Überwachen und Strafen im digitalen Spiel

von Andreas Enderlin*

 

Keine Waffen in der Stadt! Schon das antike Pomerium verhinderte eine solche Übertretung und bildete somit eine symbolische Barriere gegen den Regelbruch, die Vorschriftsübertretung. Dass Waffen somit auch im digitalen Spiel häufig in Städten verboten sind, fühlt sich demnach nicht unnatürlich an, eine nachvollziehbare Regel, die auf verschiedene Weisen wachgerufen und durchgesetzt wird. So auch in der Early Access Phase des im Mittelalter des 14. Jahrhunderts angesiedelten „The Black Death“ [i]. Der unfertige Entwicklungszustand eignet sich hervorragend um zu erkennen, dass bereits einige Spielregen mit Priorität festgelegt und implementiert wurden, beispielsweise das besagte Waffenverbot. Während die Kühe der umliegenden Gegend noch aus „exotischem Fleisch“ bestehen und als Spielfehler unter die Kategorie „unfertiger Spielinhalt“ fallen, nahm die Stadt, anders als der lokale Rinderbestand, als Ort des Gesetzes und der waffenfreien Zone scheinbar einen Aspekt mit höherer Priorität. Zückt man eine Waffe nahe der Stadtwache, gibt einem diese prompt zu verstehen, dass man besser keinen Ärger machen sollte. Vorerst bleibt es bei verbalen Warnungen, sobald man ein Messer, ja schon einen Stock schwingt, werden die Hüter des Gesetzes ungemütlich und man segnet bald das Zeitliche.

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Quelle: https://spielkult.hypotheses.org/1370

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Vom Gegenwärtigen im Vergangenen. Neue Perspektiven auf das Spannungsverhältnis von Kontingenz und Heimat

15.02.2017 Anna Strommenger

Es gilt in der Forschung zur Bedeutung von Heimat als nahezu unbestritten, dass diese zunehmend dann in den Fokus gesellschaftlicher Verhandlung rückt, wenn sie – aus welchen Gründen auch immer – in die Krise gerät oder prekär zu werden droht. Erst der tatsächliche oder geglaubte Verlust eines zuvor unhinterfragt bleibenden Nahverhältnisses zwischen Mensch und Umwelt evoziert die Notwendigkeit der gesellschaftlichen Neubestimmung von Heimat und lässt diese so zu einem Reflexionsbegriff gesellschaftlichen Veränderung werden.1 Für eine Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Prävalenz von Kontingenz ist die Analyse (historischer) Heimatkonjunkturen dabei von doppeltem Interesse: Sie macht nicht nur gesellschaftlicher Kontingenzerfahrung sichtbar, sondern lässt gleichzeitig Rückschlüsse auf verschiedene Formen der Kontingenzbewältigung zu.

 

Wenn an dieser Stelle für eine neue Perspektive auf das historisch spezifische Spannungsverhältnis von Kontingenz und Heimat im deutschen Kaiserreich plädiert wird, so geschieht dies vor dem Hintergrund aktueller Debatten um das, was Heimat ausmache. Neue Forschungsperspektiven entstehen nicht zuletzt in der Konfrontation vergangener Gegenwart mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen, da die Deutung und Konturierung von Vergangenem stets auch von gegenwärtigen Problemlagen affiziert wird.

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Quelle: http://grk1919.hypotheses.org/262

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Die Mietpreisbremse – Ein sozialpolitisches Werkzeug, seine Geschichte und Bedeutung

„Die Mietpreisbremse wird dazu beitragen, dass Mieten auch für Normalverdiener bezahlbar bleiben.“[1] So zitiert das offizielle Informationsportal des Bundes über die Mietpreisbremse den Bundesminister für Justiz und Verbraucherschutz, Heiko Maas, dessen Ressort für die Erarbeitung und Umsetzung dieser Maßnahme des Mieterschutzes verantwortlich zeichnet. Am 5. März 2015 wurde sie beschlossen und nach und nach in unterschiedlichem Umfang in allen 16 deutschen Bundesländern eingeführt. Sie steht exemplarisch für ein Dilemma, dessen Historie im Grunde unverändert ist, seit in Deutschland zur Miete gewohnt wird: der Interessenkonflikt zwischen Mieter und Vermieter. Dieser Beitrag soll die Entstehung und Bedeutung der Mietpreisbremse vor dem Hintergrund eben jenes Konfliktes beleuchten und dabei auch auf die Schwierigkeiten bei ihrer Umsetzung Bezug nehmen.

Der erwähnte Interessenkonflikt zwischen Mieter und Vermieter besteht grundsätzlich aus folgenden Parametern:

Der Vermieter oder Hausbesitzer, der auf einem größtenteils privat organisierten Wohnungsmarkt derjenige ist, der Wohnraum zur Verfügung stellt, bewirtschaftet und erhält, tut dies nicht aus altruistischen Beweggründen, sondern erwartet als profitorientierter Akteur finanzielle Gewinne. Es muss also eine Verhältnismäßigkeit herrschen aus den Kosten für Bau, Instandhaltung etc.

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Quelle: https://gafprojekt.hypotheses.org/611

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Harry Potter und die Resonanzräume der Literatur im 21. Jahrhundert – ein Tagungsbericht

Da ich für die Tagung „Resonanzräume der Literatur im 21. Jahrhundert“ (10.-12. Februar 2017) erfreulicherweise ein Stipendium erhalten habe1, durfte ich mich in der beeindruckenden (Schloss-)Location der Evangelischen Akademie Tutzing am Starnberger See mit „auf die Suche nach den Schwingungen der Literatur und ihrem Widerhall“2 begeben. Als inoffizieller und wohl auch unerwarteter Dreh- und Angelpunkt der Tagung3 – vielleicht trifft es aber auch das Wort „Stimmungsbarometer“ besser – erwies sich Joanne K. Rowlings Fantasy-Romanreihe Harry Potter, die immer wieder als Beispiel genannt wurde, einmal für das gefährliche Mittelmaß, ein andermal für eine kaum zu überschätzende Quelle an Lesemotivation.

„Das Mittelmaß ist der Todfeind des gelungenen Werks“4

Das Gespräch mit Lesung am Freitag Abend zu Anspruch, Bedeutung und Vermögen guter Literatur mit dem Schriftsteller Ulrich Peltzer und der Literaturkritikerin Sigrid Löffler stand unter dem Voltaireschen Aphorismus „Beim Lesen guter Bücher wächst die Seele empor“. Die Moderatorin Dr. Maike Albath eröffnete mit der Feststellung, dass das Buch bzw.

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Quelle: http://chicklit.hypotheses.org/614

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Globalität und Lokalität, Transzendenz und Immanenz: „Kulturelles Erbe interkulturell“ im Essener Domschatz

Von Katharina Christa Schüppel Mit dem Ruhrgebiet als Region verbinden sich vielfältige Assoziationen, vor allem aus dem Bereich der Alltagskultur: Büdchen und Grubenlampe, Ruhrglas und Fußball. Oft sind es Bilder der 1950er Jahre: Hochöfen,…

Quelle: http://hse.hypotheses.org/475

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Ken Burns und Dokumentarfilme 

Ken Burns ist Künstler, kein professioneller Historiker. Aber gerade deswegen bringt er eine neue Perspektive in die Geschichte. In David Thelens Interview mit Ken Burns1 erklärt dieser, was seine Dokumentarfilme von akademischen Geschichtserzählungen unterscheidet und auch, warum sie bei vielen Zuschauern so beliebt und berühmt sind. Er diskutiert auch, was die notwendigen Schritte sind, um einen guten Dokumentarfilm machen zu können. Laut Burns soll ein Film das Publikum mit einbeziehen und nicht zu ihm predigen. Die Geschichte und das Filmemachen sollen als eine Zusammenarbeit gesehen werden, um die Vielfalt der Geschichte besser darzustellen.

Burns äußert gleich zu Beginn des Interviews harsche Kritik an akademischen Historikern. Seiner Meinung nach wird die moderne Geschichte nur für andere Akademiker geschrieben und nur mit dem Zweck, andere Historiker zu überzeugen. Die Themen sind immer spezifischer geworden und immer entfernter davon, wie man die Vergangenheit im täglichen Leben erfährt.

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Quelle: http://gafprojekt.hypotheses.org/412

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Ungleichheit messen – der Gini Koeffizient.

Im Kontext des Themas Sozialstaat liegt eine Betrachtung des Gini-Koeffizienten nicht sonderlich fern. Regierungen arbeiten, Mathematiker rechnen und Banken kalkulieren mit ihm – ein Koeffizient, der sich einen Namen in der Welt gemacht hat und zugleich den Namen seines Erfinders trägt. Corrado Gini (geboren am 23. Mai 1884 und gestorben am 13. März 1965 in Italien) legte eine steile Karriere als Statistiker und Soziologe hin. Bereits im Alter von 26 Jahren war er Universitätsprofessor, er veröffentlichte im Laufe seines Lebens zahlreiche Forschungen.[1] Auf das Leben und das Werk Ginis soll hier allerdings nicht näher eingegangen werden. Ebenso wenig wird hier dessen Nähe zum italienischen Faschismus untersucht. Unser Interesse gilt an dieser Stelle lediglich der Erfindung des Koeffizienten.



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Quelle: http://gafprojekt.hypotheses.org/453

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Wollen wir wirklich BeStI(e)n sein? Ein Plädoyer an und gegen „den wissenschaftlichen Nachwuchs“

tldr: Der Begriff des „wissenschaftlichen Nachwuchses“ ist im heutigen Wissenschaftsbetrieb weder brauchbar noch für die meisten der darin Tätigen zutreffend oder angemessen. Er muss ersetzt werden durch einen Begriff, der den Zustand des akademischen Erwachsenwerdens und -seins losgelöst von Dauerstellen und Personalpolitik erreichbar macht. Der erste Schritt ist eine Ablehnung dieser Fremdzuschreibung und eine Neudefinition.

Am 9./10. Februar luden gleich 5 geistes- und gesellschaftswissenschaftliche Fachverbände in das Schader-Forum in Darmstadt zur wissenschaftspolitischen Konferenz „War die Zukunft früher besser? Akademische und außerakademische Berufsperspektiven in den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften“ ein. In Streitgesprächen, Workshops, Dialog-Cafés sowie einer Podiumsdiskussion sollte über die Wege und auch Irrwege des heutigen Wissenschaftsbetriebs in Bezug auf die wissenschaftliche Karriere diskutiert und mögliche Lösungsansätze für die zunehmend als gravierender Missstand empfundene Lage des sogenannten „Mittelbaus“ gefunden werden. Ein Storify von Thorsten Thiel (@thothiel) ist hier verfügbar.

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Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/9774

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Vegetarische Zeitschriften im 19. Jahrhundert

Zeitschriften waren das zentrale Kommunikationsmittel der ersten organisierten Vegetarier/innen des 19. Jahrhunderts. Sie lösten nicht-öffentliche, zufällige Treffen in Kuranstalten sowie die Korrespondenz mittels Briefen ab. Besonders bevor sich in zahlreichen Städten Vereine etablierten, erfolgte der Austausch mit Gesinnungsgenoss/innen über Periodika, aber auch parallel zu regelmäßigen Treffen und Aktivitäten vor Ort dienten Zeitschriften der Information und überregionalen Kontaktpflege.

Verbesserte Vervielfältigungs- und Distributionsmöglichkeiten, die Lockerung der Zensurbestimmungen, der Anstieg der Alphabetisierungsrate und die Formierung des Bürgertums bewirkten im 19. Jahrhundert einen regelrechten Zeitungs- und Zeitschriftenboom. Die zweite Jahrhunderthälfte war geprägt von einer Spezialisierung der Zeitschriften[1]: Neben Freizeit- und Unterhaltungsmagazinen widmeten sich Fachblätter und wissenschaftliche Periodika abgegrenzten Sachgebieten und behandelten diese ausführlicher als Artikeln in Tageszeitungen. Vereins- und Parteizeitungen versorgten ihre Mitglieder mit auf deren Interessen abgestimmten Informationen. Die Vegetarismus-Zeitschriften sind dabei in den Sparten der weltanschaulichen Blätter und der Fachzeitschriften anzusiedeln.

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Quelle: https://veggie.hypotheses.org/122

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Europa im Widerspruch mit sich selbst

Dirk Baecker Im Vergleich der Kontinente untereinander herrscht kein Mangel an Reflexion über Europa. Swissbib, der Katalog aller Schweizer Hochschulbibliotheken, listet mit rund 121.000 Titeln fast doppelt so viele Publikationen über Europa wie über Afrika, dreimal so viele wie über Asien, sechsmal so viele wie über Australien und fast zehnmal so viele wie über Amerika. Reflexion ist, wie man seit Hegel weiß, Gewinn von Unbestimmtheit. Sie kann nur zu zwei Sätzen führen, zum Satz der Identität: „A = A“, den auszusprechen nach aller Erfahrung […]

Quelle: http://kure.hypotheses.org/144

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