„…ein Fan-T-Shirt in Größe L…“ – das Historische Lexikon Bayerns feiert seinen zehnten Geburtstag

Das Geburtstagskind: Historisches Lexikon Bayernshttps://t.co/yYYH9OiH1a
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— Maria Rottler (@MariaRottler) June 23, 2016

10 Jahre Historisches Lexikon Bayerns: Historiker Stefan Hemler @Muenchen1968 begleitet jetzt die Jubiläumsfeier unter #HistLexBay. #Histbav

— Staatsbibliothek (@bsb_muenchen) June 23, 2016

#HistLexBay @Muenchen1968 wird bei uns im Blog einen Bericht über die heutige Veranstaltung veröffentlichen.



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Quelle: http://histbav.hypotheses.org/4816

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Ein Jahr NS-Dokumentationszentrum in München – Rückblick auf die wechselvolle Entstehungsgeschichte und Betrachtungen zu ausstellungsdidaktischen Problemlagen

Zum ersten Mal jährte sich am 1. Mai 2016 das Bestehen des Münchener NS-Dokumentationszentrums. In der Presse wurde der Jahrestag unter Verweis auf knapp 220.000 Besucher seit der Eröffnung 2015 durchweg positiv gewürdigt.[1] Auch die an der Barer Straße in München, am historischen Standort des „Braunen Hauses“, der 1945 zerstörten NSDAP-Parteizentrale, gelegene Einrichtung blickte in einer Pressemitteilung zufrieden auf den „Erfolg des ersten Jahres“ zurück. Sie verwies dabei auch auf das „rege Interesse an den Bildungsangeboten“, die mehrmals im Jahr wechselnden Sonderausstellungen sowie neuartige Angebote an digitalen Vermittlungsmedien wie etwa die Smartphone-App „Orte Erinnern“.[2]

 

Die harmonische erste Geburtstagsfeier des Dokuzentrums könnte fast die Dissonanzen vergessen lassen, die seine wechselvolle Entstehungsgeschichte begleiteten. Nach intensiven Diskussionen in München seit den 1980er Jahren fasste der Stadtrat 2001 den Grundsatzbeschluss, ein Dokumentationszentrum zur nationalsozialistischen Vergangenheit der ehemaligen „Hauptstadt der Bewegung“ aufzubauen.

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Quelle: http://histbav.hypotheses.org/4675

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„Mythos“ und „Macht der Bilder“ – Franz Josef Strauß zum 100. Geburtstag: Besprechung des Vortrags von Werner K. Blessing am 4.5.2015 und der Kabinettausstellung im Stadtmuseum München (24.4.-2.8.2015)

Franz Josef Strauß als altersmilder Greis – schwerlich kann man sich den 1988 verstorbenen bayerischen Ministerpräsidenten so vorstellen. Und doch wäre der temperamentvolle „Herrscher und Rebell“ – so der Untertitel von Horst Möllers in diesen Tagen erschienenen 853-seitigen Strauß-Biografie1 – heuer 100 Jahre alt geworden. Die Hanns-Seidel-Stiftung nimmt das zum Anlass, dem langjährigen CSU-Vorsitzenden mit einem umfassenden Festprogramm zu gedenken.2

Zum Auftakt der Vortragsveranstaltungen sprach am 4. Mai im Münchner Konferenzsaal der christsozialen Stiftung der emeritierte Erlanger Neuzeithistoriker Werner K. Blessing. Seinem Referatsthema „Mythos Strauß“ näherte sich die Vorsitzende der Hanns-Seidel-Stiftung, Ursula Männle, in ihrer Einleitung begrifflich an. Mythen seien demzufolge als Erzählungen ein fester Bestandteil der kollektiven Erinnerung. Bezogen auf eine Person entstehe ein Mythos als „Produkt großer öffentlicher Ausstrahlung“, wie das etwa bei Stars oder Kultfiguren feststellbar sei.

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Quelle: http://histbav.hypotheses.org/3987

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Das politische Leben in Herzogtum Schweidnitz – Jauer durch die Augen des Abtes Dominicus Geyer im Licht eines Klostertagebuchs der Grüssauer Äbte aus dem 18. Jahrhundert

Das Tagebuch von Dominicus Geyer – einem Abt des Zisterzinserklosters Grüssau in den Jahren 1696-1726 – ist Teil aus dem 18. Jahrhundert stammende Diarium der Grüssauer Äbte, das im Staatsarchiv Breslau unter dem Titel „Kronika klasztorna z uwzględnieniem spraw finansowych 1719-1792“ [Klosterchronik und die Finanzangelegenheiten 1719-1792] aufbewahrt wird [1]. Die Quelle besteht aus drei, getrennten Diarien, die von drei Grüssauer Äbten niedergeschrieben wurden: von Dominicus Geyer, Benedikt II. Seydl und Peter II. Keylich.

Die Erinnerungen von Dominik Geyer umfassen die Zeit vom 19.09.1719 bis zum 7.02.

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Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/9701

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Tagungsbericht und Ausstellungsbesprechung: „Napoleon und Bayern“ – die Bayerische Landesausstellung in Ingolstadt und der Tag der bayerischen Landesgeschichte am 12.5.2015

„Bayern und Napoleon“ lautete das Thema des 9. Tages der bayerischen Landesgeschichte, den der Verband der bayerischen Geschichtsvereine in Zusammenarbeit mit dem Museumspädagogischen Zentrum, der Bayerischen Museumsakademie und dem Haus der Bayerischen Geschichte am 12. Mai 2015 in Ingolstadt veranstaltete. Wie in den Jahren zuvor gab auch diesmal die Landesausstellung das Thema des Tages vor – heuer ist eine Schau über „Napoleon und Bayern“ in den Räumen des Bayerischen Armeemuseum im Ingolstädter Neuen Schloss zu sehen. Bei der Eröffnung des Landesgeschichtstags, der sich nicht nur an Mitglieder der Geschichtsvereine richtet, sondern ebenso an interessierte Studierende, Lehrkräfte, Museumsmitarbeiter, Archivare und Wissenschaftler, begrüßte der Vorsitzende des Geschichtsvereinsverbandes, Manfred Treml, die rund 200 Besuchern und wies darauf hin, dass die Veranstaltung insbesondere als Lehrerfortbildung mittlerweile viel Zuspruch erfahre.

Einen Überblick über die Konzeption von „Napoleon und Bayern“ gab Projektleiterin MARGOT HAMM vom Haus der Bayerischen Geschichte. Ihr zufolge ist es ein Kernanliegen der Landesausstellung, dass der Betrachter „sich in die Geschichte hineinversetzen, selbst noch einmal teilnehmen“ könne. Am deutlichsten spürbar wird diese Intention sicherlich bei der multimedialen Rauminszenierung zur Schlacht von Eggmühl 1809: Beamer projizieren auf zwei im rechten Winkel stehende Wandflächen wechselnde Gemäldeszenen zu der Schlacht, akustisch untermalt von reinszeniertem Kriegslärm; dazu ist der Betrachter im Halbdunkel von einer großen Kanone und anderen militärhistorischen Ausstellungsstücken umgeben.



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Quelle: http://histbav.hypotheses.org/3920

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Ein Jahrzehnt und alles ist anders – Das Selbstverständnis Peters von Dusburg und Nicolaus` von Jeroschin im Vergleich

Übersetzungen von Texten sind zu allen Zeiten eine nicht ganz einfache Angelegenheit. Wer auch heute einen deutschsprachigen Text in eine andere Sprache übersetzt, erfährt diese Schwierigkeiten immer wieder von neuem und selbst. Dass dies auch in früheren Zeiten der Fall war, ist schon lange Gegenstand mediävistischer Forschung. Besonders eindrücklich ist dieser Umstand an der Übersetzung der Chronica terre Prussie von Peter von Dusburg durch Nicolaus von Jeroschin zu erkennen. Der folgende Beitrag möchte gerade die strukturellen Probleme von sprachlichen Übertragungen an diesen beiden Texten aufweisen.

1. Beurteilungen und Urteile der Werke
Um 1326 hatte Peter von Dusburg auf Anregung des Hochmeisters Werner von Orsel die Chronica terre Prussie fertig gestellt. Damit hatte er die erste Chronik des Deutschen Ordens geschrieben. Bereits ein Jahrzehnt später übersetzte Nikolaus von Jeroschin dieses für den Orden so wichtige Werk in die deutsche Sprache. Der Auftrag dazu wurde von Hochmeister Luder von Braunschweig erteilt und durch Dietrich von Altenburg erneuert.
Dass Jeroschin zu dieser Leistung befähigt war, zeigt eine schon vorher im Auftrag Gottfrieds von Heimburg gefertigte Übersetzung der Adalbert-Legende des Johannes Canaparius.
,Übersetzenʽ heißt in Jeroschins Fall jedoch nicht, modern verstanden, ein für gewöhnlich zu erwartendes, eng am Original orientiertes Übertragen eines Textes einer Sprache in eine andere.
Gisela Vollmann-Profe erklärt dies, indem sie feststellt, dass

„[.] es bei der Übertragung darum gehen mußte, die Wirkung der Vorlage möglichst zu erhalten, [so] daß er [Jeroschin] gerade um dieser Bewahrung des Effektes Willen Veränderungen vornehmen mußte.“ [1]
Denn das Ziel war es, einen Text von Interesse für den Orden den Brüdern leichter zugänglich zu gestalten, diesen an ihre eigenen Erfahrungen mit Literatur anzupassen, man könnte vielleicht sogar sagen, den Text den Ordensbrüdern nahezubringen, statt zu erwarten, dass die Ordensbrüder dem Text näher treten. [2]
Darum heißt es auch bei Vollmann-Profe weiter:
„Möglichst getreu zu bewahren war die stoffliche Basis. Denn die Dignität des Gegenstandes – gottgewollte und von Gott unterstützte Kämpfe gegen die Ungläubigen -, wahrheitsgetreu aufgezeichnet, forderte Respekt. Zugleich aber garantierten die mitgeteilten Heldentaten das Interesse der Rezipienten, handelte es sich doch um die gesta fortia der Vorgänger im eigenen Orden. Jeroschin hat sich dementsprechend verhalten: Er übersetzte »ziemlich accurat« […].“ [3]

Zumindest die frühere Forschung fällte das Urteil einer ‚ziemlich akkuraten Übersetzung‘. Schon Hartknoch äußerte sich 1679 [4] in der Weise. Auch Max Töppen sprach sich 1853 dafür aus, wenn er bemerkt, dass „Jeroschin sich im Ganzen überaus treu an sein Original gehalten habe […].“ [5] Helmut Bauer nimmt diesen Umstand wiederum anders wahr, indem er 1935 feststellt:
„Die andere Sprache und der andere Mann mußten die Übersetzung zu etwas anderem machen. Zwar wurde der Ge-samtentwurf Dusburgs von Jeroschin beibehalten, aber seine Einstellung steht den Ordenschroniken des ausgehenden 14. Jahrhunderts, die sich in jeder Weise von Dusburg entfernen, näher als Dusburg selbst.“ [6]
Wie man an dieser kleinen historischen Umschau erkennen kann, wechselte die Einstellung des Betrachters je nach Forschungsfrage und Zweck. Der eine favorisierte Dusburg, der andere Jeroschin. Strehlke, der Herausgeber der ‚Scriptores rerum prussicarum‘, fühlte sich noch in der Einleitung zum Abdruck der Schrift Jeroschins 1861 genötigt, diesen mit dem Wert der Sprache zu begründen [7] , während Ziesemer später Dusburg als weniger relevant erachtete. [8]

2. Die Chronica terre Prussie
In diesem Beitrag soll jedoch gezeigt werden, dass beide Texte eigenständige Werke bilden und einen eigenständigen Wert besitzen. Um dies zu erreichen, wird der Prolog beider Texte miteinander verglichen.
Dusburg strukturierte seinen Text, indem er ihn in vier Teile gliederte:
1. Gründung des Ordens,
2. Ankunft der Brüder im Ordensland,
3. Ereignisse im Preußenland,
4. Geschichte der Päpste und Kaiser (auf dem Rande). [9]

Dabei scheint Dusburg sich selbst als eine Art Evangelist zu begreifen, wenn es im Widmungsbrief heißt:
„Antedebant enim ad illud Tobie verbum, quod opera Domini revelare honorificum est.[Herv. im Original] Quorum imitatus sum vestigia, […].“ (Sie merkten nämlich auf jenes Wort des Tobias, daß „die Werke des Herrn zu enthüllen ehrenvoll sei.“ Ihren Spuren bin ich gefolgt […].) [10] Diese Deutung wird unterstützt, indem Dusburg an einer weiteren Stelle bemerkt:
„Dictum est in actibus apostolorum, quod Stephanus plenus gracia et fortitudine faciebat signa magna.[Herv. im Original] Nec dubitandum est, quin fratres domus Theutonice pleni fuerint gracia et fortitudine, cum ipsi pauci numero tam potentem et ferocem et innumerabilem Pruthenorum gentem sibi subdierunt, quam eciam multi principes, licet sepius attemptarent, non poterant sibi aliqualiter subiugare.“ (In der Apostelgeschichte heißt es, daß „Stephanus, voll der Gnade und Kraft, große Zeichen vollbrachte.“ Und es ist kein Zweifel, daß die Brüder des Deutschen Hauses voll der Gnade und Kraft waren, als sie, wenige an Zahl, sich das so mächtige, wilde und unzählbare Prußenvolk unterwarfen, das selbst viele Fürsten trotz häufiger Versuche sich nicht im geringsten hatten unterjochen können.) [11] Die Stellung des Werkes ist weiterhin durch die Sprache bestimmt. Dass Dusburg die Chronik in lateinischer Sprache verfasste, scheint auf ein sakrales Selbstverständnis zu verweisen. Der Auftrag zur Abfassung erfolgte zwar durch den Hochmeister, wird aber in einer eher heilsgeschichtlich verstandenen Tradition verortet.

3. Die Kronike von Pruzinlant
Nikolaus von Jeroschin übersetzte die Chronica ungefähr ein Jahrzehnt später. Er verfasste die Kronike von Pruzinlant in Reimversen. Als eine wesentliche Veränderung ist wohl zu verstehen, dass Jeroschin Dietrich von Altenburg als Auftraggeber benennt, sich selbst aber nicht mehr in der Tradition der Evangelisten versteht, die entsprechende Verortung ist bei der Übersetzung vollständig verschwunden. Stattdessen berichtet der Autor, dass eine erste Übersetzung, die schon durch Luder von Braunschweig in Auftrag gegeben wurde, während der Erstellung vernichtet wurde: „[…] di von dem argen tire vortilgit wurdin, goteweiz!“ [12] Insofern findet man an dieser Stelle doch noch etwas von dem „heiligen Kampf“ den auch der Autor austragen muss, doch eben nicht mehr das Selbstverständnis, das noch Peter von Dusburg kennzeichnete. Auch versteht Jeroschin sich damit wohl nicht mehr als Teil des früheren heiligen Vorgangs, ist er doch angewiesen auf göttlichen Beistand:

„Berûche mich, getrûwir got:
Der vatir sende mir dî macht,
daz iz werde vollinbrâcht,
des ich hî gedenke ;
des sunis wîsheit lenke
mîne cranken sinne,
daz ich vornumft gewinne ;
ȏ sûzir geist, dîn gûte
dî sele mîn durchvlûte
mich waschende von erge,
daz ich dir ein herberge
muge sîn nâch dînre lust.
Bewone, hêrre, mîne brust
Mich sêliclîch irlûchtinde
Und an genâdin vûchtinde ;
Daz dich mîner zungen ort
Gelobe mit getichte,
dar ûf ich mich hî richte,
alse mir gebotin hât
des gebot mir obe stât!“ [13]

Weiterhin scheint Jeroschin auch nicht mehr von einem Heilsgeschehen zu erzählen, so wie es bei Dusburg war. Denn Jeroschin versteht sich als Dichter, („Ouch des tichteres zunge an der materien straze […]“ ) [14] der den Text „nach predigères sitte“ teilt. Dabei erwähnt auch er vier Abschnitte, wobei aber die Abschnitte drei und vier seiner Vorlage zusammengeführt werden:

„Nu ist min sin darûf gekart,
daz ich daz teil wil mischin
den andren teilen zwischin
inhant der rede ein stucke
vlechtinde in ein lucke,
swâ daz ich dî gelege
gevûclich noch gewege,
sô daz diz und gene mêr
sich irvolgen î gewêr
an der zal der jâre. [15]

4. Fazit
Der Beitrag beschäftigte sich mit dem Selbstverständnis der ersten Chronisten des Deutschen Ordens. Bedeutend ist ihr Verhältnis, da Nicolaus von Jeroschin eine Übersetzung des Textes von Peter von Dusburg vornimmt. Doch wurde nur der Stoff übersetzt. Wie der Vergleich des Selbstverständnisses gezeigt hat, nehmen beide Autoren vollkommen andere Positionen ein, um die Eroberung des Preußenlandes durch den Deutschen Orden zu beschreiben. Für Peter von Dusburg ist der Vorgang gleichwertig mit dem Wirken Jesu auf Erden, für Jeroschin schon nur noch eine Dichtung. Es scheint sogar so, dass Jeroschin den intendierten Sinn seiner Vorlage gar nicht mehr nachvollziehen kann, betrachtet man die Leichtigkeit, mit der er die Struktur umgestaltet und damit eine gänzlich andere Zentrierung auf das Thema vornimmt.
In dieser Hinsicht besitzt Helmut Bauers schon wiedergegebenes Wort noch immer Gültigkeit, wenn er dazu anmerkt: „Die andere Sprache und der andere Mann mußten die Übersetzung zu etwas anderem machen.“ [16]

  1. Vollmann-Profe, Gisela (2003): Ein Glücksfall in der Geschichte der preußischen Ordenschronistik. Nikolaus von Jeroschin übersetzt Peter von Dusburg. S. 125-140. Erschienen in: Brunner, Horst; Williams-Krapp, Werner (Hrsgb.): Forschungen zur deutschen Literatur des Spätmittelalters. Festschrift für Johannes Janota. Tübingen. Hier S. 128.
  2. Siehe dazu auch Vollmann-Profe (2003): S. 132-135.
  3. Dies.: S. 128.
  4. Zitiert nach Ziesemer, Walther (1906): Nicolaus von Jeroschin und seine Quelle. (Kapitel I und II.). Berlin. Hier S. 11.
  5. Töppen, Max (1853): S. 17.
  6. Bauer, Helmut (1935): Peter von Dusburg und die Geschichtsschreibung des Deutschen Ordens im 14.Jahrhundert in Preußen. Erschienen in der Reihe: Ebering, Emil (Hrsgb.): Historische Studien. Berlin 1935. Nachdruck Vaduz. Hier S. 57.
  7. Siehe dazu Dusburg, Petri de: Chronicon terre Prussiae. Ediert von Töppen, Max. Erschienen in: Hirsch, Theodor; Töppen, Max; Strehlke, Ernst (Hrsgb.): Scriptores Rerum Prussicarum. Die Geschichtsquellen der preussischen Vorzeit bis zum Untergange der Ordensherrschaft. Bnd. I Leipzig 1861. Unveränderter Nachdruck Frankfurt a.M. 1965. S. 292. Siehe auch Vollmann-Profe, Gisela (2007):S. 135ff.
  8. Ziesemer, Walther (1907): S. 110.
  9. Dusburg, Peter von: Chronik des Preussenlandes. Übers. u. erl. v. Scholz, Klaus; Wojtecki, Dieter. Erschienen in der
    Reihe: Buchner, Rudolf; Schmale, Franz-Josef (Hrsgb.): Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters. Bnd. 25. Darmstadt 1984. Der lateinisch-sprachige Text folgt der Edition: Dusburg, Petri de: Chronicon terre Prussiae. Ediert von Töppen, Max. Erschienen in: Hirsch, Theodor; Töppen, Max; Strehlke, Ernst (Hrsgb.):Scriptores rerum Prussicarum. Die Geschichtsquellen der preussischen Vorzeit bis zum Untergange der Ordensherrschaft. Bnd. I Leipzig 1861. Unveränderter Nachdruck Frankfurt a.M. 1965. S. 36.
  10. Dusburg, Peter von (1984): S. 26.
  11. Dusburg, Peter von (1984): S. 28.
  12. Jeroschin, Nicolaus von: Di Kronike von Pruzinlant. Strehlke, Ernst (Hrsgb.). Erschienen in: Scriptores Rerum Prussicarum. Die Geschichtsquellen der preussischen Vorzeit bis zum Untergange der Ordensherrschaft. Bnd. I Leipzig 1861. Unveränderter Nachdruck Frankfurt a.M. 1965. Z. 190-191.
  13. Jeroschin, Nikolaus von: V. 66-86.
  14. Jeroschin, Nikolaus von: V. 236-237.
  15. Jeroschin, Nicolaus von: V. 282-291.
  16. Bauer, Helmut (1935): S. 57.

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/9475

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Bayerische Eisenbahngeschichte: Online-Petition zur Rettung des 1858 errichteten Alten Bahnhofs Schleißheim

Im Jahre 1858 wurde in Oberschleißheim einer der ersten Bahnhöfe der gerade neu errichteten Bayerischen Ostbahnen fertiggestellt. Nachdem im Jahre 1835 mit dem Adler zwischen Nürnberg und Fürth die erste Eisenbahn auf deutschem Boden fuhr, stellte die Eröffnung des ‚Bahnhofs Schleißheim‘ für die Region und das Land einen Meilenstein in der Geschichte dar. Im Rahmen des Streckenausbaus wurde der Alte Bahnhof 1898 um sechs Meter verrückt, um Platz für zusätzliche Gleise zu schaffen. Da das Gebäude beide Weltkriege unbeschadet überdauert hatte, diente es bis zur Einführung des S-Bahnverkehrs im Jahre 1972 als Haltestelle. Seitdem wurde der Alte Bahnhof verschiedenen Nutzungsarten zugeführt, wobei die Bausubstanz zunehmend dem Verfall preisgegeben wird und das Gebäude sogar zur Disposition steht.

Das Gebäude steht nun seit Jahren leer und verfällt. Der mögliche Ausbau der Bahnstrecke und häufig wechselnde Besitzverhältnisse haben in den letzten Jahren eine Nutzung verhindert. Wir befürchten, dass ein baldiger Abriss nicht mehr auszuschließen ist. Die Initiative ‚Verrückter Alter Bahnhof Oberschleißheim‘ hat bereits seit 2008 verschiedene Anstrengungen unternommen, das Bahnhofsgebäude nutzbar zu machen. Dies stieß beim Konzern Deutsche Bahn AG als Eigentümer bisher nicht auf fruchtbaren Boden. Wir verlangen daher von der Deutsche Bahn AG auf, sich öffentlich zum Fortbestand des Gebäudes zu bekennen sowie seine Renovierung und Nutzung zu ermöglichen. Um dieser Forderung den entsprechenden Nachdruck zu verleihen, hat die Initiative eine Online-Petition gestartet, um den öffentlichen Druck zu erhöhen.

Die Online-Petition finden Sie unter bit.ly/vabosh-petition.

Nähere Informationen zur Initiative ‘Verrückter Alter Bahnhof Oberschleißheim’ (VABOSH) stehen zur Verfügung unter www.alterbahnhof-schleissheim.de.

Quelle: http://histbav.hypotheses.org/2777

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48. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft bayerischer Kommunalarchivare am 16./17.05.2014 in Coburg

Auf Wunsch von Maria Rottler – vielen Dank für Ihr Engagement! – poste ich hier zusätzlich meinen kurzen, ursprünglich auf dem Blog der Fernweiterbildung Archiv der Fachhochschule Potsdam veröffentlichten  Tagungsbericht:

 

Auf Einladung der Coburger Kollegen – denen auch an dieser Stelle nochmals für die hervorragende Organisation und Bewirtung gedankt sei – fand die 48. Jahrestagung des traditionell und wohl auch künftig eher losen Zusammenschlusses der bayerischen Kommunalarchivare dieses Jahr im schönen oberfränkischen Coburg statt.

Nachfolgend möchte ich ein paar wenige subjektive Eindrücke äußern, ein gedruckter Tagungsbericht wird in der Zeitschrift „Archive in Bayern“ erscheinen.

Was die Kollegen bewegt – Kommunalarchivare als Multitalente?

Allein das Programm der Versammlung lässt die Vielzahl der Herausforderungen für Kommunalarchivare im Arbeitsalltag erahnen: Von Fragen der Überlieferungsbildung über Digitalisierung, digitale Archivierung und Rechtsgrundlagen bis hin zu neuen Möglichkeiten und Herausforderungen des Internets für die kommunalarchivische Arbeit reicht das Spektrum an Themen, die die Kollegen bewegen.

Müssen Kommunalarchivare Multitalente sein? In der archivarischen Fachwelt meint man zu wissen, dass die ewige Diskussion der Abgrenzung von Kern- und freiwilligen Aufgaben nicht zielführend, ja sogar gefährlich ist. Bei extrem begrenzten personellen und finanziellen Mitteln – was soweit reicht, dass in kleinen bayerischen Gemeinden mitunter kein institutionell abgegrenztes oder eigens personell betreutes Archiv existiert – ergibt sich eine Priorisierung zwangsweise von selbst, indem etwaige Aufgaben aus Gründen der Ressourcen vernachlässigt werden müssen oder nicht als kommunalarchivisch erkannt werden.

Dennoch – die Wahrnehmung von „freiwilligen“ Aufgaben bedingt wohl mitunter, dass „Pflichtaufgaben“ durch Ausstattung mit notwendigen Mitteln überhaupt professionell erledigt werden können. Deutlich wird dies in der Wahrnehmung des Archivs durch die Träger: Die 2. Coburger Bürgermeisterin Dr. Birgit Weber (seit 05.05.2014 im Amt), die die Tagungsteilnehmer herzlich zu einem geselligem und kulinarisch ausgezeichnetem Empfang lud, erklärte bei der der Begrüßung, dass ihr das Coburger Stadtarchiv nur durch ein archivpädagogisches Projekt, an dem ihre Tochter teilnahm, bekannt sei…

Auch die Zukunft und Arbeit der Arbeitsgemeinschaft selbst hängt von der Situation der kleinen Gemeindearchive ab: So stellte selbst die Erhebung eines Mitgliedsbeitrages in einer festen Vereinsstruktur ein möglicherweise nicht überwindbares Hindernis für die Beteiligung der kleinen Archive in der Arbeitsgemeinschaft dar, welche sich gerade für diese – so mein persönlicher Eindruck – als Plattform für den fachlichen Austausch und kooperative Hilfestellung versteht.

Auch die Unterarbeitsgruppe „Bewertung von Archivgut“ sieht ihre Ausarbeitung von Bewertungsempfehlungen anhand des mehrheitlich und wohl nahezu flächendeckend in bayerischen Gemeinden eingesetzten Einheitsaktenplanes als Handreichung für die „kleineren“, denen ein Verweis auf die informations- und archivwissenschaftliche Überlieferungsbildungsdiskussion in der Fachliteratur nicht ausreichte: Die Arbeiten ziehen sich hin – immerhin wurden bereits Empfehlungen für die Hauptgruppen „Schulwesen“, „Bauen, Planen, Gewässer, Wohnen“, und „Finanzwesen“ erarbeitet. Die Unterarbeitsgruppe sucht weitere bayerische Kommunalarchivare zur produktiven Mitarbeit!

Neue Möglichkeiten des Internets für Kommunalarchive

Die 2. Arbeitssitzung am 17.05.2014 stand ganz im Zeichen „Neue Möglichkeiten des Internets für Kommunalarchive.“ Besprochen und diskutiert wurde sowohl die Präsentation des Archivs und seiner Archivalien für die Zielgruppen „potentielle Nutzer“ und „Stakeholder“, als auch die neuen Möglichkeiten fachlicher Vernetzung.

Ich möchte hier nur kurz auf letzteren Aspekt eingehen: Der fachliche Austausch ist wichtig und sollte dazu führen, sich mit seinen Herausforderungen in guter Gesellschaft zu wissen und ggf. sogar fachliche Probleme zu lösen. Sicher ist dies auch über virtuelle Räume möglich und sinnvoll (Angela Stilwell stellte unter anderem die Facebook-Gruppe „Archivfragen“ und weitere Möglichkeiten kollegialen Austausches vor).

Generation „Kopf unten“?

Der persönliche Kontakt und die Besprechung alter und neuer Probleme in einem geschlossenen Raum unter Fachkollegen kann zum Glück auch dazu führen, dass Meinungen außerhalb des Protokolls geäußert werden – Videoaufzeichnungen und Echtzeitprotokollierung via Twitter, Facebook & Co. tragen nach meiner Ansicht nicht unbedingt dazu bei, dass dies auch so bleibt.

Es stellt sich für mich – der selbst auch sporadisch twittert und bei Facebook angemeldet ist – aber schon die Frage, ob wir Archivare bei Tagungen eine Generation „Kopf unten“ werden sollten – was in diesem Fall weniger die mentale als vielmehr die Haltung des Kopfes, der über Tablet und Smartphone gebeugt ist, meint.

Internet und Social Media sind meiner Ansicht nach trotz aller auf der Tagung angesprochenen Probleme und Hürden ausgezeichnete Kommunikationsmittel, auch im beruflichen Kontext – der Hashtag zur Tagung lautete übrigens #agbka14; auch prognostiziere ich den Social Media und dem Web 2.0 nicht – wie ein Kollege vor Ort – ein ähnliches Schicksal wie dem Tamagotchi, das von uns Kindern der 1990er Jahre nach anfänglichem Interesse zunächst vernachlässigt wurde und anschließend den virtuellen und später mit Entsorgung des Plastikschrottes durch die Eltern den physischen Tod sterben musste.

Ich freue mich auf jeden Fall auf (hoffentlich) zahlreiche aktuelle Beiträge und auch Grundsatzpapiere und Handreichungen auf der neuen Website der Arbeitsgemeinschaft: www.kommunalarchive-bayern.de und/oder auf einem – wie bei der Tagung von Maria Rottler vorgeschlagen – kommunalarchivischen Gemeinschaftsweblog.

Die 49. Tagung der Arbeitsgemeinschaft bayerischer Kommunalarchivare wird 2015 – im Rahmen des Bayerischen Archivtages – in Schweinfurt stattfinden. Frei nach dem geschäftsführenden Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Dr. Michael Stephan steht zu hoffen, dass sich weiter auch die Kollegen aus den kleineren Kommunalarchiven beteiligen und die Web 2.0-affinen Kommunalarchivare weiterhin Interesse auch an einem persönlichen Austausch von Angesicht zu Angesicht haben.

Ich jedenfalls werde – soweit möglich – auch wieder nach Schweinfurt kommen!

Marius Pfaller, Nürnberg

 

Quelle: http://histbav.hypotheses.org/2359

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Stefan Lülf: Die Rolle der bayerischen Kommunalverwaltungen im Flugverkehr der Weimarer Republik. Workshop Weimar / Infrastruktur- und Kommunalgeschichte

In der Weimarer Republik begann in Deutschland der zivile Flugverkehr. Bereits 1919 richtete der „Rumpler Luftverkehr“ eine Verbindung von Augsburg über München nach Berlin ein, was den Auftakt des regelmäßigen Linienverkehrs in Bayern darstellte (auch wenn diese Strecke bereits nach wenigen Monaten wieder eingestellt wurde). Insbesondere in denJahren 1924-1930 erlebte der Freistaat, wie auch andere Teile der Republik, eine regelrechte Euphorie um das neue Verkehrsmittel. Sehr viele, auch kleinere Städte bemühten sich, einen Anschluss an das Luftverkehrsnetz zu erhalten. Insgesamt gelang es dabei 11 bayerischen Städten innerhalb der Weimarer Republik zeitweise an den regelmäßigen zivilen Linienflugverkehr angeschlossen zu werden (München, Nürnberg/Fürth, Augsburg, Regensburg, Bayreuth, Hof, Schweinfurt, Coburg, Bamberg, Würzburg, Bad Reichenhall). Im hier kurz skizzierten Wachstum des Liniennetzes spielten die Städte eine sehr große Rolle, da sie nicht nur die Landeplätze samt Einrichtungen (wie z.B. Flugzeughallen) zur Verfügung stellten, sondern sich auch an der Subventionierung der Strecken beteiligten (die Subventionsquote der Fluglinien lag in dieser Zeit in der Größenordnung von 70-80% der Kosten). Diese Würdigung der Bedeutung der Städte ist in der Forschung zum Luftverkehr der Weimarer Republik Konsens, jedoch fehlt bisher eine über Einzelfallstudien hinausgehende Erarbeitung der hinter dem Engagement der Kommunalverwaltungen stehenden Diskussionen. Das soll die hier vorgestellte Dissertation für Bayern leisten. Aufbauend auf dem Bestand des federführenden bayerischen Staatsministeriums für Handel, Gewerbe und Industrie, werden hierzu die Akten in den relevanten Stadtarchiven als Quellen dienen. Das Ziel der Arbeit ist es, zum einen die Rolle lokaler Strukturen in der Erfolgsgeschichte (?) des neuen Verkehrsmittels zu erarbeiten, zum anderen die Diskurse vor Ort nachzuvollziehen, die zu einer aktiven Rolle der Stadt führten. Hierbei soll untersucht werden, welche Akteure mit welchen Argumenten den Prozess anstießen und unterstützten, sowie welche Hindernisse und Gegner die Idee eines Anschlusses an das Flugnetz hatte. Auf Basis der bisherigen Quellenarbeit werden derzeit u.a. folgende vereinfacht dargestellte Gedankengänge über die Rolle der Kommunalverwaltungen verfolgt:

■ Ob der von vielen Städten angestrebte Anschluss gelang, hing in erster Linie daran, ob ein Platz im kommunalen Eigentum zur Verfügung stand. Wenn dies nicht der Fall war, wurde der Plan in den Zeiten der Euphorie zwar verfolgt, dann aber wieder fallen gelassen, als die Stimmung Ende der 1920er Jahre langsam umschlug.

Nachdem der Flugverkehr die hohen Erwartungen nicht zu erfüllen schien, nahm die Euphorie ab. Jedoch finanzierten diejenigen Städte, die bereits Geld in einen Flugplatz investiert hatten, den Verkehr noch weiter (Pfadabhängigkeit?), bis dann in Folge der Weltwirtschaftskrise 1930/31 die meisten Städte die Subventionierung einstellten und der Kurzstreckenverkehr zusammenbrach.

■ Eine sehr aktive Gruppe in den Bestrebungen fast aller Städte sind die in zahlreichen Vereinen organisierten ehemaligen Piloten aus dem ersten Weltkrieg. Im Streben nach Sportflugplätzen verbanden sie die Bitte um städtische Unterstützung mit der Möglichkeit, die Stadt an das Luftverkehrsnetz anzubinden. Eine Herausforderung der Arbeit besteht darin, den in den Akten sehr gut zu greifenden politischen Diskurs in den bayerischen Städten in einen breiteren Kontext zu stellen. So ist zum Beispiel die Diskussion um Sinn und Unsinn der Kurzstrecke ein zentraler Streitpunkt in den Fachkreisen dieser Zeit, zu der unzählige Denkschriften in ganz Deutschland existieren. Darüber hinaus kann das Verhalten der Akteure in den Kommunalverwaltungen nur vor dem Bild der Euphorie rund um die „Krone der Verkehrsmittel“ verstanden werden. Hierfür sollen punktuell andere Quellenarten wie Filme, Illustrierte, Werbeplakate etc. herangezogen werden, ohne sich jedoch von der zentralen Fragestellung zu weit zu entfernen. Ebenso sollte die Arbeit um eine wirtschaftliche Betrachtung ergänzt werden, die sich die umfangreichen Passagierstatistiken der Fluglinien zu Nutze macht. Diese erlauben Einblicke in das Reiseverhalten der bayerischen Fluggäste und sind zugleich auch Argumentationsmaterial in den Diskussionen der Städte.

 

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Quelle: http://histbav.hypotheses.org/1357

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Thomas Schütte: Michael Kardinal von Faulhaber in der bayerischen Politik. 1918-1933. Workshop Weimar / Personengeschichte

Michael Kardinal von Faulhaber war von 1917 bis zu seinem Tod 1952 Erzbischof von München und Freising und geborener Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz. Er war damit der bedeutendste Kirchenführer Bayerns und verfügte – ab 1921 als Kardinal und als enger Vertrauter des Apostolischen Nuntius und Kardinalstaatssekretärs Eugenio Pacelli – über beste Beziehungen in den Vatikan. Auf seinen USA-Reisen 1923 und 1926 knüpfte er wichtige Kontakte in den amerikanischen Katholizismus. Meine Arbeit befasst sich zum einen mit seinem Einfluss auf und seiner Rolle in der bayerischen Politik der Zwischenkriegszeit – als Kultuspolitiker, als Innen- und Außenpolitiker, und besonders als Symbolfigur für verschiedene Bevölkerungsgruppen. Zum anderen geht sie der Frage nach, auf welchen Wegen und über welche Netzwerke und Foren Faulhaber in die politische Sphäre (besonders auch in die Bayerische Volkspartei) wirken konnte, was zu seiner Meinungsbildung zutrug, wie viel Spielraum innerhalb gesetzlicher und vom Heiligen Stuhl vorgegebener Standpunkte ihm selbst blieb.

 

Das Zentrum der Quellen für diese Dissertation bilden die 2010 wieder in kirchlichen Besitz gelangten (und seit 2012 der Forschung zugänglichen) Besuchstagebücher Kardinal Faulhabers, verfasst in Gabelsberger-Stenographie. In ihnen notierte Kardinal Faulhaber für seine gesamte Amtszeit als Bischof 1911 bis 1952 jeden Besuch, den er erhalten oder getätigt hatte, mitsamt einer Angabe des Gesprächsinhaltes und der Argumentationsstruktur seines Gegenübers. Aufgrund von Faulhabers engen Kontakten mit den führenden Gestalten der bayerischen Landespolitik finden sich in diesen Besuchstagebüchern zahlreiche vertrauliche Gespräche, in denen bayerische Landespolitik und Landeskirchenpolitik gestaltet wurde und zu denen oft keine Parallelüberlieferung existiert. Darüber hinaus scheinen in diesen Aufzeichnungen – wie in keiner zweiten zeitgenössischen Quelle – die politische Kommunikationsstuktur Münchens und die Netzwerke der politischen und geistlichen Akteure auf Lokal- Landes- und Reichsebene auf.

 

Manche Persönlichkeiten geraten hierbei schnell in den Blick: Die Kabinettsmitglieder der Bayerischen Volkspartei, jene Geistlichen, die als Abgeordnete dem Land- und Reichstag angehörten, die apostolischen Nuntien von München und Berlin. Die Rolle anderer Akteure in Faulhabers politischen Netzwerken, wie der weiteren Mitglieder der Freisinger Bischofskonferenz, der Ministerialbürokratie, der abgedankten königlichen Häuser oder des alten bayerischen Hofadels  sind weit undurchsichtiger.

 

Für alle diese Personengruppen finden sich in den Besuchstagebüchern ausführliche Eintragungen, der Kreis der Akteure ist jedoch so groß und wenig scharf getrennt, dass bei herkömmlichen Verfahren der Quellenauswertung die Übersicht nicht gewährleistet ist. Es drängt sich daher der Einsatz der Methode der EDV-gestützten, quantitativen Netzwerkanalyse deutlich auf; die Quellenbasis ist mit den seriellen, dynamisch gestaffelten und außerordentlich vollständigen Besuchsnotizen hierfür besonders geeignet. Die Ergebnisse einer rein quantitativen Netzwerkanalyse – der Netzwerkgraph und mathematisch errechnete Zentralitäts- und Netzwerkdichtewerte – erlauben jedoch keine valide Beantwortung der Fragestellung.

Dieser Problematik wird mit einer Kombination aus formaler (d.h. quantitativer) und qualitativer Netzwerkanalyse begegnet: Der Netzwerkgraph ermöglicht eine strukturierte Übersicht über die Beziehungskonstellationen, sowie die Bestimmung von strukturellen Schlüsselpersonen. Die Quellenbasis wird zu diesem Zweck um die schriftlichen Auslaufregister des Erzbischöflichen Sekretariates (um rein per Schriftverkehr geführte Kontakte Faulhabers abzubilden) und Beziehungsdaten aus Korrespondenzen verwandter Nachlässe (um weitere Informationskanäle zu identifizieren) erweitert.  Die gewonnenen Erkenntnisse werden in einem folgenden Schritt anhand der Quellen aufgearbeitet und in die chronologische Gesamtdarstellung eingeordnet.

 

 

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Quelle: http://histbav.hypotheses.org/1350

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