Bruno Latour, französischer Wissenschaftssoziologe und Mitbegründer der Akteur-Netzwerk-Theorie, ist gerade in Rente gegangen – und befindet sich auf einmal inmitten eines zweiten „Krieges“ um Wissenschaft und Wahrheit. Als „Science wars“ wurde in den 1990er Jahren der Disput bezeichnet, den Latour und andere Vertreter der Wissenschaftssoziologie anheizten, weil sie proklamierten, das wissenschaftlich Ergebnisse immer (auch) sozial konstruiert seien.
Heute, 20 Jahre später, steht die „Wahrheit“ wissenschaftlicher Aussagen wieder im Zentrum eines erbitterten Streits. Latour allerdings steht heute auf der anderen Seite. In Zeiten, da politische Lager die Zuverlässigkeit wissenschaftlicher Ergebnisse – insbesondere zum Thema Klimawandel – bestreiten, versucht er nun, das Vertrauen in wissenschaftliche Ergebnisse wieder herzustellen. „Wir müssen etwas von der Autorität der Wissenschaft zurückgewinnen. Das ist das komplette Gegenteil von dem was wir taten, als wir begannen, Wissenschaftsstudien durchzuführen,“ sagte Latour kürzlich in einem Interview der Zeitschrift Science.
„Wir müssen etwas von der Autorität der Wissenschaft zurückgewinnen.
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Quelle: http://gclf.hypotheses.org/189
Es ist manchmal interessant, das eigene Forschungsthema oder Lebenswelt aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Um die Rolle Brandenburg-Preußens in der Frühen Neuzeit einzuordnen, lohnt sich daher oft, nicht nur die Monographien zum Thema zu durchforsten, sondern auch dort zu blicken, wo Brandenburg nur als Fußnote auftaucht oder wo erklärt werden muss, was, wo und warum es ist. Das Buch von den australischen Gefühls- und Genderhistorikerinnen Susan Broomhall and Jacqueline Van Gent über die kulturellen Praktiken der oranischen Dynastie in der Frühen Neuzeit bietet eine solche Gelegenheit. Brandenburg, an mehreren Stellen als „lands impoverished after the Thirty Years´War“ (S. 3) charakterisiert, spielt hier eine unerwartet prominente Rolle: als Objekt. Denn untersucht wird, wie der brandenburgische Raum, die materielle Kultur am Hof und die kulturellen Praktiken der Hohenzollern durch die oranischen Einflüsse „kolonisiert“ wurden. Der materielle Nachlass aus Potsdam, Berlin, Oranienburg, Caputh oder Charlottenburg ist dabei prominent als Analysematerial vertreten.
