Von der “Gamification” der Geschichte

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“Spielen macht klug. Warum Computerspiele besser sind als ihr Ruf” titelte der SPIEGEL im Januar 2014. Ist diese Botschaft im Bildungsbereich angekommen? Welche Segnungen hält die Digitalisierung für den Bereich der historisch-politischen Bildung bereit? Und wo liegen die Grenzen der “Gamification”?

Wir haben auf der  7. Geschichtsmesse in Suhl mit Dr. Anja Hawlitschek (Zentrum für multimediales Lehren und Lernen, MLU Halle-Wittenberg) und Franziska Scheffler (BStU, Außenstelle Leipzig) über Adventurespiele im Geschichtsunterricht und Geocaching mit Stasiakten gesprochen. Fazit: Die historisch-politische Bildung muss im 21. Jahrhundert ankommen, aber nicht auf jeden Zug aufspringen.

Anja Hawlitschek hat die multimediale Lernumgebung “1961″ entwickelt (Veröffentlichung: Sommer 2014), Franziska Scheffler betreut das History Caching Projekt “Untold Stories”. Das Gespräch führten Miriam Menzel und Patrick Stegemann.

In der Reihe “MONTAGSRADIO – Vor Ort in Suhl”, gefördert von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, werden im März 2014 zwei weitere Gespräche zu diesen Themen veröffentlicht:

Mit dem Regisseur und Schauspieler Stefan Weinert sprechen wir über seinen mittlerweile preisgekrönten Dokumentarfilm “Die Familie”.

Mit Dr. Thomas Schleper, Leiter des Projektverbunds “1914 – Mitten in Europa”, diskutieren wir über neue Zugänge zur “Urkatastrophe” des 20. Jahrhunderts, die Vielfalt der europäischen Erinnerung an den Ersten Weltkrieg und Möglichkeiten der Synthese.

 

Für einen schnellen Überblick: die Timeline zum Gespräch mit Anja Hawlitschek und Franziska Scheffler

01:00 Kurzvorstellung „Zentrum für multimediales Lehren und Lernen“

02:30 Das Projekt “Untold Stories”

04:45 Modernes Lernen / Mobile Learning

06:05 Geocaching – so geht‘s

09:00 Zielgruppen von Geo- und Histocaching

11:10 Macht Spielen klug?

13:00 Das Adventurespiel “1961″

13:45 Gamification: Aufschrei, positive Resonanz, Grenzen

20:00 Noch einmal: Machen Computerspiele klug?

22:15 MONTAGSRADIO-Fragebogen

 

Foto (v.l.n.r.): Patrick Stegemann regelt noch Etwas. Franziska Scheffler und Anja Hawlitschek haben gute Laune mitgebracht (Kooperative Berlin / CC BY-NC-SA 2.0).

Quelle: http://www.montagsradio.de/2014/02/27/von-der-gamification-der-geschichte/

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Quellennetzwerke der DDR-Auslandsspionage im Ostseeraum

Ein Gastbeitrag von Kimmo Elo. Der Kalte Krieg brachte auch die Teilung des Ostseeraums mit sich, so dass der berühmte eiserne Vorhang nicht nur durch das kontinentale Europa, sondern auch durch den Ostseeraum lief. Obwohl die nordischen Länder – Finnland, Schweden, Norwegen, Dänemark und Island – alle zur westlichen Gemeinschaft gehörten und eine „imagined community“ (Benedict Anderson) formierten, so sind – was den internationalen Handlungsspielraum der nordischen Länder angeht – unter dieser gemeinschaftlichen Oberfläche auch deutliche Unterschiede erkennbar. Wegen seines mächtigen Nachbars, der Sowjetunion, besaß Finnland den kleinsten Handlungsspielraum. Schweden als neutrales Land (oder zumindest ohne Bündniszugehörigkeit) in der Mitte konnte sich einen relativ großen Handlungsspielraum leisten. Dagegen wurde der internationale Handlungsspielraum der drei NATO-Mitgliedstaaten Norwegen, Dänemark und Island durch diese Bündniszugehörigkeit eingeschränkt.((S. dazu Steinbock, D. (2008). NATO and Northern Europe: From Nordic Balance to Northern Balance. American Foreign Policy Interests, 30(4):196–210; Musiał, K. (2009). Reconstructing Nordic Significance in Europe on the Threshold of the 21st Century. Scandinavian Journal of History, 34(3):286–306.))
Operational lag der Schwerpunkt der DDR-Auslandsspionage auf der Bundesrepublik Deutschland sowie den europäischen NATO-Staaten. Diesen gegenüber spielten die nordischen Staaten eine eher marginale Rolle. Insgesamt wurden zwischen den Jahren 1969 und 1989 insgesamt 6.500 Informationen zu den nordischen Angelegenheiten an die HV A geliefert. Da im gleichen Zeitraum mehr als 450.000 Informationen bei der HV A eingingen, waren die nordischen Länder mit ihrem Anteil von 1,4 % eher das Schlusslicht.

Netzwerk_Ostseeraum

Abbildung 1: Quellen und Lieferungen zu nordischen Angelegenheiten aus dem Quellennetzwerk der HV A im Ostseeraum (Quelle: eigene Berechnungen).
Zum Vergrößern anklicken.

 

Dennoch gab es zwischen den nordischen Ländern auch Unterschiede. In der Abbildung 1 wird jedes Land mit einem Kreis dargestellt. Je mehr Quellen zu diesem Land geliefert haben, desto größer ist der Radius des Kreises. Die Liefermengen werden mit dem Pfeil zu der HV A visualisiert: je breiter der Pfeil, desto mehr wurde geliefert. Was die Quellenanzahl angeht, so war Schweden mit 659 Quellen der Spitzenreiter, gefolgt von Dänemark (557) und Norwegen (451). Das Schlusslicht bildet Finnland mit seinen 352 Quellen. Hier sei jedoch anzumerken, dass die Quellenanzahl alle Quellen beinhaltet, die je zu nordischen Angelegenheiten geliefert. Somit geben sie keine Auskunft darüber, wo diese Quellen tätig gewesen sind.((Datenquelle: BStU, MfS, HV A/MD/2-5, SIRA TDB 11-14 (Stand: 15. September 2011). S. dazu auch Kimmo Elo; Helmut Müller-Enbergs: Suomen merkitys DDR:n ulkomaantiedustelun kohteena. Kosmopolis, 2010, 40(4), S. 31–47.))

Den Liefermengen sind einige interessante Aspekte zu entnehmen. Insgesamt sind die Lieferungen je Quelle sehr gering gewesen. Durchschnittlich hat eine Quelle nur 3–4 Informationen zu spezifisch nordischen Angelegenheiten geliefert und ca. 90 Prozent der Quellen wurden von weniger als fünf Informationen geliefert. Es sieht also so aus, als seien die nordischen Angelegenheiten für die meisten Quellen eher ein marginales Thema gewesen, der Schwerpunkt ihrer Lieferungen lag auf anderen Bereichen. Auch die Spitzenquellen haben die HV A mit Informationen nicht gerade überflutet (Finnland: 76 Lieferungen, Schweden: 59 und Dänemark: 64). Die klare Ausnahme ist Norwegen. Die Spitzenquelle zu norwegischen Angelegenheiten (XV/5368/62, „Lanze“) hat ganze 338 Informationen geliefert.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die nordischen Länder trotz ihrer geo- und sicherheitspolitischen Lage für die HV A operativ eher ein Marginal- bzw. Randgebiet waren. Dabei sei jedoch anzumerken, dass die bisherigen Forschungsergebnisse, vor allem was die Lieferungen angeht, vorwiegend auf Unterlagen mit speziellen Länderhinweisen beruhen. Da Unterlagen zu bestimmten Themenbereichen wie z.B. wissenschaftlicher oder wirtschaftlicher Spionage kaum mit Länderhinweisen versehen worden sind, sind unsere Erkenntnisse über nicht-länderspezifische Tätigkeiten der HV A in den nordischen Ländern sehr lückenhaft. In den kommenden Jahren hoffe ich, zur Schließung dieser Forschungslücke beitragen zu können. Die von mir angewandte historische Netzwerkanalyse hat bereits jetzt ihre Stärken bei Erschließung von verdeckten Verbindungen bewiesen. Daher ist anzunehmen, dass sich diese Methode auch künftig bei der Spurensuche von HV A-Aktivitäten in den nordischen Ländern als effektiv erweisen wird.

Der finnische Historiker Kimmo Elo lehrt Zeitgeschichte an der (finnischsprachigen) Universität Turku sowie an der (schwedischsprachigen) Åbo Akademi. Seine Forschungsschwerpunkte sind u.a. die Geschichte der europäischen Integration und die deutsche Geschichte. In letzter Zeit hat er sich mithilfe der Methode historischer Netzwerkanalyse der Erforschung der Stasi-Tätigkeit in Nordeuropa und weiteren Aspekten der Spionagegeschichte gewidmet. Auf dem Deutsch-Finnischen Historikerseminar in Berlin im Februar 2013 hielt er einen Vortrag zur Stasi-Tätigkeit in Finnland. Die Powerpoint-Folien sind hier abrufbar.

 

 

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/1606

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Museum in der “Runden Ecke”, Leipzig

Im Gebäude “Runde Ecke” in Leipzig war in DDR-Zeiten die Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit untergebracht. Heute kümmert sich das Bürgerkomitee Leipzig e.V. um die Räumlichkeiten, in denen ein Museum untergebracht ist. Nicht überraschend, dass in der Ausstellung auch viele Bezüge zum Thema “Identifizierung” zu finden sind.

Gezeigt werden in der Ausstellung mit den Apparaturen zur Fotografie und Daktyloskopie die klassischen erkennungsdienstlichen Verfahren. Erstaunlich ist, wie wenig sich das Setting nach der Etablierung von Erkennungsdiensten (etwa 1870 bis 1914) verändert hat.

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Daneben habe ich noch eine neue Methode zur Identifizierung von Personen kennengelernt, die ich in ihrer Umsetzung auf diese Art noch nicht wahrgenommen habe: Täteridentifizierung mittels Geruchsproben. Es wurden systematisch Geruchsproben gesammelt, die z.B. bei Hausdurchsuchungen mitgenommen wurden, oder Verdächtige saßen ohne es zu wissen bei Verhören auf einem Stück Stoff, das dann in Einmachgläsern archiviert wurde. Die Identifizierung wurde dann aber nicht von einem Computer oder einem Erkennungsdienstmitarbeiter vorgenommen, sondern von einem sog. Differenzierhund; auch eine Art von Black Box.

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Quelle: http://www.univie.ac.at/identifizierung/php/?p=5427

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Das unbekannte trojanische Pferd: Schweden und die DDR im Kalten Krieg

 

Ein Gastbeitrag von Charlotta Seiler Brylla. Das Interesse für die Beziehungen zwischen der DDR und Schweden während des Kalten Krieges scheint nicht nachzulassen. Besonders die Aktivitäten des Ministeriums für Staatsicherheit (MfS) im Königreich Schweden erregen nach wie vor die Aufmerksamkeit von LeserInnen und Medien, was die auch hier auf dem NordicHistoryBlog bereits behandelte letztjährige Debatte über Birgitta Almgrens Buch Inte bara spioner… Stasi-infiltration i Sverige under kalla kriget [Nicht nur Spione…Stasi-Infiltration in Schweden während des Kalten Krieges] zeigte. Schweden war ein Schwerpunktland für die DDR-Außenpolitik und für die Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) der Staatssicherheit. Zu keinem anderen nordischen Land wurden so viele Stasi-Berichte generiert wie über Schweden.

Der schwedische Journalist Christoph Andersson, der sich seit Jahrzehnten mit der DDR beschäftigt, hat in einem kürzlich erschienenen Buch neue Fallstudien über den Wirkungsbereich der Stasi in Schweden vorgelegt. Einer der Fälle – Operation Nordlicht – enthüllt, wie das MfS eine Propagandakampagne gegen Schweden plante. Leiter der Operation war eine Abteilung X, eine Sondereinheit der HVA. Ihr spezieller Auftrag galt der Desinformation, im Stasijargon ausgestattet mit der euphemistischen Bezeichnung Aktive Maßnahmen. Ziel der Operation war es, die schwedische Neutralitätspolitik zu demontieren, indem man versuchte, eine langjährige Tradition politischen Doppelspiels nachzuweisen. Es sollte aufgezeigt werden, wie der schwedische Staat und vor allem das schwedische Königshaus mit Nazideutschland kooperiert hätten, obwohl man sich offiziell als „neutral“ darstellte. Dieselbe Doppelmoral präge Schweden im Kalten Krieg: Unter vorgegaukelter Neutralität unterstütze es nun die westliche Nato-Allianz. Der Plan der Abteilung X war, ein Buch über die Aktivitäten Schwedens im Krieg herauszugeben, das im Rahmen der KSZE-Konferenz in Helsinki wie eine Bombe einschlagen und das schwedische Doppelspiel irreversibel diskreditieren sollte.

Die Abteilung X hatte dafür eine geeignete und zwangsläufig zuverlässige Person gefunden: Kurt Vieweg, Professor für Agrarwissenschaft, der in den Kriegsjahren im schwedischen Exil gewesen war. Vieweg hatte nach seiner Rückkehr als Exilkommunist einen guten Stand und konnte Karriere im SED-Regime machen. Relativ schnell geriet er aber in Ungnade, weil er die Zwangskollektivierung kritisierte. In Schweden hatte Vieweg Landwirtschaft studiert und das schwedische Modell kennengelernt, das eine Mischung aus Kooperation und eigenem Besitz favorisierte. Seine Reformideen hatten keinen Erfolg, die Stasi unterstellte ihm stattdessen „Revisionismus“ und „kontrarevolutionäre“ Tätigkeit. Seine Kontakte zu Herbert Wehner, den er ebenfalls in Schweden kennengelernt hatte, sowie ein Versuch, die DDR zu verlassen, führten dazu, dass Vieweg 1958 zu 12 Jahren Zuchthaus wegen Spionage und Republikflucht verurteilt wurde.

1964 kam Vieweg auf Bewährung frei, allerdings unter der Bedingung, fortan für das MfS tätig zu sein. Anfang der 1970er Jahre wurde er für die Operation Nordlicht eingeteilt. Als Schweden-Kenner und mit persönlichen Erfahrungen als Exilant im Krieg schien er für die anstehende Aufgabe perfekt geeignet. Mithilfe unzähliger Akten sollte Vieweg das Buch über Schwedens Rolle im Krieg als eine Art Ghostwriter verfassen. Dann sollten ein schwedischer Autor und ein Verlag gefunden werden, die bereit gewesen wären, ihren Namen für das Buch zu geben.

Aber dazu kam es nicht. Das Manuskript mit dem Arbeitstitel Das unbekannte trojanische Pferd, der Bezug nimmt auf den antifaschistischen Kabarettisten Karl Gerhard, blieb in einer Schublade der Abteilung X. Die DDR-Führung hatte beschlossen, den schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme für zuverlässig zu halten. Im Rahmen der Helsinki-Konferenz hatte Palme sich für den Vertrag, der unter anderem die Grenzen der DDR anerkannte, außerordentlich eingesetzt.

Palme Honecker SvD

 

Die schwedische Tageszeitung Dagens Nyheter
über Palmes DDR-Besuch 1984

Die Beziehungen zwischen Erich Honecker und Olof Palme blieben auch nach der Helsinki-Konferenz gut. Christoph Anderssons zeigt auf seinem Cover ein Foto der Begegnung beider Regierungschefs in Stralsund 1984. Sowohl die DDR-Presse als auch die schwedischen Medien berichteten von gemeinsamen Bestrebungen für Frieden und Abrüstung in Europa. Beinahe zynisch wirkt in diesem Kontext die Tatsache, dass Schweden und die DDR gerade zu diesem Zeitpunkt den Iran-Irak-Krieg durch Waffen-Exporte am Laufen hielten. Mithilfe der vom MfS kontrollierten Außenhandelsabteilung „Kommerzielle Koordinierung“ (KoKo) konnte der schwedische Rüstungshersteller Bofors große Mengen an Schießpulver in den Iran exportieren. Gleichzeitig lieferte ein anderes DDR-Unternehmen Waffen an den Irak. Anderssons Recherchen im BStU-Archiv zeigen, dass finanziellen Interessen sowohl in Schweden als auch in der DDR letzten Endes eine höhere Priorität als der Friedensfrage zukam

Während die Unterlagen der BStU die Geschäfte zwischen Bofors und dem KoKo-Unternehmen IMES bis ins Detail dokumentieren, konnte (durfte?) Birgitta Almgren bei ihrer Akteneinsicht des schwedischen Nachrichtendienstes (Säpo) hingegen keine einzige Akte zu diesen Embargo-Geschäften finden. Wie die Debatte vom letzten Jahr zeigte, ist der Zugang zu den Säpo-Akten willkürlich und in vielen Fällen nicht möglich. Christoph Anderssons Buch macht noch einmal deutlich, dass diese Debatte weiterhin geführt werden muss.

Charlotta Seiler Brylla ist Kultur- und Sprachwissenschaftlerin und ist seit 2009 Universitätslektorin für Deutsch/Linguistik an der Universität Stockholm. Sie arbeitet zum politischen Gebrauch von Sprache, zu begriffsgeschichtlichen Fragestellungen und hat sich bereits in mehreren Projekten ausgiebig mit den Beziehungen zwischen Schweden und der DDR beschäftigt. Derzeit forscht sie zu den rhetorischen und diskursiven Mitteln, welche bei der politischen “Vermarktung” der DDR gegenüber Schweden eingesetzt wurden.

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/1561

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“Wir haben doch alles berichtet”

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Die Berichterstattung über die allgemeine Stimmung in der Bevölkerung war eine der Hauptaufgaben des Ministeriums für Staatssicherheit. Seit dem Juni-Aufstand von 1953 bis zum Dezember 1989 wurden kontinuierlich Informationen an das Politbüro gesandt – darunter Berichte und Abhörprotokolle der Stasi-Zentrale, der Kreisstellen und der IM’s aber auch Zeitungsartikel der sogenannten “Westpresse”. Die Weitergabe der Berichte durch die Stasi-Mitarbeiter erfolgte kommentiert und zum Teil auch kritisch in Richtung Partei- und Staatsführung.

Im vierten Montagsradio “Vor Ort” auf der 6. Geschichtsmesse in Suhl sprechen Miriam Menzel und Kaja Wesner mit Projektleiterin Prof. Dr. Daniela Münkel über den Quellenbestand des Projekts “Die DDR im Blick der Stasi. Die geheimen Berichte an die SED-Führung”, nachweisbare Reaktionen seitens des Politbüros und die Bedeutung der Berichte für neue Erkenntnisse über das Selbstverständnis der Stasi und die Herrschafts- und Gesellschaftsgeschichte der DDR.

Der umfangreiche Quellenbestand wird derzeit im Auftrag des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik in Form einer Datenbank und Printpublikationen aufbereitet und öffentlich zugänglich gemacht.

 

Und hier noch die Timeline zu dem Gespräch:

00:30 Bedeutung des Quellenbestands für Herrschafts- und Gesellschaftsgeschichte der DDR

04:30 Einordnung der Quellen in zeithistorischen Kontext

06:30 Auslassungen und Anonymisierungen

08:30 1961: Details über Transportpolizei

09:30 Erforschung des Berichtswesens der Stasi

11:00 Quellenbestand

13:00 Professionalisierung des Berichtswesens ab Mitte der 60er Jahre

15:30 Umbruchjahre 1988/89

18:00 “Standardwerk zur DDR-Geschichte”

20:00 Jubiläumsjahre und Jahrestage

22:00 MONTAGSRADIO-Fragebogen

Quelle: http://www.montagsradio.de/2013/04/08/wir-haben-doch-alles-berichtet/

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“Für die Kisten produziert” – künstlerische Fotografie in der DDR

Mit der Ausstellung “Geschlossene Gesellschaft. Künstlerische Fotografie in der DDR 1949 – 1989″ zeigt die Berlinische Galerie erstmals eine umfangreiche Sammlung von DDR-Künstlern, die – ausgehend von Werken über die Nachkriegszeit – vielfältige Spuren des ehemaligen Staates sichtbar machen. Ohne die Geschichte der DDR in den Mittelpunkt zu stellen, widmet sich die Ausstellung ganz den Künstlern – Arno Fischer, Sibylle Bergemann und Christian Borchert u.a. – und ihren Werken.

Wie gelang es den Künstlern, unabhängig von staatlicher Repression zu arbeiten? Zeichnen sich künstlerische Linien ab, die parallel zu westlichen Entwicklungen verlaufen? Und können künstlerische Fotografien aus der DDR gezeigt werden, ohne sich gleichzeitig mit der DDR als historischem Gegenstand zu beschäftigen?

Im MONTAGSRADIO “Vor Ort” in der Berlinischen Galerie sprechen wir mit Direktor Thomas Köhler über die Fotografie als künstlerisches Medium, die Bedeutung der Fotografie in der DDR und den Vermittlungsauftrag von Museen und Galerien.

Und hier noch die Timeline zum Gespräch

0:41 Berlinische Galerie als gesamt-Berliner Galerie

2:08 DDR-Geschichte steht nicht im Vordergrund, das Werk soll an sich wirken

6:03 die Rolle der Fotografie in der DDR

9:05 eine Liberalisierung über die Jahre ist erkennbar

11:58 es fand ein kreativer Austausch der Fotografen von Ost und West statt

15:08 die Aufarbeitung von Kunst in der DDR ist noch nicht abgeschlossen

18:05 kann es künstlerische Fotografie in der Diktatur geben?

21:00 auch Schulklassen kommen in die Ausstellung

23:00 Montagsradio Fragebogen

Quelle: http://www.montagsradio.de/2012/11/29/fur-die-kisten-produziert-%E2%80%93-fotografie-in-der-ddr/

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“Die DDR als kleines Lexikon”

Was ist tatsächlich passiert in der DDR? Wie lebten die Menschen in der DDR, so dass das System 40 Jahre lang funktionierte? Und was erzählt ein Eimerkettenschwenkbagger über das Wirtschaftssystem? Das MONTAGSRADIO ist “Vor Ort” in der Ausstellung “Fokus DDR” und spricht mit Carola Jüllig, Kuratorin der Ausstellung und Leiterin der Sammlung zur DDR-Geschichte, über die Ausstellung “Fokus DDR” im Deutsche Historische Museum (DHM).

Die Ausstellung wählt seinen Zugang zur DDR-Geschichte über Objekte und Abkürzungen. Die Abkürzungen – von SED über BKK für Braunkohlekombinat – stehen sinnbildlich für die “offizielle” DDR, die inszenierte Diktatur, in der die Gesellschaft durch Technokratie und Kategorisierung kontrollierbar gemacht werden sollte. Ausgehend von der politischen Theorie werden die Besucher durch Objekte – u.a. Büsten von Marx und Lenin, eine NVA-Uniform oder Lebensmittelprodukte – über die politischen Strukturen, Stasi und die Planwirtschaft zum Alltag in der Diktatur geführt.

Die Ausstellung will zur Auseinandersetzung und Diskussion anregen und ist noch bis zum 25. November im Pei-Bau des DHM zu sehen. Am 27. und 28. Oktober feiert das DHM anlässlich seines 25jähriges Jubiläum das Museumsfest. Der Eintritt am gesamten Wochenende ist frei.

Und hier noch die Timeline zu dem Gespräch

00:30 Fokus DDR: Die DDR als kleines Lexikon

01:04 Abkürzungen als Leitmotiv

03:04 Auswahl der Objekte

05:01 Geschichtsvermittlung durch Objekte

06:06 Technokratie und Kategorisierung: die Gesellschaft kontrollierbar machen

08:00 Von der Ausstellung zur Diskussion

09:38 Der Bildungsauftrag des DHM

13:04 Bedarf an Aufklärung über die DDR ist immer noch groß

14:12 Wie funktioniert das System?

15:32 Die Inszenierung der Diktatur

17:07 Ausstellungsende: 25. November 2012

19:34 Montagsradio-Fragebogen

Quelle: http://www.montagsradio.de/2012/10/15/die-ddr-als-kleines-lexikon/

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“Recht ist gefrorene Politik”

Auch dieses Jahr macht das Montagsradio zwei Wochen Sommerpause und präsentiert die Highlights der vergangenen Sendungen. Unten der Zusammenschnitt:

Automonie trotz Affirmation? Über die Kunst in der DDR und die Ambivalenz der Bilder Mit Karl-Siegbert Rehberg (04/2012) sprechen wir über den schwierigen Umgang mit der Kunst aus der DDR und den sogenannten Bilderstreit.

Zum Schutz des eigenen Systems? Über Geheimdienste und -polizeien im 20. und 21. Jahrhundert Jens Gieseke erläutert die Methoden, die Ziele und die Effektivität des BND und die der Stasi im Kalten Krieg (05/2012).

Die Macht des Geldes – Glaube und Opferkult? (06/2012) Das Geld ist heute in erster Linie durch den menschlichen Körper gedeckt, so die These von Christina von Braun in ihrem Buch “Der Preis des Geldes. Eine Kulturgeschichte”.

DDR-Zwangsarbeit: Verantwortung, Haftentschädigung und Opferrente In Ausgabe 10/2012 diskutieren wir mit Steffen Alisch, wie ehemalige DDR-Zwangsarbeiter heute angemessen entschädigt werden können.

Universale Verteidigung der Menschenrechte? Die strafrechtliche Verfolgung von DDR-Unrecht Rainer Schröder erörtert die Aufarbeitung von geschehenem Unrecht mit Mitteln des Rechtsstaats (19/2011).

Opposition und Fluchthelfer. Die Mordanschläge der Stasi auf Wolfgang Welsch Wolfgang Welsch spricht über die Attentate der Stasi und seine Arbeit als Fluchthelfer (17/2011).

Fussball und Politik: Spiegelungen in der Wasserschlacht Wir diskutieren mit Thomas Urban (8/2012) über die politischen und geschichtlichen Echos im Fussball des 20. und 21. Jahrhunderts.

“Es hat keinen diktaturfreien Alltag gegeben.” Wir sprechen mit Anna Kaminsky über die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und die Zukunft der Aufarbeitung (07/2012).

Die Macht der Technik – Wettstreit im Kalten Krieg Welche Bedeutung hat Technik im Kommunismus und welche Rolle spielte sie im Kalten Krieg? In Ausgabe 16/2011 sprechen wir mit Wolfgang König.

Visionen und Krisen – Motor für die Europäische Integration? In Sendung 15/2011 sprechen wir mit Sabine von Oppeln über die nötigen Voraussetzungen, die zu weiteren Integrationsschritten in der Europäischen Integration führen.

“Gelobtes Land” – Überleben im stalinistischen Terror Mit dem Deutschen Buchpreis-Gewinner Wolfgang Ruge sprechen über die Erinnerungen seines Vaters an seine Zeit in der Sowjetunion (02/2012).

Kapitalistische Kommunisten. Chinas KP im 21. Jahrhundert Wo steht die Kommunistische Partei Chinas heute im 21. Jahrhundert? Wir sprechen mit Bernhard Bartsch (12/2011).

2011: Spätsozialistische Finanzpolitik? Wirtschaftsmechanismen neben politischen Entscheidungen Die gegenwärtige Schuldenkrise ist aus wirtschaftshistorischer Sicht keine Wirtschaftskrise (13/2011), so André Steiner.

Absolute Linietreue? Das Leben in der Stasi-Familie Anlässlich des kürzlich erschienenen Buches “Stasi-Kinder. Aufwachsen im Überwachungsstaat” sprechen wir mit Ruth Hoffmann über die Kinder der hauptamtlichen Mitarbeiter (11/2012).

Orte des Terrors – Vermittlung und Authentizität Erinnerungsarbeit an authentischen Orten? Andreas Nachama (20/2011) spricht über das Dokumentationszentrum Topographie des Terrors.

Psychoanalyse einer Gesellschaft Wir sprechen mit Hans-Joachim Maaz über die Möglichkeiten und Grenzen, eine ganze Gesellschaft zu psychoanalysieren (01/2012).

Quelle: http://www.montagsradio.de/2012/07/30/recht-ist-gefrorene-politik/

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Absolute Linientreue? Das Leben in der Stasi-Familie

Was wussten die Kinder von den Tätigkeiten ihrer Eltern, wenn diese hauptamtlich bei der Stasi arbeiteten? Wie stark beeinflusste und prägte die Arbeit der Eltern – meist die der Väter –  ihre Freizeit, ihre Freundschaften in der Schule und das gesamte Familienleben? Ruth Hoffmann, Autorin und freie Journalistin, interviewte 20 Kinder, deren Eltern ehemals hauptamtliche Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) waren. Im MONTAGSRADIO, Ausgabe 11/2012, sprechen Jochen Thermann und Kaja Wesner über ihr Buch “Stasi-Kinder. Aufwachsen im Überwachungsstaat”.

Das MfS verfügte 1989 über rund 90.000 hauptamtliche Mitarbeiter. Zum Teil lebten sie mit ihren Familien in eigens angesiedelten Wohnkomplexen wie zum Beispiel rund um die Frankfurter Allee unweit der ehemaligen Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg.

Trotz vieler Privilegien unterlagen die hauptamtlichen Mitarbeiter und ihr Umfeld den Methoden und dem Druck des eigenen Überwachungssystems nicht weniger. Guckten ihre Kinder Westfernsehen oder hatten sie Beziehungen zu staatsfeindlichen Kritikern – wenn auch nur in einer Brieffreundschaft – mussten die Väter um ihre Karrieren fürchten und ihre Kinder zurück auf die “staatstreue Linie” bringen. Nicht selten führte dies zum Bruch zwischen den Eltern und den Jugendlichen.

Wie erlebten die Kinder ihr Aufwachsen und wie standen sie zu der Tätigkeit ihrer Eltern? Ruth Hoffmann lässt in ihrem Buch die Kinder in sehr persönlicher Perspektive sprechen. Sie erzählt von den familieninternen Konflikten, den jeweiligen Handlungsspielräumen und den Versuchen der Kinder, das Schweigen der Eltern nach dem Ende der DDR zu brechen.

Und hier die Timeline zum Gespräch

02:00 Regelwerk und Linientreue

03:30 Entstehung des Buches

05:00 Gibt es die typische Stasi-Familie?

06:36 Handlungsspielräume: vorauseilender Gehorsam bis Frühpensionierung

09:06 Schweigen nach dem Zusammenbruch der DDR

12:30 Sind alle Familien-Konflikte politisch?

17:34 Die Jugendlichen erfuhren Sonderbehandlung und waren zum Teil Außenseiter

20:02 Persönliche Erzählperspektive statt sachlicher Einordnung

24:00 Buch schafft Möglichkeiten zum Austausch

27:00 Der Umgang mit dem Erlebten

30:01 Montagsradio-Fragebogen

Quelle: http://www.montagsradio.de/2012/07/16/absolute-linientreue-%E2%80%93-das-leben-in-der-stasi-familie/

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“Es hat keinen diktaturfreien Alltag gegeben”

Die Aufarbeitung der kommunistischen Diktaturen des Kalten Krieges ist nach wie vor relevant für die Entwicklung der europäischen Demokratien und eines europäischen Gemeinschaftsgefühls, so Anna Kaminsky. Im MONTAGSRADIO, Ausgabe 07/2012, sprechen Markus Heidmeier und Kaja Wesner mit der Geschäftsführerin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur über die bisherige Arbeit der Bundesstiftung, kommende Themen und das europäische Geschichtsjahr 2014.

Wie funktionierten die kommunistischen Diktaturen in Mittel-Ost-Europa in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts? Ist eine Versöhnung der Täter und Opfer ein Ziel der Aufarbeitung? Und kann die Aufarbeitung der historischen Ereignisse, der Mechanismen und Folgen irgendwann abgeschlossen sein? Neue Forderungen von ehemaligen DDR-Zwangsarbeitern zeigen, dass die Debatten um Entschädigung und Wiedergutmachung von Unrecht nach wie vor aktuell sind.

Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur hat seit 1998 von der Bundesregierung den gesetzlichen Auftrag, sich mit der Geschichte der SED-Diktatur auseinanderzusetzen, geschehenes Unrecht und die Verantwortlichkeiten aufzuarbeiten, Mechanismen aufzuzeigen und die Folgen zu analysieren. Im MONTAGSRADIO spricht Anna Kaminsky über das Selbstverständnis der Bundesstiftung, den hohen Vermittlungsbedarf bei Jugendlichen und die europäische Dimension der Aufarbeitung.

Und hier die Timeline zum Gespräch

01:01 Gibt es ein Ende der Aufarbeitung

06:00 Wie funktionieren Diktaturen?

09:29 Auftrag der Bundesstiftung: Aufarbeitung des geschehenen Unrechts

12:05 Verortung der Bundesstiftung im wissenschaftlichen Umfeld

16:06 Vermittlungsbedarf bei Jugendlichen ist noch hoch

18:00 Von der Geschichte der Funktionsträger zur Alltagsgeschichte

24:03 Ist der Erfolg von Aufarbeitung messbar?

27:09 Die Bundesstiftung als Ratgeber und Informationsspeicher

29:33 Versöhnung als Ziel der Aufarbeitung

32:34 Stand die Aufarbeitung der Akten vor der Auseinandersetzung mit den Menschen?

36:03 die europäische Dimension von Aufarbeitung

42:03 Das Interesse an der Aufarbeitung der osteuropäischen Geschichte wächst

49:30 Montagsradio-Fragebogen

Quelle: http://www.montagsradio.de/2012/05/23/es-hat-keinen-diktaturfreien-alltag-gegeben/

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