Dig. 3.3.31.2). Nam ante litis contestationem libera est potestas domino procuratorem mutandi[204], ff de procur. l. Ante litem (Dig. 3.3.16), extra iii de procur. c. primo (Comp. III 1.22.1). Item ex hoc quod[205] se ingessit altero procuratore volente[206], videtur suspectus ut ff de procur. Que omnia (Dig. 3.3.25), ff de de iure immunit. Semper § Conductores (Dig. 50.6.6.10). Item prohibetur ne se offerentes ad militiam[207] suscipiantur armatam ut C. qui militare possunt l. Cura l. xii (Cod. 12.33.3). Item ex quo mandatum revocatum est, non valet quod actum est ab eo tamquam a falso procuratore: lis nulla, negotium nullum ut C. de procur. Liced(!) (Cod. 2.12.24). Item si procuratorem constitui, demum eum agere vetuero, non valet quod cum eo actum est ut ff de procur. /154b/ Si procuratorem (Dig. 3.3.65). Forte dicet respondens quod non est procuratio revocata quia falsa causa fuit ad revocandum sicut apparet in litteris procurationis et ideo procuratio non valet. Contra: lex dicit quod si legavi tibi X que tibi debeo, licet nil tibi debeam valet legatum ... Item pone quod primum mandatum non fuit revocatum; adhuc non tenuit venditio, quia cum haberet mandatum ut libros distraheret post annum et ipsa(!) infra annum distraxerit, ergo non observavit bene fines mandati, quod facere debuit ut ff. mandati Diligenter (Dig. 17.1.5); qui enim aliud fecit quam quod ei deiectum est, nichil egit; unde si pretor permissit alicui ut res pupilli venderet et eas obligavit, nil egit ut ff de rebus eorum qui sub tutela /155/ vel cura l.[208] Si pupillorum § Si pretor (Dig. 27.9.7.3).[209]
Contra videtur quod alienatio teneat et vendicare non possit libros istos. Nam dicit lex quod si procurator meus vendit rem meam mandato meo et tradidit, emptor habet contra me exceptionem rei vendite et tradite ut ff de except. rei vend. et tradite l. i § i (Dig. 21.3.1). Qui enim per alium vendidit, ipse vendere intelligitur ut arg. ff de administr.[210] et periculo tutorum210 Ita § Gessisse (Dig. 26.7.5.1). Item hec venditio perfecta est quia solutum est pretium et res tradita; ergo rescindi non debet et si pretium offeratur ut C. de rescind. vend. Ratas (Cod. 4.44.7). Item non potest dissolvi obligatio altera parte invita que utriusque partis voluntate est firmata ut C. de act. et oblig. Sicut[211] initio (Cod. 4.10.5) ...[212].
Solutio: Mihi videtur esse dicendum in questione ista quod venditio tenuerit quia non fuit procuratio revocata. Quod autem obicit de illa lege Si quis § Iulianus, verum esse revocatum procuratorem primum, si sine cause adiectione secundum institutisset procuratorem, sed quia causam adiecit videtur valuisse, respondeo ex[213] ea causa sola instituisse que falsa erat et ideo non valuit ut probatum est213 ... ... Ultimo obicitur quod non observavit fines mandati et ideo non valuit venditio; ad hoc dico quod re vera diligenter sunt observandi; si tamen ille qui /156/ habet mandatum, liced condictionem domini sui facere non possit, potest tamen meliorem facere ut in eadem lege Diligenter § Melior, ff. mandati l. Si quis pro eo spoponderit[214] (Dig. 17.1.5.5 und 46). Unde cum primus procurator vendidit libros propter cursum usurarum[215] sicut dominus mandaverat secundo procuratori, videtur eius negotium utiliter gessisse et conditionem meliorasse.
<a>[216] Iuxta hoc etiam[217] queri posset: Agebam contra aliquem; constitui procuratorem; procurator meus accepit ab alio procuratore cauptionem de iudicato solvendo et stipulatus fuit ab eo iudicatum solvi; dicit lex quod mihi competit utilis actio ex stipulatu; a contrario, si procurator meus promisserat iudicatum solvi per stipulationem, mihi non datur utilis actio ex stipulatu ut ff. de procurat. Si procurator responso i § i (Dig. 3.3.28). Quare ergo mihi acquiritur per procuratorem et contra me non datur utilis? Hec potest ese(!) ratio secundum quod dixi supra, quod per procuratorem melior potest fieri condictio domini, deterior non, ut ff de procurat. Ignorantis (Dig. 3.3.49) ... et ita bis consequeretur a me idem, quod est contra regulam iuris, ff depositi Bona fides (Dig. 16.3.31).
<49> Seius procurator Titii habens liberam amministrationem et generalem vel ad hoc specialiter institutus fundum quoddam emit pro V, medium pro se, medium nomine procuratorio. Completa vendicatione et tradita possessione illi emptori, stetit in possessione spatio xxx annorum et ultra. Agit nunc Tytius contra Seyum actione mandati ut medietatem illius fundi sibi dare debeat; defendit se Seyus prescriptione temporis vel dicit: Esto quod predicta[218] prescriptio mihi non prosit, peto tamen partem precii pro illo fundo. Tycius econtra replicat et dicit: non potes petere quia iam sunt xxx anni elapsi et sic me defendo. Vel esto quod predicta prescriptio mihi non prosit, dico tibi solutum fuisse precium ex perceptione fructuum. Nunc queritur utrum Titius possit petere medietatem et partem precii non solvere.
Certum enim est quod habet actionem mandati contra suum procuratorem ... /157/ ... Contra: procurator se defendit et quod possit precscriptionem obicere probatur evidenter ... /158/ ...
In hac questione videtur esse dicendum secundum iura civilia quod si Titius proponat accionem mandati contra Seyum quod ipse debuit succedere quia illa sublata est spatio xxx annorum secundum quod bene est allegatum ... Quod autem dixi actionem mandati esse sublatam spatio xxx annorum, verum est secundum iura civilia; secundum iura canonica cum esset male fidei possessor, nullo tempore posset prescribere cum in omni parte temporis hodie bona fides exigatur in omni prescribcione(!) ut extra iiii de prescriptionibus[219] Quoniam omne (Comp. IV 2.10.3); unde secundum canones adhuc darem ei accionem mandati ad petendam medietatem illius predii.
<50>[220] Quidam scolaris dimissit libros suos Paricius obligatos; dimissit procuratorem suum ei dans mandatum ut si per annum cessaret in solutione, libros suos distraheret et peccuniam creditori solveret. Postea audivit scolaris quod procurator suus mortuus erat et non erat verum; missit cuidam alii procurationem[221] in qua continebatur: ‘Audivi quod procurator meus mortuus est; te procuratorem meum constituo ad[222] libros meos distrahendos infra annum’. Cum primus procurator mandatum[223] hoc audivisset, libros infra annum contradicente secundo procuratore et ostendente[224] mandatum coram emptore distraxit. Scolaris vult revocare quod factum est. Queritur utrum possit.
Quod possit videtur:
<pro 1> dominus revocabit mandatum quod ei licuit re integra, extra iii de elect. In causis (Comp. III 1.6.15), Instit. de mandato § Recte (Inst.3.26.9); ergo quidquid factum est debet revocari, extra ii de procurat. Ex insinuatione (Comp. II 1.18.3).
<pro 2> Item quod mandatum sit revocatum sic probatur: aliquis dedit diverssis temporibus procuratores duos; posteriorem dando priorem prohibuisse videtur ut ff de procur. Si quis § Iulianus (Dig. 3.3.31.2).
<pro 3> Item ante litem contestatam libera potestas est mutandi procuratorem ut ff de procur. Ante litem cont. (Dig. 3.3.16) et ex hoc sic[225] se ingessit altero[226] vetante226, videtur /158b/ suspectus, ff de procur. Que omnia (Dig. 3.3.25).
<pro 4> Item ex quo revocatum est mandatum, non valet quod actum est; licet enim ab[227] inicio mandatum habeat[228] procuratoris228, si tamen falsus inveniatur[229], nec dici solent controversie nec potest esse iudicium[230], C. de procur. Licet. (Cod. 2.12.24). [231]
<pro 5> Item ego mandavi tibi ut procuratori meo solveres et postea eum prohibui recipere; si scias eum prohibitum et solvas, non[232] liberaris, ff de procuratoribus l. Procurator (Dig. 3.3.67).
<pro 6> Item iste scolaris putabat suum procuratorem decessisse. Si[233] ergo in hoc[234] dubio quia puplice dicebatur, recte alium constituit, ut opinio veritati preferratur, sicut tenet[235] sententia a servo lata, et potest allegari illud generale ff de off.[236] pretorum Barbarius Philippus (Dig. 1.14.3), extra i qui filii sint legit. Cum inter (Comp. I 4.18.2).
<pro 7> Item pone quod primum mandatum non fuit revocatum, non tenet tamen venditio quia excessit fines mandati; diligenter enim fines mandati custodiendi sunt. Unde si mandavi tibi ut domum Seianam[237] ad C emeres et tu Ticianam longe maioris precii quam C emis, non[238] videris mandatum implevisse, ff mandati l. Diligenter (Dig. 17.1.5).
<pro 8> Item non[239] obstat si dicatur quod non est procuratio revocata, quia si[240] ex causa falsa motus sit scolaris ad revocandum quia causa falsa non viciat legata. Unde si testator ita dixerit ‘Ticio[241] qui[242] mea gessit negotia’ vel ‘quia eius patrocinio sum liberatus[243] C lego’, liced totum sit falsum, nihilominus valet legatum, Inst. de legatis § Longe magis (Inst. 2.20.31).
<pro 9> Item si[244] testator ita dixit ‘X que tibi debeo, tibi legabo’, et si nichil tibi[245] debeam, tamen valet legatum, ff de liberatione legata Legavi[246] (Dig. 34.3.25).
<pro 10> Item si[247] testator ita dixit ‘Tycie sorori mee X dabo[248]’, licet[249] Cicia non sit soror, nichilominus valet legatum, ff de condit. et demonstr. Falsa demonstratio (Dig. 35.1.33).
<pro 11>[250] Item quando mutatur procurator distingitur utrum adversarius sciverit vel ignoraverit revocationem factam, ff iudicatum[251] solvi l. Si ante[252] (Dig. 46.7.7). Et sic positum est in temate quod antea bene scivit et audivit et ideo certiorari non debuit quia qui certus est etc., ff de act. empti et vendi. l. i (Dig. 19.1.1) in fine[253].
<pro 12>[254] Item pluribus eadem res fuit legata; distingitur divissis an coniunctim; si divissis ad emptionem a priore facta ad legatum pertinebit, ff de leg. i. Si pluribus eadem (Dig. 30.1.33).
<pro 13> Item aliquis dans es pignori, dixit aurum esse, ita pignori fuit es obligatum(!), licet in corpore concenssum est ut ff de pigner. act. l. i (Dig. 13.7.1).
<pro 14> Item cum in corpus quodam(!) traditur consencitur, in causa dissentitur, valet traditio; nam si tibi pecuniam tradiderim, adquiritur dominium; vero est impedimentum quod dissencerint circa causam ut ff de acqir. rerum dom. Cum in corpus (Dig. 41.1.36).
<pro 15> Item aliquis dedit viro[255] uxoris X ut C proficeretur255, non fuit perfectus, remanet donatio integra, C. de cond. ob[256] causam dat.256Si repetendi (Cod. 4.6.7).
<pro 16> Item pater dixit ‘Rogo, filia, ut distribuas bona filiis tuis qui meruerint’; si quos mater elegerit, sunt pociores, ff de leg. ii Cum pater § Rogo filia (Dig. 31.1.77.25).
<pro 17>Item omnis res per quamcumque causam[257] obligatio est nacitura(!), per eandem dissolvi[258] meretur, extra i de regulis iuris. Omnis res (Comp. I 5.37.1).
<pro 18> Item certum est, si enim debeat X ad diem, si prius petantur, petens non creditur.
Quod[259] alienatio teneat et quod[260] vendicare non possit libros scolaris, sic potest probari:
<contra 1> Dicit enim lex quod si procurator meus vendidit rem meam mandato meo et tradidit, habet exceptionem[261] emptor contra[262] me262 rei vendite et tradite, ff de except. rei vendite et tradite l.i § i (Dig. 21.3.1).
<contra 2>[263] Item[264] qui264 per alium[265] vendit, vendere intelligitur, ff de amministr. Ita autem § Gessisse (Dig. 26.7.5.1).
<contra 3> Item venditiones rate et perfecte resscindi non debent etiam[266] si precium offeratur, C. de rescind. vendit. l. Ratas (Cod. 4.44.7).
<contra 4> Item lex dicit sicut in[267] initio libera potestas est[268] cuilibet habendi vel non habendi contractus, ita renunciari[269] obligationi semel constitute adversario269 (Cod. 4.10.5) ///[270]
Anmerkungen zu „I. Kodikologie, Paläographie und sonstiger Inhalt der Handschrift“:
[1] Vgl. die Beschreibung bei M. Inguanez, Codicum casinensium manuscriptorum catalogus, Montecassino 1940/41, S. 72-73.
[2] Ed. PL 117, Sp. 361-508, Zeile 3; vgl. Stegmüller, Repertorium biblicum Nr. 3101, diese Hs. erwähnt in Band III, S. 17.
[3] Andere Hss. und Drucke bei M. Bertram, Kanonisten und ihre Texte (1234 bis Mitte 14. Jh.). 18 Aufsätze und 14 Exkurse, Leiden-Boston 2013, S. 21f. und 547f.
[4] Est sacri mon. Casinen. N° 590; vgl. dazu M. Dell’Omo, in: L. Buono u. a., I manoscritti datati delle province di Frosinone, Rieti e Viterbo, Manoscritti datati d’Italia 17, Firenze 2007, S. 15-18.
[5] recto, oben rechts, später weggeschnitten: <i-v> = pag. 113-117, erhalten vi-xxiii = pag. 118-158
[6] recto, oben Mitte: i–xxii = pag. 67-109, i-xxiii = pag. 113-157.
[7] Zu den Problemen der Datierung und Lokalisierung der zahllosen Erscheinungsformen dieses Schrifttyps vgl. Bertram, Kanonisten und ihre Texte, S. 120f., 276f., 496.
[8] Ähnliche Beispiele französischer und englischer Herkunft bieten die folgenden Bände datierter Handschriften: Paris, Bibl. Nationale I, planche XXVII, BN lat. 363: 1230-1250, aus Lisieux (Hugo de Sancto Caro); planche XXVIII, BN lat. 7545: 1245 (Priscian); Uppsala, Abbildung 4, C 134: um 1230-1240, Frankreich (Hugo de Sancto Caro); London, BL, plate 135, Royal 9.B.V fol. 1ra und b, fol. 187ra: 1231, aus Worcester (Guilelmus Altisiodorensis); Oxford, Kat. Watson 1984, plate 102, Bodl. Hatton 26 (mehrere Hände): 1234, England (Theologica); plate 113, Bodl., Laud.misc. 605: 1260, Frankreich 1260 (Petrus de Tarantasia).
[9] Der Schriftspiegel beträgt für die enger geschriebenen Quaestionen des Bartholomaeus 240x160 mm mit etwa 70 Zeilen, für die Pariser Quaestionen 240x165 mm mit ca. 62 Zeilen.
[10] Z. B. pag. 113a, bis Zeile 25: mercatore§, nundina§, §ati§, §ua§; pag. 115b, ab Zeile 15 (solutio q. 2): §inguli§, au§i, di§pen§atio; vgl. die diesem Beitrag beigegebene Abbildung.
[11] Z. B. pag. 119a, 126/127, 143a, 147b, 151a, 158a.
[12] Für Bartholomaeus vollständig i-clxxv, für die Pariser Sammlung nur bis xxx (pag. 135a, beschnitten).
[13] Vgl. z. B. die Notizen pag. 75 marg. inf. mit pag. 115 und 116 marg. inf.
[14] Zu q. 37, pag. 140, marg. inf.: § Que expense et qualiter debeantur, notatur extra i de rescr. Ceterum in fine (Comp. I 1.2.3) et extra i de penis Calupniam (Comp. I 1.5.32), de acc. Accedens* in fine, de eo qui mittitur in poss. c. ult. (Comp. III 2.15.3), de dolo et contum. Finem (Comp. III 2.7.1 oder X 2.14.5).
[15] Zu q. 53, pag. 84a: Similis questio est infra in antiquis que incipit sic: Questio talis est, et alia similis est in fine casuum ord.(inarii?, -inariorum?), que incipit Episcopus Parisien. Die zitierten incipits passen beide zu der Pariser q. 40: Questio talis est. Episcopus Parisiensis quendam sacerdotem peccatis suis exigentibus spoliavit ecclesia sua ... Unklar bleibt dabei, was mit den casus ord.(inarii?, oder Ordinarii?, d. h.Tancreds Ordo iudiciarius?) gemeint ist, auf die in den Randzusätzen nicht nur für die incipit-Variante Episcopus Parisiensis verwiesen wird, sondern auch noch für andere Quaestionen, z. B. zu BB q. 45, pag. 81b: fere similis est questio in fine casuum ord. ubi incipit Monasterium; das ist zwar das incipit der letzten Quaestio des Bartholomaeus: Monasterium quoddam vendidit castrum (ed. fol. 60vb), die aber inhaltlich nicht zu q. 45 passt.
[16] Vgl. die textkritischen Anmerkungen 83 (P q. 27 → BB q. 79) und 165 (P q. 40 → BB q. 53).
[17] Si alicui pro defensione ecclesie detur certa pensio annuatim et intret religionem: queritur si illam pensionem possit petere; videtur quod non.
Anmerkungen zu „II. Zur historischen Einordnung der Sammlung“:
[1] Vgl. S. Kuttner, Repertorium der Kanonistik, Studi e Testi 71, Città del Vaticano 1937, S. 250f. zu Hs. 396: Quaestionum collectiones Casinenses I-III, mit später folgenden Präzisierungen zu I: “collection of Summulae and Distinctiones, not Quaestiones”, Ders., Bernardus Compostellanus Antiquus, Traditio 1 (1943), S. 277-340, ND in: Ders., Gratian and the Schools of Law 1140-1234, Collected Studies Series 185, London 1983, Nr. VII, hier S. 284 Anm. 24. - zu II: “Disputations by Bazianus”, Ders., a. a. O., S. 293 Anm. 9. – zu III: Summa quaestionum des Ricardus de Mores (Anglicus), Ders. und E. Rathbone, Anglo-Norman Canonists of the Twelfth Century, Traditio 7 (1949-1951), S. 279-358, ND a. a. O. Nr. VIII, hier S. 334-337 mit Textauszügen S. 355-358.
[2] Zuerst in: Bulletin of Medieval Canon Law NS 4 (1974), S. 13f., dann in: Kanonisten und ihre Texte (wie Teil I, Anm. 3), S. 214 Anm. 5, 474, 492, 560.
[3] Pag. 136a, in der solutio zu q. 30: ut extra v de elect. Ecclesia (Comp V 1.5.6).
[4] U. a. die magistri legentes in Decretis, die in q. 2 als Berater der coadiutores des Pariser Offizials erwähnt werden.
[5] Vgl. dazu Bertram, Kanonisten und ihre Texte, S. 559f.
[6] Eine mechanische Auszählung in den transkribierten Passagen ergibt ein Verhältnis von rund 90 legistischen zu rund 60 kanonistischen Allegationen.
[7] G. Fransen, Utrumque ius dans les Questiones Andegavenses, Études d’histoire du droit canonique dédiées à Gabriel Le Bras II, Paris 1965, S. 897-911, ND in: Ders., Canones et Quaestiones I.2: La littérature des “Quaestiones” des canonistes et civilistes, Goldbach 2002, S. 105*-119*, hier S. 900 = 108*. Die engen Beziehungen unserer Sammlung zu den Andegavenses hatte auch Prof. Anne Lefebvre-Teillard (Paris) erkannt, nachdem ich ihr eine provisorische Transkription unserer Sammlung zur Verfügung gestellt hatte (Brief vom 24. Aug. 2004). In ihrem jüngsten Beitrag zur Pariser Kanonistik hat Mme. Lefebvre die Quaestionen zwar ausgeklammert, aber eine eigene Untersuchung zur Pflege dieser Gattung in Paris angekündigt: Du Décret aux Décrétales. Enseignement du droit canonique aus sein de l’école Parisienne (fin du XIIe-début XIIIe siècle), in: J. Verger, O. Weijers (Hg.), Les débuts de l’enseignement universitaire à Paris (1200 à 1245 environ), Turnhout 2013, S. 319-328, hier S. 324 Anm. 22.
[8] Fransen, S. 902 = S. 110* betont zwar für die Andegavenses “un recours constant, on pourrait dire envahissant, aux auctoritates tirées du droit romain”, geht dabei aber nicht auf die restriktive Situation in Paris ein.
[9] Vgl. G. Fransen, Les questions disputées dans les facultés de droit, in: B. C. Bazàn u. a., Les questions disputées et les questions quodlibétiques dans les facultés de théologie, de droit et de médecine, Typologie des sources du moyen âge occidental 44-45, Turnhout 1985, S. 223-277, ND in: Ders., Canones et Qaestiones (wie Anm. 7), S. 243*-297*, hier S. 248-255 = 268*-275*.
[10] Anrede in zweiter pers. pl. in der Form dicere potestis in den solutiones der qq. 18 (zweimal), 36, 38.
[11] Z. B. comictis, videlised, vaccatura, eiusdam, sepecialis, impudiatione, iongrans usw.
[12] Z. B. Anm. 18, 57, 81, 102 und öfter.
[13] Z. B. Anm. 5, 12, 27, 34, 86, 147 und öfter.
[14] Z. B. Anm. 59, 113, 114, 126, 149, 192 und öfter.
[15] Vgl. Anm. 19, 91, 100, 164.
[16] Vgl. q. 11 a-c mit Anm. 85 und 87 und q. 48a; zur Gattung H. Lange, Römisches Recht im Mittelalter I: Die Glossatoren, München 1997, S. 133f. mit der älteren Literatur.
[17] Ebenfalls nachträglich wurden zu einigen Quaestionen am Rand Anweisungen für Titelrubriken angebracht, die aber nicht ausgeführt wurden und teilweise durch spätere Beschneidung der Blätter verstümmelt sind: de consuetudine (pag. 115 und 116 zu qq. 3, 4), de rescriptis (pag. 120 zu q. 12), de electione (pag. 129 zu q. 24, am oberen Rand wiederholt bis pag. 136), de iudice///<delegato?> (pag. 137 zu q. 32), de officio delegati (pag. 138 zu q. 34), de renuntiatione (pag. 145 zu q. 41), de pactis (pag. 146 zu q. 42), de procuratoribus (pag. 154 zu q. 48). Das sind ausgewählte Titel des ersten Buchs der Compilationes antiquae bzw. des Liber Extra, die an die Organisation früherer Sammlungen von Quaestiones decretalium (z. B. des Damasus) erinnern. In unserem Fall passen die Rubriken aber häufig nicht zum Inhalt der Quaestionen und sind deshalb wohl als ein sekundärer, ungeschickter Systematisierungsversuch aufzufassen
[18] Vgl. u. a. S. Kuttner, Bernardus Compostellanus Antiquus (wie Anm. 1), S. 321: “the real Quaestiones disputatae were primarily class exercises. As a rule, they were written down and collected without any established order by student reportatores, more or less under the supervision of the professors”.
[19] Vgl. Fransen, Les questions disputées (wie Anm. 9), S. 263-265 = 283*-285*: “Pourquoi copie-t-on les questions?”, mit dem Zitat von Roffredus und dem Fazit: ”Ce qui est premier, c’est l’exercice.”
[20] Zur Verdeutlichung hier das Schema dieser beiden qq. im Vergleich: 48 Nicolaus reversus Bononiam invenit libros penes emptorem; vult eos vendicare. Queritur utrum possit. Quod possit videtur: 13 argumenta; Contra videtur quod alienatio teneat et vendicare non possit libros istos: 15 argumenta; Solutio: Mihi videtur esse dicendum in questione ista quod venditio tenuerit quia non fuit procuratio revocata. – 50 Scolaris vult revocare quod factum est. Queritur utrum possit; Quod possit videtur: 11 argumenta (M = A, mit Umstellung von A 11) + 7 zusätzliche in M; Quod alienatio teneat et quod vendicare non possit scolaris libros: 15 argumenta (in A; M nur bis arg. 4). Solutio (nur in A): Videtur quod venditio tenuit quia non fuit procuratio revocata.
[21] Kuttner-Rathbone, Anglo-Norman Canonists (wie Anm. 1), S. 336 im Hinblick auf willkürliche Änderungen der Abschreiber der Quaestionensumme des Ricardus de Mores.
[22] Bekanntlich sind derartige Doppel- oder gar Mehrfachquaestionen, die den Übungscharakter der Gattung besonders deutlich machen, keine Seltenheit; vgl. G. Fransen, États différents d’une même Question disputée, ZRG kan. Abt. 68 (1982), S. 142-167, ND in: Ders., Canones et Quaestiones (wie Anm. 7), S. 383*-409*.
[23] Vgl. die aus der einschlägigen Literatur zusammengestellten Beispiele bei Bertram, Kanonisten und ihre Texte (wie Teil I, Anm. 3), S. 50f. und S. 476.
[24] Vgl. dazu a. a. O, S. 37-90 mit Nachträgen S. 476-480.
[25] Vgl. dazu a. a. O, S. 559f.; für das 15. und 16. Jh. P. Arabeyre, De quelques œuvres issues de l’enseignement du droit canonique dans les universités françaises du XVe siècle et de la première moitié du XVIe siècle, in: P. Erdö, Sz. A. Szuromi (Hg.), Proceedings of the Thirteenth International Congress of Medieval Canon Law, Esztergom 2008, Monumenta Iuris Canonici C 14, Città del Vaticano 2010, S. 669-691, hier S. 674: “Quelle est la valeur de la faculté de Décret au XVe siècle? À vrai dire, on n’en sait pas grand chose. Paradoxalment, les noms sont plus nombreux que les œuvres conservées”. Diese Beschreibung läßt sich ohne Abstriche auf die Lage nach 1219 übertragen.
[26] Vgl. oben Anm. 7. Die Sammlung in der Hs. Aschaffenburg, Stiftsbibl. Perg. 16 wird in Kürze von Prof. Uta-Renate Blumenthal bearbeitet werden; vgl. vorläufig Kanonisten und ihre Texte, S. 32f.
[27] Näheres dazu oben in Teil I.
[28] Nur die unvollständige q. 50 wird in extenso wiedergegeben, um die erhaltenen Teile mit der Parallelüberlieferung A vergleichen zu können.
[29] Für q. 50 sind die im Obertext ersetzten Lesarten aus der wörtlich übereinstimmenden Quaestio Andegavensis 14 entnommen, vgl. ed. Fransen (wie Anm. 7), S. 906-908 = ND, S. 114*-116*. Dabei bleiben orthographische Varianten und solche, die den Sinn nicht verändern wie Umstellungen einzelner Wörter oder sinngleiche Ausdrücke (z. B. mortuus est M, statt decessit A) unberücksichtigt; die wenigen Fälle, in denen A schlechtere Lesarten bietet als M, werden mit entsprechender Sigle im Apparat notiert (Anm. 222, 241, 242).
Anmerkungen zu „III. Partielle Edition“:
[1] marg. sup.
[2] regio korrigiert
[3] interl., vel exp.
[4] ?, C(od.) ?
[5] tauptionibus ?
[6] Si actoris § penult. (Dig. 2.10.2), ff. man. l. Po/// (Dig. 17.1.41?), von anderer Hand am Rand ergänzt
[7] interl., pro exp.
[8] interl. mit Einfügungszeichen
[9] sit
[10] interl. für statuta
[11] interl., non exp.
[12] Ferrancensis
[13] interl., iuramentis exp.
[14] eiusdam
[15] interl., casus exp.
[16] reco
[17] sepecialis
[18] cederent
[19] damit bricht die Quaestio ab; die solutio fehlt.
[20] -ta
[21] fehlt
[22] minori
[23] ream korrigiert
[24] iure
[25] Innocentis
[26] de spons.
[27] impudiatione
[28] davor Clericus, exp.
[29] iongrans
[30] per predictam; die fragliche Konstitution wird in den argumenta pro ohne Initium und Stellenangabe erwähnt
[31] interl. hinzugefügt
[32] volunt korrigiert
[33] Lesung unsicher
[34] Ad instar
[35] servitatem
[36] restat oder testat
[37] appotita unklar korrigiert
[38] l. quam interl. hinzugefügt
[39] verba exp., rusticorum interl.
[40] die folgenden drei Quare sind unmittelbar an q. 11 angeschlossen.
[41] davor irrtümlich ff
[42] Pupilli
[43] so die wahrscheinlichste Lesung
[44] Initium unklar
[45] folgt ein unleserliches Wort: verna?, venia?, nema?, nerna?
[46] von anderer Hand eingefügt: simile infra eodem titulo iii° folio; gemeint ist q. 19, wo ein entsprechender Rückverweis steht
[47] periant
[48] aut
[49] puto
[50] folgt nihilominus?
[51] die besonders ausführlichen argumenta contra umfassen etwa 75 Zeilen
[52] sed
[53] autentico korrigiert
[54] fehlt
[55] liced incidicto? folgt exp.
[56] Si vero folgt exp.
[57] potestas
[58] Lesung unsicher
[59] victor
[60]-60interl. ersetzt für quod de exp.
[61] simile supra eodem titulo von anderer Hand eingefügt
[62] Lesung unsicher
[63] quomodo korrigiert
[64] respondit korrigiert
[65] delegatum
[66] im Folgenden häufig die Wendung (Item, Nam, quia) dicit lex
[67] etiam
[68]-68 cum non fuerit maxime
[69] interl.
[70] radiert
[71] ? radiert
[72] inter pretator exp. und von zweiter Hand korrigiert
[73]-73am Rand nachgetragen
[74] fehlt
[75] tecu
[76] folgt ut in iii, exp.
[77] quem
[78] tamen
[79] quia
[80] exordinarium
[81] implorante
[82] indeln
[83] lxxix questio Barth. interl. von anderer Hand
[84] exp.
[85] Quare am Rand
[86] Varianus
[87] Quare am Rand.
[88] unklare Allegation
[89] sancti monesterii
[90] unstimmige Allegation; richtig wohl de elect: Comp. IV 1.3.2; vgl. q. 30
[91] eine förmliche solutio fehlt
[92] fehlt
[93] interl.
[94]-94fehlt
[95] Lesung unsicher
[96] vacacito korrigiert
[97]-97fehlt
[98] postea
[99] Lesung unsicher
[100] davor ein abgebrochener Lösungsansatz: Solutio quando certum est et evidens quod ipso iure prima electio nulla est attemptari/
[101] diversa
[102] libertatibus
[103] hierzu am Rand eine ausführliche spätere Stellungnahme, in der schon nach dem Liber extra allegiert wird: Hic probatur quod non, extra (ohne Zahl!) de elect. Quod sicut (X 1.6.28) ...
[104] Lesung unsicher; vielleicht fehlt ius
[105] Zahl fehlt
[106] danach bleibt der Rest der Zeile leer; in der nächsten Zeile folgt wohl die solutio der zweiten Teilfrage
[107] Lesung unsicher
[108] i
[109] ubditus korrigiert
[110] quo
[111] fehlt
[112] danach ein Wort getilgt
[113] subito
[114] mentis
[115] de elegatum. Vobis
[116] fehlt
[117] Ergänzungen dazu von einer späteren notula am unteren Rand
[118] pro ex.(communicato?) am Rand ergänzt
[119] esse wiederholt
[120] interl. ergänzt
[121] fehlt
[122]-122 exordinanem
[123] fulendorum
[124] accepto
[125] collegi
[126] iudeo
[127] getilgt; monasterium interl. von anderer Hand ersetzt
[128] folgt a, exp.
[129] im folgenden häufig die Wendung dicit lex
[130] vi x
[131] fehlt
[132] fehlt
[133] quia korrigiert
[134] folgt cum getilgt
[135] exp.
[136] interl. von anderer Hand ergänzt
[137]-137 scires korrigiert
[138] vertebebatur korrigiert
[139] folgt et
[140] id korrigiert
[141]-141 X – afferret von anderer Hand am Rand ergänzt
[142] folgt fuit getilgt
[143] interl. ergänzt
[144] folgt vel
[145] Es fehlt eine Überleitung zur zweiten Teilfrage
[146] connoverit korrigiert
[147] folgt si autem incepit agere
[148] fehlt
[149]-149 Qui servus factus est
[150] ff
[151] Obligatione
[152] habitatabant
[153] folgt quod
[154] Lesung unsicher
[155] necitur
[156] beneficium korrigiert
[157] promiscratione
[158] Initium unleserlich
[159] folgt et non haberi titulum
[160] folgt et
[161] condiccione korrigiert
[162]-162 fuit filius
[163] altius
[164] eine förmliche solutio fehlt
[165] liii questio B. am oberen Rand von späterer Hand
[166] interl. ergänzt
[167] renonciavit interl. wiederholt
[168] folgt irrtümlich et cancellarius contulit eidem illi; sinngemäß müßte hier die konkurrierende Kollatur an den gleich darauf erwähnten clericus episcopi erwähnt werden
[169] scripsi korrigiert
[170] nec
[171] Nicht identifiziert; sachlich passend wäre die oben als Argument für die Kollatur des Kanzlers eingeführte Dekretale Venerunt (Comp. II 5.2.8)
[172] interl. nachgetragen
[173] donat.
[174] folgt minoris, getilgt
[175] consuetudinis korrigiert
[176] interl. ersetzt für getilgtes forte
[177] interl. ergänzt
[178] fehlt
[179] fehlt
[180] testi.
[181] folgt quam, gestrichen
[182] ad
[183] die ungewöhnlich lange solutio umfaßt 63 Zeilen
[184] Lesung unsicher
[185] korrigiert, unleserlich
[186] sderens
[187] interl. ergänzt
[188] huic korrigiert
[189] Lesung unsicher
[190] impeditum
[191] intransigenda gestrichen, interl. ersetzt
[192]-192Lesung unsicher, Bedeutung unklar
[193] precedente
[194] venia gestrichen und interl. ersetzt
[195] fehlt
[196] ut sicut fructus decime vendi possit irrtümlich wiederholt
[197] auf Rasur ergänzt
[198] perficicitur
[199] folgt non, gestrichen
[200] magis korrigiert
[201] folgt istud, getilgt
[202] Mandati
[203] dando posteriorem am Rand ergänzt
[204] immitandi
[205] folgt sic, getilgt
[206] vaccante getilgt, interl. ersetzt
[207] malitiam korrigiert
[208] vel
[209] insgesamt 13 argumenta pro
[210]-210Titel korrupt
[211] folgt in
[212] insgesamt 15 argumenta contra
[213]-213durch Schreiberversehen (Homoioteleton) verstellter Absatz, der nachträglich durch Verweiszeichen und Hinweise am Rand in die richtige Reihenfolge gebracht wurde
[214] respondit
[215] usarum
[216] wohl als Quare aufzufassen, das ebenso wie die drei Beispiele nach q. 11 an die übergeordnete Quaestio anschließt.
[217] potest
[218] preiudicam korrigiert
[219] prescriptis
[220] Deutlicher Neuansatz derselben(?) Hand; alia est similis supra in secunda carta proxima am Rand von anderer Hand als Rückverweis auf q. 48
[221] procuratori
[222] fehlt A
[223] fehlt
[224] astridente
[225] si
[226] fehlt
[227] ad
[228]-228 habet procurator
[229] nunciatur
[230] in iudicio
[231] in A wird hier das arg. pro 11 eingeschaltet
[232] etiam
[233] Non?
[234] fehlt
[235] fehlt
[236] aff.
[237] Titianam
[238] interlin. ergänzt
[239] am Rand ergänzt
[240] fehlt
[241] fehlt A
[242] quia A
[243] libertatis
[244] fehlt
[245] fehlt A
[246] Lego
[247] fehlt
[248] fehlt
[249] tamen folgt A
[250] in A zwischen arg. pro 4 und 5
[251] de iud.
[252] autem
[253] in principio
[254] die argumenta pro 12-18 fehlen in A
[255]-255vgl. die allegierte Codex-Stelle
[256] ob turpem causam (Cod. 4.7)
[257] fehlt
[258] disons
[259] contra am Rand
[260] si
[261] accionem
[262] fehlt
[263] in A als Schlußsatz des arg. contra 1
[264]-264 qui enim A
[265] annum
[266] et
[267] fehlt
[268] fehlt
[269]-269 A, unleserlich in M
[270] Ende der Spalte 158b; hier bricht der Text ab. In A folgen 11 weitere argumenta contra, davon 8 gegen die Gültigkeit der secunda procuratio; dann die solutio: Videtur quod venditio tenuit quia non fuit procuratio revocata sowie Ergänzungen zu den argumenta pro 2, 4 und 7-9.
Zitationsempfehlung/Suggested citation: Martin Bertram: Pariser Kanonistik im Schatten von Super Speculam. Eine Quaestionen-Sammlung aus den Jahren 1226/34 in der Handschrift Montecassino 448, in: Mittelalter. Interdisziplinäre Forschung und Rezeptionsgeschichte, 22. Dezember 2014, http://mittelalter.hypotheses.org/4796 (ISSN 2197-6120).
Pariser Kanonistik im Schatten von Super Speculam. Eine Quaestionen-Sammlung aus den Jahren 1226/34 in der Handschrift Montecassino 448
Summary:The present contribution introduces and partially edits a hitherto unknown collection of 50 canonistic quaestiones. These texts are particularly significant because of their abundant use of legistic sources, which seems to infringe the prohibition of the study of Roman law inflicted on the University of Paris by Pope Honorius III in 1219 with the fatal constitution 'Super speculam' of 1219. The contradiction may be explained if the quaestiones are considered training materials which allowed canon lawyers to become familiar with the legistic sources as far as needed for their discipline without attending a full study of Roman law. However, this and other remedies conceived for the same purpose did not succeed in halting the decline of the Parisian decretist faculty induced by 'Super speculam'.
Der vorliegende Beitrag besteht aus drei Teilen mit separat durchnummeriertem Anmerkungsapparat und einer Abbildung:
I. Kodikologie, Paläographie und sonstiger Inhalt der Handschrift
II. Zur historischen Einordnung der Sammlung, zu ihrer Form und Struktur und zur Edition
III. Partielle Edition
Für die Einrichtung des Beitrags auf dem Blog möchte ich mich bei Herrn Dr. Martin Bauch, Deutsches Historisches Institut in Rom, vielmals bedanken. Der Beitrag ist hier zum Download als PDF verfügbar.
I. Kodikologie, Paläographie und sonstiger Inhalt der Handschrift
Montecassino, Archivio dell’Abbazia Cod. 448, pag. 114-115: Ende q. 2 – Anfang q. 4. In der letzten Spalte (pag. 115b, links), ab der solutio von q. 4 viele Beispiele für das §-förmige s (vgl. Teil I, bei Anm. 10). [© Abbazia di Montecassino; Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung von rev.mo Don Mariano dell’Omo OSB, Direttore dell‘Archivio]
Die zusammengesetzte Handschrift hat folgenden Inhalt:[1]
A) pag. 1-66: Haimo von Auxerre, Expositio in epist. ad Romanos,[2] ohne inscriptio, inc.: Ab Achaia regione Grecorum a Corintho civitate metropoli scripsit apostolus Paulus ... expl. mut.: ... quem ego mittam vobis a patre; et alibi///; einspaltig, in einer anspruchslosen gotischen textualis, wohl italienisch, 1. Hälfte 14. Jh.
B) pag. 67-110: Bartholomaeus Brixiensis, Quaestiones dominicales et veneriales;[3] Titel nachgetragen von einer wohl ital. Kursiven des 14. Jh. Summa magistri Bartholomei Brixien. super decretales; ursprünglich ohne inscr.; Prolog; beide Teile ohne Unterbrechung, vollständig mit durchgehender Zählung in römischen Ziffern i-clxxv von etwas späterer Hand; Allegationen nach dem Liber Extra.
C) pag. 110-112: kanonistische Gelegenheitstexte; siehe unten.
D) pag. 113-158: die hier edierten Pariser Quaestionen.
Wie in allen Montecassineser Hss. so werden auch in dieser nicht Blätter, sondern Seiten (pag.) gezählt, hier insgesamt 158.
Das förmliche exlibris von 1505/06[4] steht erst pag. 67 marg. inf.; nachträglich wurde es pag. 1 marg. inf. von einer flüchtigen Hand des späteren 16. Jh. wiederholt. Daraus ergibt sich, dass die Teile A einerseits und B-D andererseits, die inhaltlich nicht zusammen passen und eindeutig unterschiedlicher Herkunft sind, erst nach 1505/6 zusammengebunden wurden.
Der kanonistische zweite Teil (B-D: pag. 67-158), der unter anderem unsere Quaestionen umfaßt, ist aus vier Sexternen zusammengesetzt, denen 3 Blätter fehlen: VI67-90, VI-191-112 / VI-1113-134, VI-1135-158; pag. 157/158 wurde als zunächst loses Blatt mit einem Falz an die Gegenseite 140 angeklebt. Das muß aber schon vor der Beschriftung erfolgt sein, denn der Text geht von pag. 156 nach 157 kontinuierlich weiter.
Die Pariser Quaestionen (pag. 113-158) weisen Reste einer Blattzählung auf, die vielleicht schon vom Schreiber des Texts angebracht wurde.[5] Nach der Zusammenfügung wurden die Blätter der beiden Teile zwar separat und von verschiedenen Händen, aber in der gleichen Weise mit römischen Ziffern gezählt[6]; offenbar geschah das erst nach Anbringung der Randzusätze, denn auf den Seiten 123 und 131 fehlen die Ziffern vi und x, weil hier die oberen Ränder schon mit Zusätzen bedeckt waren.
Die beiden Quaestionensammlungen (Texte B und D) sind von zwei verschiedenen, aber doch sehr ähnlichen und sicher zeitgleichen Händen in einer Schrift desselben Typs geschrieben: kleine und abkürzungsreiche gotische textuales wie sie im 13. Jh. lange und weithin besonders für scholastische Texte in anspruchsloser Gestaltung verwendet wurden und deshalb in der Fachlitteratur als litterae scolasticae bezeichnet werden.[7] Rein intuitiv würde ich die Schreiber in Frankreich oder England suchen.[8] Bei Bartholomaeus wirkt die Schrift enger, gedrängter, fließender, bei den Pariser Quaestionen etwas weiträumiger und gesetzter.[9] Ein auffälliges Unterscheidungsmerkmal ist ein nur in den Pariser Quaestionen erscheinendes, gespaltenes s in Form eines Paragraphen-Zeichens,[10] das nicht ausschließlich, aber häufig und an manchen Stellen massiert auftritt. Die ungleichmäßige Verteilung dieses charakteristischen Graphems erlaubt keine klare Zuordnung zu verschiedenen Händen, sodass man gelegentliche Wechsel im Duktus, Federbreite und Schattierung der Schrift[11] wohl eher als Neuansätze derselben Hand denn als Indiz für die Beteiligung mehrerer Schreiber einschätzen muß. Während die Pariser Sammlung ohne jede Rubrizierung geblieben ist, wurden die Quaestionen des Bartholomaeus mit einfachen roten Rubriken und intern mit unbeholfenen roten Paragraphenzeichen versehen.
Es ist naheliegend, wenn auch nicht zwingend, dass die Pariser Sammlung mit ihren vorgregorianischen Allegationen vor 1234 niedergeschrieben wurde, während die Quaestionen des Bartholomaeus mit Sicherheit erst nach diesem Datum, kopiert wurden, anscheinend aber nur wenig später. Jedenfalls sind die beiden ursprünglich getrennten Faszikel (pag. 67-112 und 113-158) schon früh zusammengefaßt worden. Die gleichartigen Zählungen der Quaestionen beider Sammlungen stammen schon von einer einzigen, wohl nur wenig späteren Hand.[12] Außerdem weisen beide Sammlungen zahlreiche gleichartige ergänzende und kommentierende Randzusätze von ebenfalls kaum späteren flüchtigen notulae auf, von denen einige sicher von derselben Hand stammen.[13] In diesen Zusätzen wird in der Regel schon nach dem Liber Extra allegiert, in einem Ausnahmefall aber noch nach den Compilationes antiquae,[14] was dafür spricht, daß diese Randzusätze und a fortiori auch die Sammlung des Bartholomaeus sehr bald nach 1234 niedergeschrieben wurden. Unter anderem finden sich in diesen Randzusätzen Querverweise, die ebenfalls für eine frühe Zusammenführung der beiden Sammlungen sprechen, so wird bei Bartholomaeus auf die Pariser q. 40 als similis infra in antiquis verwiesen,[15] bei den Pariser Quaestionen mehrfach auf die quaestiones B.[16]
C) pag. 110-112, auf diesen drei Seiten, die nach dem Ende der Quaestionen des Bartholomaeus zunächst leer blieben, wurden nach und nach einige kanonistische Gelegenheitstexte eingetragen:
a) pag. 110a-b: eine Einzelquaestio, von einer kleineren notula, weder die von Bartholmaeus, noch die der Parisienses, aber beiden ähnlich und sicher zeitgleich:
Quidam abbas in capitulo suo omnibus suis monachis presentibus reddidit rationem sue administrationis, id est coram omnibus computavit prout de iure est. Facto compoto(!) omnes de abbate se laudaverunt et compotum ipsius approbaverunt et tamquam laudabilem receperunt, et significaverunt omnes suo episcopo per litteras sigillo conventus sigillatas quod optime computaverat ille abbas et multum ipsum abbatem commendabant. Postea quidam ex illis monachis qui huic facto interfuerat, vult accusare abbatem de dilapidatione et de mala administratione. Queritur utrum debeat audiri. Quod non debeat audiri probatur extra de accus. Nulli (X 5.1.5), extra de probat. Per tuas (X 2.19.10), extra de transact. Ex litteris (X 1.36.6) ... Contra quia videtur quod debeat audiri et convenire possit arg. ff de divortiis Divortium (Dig. 24.2.3), de penitenti dicit: ‚si in brevi uxor reversa est‘ ... Si parum dannificasset abbas, dicendum videtur quod monachus non deberet audiri ut probatur extra de donat. Ceterum (X 3.24.3) quia pro modico non datur restitutio ...
Von derselben Hand folgen noch 20 schwer lesbare Zeilen, deren unklare Anordnung nicht erkennen läßt, ob sie noch zu der Quaestio gehören sollen oder nicht.
b) pag. 110b: Anschließend von zwei deutlich späteren, flüchtigen notulae in der Art einer informellen und provisorischen Aufzeichnung, vielleicht nach Diktat, zunächst ein paar legistische Allegationen, dann das Thema einer nicht identifizierten Quaestio[17] sowie die Themata der qq. veneriales 82-91 des Bartholomaeus Brixiensis.
c) pag. 111a-b: Fünf Formeln für Kommissionsschreiben der päpstlichen Poenitentiarie:
§ Forma absolutionis pro incendiariis: Petrum latorem presentium qui incendia perpetravit ad vos auctoritate domini pape nobis specialiter in hac parte commissa remittimus iuxta formam ecclesie absoluturum introitu sibi ecclesie restituto, mandantes eidem ut quibus dampna per incendia intulit, satisfaciat competenter. Vos autem iniungatis ei pro modo culpe penitentiam salutarem. Datum etc. ut supra.
§ Hec est forma dispensationis super defectum natalium, et notandum quod non debet committi nisi diocesano: Venerabili in Christo patri ... Dei gratia episcopo. Frater (d.h. der Poenitentiar) ... salutem in Domino. Constitutus in presentia nostra P. clericus vestre diocesis nobis humiliter supplicavit ... Datum ... pont. domini ... (primi gestrichen) quarti anno secundo.
§ Super eodem pro nobilibus tantum vel aliis personis dignis dispensatonis gratia.
Illegitime genitos quos vite decorat honestas ... Cum itaque sicut in nostra proposuisti presentia ... Datum etc. ut supra.
§ Forma dispensationis pro eo qui post iniectionem manuum in clericos vel presbiteros recepit ordines sacros vel ministravit in susceptis absolutionis beneficio non optento. Et notandum quod si pro secularibus est, debet scribi vel abbati vel priori suo.
Sua nobis P. presbiter lator presentium petitione monstravit ... Nos igitur vobis committimus auctoritate domini pape nobis specialiter in hac parte commissa ... Datum etc. (ut fehlt) supra.
§ Forma de absolutione super iniectione manuum sine dispensatione.
Petrum latorem presentium qui in quosdam presbiteros et alios clericos manus violentas iniecit ad vos auctoritate domini pape nobis specialiter in hac parte commissa remittimus ... Datum etc. ut supra.
Zierliche Kanzleischrift des 13. Jh., die paläographisch gut in einen der Pontifikate mit der Ordnungszahl IV der zweiten Hälfte des Jahrhunderts passt (vgl. den Datierungsrest der 2. Formel). Möglicherweise bezeugt dieser Text eine Zwischenstation dieses Teils der Handschrift an der Kurie auf ihrem Weg von Frankreich nach Montecassino.
d) pag. 112: Rubrikenverzeichnis der Quaestionen des Bartholomaeus Brixiensis mit Anzahl der zu jeder Rubrik gehörigen Quaestionen und, von zweiter Hand, durchlaufender Zählung des Gesamtbestands.
II. Zur historischen Einordnung der Sammlung, zu ihrer Form und Struktur und zur Edition
Die Sammlung ist nicht zu verwechseln mit anderen “Quaestiones Casinenses”, die schon früher bekannt gemacht worden waren.[1] Auf die vorliegende Sammlung, die nur in dieser Handschrift als codex unicus überliefert ist, hatte ich schon mehrfach hingewiesen.[2]
Wie in Teil I dargelegt, spricht der enge kodikologische und paläographische Zusammenhang mit den Quaestionen des Bartholomaeus Brixiensis, die in der Handschrift vorausgehen und erst nach 1234 abgeschrieben sein können, dafür, daß auch die Pariser Quaestionen wohl kaum lange vor diesem Datum niedergeschrieben wurden. Für die Bestimmung ihrer Abfassungszeit ist entscheidend, daß neben zahlreichen Allegationen aus den Compilationes Antiquae I-IV auch schon die Compilatio V allegiert wird;[3] das geschieht zwar nur ein einziges Mal, hier aber korrekt und eindeutig im Grundtext. Damit ist gesichert, daß dieser nach dem 2. Mai 1226 niedergeschrieben wurde.
Die Herkunft aus Paris erscheint angesichts der vielen dorthin weisenden Bezüge unzweifelhaft. [4] Dabei bleibt aber noch zu erklären, ob und wie sich dieser Text in das Milieu der dortigen Kanonistik einordnen läßt, deren Produktion sich seit 1219 auf wissenschaftlich anspruchslose Hilfsliteratur verlagert.[5] Besonders überraschend ist die intensive Berücksichtigung der legistischen Quellen,[6] die nur schwer mit dem fatalen Legistikverbot Honorius’ III. zu vereinbaren ist, ein Problem, das sich übrigens in gleicher Weise für die Quaestiones Andegavenses stellt, die ebenfalls aus Paris stammen, und in denen die legistischen Allegationen “la part du lion” für die Argumente liefern.[7] Vor dem Hintergrund der wissenschaftlichen Dekadenz der Pariser Dekretistenfakultät, die schlagartig mit Super specula einsetzte, werden diese und andere Quaestionensammlungen zu auffälligen Sondererscheinungen, die schon wegen dieses rechtsgeschichtlichen Kontexts Beachtung verdienen.
Auf den ersten Blick erscheinen derartige Erzeugnisse, die jedenfalls eine beträchtliche legistische Kompetenz verraten, geradezu rätselhaft: wie war es möglich, im Schatten von Super speculam Hunderte von legistischen Quellentexten aufzusuchen, zu studieren und zu erörtern?[8] Was unsere Sammlung betrifft, auf die wir uns hier beschränken, so ergibt sich eine Erklärung am ehesten aus der Betrachtung ihrer Form und Struktur. Wir haben offensichtlich quaestiones disputatae vor uns, die nach dem schulmäßigen Schema von thema - argumenta pro und contra – solutio aufgebaut sind.[9] Geringfügige Indizien lassen noch einen mündlichen Vortrag als ursprüngliche Quelle erkennen,[10] der anscheinend von einem Hörer in der Form einer reportatio aufgezeichnet wurde. Es spricht aber vieles dafür, daß unser Text schon eine direkte oder indirekte Kopie der ersten schriftlichen Fixierung darstellt, also einen mehrstufigen Überlieferungsprozess durchmachte, bei dem sich ursprüngliche Hörfehler mit zusätzlichen Kopierfehlern kumulierten. Schon unsere partielle Edition zeigt, daß der Text von sprachlichen und sachlichen Fehlern wimmelt, die von unbeholfener Orthographie,[11] über elementare Grammatikfehler[12] bis zu korrupten Allegationen reichen,[13] häufig den Sinn bis zur Unverständlichkeit entstellen[14] und den Eindruck hinterlassen, daß der Hörer und/oder der Kopist nur mangelhaft latinisiert war und die juristische Terminologie und Argumentation an vielen Fällen nicht verstanden hat. Zu den zahllosen Einzelfehlern kommen Kompositionsmängel wie die unklaren Expositionen zu den qq. 10, 36, 41 oder die fehlenden solutiones für die qq. 6, 28, 30, 39.[15] Zwar hat der Kopist und wohl auch ein zusätzlicher Korrrektor versucht, diese Mängel zu bereinigen, was aber nur teilweise gelungen ist und gelegentlich noch zu Verschlimmbesserungen geführt hat. Deshalb verbietet sich eine Klassifizierung als quaestiones redactae in dem theoretischen Sinn einer sprachlich, formal und sachlich bereinigten Fassung.
Auf der anderen Seite findet man aber gelegentlich ambitiöse Erweiterungen wie die sog. Quare,[16] die neben den legistischen Allegationen einen weiteren Import aus der grundsätzlich verbotenen Schwesterdisziplin darstellen. Schließlich sind noch die Spuren improvisierter und flüchtiger, anscheinend mehrfacher Bearbeitung zu berücksichtigen, die sich in vielen Zusätzen am Rand niedergeschlagen haben. Dazu gehören auch Ansätze, einzelne Quaestionen(gruppen) den Titeln der Dekretalen zuzuordnen,[17] die aber nur teilweise zum tatsächlichen Inhalt der Quaestionen passen und deshalb als ungeschickter sekundärer Systematisierungsversuch zu betrachten sind, der sicher nicht den ursrpünglichen Intentionen der Sammlung entspricht.
Zusammengenommen führen alle diese Erscheinungen zu dem Schluß, daß unsere Sammlung informelles Übungsmaterial überliefert, das nicht zur weiteren Verbreitung bestimmt war, sondern dazu diente, die juristische Argumentationstechnik zu erlernen und auf konkrete Situationen anzuwenden. Dieser Zweck entspricht ja durchaus dem Zweck und Wesen der Gattung[18] und wurde z. B. von Roffredus ausdrücklich als Motiv für seine Sammlung hingestellt.[19] In unserem Fall ist der Übungscharakter in der Doppelquaestio 48 und 50 mit Händen zu greifen:[20] einerseits wurde mit q. M 50 - direkt oder indirekt - q. Andegav. 14 wortwörtlich übernommen, nicht ohne zahlreiche Fehler, die einmal mehr die sprachliche und sachliche Inkompetenz unseres Schreibers bezeugen; dann wurden die Argumente pro erweitert. Und schließlich wurde die gesamte Quaestio in Gestalt der q. M 48 mit demselben Thema und derselben Lösung noch einmal durchgespielt, wobei nur die Argumente mehr oder weniger umgestaltet wurden. Hier ist die Übungsfunktion so deutlich, daß man von Spielmaterial oder mit Stephan Kuttner von “cookery book”[21] sprechen möchte.[22]
An diesem Punkt öffnet sich nun auch eine Erklärung für den reichlichen Gebrauch der Quellen des römischen Rechts: offenbar haben wir propädeutisches Material vor uns, das unter anderem zum Erlernen der juristischen Argumentation diente und speziell zum Auffinden, Zitieren und Verwenden der Quellen des römischen Rechts. Diese Fertigkeiten konnten in der Form der Quaestio unterhalb der Schwelle eines legistischen Vollstudiums eingeübt werden, das durch Super speculam für die Universität Paris untersagt war. Die disputationes erweisen sich also als ein weiteres Mittel, mit dem die Pariser Kanonisten versuchten, sich in dem wissenschaftlichen Gefängnis des Legistikverbots einzurichten. Bekanntlich erfand man in dieser Notlage alle möglichen Umwege, um sich die legistischen Kenntnisse anzueignen, die nach unbestrittener Auffassung auch für das Studium des Kanonischen Rechts unumgänglich waren.[23] Wir brauchen nur daran zu erinnern, daß mit den Casus legum sive suffragia monachorum in Paris wenig später eine weitläufige Gattung der kanonistischen Literatur entwickelt wurde, die in anderer Form genau demselben Zweck diente.[24] In diesem Rahmen sind offenbar auch unsere Quaestionen zu sehen, mit denen man im Unterschied zu den Casus legum versuchte, eine traditionsreiche Gattung der kanonistischen Literatur für die Einübung juristischer und speziell legistischer Argumentation zu nutzen. Allerdings konnten alle diese Bemühungen nicht den Niedergang der Pariser Dekretistenfakultät aufhalten, die nach 1219 literarisch vollkommen unproduktiv wurde und sich auch im Spätmittelalter nie wieder erholte.[25] In der Zeit des voll entwickelten ius commune mußte sich der erzwungene Verzicht auf das römische Recht für die wissenschaftliche Kanonistik wie ein Berufsverbot auswirken. Der mit Super speculam beabsichtigte und mit der Blüte der theologischen Fakultät auch erreichte Erfolg einer Förderung der Theologie war mit der Dekadenz der Pariser Dekretistenfakultät teuer erkauft.
Wir begnügen uns mit diesem Versuch, unsere Quaestionen in ihren rechtshistorischen Zusammenhang einzuordnen. Gründliche Einzelanalysen, die systematische Suche nach Vorlagen und Vergleiche mit anderen mehr oder weniger eng mit Paris verbundenen Quaestionensammlungen wären sehr erwünscht und würden mit Sicherheit noch wichtige Einsichten in die dortige Situation bringen.[26]
Der nur in dieser Handschrift überlieferte Text ist oft schwer und nicht eindeutig lesbar. Zudem wird er, wie schon gesagt, von unbeholfen wirkender Orthographie sowie von zahlreichen sprachlichen und sachlichen Fehlern vielfach bis zur Unverständlichkeit entstellt. Der Text weist viele, häufig interlineare Korrekturen sowie ebenfalls zahlreiche und oft längere Ergänzungen am Rand auf. Viele der Korrekturen wurden anscheinend noch vom Schreiber angebracht, die Randzusätze dagegen offenbar von anderer Hand.[27]
Entsprechend einem Verfahren, das bei der Edition scholastischer Quaestionen oft angewandt wird, begnügen wir uns mit partieller Wiedergabe des Texts, welche die Struktur und die Problematik der einzelnen Quaestionen erkennbar macht, indem die Themata in der Regel vollständig wiedergegeben werden, für die pro und contra-Argumente dagegen nur die Anfangssätze und längere solutiones verkürzt, aber so, daß die vom Autor vertretenen Lösungen inhaltlich nachvollziehbar bleiben.[28]
Unsere Transkription sucht einen Mittelweg zwischen strikter Wiedergabe der Handschrift und der Herstellung eines verständlichen Texts: kleine und leicht erkennbare orthographische und grammatische Fehler bleiben unkorrigiert; dagegen werden sinnentstellende und unverständliche Lesarten in den kritischen Apparat verwiesen und im Obertext ersetzt, ggf. mit Hinweisen auf paläographische Unklarheiten, Korrekturversuche usw.[29] Dies gilt auch für die Allegationen, die im Obertext immer in normalisierter Form erscheinen. Die verworfenen Lesarten, die im Apparat notiert werden, entsprechen grundsätzlich nur den im Obertext ersetzten und mit einer Anmerkungsziffer versehenen Wörtern. Ziffern werden in Minuskeln wiedergegeben, nur Geldsummen in Majuskeln. Nicht identifizierte Allegationen sind mit einem Sternchen (*) gekennzeichnet.
Siglen, Zeichen, Abkürzungen
M: Hs. Montecassino 448
A: quaestio Andegavensis 14 in der Edition Fransen (wie Anm. 7)
/xxx/: Seitenwechsel in der Hs. M
(?): unsichere Lesung
(!): ungewöhnliche oder falsche Orthographie oder Grammatik in der Hs.
exp.: expungiert, d.h. durch Punkte unter der Zeile getilgt
*: nicht identifizierte Allegationen
ders.: derselbe
a.a.O.: am angegebenen Ort
ND: Nachdruck
III. Partielle Edition
/pag. 113/ Presens huic operi sit gratia neumatis almi.[1]
<1> Ita constitutum est in regno[2] Francie totius quoniam si aliqui mercatores venissent ad nundinas sunt in conductu regis donec ad terram comitis Campanie. Postea sunt in conductu comitis Campanie, ita quod si aliquid amitterent, comes teneretur restituere. Quidam mercatores de Lombardia venerunt ad nundinas. Cum essent in terra comitis, capti fuerunt ab hostibus comitis; petierunt a comite quod dampna sibi restitueret. Cum nollet restituere, iverunt ad propria. Postea quidam miles de terra illius comitis accessit ad partes illas; captus fuit ab illis mercatoribus ita quod oportuit eum ut satisfaceret pro predicto comite. Ipse reversus petit a comite quod solveret pro ipso. Queritur utrum possit cum effectu.
Videtur quod sic; dicit lex quod si habeam colonum in predio meo et propter inimicitias suas combusta fuit domus mea ... In contrarium videtur quod comes nullo modo teneatur restituere isti militia, quia si comes esset presens in Lumbardia ubi captus fuit iste miles non teneatur respondere ...
Solutio. Miles non habet actionem contra comitem, quia[3] cum habeat actionem contra alium videlised contra mercatores qui ipsum vi detinuerunt sicut probatum est; et ad hoc facit ff[4] de cauptionibus[5]* l. ii in fine et ff de eo per quem factum fuerit l. ultima (Dig. 2.10.3)[6].
<2> Constitutum fuit in civitate Parisiensi propter multitudinem causarum quia officialis non potuit omnes causas terminare nisi quod ipse habeat coadiutores qui possent ferre sententias; constitutum fuit tamen quod illi coadiutores ferrent sententias de consilio magistrorum legentium in Decretis; constitutum tamen fuit quod[7] officialis exequeretur sententias illorum coadiutorum. Non obstante aliquo consilio[8] precedentis statuti sententiaverunt illi coadiutores sine consilio magistrorum, mandant officiali quod exequatur sententias. Queritur utrum sint[9] audiendi.
Videtur quod sic ... /114/ ... In contrarium videtur ...
Solutio. Si sciat iste executor quod late sunt sententie ille non de concilio magistrorum, non tenetur ipsam exequi, intelliguntur enim late contra canones vel constituta, unde non tenetur sicut probatum est ... de eo notatur in primis de matr. contr. contra interd. eccl. c. I et per totum (Comp. I 4.17.1).
<3> Talis erat consuetudo in quadam ecclesia quod canonici absentes tantum percipiebant quantum presentes. Episcopus loci convocatis presentibus qui erant in ecclesia quibusdam absentibus qui erant in scolis statuerunt(!)[10] quod absentes nichil haberent de cetero. Queritur utrum valeat talis constitutio in preiudicium absentium.
Quod sic videtur ... /115/.... In contrarium quod non valeat videtur ... ...
Solutio. Ad evidentiam huius questionis dicendum est quod sicut a maiori parte etc. dicendum est quod refert quando aliquid est commune utrum sit commune pluribus non ut collegiatis sed ut[11] singulis; et in hoc casu quod sit a maiori nichil est, nisi omnes sentiant ... et extra iii de const. Cum omnes et Cum M. Ferrariensis[12] (Comp. III 1.1.1 und 5).
<4> Quidam canonici in ecclesia sua statutum de certo numero canonicorum habendo fecerunt et iuraverunt quod nullum ultra numerum reciperent. Postea receperunt Titium quendam bonum clericum protestantes quod a suo proposito vel statuto non recederent sed illud servare volebant. Deinde episcopus vult pro utilitate quod alium recipiant ultra numerum statutum. Ipsi excipiunt de numero statuto et iurato. Queritur utrum possint recipere.
Videtur quod ressipi non debet quia ipsi iuraverunt quod nullum reciperent ultra numerum statutum ... In contrarium videtur ... /116/
Solutio. Ad hoc dicendum est quod non debent eum in canonicum nec in fratrem resipere quia liced protestationi renuntiassent semel venendo contra, non tamen potuerunt ei renuntiare cum fuerit iuramento firmata. Decretales que dicunt quod unico actu renuntiatur constitutioni non locuntur in constitutionibus[13] firmatis iuramento. Ipsi enim nec facto suo nec dicto possunt renuntiare illi constitutioni quia non possunt venire contra iuramentum suum sine dispensatione superioris ut allegatum est supra.
<5> Talis est consuetudo in quadam ecclesia vel iuramento firmata ut nullus esset canonicus nisi de legitimo matrimonio esset natus. Erat etiam consuetudo quod quisque esset abbas cuiusdam[14] monosterii(!) illius civitatis, esset canonicus[15] illius ecclesie. Quidam de non legitimo matrimonio natus electus fuit in canonicum illius monosterii(!) et dispensatum fuit cum eo ut esset abbas; vult esse canonicus. Queritur utrum possit.
Quod repelli non debeat sed admitti videtur ... Contra: quod non debeat esse canonicus videtur ... /117/ ...
Solutio. Distingendum est utrum esse canonicus sit de substantia illius prelationis vel unus potest esse sine <?>[16]. Si sit de substantia, non est necesse iterum dispensare; alioquin necessaria est dispensatio specialis[17].
<6> Commune cuiusdam civitatis statuit quod vinum quod vendi consuevit ad viii venderetur pro x et vinum quod consuevit vendi pro x venderetur pro xii; illi iiiior denarii cederentur[18] ad debita civitatis persolvenda. Clerici vendunt vinum suum; totum precium volunt retinere et nichil ad debita civitatis persolvenda tradere. Queritur quid iuris.
Quod clerici possunt contradicere primo videtur ... In contrarium videtur ... /118/ ...
Iterum soluto matrimonio solvi mulieri et dos debet. Si tamen ei nichil noceat et alii possunt, eam alteri promittere tenetur, ff de absoluto matrimonio lege secunda (Dig. 24.3.2), ff de aqua cotidiana et esti. l. i § Illud (Dig. 43.20.16).[19]
<7> Clam quidam obligatus[20] est statuere denarios ad anniversarium cuiusdam. Statuit quod quedam predia inutilia darentur in emphitesim pro pensione illa solvenda in die anniversarii eiusdem sub certa pena; nichilominus rato manente contractu emphiteta solvi[21] possunt. Interdum decessit duobus heredibus relictis quorum unus bene solvit, alius cessavit per biennium absolutione, tertio anno pensionem duorum annorum precedentium et illius anni amministratori ecclesie persolvit. Ecclesia hoc persipiens(!) vult utrumque heredem repellere et agere in penam ad solidum. Queritur utrum possit.
Et videtur quod sic ... Contra. Videtur ad instar eius quod dicit lex ... /119/ ...
<Solutio>. His rationibus videtur quod ecclesia non est audienda quod verum. Nec obstant varia contraria quia omnia faciunt ad hoc quod pena sit commissa et hoc verum est de rigore iuris et sicut commissa fuit contra testatorem ita contra heredes. ... Si enim semper subveniretur ecclesie quicumque prelatus deciperetur et in modicis dampnis ecclesia numquam inveniret cum quo contraheret ad instar minoris qui in omni dampno restituitur. Nam si hoc esset non inveniret cum quo contraheret et sic commercium quodammodo minori interdiceretur ut ff de minoribus Quod si minor[22] § Non semper (Dig. 4.4.24 § 1).
<8> Consuetudo erat in Francia quod uxor debet habere medietatem mobilium mariti si maritus premoriatur. Accidit itaque quod quedam mulier fecit pactum cum viro suo ut esset contenta tertia parte mobilium et iuravit quod non peteret plus. Exinde confectum est instrumentum sigillo decani Parisiensis sigillatum et in eo subscripserunt plures testes. Modo vult venire contra et repetere medietatem mobilium. Queritur utrum possit.
Videtur quod potest ... Contra videtur ...
Solutio. Credo quod ista mulier debet servare conventionem in rem[23] ex quo iuravit per illam decretalem extra iii de iureiur[24] c. i (Comp. III 2.15.1). Nec obstat quod obicitur de renuntiatione sive de repudiatione ... Et opinio Martini et Innocentii[25] concurrunt quia valet iuramentum super re dotali non petenda prestitum ut extra iiii de iureiur. Cum contingat; et si vis plus habundare in allegationibus recurre ad decretalem illam extra iii de despons. impub.[26] Ad dissolvendum (Comp. III 4.2.1); ibi invenies de repudiatione[27] et renuntiatione.
<9> Quedam prebenda est collata cuidam scolari ab episcopo Parisiensi in quo loco consuetudo erat quia nullus haberet fructus prebende sue sine residentia. Ille[28] ignorans[29] talem consuetudinem illam iuravit observare. Modo queritur utrum non obstante tali iuramento vel consuetudine posset fructus petere.
Et videtur quod sic quia non cogitaverat de talli consuetudine ... In contrarium probatur ...
<Solutio> Ad hoc potest dici quod quamvis constitutio Innocentii predicta[30] videtur illum adiuvare quia non obstante consuetudine etc. Quia vero loquitur de iuramento quamvis papa credat quod quilibet habens prebendam debeat iurare, tamen ex quo iuravit dico quod non potest petere sine arbitrio sicut papa dixit non obstante consuetudine etc. Si vellet dixisset non obstante iuramento. Sed non est verisimile quia velit aliquem venire contra iuramentum suum, extra iii de rescr. Constitutus (Comp. III 1.2.9).
<10> Rex Francorum per longissimum tempus exigit a clerisis(!) Pariciensibus(!) sicut a laysis(!) exactiones quia illi tenebantur cum propriis equis annonam suam in horrea sua venire.[31] Istud modo nolunt[32] reddere. Rex allegat consuetudinem que a temporis[33] recordatione fuit servata. Quero utrum sit rex audiendus.
Dicitur quod sic ... In contrarium probatur ... /120/ ...
Solutio. Ad hoc dicunt quod talis consuetudo non valet quia tale(!) sit inaudita quod non sit inter sordida munera computata, C. de sacrosanctis eccl. l. Ad instructiones[34] (Cod. 1.2.7); ut dico lex illa calliditatem continet potius quam servitutem[35] aliquam. Unde enim sit fintus(!) quedam quam petit rex a clericis et contra ius, in hoc non potest habere bonam fidem nec ab aliquo potuit haberi. Unde talis consuetudo non potuit prescribi quia non potest valere ut ius nec tamquam lex. Si esset constituta in clericos a layco, per illam legem Hoc videtur* (vgl. Dig. 50.17.29) diuturnitas temporis non potest eam convalecere(!).
<11> Quidam miles de consuetudine habuit ius faciendi nundinas in terra cuiusdam abbatis die certo et semel in anno. Die qua debuit facere nundinas festum cadit purificationis beate Virginis. Episcopus loci excommunicavit omnes venientes die illa ad nundinas et ita amissit ille nobilis nundinas die illa. In crastino vult facere nundinas.
Videtur quod abbas non potest prohibere ipsum ... Contra videtur quod non potest facere ibi nundinas invito abbate ...
Solutio: respondeatis ad istam questionem prout distinguit lex quia multum refert[36] utrum servitus imponitur luminibus que nunc sunt vel simpliciter; si illis que nunc sunt, de futuris luminibus non intelligitur servitus imposita[37]. A simili potes dicere si iste debuit facere nundinas die certo, in aliis diebus facere non poterit, si simpliciter poterit in alio die. Legem que ita distinguit[38] habes ff de servitutibus urbanorum[39] prediorum in illa lege Si servitus (Dig. 8.2.23).
<a>[40] Quare dicit lex quod pupillus auctoritate tutoris interveniente obligatur, Inst.[41] de inutil. stipul. § Pupillus[42] (Inst. 1.3.19.9), patris vero auctoritate interveniente non obligatur. Que est ratio diversitatis, Inst. e. t. § Sed parentis[43] (l.c. § 10 finis).
<b> Quare dicit lex quod si nuntiam alicui alienam pecuniam ut meam et recepi fideiussorem nulla est fideiussio. Sed ponamus quod pecunia fiat mea ... Solutio: fideiussio est accessio principalis debiti ... bene facit lex que dicit quod eadem est obligatio rei et fideiussoris, ff de actionibus et obligationibus i § Sed aut[44] (Dig. 44.7.1.8).
<c> Quare dicit lex quod libertus non potest vocare patronum in ius, etiam si tutor potest vocare vel curator ut ff de in ius voc. Eum qui (Dig. 2.4.24?) in fine legis, libertus vero si fuerit tutor, potest vocare patronum in ius bene[45] ut ff e. t. Quesitum (Dig. 2.4.16).
..<12>[46] Quidam impetravit litteras a papa ad iudices delegatos decanum et cantorem et R. canonicos Parisienses. Multi erant canonisi(!) qui hoc nomine R. vocabantur. Citatus reus non vult respondere per litteras dicens quod huiusmodi littere non valent cum tertius iudex sit incertus. Queritur utrum teneatur respondere ...
Primo videtur quod sic quia verba sunt interpretanda potius ut res valeat quam pereat[47]... Contra videtur quod littere non valeant ... /121/ ...
Solutio: Dico quod huiusmodi littere valeant et ille debet esse iudex quem actor primo elegerit sicut contingit in lege. Pluribus enim procuratoribus datis ille erit procurator qui primo adierit procurationem ut ff de procuratoribus l. Pluribus (Dig. 3.3.32) ... Hoc fuit introductum in favorem heredis ne heres ledatur in dubio solvendo legatum; hic autem[48] nulla erit lesio rei si cogatur iuri parere.
<13> Queritur de illa generalitate que in litteris apponi consuevit scilicet super quibus re et rebus aliis utrum de iniuriis post litterarum impetrationem emergentibus possit aliquis conveniri per generalitatem ...
Et primo videtur quod sic ... Contra videtur quod non possit agere; dicit enim lex ...
Solutio: distinguo utrum iniurie postea emergentes tangunt causam principalem aut non; si non, non potest super iniuriis postea irrogatis adversarium convenire rationibus ultimo assignatis. Si vero tangunt quia non permittit reus actori propter suam potentiam causam suam prosequi, tunc iudex delegatus ex officio suo potius quam auctoritate rescripti poterit de tali iniuria cognoscere ut extra I de off. iud. del. c. v (Comp. I 1.21.5).
<14> Postea fuit quessitum in hunc modum. Aliquis impetravit litteras. Reus dicit quod non teneretur illis respondere quia per falsi suggestionem et veri suppressionem sint impetrate. Queritur cui incumbit probatio.
Videtur quod actori quia dicit lex ... In contrarium videtur quod reo incumbit probatio ...
Solutio: ergo dico quod istud est verum regulariter quod reo, qui excipit contra rescriptum suum, incumbit probatio potius quam actori. Contaria vero inducta intelligo quando aliqua presumptio est contra rescriptum, ut puta[49] si fuerit rasum[50] cancellatum vel ammissum; et in hoc casu incumbit probatio actori et non reo et sic loquitur lex illa C. de fide instr. lege ultima (Cod. 4.21. 22).
<15> Titius et Seius accesserunt ad curiam Romanam ut impetrarent litteras a domino papa; et Titius erat excommunicatus coram iudicibus. Obicitur litteras non valere pro eo quod sunt ab excommunicato impetrate. Modo queritur utrum debeant valere pro illo qui non erat excommunicatus.
Et videtur quod non valeant ... Contra videtur; nam dicit Deus quod peccata teneant suos auctores[51] ... /122/ ...
Solutio: Mihi sine preiudicio melioris sententie videtur quod iste qui cum excommunicato litteras impetravit, si hoc facit dolo vel fraude, ei non prosint et debet carere commodo litterarum; si[52] non, littere quo ad ipsum debent valere ut superius allegatum est.
<16> Quidam impetravit litteras a domino papa ad episcopum Parisiensem ut sibi conferret primam vacaturam in diosesi(!) Parisiensi. Ita fuit postea quod quidam qui habuit duas prebendas mortus(!) est, alteram habebat maiorem alteram minorem. Iste petit quod sibi detur maior prebenda. Queritur an sit audiendus an non.
Dicitur quod sic tali ratione ... /123/ ...
In contrarium probatur quod minor prebenda debeat dari isti clerico ...
Solutio: ad hoc posumus dicere ad superius allegatum: inspecta qualitate persone scientia honestate morum et nobilitate debet ei episcopus providere ut si maior sit conferat ei maiorem, si minor conferat ei minorem. ... et secundum merita personarum et laborem dividanda(!) sunt stipendia ut ibi Ius militare (D. 1 c. 10).
<17> Quidam impetravit litteras a papa ad iudices delegatos; fecit reum citari et in ipso citatorio totus tenor autentici continebatur transcriptus a iudicibus delegatis. Reo comparente ad diem assignatum iudices volunt procedere; ipse petiit ut autenticum producatur ut ipsum possit videre et deliberare quia per illud iudices habent iurisdictionem. Actor vero dicit quod reus in citatorio habuit tenorem autentici et quod amisit paratus est iurare. Reus vero dicit quod non debet procedere nisi prius videat id originale ex facto. Queritur quid iuris sit.
Et quod in hoc casu sufficiat exemplare multis rationibus videtur ... /124/ ... In contrarium videtur quod ex quo non producitur ipsum instrumentum, non est aliquo modo exemplificandum. Nam dicit lex ...
Solutio. Distinguendum est utrum instrumentum transcriptum sit auctoritate[53] iudicis vel non. In primo enim casu stetur exemplari, in secundo non ... quod vero obicitur quod debet sufficere pro bono amissionis instrumenti non obstat quod lex illa Si ad post* in casu speciali loquitur et est ratio specialitatis odium furis; aliter enim rationaliter optinet contrarium, in iii de privileg. Cum[54] olim (Comp. III 5.16.2).
<18> Questio talis est. Titius destinavit procuratorem suum ad curiam Romanam ad impetrandum et contradicendum contra adversarium suum Sempronium; et contigit quod iste procurator invenit Sempronium in curia qui volebat impetrare litteras contra Titium. Et cum iste Sempronius esset excommunicatus impetravit rescriptum de consensu procuratoris qui sciebat ipsum excommunicatum. Verum cum sperabat quod, quamvis non proponeret exceptionem excommunicationis contra Sempronium qui impetrabat, credebat tamen quod posset proponere coram delegatis[55]. Reversus ad propria vult Sempronius uti litteris impetratis. Obicit Titius: Frater agere non potes quia tempore impetrationis excommunicatus eras. Replicabat impetrans: Bene exciperes nisi de consensu procuratoris cui ego existens excommunicatus impetrassem[56].
Primo queritur utrum Titio domino competebat ista exceptio. Et primo videtur esse probandum quod sibi competet ... Contra videtur esse dicendum quod iste dominus excommunicationem a procuratore suo omissam non possit proponere. /125/ Dicit enim lex ... extra iiii de off. iud. ord. dec. i (Comp. IV 1.12.1), dic ut ibi
In ista questione sine preiudicio melioris sententie dicere potestis[57], quia factum istius procuratoris iuri puplico, quod est ut exommunicati debeant evitari, renuntiari in preiudicium domini sui non potuit, sicut et ego video quod voluntas testoris(!) ius puplicum non remittat ut ff de aministratione tut. l. Quidam decendens(!: Dig. 26.7.5.7); ff de bonis liberatorum(!) l. Cum dona*[58]; et hoc dico maxime factum procuratoris non nocere domino.
Item de hoc quod secundo loco fuit quesitum, utrum isti iudices per tales litteras ab excommunicato impetratas dati posint impetrantem in expensis condempnare ad instanciam excipientis lata interlocutoria quod littere non valebunt.
Primo videtur quod non ... Contra: constat quod victus[59] victori in expensis condepnandus est ...
In ista questione dicere potestis quod hodie non est[60] questio quia60 determinatur hodie quod iudex appellationis debet remittere appellantem ad eum a quo appellaverit et condempnare eum in expensis ut extra iiii de appell. Ut debitus honor (Comp. IV 2.12.3).
<19>[61] Aliquis impetravit litteras contra adversarium suum ad archidiaconum Parisiensem non expresso nomine. Plures erant archidiaconi Parisienses. Volebat actor quod alter de causa conoseret(!); reus nollebat(!) quod alius dicat[62] quod de ipso papa senterat(!). Queritur quis debeat esse iudex.
Dicitur quod neuter debeat esse iudex ... Contra quod autem ille debeat esse iudex quam(!) actor elegit videtur ...
Solutio: quod reus possit eligere videtur quod favoraliores(!) est rei quam actores(!), ff de reg. iuris Favorabiliores (Dig. 50.17.125). Item dicit /126/ canon quod non debent esse iudices nisi quos ipse qui impetitur elegerit, xi q. i Iudices (C.11 q.1 c.4). Item dicit lex quod observandum est, ne is detur iudex quem altera pars nominatim petit; unde non debet dari que(!) actor elegit, ff de iudiciis Observandum (Dig. 5.1.47). Distingitur(!) an iudex motu proprio dedit, an ad petitionem partis; si proprio motu, concedendus est propter extra i de off. iud. del. Sane (Comp. I 1.21.3) cum suis concordanciis; si ad petitionem actoris, ille erit iudex de quo sensit(!) per decretalem, extra iiii de off. deleg. Super litteris*. Ad contraria dicitur ... et periculosum est metiri ex persona rei quia semper negat ne posset conveniri, ff de iud. Solemus (Dig. 5.1.61); ideo pro actore interpretandum est.
<20> Titius impetravit litteras contra Seyum a papa; convenit eum coram iudice; edita actione vult omnino desistere. Seius vult Titium reconvenire per litteras impetratas ab ipso Titio. Queritur utrum possit.
Quod[63] possit eum reconvenire Seius et quod Titius respondere[64] teneatur videtur ... Quot(!) autem Seyus eum reconvenire non possit et quod Titius non teneatur respondere videtur per decretalem ..
/127/ ... Solutio: videtur quod locum habet reconventio; nec obstat quod reconventio sit(!) post litem contestatam quia etiam ante fieri potest; nec obstant leges Quam ius et Amplius*, quod pene sunt odiose; reconventio non est pena, immo ius debet ampliari, de pe. di. i Pene (De pen. dist I c. 18), ff de liberis et postumis Cum quidam (Dig. 28.2.19); nec obstat Quod favore (Cod. 1.14.6), quia in eius lesione non torquetur; ubi enim habet exceptionem vel contra iudicem vel contra principalem, potest eam proponere.
<21> Questio talis est. Quidam impetravit litteras ad iudices delegatos. Convenit adversarium super uno tantum articulo cum super pluribus causa fuisset commissa. Postquam iudices de uno articulo cognovissent, mortus(!) est ille qui causam delegavit antequam de aliis articulis iudices cognosscerent. Modo queritur utrum post mortem delegantis[65] possent cognosere(!).
Quod videtur quia sufficit quod de parte cognosscerent; dicit enim decretalis cum appellatio ad totum refferatur ut extra ii de appell. Secundo requiris (Comp. II 2.19.16); sic videtur hic ... [66] Sic et hic videtur esse dicendum quod iste qui unum articulum in iudicio deduxit totum deduxisse videtur. Contra videtur esse dicendum. Nam dicit decretalis quod prescriptio potest fieri circa plura ... /128/
In questione ista sine preiudicio melioris sententie videtur esse caute distingendum utrum coniucti(!) sunt articuli vel divisi. Dicunt enim[67] quidam, si coniucti(!) sunt articuli, possunt de illis cognossere, maxime[68] cum non fuerit68 alio modo de istis articulis actum et ista(!) non habuerunt exercitium nec de cetero habere poterunt; unde mors condictiones prevenerit delegantis.
<22> Aliquis impetravit litteras ad iudices delegatos. Fecit excommunicari adversarium suum sciens causam quam habebat adversus eum esse feodalem vel iudices suspectos; reus citatus non comparuit, excommunicatur, post absolvitur in forma ecclesie; die assignata comparet[69] ad parendum iuri; actor petit expensas; reus excipit iudices nullam habere iurisdictionem quia feodalis est causa. Queritur utrum iudices possunt eum condempnare in expensis antequam admittant probationes super exceptione propossita. Quod eum condempnare non possint, sed probationes super exceptione audire debeant videtur ... /129/ ... Quod ad expensas condempnari possit non obstante exceptione proposita videtur ... Solutio: videtur quod ad expensas debeat condempnari et contrarium habeas pro solutione.
<23> Quidam cum non esset spoliatus impetravit litteras restitutionis ac si spoliatus esset. Rediens a curia invenit se spoliatum sicut fuerat suspicatus. Vult per istas litteras spoliatorem convenire. Queritur an potest.
Et videtur quod potest quia si aliquis litteras impetravit sub hac forma: causam audiatis et infra xxx dies sine cause cognitione terminetis, isti xxx dies a tempore preseptationis(!) litterarum computantur et non a tempore impetrationis ut extra i[70] de appell. Super eo (Comp. I 2.20.34) ... Contra quod iste littere non debent valere quia tale falsum hic fuit sugestum quod tempus[71] esset expressum ...
Solutio: dicunt quidam quod si adversarius impetentis aut impetrantis[72] minabatur spoliationem valent littere, et pro se introducunt quod legitur in i de appell. Consuluit (cf. Comp. I 2.20,16, 18, 27); alii dicunt auod si impetraverint litteras super alia causa adiecta ista clausula ‘quibusdam aliis’ etc., per generalem clausulam potest conveniri spoliator liced(!) tempore impetrationis non fuit spoliatus. Michi videtur quod non sic, nec sic potest conveniri quia littere non valent ut dicit illa decretalis in iii Super litteris (Comp. III 1.2.10) ... Ad illas leges pro parte contraria sic respondeo quia intelligo eas loqui quando iudex ordinarius de causa cognoscit; secus est in casu nostro ex quo peccatum est in iurisdictione commissa.
<24> Quidam erat concorditer in episcopum electus et postea consecratus et erat in pacifica possessione; quasdam prebendas et quedam beneficia contulit. Postmodo accusatur de symonia commissa antequam episcopatum esset adeptus; convenitur, per sententiam deponitur; sucessor eius beneficia ab eo collata vult revocare ab illis quibus collata sunt. Queritur utrum possit.
Et quod possit, potest probari. Nam dicit canon quod si quis ordinatus fuerit a symoniaco non symoniace ignorans illum symoniacum esse qui eum ordinavit, ex dispensatione talis tolleratur in suo ordine ministrare ... /130/ ... In contrarium videtur quod cum ille episcopus tempore quo tulit beneficia pro episcopo habebatur quod[73] ea que tunc temporis ab eo facta sunt valere debent sicut alias dicitur quod si ille qui consignificavit(!) testamentum tempore consignationis, habebatur73 pro libero ...
Solutio: Distingitur inter symoniacum in ordine et symoniacum in beneficio, quia symoniacus in ordine habet caracterem vitiossum, unde etiam peracta penitentia sine dispensatione superioris celebrare non potest quia furtivus est ordo quem habet ... Si autem symoniacus in beneficio, distingitur si sit occultus aut notorius; si sit notorius, est suspensus quantum ad se et quantum ad alios ut xxxii § Verum (D.32 c.6 § 1). Si est occultus, tunc est suspensus quantum ad se tantum et non quantum ad alios sicut quilibet existens in mortali peccato, i q. i Sacerdotes (C.1 q.1 c.90). Unde dicendum est quod cum[74] episcopus ille non est symoniacus notorius nec symoniacus in ordine, valent ea que ab eo facta sunt quamdiu tolleratur ... quod secundum quod erat in textu[75] publice erat excommunicatus quod non erat in isto episcopo.
<25> Quessitum est de electione hoc modo. Ad cuius evidentiam videndum est quid sit eligere et quis debeat eligere, quis electionem debeat confirmare, an electio semel facta possit irritari, quid potestatis consequatur electus. Electio est alicuius persone ad dignitatem vel ad societatem canonice facta vocatio ... /131/ ... tamen facultatem a rebus ecclesie ad quem(!) est electus disponendi[76] non habet, nisi fuerit confirmatus ut in i e. t. Nosti (Comp. I 1.4.18), excepto papa et quibusdam archiepiscopis transmontaneis(!) ut notatur xxiii d. c. I (D. 23 c. 1).
Hiis prelibatis accedamus ad tema. Vacante quadam prebenda cui dignitas erat annexa in ecclesia beate Marie, episcopus cuius est electio instituendorum in prebendis, potestatem ea vice eligendi contulit Titio. Qui quendam scolarem reversum a civitate Bononiensi iactantem se quod bene Bononie studuerat, credens ipsum esse utilem et necessarium ecclesie cum in veritate esset insufficiens, elegit et nomine episcopi sicut moris erat presentavit qui a capitulo statim est institutus. Modo comperata veritate quod insufficiens erat, vult episcopus ipsum removere. Queritur an possit.
Et videtur quod sic quia ob causam fuit electio scilicet propter scientiam quam se scire iactabit; sed insufficiens est; unde causa non sequta(!) potest a dignitate removeri ... Item video quod si aliquis ab imperatore testamenti factionem impetraverit, intelligitur imperator de tali testamento concessisse quod iuri communi consonet ... Item videtur quod iste scolaris puniri debeat propter suum mendacium ... Item videtur quod iste scolaris conveniri debeat de dolo ... Contra: episcopus ipsum elegit liced(!) non per se tamen per alium scilicet Titium electorem, quia id quod ab illis factum est quibus faciendi potestatem impertimur, a nobis factum esse intelligitur ut in i de sent. excom. Mulieres (Comp. I 5.34.7) cum suis concordantiis; unde contra factum suum venire non potest ...
/132/ Solutio: dico quod ad instantiam episcopi iste non est destituendus ut apparet ex legibus iam primo allegatis scilicet Si repetendi (Cod. 4.6.7)et Si maiores (Cod. 2.4.25) et maxime ea ratione quia[77] hic excecuta(!) est institutio; et ita non obstabunt contraria iura, quoniam aliut est in contractibus ubi tantum[78] factum duorum consideratur contrahentium, quod in presenti casu ubi non solum factum contrahentium scilicet electoris et electi, sed etiam factum instituentis quia debet esse maxime auctoritatis consideratur ut[79] Institut. de fideiuss. in fine (Inst. 3.20.8). Credo tamen si ecclesia senciat se esse lesam, extraordinarium[80] auxilium beneficium restitutionis in integrum implorare[81] poterit ut probatur in contrariis allegationibus..
<26> Pone retento eodem temate quod iste scolaris timens, ne a capitulo admitteretur, sponte renuntiavit electioni de se facte. Iste Titius tractat de alio eligendo. Episcopus vult alium eligere. Queritur quis eorum eligere debet.
Et videtur quod Titius, quia licet delegatus iudex semel demandaverat sententiam suam executioni; si ei non fuerit obbeditum iterum demandare poterit ... Contra: iste Titius semel functus est officio suo; ergo expirat eius officium, quia iudex semel sive bene sive male functus officio suo contra iudicare non poterit nec etiam sententiam suam corrigere ... /133/ ...
Solutio: Videamus quid actum est ab initio inter episcopum et Titium et illud servetur, ff si certum pet. l. Cum quid (Dig. 12.1.3); si autem non liqueat et hoc distinge: aut iste Titius ingerat se secunde electioni, quo casu iterum non elegit quia suspectus videtur, ff de procurat. Que omnia (Dig. 3.3.25), aut invitatus est forte a capitulo episcopo non contradicente; quo casu dico ipsum ex bono et equo iterum posse eligere, arg. ff de conditionibus in testam.[82] Hec conditio (Dig.35.1.10) et ad hoc faciunt iura in contrarium allegata.
<27>[83] Vacante quadam ecclesia pastore dum canonici tractarent de electione et non possent convenire, dederunt uni, Titio ponamus, potestatem eligendi, qui mirum(!) ydoneum elegit et ille nollet recipere; vult eligere alium. Queritur utrum possit.
Et videtur primo quod sic quia cum data est quibusdam potestas cognocendi(!) de causa, si in totum data sit potestas, non habeat(!) potestatem revocandi illi qui dederunt ut extra iii de off. iud. del. Super questionum (Comp. III 1.18.6); erit similiter in casu nostro ... In contrarium videtur: dicit lex quod aliquis est functus officio suo sive bene sive male amplius non potest se intromittere, ff de re iudic. l. Iudex (Dig. 42.1.55) ... /134/
Solutio. In hac questione credo sic dicendum esse videliced(!) qui(!) iste qui elegit istum, alium eligere non poterit quia, cum electio fiat ita mutuo consensu eligentium et electi, non dico perfectam esse electionem donec electus consenciat, sicut nec vendicio perfecta esset nisi ex utraque parte consensus inervenisset tam ex parte ementis quam ex parte vendentis; et ad hoc facit illa decretalis extra iii de el. Cum inter dilectos (Comp. III 1.6.6) ... dico quod ibi fit propter delictum suum, sed nullo modo deliquid cum crederet quod electus prebuisset assensum electioni; et propter hoc satis est hec[84] solutio.
Ad cetera alia.[85] Item queritur: Cum pactum tolat(!) naturalem obligationem ut ff de solutionibus l. Sticum § Naturalis (Dig. 46.3.95.4), sententia vero civilem obligationem tollit et non naturalem ut ff de condict. indebit. Iulianus[86] (Dig. 12.6.60), queritur unde est hoc quod sententia tollit civilem et non naturalem, pactum vero tollit naturalem. Ad hoc dicendum est quod pactum fit per consensum contrahentium ...
§[87] Item queritur: ita est quod de pacto iuris habet actionem filia; unde si mater deponat aliquid aput aliquem dicendo si non reddiero de nundinis quod hoc depossitum sit filie mee, unde habet filia actionem ff depositi penultima venia ex pacto versus fine*[88] ... et etiam cum in depossito non admittatur compensatio ut C. de compens. l. ult. (Cod. 4.31.14).
<28> Canonici monesterii(!) sancti[89] Germani iuramento interpossito promisserunt cuidam canonico de suis canonicis, quod quotienscumque abbas eorum moriretur quod ipsum eligerent et quod omnia iura monesterii ad ipsum devolverentur. Interim canonicus ille fuit electus in abbatem sancti Victoris. Postmodum accidit quod abbas monesterii(!) Sancti Germani mortuus fuit; alium elegerant illi canonici illo canonico non vocato et qui potuit commode vocari. Queritur que electio debeat preferri. Respondens dicebat quod secunda electio non valebat, sibi improbatur in hunc modum: et primo per decretalem extra iiii Bone de testib.[90] ... Contrarium per legem ff de exercitoria accione l. i § Si plures (Dig. 14.1.1.13) ubi dicitur quod si plures sunt in una navi(!) et aliquis cum uno conquereret dicit lex quod bene valet contractus ... quia dicit lex quod illa promissio dirisoria erat cum in tenpore(!) testamenti multa habuit, de iure dare posset.[91]
<29> Mortuo episcopo Parisiensi canonici tractantes de electione eius successoris[92] aspirabant ad electionem decani. Unus contradicebat dicens decanum esse criminosum et paratus erat probare incontinenti. Nihilominus elegerunt et etiam fuit ipse electus a metropolitano confirmatus[93]. Queritur utrum valet electio
Quod valeat videtur: electio propter istius contradictionem non debet mutari; dicit enim lex quod ego mandavi procuratori ut venderet predium meum ... In contrarium videtur quod non valet electio, immo offendit; dicit enim lex quod si ego nolui vendere peccuniam meam in fraudem creditoris ...
/135/ ... Solutio: dico quod si hoc quod fuit obiectum contra ipsum fuerit probatum, non valebit eius electio, sed penitus est irritanda; et hoc probatur per decretalem que dicit quod si obiciatur alicui quod laborat morbo epilentico(!) et nichilominus electus fuit, dicit papa quod si apparuerit eum illo morbo laborare eius electio irritetur, alioquin confirmetur ut extra iii de[94] elect. Cum94inter dilectos (Comp. III 1.6.6).
<30> Quidam canonici elegerunt quendam in episcopum uno canonico absente et non vocato sed contempto. Postmodum credentes se male elegisse alia vice eligerunt duos nominando[95], uno canonico non vocato[96] sed contempto. Ille canonicus sic contemptus ad capitulum rediens nominationem factam de uno approbat et quantum ad illum repputat se fuisse presentem; alterius nominationem reprobat et quantum ad illum dicit se fuisse contemptum. Hic queruntur duo. Primum est an potuit attemptari secunda electio prima non cassata.
Videtur[97] quod sic97. Nam si a minori parte vel ab excommunicatis celebretur electio, procedi potest ad secundam non obstante prima electione, extra i de appell. Constitutis (Comp. I 2.20.37) ... In contrarium videtur quod non valet secunda electio; prima enim non cassata non debet attemptari secunda, extra i de elect. Consideravimus (Comp. I 1.4.22) et extra iii e. t. Auditis (Comp. III 1.6.14) et extra iiii de el. Bone memorie (Comp. IV 1.3.2) ...
Item solutio: In ista prima questionis parte dico quod quando certum et evidens est quod ipso iure nulla est prima electio, attemptari potest[98] secunda prima non cassata sicut in illa decretali Constituas(!). Si autem dubium est aliquod an valeat prima electio vel non, supersedendum est in secunda.Sed cum quis est contemptus, si postmodum approbet quod factum est electio, alia est infirmanda per ipsum superiorem non ipso iure infirmata ut in decretali Quod sicut (Comp III 1.6.13) circa medium. ...
Item in alia questione videtur quod possit dicere se contemptum quoad unum et quoad alium non contemptum liced illa electio sit una ... In contrarium videtur: cum enim dicat se absentem et presentem extant[99] contraria; unde tamquam sibi contrarius non est audiendus ...
/136/ ... Solutio[100]: in ista parte questionis dicendum est quod alteram electionem ratificare non potest et alteram impugnare, etiam si eodem tempore celebrata esset electio de duobus et a diversis. Dicere enim se presentem quantum ad unum cum hoc quod dicit se contemptum quo ad illum, non est dicere simpliciter se presentem, sicut habere maiorem partem respectu minorum partium non est simpliciter habere maiorem partem ut extra v de elect. Ecclesia (Comp. V 1.5.6) ... Item non obstat quod ille competit quia ibi fit una diversitas[101] servitutis et libertatis[102]; sed electio de qua agitur unica debet esse et singularis.
<31> Quidam canonici ecclesia vacante significaverunt decano illius ecclesie qui erat absens ut ad faciendam electionem episcopi accederet. Ipse excussavit se per litteras mandans se pro rato habiturum quidquid ipsi pro eligendo episcopo facerent. Antequam littere decani ad capitulum pervenissent elegerunt canonici personam ydoneam. Postea hoc audiens decanus voluit illam electionem irritare.[103] Hic duo queruntur: prima(!) an decanus huiusmodi officium aliis delegare possit; secundo utrum talis electio facta valet. Quod non possit delegare sic probatur: electioni interesse merum[104] huius decani est, quod decanus capitularis dignitatis est; sed ius suum merum non potuit delegare aut in alium transferre ... Contra: inprimis videtur quod decanus hoc officium alii possit delegare, capitulum potest officium eligendi demandare etiam extranee persone ut extra i[105] de electionibus Sepius (Comp. I 1.4.10) ... Unde si papa commissit causam alicuius episcopo Parisien. adversarius Romam adiens revocatorialem impetrat, si Parisius dederit sententiam antequam secundas litteras reciperet tenet sententia ... Solutio: forte de rigore iuris posset talis electio irritari, secundum equitatem tamen canonici possunt.[106]
Sententia tenenda[107] est nisi in duobus casibus, scilicet cum est post appellationem lata et cum continet intollerabilem errorem, extra iii de sent. excom. Per tuas (Comp. III 5.21.14); tertium casum apponunt quidam cum pro indebitis exactionibus quis excommunicatur ut extra ii[108] de excess. prel. Cum ad quorundam (Comp. II 5.13.3)
/137/<32> Quidam iudices delegati a papa subdelegaverunt totam causam quibusdam iudicibus subdelegatis nihil sibi servantes. Iudices subdelegati arbitros recipere noluerunt, sed dicebant quod deliberarent; pendente deliberatione cum subdelegati parati essent procedere in negotio, delegati ad se causam voluerunt revocare. Queritur utrum possint.
Quod non possunt sic videtur: dicit decretalis de canonicis Tolosanis qui potestatem eligendi contulerunt in quosdam canonicos; et cum illi canonici non possent concordare et ad hoc deliberarent, voluit capitulum ad se revocare potestatem et dicitur quod non potest quasi re non existente integra, extra iii de elect. In causis (Comp. III 1.6.15) ...
In contrarium videtur posse probari hac ratione quia re existente integra potest revocari mandatum ...
Solutio: dico quod re adhuc integra existente possunt isti iudices delegati causam ad se revocare quia tacite videtur inesse condictio, videlicet si subdelegati reciperent; nec credo quod antequam subdelegati reciperint, illi iurisdictionem amittant; nec obstat lex illa ff de acquirenda poss. Quod in eo (Dig. 41.2.18?) § Si furioso* et illa de acquir. pos. l. i § Si vir (Dig. 41.2.4) quia non est simile de iurisdictione et de possessione ... quia leges ille intelliguntur cum determinatione, scilicet si procurator litem contestatus est vel recepit partem debiti vel denuntiavit debitori nec solveret; alias enim prefertur dominus ut probatum est, C. de nova l. iii (Cod. 8.41.3).
<33> Papa causam arduam que erat inter Remensem archiepiscopum et Laudensem episcopum delegavit cantori et cancellario Parisiensi habito recursu ad eorum scientiam et discressionem non expressis nominibus propriis sed nominibus dignitatum. Sed antequam littere(!) reciperent, mortuo cancellario substitutus[109] est alius non iure peritus. Queritur utrum debeat cognoscere.
Quod[110] tenetur de causa cognoscere videtur: sicut enim Titius debita patris, ita successor debita predecessoris, que in utilitatem probantur esse conversa, solvere[111] tenetur, extra i de sol. c. i (Comp. I 3.19 un.) ... /138/ ... Contra: quod successor cognoscere non debeat videtur: causa delegata fuit iudici ante cognitionem cause; morte mandatoris expirat mandatum, ergo consimili(!) et hic[112], extra i de off. del. Gratum et Relatum (Comp. I 1.21.22 und 23) ...
Solutio questionis illius: aliter distinge(!) de subdito[113] utrum sit omnino iuris ignarus vel sufficientis scientie quamvis non tam eminentis[114], sicut etiam electio distingitur, extra iii de elect. Cum nobis[115] (Comp. III 1.6.4)
<34> Pone quod actor fecit citari reum coram iudicibus delegatis; prima die non comparuit; fecit iterum reum citari et non comparuit reus; tandem fuit citatus et non peremptorie; ambo comparent, petit actor expensas prime diei et secunde in quibus reus non comparuit. Queritur utrum possit. Et primo videtur quod sic: reus enim primo fuit citatus a iudice suo coram quo comparere tenebatur; non comparuit ergo contumax fuit ... Istis rationibus videtur quod iste tamquam contumax debet condempnari.
In contrarium videtur: cautum est in iure quod quilibet citari debet tertiis edictis vel uno peremptorio pro omnibus ... cum ergo huiusmodi consuetudo non sit per errorem introducta sed potius iure utatur, sequenda est, extra i de cognatione spirituali Super[116] eo (Comp. I 4.11.3). 117
Solutio: hiis rationibus in contrarium allegatis dicerem istum non esse contumacem, quia habet tale remedium quod tertiis edictis vel uno pro omnibus peremptorio citari debet ut xxiiii q. iii De illicita (C.24 q.3 c.6), ff de iud. Nonnumquam (Dig. 5.1.72). Cum ergo hoc ei de iure spectat, ei affere non possumus nec debemus, maxime cum hoc equitas suadeat et idem foveat consuetudo. Sed quidam alii dicunt quod de rigore iuris talis debet contumax reputari vel(!) male dixerunt. Dico enim quod hoc verum sit quod de rigore iuris talis sit condempnandus; dico quod in hoc casu equitas preferenda est rigori; dicit enim lex quod quamvis equitas non currit cum rigore, equitas rigori preferenda est, C. de iud. l. Placuit (Cod. 3.1.8).[117]
<35> Aliquis citatus est a iudice suo delegato semel et simpliciter non peremptorie; non venit ad iudicem ita citatus; queritur an possit a iudice[118] puniri.
Quod possit primo videtur: citatus est a iudice suo quem constat esse iudicem suum[119]; ergo venire[120] tenetur ... /139/ ... In contrarium videtur esse dicendum quod non debeat puniri iste quia[121] non est contumax quod sic probo: contumax enim est qui tribus edictis vel uno pro omnibus peremptorio non comparet ...
Solutio: Dico quod ille qui ad primam citationem non venit, licet ut contumax puniri non debeat, quia in veritate contumax non est ut dicit lex illa Contumacia (Dig. 42.1.53), puniri tamen alias potest extra[122] ordinem122; quod autem dicitur de illo qui personam occidit quam secundum leges occidere poterit, habet excussationem ut de homicidio tenatur(!), si iste habet excussationem ne tanquam contumax puniatur. Quod autem dicitur quod ordo iuris est ordo edictorum tulendorum[123]; ergo si fuerit ommissus, iudicium non tenet; dum potest(!) quedam esse substantialia, quedam accidentalia; que substantialia sunt si omittuntur iudicium non valet ut litis contestatio, libelli oblatio: ista si omittantur iudicium non valet ut C. de episc. et clericis Generaliter (Auth. Cod. 1.3.25 = Nov. 112.2); accidentalia sunt que si omittantur, iudicium nichilominus valet ut testamenti productio; sine hoc et similibus iudicium nichilominus valet. Item sententia ferri non debet sub condictione; si autem ferratur(!) bene valet; et propter hoc dico substantialia iudicii si omittantur, non valet iudicium; accidentalia vero si omittantur nichilominus valet.
<36> Questio talis. Omnes de collegio sancti Martini erant excommunicati uno excepto[124] et habebatur contra Titium clericum causa coram iudicibus delegatis; et cum iste ad causam pergeret, obviavit Titio clerico adversario suo et collegii[125] predicti; et post multas altercationes de verbis devenerunt ad verbera. Hoc facto consideravit religiosus quod personam standi in iudicio[126] non habebat utpote excommunicatus. Hoc considerato est reversus propter hoc ad claustrum. Titius autem clericus cum monachum verberaret, procuratorem ad iudices delegatos destinavit; qui procurator ut debuit expectavit. Modo est in questione utrum ecclesia[127] isti Titio teneatur ad expensas. Secundo queritur an homnibus de collegio excommunicatis[128] cessantibus agere episcopus possit per se vel per sindicum et iura ecclesie in iudicium deducere. Quod autem quo ad difinitionem istius articuli fieri procedamus, bonum est et equm(!) ut primum articulum explicemus, in quo queritur utrum ecclesia tenetur ad expensas.
Et videtur primo esse dicendum quod tenetur; ex quo enim in ius vocavit Titium et temere, omnia viatica et litis sumptus adversario Titio reddere oportebit, ff de iudiciis l. Eum quem temere (Dig. 5.1.79)[129] ... /140/ ... Contra: dicit enim canon quod lucrum persone in dampnum ecclesie etc. xvi[130] q. vi Si episcopum (C.16 q.6 c.2); alia ratione videtur esse dicendum quod ista ecclesia isti Titio non tenetur ad expensas ...
In hac questione videtur esse dicendum quod in casu isto Titius non poterit expensas petere quia[131] in dolo fuit; sine culpa propria enim crimina et delicta pari compensatione delentur, ff soluto matrim. Viro atque uxore (Dig. 24.3.39).
Explicitus est primus articulus, habeamus recursum ad secundum, in quo queritur utrum episcopus posset ecclesiam istam defendere cum omnes de ecclesia sint excommunicati per suum sindicum vel procuratorem.
Non videtur; isti enim religiossi ut dictum est agere non possunt, quia[132] qui[133] aliter agere non posset[134], in casu isto admitti non[135] debet, cum non sit qui iura ecclesie defendat ... Contra quod isti monachi ex persona ecclesie etsi non ex sua pro ecclesia sunt admittendi; sepe enim video[136] quod aliquis ex sua persona non habet, ex aliena potest habere ...
/141/ .. Sine preiudicio melioris sententie dicere potestis quod dominus episcopus admitti debet, si non sit qui agat et maxime tunc si[137] res137 ecclesie sint periture. Et quod debet admitti dico per legem(!) preallegatas ff de procur. l. Feminas (Dig. 3.3.41) et C. de episc. et cler. Nulli (Cod. 1.3.28) et ff quod cuiuscumque univ. l. i (Dig. 3.4.1).
<37> Questio talis est. Causa vertebatur[138] inter actorem et reum coram iudicibus delegatis et cum actor peteret expensas a reo pro defectu diei,[139] preceperunt iudices reo quod ad diem[140] certum afferret X[141], in quibus condempnatus fuerat actori in expensis et promiserat reus sub pena quod ad diem afferet141. Sed contigit quod actor fuit aliqua de causa[142] excommunicatus ante diem assignatam. Die igitur adveniente reus non venerat ad diem nec pro se misserat; actor autem venit; sed contigit quod iudices ita fuerunt impediti, quod si reus venisset, in causam(!) procedere non potuisset(!) propter impedimentum quod habebat. Actor autem impetrat citationem quod reus iterato citetur et citatus venit; et petit actor a reo expensas quas fecit die preterita ad quam reus non venit. Queritur utrum ad illas teneatur. Secundo queritur utrum reus ad penam teneatur non obstante quod actor interim fuit excommunicatus.
Et primo videtur esse dicendum quod teneatur ex quo ad diem non venit; contumax enim fuit, unde tamquam contumax[143] condempnari debet ... Contra videtur quod iste non tenetur ad expensas quia si iudex venisset[144] ad domicilium eorundem, non compelletur suscipere iudicium; nam talis non videtur esse contumax quia frustratorie dilationis causa non videtur latitare ... /142/[145] In contrarium videtur quod iste reus posset conveniri ad penam non obstante quod obicit quod iste actor sit excommunicatus; nam illi peregrini hereticis Venetis excommunicatis tenebant solvere; denunciantur non teneri etiam si eos communicare oportet ut extra iii de sent. excom. Si vere (Comp. III 5.21.7) ...
In ista questione sine preiudicio melioris sententie videtur esse dicendum quod iste qui non venit ad iudicium tenetur ad expensas nisi cognoverit[146] et certus fuerit quod iudices nullo modo procedere possent. De hoc autem quod querebatur utrum pena sit commissa distingendum est, utrum iste actor incepit agere ad penam antequam esset excommunicatus et tunc dicunt quidam[147] quod bene potest non obstante excommunicatione agere[148] ad penam petendam, argumento eius quod legitur ff de puplicis iudiciis l. Is[149] qui reus149 factus est (Dig. 48.1.5); ibi dicitur: inchoatas plane dilationes ante denuntiationem implere et post dempnationem(!) permissum est. Mihi autem videtur esse dicendum sine preiudicio melioris sententie quod iste qui penam promissit ad penam tenetur, nisi eam in ede sacra depossuisset ut C.[150] de communi servo manumisso l. i (Cod. 7.7.1), C. de solut. l. Obsignatione[151] (Cod. 8.42.9).
<38> Pone x clerici in quodam ospicio in civitate Parisiensi habitabant[152] quorum v Wilelimi(!) vocabantur et contingit quod quedam puella Par.[153] cum iret ad ecclesiam[154] a quodam de Wilelimis, sed nescitur[155] a quo, tracta est in ospicium et ibi ab illo W. fuerat deflorata. Illa deflorata ad dominum episcopum festinavit et ei per ordinem suum factum explicavit cum lacrimis. Episcopus enormitatem facti considerans precepit omnes Willelimos ante suam presentiam presentari et ibi conqueritur puella de W. qui eam defloravit: querit episcopus quis sit ille; ipsa dicit se hoc penitus ignorasse. Illi cum essent in Par. episcopatu beneficiati[156] petunt ab episcopo ad sacros ordines promoveri; episcopus vult eos repellere pretextu criminis perpetrati. Queritur quid iuris sit, utrum omnes repelli debent vel admitti.
Et primo videtur esse dicendum equius est quod omnes admittantur quam innocentes condempnentur; nam secundum quod dictum est episcopum latet et alios qui huiusmodi maleficium perpetraverit .... /143/ ... Contra: nam secundum quod dictum est iam non modicum scandalum ex isto facto est exortum; unde melius est quod isti clerici in inferioribus debeant remanere quam cum scandalo graduum(!) appetere dignitatis ...
In hac questione potestis dicere quod si scandalum inde oriatur, possunt omnes a promotione[157] repelli propter scandalum evitandum et propter bonum obedientie acquirendum; et hoc dicendum est per iura preallegata extra i de temp. ord. Ad aures (Comp. I 1.6.4) et xi q. iii Inter verba[158] (C. 11 q. 3 c.55); sed quia peccatum istorum ocolltum sibi,[159] episcopus non potest eos repellere per decretalem extra i de temp. ordin. Ex tuarum (Comp. I 1.6.5).
<39> Questio talis est. Quidam filius familias Parisius studens deliquid in civitate Parisiensi; unde ratione illius delicti conventus fuit coram episcopo vel eius officiali et hoc patre suo[160] absente. Contigit quod repertus fuit ille filius culpabilis propter quod ab episcopo est condempnatus sub tali condicione si non satis faceret adversario infra xx dies. Hoc facto filius ivit ad partes suas et factus est de alia iurisdictione[161] et infra x dies appellavit. Et ex ista questione due sunt questiones quarum prima talis est an sententia episcopi istum filium familias ligaverit; secunda est an iudex appellationis si invenerit appellationem iniustam, debet confirmare sententiam contra filium familias.
Et primo videtur esse dicendum quod sententia lata contra ipsum filium ipsum ligaverit et videtur quod sic; nam tempore ipsius sententie iste filius[162] fuit162 de iurisdictione episcopi Par. unde videtur quod ligetur sententia ipsius ... Videtur esse casus legis; dicit enim lex quod quedam puella Par. conventa fuit coram iudice Par. et condempnata; postea contraxit cum quodam marito Car.; querebatur in lege quis iudex deberet sententiam mandare execussioni et videtur quod iudex Car.; nam ista puella sortiri videbatur forum viri. Contrarium respondetur in lege; dicitur ibi quod Par. executioni mandabit non obstante quod viro alterius[163] diocesis contraxit, ff de iurisdictione omnium iudic. l. Cum quedam puella (Dig. 2.1.19); nam dicit lex quod si aliquis vocatus sit coram episcopo Par. et postea alterius fori esse ceperit, ius revocandi forum episcopi Par. sub quo incepit litigare non habebit, ff de iudic. l. Si quis postea (Dig. 5.1.7)... /144/ ...Contra tamen videtur esse dicendum: positum est enim in temate quod sententia lata fuit sub condictione; ergo non videtur obligare cum effectu; dicit enim lex ... Sine preiudicio melioris sentencie dicimus quod filius familias non ligetur et sic explicatus est primus articulus.
Habemus igitur recursum ad secundum articulum in quo querebatur utrum iudex ad quem appellatum est, appellationis sententiam debet confirmare.
Et primo videtur quod sententia lata contra filium sit confirmanda ... Contrarium videtur esse dicendum quod sententia ista non sit confirmanda, sed potius infirmanda; dicit enim lex quod pater filio agente ut redfugienti(!) debet consistere nec iudicium sine patre contra filium incohatur ... Nec obstat quod tu dicis quod pater videtur concessisse ... et consensus illius qui reperitur in possessione vel hereditate acquirenda non debet sequi sed precedere, ff de acquirendis hereditatibus lege Si quis michi bona (Dig. 29.2.25).[164]
/145/ <40> Questio talis est.[165] Episcopus Parisiensis quendam sacerdotem peccatis suis exigentibus spoliavit ecclesia sua. Statim patronus hoc audito episcopo quendam clericum ydoneum presentavit[166] ut eum ad ecclesiam illam admittat, et ne secus fiat appellavit. Modo queritur utrum episcopus ex officio suo istum sacerdotem possit restituere non obstante contradictione patroni.
Et videtur quod possit nam iste episcopus nihil novum facit, sed prime donationi remedium adhibet; unde non obstat sibi contradictio patroni; dicit enim lex ... Contra tamen videtur; nam ex quo iste patronus contradicit, episcopus eo invito istum instituere non potest; dicit enim capitulum quod irrita erat episcoporum ordinatio spretis fundatoribus ecclesiarum; hoc est quod legitur xvi q. vii Decernimus (C.16 q.7 c.32) ...
In ista questione sine preiudicio melioris sententie videtur esse dicendum quod si patronus infra x dies ex iusta causa appellavit, episcopus a quo fuit appellatum non potest aliquid in preiudicium patroni facere nec istum restituere; tota enim potestas ad superiorem per appellationem est selata(!), ii q. vii c. Quem*. Quare dico presentatum a patrono ydoneum fore admittendum per capitulum illud Decernimus; et hoc maxime si diu distulit iste episcopus restitutionem istius sacerdotis.
<41> Episcopus Parisiensis volens ire ad Romanam curiam comissit potestatem conferendi prebendas cancellario et secum duxit unum decanum qui infirmitate detentus renunciavit in via prebende sue[167] episcopo ipso ignorante;[168] sanitate recuperata audita renunciare cancellarius contulit eidem prebendam illam et receptus est in canonicum ut prius; clericus episcopi vult habere prebendam. Queritur que donatio valeat.
Quod donatio a cancellario facta valeat videtur: Ego mandavi tibi ut fundum emeres; postea prohibui[169] ne emeres; tu antequam scires me vetuisse emisti ratione mandati; tibi obligatus ero et tenet quod factum est a simili: mandavi tibi conferre prebendam ... /146/ ... Quod autem non valeat donatio procuratoris sed episcopi videtur: Ego dedi tibi nummos ut eos crederes Titio; me mortuo tu ignorans dedisti ...
Solutio: videtur quod donatio facta ab episcopo valeat; nec obstant iura in contrarium allegata, quia ita cautum est ne[170] contrahentes cum talibus dampno afficiamur; unde ibi tractatur de dampno vitando, hic autem de lucro captando ... Nec obstat decretalis Dilectus*[171] quod ibi exponitur littera que prevaleat donatio facta a papa.
<42> Vir quidam et uxor sua plures habebant debitores. Quidam debitor eis debebat C libras; unde ille fecit pactum cum illo debitore ut non teneretur de debito et etiam per acceptilationem eum quitavit omnino; mulier vero marito suo mortuo vult agere contra debitorem illum. Queritur utrum[172] pactum viri debeat nocere mulieri ad hoc quod non possit repetere debitum.
Et primo videtur quod non possit ei nocere pactum viri sui. Dicit lex plures habebant fundum communem et aliqui eorum mihi concesserunt quod possem ducere aquam per fundum; dicit lex quod non valet talis concessio nisi omnes consentiant, ff aqua pluvia arcend. l. In concedendo (Dig. 39.3.8) ... In contrarium videtur quoniam vir est dominus omnium rerum mulieris, ff de iure dotium.[173] In rebus (Dig. 23.3.17); ergo potest alienare et quietare debitorem quia aliter non est dominus nisi haberet generalem et liberam aministrationem. Item dicit lex ... /147/ ...
Solutio: dicendum est quod maritus cum sit dominus rerum mulieris quod potest quietare debitorem, maxime quantum ad mobilia et etiam cum talis sit consuetudo in quibusdam partibus et maxime in Gallia quod vir possit facere quod vult de mobilibus. Unde patet quod mulier nullam habet actionem contra debitorem.
<43> Hugulinus quidam dominus legum cupiens habere quendam scolarem qui nuper Bononie venerat accessit ad eum, rogavit eum ut intraret scolas eius. Scolaris dixit ei: Si velles mihi facere pactum de non petenda a me collecta tua, ego intrarem scolas tuas. Et fecit ei pactum de non petendo. Postmodum cum dominus H. faceret collectam suam et colligeret donaria sua, scolaris ille promissit ei X libras spontanea voluntate in plenis scolis et dedit ei Codicem suum pro pignore secundum quod[174] consuetudo[175] est Bononie. Et postea cum ipse repeteret librum suum, dominus H. ei noluit tradere nisi redderet ei X libras quas ei[176] dedit. Et modo petit H.[177] ab eo decem libras. Scolaris excipit de pacto de[178] non petendo. Queritur quid iuris.
Quod autem scolaris possit se defendere contra dominum de pacto de[179] non petendo in primis videtur quod iste creditor fuit qui fecit pactum de non petendo et modo petit; sed fraus et dolus nemini debet patrocinari ut extra iii de testam.[180] Officii (Comp. III 3.19.2) et in variis articulis continentur ... Contra: pro se allegat Hug. leges et canones sicut ille qui utriusque iuris est professor tam canonici quam civilis sicut in sigillo suo continetur. Et inprimis pro se allegabat legem illam ff de iure codic. l. Divi § Liced (Dig. 29.7.6.2), ubi dicitur quod si testator ita dixit quod si facio codicillos, non aliter[181] valeant quam si manu sua sint scripti; si tamen possea(!) codicillos fecit et manu sua non eos scripsit, nichilominus valent codicilli quia priorem voluntatem videtur revocasse contrarium faciendo; illa enim que posterius geruntur prioribus derogant; a simili hic: licet pactum fecerit scolaris ne ab[182] ipso petteretur, postea tamen puplice promittendo derogat pacto priori ... /148/ ... Ergo non obstante illo pacto dominus potest petere collectam sibi promissam.
Solutio: potest satis dici quod iste scolaris non tenetur solvere collectam et si tradidit librum, possit repetere nisi specialiter pacto de non petendo renunciavit ad instar eius quod dicit lex quod si testator ita dixit: cui bis legavero semel deberi volo; si postea bis leget nonnisi semel debetur nisi specialiter dixerit se prioris voluntatis penituisse ...[183] ... Hoc planum est quidem quod scolaris non tenetur et tunc[184] pactum istud tria operatur: quod cum iste scolaris esset obligatus ex ipsa promissione domino suo pactum de non petendo tollit naturalem et vitiat[185] civilem et obligat dominum ad non petendum.
<44> Titius serviens scolarum, cum litigaret contra suum socium[186] super rebus, de talibus convenit[187] cum Bertoldo quodam advocato quod sibi patrocinium in causa sua prestaret. Et convenit quod si optineret in causa daret dicto advocato C, si autem succubuisset daret L. Advocatus agere incepit./149/ Postea autem serviens cum non possit in scolis inservire asidue ut consuevit, metuens magistri sui servitium amittere magistro hoc[188] minante inscio advocato transegit cum socio suo. Nunc magister Bertoldus agit contra servientem ad C; serviens offert L dicens quod non optinuit in causa et quod metu servicii sui amittendi transegit. Est in questione an advocatus debet audiri in C.
Et videtur quod sic quia non per ipsum stetit, quominus serviens optineret, ergo parum est ac si optineret ... Contra: non eximit[189] condictio, ergo non tenetur in solidum quam causa non soluta ...
Solutio: sine preiudicio melioris sententie dico cum advocatos paterna affectione diligere et confovere teneamur et rusticorum maliciam refrenare, dicimus servientem in solidum teneri ad C, cum advocato inscio sit transactus ... nec obstant iura de metu loquentia cum de tali metu non constaret et forma contractus certa appareat et in certis non est locus coniecture, ff de verb. obl. Continuus /150/ actus § Cum ita (Dig. 45.1.137.2), sicut nec a parte receditur cum de ea constet, ff de verb. oblig. (Dig. 45.1) l. Item si quis* in fine; nec obstat quod tu allegas de condictione non servata quia per servientem expresse stetit quominus sit observata, immo ipse impedimentum[190] procuravit ut allegatum est.
<45> Gilo rector cuiusdam ecclesie possidebat fundum valentem C libras. Super eius decimis referabatur(!) ei questio a Titio rectore vicine ecclesie; dicebat enim Titius quod fundus ille erat infra fines parochie sue et super hoc dicebat se habere bonum instrumentum et bonos testes. Et ideo occasione talis metus transegit cum Titio in hunc modum, ut ipse integre perciperet decimas illius predii sicut ipse consueverat; si autem postea contingeret quod fundum illum venderet, Titio daret eum pro X libras minus communi pretio et hoc iuramento firmavit. Tempore procedente deterioratus est per cladem quod non valebat nisi XV. Necesse habet Gilo vendere fundum istum et exponit venalem. Titius vult eum habere pro V ratione illius transactionis quia commune precium illius fundi est XV et secundum transactionem de communi pretio debebat remittere X. Queritur utrum debeat audiri.
Si dicatur quod sic, contra: quia facta fuit transactio tacite, videtur conditio esse intelligenda[191] si res remaneat in eodem statu in quo erat tempore transactionis ... Ex quibus omnibus colligitur quod tempus transactionis inspici debet ut de estimatione fundi illius temporis X detrahantur … /151/ ... Contra videtur quod Titius possit repetere cum effectu ut fundum habeat pro V inprimis quia transactio facta sive interposita super decimis bene valet ... /152/ ...
Solutio: distingui debet utrum spe iure percipiendi decimas vel super fructibus percipiendis fuerat transactum. In primo casu non valet transactio quia super spirituali transigui(!) non potest, secundum quosdam tamen, quia ibi fuit symoniaca pactio ut si fundum venderet, X pro predio remitteret ... Quidam distinguit ut si dolus fuit in actore tunc non valeat, si dolus fuit in reo tunc valeat. Ego dico sive in actore sive in reo sit dolus, si postea detegatur, retractatur transactio ut ff de condict. indebiti In summa i responso (Dig. 12.6.65.1). Item dico si metu falsorum instrumentorum transactum fuerit, si postea detegatur falsitas, retractatur transactio etiam si iuramentum intervenerit ... ut si iste velit habere fundum pro V, excipiet alius: non volo stare transactioni quia fuit dolo vel per falsa instrumenta vel per restitutionem in integrum sicut sententia que non est maioris auctoritatis quam transactio ut C. de transact. Non minorem (Cod. 2.4.20) verbo[192] eius posset dici.192
<46> Ecclesia quedam percipiebat decimas a quibusdam laicis. Isti laici ita convenerunt cum ecclesia ut pro decimis illis vineam quandam sibi darent. Et dederunt ut sic se liberarent a prestatione. Tempore procedente[193] periit vinea[194] illa. Ecclesia repetit decimas a laicis illis. Queritur an possit.
Quod possit sic videtur quia decime debentur ecclesie, xvi q. i Revertimini (C.16 q.1 c.65), unde quicumque qua ratione eas retinuerit, excommunicari potest xxxii q. i Preter hoc (D.32 c.6) in fine ... In contrarium videtur quod ecclesia decimas repetere non possit; transactio enim facta super decimis bene tenet, extra i de decimis c. Statuimus et extra i de decimis Ex multiplici (Comp. I 3.26.14 und 17) ...
Solutio: dicendum est in ista questione quod pretextu vinee que periit ecclesia non debet a petitione decimarum summoveri(!) quia transactio vel permutatio facta a layco super iure percipiendi decimas non valet. Si autem fiat transactio super fructibus, potest distingui aut perpetua aut temporalis; si est temporalis valet; et sic loquitur ista decretalis extra ii de empt. et vend. c. i (Comp. II 3.11.1); si perpetua non valet ... Et similiter ad aliud potest responderi quod pro[195] procuratione aliquid tertiis potest dari; unde est quod pro fructu procurationis /153/ ut sicut fructus decime vendi potest sic et fructus procurationis[196] et sic loquitur C. x q. iii Relatum (C.10 q.3 c.9).
<47> Duo clerici de sua hereditate litigabant. Ad ultimum ita convenerunt quod primogenitus daret minori X libras quousque beneficium ecclesiasticum esset assecutus. Facta ista conventione minor iste frater[197] proficiscitur[198] ad studium. Post duos annos vel tres ei adhuc existenti in scolis confertur prebenda ecclesiastica in qua nihil absentes de consuetudine percipiunt. Ille nihilominus remanet in studio; petiit a fratre suo primogenito X libras sicut ante; ille solvere contradicit dicens quod habet beneficium ecclesiasticum propter quod debet liberari sicut ab initio convenit inter eos. Est in questione an frater minor possit petere cum effectu.
Quod possit petere sic probatur; certi enim condictionem si stipulatio intercessit intentare possit ... In contrarium videtur quod petere X libras non possit. Nam dicit lex quod qui actionem habet, rem ipsam habere videtur ...
Solutio. In questione ista dico sine preiudicio melioris sententie quod statim ex quo collatum est ei beneficium, licet in ecclesia in qua absentes nichil percipiant, tamen frater suus a petitione decem librarum intelligitur liberatus, quia sicut dictum est , nihil insolitum, nihil grave habet consuetudo illius ecclesie. Si ergo differat facere ibi residentiam et dampnum inde habeat, sibi debet imputare. Quod autem dictum est non est dicendus(!) habere beneficium quousque corporalem possessionem habeat nec autem perdere debet post beneficium ... /154/ ... Dico quod quedam sunt spiritualia in quibus exigitur corporalis possessio ut quando possessio adiudicata est et quando iudiciale pignus vel pretorium constituitur, ut dicit illa decretalis extra i de re iudic. Cum aliquibus (Comp. I 2.19.8) et ff de pigner. act. Non est mirum (Dig. 13.7.23).
<48> Nicolaus scolaris libros suos Bononie dimisserat obligatos. Procuratorem unum dimisserat - Titium ponamus - et ei dederat in mandatis ut si per annum[199] cessaret in solutione, libros suos distraheret et pecuniam solveret creditori. Postea audivit Nicolaus a pluribus quod procurator suus decesserat et hoc non erat verum. Ideo cuidam alii scolari Bonon. - pone Seio - procurationem illam commissit ad libros suos distrahendos infra annum. Continebatur autem in litteris procuratoriis: Quia audivi quod Titius meus[200] procurator decessit, te procuratorem meum ad libros meos distrahendos constituo infra annum. Volo enim quod amplius currant usure. Cum autem primus procurator hoc secundum mandatum audivissed(!), infra annum libros vendidit contradicente secundo procuratore et ostendente mandatum coram emptore. Nicolaus reversus Bononiam invenit libros penes emptorem; vult eos vendicare. Queritur utrum possit.
Quod possit videtur quia alienatio facta a procuratore[201] non valet, quod patet ex eo quia dominus revocavit mandatum re integra quod ei licuit ut extra iii de off. iud. deleg. c. Liced(!) (Comp. III 1.18.9), extra iii de elect. In causis (Comp. III 1.6.15), Inst. de mandato[202] § Recte (Inst. 3.26.9); ergo quicquam fecit post revocationem mandati pro non facto est habendum ut extra ii de procur. Ex insinuatione. Quod autem mandatum sit revocatum ex hoc probatur quod, si quis duos procuratores diversis temporibus instituit,[203] priorem prohibuisse videtur ff. de procur. Si quis § Iulianus (Dig. 3.3.31.2). Nam ante litis contestationem libera est potestas domino procuratorem mutandi[204], ff de procur. l. Ante litem (Dig. 3.3.16), extra iii de procur. c. primo (Comp. III 1.22.1). Item ex hoc quod[205] se ingessit altero procuratore volente[206], videtur suspectus ut ff de procur. Que omnia (Dig. 3.3.25), ff de de iure immunit. Semper § Conductores (Dig. 50.6.6.10). Item prohibetur ne se offerentes ad militiam[207] suscipiantur armatam ut C. qui militare possunt l. Cura l. xii (Cod. 12.33.3). Item ex quo mandatum revocatum est, non valet quod actum est ab eo tamquam a falso procuratore: lis nulla, negotium nullum ut C. de procur. Liced(!) (Cod. 2.12.24). Item si procuratorem constitui, demum eum agere vetuero, non valet quod cum eo actum est ut ff de procur. /154b/ Si procuratorem (Dig. 3.3.65). Forte dicet respondens quod non est procuratio revocata quia falsa causa fuit ad revocandum sicut apparet in litteris procurationis et ideo procuratio non valet. Contra: lex dicit quod si legavi tibi X que tibi debeo, licet nil tibi debeam valet legatum ... Item pone quod primum mandatum non fuit revocatum; adhuc non tenuit venditio, quia cum haberet mandatum ut libros distraheret post annum et ipsa(!) infra annum distraxerit, ergo non observavit bene fines mandati, quod facere debuit ut ff. mandati Diligenter (Dig. 17.1.5); qui enim aliud fecit quam quod ei deiectum est, nichil egit; unde si pretor permissit alicui ut res pupilli venderet et eas obligavit, nil egit ut ff de rebus eorum qui sub tutela /155/ vel cura l.[208] Si pupillorum § Si pretor (Dig. 27.9.7.3).[209]
Contra videtur quod alienatio teneat et vendicare non possit libros istos. Nam dicit lex quod si procurator meus vendit rem meam mandato meo et tradidit, emptor habet contra me exceptionem rei vendite et tradite ut ff de except. rei vend. et tradite l. i § i (Dig. 21.3.1). Qui enim per alium vendidit, ipse vendere intelligitur ut arg. ff de administr.[210] et periculo tutorum210 Ita § Gessisse (Dig. 26.7.5.1). Item hec venditio perfecta est quia solutum est pretium et res tradita; ergo rescindi non debet et si pretium offeratur ut C. de rescind. vend. Ratas (Cod. 4.44.7). Item non potest dissolvi obligatio altera parte invita que utriusque partis voluntate est firmata ut C. de act. et oblig. Sicut[211] initio (Cod. 4.10.5) ...[212].
Solutio: Mihi videtur esse dicendum in questione ista quod venditio tenuerit quia non fuit procuratio revocata. Quod autem obicit de illa lege Si quis § Iulianus, verum esse revocatum procuratorem primum, si sine cause adiectione secundum institutisset procuratorem, sed quia causam adiecit videtur valuisse, respondeo ex[213] ea causa sola instituisse que falsa erat et ideo non valuit ut probatum est213 ... ... Ultimo obicitur quod non observavit fines mandati et ideo non valuit venditio; ad hoc dico quod re vera diligenter sunt observandi; si tamen ille qui /156/ habet mandatum, liced condictionem domini sui facere non possit, potest tamen meliorem facere ut in eadem lege Diligenter § Melior, ff. mandati l. Si quis pro eo spoponderit[214] (Dig. 17.1.5.5 und 46). Unde cum primus procurator vendidit libros propter cursum usurarum[215] sicut dominus mandaverat secundo procuratori, videtur eius negotium utiliter gessisse et conditionem meliorasse.
<a>[216] Iuxta hoc etiam[217] queri posset: Agebam contra aliquem; constitui procuratorem; procurator meus accepit ab alio procuratore cauptionem de iudicato solvendo et stipulatus fuit ab eo iudicatum solvi; dicit lex quod mihi competit utilis actio ex stipulatu; a contrario, si procurator meus promisserat iudicatum solvi per stipulationem, mihi non datur utilis actio ex stipulatu ut ff. de procurat. Si procurator responso i § i (Dig. 3.3.28). Quare ergo mihi acquiritur per procuratorem et contra me non datur utilis? Hec potest ese(!) ratio secundum quod dixi supra, quod per procuratorem melior potest fieri condictio domini, deterior non, ut ff de procurat. Ignorantis (Dig. 3.3.49) ... et ita bis consequeretur a me idem, quod est contra regulam iuris, ff depositi Bona fides (Dig. 16.3.31).
<49> Seius procurator Titii habens liberam amministrationem et generalem vel ad hoc specialiter institutus fundum quoddam emit pro V, medium pro se, medium nomine procuratorio. Completa vendicatione et tradita possessione illi emptori, stetit in possessione spatio xxx annorum et ultra. Agit nunc Tytius contra Seyum actione mandati ut medietatem illius fundi sibi dare debeat; defendit se Seyus prescriptione temporis vel dicit: Esto quod predicta[218] prescriptio mihi non prosit, peto tamen partem precii pro illo fundo. Tycius econtra replicat et dicit: non potes petere quia iam sunt xxx anni elapsi et sic me defendo. Vel esto quod predicta prescriptio mihi non prosit, dico tibi solutum fuisse precium ex perceptione fructuum. Nunc queritur utrum Titius possit petere medietatem et partem precii non solvere.
Certum enim est quod habet actionem mandati contra suum procuratorem ... /157/ ... Contra: procurator se defendit et quod possit precscriptionem obicere probatur evidenter ... /158/ ...
In hac questione videtur esse dicendum secundum iura civilia quod si Titius proponat accionem mandati contra Seyum quod ipse debuit succedere quia illa sublata est spatio xxx annorum secundum quod bene est allegatum ... Quod autem dixi actionem mandati esse sublatam spatio xxx annorum, verum est secundum iura civilia; secundum iura canonica cum esset male fidei possessor, nullo tempore posset prescribere cum in omni parte temporis hodie bona fides exigatur in omni prescribcione(!) ut extra iiii de prescriptionibus[219] Quoniam omne (Comp. IV 2.10.3); unde secundum canones adhuc darem ei accionem mandati ad petendam medietatem illius predii.
<50>[220] Quidam scolaris dimissit libros suos Paricius obligatos; dimissit procuratorem suum ei dans mandatum ut si per annum cessaret in solutione, libros suos distraheret et peccuniam creditori solveret. Postea audivit scolaris quod procurator suus mortuus erat et non erat verum; missit cuidam alii procurationem[221] in qua continebatur: ‘Audivi quod procurator meus mortuus est; te procuratorem meum constituo ad[222] libros meos distrahendos infra annum’. Cum primus procurator mandatum[223] hoc audivisset, libros infra annum contradicente secundo procuratore et ostendente[224] mandatum coram emptore distraxit. Scolaris vult revocare quod factum est. Queritur utrum possit.
Quod possit videtur:
<pro 1> dominus revocabit mandatum quod ei licuit re integra, extra iii de elect. In causis (Comp. III 1.6.15), Instit. de mandato § Recte (Inst.3.26.9); ergo quidquid factum est debet revocari, extra ii de procurat. Ex insinuatione (Comp. II 1.18.3).
<pro 2> Item quod mandatum sit revocatum sic probatur: aliquis dedit diverssis temporibus procuratores duos; posteriorem dando priorem prohibuisse videtur ut ff de procur. Si quis § Iulianus (Dig. 3.3.31.2).
<pro 3> Item ante litem contestatam libera potestas est mutandi procuratorem ut ff de procur. Ante litem cont. (Dig. 3.3.16) et ex hoc sic[225] se ingessit altero[226] vetante226, videtur /158b/ suspectus, ff de procur. Que omnia (Dig. 3.3.25).
<pro 4> Item ex quo revocatum est mandatum, non valet quod actum est; licet enim ab[227] inicio mandatum habeat[228] procuratoris228, si tamen falsus inveniatur[229], nec dici solent controversie nec potest esse iudicium[230], C. de procur. Licet. (Cod. 2.12.24). [231]
<pro 5> Item ego mandavi tibi ut procuratori meo solveres et postea eum prohibui recipere; si scias eum prohibitum et solvas, non[232] liberaris, ff de procuratoribus l. Procurator (Dig. 3.3.67).
<pro 6> Item iste scolaris putabat suum procuratorem decessisse. Si[233] ergo in hoc[234] dubio quia puplice dicebatur, recte alium constituit, ut opinio veritati preferratur, sicut tenet[235] sententia a servo lata, et potest allegari illud generale ff de off.[236] pretorum Barbarius Philippus (Dig. 1.14.3), extra i qui filii sint legit. Cum inter (Comp. I 4.18.2).
<pro 7> Item pone quod primum mandatum non fuit revocatum, non tenet tamen venditio quia excessit fines mandati; diligenter enim fines mandati custodiendi sunt. Unde si mandavi tibi ut domum Seianam[237] ad C emeres et tu Ticianam longe maioris precii quam C emis, non[238] videris mandatum implevisse, ff mandati l. Diligenter (Dig. 17.1.5).
<pro 8> Item non[239] obstat si dicatur quod non est procuratio revocata, quia si[240] ex causa falsa motus sit scolaris ad revocandum quia causa falsa non viciat legata. Unde si testator ita dixerit ‘Ticio[241] qui[242] mea gessit negotia’ vel ‘quia eius patrocinio sum liberatus[243] C lego’, liced totum sit falsum, nihilominus valet legatum, Inst. de legatis § Longe magis (Inst. 2.20.31).
<pro 9> Item si[244] testator ita dixit ‘X que tibi debeo, tibi legabo’, et si nichil tibi[245] debeam, tamen valet legatum, ff de liberatione legata Legavi[246] (Dig. 34.3.25).
<pro 10> Item si[247] testator ita dixit ‘Tycie sorori mee X dabo[248]’, licet[249] Cicia non sit soror, nichilominus valet legatum, ff de condit. et demonstr. Falsa demonstratio (Dig. 35.1.33).
<pro 11>[250] Item quando mutatur procurator distingitur utrum adversarius sciverit vel ignoraverit revocationem factam, ff iudicatum[251] solvi l. Si ante[252] (Dig. 46.7.7). Et sic positum est in temate quod antea bene scivit et audivit et ideo certiorari non debuit quia qui certus est etc., ff de act. empti et vendi. l. i (Dig. 19.1.1) in fine[253].
<pro 12>[254] Item pluribus eadem res fuit legata; distingitur divissis an coniunctim; si divissis ad emptionem a priore facta ad legatum pertinebit, ff de leg. i. Si pluribus eadem (Dig. 30.1.33).
<pro 13> Item aliquis dans es pignori, dixit aurum esse, ita pignori fuit es obligatum(!), licet in corpore concenssum est ut ff de pigner. act. l. i (Dig. 13.7.1).
<pro 14> Item cum in corpus quodam(!) traditur consencitur, in causa dissentitur, valet traditio; nam si tibi pecuniam tradiderim, adquiritur dominium; vero est impedimentum quod dissencerint circa causam ut ff de acqir. rerum dom. Cum in corpus (Dig. 41.1.36).
<pro 15> Item aliquis dedit viro[255] uxoris X ut C proficeretur255, non fuit perfectus, remanet donatio integra, C. de cond. ob[256] causam dat.256Si repetendi (Cod. 4.6.7).
<pro 16> Item pater dixit ‘Rogo, filia, ut distribuas bona filiis tuis qui meruerint’; si quos mater elegerit, sunt pociores, ff de leg. ii Cum pater § Rogo filia (Dig. 31.1.77.25).
<pro 17>Item omnis res per quamcumque causam[257] obligatio est nacitura(!), per eandem dissolvi[258] meretur, extra i de regulis iuris. Omnis res (Comp. I 5.37.1).
<pro 18> Item certum est, si enim debeat X ad diem, si prius petantur, petens non creditur.
Quod[259] alienatio teneat et quod[260] vendicare non possit libros scolaris, sic potest probari:
<contra 1> Dicit enim lex quod si procurator meus vendidit rem meam mandato meo et tradidit, habet exceptionem[261] emptor contra[262] me262 rei vendite et tradite, ff de except. rei vendite et tradite l.i § i (Dig. 21.3.1).
<contra 2>[263] Item[264] qui264 per alium[265] vendit, vendere intelligitur, ff de amministr. Ita autem § Gessisse (Dig. 26.7.5.1).
<contra 3> Item venditiones rate et perfecte resscindi non debent etiam[266] si precium offeratur, C. de rescind. vendit. l. Ratas (Cod. 4.44.7).
<contra 4> Item lex dicit sicut in[267] initio libera potestas est[268] cuilibet habendi vel non habendi contractus, ita renunciari[269] obligationi semel constitute adversario269 (Cod. 4.10.5) ///[270]
Anmerkungen zu „I. Kodikologie, Paläographie und sonstiger Inhalt der Handschrift“:
[1] Vgl. die Beschreibung bei M. Inguanez, Codicum casinensium manuscriptorum catalogus, Montecassino 1940/41, S. 72-73.
[2] Ed. PL 117, Sp. 361-508, Zeile 3; vgl. Stegmüller, Repertorium biblicum Nr. 3101, diese Hs. erwähnt in Band III, S. 17.
[3] Andere Hss. und Drucke bei M. Bertram, Kanonisten und ihre Texte (1234 bis Mitte 14. Jh.). 18 Aufsätze und 14 Exkurse, Leiden-Boston 2013, S. 21f. und 547f.
[4] Est sacri mon. Casinen. N° 590; vgl. dazu M. Dell’Omo, in: L. Buono u. a., I manoscritti datati delle province di Frosinone, Rieti e Viterbo, Manoscritti datati d’Italia 17, Firenze 2007, S. 15-18.
[5] recto, oben rechts, später weggeschnitten: <i-v> = pag. 113-117, erhalten vi-xxiii = pag. 118-158
[6] recto, oben Mitte: i–xxii = pag. 67-109, i-xxiii = pag. 113-157.
[7] Zu den Problemen der Datierung und Lokalisierung der zahllosen Erscheinungsformen dieses Schrifttyps vgl. Bertram, Kanonisten und ihre Texte, S. 120f., 276f., 496.
[8] Ähnliche Beispiele französischer und englischer Herkunft bieten die folgenden Bände datierter Handschriften: Paris, Bibl. Nationale I, planche XXVII, BN lat. 363: 1230-1250, aus Lisieux (Hugo de Sancto Caro); planche XXVIII, BN lat. 7545: 1245 (Priscian); Uppsala, Abbildung 4, C 134: um 1230-1240, Frankreich (Hugo de Sancto Caro); London, BL, plate 135, Royal 9.B.V fol. 1ra und b, fol. 187ra: 1231, aus Worcester (Guilelmus Altisiodorensis); Oxford, Kat. Watson 1984, plate 102, Bodl. Hatton 26 (mehrere Hände): 1234, England (Theologica); plate 113, Bodl., Laud.misc. 605: 1260, Frankreich 1260 (Petrus de Tarantasia).
[9] Der Schriftspiegel beträgt für die enger geschriebenen Quaestionen des Bartholomaeus 240x160 mm mit etwa 70 Zeilen, für die Pariser Quaestionen 240x165 mm mit ca. 62 Zeilen.
[10] Z. B. pag. 113a, bis Zeile 25: mercatore§, nundina§, §ati§, §ua§; pag. 115b, ab Zeile 15 (solutio q. 2): §inguli§, au§i, di§pen§atio; vgl. die diesem Beitrag beigegebene Abbildung.
[11] Z. B. pag. 119a, 126/127, 143a, 147b, 151a, 158a.
[12] Für Bartholomaeus vollständig i-clxxv, für die Pariser Sammlung nur bis xxx (pag. 135a, beschnitten).
[13] Vgl. z. B. die Notizen pag. 75 marg. inf. mit pag. 115 und 116 marg. inf.
[14] Zu q. 37, pag. 140, marg. inf.: § Que expense et qualiter debeantur, notatur extra i de rescr. Ceterum in fine (Comp. I 1.2.3) et extra i de penis Calupniam (Comp. I 1.5.32), de acc. Accedens* in fine, de eo qui mittitur in poss. c. ult. (Comp. III 2.15.3), de dolo et contum. Finem (Comp. III 2.7.1 oder X 2.14.5).
[15] Zu q. 53, pag. 84a: Similis questio est infra in antiquis que incipit sic: Questio talis est, et alia similis est in fine casuum ord.(inarii?, -inariorum?), que incipit Episcopus Parisien. Die zitierten incipits passen beide zu der Pariser q. 40: Questio talis est. Episcopus Parisiensis quendam sacerdotem peccatis suis exigentibus spoliavit ecclesia sua ... Unklar bleibt dabei, was mit den casus ord.(inarii?, oder Ordinarii?, d. h.Tancreds Ordo iudiciarius?) gemeint ist, auf die in den Randzusätzen nicht nur für die incipit-Variante Episcopus Parisiensis verwiesen wird, sondern auch noch für andere Quaestionen, z. B. zu BB q. 45, pag. 81b: fere similis est questio in fine casuum ord. ubi incipit Monasterium; das ist zwar das incipit der letzten Quaestio des Bartholomaeus: Monasterium quoddam vendidit castrum (ed. fol. 60vb), die aber inhaltlich nicht zu q. 45 passt.
[16] Vgl. die textkritischen Anmerkungen 83 (P q. 27 → BB q. 79) und 165 (P q. 40 → BB q. 53).
[17] Si alicui pro defensione ecclesie detur certa pensio annuatim et intret religionem: queritur si illam pensionem possit petere; videtur quod non.
Anmerkungen zu „II. Zur historischen Einordnung der Sammlung“:
[1] Vgl. S. Kuttner, Repertorium der Kanonistik, Studi e Testi 71, Città del Vaticano 1937, S. 250f. zu Hs. 396: Quaestionum collectiones Casinenses I-III, mit später folgenden Präzisierungen zu I: “collection of Summulae and Distinctiones, not Quaestiones”, Ders., Bernardus Compostellanus Antiquus, Traditio 1 (1943), S. 277-340, ND in: Ders., Gratian and the Schools of Law 1140-1234, Collected Studies Series 185, London 1983, Nr. VII, hier S. 284 Anm. 24. - zu II: “Disputations by Bazianus”, Ders., a. a. O., S. 293 Anm. 9. – zu III: Summa quaestionum des Ricardus de Mores (Anglicus), Ders. und E. Rathbone, Anglo-Norman Canonists of the Twelfth Century, Traditio 7 (1949-1951), S. 279-358, ND a. a. O. Nr. VIII, hier S. 334-337 mit Textauszügen S. 355-358.
[2] Zuerst in: Bulletin of Medieval Canon Law NS 4 (1974), S. 13f., dann in: Kanonisten und ihre Texte (wie Teil I, Anm. 3), S. 214 Anm. 5, 474, 492, 560.
[3] Pag. 136a, in der solutio zu q. 30: ut extra v de elect. Ecclesia (Comp V 1.5.6).
[4] U. a. die magistri legentes in Decretis, die in q. 2 als Berater der coadiutores des Pariser Offizials erwähnt werden.
[5] Vgl. dazu Bertram, Kanonisten und ihre Texte, S. 559f.
[6] Eine mechanische Auszählung in den transkribierten Passagen ergibt ein Verhältnis von rund 90 legistischen zu rund 60 kanonistischen Allegationen.
[7] G. Fransen, Utrumque ius dans les Questiones Andegavenses, Études d’histoire du droit canonique dédiées à Gabriel Le Bras II, Paris 1965, S. 897-911, ND in: Ders., Canones et Quaestiones I.2: La littérature des “Quaestiones” des canonistes et civilistes, Goldbach 2002, S. 105*-119*, hier S. 900 = 108*. Die engen Beziehungen unserer Sammlung zu den Andegavenses hatte auch Prof. Anne Lefebvre-Teillard (Paris) erkannt, nachdem ich ihr eine provisorische Transkription unserer Sammlung zur Verfügung gestellt hatte (Brief vom 24. Aug. 2004). In ihrem jüngsten Beitrag zur Pariser Kanonistik hat Mme. Lefebvre die Quaestionen zwar ausgeklammert, aber eine eigene Untersuchung zur Pflege dieser Gattung in Paris angekündigt: Du Décret aux Décrétales. Enseignement du droit canonique aus sein de l’école Parisienne (fin du XIIe-début XIIIe siècle), in: J. Verger, O. Weijers (Hg.), Les débuts de l’enseignement universitaire à Paris (1200 à 1245 environ), Turnhout 2013, S. 319-328, hier S. 324 Anm. 22.
[8] Fransen, S. 902 = S. 110* betont zwar für die Andegavenses “un recours constant, on pourrait dire envahissant, aux auctoritates tirées du droit romain”, geht dabei aber nicht auf die restriktive Situation in Paris ein.
[9] Vgl. G. Fransen, Les questions disputées dans les facultés de droit, in: B. C. Bazàn u. a., Les questions disputées et les questions quodlibétiques dans les facultés de théologie, de droit et de médecine, Typologie des sources du moyen âge occidental 44-45, Turnhout 1985, S. 223-277, ND in: Ders., Canones et Qaestiones (wie Anm. 7), S. 243*-297*, hier S. 248-255 = 268*-275*.
[10] Anrede in zweiter pers. pl. in der Form dicere potestis in den solutiones der qq. 18 (zweimal), 36, 38.
[11] Z. B. comictis, videlised, vaccatura, eiusdam, sepecialis, impudiatione, iongrans usw.
[12] Z. B. Anm. 18, 57, 81, 102 und öfter.
[13] Z. B. Anm. 5, 12, 27, 34, 86, 147 und öfter.
[14] Z. B. Anm. 59, 113, 114, 126, 149, 192 und öfter.
[15] Vgl. Anm. 19, 91, 100, 164.
[16] Vgl. q. 11 a-c mit Anm. 85 und 87 und q. 48a; zur Gattung H. Lange, Römisches Recht im Mittelalter I: Die Glossatoren, München 1997, S. 133f. mit der älteren Literatur.
[17] Ebenfalls nachträglich wurden zu einigen Quaestionen am Rand Anweisungen für Titelrubriken angebracht, die aber nicht ausgeführt wurden und teilweise durch spätere Beschneidung der Blätter verstümmelt sind: de consuetudine (pag. 115 und 116 zu qq. 3, 4), de rescriptis (pag. 120 zu q. 12), de electione (pag. 129 zu q. 24, am oberen Rand wiederholt bis pag. 136), de iudice///<delegato?> (pag. 137 zu q. 32), de officio delegati (pag. 138 zu q. 34), de renuntiatione (pag. 145 zu q. 41), de pactis (pag. 146 zu q. 42), de procuratoribus (pag. 154 zu q. 48). Das sind ausgewählte Titel des ersten Buchs der Compilationes antiquae bzw. des Liber Extra, die an die Organisation früherer Sammlungen von Quaestiones decretalium (z. B. des Damasus) erinnern. In unserem Fall passen die Rubriken aber häufig nicht zum Inhalt der Quaestionen und sind deshalb wohl als ein sekundärer, ungeschickter Systematisierungsversuch aufzufassen
[18] Vgl. u. a. S. Kuttner, Bernardus Compostellanus Antiquus (wie Anm. 1), S. 321: “the real Quaestiones disputatae were primarily class exercises. As a rule, they were written down and collected without any established order by student reportatores, more or less under the supervision of the professors”.
[19] Vgl. Fransen, Les questions disputées (wie Anm. 9), S. 263-265 = 283*-285*: “Pourquoi copie-t-on les questions?”, mit dem Zitat von Roffredus und dem Fazit: ”Ce qui est premier, c’est l’exercice.”
[20] Zur Verdeutlichung hier das Schema dieser beiden qq. im Vergleich: 48 Nicolaus reversus Bononiam invenit libros penes emptorem; vult eos vendicare. Queritur utrum possit. Quod possit videtur: 13 argumenta; Contra videtur quod alienatio teneat et vendicare non possit libros istos: 15 argumenta; Solutio: Mihi videtur esse dicendum in questione ista quod venditio tenuerit quia non fuit procuratio revocata. – 50 Scolaris vult revocare quod factum est. Queritur utrum possit; Quod possit videtur: 11 argumenta (M = A, mit Umstellung von A 11) + 7 zusätzliche in M; Quod alienatio teneat et quod vendicare non possit scolaris libros: 15 argumenta (in A; M nur bis arg. 4). Solutio (nur in A): Videtur quod venditio tenuit quia non fuit procuratio revocata.
[21] Kuttner-Rathbone, Anglo-Norman Canonists (wie Anm. 1), S. 336 im Hinblick auf willkürliche Änderungen der Abschreiber der Quaestionensumme des Ricardus de Mores.
[22] Bekanntlich sind derartige Doppel- oder gar Mehrfachquaestionen, die den Übungscharakter der Gattung besonders deutlich machen, keine Seltenheit; vgl. G. Fransen, États différents d’une même Question disputée, ZRG kan. Abt. 68 (1982), S. 142-167, ND in: Ders., Canones et Quaestiones (wie Anm. 7), S. 383*-409*.
[23] Vgl. die aus der einschlägigen Literatur zusammengestellten Beispiele bei Bertram, Kanonisten und ihre Texte (wie Teil I, Anm. 3), S. 50f. und S. 476.
[24] Vgl. dazu a. a. O, S. 37-90 mit Nachträgen S. 476-480.
[25] Vgl. dazu a. a. O, S. 559f.; für das 15. und 16. Jh. P. Arabeyre, De quelques œuvres issues de l’enseignement du droit canonique dans les universités françaises du XVe siècle et de la première moitié du XVIe siècle, in: P. Erdö, Sz. A. Szuromi (Hg.), Proceedings of the Thirteenth International Congress of Medieval Canon Law, Esztergom 2008, Monumenta Iuris Canonici C 14, Città del Vaticano 2010, S. 669-691, hier S. 674: “Quelle est la valeur de la faculté de Décret au XVe siècle? À vrai dire, on n’en sait pas grand chose. Paradoxalment, les noms sont plus nombreux que les œuvres conservées”. Diese Beschreibung läßt sich ohne Abstriche auf die Lage nach 1219 übertragen.
[26] Vgl. oben Anm. 7. Die Sammlung in der Hs. Aschaffenburg, Stiftsbibl. Perg. 16 wird in Kürze von Prof. Uta-Renate Blumenthal bearbeitet werden; vgl. vorläufig Kanonisten und ihre Texte, S. 32f.
[27] Näheres dazu oben in Teil I.
[28] Nur die unvollständige q. 50 wird in extenso wiedergegeben, um die erhaltenen Teile mit der Parallelüberlieferung A vergleichen zu können.
[29] Für q. 50 sind die im Obertext ersetzten Lesarten aus der wörtlich übereinstimmenden Quaestio Andegavensis 14 entnommen, vgl. ed. Fransen (wie Anm. 7), S. 906-908 = ND, S. 114*-116*. Dabei bleiben orthographische Varianten und solche, die den Sinn nicht verändern wie Umstellungen einzelner Wörter oder sinngleiche Ausdrücke (z. B. mortuus est M, statt decessit A) unberücksichtigt; die wenigen Fälle, in denen A schlechtere Lesarten bietet als M, werden mit entsprechender Sigle im Apparat notiert (Anm. 222, 241, 242).
Anmerkungen zu „III. Partielle Edition“:
[1] marg. sup.
[2] regio korrigiert
[3] interl., vel exp.
[4] ?, C(od.) ?
[5] tauptionibus ?
[6] Si actoris § penult. (Dig. 2.10.2), ff. man. l. Po/// (Dig. 17.1.41?), von anderer Hand am Rand ergänzt
[7] interl., pro exp.
[8] interl. mit Einfügungszeichen
[9] sit
[10] interl. für statuta
[11] interl., non exp.
[12] Ferrancensis
[13] interl., iuramentis exp.
[14] eiusdam
[15] interl., casus exp.
[16] reco
[17] sepecialis
[18] cederent
[19] damit bricht die Quaestio ab; die solutio fehlt.
[20] -ta
[21] fehlt
[22] minori
[23] ream korrigiert
[24] iure
[25] Innocentis
[26] de spons.
[27] impudiatione
[28] davor Clericus, exp.
[29] iongrans
[30] per predictam; die fragliche Konstitution wird in den argumenta pro ohne Initium und Stellenangabe erwähnt
[31] interl. hinzugefügt
[32] volunt korrigiert
[33] Lesung unsicher
[34] Ad instar
[35] servitatem
[36] restat oder testat
[37] appotita unklar korrigiert
[38] l. quam interl. hinzugefügt
[39] verba exp., rusticorum interl.
[40] die folgenden drei Quare sind unmittelbar an q. 11 angeschlossen.
[41] davor irrtümlich ff
[42] Pupilli
[43] so die wahrscheinlichste Lesung
[44] Initium unklar
[45] folgt ein unleserliches Wort: verna?, venia?, nema?, nerna?
[46] von anderer Hand eingefügt: simile infra eodem titulo iii° folio; gemeint ist q. 19, wo ein entsprechender Rückverweis steht
[47] periant
[48] aut
[49] puto
[50] folgt nihilominus?
[51] die besonders ausführlichen argumenta contra umfassen etwa 75 Zeilen
[52] sed
[53] autentico korrigiert
[54] fehlt
[55] liced incidicto? folgt exp.
[56] Si vero folgt exp.
[57] potestas
[58] Lesung unsicher
[59] victor
[60]-60interl. ersetzt für quod de exp.
[61] simile supra eodem titulo von anderer Hand eingefügt
[62] Lesung unsicher
[63] quomodo korrigiert
[64] respondit korrigiert
[65] delegatum
[66] im Folgenden häufig die Wendung (Item, Nam, quia) dicit lex
[67] etiam
[68]-68 cum non fuerit maxime
[69] interl.
[70] radiert
[71] ? radiert
[72] inter pretator exp. und von zweiter Hand korrigiert
[73]-73am Rand nachgetragen
[74] fehlt
[75] tecu
[76] folgt ut in iii, exp.
[77] quem
[78] tamen
[79] quia
[80] exordinarium
[81] implorante
[82] indeln
[83] lxxix questio Barth. interl. von anderer Hand
[84] exp.
[85] Quare am Rand
[86] Varianus
[87] Quare am Rand.
[88] unklare Allegation
[89] sancti monesterii
[90] unstimmige Allegation; richtig wohl de elect: Comp. IV 1.3.2; vgl. q. 30
[91] eine förmliche solutio fehlt
[92] fehlt
[93] interl.
[94]-94fehlt
[95] Lesung unsicher
[96] vacacito korrigiert
[97]-97fehlt
[98] postea
[99] Lesung unsicher
[100] davor ein abgebrochener Lösungsansatz: Solutio quando certum est et evidens quod ipso iure prima electio nulla est attemptari/
[101] diversa
[102] libertatibus
[103] hierzu am Rand eine ausführliche spätere Stellungnahme, in der schon nach dem Liber extra allegiert wird: Hic probatur quod non, extra (ohne Zahl!) de elect. Quod sicut (X 1.6.28) ...
[104] Lesung unsicher; vielleicht fehlt ius
[105] Zahl fehlt
[106] danach bleibt der Rest der Zeile leer; in der nächsten Zeile folgt wohl die solutio der zweiten Teilfrage
[107] Lesung unsicher
[108] i
[109] ubditus korrigiert
[110] quo
[111] fehlt
[112] danach ein Wort getilgt
[113] subito
[114] mentis
[115] de elegatum. Vobis
[116] fehlt
[117] Ergänzungen dazu von einer späteren notula am unteren Rand
[118] pro ex.(communicato?) am Rand ergänzt
[119] esse wiederholt
[120] interl. ergänzt
[121] fehlt
[122]-122 exordinanem
[123] fulendorum
[124] accepto
[125] collegi
[126] iudeo
[127] getilgt; monasterium interl. von anderer Hand ersetzt
[128] folgt a, exp.
[129] im folgenden häufig die Wendung dicit lex
[130] vi x
[131] fehlt
[132] fehlt
[133] quia korrigiert
[134] folgt cum getilgt
[135] exp.
[136] interl. von anderer Hand ergänzt
[137]-137 scires korrigiert
[138] vertebebatur korrigiert
[139] folgt et
[140] id korrigiert
[141]-141 X – afferret von anderer Hand am Rand ergänzt
[142] folgt fuit getilgt
[143] interl. ergänzt
[144] folgt vel
[145] Es fehlt eine Überleitung zur zweiten Teilfrage
[146] connoverit korrigiert
[147] folgt si autem incepit agere
[148] fehlt
[149]-149 Qui servus factus est
[150] ff
[151] Obligatione
[152] habitatabant
[153] folgt quod
[154] Lesung unsicher
[155] necitur
[156] beneficium korrigiert
[157] promiscratione
[158] Initium unleserlich
[159] folgt et non haberi titulum
[160] folgt et
[161] condiccione korrigiert
[162]-162 fuit filius
[163] altius
[164] eine förmliche solutio fehlt
[165] liii questio B. am oberen Rand von späterer Hand
[166] interl. ergänzt
[167] renonciavit interl. wiederholt
[168] folgt irrtümlich et cancellarius contulit eidem illi; sinngemäß müßte hier die konkurrierende Kollatur an den gleich darauf erwähnten clericus episcopi erwähnt werden
[169] scripsi korrigiert
[170] nec
[171] Nicht identifiziert; sachlich passend wäre die oben als Argument für die Kollatur des Kanzlers eingeführte Dekretale Venerunt (Comp. II 5.2.8)
[172] interl. nachgetragen
[173] donat.
[174] folgt minoris, getilgt
[175] consuetudinis korrigiert
[176] interl. ersetzt für getilgtes forte
[177] interl. ergänzt
[178] fehlt
[179] fehlt
[180] testi.
[181] folgt quam, gestrichen
[182] ad
[183] die ungewöhnlich lange solutio umfaßt 63 Zeilen
[184] Lesung unsicher
[185] korrigiert, unleserlich
[186] sderens
[187] interl. ergänzt
[188] huic korrigiert
[189] Lesung unsicher
[190] impeditum
[191] intransigenda gestrichen, interl. ersetzt
[192]-192Lesung unsicher, Bedeutung unklar
[193] precedente
[194] venia gestrichen und interl. ersetzt
[195] fehlt
[196] ut sicut fructus decime vendi possit irrtümlich wiederholt
[197] auf Rasur ergänzt
[198] perficicitur
[199] folgt non, gestrichen
[200] magis korrigiert
[201] folgt istud, getilgt
[202] Mandati
[203] dando posteriorem am Rand ergänzt
[204] immitandi
[205] folgt sic, getilgt
[206] vaccante getilgt, interl. ersetzt
[207] malitiam korrigiert
[208] vel
[209] insgesamt 13 argumenta pro
[210]-210Titel korrupt
[211] folgt in
[212] insgesamt 15 argumenta contra
[213]-213durch Schreiberversehen (Homoioteleton) verstellter Absatz, der nachträglich durch Verweiszeichen und Hinweise am Rand in die richtige Reihenfolge gebracht wurde
[214] respondit
[215] usarum
[216] wohl als Quare aufzufassen, das ebenso wie die drei Beispiele nach q. 11 an die übergeordnete Quaestio anschließt.
[217] potest
[218] preiudicam korrigiert
[219] prescriptis
[220] Deutlicher Neuansatz derselben(?) Hand; alia est similis supra in secunda carta proxima am Rand von anderer Hand als Rückverweis auf q. 48
[221] procuratori
[222] fehlt A
[223] fehlt
[224] astridente
[225] si
[226] fehlt
[227] ad
[228]-228 habet procurator
[229] nunciatur
[230] in iudicio
[231] in A wird hier das arg. pro 11 eingeschaltet
[232] etiam
[233] Non?
[234] fehlt
[235] fehlt
[236] aff.
[237] Titianam
[238] interlin. ergänzt
[239] am Rand ergänzt
[240] fehlt
[241] fehlt A
[242] quia A
[243] libertatis
[244] fehlt
[245] fehlt A
[246] Lego
[247] fehlt
[248] fehlt
[249] tamen folgt A
[250] in A zwischen arg. pro 4 und 5
[251] de iud.
[252] autem
[253] in principio
[254] die argumenta pro 12-18 fehlen in A
[255]-255vgl. die allegierte Codex-Stelle
[256] ob turpem causam (Cod. 4.7)
[257] fehlt
[258] disons
[259] contra am Rand
[260] si
[261] accionem
[262] fehlt
[263] in A als Schlußsatz des arg. contra 1
[264]-264 qui enim A
[265] annum
[266] et
[267] fehlt
[268] fehlt
[269]-269 A, unleserlich in M
[270] Ende der Spalte 158b; hier bricht der Text ab. In A folgen 11 weitere argumenta contra, davon 8 gegen die Gültigkeit der secunda procuratio; dann die solutio: Videtur quod venditio tenuit quia non fuit procuratio revocata sowie Ergänzungen zu den argumenta pro 2, 4 und 7-9.
Zitationsempfehlung/Suggested citation: Martin Bertram: Pariser Kanonistik im Schatten von Super Speculam. Eine Quaestionen-Sammlung aus den Jahren 1226/34 in der Handschrift Montecassino 448, in: Mittelalter. Interdisziplinäre Forschung und Rezeptionsgeschichte, 22. Dezember 2014, http://mittelalter.hypotheses.org/4796 (ISSN 2197-6120).