China im Kartenbild: John Speed: The Kingdome of China (1626)

In den 1620ern entstand die Karte “The Kingdome of China. Newly augmented [...]“  des John Speed (1552-1629)[1] – eine der frühesten englischen Chinakarten überhaupt[2]

By John Speed [Public domain], via Wikimedia Commons

The kingdome of China / newly augmented by I.S. 1626. By John Speed [Public domain], via Wikimedia Commons

Die Karte ist in A prospect of the most famous parts of the world, viz, Asia, Africa, Europe, America, with these empires and kingdoms (London 1676)[3]  die Nr. 19 und enthält auf der Rückseite “The description of the Kingdom of China, p. 38-39″. zeigt China, Japan und Korea (als Insel), dazu Teile Indiens und den westlichsten Teil Nordamerikas[4]

Speeds Karte unterscheidet zwischen “Cathaya, the Chief Kingdome of Great Cam” mit der Hauptstadt “Cambalu” (die nach den Angaben in der Karte einen Umfang von 28 Meilen hat) und “The Kingdome of China”. Die Hauptstadt dieses Reiches ist eingezeichnet, aber “Xuntien” [Shùntiān 順天][5]. Die Karte enthält keine Grenzlinien, aber zahllose Namen von Reichen, Provinzen, Städten, dazu Seen und Flüsse, die meist unbenannt bleiben. Auch auf dieser Karte ist Macao auf der ‘falschen’ Seite der Mündung des Perlflusses eingezeichnet.

In kurzen Texten in der Karte werden einige Besonderheiten genauer beschrieben. Die chinesische Mauer darf dabei nicht fehlen:

A wall of 400 leages, betwixt the bankes of y.e hilles, built of y.e King of China against y.e breaking in of y.e Tartars on this side.

Außerhalb der Mauer heißt es:

In this Country is a Hill, out of the w.h Earth is digged w.th small haires like vnto graße, w.th being spunn or ouen and y.e clothe therof being cast into y.e fire is not bu[rn]ed.

Damit werden Asbestvorkommen in Zentralasien thematisiert, die (unter anderem) bei Marco Polo erwähnt werden, der sie im Bereich von “Ghinghin Talas” lokalisiert.[6]

Zu “The Desert Lop” heißt es:

In ye deserte Lop et Belgian men are thought to be seduced by wonderfull illusions and divilish spitting.

Damit wird die Wüste Lop, eine Ebene am Fuß des Kuruktag, östlich des Tarim-Beckens in der heutigen Autonomen Region Xinjiang beschrieben. Diese Wüste – teils Salzwüste, teils Sandwüste war (und ist) tückisch, Sandstürme und wandernde Dünen haben zahlreiche opfer gefordert.)[7]

Schließlich gibt es einen kurzen Text (zu finden direkt über “The Kindome of Bramas”), der sich auf einen der eingezeichneten Seen bezieht:

In y.e province of Sancy was made a rounde lake here by a deluge in y.e year 1557. in the w.ch were 7. Cities dround, besides litle to[wn]s and villages, and a great number of men, onely one boye was saued in y.e body of a tree.

Unklar bleibt, welche Überflutungen hier gemeint sind.[8]

Drei Seiten des Blattes sind mit kleinen Vignetten dekoriert:

  • links (von oben):

    • “A Chinian Women [sic]“
    • “A Sovldier of Iapan”
    • A Chinian
    • A Men [sic!] of Pegv
  • oben (von links):
    • Y.e M[an]ner of their Trauelling by L[an]d[9]
    • Macao
    • Qui-nzay[10]
    • The Manner of their Execution
  • rechts (von oben):
    • A Chinian Men [sic!]
    • A Chinian Men [sic!]
    • A Sovldier of Iapan
    • A Women [sic!] of Pegv

Die “Chinesinnen” und “Chinesen” in den Vignetten linken und rechten Rand erinnern an die Darstellungen der Bewohnerinnen und Bewohner Chinas in Linschotens Itinerario.[11]

Wie viele andere Karten in John Speeds Atlas geht auch die China-Karte auf niederländische Vorbilder zurück. Die oben zitierten kurzen Texte verweisen deutlich auf  “Chinae, olim Sinarum regionis, nova descriptio. | auctore Ludovico Georgio”. [12] Diese China-Karte des Luis Jorge de Barbuda ( (1564 (?)-1613 (?)) wurde erstmals 1584 dem Theatrum orbis terrarum des Abraham Ortelius hinzugefügt.[13] und findet sich in (fast) allen späteren Ausgaben des Theatrum orbis terrarum.[14] Eine ähnliche Darstellung Ostasiens kursierte dem Titel”Tartaria sive Magni Chami Imperium” im auch 17. Jh. in zahlreichen Versionen, s.  u.a. “Tartaria Sive Magni Chami Imperium” (1649 | ULB Düsseldorf), “Tartaria Sive Magni Chami Imperium” (1662 | NLA), “Tartaria Sive Magni Chami Imperium” (1683 | GDZ).

Weitere Digitalisate der Karte von Speed:

 

  1. Zur Biographie: Albert Frederick Pollard: “Speed, John“. In: Dictionary of National Biography (1898) vol., 318-320.
  2. 1625 war in Puchas’ Piligrimages eine erste Karte erschienen.
  3. Die erste Ausgabe des Prospects, des ersten von einem Engländer konzipierten und produzierten Weltatlas erschien 1627 (ESTC Citation Number S95303). Daten der Ausgabe von 1676: John Speed: The theatre of the empire of Great-Britain, presenting an exact geography of the kingdom of England, Scotland, Ireland, and the isles adjoyning: as also the shires, hundreds, cities and shire-towns within the kingdom of England and principality of Wales; with a chronolog of the civil-wars in England, Wales and Ireland. Together with a prospect of the most famous parts of the world, viz. Asia, Africa, Europe, America. With these empires and kingdoms therein contained; viz. Grecia, Roman-Empire, Germany, Bohemia, France, Belgia, Spain, Italy, Hungary, Denmark, Poland, Persia, Turkish-Empire, Kingdom of China. Tartaria, Summer-Islands. By John Speed. In this new edition are added; in the theatre of Great-Britain, the principal roads, and their branches leading to the cities and chief towns in England and Wales; with their computed distances. In a new and accurate method. … In the prospect of the world. The Empire of the Great Mogul, with the rest of the East-Indies. Palestine, … Empire of Russia. (London : printed for Thomas Basset at the George in Fleet-street, and Richard Chiswel at the Rose and Crown in St. Paul’s Church-yard, MDCLXXVI. [1676]) . ESTC Citation Number R13825.
  4. Der Zipfel wird als Alaska gesehen, daher taucht die Karte häufig in Sammlungen zur Kartographie der Amerikas auf.
  5. Seit Yongle 1 (1403) ist Shùntiān 順天 der Name der Präfektur, die (Haupt-)Stadt ist Běijīng 北京) ist nicht als Hauptstadt markiert.
  6. S. [A C. Moule/Paul Pelliot: Marco Polo: the Description of the World (London: G. Routledge & Sons 1938) pp. 156–57.
  7. Zu den Beschreibungen dieser Wüste vgl. Lucette Boulnois: "Démons et tambours au désert de Lop : Variations Orient-Occident." In: Médiévales, N°22-23 (1992) 91-115. doi : 10.3406/medi.1992.1241. Online. Persée.
  8. Naheliegend wäre dasJiajing-Erdbeben (Jiājìng Dàdìzhèn 嘉靖大地震), dessen Epizentrum in der Provinz Shaanxi lag – dagegen spricht, dass dieses Erdbeben 1556 war.
  9. Die “Segelwagen” wurden u.a. in Mendozas Historia de las cosas mas notables, ritos y costumbres del gran reyno de la China  (1585) ((Historia de las cosas mas notables, ritos y costumbres del gran reyno de la China… hecha y ordenada por el muy R. P. maestro Fr. Joan González de Mendoça,…  (Roma: Grassi 1585) – Digitalisate (zahlreiche Ausgaben inkl. Übersetzungen) → Bibliotheca Sinica 2.0. beschrieben.
  10. Marco Polo nannte Hángzhōu  杭州 (Prov. Zhejiang)  “Quinsay”.
  11. Linschoten, Jan Huygen van: Itinerario: Voyage ofte Schipvaert, van Ian Hughen van Linschoten naer Oost ofte Portugaels Indien, inhoudende een corte beschryvinge der selver Landen ende Zeecusten… Beschryvinghe van de gansche Custe van Guinea, Manicongo, Angola, Monomotapa, ende tegen over de Cabo de S. Augustiin in Brasilien, de eyghenschappen des gheheelen Oceanische Zees; midtsgaders harer Eylanden, als daer zijn S. Thome S. Helena, ‘t Eyland Ascencion… Reys gheschrift vande Navigatien der Portugaloysers in Orienten… uyt die Portugaloyseche ende Spaensche in onse ghemeene Nederlandtsche tale ghetranslateert ende overgheset, door Ian Huyghen van Linschoten. (Amstelredam : Cornelis Claesz, 1596) – Digitalisate (auch zu diversen Übersetzungen) → Bibliotheca Sinica 2.0. Abbildungen: “Habitus e China regno pretiose elegantie et rerum omnium affluentissimum” [1 / 2] und “Lectuli, et ratio, quibus Chine proceres primarij (Mandarinos vocant) gestuntur.” [1 / 2].
  12. Lutz Walter (ed.): Japan. Mit den Augen des Westens gesehen. Gedruckte europäische Landkarten vom frühen 16. bis zum 19. Jahrhundert (1993) 186, Nr. 11 F. S. auch: T. Suarez “Early Mapping of South-East Asia”, In: Periplus (1999), 164-170, Figure 88.
  13. Lutz Walter (ed.): Japan. Mit den Augen des Westens gesehen. Gedruckte europäische Landkarten vom frühen 16. bis zum 19. Jahrhundert (1993) 186, Nr. 11 F.
  14. Digitalisat der Ausgabe 1589: BSB.

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/1542

Weiterlesen

Fundstücke

Von Stefan Sasse

- Die fünf tödlichsten Waffen des Ersten Weltkriegs (Englisch). Ein bisschen lächerlich, die Pariskanone aufzunehmen, aber effektvoll war das Ding natürlich.

- Ein Bericht über die russischen Schmierereien am Reichstag aus dem Zweiten Weltkrieg und ihre Restauration (Englisch)

- Multimediale Aufbereitung des Ersten Weltkriegs in der SZ. 

- Phantomfotos von Kaiser Augustus

Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2014/08/fundstucke_11.html

Weiterlesen

aventinus interna Nr. 7 [10.08.2014]: Frei­stellungs­bescheid nach § 60a AO sowie Freistellungsbescheid für 2013 des Finanzamts München

Die folgenden Bescheinigungen bestätigten aventinus die satzungsgemäße und tatsächliche Erfüllung gemeinnütziger Zwecke. Damit ist aventinus berechtigt, Spendenbescheinigungen sowie Bescheinigungen über die steuerliche Abzugsfähigkeit von Mitgliedsbeiträgen auszustellen. http://bit.ly/1rfowJc

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2014/08/5284/

Weiterlesen

Wer einmal fremdschreibt…

… tut das offensichtlich auch ein zweites Mal. Wie schon damals mit der Ausrede, das alles nur für die Mehrung von Ruhm und die Ehre der Blogplattform hypotheses.org zu tun. Dieses Mal fragte mich Sebastian Bartoschek von den Ruhrbaronen, ob ich meinen letzten Artikel zum Voynich Manuskript nicht auch auf dieser populären Blogplattform veröffentlichen und ihn in diesem Zuge vielleicht für ein breiteres Publikum aufhübschen wolle. Das habe ich natürlich gerne getan und dabei versucht, sowohl kürzere Sätze als auch gliedernde Zwischenüberschriften zu nutzen. Den Titel meines letzten Postes habe ich beibehalten, der Text ist allerdings durch eine allgemeine Einleitung zum Voynich Manuskript erweitert worden. Zu finden ist er hier.

Ich danke Sebastian für die Gelegenheit und hoffe, dass Mareike mir nicht allzu oder allzu lange böse ist. :)

Quelle: http://texperimentales.hypotheses.org/1118

Weiterlesen

2 Promotionsstipendien an der TU Darmstadt

TU Darmstadt
FB 2/Institut für Philosophie, Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft
Juli 2014

Ausschreibung

 Natur und Staat: Biopolitische Metaphorik und „ethische Bildung“ um 1900

(Laufzeit: 9/2014-8/2017)

Das Projekt ist angesiedelt an der Schnittstelle von Philosophie und begriffsgeschichtlicher/metaphorologischer Diskurs­forschung. Es richtet sich auf die Erfassung und Untersuchung der Metaphorik des biopolitischen, u.a. Ethik und Bildung betreffenden Diskurses in einem elektronisch vorliegenden und aufzubereitenden Korpus Natur und Staat [1903-1911].

Es handelt sich um ein in Kooperation durchzuführendes Projekt im Rahmen eines Projektverbundes (Philosophie/Com­puter­philologie/Informatik). Teilautomatisierte Metaphernsuche sowie Korpuserschließung und -sicherung, digitale Annotation und Vernetzung für multidisziplinäre, internationale Forschung (Semantic Web) sind Gegenstand von weiteren Promotionsvorhaben, die parallel durchgeführt werden.

Als eine technische Universität verbindet die TU Darmstadt hoch innovative geisteswissenschaftliche Forschung mit ingenieur­wissenschaftlichen Schwerpunkten. Das Thema Digital Humanities wird gemeinsam durch den Fachbereich Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften und den Fachbereich Informatik getragen. In den beiden Fachbereichen sind die Promovierenden in ein anregendes Umfeld und vielseitige Projektkontexte eingebunden. Stipendiaten/innen wirken am interdisziplinären Promotionsprogramm “Knowledge Discovery in Scientific Literature” an der TU Darmstadt mit. Des Weiteren ist – vorbehaltlich der formalen Bewilligung durch das BMBF  – eine Assoziierung mit dem 2015 einzurichtenden Zentrum für eHumanities vorgesehen. Die Möglichkeit einer Assoziierung an das DFG Graduier­tenkolleg 1343 „Topologie der Technik“ ist gegeben.

1 Promotionsstipendium (Philosophie/Wissensgeschichte)

Die Ausschreibung richtet sich an Absolventen/innen der Fächer Philosophie oder aber Geschichte, Literatur-/Kulturwissenschaft oder Linguistik mit einem Schwerpunkt im Bereich Wissens- und Ideengeschichte/Diskurs­analyse, idealer Weise der Metaphern­forschung. Interesse an interdisziplinärer Arbeit und „Digital Humanities“ sind ebenso Voraussetzung wie Selbständigkeit, Team- und Kommunikationsfähigkeit. Schwerbehinderte Menschen werden bei gleicher Eignung bevorzugt eingestellt. Bewerbungen aus dem Ausland sind ‒ bei hervorragender Kenntnis der deutschen Sprache ‒ aus­­drücklich willkommen.

Die Höhe des Stipendiums beträgt 1.400 Euro mntl.

Aussagekräftige Bewerbungsunterlagen (gern digital) sind erbeten bis zum 7. September 2014 an:
Prof. Dr. Petra Gehring
TU Darmstadt
Schloss
D-64283 Darmstadt
gehring[at]phil.tu-darmstadt.de

1 Promotionsstipendium (Computerphilologie)

Die Ausschreibung richtet sich an hervorragend qualifizierte Absolventen/innen der Fächer Philosophie oder aber Geschichte, Literatur-/Kulturwissenschaft oder Linguistik, ggf. auch der Informatik mit einem Schwerpunkt im Bereich der Computer­philologie. Vertrautheit mit digitalen Korpora, digitalen Infrastrukturen und computergestützten Annotationsverfahren wird vorausgesetzt; Erfahrungen mit quantitativen Auswertungsverfahren, Topic Modeling, Machine Learning sind willkommen. Selbständiges Arbeiten, persönliches Engagement, Team- und Kommunikationsfähigkeit sowie Kooperationsbereitschaft werden bei der Mitwirkung in einem interdisziplinären Team vorausgesetzt. Schwerbehinderte Menschen werden bei gleicher Eignung bevorzugt eingestellt. Bewerbungen aus dem Ausland sind ausdrücklich willkommen.

Die Höhe des Stipendiums beträgt 1.400 Euro mntl.

Aussagekräftige Bewerbungsunterlagen (gern digital) sind erbeten bis zum 7. September 2014 an:
Prof. Dr. Andrea Rapp
TU Darmstadt
Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft
Dolivostr. 15
D-64293 Darmstadt
rapp[at]linglit.tu-darmstadt.de

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3882

Weiterlesen

Zur Präsenz der Karmeliten in Oberösterreich – Fragen zu einer Bildquelle des frühen 16. Jahrhunderts

An der Fassade eines „Bürgerhauses“ in Steyr (Oberösterreich) findet sich ein Christophorus-Wandbild vom Beginn des 16. Jahrhunderts mit der Darstellung eines knienden Stifters im Habit der Karmeliten. Eine fragmentierte Inschrift an derselben Fassade enthält die Worte „domus fratris“. In meinem Blog Camera Picta habe ich mir letztens Gedanken zu diesem Wandbild gemacht und die Frage aufgeworfen, ob sich daraus möglicherweise auf eine (wie auch immer geartete) Präsenz der m. W. hier sonst nicht nachgewiesenen Karmeliten in Steyr schließen lässt. Denkbar erschiene mir auch eine Verbindung zum Karmeliterkloster im nahegelegenen Mauthausen, nachweisbar ist eine solche, soweit ich sehe, jedoch nicht. Zudem bestand der Konvent in Mauthausen nur wenige Jahre (1494-1507/14), sodass fraglich ist, inwieweit er überhaupt jemals so etwas wie öffentliche Wirkung über die Ortsgrenzen hinweg erzielen konnte.

Nach allem, was ich bisher finden konnte, ist die Literaturbasis sowohl zu dem Wandbild in Steyr als auch zu den Mauthausner Karmeliten, gelinde gesagt, dürftig. Falls jemand mehr weiß oder weiterführende Ideen hat, wäre ich für entsprechende Hinweise daher ausgesprochen dankbar.

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/7846

Weiterlesen

Webressourcen aus Nordeuropa – Fundstücke Juli 2014

Die nordischen Länder und der 1. Weltkrieg

Forscher von drei dänischen Universitäten und des Nationalmuseums haben den Kampf Dänemarks um die Neutralität des Landes während des 1. Weltkriegs aufgearbeitet und präsentieren ihre Ergebnisse in der Ausstellung “På kanten af krig – Neutralitet mellem krig og velfærd”, die ab 6. August 2014 in dem neu geschaffenen kommunalen kulturhistorischen Museum Mosede Fort Danmark 1914-18 in Greve gezeigt wird.

Das Museum Sønderjylland hingegen dokumentiert die Auswirkungen des 1. Weltkriegs auf die, damals noch zum Deutschen Reich gehörende männliche Bevölkerung Nordschleswigs, die als Soldaten Kriegsdienst leisten mussten. Der Kriegseinsatz der 35.000 Soldaten hat seine Spuren in Form von Gedenkstätten und Soldaten- und Kriegsgefangenengräbern hinterlassen. Hierzu hat das Museum eine App veröffentlicht, der zu 35 dieser Stätten Texte, historische Karten und Fotos liefert und auch eine Datenbank der gefallenen Soldaten beinhaltet. Diese Informationen stellt auch die Datenbank Verdenskrigens Spor i Sønderjylland 1914-1918 bereit.

Das im Juli 2014 veröffentlichte Portal Den store krig 1914 – 1918 hingegen zeichnet den Verlauf des Krieges in Form von Nachrichten. Das Quellenmaterial haben neben diversen Archiven und Museen auch Privatpersonen aus der Region zur Verfügung gestellt. Ziel ist es, die Geschichte der Soldaten aus Nordschleswig und deren Familien in Bild und Text zu dokumentieren. Ergänzend dazu veröffentlicht das Landesarchiv für Sønderjylland eine Online-Liste über die gefallenden Soldaten aus Nordschleswig 1914-1918. Der gleichen Thematik widmet sich auch die schon etwas ältere Internetseite I farfars fodspor. Dort stellt der Enkel des Nordschleswigers Iver Henningsen dessen Briefe, Fotos und Zeichnungen aus dem 1. Weltkrieg vor und zeichnet die “Reiseroute” seines Ostfronteinsatzes nach. Auf der Seite Første Verdenskrig – de sønderjyske krigsdeltagere finden sich weitere Briefe und Tagebücher von Kriegsteilnehmern aus Nordschleswig.

Mit der visuellen Aufarbeitung der Jahre 1914-18 für die neutralen nordischen Länder beschäftigt sich das Portal European Film Gateway, das ein Baustein der europäischen Datenbank Europeana ist. Digitalisiertes Filmmaterial der Länder Dänemark und Norwegen ist in die Netzausstellung European Film and the First World War – A Virtual Exhibition eingebunden. In der Sammlung Det Danske Filminstitut: First World War Films finden sich weitere Filme dänischer Provenienz, das filmhistorische Material der norwegischen Nationalbibliothek unter Nasjonalbiblioteket: First World War Films.

Das norwegische Reichsarchiv hat im Rahmen der Netzaustellung ”Europæisk krig uundgaaelig” Dokumente zum Thema “Der 1. Weltkrieg aus der Sicht norwegischer Dipomaten” veröffentlicht.

Neben diesem den Sommer bestimmenden Thema “Erster Weltkrieg” hier unsere weiteren Fundstücke aus den einzelnen Ländern:

Dänemark
In einer neuen Datenbank stellt das Museum für Seefahrt (Helsingør) 34000 digitalisierte Bilder (Seeleute, Schiffe, Häfen, u.a.) aus seinem umfangreichen Bildarchiv, das über 200000 Abbildungen umfasst, online.

Die Königliche Bibliothek plant, weitere digitalisierte Teile ihrer 5,2 Bilder umfassenden Flugfotosammlung in der Datenbank Danmark set fra luften – Før Google ins Netz zu stellen. Neben den 250.000 Luftaufnahmen von Fünen und umliegenden Inseln, Bornholm und den Inseln im Kattegatt sollen ab Oktober 2014 200.000 Fotos von den sieben westjütischen Kommunen (Herning, Ringkøbing-Skjern, Holstebro, Skive, Ikast-Brande, Lemvig und Struer) zugänglich sein.

In dem Blog Byerne -  Blog om urban historie og kultur des Dänischen Zentrums für Stadtgeschichte
veröffentlichen zukünftig Stadthistoriker, Architekten und Stadtplaner ihre Forschungsergebnisse.

Das Landesarchiv Nordjütland hat die Archivbestände der dänischen Bezirksvögte (herredsfogederne) in Djurs Sønder og Mols und in Hammerum digitalisiert und online gestellt.

Norwegen

Das Provinzarchiv Sogn og Fjordane hat zwei kulturgeschichtlich relevante Fotosammlungen erhalten, die digitalisiert und in die archiveigene Fotodatenbank eingebunden werden sollen: Die mehrere hundert historische Bilder umfassende Sammlung von Bjørg Hovland, die neben Fotos von der eigenen Familie und weiteren Bewohnern der Region Luster auch Motive von Amerikaauswanderern beeinhalten. Die Fotosammlung von Andrea Breien (1866-1954) gibt einen Einblick in das Alltagsleben des Wohnsitzes “Kristianelyst” des Gerichtsvollziehers in Solvorn in den Jahren 1908-1915.

Mit dem wirtschaftsgeschichtlichen Aspekt des 1814-Jubiläums beschäftigt sich die Datenbank Historiske toll- og skibsanløpslister. Dort kann bereits in den Zolllisten für Christiania, Bergen, Trondheim, Risør, Tønsberg und teilweise Kristiansand aus den Jahren 1786, 1788, 1790, 1792 und 1794 recherchiert werden.

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/2441

Weiterlesen

8. August 1914

Stadtarchiv Düsseldorf, “Tagebuch Willy Spatz” 1914-1919. 0-1-23-41.0000 Alle Scans zum Tagebucheintrag vom 8. August 1914 Willy Spatz (1861-1931) war Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. Samstag, d. 8. August. Wir saßen gestern Abend im Malkasten und besprachen die Ereignisse des Tages, … Weiterlesen

Quelle: http://archivewk1.hypotheses.org/275

Weiterlesen

Bedeutet der Abbau des Sozialstaates den Abbau der Sozialstatistik?

In einer Zeit, wo „Austerität“ die Rede ist und Regierungen versuchen, ihre Ausgaben zusammenzustreichen, entgehen Ausgaben für amtliche Statistik nicht der Aufmerksamkeit. Es lässt sich auch glauben, dass je weniger der Staat eine aktive und umfangreiche Sozialpolitik betreibt, umso weniger muss er über soziale Tatbestände wissen – oder, wenn man es zynisch ansähe, umso weniger will er darüber wissen (lassen).

Sicherlich war dies der Fall am Anfang der 80er in Großbritannien. Als Thatcher zum ersten Mal zur Macht kam, gab sie eine Untersuchung des Umfanges und der Struktur der amtlichen Statistik bekannt. Diese Untersuchung wurde von dem ehemaligen Unternehmer Derek Rayner geleitet und der Vollzug seiner Empfehlungen wurde die „Rayner Reforms“ benannt1. Diese führten zu erheblichen Verringerungen des statistischen Personals (zu etwa 30%) und der Ausgaben sowohl der Streichung einiger Erhebungen, z.B. die zur Vermögensverteilung. Zu derselben Zeit in Deutschland, wo die amtliche Sozialstatistik noch schwach im Vergleich mit der Wirtschaftsstatistik blieb, war es gefürchtet, dass der bestehende Fortschritt in diesem Bereich durch Kürzungen gefährdet würde.

In den ersten Jahren der Regierung Camerons (2010-) in Großbritannien gab es Anlass zu denken, dass die amtliche Statistik einen solchen Abbau erleidet. Es wurden zwei große Erhebungen (The Citizenship Survey und The Places Survey) beendet, der Stichprobenumfang der Family Resources Survey, die die wichtigste Quelle für Einkommensstatistiken darstellt, wurde unter anderen gekürzt, und eine Reihe von Konsultationen drohten weitere Sparmaßnahmen.

Infolgedessen kündigte die UK Statistics Authority (UKSA), die seit 2008  dem „Statistics and Registration Act 2007“ gemäß den Vollzug der amtlichen Statistik unabhängig kontrolliert, eine laufende Beobachtung der Kürzungen an. Die Folgen der Streichung statistischer Datenreihen und Berichte lassen sich sehr schwierig kürzfristig bewerten. Die von UKSA erstellten Daten über statistisches Personal sind aber selbst schon interessant. Die Grafik2 zeigt, wie schnell dessen Anzahl in den 2000ern stieg und wie sie immer noch zu steigen scheint.

Number of statisticians in the Government Statistical Services 2000-2013

Wie kann man es deuten, dass mit dem derzeitigen Abbau des britischen Sozialstaates keine Verringerung des statistischen Personals einhergeht? Ein Grund ist vielleicht, dass die verstärkte Kontrolle der amtlichen Statistik durch die UKSA und die Formalisierung des Konsultationsverfahrens Kürzungen einschränkten. Es liegt aber auch daran, dass die zunehmende Privatisierung der sozialen Dienstleistungen (Arbeitsvermittlung, Gesundheitswesen, Bildung u.s.w.) wesentlich eine statistische Infrastruktur erfordert. Koordination und verträgliche Beziehungen zwischen Staat und Unternehmern gehen nicht ohne Statistik. Die Schaffung eines Marktes setzt Marktinformationen voraus. So Hayek über Statistik und änliche Aktiväten: „[a]ll these activities of government are part of its efforts to provide a favourable framework for individual decisions; they supply means which individuals can use for their own purposes“3.

Ein längeres Blog zu diesem Thema ist auf StatsLife / LSE Policy & Politics blog zu finden. Ein Working Paper ist auch auf Anfrage verfügbar.

  1. Die Geschichte der „Rayner Reforms“ und seine Wirkungen auf die Sozialstatistik wird ausführlich von Ruth Levitas dargestellt: Levitas, R., 1996. The Legacy of Rayner. In R. Levitas & W. Guy, eds. Interpreting Official Statistics. London: Routledge.
  2. Data are collated from the minutes of the Committee for Official Statistics, 2011 to 2013. Note that the move from a headcount to full-time equivalent basis means the figures from 2012 are not directly comparable with those from 2000 to 2011
  3. Hayek (2006) The Constitution of Liberty. Routledge. Ich danke Rikki Dean für das Zitat.

Quelle: http://etatsocial.hypotheses.org/300

Weiterlesen