Lost in (Cyber-)Space? Das Stadtarchiv Amberg in der schönen neuen Welt des Web 2.0 (Vortragsfassung)

 Jörg Fischer hat für unser Blog seinen Vortrag (Deutscher Archivtag Saarbrücken, 26.9.2013) zur Verfügung gestellt!

Lost in (Cyber-)Space?

Das Stadtarchiv Amberg in der schönen neuen Welt des Web 2.0

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

 

„Lost in Space“ war der Titel einer inzwischen etwas angejahrten Science Fiction Serie, die etwa zur gleichen Zeit wie Star Trek das Licht der Welt erblickte und in den 1990er Jahren unter dem Titel „Verschollen zwischen fremden Welten“ den Weg ins deutsche Fernsehen fand. In der Serie geht eine Familie mit dem wegweisenden Namen „Robinson“ im Weltall verloren und beschäftigt sich danach drei mehr oder minder unterhaltsame Staffeln lang damit den Rückweg zur heimischen Erde zu finden. Im Verlauf ihrer Odyssee werden die Robinsons mehrfach um ein Haar zum Opfer monströser Aliens, die buchstäblich hinter jeder Ecke der Story hervorspringen.

Nicht zuletzt deshalb, weil der eine oder andere von Ihnen fürchten mag, dass ihm selbst und den ihn in den virtuellen Raum begleitenden Beständen das Gleiche im Datenraum des Web 2.0 zustoßen könnte, möchte ich die Metapher jener Robinsonade aus der Sci-Fi-Mottenkiste gerne beibehalten um zunächst kurz den Weg des Stadtarchivs Amberg in die schöne neue Welt des Web 2.0 zu schildern.

 

Als unser Raumschiff im Mai 2010 den Erdorbit verließ und sich auf den Weg dorthin machte, wo noch nie zuvor einer von uns gewesen war, befielen den Steuermann leichte Zweifel, denn dieser hatte selbst kaum Erfahrung mit dem tiefen Raum: Seine ersten privaten Ausflüge dorthin waren erst wenige Tage her. Die Crew – seinerzeit bestehend aus nur einem weiblichen Mitglied, das wider Erwarten nicht Lieutenant Uhura gerufen wird – quittierte den Aufbruch mit Gelassenheit, während unser Kapitän sich zwar grundsätzlich der Existenz des uns umgebenden Weltraums bewusst war, sich aber dennoch im Wesentlichen auf die strenge Überwachung der Kosten dieser Mission beschränkte.

Die Admiralität ließ das Schiff ziehen. Auch wenn rund 2.000 laufende Meter gewichtiger historischer Daten, mehr als zweitausend durchaus bedeutende Urkunden und eine kaum mehr zu überblickende Zahl an nostalgischen schwarz-weiß Fotografien darin gespeichert waren, schien ein Verlust des eher ungeliebten Vehikels samt seiner Fracht irgendwo im kosmischen Mahlstrom verschmerzbar. Der Ehrlichkeit halber muss man im Nachhinein zugestehen, dass wohl auch der Steuermann vergessen hat, den Abflug ordnungsgemäß zu melden.

 

Der Weg gestaltete sich zunächst holprig, in erster Linie deshalb, weil dem Mann am Ruder noch nicht recht klar war, wie er die ihm zur Verfügung stehenden technischen Mittel nutzen sollte. Erst nach und nach – die hohen Chargen der Admiralität würden wohl von „sukzessive“ sprechen – erkannte man, welche Mittel dem ungewohnten Medium am ehesten entsprachen und je länger unser Schiff sich zwischen den Sternen bewegte, desto sicherer wurde seine Hand. Nach den ersten gelungenen Manövern nahm auch der Kapitän allmählich Notiz von den Reizen der neuen Umgebung und tatsächlich: Nach gut eineinhalb Jahren Flugzeit meldete sich die Admiralität und tat ihre Freude über die unerwartet erfolgreiche Reise kund. Es gelang uns, friedliche Kontakte mit anderen Schiffen aufzunehmen, die wie wir in den unendlichen Weiten unterwegs waren. Wir tauschten Daten untereinander aus und stellten dabei erstaunt fest, wie groß das Interesse an den von uns verwahrten Informationen war – ein Lernerfolg den wir sicher nie gehabt hätten, wenn wir im sicheren Orbit geblieben wären. Unterwegs nahmen wir ein neues Crewmitglied an Bord und während unsere eigene Begeisterung für das neue Medium weiter wuchs, erreichte die Zahl unserer Freunde einen Umfang, den wir uns am Beginn unserer Reise niemals hätten vorstellen können.

 

Verlassen wir kurz das Raumschiff und betrachten das Web 2.0, seine Möglichkeiten und letztlich seine Unvermeidbarkeit ganz nüchtern: Das Jahr 2013 kennt immer weniger „Reisende“ im Web, die als bloße Konsumenten – Consumer – vergleichsweise statische Informationen suchen um sie dann – wie auch immer – zu verwerten, um nicht den Begriff verbrauchen zu benutzen. Nein, sowohl die „Digital Natives“, also jene vergleichsweise jungen Mitmenschen, die nach dem Jahr 1995 das Licht der neuen Welt erblickt haben, als auch zunehmend jene als „Digital Immigrants“ bezeichneten älteren Semester, die sich noch dunkel an die Zeit vor dem Erwachen Skynets, pardon des Internet, erinnern können,  wollen nicht mehr nur konsumieren, sie wollen selbst Informationen liefern, vorhandene ergänzen oder verändern: Sie gestalten das Web mit. Der Consumer ist zum Prosumer geworden, von einem passiven zu einem aktiv am Werden des virtuellen Raumes und seiner Fortentwicklung teilnehmenden Baustein der virtuellen Welt die – man muss es zugeben – immer weniger überschaubar scheint.[1]

 

Natürlich war uns dies im Jahr 2010 nicht bewusst. Tatsächlich hatten wir im Vorfeld keinerlei grundsätzliche Überlegungen zu unserem Flug angestellt: An eine Social-Media-Richtlinie hat seinerzeit niemand gedacht und es gibt sie bis heute nicht; ein Fakt der unserer Auffassung nach mehr Vor- als Nachteile mit sich bringt. Der Auslöser für unsere Initiative waren zwei konkrete Probleme:

Das Erscheinungsbild der offiziellen städtische Homepage, wenn man so will unsere Orbitalstation, ist wie wohl bei den meisten anderen Archiven durch verschiedene Normen definiert, die sämtlich durch die Corporate Identity der Stadtverwaltung vorgegeben sind. Innerhalb dieses doch recht eng geschnürten Korsetts konnten wir unsere eigenen Vorstellungen von einer Webpräsenz nicht verwirklichen. Insbesondere hatten wir aber ein großes Problem damit, dass dem Archiv keinerlei redaktionelle Kompetenzen bei der Betreuung seiner eigenen Webseite zugebilligt wurden. Jedwede Ergänzung oder Änderung des Auftritts muss auch heute noch über die Pressestelle veranlasst werden, was in der Regel zu Verzögerungen – teilweise von mehreren Wochen – führt. Eine schnelle Kommunikation aktueller Termine, Schließungen oder Änderungen ist so natürlich nicht möglich.

 

Das pragmatische Verlassen des Orbits – um wieder metaphorisch zu werden – brachte uns daher vor allem eins: Freiheit.

Wir hatten die Möglichkeit jedwede aus unserer Sicht relevante Information quasi in „Echtzeit“ ins Netz zu stellen, sie zu „posten“. Mit der Zeit kamen wir dahinter, welche dieser Posts von unseren Usern goutiert und welche ignoriert wurden. Die entsprechenden Hilfsmittel – in erster Linie Daten über die Nutzung aber auch über die Herkunft der Nutzer – wurden vom „Steuermann“ immer stärker genutzt, und zuerst langsam, dann immer stärker stieg die Zahl derer, die unseren Auftritt im Facebook mit einem „like“ versahen, d. h. unsere virtuellen „Freunde“ wurden.

Hinterfragen Sie am besten selbst, wie viele Benutzer Ihr Archiv jedes Jahr besuchen, wie viele interessierte Personen Ausstellungen frequentieren, die Sie mit großem Arbeitsaufwand und Herzblut in Ihrem Archiv organisiert haben. Unsere letzte wirklich große Ausstellung von Archivalien – 2009 in Kooperation mit dem Staatsarchiv Amberg – hatte rund 3.000 Besucher.

Diese Zahl entspricht der Zahl unserer Besucher im Facebook in einer durchschnittlichen Arbeitswoche. Im – für uns sehr gut verlaufenen – Jahr 2012 wurden die von uns geposteten Inhalte sogar von mehr als 125.000 Usern gesehen.

 

Natürlich kann man den Wert solcher Zahlen nun aus jeder Richtung analysieren, Kosten-Nutzen-Rechnungen anstellen, restriktive Social-Media-Richtlinien entwerfen (wie hilfreich diese auch immer sein mögen): Was bleibt ist letztlich der Fakt, dass Sie wie auch wir mit Hilfe dieses Mediums eine Vielzahl grundsätzlich eine beträchtlich größere Zahl an vor allem aber nicht nur jungen Usern erreichen können und werden. Die beliebte Formulierung, man müsse die „Leute abholen“ wo sie sind halte ich persönlich für eine Floskel. Niemand wartet auf Sie. Aber es gibt eine große Zahl an Menschen, die Sie mit relativ wenig Aufwand für die Geschichte Ihrer Stadt begeistern können und die sich insbesondere für historische Fotografien erwärmen:

Wir nutzen hierzu die Technik der erzählenden Bilder – historische Aufnahmen, die auch ohne Beschreibung bereits eine Geschichte erzählen, z. B. Straßenzüge dem Betrachter bei letztlich geringer Abweichung zum heutigen Zustand so viele Fragen aufgeben, dass er oder sie dort verweilt. Dieser User wird aller Wahrscheinlichkeit nach auch die Beschreibung lesen, die sie dem Bild beigefügt haben. Sie werden erstaunt sein, wie viele „friedliche Kontakte“ sie so zu anderen Menschen herstellen können, aber auch, wie viele Anregungen Ihnen diese neuen „Freunde“ zu geben im Stande sind. In den Weiten des Alls verbergen sich mehr begeisterte Heimatforscher und Hobbyhistoriker als auch wir vermutet haben.

 

Und die Aliens? Es gibt sie. Vergessen Sie die NSA und Google – sobald sie das Web betreten und sei es nur das klassische Web 1.0 haben Sie sich diesen Entitäten ausgeliefert. Oder wie bereits die „Zeit“ schrieb: „Wer Microsoft, Apple, Yahoo, Google, Facebook, PalTalk, AOL, Skype und YouTube nicht nutzt, wird vom Prism-System nicht direkt erfasst.“[2]  Die privaten und öffentlichen Netzoligarchen und ihre stetig weiter entwickelten Algorithmen sind in einem Maße omnipräsent, dass die Empfehlung unseres Bundesinnenministers „sich selbst zu schützen“ nicht mal mehr mit dem Pfeifen im Walde – oder besser: im dunklen Lüftungsschacht des Raumschiffs – verglichen werden kann.

 

Nein – relevanter  sind jene nervigen Aliens, die jederzeit alles besser wissen als sie, die falsche Behauptungen in die Welt setzen, rotzige Kommentare zu ihren Posts einstellen und überhaupt die schöne neue Welt durch übelriechende Flatulenzen verpesten.

Ziehen Sie in einem solchen Fall nicht den Phaser.

Bleiben Sie sachlich und höflich. Entwaffnen Sie diese Aliens mit Ihrer Kompetenz. Die anderen User werden auf Ihrer Seite sein. Nicht jedes Raumschiff braucht einen Schutzschirm wie die selige Enterprise und nicht jedes Archiv im interaktiven Datenraum braucht gleich einen „Shitstormmanager“.

 

„Dank unseres selektiven Erinnerungsvermögens sind wir in der Lage, rasch neue Gewohnheiten anzunehmen und frühere zu vergessen.“[3] Ein kurzer und scheinbar harmloser Satz aus dem kürzlich in deutscher Sprache erschienenen Buch „Die Vernetzung der Welt – Ein Blick in unsere Zukunft“ des Autorenduos Eric Schmidt und Jared Cohen. Schmidt – immerhin Executive Chairman von Google, und Cohen stellen auch fest, dass die „virtuelle Welt nicht nur unseren Umgang mit anderen Menschen verändern [wird], sondern auch unsere Selbstwahrnehmung.“[4]

 

Gestatten Sie mir dazu einen ganz persönlichen Gedankensplitter, der diesmal nichts mit Science Fiction zu tun hat: Vor nicht allzu langer Zeit verbrachte ich einen Teil meines Feierabends mit einer hoch gelobten Fernsehserie, die, produziert von Hollywood-Ikone Martin Scorsese, einige interessante Einblicke in die Prohibitionszeit der frühen zwanziger Jahre bietet. Einer der Protagonisten befand sich – notgedrungen – auf der Suche nach einem Telefon, ein situationsbedingt unnötig zeitraubender und nervtötender Akt in dessen Verlauf mir ganz beiläufig durch den Kopf schoss: Warum benutzt er nicht sein Handy?

Nun ist es zwar offenkundig, warum ein Charakter der 1920er Jahre noch kein Handy benutzen darf, durchaus bemerkenswert scheint jedoch, wie selbstverständlich der Konsument, von seinen eigenen Gewohnheiten ausgehend, ein erst kürzlich erlerntes Verhalten auch von einem fiktiven Charakter erwartet, dessen Handeln bald 100 Jahre in der Vergangenheit stattfindet.

 

Schmidt übertreibt also durchaus nicht mit seiner eingangs zitierten Feststellung und ich persönlich neige dazu, ihm auch zu glauben, wenn er hinsichtlich der Weiterentwicklung der Rechenprozesse prophezeit „Wir werden die Antworten auf ihre Fragen kennen, ehe sie selbst die Fragen wissen.“[5]

Ob man diese „Brave new World“ nun sehnlich erwartet, oder sie unwirsch zu ignorieren versucht spielt keine Rolle. Sie ist bereits um uns – das bereits Gesagte erinnernd möchte man hinzufügen: Sie ist irgendwie bereits in uns.

 

Die Frage ob Archive im Web 2.0 agieren sollten, die Überlegung nach Sinn und Unsinn des Ganzen ist somit letztlich rein akademisch, da die Meinung der Archive hierzu schlicht niemanden außerhalb der Archivgemeinde interessiert. Das Web 2.0 ist bereits da, das „Internet der Dinge“ – die Vernetzung von Maschinen, Gebrauchsgegenständen und Hauselektronik wird kommen. Ob Sie schon bald eine SMS von Ihrem Kühlschrank bekommen werden oder der lieber gleich ihrem Auto mitteilt, dass sie noch zum Supermarkt fahren sollen, kann ich nicht sagen. Für uns bleibt ein Satz maßgeblich, den Carsten Ulbricht schon beim Deutschen Archivtag in Köln im Jahr 2012 formulierte „[…] die neue Art der Nutzung und Kommunikation im Internet wird bleiben.“[6]

 

Wir müssen uns dem stellen. Letztlich ist das nur möglich, wenn wir – jeder für sich – Social Media mit gestalten. Nachträglich zu dokumentieren werden diese komplexen Entwicklungen ebenso wenig sein wie das Regieren der Kanzlerin via SMS.

 

Und bei allem eventuell vorhandenen Unwohlsein sollten sie eines nicht vergessen: Eine Webpräsenz, die von mehreren hundert oder tausend Menschen wöchentlich besucht wird kann für sie auch ein Instrument sein, wohl begründete Interessen ihres Archivs durchzusetzen. Auch Kommunalpolitiker sind im Web 2.0 vertreten – sie werden verblüfft sein, dass auf einmal Entscheidungsträger von Ihrer Arbeit Notiz nehmen, die nie zuvor auch nur eine ihrer Veranstaltungen besucht haben.

 

Ein Umstand, den man mit einem erstaunten „faszinierend“ kommentieren möchte.

 

In diesem Sinne: Gehen sie mit ihrer Besatzung an Bord, setzen sie Kurs und zitieren sie mit fester Stimme Captain Kirk: „Scotty, Energie!“

 

 

[1] vgl. Kemper, Joachim; Fischer, Jörg; Hasenfratz, Katharina; Just, Thomas; Moczarski, Jana; Rönz, Andrea: Archivische Spätzünder? Sechs Web 2.0-Praxisberichte in: Der Archivar  Heft 02/2012, Seite 136 ff.

[2] http://www.zeit.de/digital/datenschutz/2013-06/nsa-prism-gegenwehr Beuth, Patrick: „Gegen die NSA ist Gegenwehr kaum möglich“, Download vom 15.07.2013

[3] Schmidt, Eric; Cohen, Jared: Die Vernetzung der Welt – Ein Blick in unsere Zukunft. Reinbek bei Hamburg, 2013, S. 16

[4] Ebd.

[5] vgl. auch:  Bürgerbewegung zur Rettung der Privatheit. Der ehemalige Bundesinnenminister Gerhart Rudolf Baum im Gespräch (http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kulturfragen/2177869); analog: Schmidt, Eric; Cohen, Jared a. a. O.

[6] Ulbricht, Carsten: Social Media & Recht. Chancen und Risiken im Web 2.0, in: VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e. V.: Kulturelles Kapital und ökonomisches Potential – Zukunftskonzepte für Archive, Fulda 2013

 

 

© Jörg Fischer, Stadtarchiv Amberg

Quelle: http://archive20.hypotheses.org/905

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nachgefragt | Mitarbeit an einer Ausstellung „Stephansheide: vom Kriegsgefangenenlager zum Kinderheim“ | Rösrath bei Köln


Polnische Kriegsgefangene in Hoffnungsthal (Bildarchiv Geschichtsverein Rösrath)
 

Das Pädagogische Zentrum für Kinder und Familien in Stephansheide (eine Einrichtung der Diakonie Michaelshoven) in Rösrath bei Köln sucht Interessierte, die sich an der Konzeption einer Ausstellung zur wechselvollen Geschichte des Standortes beteiligen wollen. Dort wurde – etwas abgelegen im Gelände der Wahner Heide – 1940 ein Kriegsgefangenenlager errichtet, in dem vor allem polnische Kriegsgefangene inhaftiert wurden. Nach 1945 wurden die Gebäude als Kriegswaisenheim genutzt und nach und nach zur heutigen Einrichtung ausgebaut. Bis heute sind einige Gebäude des Kriegsgefangenenlagers erhalten. Die geplante Dauerausstellung soll in drei Räumen erstens die Geschichte des Kriegsgefangenlagers während des Zweiten Weltkriegs, zweitens die Heimerziehung in den 1950er- und 1960er-Jahren sowie drittens die Entwicklung hin zu einer modernen Jugendhilfeeinrichtung  dokumentieren.

Die Diakonie Michaelshoven sucht in Kooperation mit dem Geschichtsverein Rösrath nach Interessierten, die erstens die Geschichte des Standortes, Quellen, Exponate und Zeitzeugen recherchieren und sich zweitens an der museumspädagogischen Konzeption der Ausstellung beteiligen wollen – beispielsweise im Rahmen des Geschichtsstudiums oder als museumspädagogisches Praktikum. Sie können sich bei Frau Sabine Fleper, Mitarbeiterin bei der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung Stephansheide (Telefon: 02205 922737, s.fleper@diakonie.michaleshoven.de) melden.

Am 12. Oktober 2013 können mögliche Interessenten auch an einer Führung über das Gelände teilnehmen (14 Uhr, Treffpunkt: Heidezentrum Turmhof, Kammerbroich 67 in Rösrath).

Quelle: http://historischdenken.hypotheses.org/2077

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CVCE Luxemburg sucht DH Lab Coordinator und IT-Head

index

Das vom Luxemburger Ministerium für Hochschulbildung und Forschung unterstützte Centre Virtuel de la Connaissance sur l’ Europe (CVCE) mit Sitz in Luxemburg, das u.a. den European NAvigator ENA, eine digitale Bibliothek mit mehr als 16.000 Dokumenten zum europäischen Integrationsprozess erarbeitet, hat zwei spannende Stellen ausgeschrieben:

1. Digital Humanities Lab Coordinator (permanent, 100%)
Unter Leitung des Head of IT beinhaltet die Stelle die Konzeption und Entwicklung der digitalen Infrastruktur des Zentrums, um Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern das kollaborative Arbeiten sowie die Analyse, Verwaltung, Bearbeitung, Publikation und nachhaltige Verfügbarkeit digitaler Sammlungen, e-Publikationen und anderem Forschungsmaterial zum europäischen Integrationsprozess zu ermöglichen.

Vorausgesetzt werden u.a. ein Studium der Geistes- oder Informationswissenschaften und nachgewiesene Erfahrung in den Digital Humanities.

Ausschreibung: http://goo.gl/u0YOrl

2. Head of IT (permanent, 100%)
In Zusammenarbeit mit der Zentrumsleitung ist der Head of IT verantwortlich für die laufende technologische Entwicklung der digitalen Infrastruktur des Zentrums. Vorausgesetzt werden u.a. ein Studium der Informationswissenschaften (oder verwandte Studien) sowie nachgewiesene Erfahrungen im Aufbau digitaler Infrastrukturen in leitender Position.

Ausschreibung: http://goo.gl/UpI4Ew

Bewerbungsschluß ist jeweils der 15. Oktober 2013.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2356

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Max meets Lisa: Zwischen Büchern und Bytes – Geisteswissenschaftler, wie arbeitet Ihr heute?

Brauchen die Geisteswissenschaften heute Twitter, Blogs und Research Gate? Kann es an der Art der Kommunikation liegen, wenn Geisteswissenschaftlerinnen und Geisteswissenschaftler jenseits des Feuilletons gesellschaftlich nicht mehr wirklich wahrgenommen werden? Sollten sie ihre klassischen Kommunikationsformen Buch, Fachjournal und Feuilleton überdenken? In der zweiten Ausgabe der Internetreihe „Max meets Lisa“ diskutieren die Historikerin Prof. Dr. Dr. h.c. Barbara Stollberg-Rilinger und der Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Gerhard Lauer u. a. über Chancen und Risiken der Digital Humanities, zivilen Ungehorsam beim Publizieren und unterschiedliche (digitale) Arbeitsweisen in den jeweiligen geisteswissenschaftlichen Disziplinen.

Die Max Weber Stiftung und die Gerda Henkel Stiftung präsentieren die zweite Ausgabe der Internetreihe „Max meets Lisa“:

Max meets Lisa from maxweberstiftung on Vimeo.

Prof. Dr. Dr. h.c. Barbara Stollberg-Rilinger ist Professorin für Geschichte der Frühen Neuzeit am Historischen Seminar der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und Sprecherin des Exzellenzclusters „Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne“. Sie wird 2013 mit dem renommierten „Preis des Historischen Kollegs“ geehrt. Ebenfalls 2013 erschien ihre jüngste Monografie „Rituale“.

Prof. Dr. Gerhard Lauer ist Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Georg-August-Universität Göttingen und leitet das Göttingen Centre for Digital Humanities (GCDH). 2012 veröffentlichte er gemeinsam mit Elisabeth Décultot die Monografie „Kunst und Empfindung. Zur Genealogie einer kunsttheoretischen Fragestellung in Deutschland und Frankreich im 18. Jahrhundert“.

Quelle: http://mws.hypotheses.org/3813

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Fundstücke

Von Stefan Sasse

- Eine Liebeserklärung an die Hassliebe zwischen England und Frankreich in einem mit viel Charme gezeichneten Comic (Englisch). 
- "Die Geschichte Amerikas" auf NTV. Oliver Stone scheint völlig abgedreht.  
- Cracked hat fünf Geschichten über Feinde, die im Krieg zusammenarbeiten. Immer hart an der Grenze zum Heroismus, so was, aber trotzdem interessant (Englisch). 
- Die FAZ hat was zum psychologischen Einfluss des Jom-Kippur-Kriegs auf die israelische Gesellschaft.

Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2013/10/fundstucke.html

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3. Nachtrag zum Tag der Einheit (Gastbeitrag)

“Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Ersteinmal herzlichen Dank! Für die, die mich jedoch noch nicht kennen, möchte ich mich kurz vorstellen und meine Beziehung zum Tag der Einheit darlegen.

Ich heiße Plotin und bin um 205 n. Chr. in Lykopolis geboren. Diese Stadt heißt heute Asyut und liegt in Ägypten. Ich bin ein Philosoph, der die Philosophie Platons verfolgt. Mein Anliegen ist es, sie für meine Mitmenschen so deutlich wie möglich zum Vorschein zu bringen. Dies habe ich in meinem Hauptwerk getan, das durch meinen Schüler Porphyrios “Enneaden” also etwa Neunerpakete benannt wurde. Schon früh habe ich damit angefangen, die Schriften meines großen Vorbildes zu lesen und zu verstehen. Sie wissen selbst, dass der göttliche Platon kein einfacher Denker war, sondern uns viele schwerverständliche Lösungen hinterlassen hat. Aber ein Mann wie er hat keine inkonsistenten Schriften verfasst, wie auch manche meiner Schüler häufig behaupten, sondern er hat die beste Form gewählt, uns die schwer verständliche Wahrheit über das Sein mitzuteilen. Es stimmt ja, dass wir immer zum Nachdenken angeregt werden, wenn wir ihn lesen. Auch heute noch. Aristoteles hingegen klingt in meinen Ohren wie ein Lexikon. Er gibt vor, alles zu wissen; Dabei hat er die wichtigsten Punkte gar nicht verstanden. Schade, denn er war ein kluger Kerl.

Ich selbst habe übrigens entdeckt, dass meine näheren Vorgänger auch viele falsche Ansichten vertreten hatten. Ich möchte auch eigentlich von niemandem schlecht reden, aber dieser Albinos beispielsweise hätte seine Hausaufgaben wirklich mal richtig machen sollen.

Und nun zum Tag der Einheit. Der Tag der Einheit krönt gewissermaßen mein Lebenswerk, da er meine Philosophie ehrt. Ich werde ihnen jetzt kurz erklären, wie ich das meine und wieso ich ihnen so dankbar für die Einrichtung eines solchen Feiertages bin: Wenn wir uns umschauen, besteht unsere Welt aus jeder Menge Dingen, die zusammen eben eine Vielheit bilden. Ein Tisch, eine Primzahl, eine Gattung und ein Fuchs und alles, was uns sonst einfällt, ist Teil dieser Vielheit aus der unsere Umwelt eben besteht. Nun, das stimmt wohl. Aber mich hatte immer gewurmt, wieso man denn so einfach von der Vielheit spricht, wenn man nicht genau erklären kann, was die Einheit ist. Die Einheit ist doch die Basis für die Vielheit, oder? – Sehen sie, ich bin Anhänger der platonischen Ideenlehre. Nehmen sie das einfach einmal so hin. Denn wenn sie mit dem Einwand kommen, es gebe doch gar keine platonischen Ideen, dann werde ich sie sowieso davon überzeugen, dass es sie gibt. Also kürzen wir hier ab und nehmen an, es gebe diese Ideen. Sie haben keine räumliche Ausdehnung und deshalb können wir sie nicht sehen. Sie sind dennoch Vorbilder für alles, was wir sehen. Sie kennen aus dem Philosophieunterricht in der Schule das Beispiel mit dem Kreis. Denn egal wie genau man einen Kreis malen möchte, wir wissen, dass die Idee des Kreises, die man zum Vorbild hat, perfekter ist. Deshalb verlagere ich meine Suche nach der Einheit auf diese perfektere Ebene. Nun weiter: Alle Ideen zusammengenommen nenne ich Geist, im Griechischen heißt das “nous” (νοῦς). Ich hätte es auch anders nennen können, aber so eine Prise Mystizismus zieht eben auch die Esoteriker an. Aber zurück zur Einheit: Das Eine übersteigt auch diesen Geist. Denn die Einheit ist auch die Voraussetzung für die Ideen selbst. Eigentlich einleuchtend, oder? Denn ohne Einheit keine einzige Idee. Und jetzt kommt der springende Punkt, der mich anfangs in Verlegenheit gebracht hatte, für den ich aber lange Jahre argumentiert habe und für den ich auch Platons Dialog Parmenides zum Zeugen habe. Diese Einheit, die man sucht, würde bereits zwei Dinge umfassen, wenn wir sie auf dem Level der Ideen ansetzen würden. Denn sie wäre sowohl Einheit als auch Sein. Meistens gucken meine Studenten skeptisch, wenn ich das sage. Aber sie haben nie ein Argument hervorgebracht, das meine Ansicht angreifen könnte. Jedenfalls: Wenn man von Einheit sprechen will, darf man nicht gleichzeitig von Sein sprechen, da man ja dann eine Zweiheit hätte und unser Problem nicht gelöst werden würde. Wir suchen ja die reine Einheit. Ich nenne diese absolute Einheit deshalb über-seiend, weil sie die Voraussetzung für die platonischen Ideen ist, aber selbst keine Idee ist. Platon hat das eben auch so gemeint. Er schreibt ja in dem Dialog Politeia in 509b, dem dicken Wälzer, es sei “jenseits des Seins” (επέκεινα της ουσίας).

Nun, wenn es sie interessiert, Dominic O’Meara, der ein guter Freund hätte werden können, schreibt ausführlich etwas zu meiner Ansicht in seinem Buch Plotinus: An Introduction to the Enneads (D. O’Meara, Plotinus: An Introduction to the Enneads (Oxford: 1993), Anm. d. Red.). Ich habe schließlich viele Generationen von Philosophen inspiriert. Sogar Marcilio Ficino, der Renaissance-Philosoph, hat meine Ideen verwertet und manche behaupten, auch Hegel hätte mich rezipiert.

Nun ja, dies ist also der Hintergrund für den Tag der Einheit, wie mir scheint, und ich bin für diese Benennung und für diese Ehrung der Philosophie überaus dankbar. Ich wünsche ihnen deshalb einen entspannten Tag der Muße und des Nachdenkens.

Herzliche Grüße,

Ihr Plotin”

Quelle: http://philophiso.hypotheses.org/48

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Krisen – Eine Sammelrezension von Henning Tümmers

Manche trifft sie früher, manche später. Einige – Individuen oder ganze Gesellschaften – werden wiederkehrend von ihr gebeutelt, andere begegnen ihr im Laufe ihres Daseins nur wenige Male. Scheinbar kann ihr niemand entkommen, gibt es ihrer doch so viele und … Weiterlesen

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/5511

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Die Punks der Weimarer Republik

Die aktuelle Ausgabe von Spex (Nr.348, Oktober 2013, S.116-122, nur Print) veröffentlicht einen Artikel von Ulrich Gutmair zu den Punks der Weimarer Republik. Ausgehend von der Wiederauflage Ernst Haffners Roman Blutsbrüder (vgl. dazu Gutmairs Taz-Rezension) beschäftigt er sich mit den so genannten Wilden Cliquen im Berlin der 1920er und 1930er Jahre, einer Arbeiterjugendsubkultur; abgesehen von Haffner zitiert er folgende zwei Publikationen:

Benenowski, Hans: Nicht nur für die Vergangenheit. Streitbare Jugend in Berlin um 1930. Erzähltes Leben II. Hg von Koschwitz, Heidi. Kreuzberg: Nishen, 1983.

Lessing, Helmut/Liebel, Manfred: Wilde Cliquen. Szenen einer anderen Arbeiterjugendbewegung. Bensheim: Päd.Extra, 1981.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/498221534/

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Neuerscheinung zu Identifizierungs- und Registrierungstechniken

Reichlich teuer (105$/80€, Kindle-Version ca. 55€), aber spannend:

About, Ilsen/Brown, James/Lonergan, Gayle (Hg.): Identification and Registration Practices in Transnational Perspective. Houndmills: Palgrave Macmillan, 2013. ISBN: 978-0-230-35438-8, 360 S. [Verlags-Info]

Kurztext: Utilising sources that range from 16th century parish registers to the 21st century supermarket loyalty card, this collection examines the history and development of identification documents and surveillance techniques over the past 500 years. Combining the knowledge of several experts from a variety of disciplines, this volume successfully demonstrates how identification and registration can enable and empower a population, particularly if the interests of the state and population coincide. It also reveals the weakness of states or corporations when dealing with issues such as popular resistance and fraud, despite great leaps forward in the scientific methods of identifying individuals. This important book offers a vital contribution to the literature on a variety of topical subject areas such as biometric identification, immigration control and personal data use, as such it is of interest to students and scholars of civil and human rights amongst other disciplines.

Inhaltsverzeichnis:

Introduction
Ilsen About, James R. Brown and Gayle Lonergan

PART I: THE CENTRAL STATE: SYSTEMS, STANDARDS, AND TECHNIQUES

1. Individual Identity and Identification in 18th Century France
Vincent Denis

2. Registration as Privilege: The Moscow Residence Permit as a Mark of Privilege in the Russian Empire, 1881-1905
Gayle Lonergan

3. Dissemination of the Argentine Dactyloscopy System in the Early Twentieth Century: Local, Regional and International Dimensions
Mercedes García Ferrari

4. The Philosopher and the Printer: Practices of Criminal Identification in Fascist Italy
Massimiliano Pagani

5. De-Neutralizing Identification: S. & Marper v. United Kingdom, Biometric Databases, Uniqueness, Privacy, and Human Rights
Simon A. Cole

6. The Biometric Fetish
Emilio Mordini and Andrew P. Rebera

PART II: BEYOND THE CENTRAL STATE: COMMUNITY, COMMERCE, AND ECONOMICS

7. The Parish Registers in Early Modern English History: Registration from Above and Below
Simon Szreter

8. An Unusually Open Identification Number System: The Icelandic Kennitala
Ian Watson

9. From Custom to Civil Status Registration: The Anthropology of Kinship and the Rule of Law
Claudine Dardy

10. Consuming Identity and Consuming the State in Britain since c. 1750
Edward Higgs

PART III: THE IDENTIFIED: PERCEPTION, RESISTANCE, AND NEGOTIATION

11. Cat and Mouse Games: The State, Indians in the Cape and the Permit System, 1900s-1920s
Uma Dhupelia-Mesthrie

12. A Paper Trap. Exiles versus the Identification Police in France during the Interwar Period
Ilsen About

13. 'Ausweis Bitte!' Identity and Identification in Nazi Germany
Jane Caplan

14. What Do You Think The Household Register Is? Perceptions of Koseki Relating to Social Order and Individual Rights in 1950s and 2000s Japan
Karl Jakob Krogness

15. Denouncing and Resisting. Identity Assignment Policies in France, 1970-2010
Pierre Piazza

16. 'Establishing Your True Identity:' Immigration Detention and Contemporary Identification Debates
Melanie Griffiths

Afterword

The Future of Identification's Past: Reflections on the Development of Historical Identification Studies
Jane Caplan and Edward Higgs

Index

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/498221239/

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