Lesen, Schreiben und Publizieren sind die Essenz von „Geisteswissenschaften als Beruf“. ...
Quelle: https://gab.hypotheses.org/4376
Geschichtswissenschaftliche Blogs auf einen Blick
Lesen, Schreiben und Publizieren sind die Essenz von „Geisteswissenschaften als Beruf“. ...
Quelle: https://gab.hypotheses.org/4376
Diskussionen aus der Bibliothekswelt finden eher selten Nachhall in der breiten Öffentlichkeit. Das Thema Open Access jedoch hat es in die überregionalen Medien geschafft: Süddeutsche, Frankfurter Allgemeine, Neue Zürcher Zeitung – sie alle haben in den letzten Jahren mehrfach über Open Access berichtet und Gastkommentare veröffentlicht. Ein Blick auf die Titel der aktuellen Meldungen führen dabei zum Eindruck, eine kritische Haltung sei vorherrschend (z.B. „Offen, aber mangelhaft“, SZ vom 4.4.2017; „Wie man ein Monstrum nährt“, FAZ vom 8.3.2017; „Digitale Wissenschaftskontrolle“, FAZ vom 25.11.
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Print on demand mal anders: Der französischer Verlag Presses Universitaires de France (PUF) führt seit März diesen Jahres eine ungewöhnliche Buchhandlung im Herzen des Quartier Latin in Paris: eine Buchhandlung fast ohne Bücher, gemütlich eher als Café eingerichtet. Der Clou darin ist die „Espresso Book Machine“, die Bücher in wenigen Minuten frisch druckt und bindet.
Und so funktioniert es: Man stöbert auf Tablets im Verlagsangebot von PUF. In den E-Books kann man jeweils die ersten 20 Seiten anlesen. Möchte man ein Buch als gedrucktes Buch kaufen, so bestellt man es und es wird in der Espresso Book Machine – die unbescheiden als „Gutenberg-Presse des 21. Jahrhunderts“ bezeichnet wird[1], vor Ort gedruckt und gebunden. 60 Seiten pro Minute dauert der Druck. Bei 300 Seiten hat man gerade Zeit genug, einen Café hinunterzustürzen. Der Umfang für die Print on demand darf 850 Seiten jedoch nicht überschreiten.
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Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/2737
1760 für ihren Autor Niccolò Piccinni (1728-1800) Durchbruch in der Musikstadt Rom sollte sie sich bald als europäischer Sensationserfolg erweisen, die komische Oper „La buona figliuola“. Das Teatro delle Dame, einst von einem Conte d’Alibert nahe der Piazza di Spagna eröffnet und führend unter den zahlreichen Opernhäusern der musiktheaterbegeisterten Tiberstadt, hatte auf den Komponisten aus Bari gesetzt. Der war allerdings zuvor am renommierten Neapler Teatro San Carlo mit einer Reihe erfolgreicher Titel in Erscheinung getreten und auch schon bei den Römern mit seiner Version des metastasianischen Dauerbrenners „Alessandro nelle Indie“ 1758 am Teatro Argentina gut angekommen, so dass sich das Risiko für Domenico Mazzoni, den von den Besitzern des Teatro delle Dame verpflichteten Impresario, in Grenzen hielt. Den Stoff für seine Oper am Teatro delle Dame hatte Piccinni selbst vorgeschlagen, ein Stück des renommierten venezianischen Komödiendichters Carlo Goldoni nach einem englischen Briefroman, „Pamela or Virtue Rewarded“ (1740), dem in ganz Europa enorm erfolgreichen Erstlingswerk von Samuel Richardson. „La buona figliuola“ lag also im Trend, mehr noch: Piccinni sollte es gelingen, mit ihr einen dem literarischen ebenbürtigen Sensationserfolg auf der Musikbühne zu erzielen und der gerade durch Goldoni für die Opera buffa nutzbar gemachten Gattung des „larmoyanten“ Dramma giocoso auf Dauer die Richtung zu weisen.
Das römische Publikum spendete „La buona figliuola“ in der Nacht des 6. Februar 1760 am Teatro Alibert bzw. Teatro delle Dame frenetischen Beifall und die italienische Opera buffa der Folgezeit knüpfte in vielfältiger Weise an Piccinnis römischen Geniestreich an, an Konstellationen, Situationen, Haltungen und Gebärden, an sprachliche und gestische Nuancierungen, an die feinen Abstufungen zwischen Seria- und Buffaprofil in der Personencharakterisierung, in der rhetorischen, in der musikalischen Konturierung. Ganz ohne Zweifel modellhaft war Piccinni die Gestaltung der Protagonistin gelungen, des „mezzo carattere“ Cecchina.
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Das Geburtstagskind: Historisches Lexikon Bayernshttps://t.co/yYYH9OiH1a
Hashtag: #HistLexBay pic.twitter.com/SB2rIiZY1F— Maria Rottler (@MariaRottler) June 23, 2016
10 Jahre Historisches Lexikon Bayerns: Historiker Stefan Hemler @Muenchen1968 begleitet jetzt die Jubiläumsfeier unter #HistLexBay. #Histbav
— Staatsbibliothek (@bsb_muenchen) June 23, 2016
#HistLexBay @Muenchen1968 wird bei uns im Blog einen Bericht über die heutige Veranstaltung veröffentlichen.
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Mit heutigem Datum eröffnet das Nummerierungsweblog seine Pforten, das ein beabsichtigtes Forschungsprojekt – ach, möge es bewilligt werden, ihr HerrInnen des Peer Review und Rankingfiebers, ihr Götter und Göttinen der Antragsportale und Stand alone-Projekte! – zur Kulturtechnik der Nummerierung begleiten soll und in loser, zumindest wöchentlicher Abfolge Materialien dazu bereitzustellen gedenkt.
Nummerierung wird als Kulturtechnik1 verstanden, die einem Objekt oder einem Subjekt – ganz gleich ob einem Haus, einem Stadtbezirk, einem Sitzplatz, einer Buchseite, einem Sträfling oder einer Polizistin – eine Zahl vergibt, um Objekt oder Subjekt eindeutig identifizierbar zu machen; sie produziert Differenzen, macht die einzelnen Subjekte und Objekte klar kenntlich und ermöglicht es, diese leicht und schnell voneinander unterscheidbar zu machen.
Die für die Nummerierung verwendete Zahl hat dabei dieselbe Funktion wie ein Name, weswegen Heike Wiese, eine Theoretikerin der Gebrauchsweisen von Zahlen, von der „nominalen“ Zahlenzuweisung spricht, in Unterscheidung zum „kardinalen“ und „ordinalen“ Zahlengebrauch. Nach Wiese werden die „kardinalen Zahlzuweisungen“ verwendet um die Kardinalität, also die Anzahl von Elementen innerhalb einer Menge identifizieren, also etwa eine Menge von Bleistiften – zum Beispiel: vier Bleistifte – oder eine Menge von Maßeinheiten, wie zum Beispiel: Drei Liter Wein. Bei den „ordinalen Zahlzuweisungen“ identifizieren Zahlen den Rang eines Elements innerhalb einer bestimmten Sequenz: als Beispiel könnte man hier den dritten Platz eines Marathonläufers bei einem Wettbewerb anführen, wo die Zahl drei angibt, dass er als drittschnellster im Ziel eingelaufen ist. Und zuletzt gibt es die „nominalen Zahlzuweisungen“, bei denen Zahlen Objekte innerhalb einer Menge identifizieren. Zahlen werden hier als Eigennamen gebraucht, als Beispiele für solche Verwendungsweisen könnte man Hausnummern, Nummern von Bus- und Straßenbahnlinien oder Telefonnummern anführen. Zahlen können Objekten und Subjekten demnach zu drei Zwecken zugewiesen werden: Erstens zur Bestimmung der Kardinalität von Mengen, zweitens zur Bestimmung des Rangs von Objekten in einer Sequenz und drittens zur Bestimmung der Identität von Objekten in einer Menge; es gibt kardinale, ordinale und nominale Zahlzuweisungen.2 – Bei der Nummerierung handelt es sich demnach um eine nominale Zahlzuweisung, wobei allerdings festzustellen ist, dass sich manchmal diese verschiedenen Gebrauchsweisen vermischen.
Wenn auch Zahlen bei der Nummerierung die Funktion von Namen zukommt, so gibt es doch Unterschiede zwischen Zahlen und Namen; diese bestehen u.a. darin, dass erstere im Gegensatz zum Namen eindeutiger sind – es gibt nur ein beschränktes Repertoire an miteinander verwechselbaren Namen, aber ein potenziell unendliches Reservoir an Zahlen – und dass sie seltener mit Geschichten beispielsweise über eine genealogische Herkunft verbunden werden. Wird eine Zahl zur Identifizierung eingesetzt, wird sie zur Nummer.
Wer ganz besonders neugierig ist, kann – abgesehen von meinen Arbeiten zur Hausnummerierung – schon mal einen Blick in folgende Texte hineinwerfen:
Tantner, Anton: Nummerierung. Auf den Spuren einer ambivalenten Kulturtechnik, in: Merkur. Deutsche Zeitschrift für Europäisches Denken, Nr. 785, 2014/10, S. 939–945.
Self-Archive: http://tantner.net/Publikationen/Tantner_NummerierungalsKulturtechnik_Merkur_2014-10.pdf
Tantner, Anton: Gemalte Zahlen – von Inventarnummern und Bildbeschreibungen. Eine anfragende Miszelle für KunsthistorikerInnen, in: Frühneuzeit-Info 25.2014, S. 232–235.
Online im Frühneuzeit-Info-Weblog: http://fnzinfo.hypotheses.org/93
Tantner, Anton: Nummern für Räume: Zwischen Verbrechensbekämpfung, Aneignung und Klassenkampf – Eine Dokumentation, in: Medienimpulse. Beiträge zur Medienpädagogik 2012 – 2013. Hg. von Alessandro Barberi u. a. Wien: New academic press, 2014, S. 189–195.
Online: http://www.medienimpulse.at/articles/view/480
Quelle: http://nummer.hypotheses.org/11
Unlängst veröffentlichte Olaf Mörke, Professor für Mittlere und Neuere Geschichte an der Christian-Albrechts-Universität Kiel, im Kohlhammer-Verlag eine Geschichte des Nord- und Ostseeraumes. Das Werk trägt einen Titel, der neugierig macht: “Die Geschwistermeere” – was steckt dahinter? Geschichtswerke zum Ostseeraum gibt es so einige, zum historischen Raum Nordsee indes gar nicht so sehr viele (allzumal aktuelle) – nun wendet sich Mörke beiden maritimen Gebieten mit einem integrierten Ansatz zu, der Interesse erregt.
Beiden historischen Räumen hat sich Olaf Mörke im Laufe seiner wissenschaftlichen Laufbahn immer wieder gewidmet. Wir wollten mehr über Idee und Anliegen des Autors wissen und haben ihn zu den “Geschwistermeeren” interviewt. Die Fragen stellte Jan Hecker-Stampehl.
NordicHistoryBlog: Herr Mörke, der Titel Ihrer Geschichte des Nord- und Ostseeraumes — „Geschwistermeere“ — hat ja eine recht emotionale Färbung. Wie kamen Sie auf den Begriff?
Olaf Mörke: Die Idee kam spontan auf dem Fahrrad in der schottischen Universitätsstadt St. Andrews. Der Titel mag emotional gefärbt sein, er hat durchaus mit meiner persönlichen Verbundenheit mit den Küstenlandschaften an Nord- und Ostsee zu tun. Schließlich lebe ich seit zwei Jahrzehnten in Kiel, habe längere Zeit in den Niederlanden und Großbritannien verbracht. Gleichwohl halte ich ihn für inhaltlich sinnvoll.
Nord- und Ostseeraum gemeinsam in den Blick zu nehmen, stand keineswegs am Anfang meiner Überlegungen. Es ging mir zunächst um ‚meine’ Region, die Cimbrische Halbinsel, und ihren Platz an der Ostsee. Je mehr ich mich eingearbeitet hatte, desto deutlicher wurden mir jedoch die materiellen und ideellen Verbindungen zwischen Nord- und Ostseeregion und vor allem die wichtige Relaisfunktion jener Gegend von der Cimbrischen Halbinsel bis zum Sund. Die Geschwistermetapher finde ich dann gar nicht mehr emotional, sondern höchst rational, wenn man einerseits die Vielfalt der Gemeinsamkeiten und die Komplexität der Beziehungen zwischen beiden Teilregionen bedenkt und wenn man andererseits aber auch sieht, dass Geschwister nun einmal eigenständige Individuen sind. Diesen Spannungsbogen zwischen Gemeinsamem und Trennendem galt es in Grundzügen zu erfassen.
NHB: Kann man mit einer integrierten Geschichte zweier maritimer Räume beiden überhaupt gerecht werden? Wo lagen hier die besonderen Herausforderungen für Sie?
Mörke: Zunächst einmal lag die Herausforderung darin, meine inhaltlichen Vorstellungen mit der Umfangsvorgabe der Reihe (100.000 Wörter!) zu vereinbaren. Das erforderte die Beschränkung auf das für mein inhaltliches Konzept Wesentliche. Dabei blieben Details auf der Strecke. Leicht hätte ich den doppelten Umfang füllen können. Die Vorgabe der 100.000 Wörter wirkte indes disziplinierend, als ich mich ständig fragen musste, was ist zwingend notwendig, um mein Anliegen deutlich zu machen. Dieses Anliegen hatte sich seit der Ursprungsidee in der Auseinandersetzung zwischen den systematisierenden Grundannahmen und den historischen Befunden ständig fortentwickelt. Der Zusammenhang von Schreiben und Denken ist mir dabei einmal mehr sinnfällig geworden.
Das wird meines Erachtens deutlich bei den langfristig wirkenden Identitätsmustern, die neben anderen den Raum der Geschwistermeere sowohl inkludierend als auch exkludierend konturierten und konturieren. Die Herausbildung von Nördlichkeitskonzepten in Selbst- und Fremdwahrnehmung von der Antike bis heute als etwas, was neben anderen Faktoren der Konnektivität entscheidend in Bezug auf die Raumbildung zwischen Island und dem Finnischen Meerbusen wirksam wurde, ist mir in ihrer Oszillation zwischen Überlegenheits- und Freiheitsideen so recht erst während des Schreibens deutlich geworden. Ebenfalls jene eng damit zusammenhängende kulturelle Trennungslinie, die in den jeweiligen Wahrnehmungsmustern von Klaudios Ptolemaios bis in die Gegenwart mit wechselnder Ost-West-Verschiebung durch den Ostseeraum lief und läuft.
NHB: Vor einigen Jahren wurde versucht, den Begriff der Thalassokratie zu lancieren, um eine stärkere geschichtswissenschaftliche Auseinandersetzung mit „Seeherrschaften“ anzustoßen. Taugt das Konzept aus Ihrer Sicht für maritime Geschichtsräume?
Mörke: Als Idealtyp im Weber’schen Sinn taugt der Begriff allemal. Trotzdem habe ich ihn aus gutem Grund nicht verwendet. Meines Erachtens ist das Risiko ziemlich groß, den Begriff zu überdehnen und alle diejenigen Mächte als Thalassokratie zu markieren, die als Seefahrtsmächte in Erscheinung getreten sind. Das stiftet dann mehr Verwirrung als Klarheit. Beschränkt man sich darauf, unter einer Thalassokratie solche Herrschaftsformen zu verstehen, die „sich spezifisch auf die Beherrschung der See gründeten“, dann trifft das auf eine doch allenfalls sehr begrenzte Zahl von vorstaatlichen oder staatlichen Formationen zu. Auf die in diesem Zusammenhang hin und wieder strapazierte Hanse bestimmt nicht. Auch nicht auf Großbritannien, selbst wenn das patriotische Lied „Rule, Britannia! Britannia rule the waves“ aus dem 18. Jahrhundert so etwas suggerieren mag.
Man muss sehr genau hinschauen, um den Begriff wirklich erkenntnisträchtig fruchtbar zu machen. Das kann man! Im von mir gewählten Darstellungsformat hätte er aufgrund der auf den ersten Blick so großen Eingängigkeit für die Erklärung von allem, was mit dem Meer als „Kontaktarena“ zu tun hat, der auf den zweiten Blick jedoch meines Erachtens viel eingeschränkteren Erkenntnisreichweite diese Fruchtbarkeit nicht entfalten können.
NHB: Konstruktionen des Nordens und von Nördlichkeit, Ursprungslegenden und Geschichts- und Nationenbilder spielen für Ihre Darstellung eine wichtige Rolle — nicht zum ersten Mal in Ihrer Autorschaft. Wie äußert sich das in Ihrem Blick auf den Geschichtsraum Nord- und Ostsee?
Mörke: Das habe ich in meiner Antwort auf Ihre zweite Frage teilweise schon behandelt. Die Themenkomplexe Nördlichkeit, Geschichtsbilder etc. treiben mich in der Tat um. Ich halte die Auseinandersetzung damit im Rahmen einer europäischen, nicht nur der nordeuropäischen Transfergeschichte noch lange nicht für ausgeschöpft. Angesichts aktueller politischer Entwicklungen in den europäischen Nord-Süd- und Ost-West-Verhältnissen, in denen gerade wieder Geschichtsbilder und Abgrenzungsstereotypen mit explizitem oder implizitem Nordbezug eine fatale Wirkung entfalten, ist sie vielmehr dringend geboten. Das zeigt sich nicht nur in der Debatte um die Beziehungen zwischen Russland und der Europäischen Union oder in der Diskussion um Griechenland, wo munter von allen Beteiligten mit inkludierenden und exkludierenden Geschichtserzählungen entlang der Windrose gewerkelt oder besser: gezündelt wird, die eine lange Tradition haben. Das zeigt sich auch im Alltäglichen, wenn etwa der neue Werbeslogan Schleswig-Holsteins suggeriert, man sei „der echte Norden“, wobei „Norden“ natürlich positiv besetzt ist. Spätestens, wenn man sich Schleswig-Holstein von Jütland nähert, sollte einem die Absurdität des Werbespruchs deutlich werden. Ich hoffe, dass mein Buch dazu beiträgt, einen kritischen Blick auf solche Denkmuster und ihre Wirkungsräume zu richten.
NHB: Wie sehen Sie den Stellenwert der Nord- und Ostseegeschichte in der deutschen Geschichtswissenschaft? Wollen Sie mit Ihrem Werk auch ein Signal setzen?
Mörke: Es gibt natürlich historiographische Traditionen, in denen das, was um und auf den beiden Meeren geschah, eine wesentliche Rolle spielt. Dafür stehen die Hansegeschichte und an einigen Universitäten – bei Ihnen in Berlin, hier in Kiel, in Greifswald und andernorts – die Nordeuropäische Geschichte. Das Nordeuropa-Institut der Humboldt-Universität ist aber meines Wissens das einzige deutsche Universitätsinstitut, das den Blick auf den Raum von Island bis Russland richtet und dabei die Disziplingrenzen zwischen Nord- und Osteuropäischer Geschichte ankratzt. Die Britischen Inseln und die Niederlande fallen dabei freilich auch aus. Meines Erachtens gehören sie aber dazu, wenn man eine integrierte Geschichte von Nord- und Ostseeraum erforschen möchte – und das nicht in einer Nebenrolle. Die integrierte Raumgeschichte von Nord- und Ostsee bindet eine Fülle von Regionalhistorien zusammen, die ich natürlich nicht gleichwertig abdecken kann. Ich habe gleichwohl versucht, die zahlreichen bereits existierenden Einzelforschungen unter den systematischen Gesichtspunkten einer Kontakt- und Transfergeschichte mit einem weit gespannten kulturhistorischen Interesse, das Wirtschafts- und Politikgeschichte einbezieht, zusammenzuführen und vielleicht die eine oder andere Forschungsperspektive anzuregen. Das Schlagwort von Einheit und Vielfalt eines Raumes wird hoffentlich an dem von mir gewählten Beispiel nachvollziehbar mit Inhalt gefüllt. Wenn das als Signal angesehen werden sollte, hätte ich bestimmt nichts dagegen.
NHB: Herr Mörke, vielen Dank für das Interview!
Für die Erforschung der Wiener Handwerksgeschichte des späten Mittelalters haben sich nicht allzu viele verschiedene Quellen erhalten. Neben verstreuten Einträgen von Handwerksordnungen in den sogenannten Testamentenbüchern und einzelnen erhaltenen Urkunden des Wiener Stadtrates beziehungsweise der habsburgischen Landesfürsten ist es vor allem eine Handschrift des WStLA, die in diesem Zusammenhang Beachtung finden muss: das sogenannte „Wiener Handwerksordnungsbuch“.
Dieser Kodex wurde im Jahre 1430 durch den damaligen Wiener Stadtschreiber Ulrich Hirssauer (im Amt von 1429 bis 1461) angelegt; Hirssauer sammelte zu diesem Zweck Handwerksordnungen, die er in älteren Stadtbüchern oder als Einzelurkunden finden konnte, ordnete sie nach Handwerkssparten und stellte diese Texte erstmals in einem Band zusammen. Mit einer Anzahl von über 100 verschiedenen Handwerksbranchen war im Wien des 15. Jahrhunderts die diesbezügliche Vielfalt offenbar bereits zu groß geworden, um den Überblick über die einzelnen Ordnungen noch in anderer Form bewahren zu können. Hirssauer selbst führte die Einträge in die Handschrift noch bis zu seinem Tod 1461 weiter, doch auch in den folgenden Jahrzehnten nahm die Eintragstätigkeit nicht ab: Die jüngste Ordnung stammt aus dem Jahre 1555, doch finden sich noch einzelne Ergänzungen, Anmerkungen und Verbesserungen bis weit in das 17. Jahrhundert hinein. Somit ergibt sich in Summe eine Sammlung an unterschiedlichen Rechtstexten, die Handwerksordnungen, Ratsbeschlüsse, Bürger- und andere Amtseide und auch Ordnungen zur Stadtsicherung umfasst. Insgesamt enthält der Kodex 225 Papierblätter mit acht dem Papierbuchblock vorgebundenen Pergamentblättern, auf denen diverse Eide eingetragen wurden. Weiters findet sich auf einem nachgebundenen Pergamentblatt (fol. 233) eine Fronleichnamsprozessionsordnung.
HWOB fol. A0v; Notiz über die Anlage des Handwerksordnungsbuches im Jahre 1430 durch Ulrich Hirssauer (Bildrechte: WStLA).
Bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte durch Josef Feil eine ausführlichere Auseinandersetzung mit der Handschrift, ebenso beschäftigte sich Karl Uhlirz eingehend mit den im HWOB enthaltenen Texten. Als Standardwerk zur Wiener Handwerksgeschichte gilt auch heute noch die Monographie von Heinz Zatschek. In den letzten Jahrzehnten erschienen nur mehr einige wenige Aufsätze – beispielsweise von Ferdinand Opll − über einzelne Aspekte des HWOB.
Dass aus einer tiefergehenden Analyse der im HWOB enthaltenen Texten jedoch auch heute noch umfangreiche Erkenntnisse über einzelne Berufsgruppen des Handwerks gewonnen werden können, zeigt eine erst kürzlich am IÖG fertiggestellte Masterarbeit, in der das Wiener Gesellenwesen des 15. und der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts genauer besprochen wird. Die die Gesellen betreffenden Bestimmungen setzen vermehrt mit dem beginnenden 15. Jahrhundert ein und nehmen besonders um und nach 1430 in ihrer Anzahl stark zu. Zu Beginn bezogen sich die Ordnungen vor allem auf arbeitsrechtliche Fragen; zwischen den Wiener Handwerksmeistern und ihren Gesellen sind ab den 1410er Jahren merkbare Differenzen über das richtige Verhältnis von Arbeits- und Freizeit und die Frage des Nebenverdienstes, des sogenannten Schoßwerks, nachweisbar. In diese Zeit dürfte auch eine erstmals zunehmende Aktivität der Interessensvereinigungen von Gesellen (Gesellenschaften) fallen, deren Vorstände die Forderungen ihrer Kollegen vor den Meistern vertraten. Die Auseinandersetzungen wurden im Jahre 1439 vorerst durch den Wiener Rat mit dem Erlass einer allgemeinen Gesellenordnung beendet, die die meisten Konfliktpunkte der vorigen Jahrzehnte aufgriff. Wenngleich die Bedeutung dieser allgemeinen Gesellenordnung nicht überschätzt werden darf, so scheint sie doch den Grundstein für die weitgehende Durchsetzung von Gesellenschaften in Wien gelegt zu haben; nach 1439 nimmt die Zahl der bruderschaftlich orientierten Gesellenordnungen jedenfalls stark zu. Diese Ordnungen beziehen sich vor allem auf religiös-karitative Aspekte im alltäglichen Leben der Gesellen wie beispielsweise die regelmäßige Organisation von Heiligen Messen, die – meist finanzielle – Unterstützung kranker Kollegen, die Abhaltung von Begräbnissen und die Teilnahme an der Fronleichnamsprozession. Als weiterer Schwerpunkt lassen sich Bestimmungen zum öffentlichen Verhalten von Gesellen feststellen: Glücksspiele, Betrinken im Wirtshaus oder bei Gesellenfeierlichkeiten, Streitigkeiten, frevelhaftes Verhalten gegenüber Frauen und der Umgang mit Prostituierten waren streng untersagt und wurden teilweise mit hohen Strafzahlungen belegt. Im 15. Jahrhundert finden sich ebenso Hinweise auf die Verpflichtung von Gesellen, Wachdienste und sonstige Stadtverteidungsaufgaben zu übernehmen.
Diese knapp erläuterten Erkenntnisse der Studie wurden vor allem auf Grundlage einer Edition aller im HWOB enthaltenen gesellenbezogenen Ordnungen gewonnen, die der Masterarbeit als Anhang beigegeben ist; erstmals sind somit alle Gesellenordnungen des HWOB in edierter Form versammelt. Eine Gesamtedition des HWOB kann jedoch als dringendes Forschungsdesiderat angesehen werden. Zwar wurden im Zusammenhang mit Studien zu einzelnen Wiener Handwerken ausgewählte Ordnungen bereits in der Vergangenheit abgedruckt, umfangreiche Editionen blieben jedoch weitgehend aus. Von der bereits im Zuge der Masterarbeit erfolgten Edition der Gesellenordnungen ausgehend, ist nun eine umfangreich kommentierte Gesamtedition des HWOB im Entstehen, die in der Reihe „Quelleneditionen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung (QIÖG)“ erscheinen soll. Die Benützung der Edition wird durch ein Sach-, Personen-, und Ortsregister vereinfacht, ein Glossar erläutert häufig in den Ordnungen auftretende Begriffe beziehungsweise – soweit identifizierbar – Handwerksstücke. Eine umfassende Einleitung stellt zudem die Texte in einen breiteren handwerks- und stadtgeschichtlichen Kontext und sorgt somit für erste Anhaltspunkte der Interpretation. Die damit erstmalig in einem einzigen Band edierten Ordnungen werden somit einem breiten Forschungskreis zur Verfügung gestellt, wodurch eine weiterführende Beschäftigung mit der in den letzten paar Jahrzehnten etwas vernachlässigten Wiener Handwerksgeschichte ermöglicht werden soll.
Quelle: http://bioeg.hypotheses.org/380
Vor zwei Woche ist der Tagungsband zum letzten BKK-Fortbildungsseminar in Weimar (2013) erschienen. Häuser, Straßen, Plätze: Der städtische Raum in der archivischen Überlieferungsbildung (=TUA 29).
Alle Beiträge beschäftigen sich mit der Frage, welche Unterlagen es zum Bauen und Wohnen gibt und was man damit machen kann, bzw. darf. Der Artikel von Harald Engler aus Erkner bei Berlin, wirft gleich zu Beginn ein besonderes Augenmerk auf den Zusammenhang zwischen Archiv und Forschung.
Archive sind nicht nur für sich selbst da, sondern sollten – neben ihrer Öffnung gegenüber breiteren Schichten der geschichtsinteressierten Bevölkerung – insbesondere mit der geschichtswissenschaftlichen Forschung, ihren Institutionen und Akteuren eng verknüpft sein.[1] Leider besteht zwischen diesen beiden Bereichen von Archiv und Forschung weitgehend immer noch ein durch Rivalitäten oder gar Sprachlosigkeit geprägtes Spannungsfeld.[2] Wie diese für beide Disziplinen der Aufarbeitung der Vergangenheit ungünstige Trennung durch forschungsorientierte Konzepte für Archive aufgehoben und die Teilbereiche besser integriert und aufeinander bezogen werden können, wird in diesem Beitrag am Beispiel eines Archivs zur Bau- und Planungsgeschichte der DDR erläutert. Dieses Archiv – die Wissenschaftlichen Sammlungen des Leibniz-Instituts für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) in Erkner bei Berlin –, das schon durch seine institutionelle Einbindung als Bestandteil einer Forschungsabteilung eines außeruniversitären Forschungsinstituts einen spezifischen Archivtyp darstellt, könnte als Beispiel für eine funktionierende enge Zusammenarbeit von Forschung und Archiv dienen. Insgesamt soll verdeutlicht werden, dass eine engere Verknüpfung der jeweiligen Eigenlogiken von archivarischer Erschließung und den Interessen der Forschung mit der Verbesserung der disziplinären Kommunikationsprozesse einhergehen sollte. Einen institutionellen Idealtyp für ein integratives Gesamtkonzept von Archiv und Forschung bildet schließlich das Forschungsarchiv, das zum Schluss als Perspektive in den Blick genommen wird.
Zunächst werden hier das Institut als Träger von Archiv und Historischer Forschungsstelle und diese selbst in knapper Form vorgestellt. Das Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) in Erkner bei Berlin ging 1992 aus dem Institut für Städtebau und Architektur (ISA) der Bauakademie der DDR hervor, das als eines von insgesamt vier positiv evaluierten Instituten dieser wichtigsten Zentralbehörde für das Bauwesen in der DDR unterhalb des Ministeriums für Bauwesen positiv evaluiert und als IRS in die vereinigte Bundesrepublik überführt wurde.[3] Das Institut betreibt insgesamt sozialwissenschaftliche Raumforschung und hat den Auftrag, die Transformation und Steuerung von Städten und Regionen in Deutschland und Europa aus sozialwissenschaftlicher Perspektive zu erforschen.[4] Das IRS ist Mitglied der Wissensgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (Leibniz-Gemeinschaft) und wie alle Mitglieder dieser großen deutschen Forschungsorganisation jeweils zur Hälfte von der Bundesrepublik Deutschland und vom Sitzland, hier also dem Land Brandenburg, finanziert, wobei das Institut zu etwa einem Drittel seinen Gesamthaushalt durch Drittmittel bestreitet.[5]
Im Institut sind etwa 70 Mitarbeiter beschäftigt, darunter etwa 40 Wissenschaftler, deren Arbeit in fünf Forschungsabteilungen organisiert ist, die sich durch unterschiedliche Profilausprägungen unterscheiden. Grundlage der Arbeit des Instituts ist ein Forschungsprogramm, das die Forschungsabteilungen gemeinsam mit der Institutsleitung unter Beratung durch einen hochkarätig besetzten Wissenschaftlichen Beirat für jeweils drei Jahre erarbeiten und das vom Kuratorium, das die Arbeit des Instituts im Allgemeinen überwacht, geprüft und verabschiedet wird.[6] Die Besonderheit für die hier interessierende Historische Forschungsstelle besteht darin, dass sich die geschichtswissenschaftliche Arbeit der Forschungsabteilung im Rahmen eines sozialwissenschaftlich forschenden außeruniversitären Raumforschungs-Instituts vollzieht, während das Archiv der Wissenschaftlichen Sammlungen Teil einer geschichtswissenschaftlich arbeitenden Forschungsabteilung ist. Beide Faktoren haben weitreichende Konsequenzen für die konkrete Alltagsarbeit, die sich deutlich von der Konstellation anderer geschichtswissenschaftlicher Institutionen wie etwa eines Universitätslehrstuhls oder eines Stadt- oder Landesarchivs unterscheiden.[7]
Das Archiv des IRS gehört zur Forschungsabteilung 5, die unter dem Namen „Historische Forschungsstelle/Wissenschaftliche Sammlungen zur Bau- und Planungsgeschichte der DDR“ arbeitet. Geschichtswissenschaftliche und architekturgeschichtliche Forschung zur Bau- und Planungsgeschichte der DDR wurde am IRS bereits seit der Gründung des Instituts 1992 betrieben. Dabei wurden einige bis heute wichtige Publikationen[8] zu diesem Thema veröffentlicht sowie die inzwischen deutschlandweit als wichtigste Tagungsreihe etablierten „Werkstattgespräche zur DDR-Planungsgeschichte“ veranstaltet.[9] Nach einer äußerst positiven Evaluierung 2010 wurden die bis dahin zu einer anderen Forschungsabteilung gehörenden Wissenschaftlichen Sammlungen mit der Forschung als eigenständige Forschungsabteilung 2012 ausgegliedert und verselbstständigt. In der neu gegründeten Abteilung wird als Forschungsprofil schwerpunktmäßig die Geschichte der Urbanisierung und Stadtgeschichte des 20. Jahrhunderts mit einem Schwerpunkt auf der Planungs- und Architekturgeschichte der DDR betrieben.[10] Die Historische Forschungsstelle arbeitet auf der Grundlage eines Forschungsprogramms, das für einen Zeitraum von drei Jahren die Schwerpunkte der wissenschaftlichen Arbeit festlegt.[11] Dazu gehört ein Leitprojekt, das den Kern der Abteilungsarbeit ausmacht und sich mit städtischer Freiraumgestaltung im deutsch-deutschen Vergleich befasst[12], ein Drittmittelprojekt, das die Funktion und Bedeutung der Bezirke in der DDR analysiert[13], sowie weitere Forschungs- und Drittmittelprojekte, die sich u.a. mit Biographien zu DDR-Architekten[14], Architektinnen in der DDR[15] sowie Digitalisierungsvorgängen und dem Aufbau von Datenbanken im Archivbereich beschäftigen.[16] Integrativer Bestandteil des Profils und der wissenschaftlichen Arbeit der Forschungsabteilung ist die enge institutionelle und organisatorische Verknüpfung der Forschungsarbeit mit den Beständen des Archivs. Die Forschungen beruhen in weiten Teilen auf den Beständen der Wissenschaftlichen Sammlungen oder bauen auf ihnen auf, sowie für bestimmte Forschungszwecke gezielt Bestände aus dem Archiv aufgearbeitet werden.
Die Wissenschaftlichen Sammlungen bilden das profilierteste deutsche Spezialarchiv zur Bau- und Planungsgeschichte der DDR.[17] Das Archiv ging in seinem Kernbestand aus den Arbeitsmaterialien des Instituts für Städtebau und Architektur (ISA) der Bauakademie der DDR hervor und wurde nach der Wende systematisch um weitere Bestände erweitert. Das ISA wurde nach der Wende als eines von vier Instituten der Bauakademie positiv evaluiert und unter dem Namen Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) in die neue gesamtdeutsche Wissenschaftslandschaft überführt. Insofern bilden das ehemalige ISA und seine Archivmaterialien den Kern des heutigen Leibniz-Instituts.
Die zentralen Aufgaben des Instituts für Städtebau und Architektur bestimmen auch den Grundbestand des Archivprofils. Das ISA, das zu den wichtigsten Instituten der Bauakademie der DDR gehörte, beschäftigte sich in enger Kooperation mit dem Ministerium für Bauwesen um alle städtebauliche Wettbewerbe[18], Neubaugebiete[19] und die Generalbebauungspläne[20] aller Städte der DDR, sodass die Materialien dieser Gutachtertätigkeit des Instituts den engeren und wichtigsten Kernbestand des Archivs ausmachen.[21] Die Wissenschaftlichen Sammlungen bieten allein mit diesem Bestand einem Forscher, der beispielsweise vergleichend mehrere Städte Ostdeutschlands unter bestimmten städtebaulichen Fragen analysieren will, einen einmaligen Quellenfundus in einem einzigen Archiv, der in dieser Form an keinem anderen Ort zu finden ist. Weitere wichtige Bestandsgruppen des Archivguts der Wissenschaftlichen Sammlungen, das einen Gesamtumfang von etwa 800 laufenden Metern umfasst, sind die Vor- und Nachlässe wichtiger Architekten und Planer der DDR, die von etwas über 20 in den neunziger Jahren auf nunmehr weit über 60 Nachlässe angewachsen sind und mit einer gezielten Akquisitionsstrategie mit einem extra für diese Aufgabe beschäftigten Mitarbeiter gegenwärtig und in den nächsten Jahren systematisch erweitert werden.[22] Ein weiterer wichtiger und einmaliger Schatz der Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS bilden die Aufnahmeanträge in den Bund der Architekten (BdA) der DDR, die nur hier in Erkner archiviert sind und quasi alle 7.600 Architekten und Planer der DDR umfassen.[23]
Ziemlich einmalig ist außerdem der umfangreiche Fotobestand der Wissenschaftlichen Sammlungen zum Baugeschehen in der DDR, der weit über 120.000 Aufnahmen umfasst.[24] Das Archiv bewahrt außerdem weit über 8.000 Karten und Pläne auf, darunter mehr als 5.000 großformatige Pläne, die jüngst in einem Digitalisierungsprojekt in eine Datenbank eingespeist wurden und online abrufbar sind.[25] Zu sehen sind hier beispielsweise auch Blätter der Landschaftsdiagnose der DDR unter der Leitung des bekannten Landschaftsarchitekten Reinhold Lingner aus den frühen 1950er-Jahren, ein politisch höchst umstrittenes wissenschaftliches Großprojekt, das ebenfalls nur in den Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS archiviert ist.[26] Weitere interessante Bestände des Archivs bilden die umfangreichen Dokumentationen (z.B. zu Siedlungen in Brandenburg), Modelle, audiovisuelle Medien sowie wichtige Buchbestände und Informationsschriften der Bauakademie und ihrer Institute, die häufig nur hier überliefert sind und insbesondere zusammen mit der Fachbibliothek des IRS, die ihren Kernbestand ebenfalls in der Arbeitsbibliothek des ISA hatte, für Forscher optimale Arbeits- und Recherchemöglichkeiten in Erkner bieten.[27]
Bei Betrachtung der Frage, unter welchen Gesichtspunkten die Bestände in einem Archiv so erschlossen werden können, damit sie forschenden Historikern beste Möglichkeiten eröffnen bzw. umgekehrt gefragt, welche Wünsche oder Anregungen die Forscher an Erschließungsweisen an die Archivare stellen, öffnet sich ein Spannungsfeld, das hier aus zweierlei Perspektiven betrachtet werden soll: aus der Sicht des Forschers und der des Archivars. Der im Archiv forschende Wissenschaftler hegt in erster Linie den Wunsch nach kompetenter Beratung zu möglichen Forschungsthemen und den dazugehörigen Quellenbeständen durch die Archivare.[28] Eine Voraussetzung dafür sind selbstredend brauchbare moderne Erschließungsmedien für die Quellenbestände. Der forschende Historiker kommt dabei idealerweise auch mit Wünschen für die Erschließung von Quellenbeständen auf die Archivare zu und ist gleichzeitig offen für Hinweise durch die Archivare auf neu erschlossenes Archivgut oder solches, welches potenziell in naher Zukunft erschlossen werden und damit für die Forschung besonders interessant sein könnte. Leider ist die Wahrnehmung bereits existierender und kommunizierter neuer Bestände von Archiven durch die Historiker häufig äußerst defizitär, sodass es zu den Aufgaben der Historikerzunft gehören muss, die Kommunikation über diese und Aufnahmebereitschaft gegenüber solchen Informationen aus den Archiven in den eigenen Reihen und beispielsweise an Lehrstühlen gezielter weiterzuverbreiten. Auf der anderen Seite sollte darüber nachgedacht werden, ob es noch bessere Möglichkeiten der Kommunikation und der medialen Verbreitung dieser wichtigen Informationen geben könnte, etwa durch noch zu etablierende Newsletter oder andere Plattformen. Eine weitere Möglichkeit, Erschließungsvorgänge und
-notwendigkeiten im Archiv mit den Ansprüchen und Wünschen der Forschung zu verknüpfen, stellt die Erschließung von Archivbeständen durch Historiker selbst dar. So ist es denkbar und teilweise bereits praktiziert, dass zu einem Thema forschende Historiker das dazugehörige und noch unerschlossene Material im Archiv selbst erschließen, selbstverständlich in enger Abstimmung mit Archivaren und nach deren exakten Vorgaben. Es versteht sich von selbst, dass eine solche Vorgehensweise an bestimmte Bedingungen geknüpft ist, die auch stark vom Profil des Wissenschaftlers und seinen Möglichkeiten, eine archivfachlich angemessene Erschließung überhaupt durchzuführen, sowie vom Typus und spezifischen Zustand der archivischen Quellenbestände abhängig ist.[29]
Aus der Perspektive des Archivars erscheint für eine funktionierende Kooperation zwischen Archiv und Forschung in Erschließungsfragen zunächst eine gewisse Aufnahmebereitschaft von Archivverantwortlichen für Erschließungswünsche von Nutzern und Forschern wünschenswert und unabdingbar. Weiterhin ist es äußerst hilfreich, wenn Archivare selbstständig Forschungstrends und -entwicklungen wahrnehmen und diese eigenständig auch als Movens eigener Erschließungsstrategien heranziehen. Zumindest wäre es für die Historikerzunft äußerst sinnvoll, wenn von Seiten der Archivare Hinweise an die geschichtswissenschaftliche Community auf neu erschlossenes Archivgut und
-material gingen, in einigen gut funktionierenden Einrichtungen wird dies schon seit langem praktiziert. Eine weitere Form der Erschließung im Archiv kann die Anregung für Historiker sein, zur Aufschließung eines bestimmten Forschungsthemas die dazu relevanten Archivmaterialien überhaupt erst zu erschließen und auf diese Weise Erschließungsvorgänge im Archiv voranzutreiben – eine besonders enge Verknüpfung von archivischer Erschließung und Forschung. Schließlich dient der Auftritt von Archivaren auf (geschichtswissenschaftlichen) Tagungen mit entsprechenden Hinweisen auf erschlossenes oder noch zu erschließendes Material als empirische Materialgrundlage für potenzielle Forschungsthemen sowie das Engagement von Archivaren in der universitären Lehre mit entsprechenden Hinweisen für den akademischen Nachwuchs als gut geeignete Möglichkeiten, Erschließungsprozesse entlang von forschungsorientierten Parametern voranzutreiben bzw. bekannt zu machen.[30] Wenn sich Archivare, wie dies Robert Kretzschmar einmal formuliert hat, nicht nur als Dienstleister und Partner für die Forschung, sondern in funktionierenden Einzelfällen auch selbst als Forscher verstehen, kann der Erschließungsprozess in einem Archiv besonders forschungsnah gestaltet werden, weil die beiden ansonsten häufig getrennten Prozesse dann so integrativ wie möglich vonstattengehen können.[31] Über diese Wege der Publikationstätigkeit eigener Forschungsergebnisse als Teil einer erweiterten Bildungsarbeit können Archivare einen eigenständigen Beitrag zu einer idealen und engen Verknüpfung von Erschließung und Forschung leisten, wenngleich sie aufgrund der allgemeinen Personalnot in Archiven und dem wachsenden Druck durch die permanenten Arbeiten in einem Archiv eher selten in diese Luxussituation geraten.
Im folgenden Abschnitt soll am Beispiel des Archivs des IRS und der Kooperation zwischen Wissenschaftlichen Sammlungen und den Forschern der Historischen Forschungsstelle im Institut die Möglichkeit eines funktionierenden Konzepts für die systematische Verknüpfung von Erschließung und Forschung vorgestellt werden. Das Zirkuläre Konzept der Historischen Forschungsstelle des IRS funktioniert folgendermaßen: Zunächst wird durch die fortlaufende geschichtswissenschaftliche Forschung und diverse Veranstaltungen auf die vielfältigen Facetten des Themas „Bau-, Planungs- und Architekturgeschichte der DDR“ aufmerksam gemacht. Insbesondere bei den seit 1998 durchgeführten „Werkstattgesprächen zur Bau- und Planungsgeschichte der DDR“ versammelt sich in Erkner alle zwei Jahre nicht nur die Forscher-Community zu diesem Thema, sondern es werden systematisch die Zeitzeugen der Planer und Architekten aus der DDR-Zeit mit eingeladen, die sich durch rege Diskussionen und eine ganz eigene Perspektive an den Tagungen beteiligen.[32] Die Werkstattgespräche dienen auf diese Weise, flankiert durch weitere Maßnahmen, der aktiven archivischen Akquise, indem das Treffen auch als geeignetes Forum für die Kontaktaufnahme bzw. -pflege mit Planern und Architekten der DDR dienen, die anschließend im Idealfall ihre persönlichen Dokumentationen als Vorlass in die Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS abgeben. In einem dritten Schritt sorgen die Archivare der Wissenschaftlichen Sammlungen dafür, dass das auf diese Weise eingeworbene und kulturgeschichtlich essentielle Material möglichst zeitnah erschlossen und damit möglichst rasch der geschichtswissenschaftlichen Forschung zur Verfügung gestellt wird – der Kreis schließt sich und die Forschung kann das neue Material für seine Analysevorhaben verwenden.
Weitere flankierende Maßnahmen dienen außerhalb dieses Zirkulären Konzepts der engen und aufeinander bezogenen Verknüpfung von archivischer Erschließung und der Forschung. Dazu gehört die systematische Drittmitteleinwerbung für größere Digitalisierungsmaßnahmen. Sowohl das Projekt DigiPEER[33] (Erschließung großformatiger Pläne und Karten) als auch das zweite große Digitalisierungsprojekt DigiPortA (Erschließung von Porträtbeständen im Archiv), das weiter unten etwas genauer vorgestellt wird, zeigen, dass solche gezielt hergestellten archivischen Datenbanken als neue Forschungsressource und damit -potenziale besonders gut geeignet sind, die beiden häufig getrennten Bereiche von Forschung und Erschließung zu verknüpfen, indem beispielsweise die Forscher die Archivare eng bei der Auswahl und Fokussierung der ausgewählten Pläne beraten. Weitere Beispiele für die enge Kooperation von Archiv und Forschung sind die von den Forschern durchgeführten und systematisch leitfadengestützten Zeitzeugen-Interviews mit Planern und Architekten der DDR, die nicht nur eine essentielle zusätzliche Ressource für die Forschung darstellen, indem sie informelle Erkenntnisse hervorbefördern, die in Akten in dieser Klarheit kaum zu finden sind, sondern außerdem als archivierte Audio-Zeugnisse für künftige Generationen von Forschern hervorragendes Dokumentationsmaterial liefern und in vielen Fällen als erste Kontaktaufnahme später zur erfolgreichen Akquise von Planer-Vorlässen hilfreich sind. Schließlich wird im IRS durch die gezielte Vergabe von Doktor- oder Masterarbeiten mit Erschließungsbestandteilen im Rahmen der Lehre durch die angestellten Forscher oder die gezielte Beschäftigung von Praktikanten der Fachhochschule Potsdam als angehende Archivare, die im Rahmen ihres Praktikums häufig kleinere Erschließungsaufgaben bewältigen, der integrative Konnex von Forschung und Erschließung zusätzlich befördert.[34]
Ein gutes Beispiel, wie ein sinnvoll zwischen Forschung und Archivbereich abgestimmtes Erschließungsprojekt operationalisiert werden kann und welche Vorteile beide Seiten von einer integrierten Vorgehensweise ziehen können, bildet das jüngste Digitalisierungsprojekt[35] „DigiPortA“ der Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS, das hier mit Blick auf die Erschließungsthematik kurz umrissen wird. Es handelt sich bei diesem Vorgang um ein Großprojekt zur Erschließung von Porträtbeständen in Archiven, das als gemeinsames Vorhaben des Arbeitskreises „Archive der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz“ 2012 ins Leben gerufen wurde.[36] Unter der organisatorischen Federführung des Archivs des Deutschen Museums, München, werden insgesamt 33.000 Porträts aufgenommen und in einem innovativen Ansatz der Forschung und Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Ziel des Gesamtprojektes ist es, die diversen Porträtbestände so verschiedener Archive wie dem des Deutschen Museums in München, des Deutschen Bergbaumuseums in Bochum, des Deutschen Schifffahrtsmuseums in Bremerhaven oder eben der Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS in Erkner in einer gemeinsamen Datenbank zusammenzufassen. Mit einer Konzentration auf Personenporträts aus Kunst, Wissenschaft und Technik des 19. und 20. Jahrhunderts wird das Angebot zur elektronischen Biografik deutlich erweitert. Damit soll zum einen auf die Bestände, aus denen die Porträts in den Archiven stammen, aufmerksam gemacht werden. Zudem sollen die mit den Porträts erarbeiteten Rahmeninformationen zu den dargestellten Personen in größere biographische Portale eingespeißt werden und damit ein Beitrag zur biographischen Forschung geliefert werden. Schließlich soll die neu entstehende und ab Frühjahr 2015 online geschaltete Datenbank eine Forschungsressource für die biographische und Netzwerkforschung darstellen.[37]
Die Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS speisen aus ihren Beständen vor allem die Porträtfotos aus dem Bestand der Aufnahmeanträge in den Bund der Architekten (BdA)[38] der DDR in das Erschließungsprojekt ein. Der BdA bildete die zentrale Standesorganisation quasi aller Architekten und Planer, die jemals in der DDR wirkten, sodass mit diesem nur in den Wissenschaftlichen Sammlungen vorhandenen Bestand eine Datenbank entstehen wird, die einen einmaligen Überblick zu allen etwa 7.600 Architekten in der DDR bieten wird. Neben den Porträts der Architekten, denen damit als vor und nach der Wende marginalisierter Berufsgruppe gleichzeitig wieder im wörtlichen Sinn ein „Bild“ gegeben wird, erhält der Nutzer mit der neu entstehenden Datenbank dank der etwa 50 Erfassungsparameter (Name, Studium, wichtige Werke, Arbeitgeber/institutionelle Einbettung, persönliche Netzwerke usw.) umfangreiche Informationen zu den Biographien dieser wichtigen Berufsgruppe[39], die nirgendwo sonst in dieser Dichte und Fülle zu finden sind.[40]
Der Nutzen der neuen Datenbank und des Projekts insgesamt für das Archiv und die Forschung liegen auf der Hand. Neben der Schonung der teilweise fragilen Originaldokumente der Antragsformulare entsteht für die Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS, seine Archivare und Mitarbeiter sowie die Nutzer dieser Spezialsammlung ein exzellentes Rechercheinstrument, das mit der Datenbank völlig neue Möglichkeiten des Ausbaus der Infotiefe zur Biographie einzelner Planer und Architekten liefert. Mit der gleichzeitig vorgenommenen Verknüpfung der biographischen Einträge mit anderen bereits digitalisierten Beständen des Archivs (Abbildungen, großformatige Pläne und Karten aus dem Vorgänger-Digitalisierungsprojekt DigiPEER usw.) und deren spätere Einspeisung in das gegenwärtig neu konzipierte Portal der Wissenschaftlichen Sammlungen werden der Forschung völlig neue Möglichkeiten der Wissensakkumulation angeboten, die nicht nur für den akademischen Bereich, sondern gerade auch für weitere Kreise der Bevölkerung oder Schüler interessant werden. Für die Forscher im Institut sowie die Nutzer des Archivs entsteht mit der DigiPortA-Datenbank eine grandiose Forschungsinfrastruktur für biographische und Netzwerkforschung zu Architekten der DDR, mit der völlig neue strategische Analysemöglichkeiten auf diesem Feld eröffnet werden. Die Entstehung des Projekts und die Ausgestaltung der Datenbank erfolgte im IRS integrativ als strategischer Eruierungsprozess mit der Suche nach dem größtmöglichen Nutzen für beide Teilbereiche von Forschung und Archiv und soll in dieser Form für die Erschließungsstrategie im Archiv in den nächsten Jahren durchaus richtungsweisend werden.
Wie werden in der Historischen Forschungsstelle des IRS von Archivaren und Forschern Projekte dieser Art gesteuert, und auf welche Weise vollzieht sich der für den Erfolg entscheidende integrative Prozess der Kommunikation? Das wichtigste Forum für die Aushandlung und Operationalisierung gemeinsamer und aufeinander bezogener Projekte bilden die regelmäßigen gemeinsamen Abteilungssitzungen von Historischer Forschungsstelle und Archiv, in denen gegenseitige Informationen ausgetauscht und Wünsche thematisiert werden. Dabei geht es zum einen darum, dass die Wissenschaftler Forschungsthemen aufrufen, die für sie selbst oder auch von außen auf der kurz- oder mittelfristigen Agenda stehen und für die sie sich Hinweise auf Bestände im Archiv erhoffen, die dann durch die Archivare (intensiver) erschlossen werden. Auf der anderen Seite werden wichtige Neuakquisitionen von Materialien oder bestehende hinsichtlich ihrer Potenziale für die Forschung aufgerufen und miteinander diskutiert. Aber auch andere Formen der Kommunikation zwischen Wissenschaftlern und Archivaren vollziehen sich im Arbeitsalltag von Archiv und Forschungsstelle. Dazu gehört in erster Linie die intensive Beratung externer Wissenschaftler bei ihren Besuchen in den Wissenschaftlichen Sammlungen[41], die zum einen durch die Archivare mit Hinweis auf vorhandene gedruckte oder elektronische Findhilfsmittel, zum anderen aber auch durch punktuell hinzugezogene Wissenschaftler geleistet wird, die mit den Archivbesuchern kommunizieren. Dabei wird beraten, welche Bestände für die wissenschaftlichen Vorhaben der Nutzer von Interesse sein könnten, wobei die Forscher gleichzeitig wichtige Auskünfte über den Forschungsstand in ihren Spezialgebieten akzentuieren können, um dabei häufig selbst von den Informationen der externen Forscher zu profitieren und Netzwerkpflege zu betreiben.
Ein zweiter wichtiger Bereich der intensiven Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den Archivaren und den Forschern bildet die systematische und gemeinsame Durchführung großer integrativer Gesamtprojekte. Als Beispiel sei die Ausstellung und Buchveröffentlichung zu Leben und Werk des für die DDR wichtigen Architekten Wilfried Stallknecht vorgestellt. Über den Architekten, der unter anderem wesentlich bei der Grundlagenentwicklung der beiden Plattenbauserien P2 und WBS 70 verantwortlich zeichnete, wurde zunächst in Kooperation mit der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus eine Ausstellung zu Leben und Werk erarbeitet, die wesentlich von Studenten und unter Anleitung eines Wissenschaftlers der Historischen Forschungsstelle und der BTU Cottbus konzipiert und gestaltet wurde. Die Ausstellung, die an verschiedenen Orten in Brandenburg und Berlin gezeigt wurde, erreichte eine große öffentliche Resonanz und war der Anlass, dass das Vorlassmaterial des im Alter von 87 Jahren in Berlin lebenden Architekten in die Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS gelangte.[42] Die persönlichen Dokumente des Architekten wurden in enger Kooperation von Archivaren und Wissenschaftlern erschlossen und verzeichnet und bildeten die unabdingbare Grundlage für die erfolgreiche Ausstellung und den Grundstock für eine Publikation, die als Abschluss des Gesamtprojekts erschien.[43] Dieses Beispiel für die funktionierende enge Kooperation und Kommunikation zwischen Archiv und Forschung an diesem für beide Seiten förderlichen Projekt soll im kommenden Jahr für ein weiteres Vorhaben zu Leben und Werk des bedeutenden deutsch-deutschen Architekten Egon Hartmann (1919-2009) erarbeitet werden, der, nachdem er den Wettbewerb um die Ost-Berliner Stalinallee gewonnen hatte, nach seiner Übersiedlung nach West-Deutschland wesentlich am Wiederaufbau von Mainz und am Ausbau von München beteiligt war.[44]
Auch wenn dank der günstigen institutionellen Rahmenbedingungen unter einem gemeinsamen Dach die Kommunikation und Kooperation zwischen den Bereichen Archiv und Forschung im IRS offensichtlich funktioniert, gibt es selbstverständlich auch hier noch weitere Verbesserungsmöglichkeiten und -notwendigkeiten. Die Kommunikation zwischen Archivaren und Historikern soll weiter fokussiert und gezielt intensiviert werden und künftig möglichst auf die Forscher- und Archiv-Community auf dem Feld der Bau- und Planungsgeschichte ausgeweitet werden, denn eine noch weiter systematisch entwickelte und innovative Strategie einer engeren Verknüpfung von geschichtswissenschaftlicher Forschung und Archiverschließung stellt weiter ein dringendes Desiderat dar. Schritte in diese Richtung könnten durch umfassendere Portallösungen, durch dauerhaftere Vernetzungen beider Bereiche auf Webseiten sowie eine generell stärkere Interaktion zwischen den Nutzern und den Archiven durch Wiki- und Blog-Funktionen auf den Webseiten der Archive mit Hilfe von Web 2.0-Konstruktionen oder auch durch innovative Newsletter erreicht werden.[45] Selbstverständlich helfen Tagungen wie diejenige in Weimar, die sich dem Thema widmen und die hier in diesem Band dokumentiert ist, die Verknüpfung von archivischer Erschließung und geschichtswissenschaftlichen Forschungsinteressen weiter zu intensivieren.
Archive und Wissenschaftliche Sammlungen sollten sich der steigenden strategischen Bedeutung ihrer Institutionen als identitätsstiftende Wissensspeicher der Vergangenheit und Forschungsinfrastrukturen stärker bewusst sein und die Konsequenzen daraus ziehen und zu einer Neudefinition der Qualitätskriterien für ein modernes Archiv gelangen.[46] Die Potenziale sind in diesem Feld für Archive noch lange nicht ausgeschöpft, darauf hat der Wissenschaftsrat in seinen Empfehlungen 2011 noch einmal deutlich hingewiesen.[47] Bis heute sind Forschung und Archiverschließung insgesamt noch immer zu stark durch divergierende Eigenlogiken, Methoden und Ziele getrennt. Insbesondere die Debatte über das Verhältnis von historischer Forschung und Überlieferungsbildung wird tendenziell immer noch zu sehr von Vertretern der großen Archive dominiert, sodass diese Debatte stärker durch eine systematische Einbeziehung von Fachwissenschaftlern und insbesondere Historikern zu einem stärker integrierten und reflexiven forschungs- und archivstrategischen Dialog erweitert werden sollte. Der Ausbau von Archiven zu Forschungsarchiven analog zum bereits weiter entwickelten Vorbild der Forschungsmuseen[48] mit angestellten Historikern oder Archivaren, die ein Mandat und die ressourcenmäßige Ausstattung erhalten, selbst zu forschen, könnte für bestimmte Bereiche ein Königsweg sein, die noch nicht ausgeschöpften Potenziale in diesem wichtigen Zukunftsbereich unserer Informationsgesellschaft zu aktivieren.
[1] Mikuláš Čtvrtnik, Geistesgeschichte und neue archivische Bewertungstheorien. Beispiel eines möglichen Dialogs der Geschichtswissenschaft und des Archivvwesens, in: Archiv für Kulturgeschichte 95 (2013) 1, S. 1-18; Robert Kretzschmar (Red.), Archive und Forschung. Referate des 73. Deutschen Archivtags 2002 in Trier (Der Archivar, Beibd. 8), Siegburg 2003.
[2] Robert Kretzschmar, Archive als Dienstleister, Partner und Teil der Wissenschaft, in: Historisch-Politische Mitteilungen 16 (2009), S. 233-246, hier S. 237.
[3] Zum ISA und der Genese des IRS s. Christoph Bernhardt (Hg.), Die Wissenschaftlichen Sammlungen des Leibniz-Instituts für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) zur Bau- und Planungsgeschichte der DDR
(Reihe: Quellen, Findbücher und Inventare des Brandenburgischen Landeshauptarchivs 25), Frankfurt am Main u.a. 2012, v.a. S. 13-19 sowie auf der Website der Wissenschaftlichen Sammlungen unter www.irs-net.de/profil/wissenschaftliche-sammlungen/ [Stand: 15.08.2014, gilt ebenfalls für alle nachfolgenden Hinweise auf Internetseiten].
[4] Vgl. dazu nähere Erläuterungen auf der Homepage des IRS www.irs-net.de/profil/index.php sowie http://www.irs-net.de/download/profil/IRS-Flyer-2014_web.pdf.
[5] Zur Leibniz-Gemeinschaft s. die Website der Forschungsgemeinschaft www.leibniz-gemeinschaft.de.
[6] Das Forschungsprogramm auf der Website des Instituts www.irs-net.de/download/forschung/IRSFP1214.pdf; das nächste Forschungsprogramm wird wegen der bevorstehenden Evaluierung des Instituts, die alle sieben Jahre durchgeführt wird, ausnahmsweise für vier Jahre (2015-2018) festgelegt.
[7] So bewegt sich das Archiv ständig im Rahmen der Anforderungen einer Forschungsabteilung, die ihr Profil in erster Linie entlang von Forschungslogiken und Publikationsergebnissen messen muss, während die geschichtswissenschaftlich orientierte Forschungsabteilung sich innerhalb eines raumwissenschaftlich forschenden Instituts befindet, das eher soziologisch und politikwissenschaftlich orientiert ist. Allerdings profitieren beide Gruppen auch jeweils von den interdisziplinären Befruchtungen der Kollegen aus den Nachbardisziplinen.
[8] Zu den wichtigsten gehören Gerhard Mahnken (Red.), “Reise nach Moskau”. Quellenedition zur neueren Planungsgeschichte. Dokumente zur Erklärung von Motiven, Entscheidungsstrukturen und Umsetzungskonflikten für den ersten städtebaulichen Paradigmenwechsel in der DDR und zum Umfeld des “Aufbaugesetzes” von 1950, hg. v. Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (Regio doc: Dokumentenreihe des IRS 1), Berlin 1995 sowie Holger Barth/Thomas Topfstedt (Hg.), Vom Baukünstler zum Komplexprojektanten. Architekten in der DDR. Dokumentation eines IRS-Sammlungsbestandes biographischer Daten (Regio doc: Dokumentenreihe des IRS 3), Erkner 2000.
[9] Von dieser Tagungsreihe wurden inzwischen 13 Gespräche durchgeführt, die sich durch das besondere Format auszeichnen, dass hier nicht nur etablierte und junge Forscher zum Thema „Planungsgeschichte der DDR“ referieren, sondern auch die Planer und Architekten aus der DDR als Zeitzeugen und Mitdiskutanten dabei sind. Dies sorgt für eine rege Diskussionskultur und bietet Forschern (Interviews) und Archivaren (Vorlässe) exzellente Möglichkeiten der Kontaktaufnahme und Vernetzung. Die Werkstattgespräche wurden zumeist veröffentlicht, zuletzt Harald Engler/Ute Hasenöhrl/Andreas Butter (Hg.), Themenschwerpunkt Bau- und Planungsgeschichte, in: Deutschland-Archiv 4 (2012), S. 635-726. Eine Übersicht über die Veranstaltungsbereiche bietet die Website www.irs-net.de/aktuelles/veranstaltungen/index.php?datum=alt&typ=Werkstattgespr%C3%A4che.
[10] Mehr Informationen dazu unter www.irs-net.de/forschung/forschungsabteilung-5/index.php.
[11] Der entsprechende Abschnitt zur Historischen Forschungsstelle und den Wissenschaftlichen Sammlungen im Forschungsprogramm 2012-2014 unter www.irs-net.de/download/forschung/IRSFP1214.pdf, S. 77-90.
[12] Das Leitprojekt „Freiraumgestaltung als Urbanisierungsstrategie zwischen Herrschaft und Öffentlichkeit im deutsch-deutschen Vergleich“ wird näher vorgestellt auf der Website www.irs-net.de/forschung/forschungsabteilung-5/leitprojekt.php.
[13] Näheres zu diesem Projekt auf der Webseite http://www.irs-net.de/forschung/forschungsabteilung-5/DDR-Bezirke/index.php.
[14] Zu den biographischen Forschungen vgl. v.a. die Websites www.irs-net.de/forschung/forschungsabteilung-5/projekte.php sowie www.irs-net.de/forschung/forschungsabteilung-5/biografische-ausstellungen.php.
[15] Dieser Schwerpunkt ist dokumentiert auf www.irs-net.de/download/aktuelles/RG29_Engler.pdf sowie Harald Engler, Women Architects between Emancipation and Professional Obstinacy, in: Michela Rosso (Ed.),
Invastigating and Writing Architectural History. Subjects, Methodologies and Frontiers. Papers from the Third EAHN International Meeting, EHN Torino 2014, S. 835-845 auf der Website www.eahn2014.polito.it/EAHN2014proceedings.pdf.
[16] Weitere Informationen zu den früheren Digitalisierungsprojekten der Wissenschaftlichen Sammlungen finden sich auf der Website www.irs-net.de/forschung/forschungsabteilung-5/DigiPEER/index.php.
[17] Insgesamt zu den Wissenschaftlichen Sammlungen s. Harald Engler, Wissenschaftliche Sammlungen des IRS zur Bau- und Planungsgeschichte der DDR, in: Heinz Peter Brogiato/Klaus-Peter Kiedel (Hg.), Forschen – Reisen – Entdecken. Lebenswelten in den Archiven der Leibniz-Gemeinschaft, Halle (Saale) 2011, S. 165; Alexander Obeth, Die Wissenschaftlichen Sammlungen des Leibniz-Instituts für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) – Bau- und Planungsgeschichte in den neuen Bundesländern, in: Michael Farrenkopf (Bearb.), Vom Entwurf zum Depositum. Über den wissenschaftlichen Umgang mit dem zeichnerischen Nachlass der Industrie, Bochum 2007, S. 26-42.
[18] Siehe dazu den Bestand A12 „Dokumentation zu städtebaulichen Wettbewerben“ in der Online-Beständeübersicht unter www.irs-net.de/profil/wissenschaftliche-sammlungen/Onlinefindbuecher/Bestand/index.htm.
[19] Siehe dazu den Bestand A5 „Abteilung Wohngebiete und Neubaugebiete/Begutachtung von Bebauungskonzeptionen“ in der Online-Beständeübersicht unter www.irs-net.de/profil/wissenschaftliche-sammlungen/Onlinefindbuecher/Bestand/index.htm.
[20] Siehe dazu den Bestand A4 „Abteilung Generalbebauungsplanung“ in der Online-Beständeübersicht unter www.irs-net.de/profil/wissenschaftliche-sammlungen/Onlinefindbuecher/Bestand/index.htm.
[21] Der Bestand des ISA in der Bestandsgruppe A „Institut für Städtebau und Architektur (ISA)“ in der Online-Beständeübersicht www.irs-net.de/profil/wissenschaftliche-sammlungen/Onlinefindbuecher/Bestand/index.htm sowie in der gedruckten Fassung bei Bernhardt, Die Wissenschaftlichen Sammlungen, wie Anm. 3, S. 19-33.
[22] Zu den illustren Vor- und Nachlässen der Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS gehören Bestände von so wichtigen Planern und Architekten wie Bruno Flierl, Egon Hartmann, Max Berg, Wolfgang Urbanski u.a. Siehe dazu die Bestandsgruppe C „Nachlässe und Persönliche Bestände“ unter www.irs-net.de/profil/wissenschaftliche-sammlungen/Onlinefindbuecher/Bestand/index.htm.
[23] Bestand B „Bund der Architekten (BdA) der DDR“ unter www.irs-net.de/profil/wissenschaftliche-sammlungen/Onlinefindbuecher/Bestand/index.htm. Zum DigiPortA-Projekt s. Anm. 36 u. 37.
[24] Das Bildarchiv als Gruppe D unter www.irs-net.de/profil/wissenschaftliche-sammlungen/Onlinefindbuecher/Bestand/index.htm.
[25] Das Projekt DigiPEER auf den Webseiten des IRS www.irs-net.de/forschung/forschungsabteilung-5/DigiPEER/index.php sowie zum Gesamtprojekt www.digipeer.de. Vgl. auch den Beitrag des Projektbearbeiters Andreas Butter, Potentiale der planungsgeschichtlichen Quellenbestände im IRS Erkner für die raumbezogene Forschung, in: www.digipeer.de/index.php?static=34.
[26] Die Bestände D_2 und C_12 in der Beständeübersicht www.irs-net.de/profil/wissenschaftliche-sammlungen/Onlinefindbuecher/Bestand/index.htm. Dazu auch Harald Engler, Die “Landschaftsdiagnose”. Politikum der frühen DDR, in: Brogiato/Kiedel, Forschen, wie Anm. 17, S. 114 f.
[27] Zur Bibliothek des IRS s. die Website www.irs-net.de/profil/bibliothek/index.php.
[28] Gerhard Fouquet, Was erwartet die Stadtgeschichtsforschung von den Archiven?, in: Kretzschmar, Archive und Forschung, wie Anm. 1, S. 327-345.
[29] Stephanie Oertel, Tagungsbericht „Digitalisierung im Archiv – Neue Wege der Bereitstellung des Archivguts“. 18. Archivwissenschaftliches Kolloquium, 26.11.2013-27.11.2013, Marburg, in: H-Soz-u-Kult, 13.02.2014, http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=5228.
[30] Vielleicht könnten auch Wiki-Funktionen oder ähnliche Infosysteme auf Archiv-Websites mit der Weiterleitung von potenziellem Erschließungsmaterial in Archiven an die Forscher hilfreich sein und als Kommunikationsinstrument ausgebaut werden; s. Gert Kollmer-von Oheimb-Loup, Archivare und Wissenschaft. Zum Wirken von Archivaren in Wissenschaft und Lehre, in: Robert Kretzschmar (Hg.), Staatliche Archive als landeskundliche Kompetenzzentren in Geschichte und Gegenwart. Zum 65. Geburtstag von Volker Rödel, Stuttgart 2010, S. 199-216.
[31] Kretzschmar, Dienstleister, wie Anm. 2, S. 233-237; Ulrich Hussong, Historische Forschung als Aufgabe von Kommunalarchiven, in: Kretzschmar, Archive und Forschung, wie Anm. 1, S. 143-149; Wolfgang Ribbe, Der Archivar als Historiker, in: Klaus Dettmer (Hg.), “Es wächst zusammen, was zusammengehört”. Beiträge zum wissenschaftlichen Kolloquium zu Ehren von Jürgen Wetzel am 25. November 2003 im Landesarchiv Berlin, Berlin 2004, S. 155-164.
[32] Vgl. die Dokumentation der Werkstattgespräche auf der Seite www.irs-net.de/aktuelles/veranstaltungen/index.php?datum=alt&typ=Werkstattgespr%C3%A4che.
[33] Vgl. Anm. 25.
[34] Zahlreiche Forscher der Historischen Forschungsstelle engagieren sich aktiv in der Lehre an der Technischen Universität Berlin, der Universität Potsdam sowie der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus.
[35] Zum Wert von digitalen Informationssystemen für Archive s. Volker Schockenhoff, Useless Information? Archivwissenschaft und ihre Perspektiven in der Informationsgesellschaft, in: Kretzschmar, Archive und Forschung, wie Anm. 1, S. 105-114; Ulrich Nieß, Findmittel multimedial. Eine Antwort der Archive auf die Internetgeneration?, in: ebd., S. 247-257; Manfred Thaller, “Wie ist es eigentlich gewesen, wenn das Gedächtnis virtuell wird?” Die historischen Fächer und die digitalen Informationssysteme, in: Rainer Hering (Hg.), Forschung in der digitalen Welt. Sicherung, Erschließung und Aufbereitung von Wissensbeständen. Tagung des Staatsarchivs Hamburg und des Zentrums “Geisteswissenschaften in der digitalen Welt” an der Universität Hamburg am 10. und 11. April 2006 (Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg 20), Hamburg 2006, S. 13-28.
[36] Zum Arbeitskreis der Archive der Leibniz-Gemeinschaft s. www.leibniz-gemeinschaft.de/ueber-uns/organisation/arbeitskreise/arbeitskreis-archive/; die Mitgliedsarchive sind aufgelistet unter www.leibniz-gemeinschaft.de/infrastrukturen/archive/; ausführliche Informationen zu den einzelnen Archiven bietet die Broschüre Michael Farrenkopf (Red.), Arbeitskreis Archive der Leibniz-Gemeinschaft. Mitglieder, Bestände, Aufgaben, Berlin 2009, die auch im Netz verfügbar ist www.leibniz-gemeinschaft.de/fileadmin/user_upload/downloads/Infrastruktur/Broschuere_WGL_AK_Archive_09-01-10.pdf.
[37] Zur Zielstellung und Gesamtstruktur des Projekts s. die Website beim Deutschen Museum in München www.deutsches-museum.de/archiv/projekte/digiporta/; Fabienne Huguenin, Projekt: Digitalisierung und Erschließung von Porträtbeständen in Archiven der Leibniz-Gemeinschaft (“DigiPortA”), in: H-Soz-u-Kult, 21.03.2013, http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/projekte/id=445.
[38] Zum BdA s. Harald Engler, Das institutionelle System des DDR-Bauwesens und die Reformdebatte um den Städtebau in den 1980er-Jahren. Ein Problemaufriss, in: Christoph Bernhardt/Thomas Flierl/Max Welch Guerra (Hg.), Städtebau-Debatten in der DDR. Verborgene Reformdiskurse, Berlin 2012, S. 71-104, hier v.a. S. 81.
[39] Vgl. zu diesem Thema insgesamt sowie zur Wiederentdeckung eines Architekten Harald Engler, Wilfried Stallknecht und das industrielle Bauen. Ein Architektenleben in der DDR, Berlin 2014, v.a. S. 11-13 u. S. 89.
[40] Zum Projekt DigiPortA der Wissenschaftlichen Sammlungen s. die Website www.irs-net.de/forschung/forschungsabteilung-5/digiporta/index.php.
[41] Inge Wolf, Bauhistorische Sammlungen und ihre Nutzer. Möglichkeiten und Grenzen der inhaltlichen Erschließung. Erfahrungsbericht aus dem Archiv des Deutschen Architekturmuseums, in: Jan Richarz (Hg.), Architektur im Archiv. Der archivische Umgang mit Überlieferungen aus den Bereichen Architektur, Stadtplanung und Ingenieurwesen. Tagung am 11. und 12. September 2007 in der Abtei Brauweiler, Köln 2010. S. 45-54.
[42] Vgl. dazu das Findbuch zum Bestand C_22 Vorlass Wilfried Stallknecht auf der Website www.irs-net.de/profil/wissenschaftliche-sammlungen/Onlinefindbuecher/Stallknecht/index.htm.
[43] Engler, Stallknecht, wie Anm. 39 sowie auf der Website des Verlags www.lukasverlag.com/in-vorbereitung/titel/367-wilfried-stallknecht-und-das-industrielle-bauen.html.
[44] Der Nachlass von Egon Hartmann konnte 2010 nach Erkner gebracht werden; s. dazu das online gestellte Findbuch von Anja Pienkny mit weiteren Hinweisen und Informationen über den Bestand unter www.irs-net.de/profil/wissenschaftliche-sammlungen/Onlinefindbuecher/Hartmann/index.htm.
[45] Mario Glauert, Archiv 2.0. Vom Aufbruch der Archive zu ihren Nutzern, in: Heiner Schmitt (Hg.), Archive im digitalen Zeitalter. Überlieferung, Erschließung, Präsentation (Tagungsdokumentation zum Deutschen Archivtag 14), Neustadt a. d. Aisch 2010, S. 43-54; Joachim Kemper u.a., Archivische Spätzünder? Sechs Web 2.0-Praxisberichte, in: Archivar. Zeitschrift für Archivwesen 65 (2012) 2, S. 136-143.
[46] Angelika Menne-Haritz, Archive und Archivwissenschaft in Deutschland an der Schwelle des 21. Jahrhunderts, in: Comma (2004) 3/4, S. 161-170; Dietmar Schenk, “Aufheben, was nicht vergessen werden darf”. Archive vom alten Europa bis zur digitalen Welt, Stuttgart 2013, v.a. S. 193-208.
[47] Wissenschaftsrat, Empfehlungen zu wissenschaftlichen Sammlungen als Forschungsinfrastrukturen, Berlin 2011.
[48] Vgl. hierzu die Website der Leibniz-Gemeinschaft mit ihren Forschungsmuseen www.leibniz-gemeinschaft.de/institute-museen/forschungsmuseen/ sowie Claudia Hauser/Martina Loch (Red.), Museen. Forschung, die sich sehen lässt,. hg. v. Bundesministerium für Bildung und Forschung, Bonn 2012; Reinhold Leinfelder, Wie kann Wissenschaft für die Öffentlichkeit attraktiv gestaltet werden? Ein Vorgehen mit allen Sinnen am Beispiel des Museums für Naturkunde Berlin, in: Michaela Knust/Anke Hanft (Hg.), Weiterbildung im Elfenbeinturm!?, Münster 2009, S. 115-121.