Soziologiemagazin sucht kreative Unterstützung im Bereich Webseitengestaltung

Liebe Soziologiemagazin-Community, wir suchen ab sofort einen Digital Native, der oder die uns bei der Betreuung unserer IT-Infrastruktur unterstützen kann. Auf lange Sicht planen wir eine Blogrelaunch und suchen daher jemand, der oder die Erfahrung im Bereich Webseitenerstellung mitbringt. Wenn … Continue reading

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/7680

Weiterlesen

“Proust und die Farben in der Materialität der Literatur” – Prof. Dr. Hendrik Birus zu Gast beim GRK1678

Stack_of_Book

“Stack of book bottoms” by Kristy / CC BY-NC-SA 2.0

Die Materialität der Literatur wird vielfach gerade dort sichtbar, wo im eigentlichen Sinn nicht von ihr die Rede ist. Diese Eigenheit der Literatur zeigte eindrücklich der Vortrag “Proust und die Farben in der Materialität der Schrift“den Prof. Dr. Hendrik Birus am 21. Oktober 2014 im Rahmen eines von Prof. Dr. Vittoria Borsò organisierten Workshops gehalten hat. Die Veranstaltung war aber nicht nur in thematischer Hinsicht ein Gewinn. Vielmehr profitierten wir auch in einem offenen Gespräch mit Hendrik Birus über das akademische Leben von seiner langjährigen Erfahrung.

 

Prousts sparsamer Farbgebrauch

Anders als die Literatur der décadence, für die eine detailreiche und materialverliebte Farbgebung geradezu charakteristisch ist, koloriert Proust seine Texte – trotz zeitlicher wie ästhetischer Nähe zum Fin de siècle – mit Zurückhaltung. In der Recherche hält sich Proust mehrheitlich an die Farben blau, grün, gelb, orange, rot, rosa und violett. Zuweilen benutzt er spezifische Farbtöne wie golden, silbern oder mauve. Auch die Malerei erhält eine andere Funktion in Prousts Prosa, als sie in Werken von Joris-Karl Huysmans und Oscar Wilde besaß. An der Malerei, der Farbkunst schlechthin, interessieren z.B. den Erzähler der Recherche mehr als die Farb- und Lichtästhetik die physiognomischen und gestischen Analogien zwischen den Romanfiguren und den Porträts. So weit die erste Bestandsaufnahme, die Birus mit stupender Werkkenntnis machte.

Proust verwahrt sich, so Birus weiter, sehr bewusst gegenüber der realistischen, ja materialistischen Ekphrasis der décadence. Der Grund für seine ablehnende Haltung gegenüber einer ›malerischen‹ Prosa sind die Materialien der Künste und ihre Wahrnehmung durch den Rezipienten, die Proust für grundverschieden hält: Es sei irrig zu glauben, “que l’homme serait plus heureux, capable d’une poésie plus haute, si ses yeux étaient susceptibles de voir plus de couleurs […].”[1] Trotz Prousts kritischer Haltung wäre es falsch anzunehmen, dass seine Texte ‘farblos’ seien. Im Gegenteil, die Farben besitzen bei Proust narrativen und dichtungstheoretischen Bedeutung.

Die Differenz der Wiederholung

Ein Bereich, in Proust Farben einsetzt, ist die Personen- und Milieucharakterisierung. So sind Odette und Albertine zwei ‘rosa Damen’, deren Körper, Kleider oder Dekorationen immerzu diese Farbe besitzen. Größere Gesellschaften sind dagegen von einem indifferenten Grau, lediglich kontrastiert durch einige Farbtupfer weiblicher Figuren. Birus verglich diese Technik mit Wagners Leitmotiv und betonte im gleichen Atemzug, dass es sich hier nicht um simple Wiederholungen von attributiven Zuschreibungen handelt. Mit Blick auf die Wahrnehmung des Lesers müssen die Wiederholungen im Sinne von Déleuze als ständige Ausdifferenzierungen gelesen werden. Zu den differenzierenden Eigenschaften der Wiederholung in der literarischen Zeitstruktur hätte ich gerne mehr erfahren, doch dazu zum Ende dieses Berichts mehr.

Poetik der Namen

Birus schlug zunächst eine andere Richtung ein und wandte sich einem seiner Spezialgebiete zu: die Poetik der Namen. Eigennamen besitzen in Prousts Werk eine doppelte Funktion. Sie bezeichnen zum einen ein tatsächlich Existierendes und eröffnen zum anderen einen imaginären Raum, in dem sich die Triebhaftigkeit der Einbildungskraft mit den Mitteln des Traums verwirklichen kann. Dazu ist es unabdingbar, dass zwischen dem Wahrnehmenden und dem Objekt eine räumliche oder zeitliche Entfernung existiert, weil die Einbildungskraft – und somit die Kunst – nur in der Distanz ihre Wirkung entfalten kann. Eine weitere Voraussetzung für die Poetik der Namen ist, wie Birus allerdings erst später im Zusammenhang mit Prousts Stil ausführte, das berühmte mémoire involontaire. Zugespitzter, als Birus es selber formulierte, ließe sich sagen, dass die Einbildungskraft nach Proust durch das regulierende Bewusstsein gehemmt wird und daher nur die plötzliche und nicht willentlich gesuchte Erinnerung ihre Macht entfesselt.

Farbige Namen im Resonanzraum der Literatur

Was haben aber Namen und Farben miteinander zu tun? Nun, erstens gebraucht Proust anlässlich erinnerter Stadtnamen ein Spektrum an Farben, die in seinem Werk ihresgleichen suchen[2], zweitens formuliert er in einem Brief an Prinz Antoine Bibesco im November 1912 den Zusammenhang zwischen Erinnerung und Bewusstsein mit einem Maler-Gleichnis. Proust stellt fest, dass ‘unser bewußtes Gedächtnis so malt wie die schlechten Maler ihre Bilder: mit unechten Farben’.[3] Das Wirkliche und damit auch die Farben, die Proust sucht, liegen außerhalb der Zeit und entsprechen einer verborgenen ‘essence des choses’[4], die nicht einfach durch bewusstes Sehen erscheint. Diese Essenz der Dinge, die zugleich wirklich wie augenblickslos, ideell wie konkret ist, materialisiert sich – oder genauer : wird erfahrbar – im Kunstwerk, in dem die sinnliche Wirklichkeit und die Einbildungskraft frei nach Schiller ein Spiel miteinander eingehen.

Aber damit diese Essenz der Dinge in der Literatur aufscheinen kann, muss der Schriftsteller nach Proust auch den richtigen Stil besitzen. Die positivistische Detailtreue entspricht diesem Stil nicht, wie Proust wiederum im Vergleich mit dem Malen ausführt: ‘[…] le style pour l’écrivain aussi bien que la couleur pour le peintre est une question non de technique mais de vision. Il est la révélation, qui serait impossible par des moyens directs et conscients, de la différence qualitative qu’il y a dans la façon dont nous apparaît le monde, différence qui, s’il n’y avait pas l’art, resterait le secret éternel de chacun.’[5] Die Wirklichkeit muss also, so könnte man schließen, im individuellen Sehen des Schriftstellers, das sich maßgeblich in und durch die Materialität der Sprache bildet, umgewandelt werden. Erst dann scheint das Wahrnehmen – und nicht die Wahrnehmung, wie Vittoria Borsò in der folgenden Diskussion zu Recht betonte – auf.

Nur die Materialität der Literatur ermöglicht bei Proust diese genuin ästhetische Vermittlung des Wahrnehmens, wofür Birus auch ein schönes Beispiel zitierte. Proust notiert sich zu Gérard de Nervals Silvie folgende Worte: “La couleur de Sylvie, c’est une couleur pourpre, d’une rose pourpre en velours pourpre ou violacée […]. À tout moment ce rappel de rouge revient, tirs, foulards rouges, etc. Et ce nom lui-même pourpré de ses deux i : Sylvie, la vraie Fille du Feu.”[6] Erst im Resonanzraum der Literatur können die i’s von ›Sylvie‹ purpurn werden, lautete das einleuchtende Fazit von Birus.

Weitere Perspektiven

Der material- und kenntnisreiche Vortrag des leidenschaftlichen Lesers Hendrik Birus beleuchtete Prousts Verhältnis zu den Farben, ein Thema, das bisher in der Forschung eher wenig beachtet wurde. Dennoch zeigte die Diskussion, dass Prousts Farben noch nicht erschöpfend behandelnd wurden. Vielmehr kann Birus’ Proust-Lektüre zum Ausgangspunkt weiterer Überlegungen genommen werden. Zu kurz gerieten nach meinem Geschmack die Ausführungen zur Materialität der Literatur. Prousts Umgang mit Farben weist auf eine Souveränität der Schrift gegenüber anderen Künsten wie der Malerei oder der Musik, wie Prof. Dr. Roger Lüdeke u.a. bemerkte. Ergänzend könnte hier noch hinzugefügt werden, dass die Souveränität und die Materialität der Schrift nach Birus’ Darstellung in Prousts Werk nur negativ ausformuliert werden. Die genuine Materialität der Schrift scheint bei Proust durch ihre Differenzierungsfunktion bestimmt zu sein – z.B. als Differenz zur Malerei, als Differenz in der Zeit oder als Differenz im Material. Die Differenz im Material lässt sich besonders gut an Birus’ letztem Beispiel ausführen. Das Medium der Literatur, die Schrift, ist nämlich in seiner materiellen Eigenschaft selber hybrid: Die Schrift ist zugleich visuell und akustisch, weswegen Proust bei ‘Sylvie’ erstens zwei ‘i’ lesen kann, die er zweitens auch noch in purpurner Farbe ‘sieht’.

Weitere Anschlussmöglichkeiten bieten der zeitliche Kontext sowie andere methodische Zugänge zum Werk. An einem sehr schönen Textbeispiel aus der Recherche, das die wechselnden Ansichten eines Sonnenaufgang während eine kurvigen Zugfahrt erzählt[7], führte Birus Prousts Polyperspektivismus vor, der an den Kubismus in den 1910er Jahre erinnert. Da die Zugfahrt um 1900 auch ein erkenntnistheoretisches Dispositiv darstellte, das zudem durch den medialen Umbruch zum bewegten Kinobild geprägt war, könnte hier weiter gehend gefragt werden, ob die Sprache nicht ‘technisch’ wird bzw. die Technik der literarischen Sprache eingeschrieben ist. Martin Bartelmus schlug des Weiteren vor, Prousts Farben in Anlehnung an Latour nicht als Zwischenglieder zu lesen, die schlicht eine kausale oder referenzielle Funktion haben, sondern als Mittler, die im Text zum agens werden und ganz bestimmten Handlungsformationen generiert. Thomas Krämer dagegen verband Prousts Poetik mit Derridas supplément. Der konstitutive Bedeutungsüberschuss des Zeichens würde in dieser Lesart die verlorene Zeit einholen können.

 

Promotion als Hürdenlauf

Trotz dieser Ergänzungen und Anschlussmöglichkeiten führte die Diskussion des Vortrags nochmals vor Augen, wie gehaltvoll und inspirierend die Ausführungen von Hendrik Birus waren. Die Diskussion war auch ein gutes Beispiel für seine Offenheit, die eigenen Thesen unvoreingenommen zu diskutieren. Zuletzt entwickelte sich ein Gespräch über die nicht immer einfache Promotionszeit. Es tat sicherlich einigen TeilnehmerInnen gut, von einer solch verdienten akademischen Persönlichkeit zu hören, dass die Widerstände und Krisen einfach dazugehören, ja sogar die Voraussetzung für eine gute Arbeit sind. In seinen Worten entspricht die Promotion in einem Graduiertenkolleg einem “Hürdenlauf” – aber wohl eher einer über 400 als über 110 Meter, möchte man anfügen.

 

 

[1] Marcel Proust, À la recherche du temps perdu III, Paris 1988, S. 912.

[2] Gemeint ist hier die erinnerte Kindheitssehnsucht der Fahrt mit dem ›Einuhrzweiundzwanzig-Zug‹ nach Balbec. Vgl. Marcel Proust, À la recherche du temps perdu I, Paris 1987, S. 381f.

[3] Proust an Prinz Antoine Bibesco, [November 1912], in: Marcel Proust, Briefe zum Werk, Frankfurt a.M. 1964, S. 210.

[4] Marcel Proust, À la recherche du temps perdu IV, Paris 1989, S. 450

[5] Marcel Proust, À la recherche du temps perdu IV, Paris 1989, S. 474.

[6] [Gérard de Nerval], in: Marcel Proust, Contre Sainte-Beuve, Paris 1971, S. 232-242.

[7] Marcel Proust, À la recherche du temps perdu II, Paris 1988, S. 15f.

Quelle: http://grk1678.hypotheses.org/155

Weiterlesen

DIPF sucht Wissenschaftliche/n Mitarbeiter/in zur Promotion

Das Informationszentrum Bildung im DIPF sucht für das BMBF-geförderte Frankfurter eHumanities-Zentrum zum nächstmöglichen Zeitpunkt

eine/n wissenschaftliche/n Mitarbeiter/in zur Promotion

(befristet für 3 Jahre, 75 % der regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit, Vergütung nach EG 13 TV-H*).

Ihre Aufgaben:

  • Schnittstellenfunktion mit Übersetzungsleistungen zwischen IT-Entwicklung und Forschungspraxis im Bereich eHumanities
  • Identifizierung, Artikulierung und Systematisierung von Bedarfen, Workflows und Einsatzmöglichkeiten von Werkzeugen und Forschungsinfrastrukturen im Bereich eHumanities (insbesondere Virtuelle Forschungsumgebung Semantic CorA)
  • Betreuung von Forschungs- und Infrastrukturprojekten
  • Wissenschaftliche, service- und öffentlichkeitsorientierte Aufbereitung und Distribution von Forschungs- und Entwicklungsergebnissen
  • Aktive Teilnahme und Organisation von Konferenzen und Workshops
  • Entwicklung einer eigenen wissenschaftlichen Fragestellung und eigenständige Forschungstätigkeiten mit dem Ziel der Promotion

Voraussetzungen sind

  • Hervorragend abgeschlossenes informationswissenschaftliches Hochschulstudium oder vergleichbarer Abschluss (Master, Universitäts-Diplom, Magister)
  • Vertrautheit und praktische Erfahrungen mit Wiki-Technologien (speziell Semantic MediaWiki)
  • Erfahrungen mit dem Aufbau von Forschungsinfrastrukturen und im Bereich Forschungsdatenmanagement
  • Kenntnisse und praktische Erfahrungen im Bereich  Semantic-Web-Technologien bzw. Linked Data sowie Metadaten- und Ontologiedesign
  • Sehr gute Englischkenntnisse in Wort und Schrift

Wünschenswert sind

  • Theoretische und praktische Kenntnisse der methodischen und analytischen Verfahrensweisen der Geistes- und qualitativen Sozialwissenschaft, idealerweise der Bildungsforschung, alternativ auch der eHumanities oder Wissenschafts- und Technikforschung
  • Kenntnisse der Programmierung, Datenbank- und Webentwicklung (u.a. PHP, MySQL, XML, JavaScript)

Nähere Auskünfte erteilt Christoph Schindler (schindler@dipf.de; Tel. +49 (0)69 24708-373).

Die komplette Stellenausschreibung finden Sie unter: http://www.dipf.de/de/dipf-aktuell/stellenangebote/wissenschaftliche-n-mitarbeiter-in-zur-promotion

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4222

Weiterlesen

Workflow

Hier liegt schon länger ein Blogpost zum Thema »Workflow« rum, aber ich habe es bis jetzt noch nicht geschafft, den Text zu strukturieren und auszuformulieren. Das liegt auch daran, weil ich DEN Workflow noch nicht gefunden habe (vielleicht will ich ja gar nicht fündig werden) und ich jeden Text, jedes Projekt anders angehe. Es gibt aber ein paar Konstanten, die sich im Moment einzupendeln scheinen:

Zotero (Literaturverwaltung/Notizsammlung) | Instapaper (Lesen/Annotation) | Kindle/Xodo (PDFs/Texte lesen) | OmniOutliner (Ideen zusammenfassen und Textstruktur entwerfen) | Mellel (Schreiben)

Es könnte und müsste eigentlich noch viel mehr da oben stehen, aber das sind mal die Tools, die ich täglich benutze. Bis vor kurzem stand da auch noch Zettelkasten, ein tolles Projekt, aber ich habe beschlossen, alle meine Notizen in Zotero zu speichern.

Update 4.11.2014



[...]

Quelle: https://codinghistory.com/workflow/

Weiterlesen

Workflow

Hier liegt schon länger ein Blogpost zum Thema »Workflow« rum, aber ich habe es bis jetzt noch nicht geschafft, den Text zu strukturieren und auszuformulieren. Das liegt auch daran, weil ich DEN Workflow noch nicht gefunden habe (vielleicht will ich ja gar nicht fündig werden) und ich jeden Text, jedes Projekt anders angehe. Es gibt aber ein paar Konstanten, die sich im Moment einzupendeln scheinen:

Zotero (Literaturverwaltung/Notizsammlung) | Instapaper (Lesen/Annotation) | Kindle/Xodo (PDFs/Texte lesen) | OmniOutliner (Ideen zusammenfassen und Textstruktur entwerfen) | Mellel (Schreiben)

Es könnte und müsste eigentlich noch viel mehr da oben stehen, aber das sind mal die Tools, die ich täglich benutze. Bis vor kurzem stand da auch noch Zettelkasten, ein tolles Projekt, aber ich habe beschlossen, alle meine Notizen in Zotero zu speichern.

Update 4.11.2014



[...]

Quelle: http://codinghistory.com/workflow/

Weiterlesen

SdK 81: Stefan Höltgen über Medienarchäologie

Auf einem C64 Flappy Bird spielen? Alte Computertechnik und Spielkonsolen sammeln, neu programmieren und reparieren für die Wissenschaft? Der Medienwissenschaftler Stefan Höltgen arbeitet an einem Projekt zur Computerarchäologie. Im Signallabor der HU Berlin untersucht er Computer als Medien und versucht ihre Funktionsweise zu verstehen – anknüpfend an die Praktiken der Selbstermächtigung der Hackerkultur. Dabei geht es nicht um eine historische Fragestellung, sondern um die derzeitige Nutzung der Systeme. Allerdings nicht im Sinne einer Wirkungsforschung, sondern als eine Archäologie der Gegenwart, bei der an konkreten Objekten untersucht wird, wie die Apparate Wissen formieren, übertragen und speichern.

SdK81

LinklisteStefan Höltgen, VCFB 2014, Buch: “Shift–Restore–Escape“, Signallabor, Wolfgang Ernst (Wikipedia), Friedrich Kittler (Wikipedia), Oldenburger Computermuseum, Arduino, Raspberry Pi, Alan Turing (Wikipedia), Sinclair ZX Spectrum, Konrad Zuse (Wikipedia), Abandonware (Wikipedia), Last Ninja 2 (C64-Wiki), Quelltext Prince of Persia, E.T.

[...]

Quelle: https://stimmen.univie.ac.at/podcast/sdk81

Weiterlesen

SdK 81: Stefan Höltgen über Medienarchäologie

Auf einem C64 Flappy Bird spielen? Alte Computertechnik und Spielkonsolen sammeln, neu programmieren und reparieren für die Wissenschaft? Der Medienwissenschaftler Stefan Höltgen arbeitet an einem Projekt zur Computerarchäologie. Im Signallabor der HU Berlin untersucht er Computer als Medien und versucht ihre Funktionsweise zu verstehen – anknüpfend an die Praktiken der Selbstermächtigung der Hackerkultur. Dabei geht es nicht um eine historische Fragestellung, sondern um die derzeitige Nutzung der Systeme. Allerdings nicht im Sinne einer Wirkungsforschung, sondern als eine Archäologie der Gegenwart, bei der an konkreten Objekten untersucht wird, wie die Apparate Wissen formieren, übertragen und speichern.

Quelle: http://stimmen.univie.ac.at/podcast/sdk81

Weiterlesen

Rat für Informationsinfrastrukturen gegründet

Pressemitteilung des BMBF 112/2014:

Wissen digital besser erschließen

Der neu gegründete Rat für Informationsinfrastrukturen hat heute seine Arbeit aufgenommen. Die 24 Ratsmitglieder – Vertreter von Wissenschaft und Gesellschaft sowie Bund und Ländern – kamen heute in Göttingen zu ihrer ersten Sitzung zusammen.

Der Rat hat die Aufgabe, disziplinen- und institutionsübergreifende Empfehlungen für die weitere Entwicklung und den Ausbau der digitalen Infrastrukturen von Bildung und Wissenschaft zu erarbeiten. Dazu gehören etwa Fragen der digitalen Langzeitarchivierung, der Zugänge zu Datenbanken oder der Digitalisierung von Wissensbeständen. Informationsinfrastrukturen sind Einrichtungen wie Bibliotheken, Archive und Forschungsdatensammlungen, die sich systematisch damit befassen, Daten und Informationen zusammenzutragen und bereitzustellen.

“Die Bundesregierung möchte im Rahmen ihrer Digitalen Agenda den digitalen Wandel in der Wissenschaft forcieren, dafür leistet auch der neue Rat für Informationsinfrastrukturen einen wichtigen Beitrag”, sagte Wanka anlässlich der konstituierenden Sitzung. “Bildung und Forschung sind zentrale Einsatzfelder für die digitalen Informationsmöglichkeiten, aber auch maßgebliche Treiber digitaler Innovationen in Deutschland. Daher ist es von großer Bedeutung, die Rahmenbedingungen für einen ungehinderten Informationsfluss zu verbessern.”

Die Gründung des Rates für Informationsinfrastrukturen gemeinsam mit den Ländern ist auch im Koalitionsvertrag der Bundesregierung verankert. 2013 haben sich Bund und Länder im Rahmen der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) auf Struktur, Aufgaben und paritätische Finanzierung des Rates verständigt. Der Rat setzt sich aus acht Vertretern der wissenschaftlichen Nutzer, acht Vertretern von Einrichtungen wie Bibliotheken und Archiven und jeweils vier Vertretern des öffentlichen Lebens sowie von Bund und Ländern zusammen.

Zum Vorsitzenden des neu gegründeten Rats wurde Prof. Dr. Otto Rienhoff von der Universität Göttingen und als Stellvertreterin Sabine Brünger-Weilandt vom FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur gewählt. Wanka gratulierte den Vorsitzenden und wies auf die hohe Bedeutung der Aufgaben des Rats hin. “Die Themenfülle, mit der sich der Rat beschäftigen wird, ist groß. Mal geht es um die Digitalisierung mittelalterlicher Handschriftensammlungen, mal um Linzenzfragen, mal um die Archivierung und Nutzung riesiger Datenmengen – allein am Deutschen Klimarechenzentrum fallen jährlich rund zehn Petabyte an Informationen an. Hierbei Prioritäten zu setzen und besondere Bedarfe zu identifizieren, ist keine einfache, aber eine außerordentlich bedeutsame Aufgabe des Rates zugunsten der digitalen Entwicklung in Deutschland”, sagte die Bundesforschungsministerin.

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: http://www.bmbf.de/de/24356.php

BMBF – Bundesministerium für Bildung und Forschung

Pressereferat
Kapelle-Ufer 1
D-10117 Berlin
Telefon: (030) 18 57 – 50 50
Fax: (030) 18 57 – 55 51
E-Mail: presse@bmbf.bund.de
URL: http://www.bmbf.de/press/

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4219

Weiterlesen

25. Vier Fragen in einem Seminar

Endlich hat das Semester wieder begonnen. Die gescheitelten Turnisterträger aus der Nachbarsfakultät halten die Türen auf und der Kaffee aus den 90-Cent Kaffeeautomaten ist endlich wieder dünn wie auf einer Konferenz. Mir scheinen auch unsere Büsten im Seminarraum ein schadenfreudiges Grinsen aufgesetzt zu haben, weil sie den merkwurdigen Genuss von Fremdscham für die kommenden Referate und Hausarbeiten antizipieren. Und mich würde es auch nicht wundern, wenn Sokrates eine weiße Lakritze zwischen die Kreiden unter der Tafel gemischt hätte.

Endlich ist es also wieder an der Zeit, die passiven Kenntnisse aus der vorlesungsfreien Zeit in interessante Gespräche einzubringen und auf Standfestigkeit prüfen zu lassen. Unsere steinernen Vorbilder müssen sich, wie wir an ihren Scherzen und ihren gegenseitigen Streichen ja sehen können, im Gegensatz zu uns nicht mehr beweisen. Wir aber, und damit meine ich auch Sie, wenn Sie an einem Oberseminar teilnehmen, müssen sich irgendwie einbringen. Schließlich lebt das Seminar im Gegensatz zu der Vorlesung ja von Ihren Beiträgen. Und Ihre Noten leben wiederum von der Qualität Ihrer Beiträge (Lebensursache: Qualität. Aristoteles würde mich mit dem Tablet ohrfeigen.)

Ich glaube aber, dass nicht jeder Seminarbeitrag des Teilnehmenden eines Seminars an denselben Standards gemessen werden darf. Studis der höheren Semester können ja gar nicht dasselbe Wissen wie Büsten haben. Mir jedenfalls sind vier verschiedene Beitragsarten aufgefallen, vielleicht fünf, die immer wiederkehren:

1. Die spitzfindige Frage: Die spitzfindige Frage beweist, dass der Teilnehmende das Thema nur oberflächlich oder gar nicht bearbeitet hat, dass er aber mit einer “Flucht nach vorne” darüber hinwegtäuschen möchte. Solche Fragen beschränken sich auf oberflächliche Widersprüche, die sich aus dem jeweiligen Vortrag ergeben. Dies sind meine Lieblingsfragen.

2. Die Verständnisfrage: Mit einer solchen Frage zeigen Sie, dass Sie sich Gedanken gemacht haben und auf der Suche nach der Wahrheit sind. Verständnisfragen zeigen außerdem, dass Sie sich vorbereitet haben und Sie nicht mehr ganz am Anfang stehen, sondern Sie aufgrund Ihrer Kemntnisse bereits so viel Selbstbewusstsein haben, dass Sie dem ehrenwerten Redner öffentlich unterstellen können, etwas nicht absolut klar ausgedrükt zu haben. Wenn sie etwas Anstand haben, formulieren Sie Ihre Frage defensiv “ich habe nicht genau verstanden” oder “war nicht gänzlich aufmerksam”. Alle anderen werden es verstehen: Der Redner hat’s vermasselt.

3. Die Spiegelfrage: Die Spiegelfrage reflektiert das Vorgetragene a) an anderen Publikationen über das Thema aus der Sekundärliteratur oder aber b) an anderen Schrifen desjenigen Autors, der zur Debatte steht. Wenn Sie eine Spiegelfrage stellen, zeichnen Sie sich als kompetente Person aus. Als Doktorand sollte man diese Art von Fragen stellen. Tun Sie dies nicht, so wie ich, haben Sie noch einen langen Weg vor sich und Ihre Formalidentität als Doktorand verdeckt Ihren igentlichen “Ersti”-Studentenstatus. Gehören Sie zu denjenigen Studierenden, die sich mit dem Argument selbst belügen, man könne sich nicht in jedem Thema so auskennen, dass man Spiegelfragenstellen kann, gilt das fiese Grinsen unserer Büsten auch Ihrer kommenden Disputatio.

4. Dihairetische Fragen: Solche Fragen müssen nicht unbedingt eine platonische Geburtshilfe beinhalten. Ihnen ist aber charakteristisch, dass Sie bereits eine eigene Foschungsmeinung zu dem Thema entwickelt haben und Sie Ihre Position (häufig) gegen diejenige des Referenten ins Feld führen und mit eigenen Fragen und Darstellungen Ihre Überzeugung verteidigen. Solche Fragen sind die Crème de la Crème (wie man im Espressojargon sagen würde) des Seminars und erfordern langjährige Erfahrung.

Habe ich etwas vergessen?

Grüße, D.

 

 

 

 

 

 

Quelle: http://philophiso.hypotheses.org/373

Weiterlesen

China-News: Yuan Shikai am Opfergelände des Himmels (1914/1915)

Das Opfergelände des Himmels (Tiāntán天壇) , in westlichen Darstellungen in der Regel vereinfachend und irreführend als “Altar des Himmels”/”Himmelsaltar” beziehungsweise “Himmelstempel” bezeichnet,[1] war der Ort, an dem die Kaiser drei der “großen Opfer” [dà sì 大祀] des Staatskultes vollzogen: im ersten Monat qígǔ 祈榖 ["Gebet für eine Reiche Ernte"], im vierten Monat yúsì 雩祀 ["Opfer der Bitte um Regen"] und im elften Monat dōngzhì 冬至 ["Wintersonnenwende"].[2] Das Ende der Qing-Dynastie 1912 bedeutete das Ende des Staatskults – und das Ende der Opferriten.

In den Machtkämpfen, die die ersten Jahre der Republik China kennzeichneten, griff Yuán Shìkǎi  袁世凱 (1859-1916), der seit 10.3.1912 Präsident der Republik war,  noch einmal auf die alten Rituale zurück[3] und vollzog am 23. Dezember 1914, zur Wintersonnenwende, die Opfer auf dem Opfergelände des Himmels.

Runder Hügel auf dem Opfergelände des Himmels, Beijing – Foto: Georg Lehner

Runder Hügel auf dem Opfergelände des Himmels, Beijing – Foto: Georg Lehner (2011)

Fast zwei Monate danach, im Februar 1915, finden  sich in österreichischen Lokal- und Regionalzeitungen kurze Artikel dazu, unter anderem ”Wie Jüanshikai dem Himmel opfert” in Der Arbeiterwille vom 9. Februar 1915[4] und “Juanshikkai als Hohepriester” in der Linzer Tages-Post vom 19. Februar[5]

Beide Artikel dürften auf einem Bericht der Daily News basieren, auf den in Der Arbeiterwille explizit verwiesen wird. Zur Bedeutung der Opfer heißt es in Der Arbeiterwille:

[...] Zum erstenmal in der Geschichte Chinas wurde dabei das heilige Opfer nicht von einem Kaiser dargebracht. Der Präsident bewies dadurch, daß er sich als den rechtmäßigen Nachfolger der chinesischen Herrschaft betrachtet. Der Präsident bewies dadurch, daß er sich als den rechtmäßigen Nachfolger der chinesischen Herrschaft betrachtet. Denn ein Machthaber, der im Himmelstempel die Opfer nach ritueller Sitte darbringt, ist für das chinesische Volk der Kaiser, da mit dem Himmelsopfer auf ihn das Ming[6] das Gottesgnadentum, übergeht.[7]

Die Überlegung, dass Yuán Shìkǎi mit der Vollziehung der Riten zur Wintersonnenwende seinen Herrschaftsanspruch demonstrieren (und legitimieren) wollte, passt zu Zeitungsmeldungen im Januar 1915, Yuán Shìkǎi habe ein Gesetz durchgebracht, das ihm das Präsidentenamt auf Lebenszeit sichern sollte.

Obwohl die alten Rituale befolgt wurden, gab es doch Unterschiede, die Der Arbeiterwille im Detail auflistet:

  • Yuán wäre “in einem Panzerautomobil” schnell gefahren, die Kaiser wören “zum Opferfest [...] stets in einem von Elefanten gezogenen Wagen langsam dahergefahren.”
  • “Der Präsident vollzog auch nicht den vorschriftsmäßigen Kotau, sondern verbeugte sich nur vor dem Altar, vor dem die Kaiser sich der Länge nach hingeworfen hatten.”
  • Auch bei der Vorbereitung hätte sich Yuán die Sache erleichtert: “Die Kaiser hatten auch stets [...] die ganze Nacht in einem neben dem Altar gelegenen Saal verbracht in tiefem Nachdenken und strengem Fasten [...]“. Yuán hingegen “war im ganzen nicht mehr als eine Stunde von seinem Palast abwesend.”[8]

Beide Berichte beschäftigen sich ausführlich mit den Sicherheitsvorkehrungen, die zum Schutz des Präsidenten notwendig waren:

Der erwählte Vertreter des Volkes, der es von der Mandschu-Herrschaft befreit hat, befindet sich täglich und stündlich in größter Lebensgefahr. [...] Der Präsident fürchtet die Rache der Jungchinesen, die auf alle erdenklichen Mittel sinnen, um ihn aus dem Wege zu räumen.[9]

Mit den hier angesprochenen “Jungchinesen” sind die Anhänger der Reformbewegung der 1890er und der Revolutionäre von 1911, die Yuán für einen Verräter hielten, der nur danach strebte, sein diktatorisches Regime zu festigen. Obwohl es Yüan sich schließlich selbst unter der Devise Hóngxiàn 洪憲 selbst zum “Kaiser des Kaiserreichs China” (Zhōnghuá Dìguó Dà Huángdì 中華帝國大皇帝) machte, blieben die Opfer zur Wintersonnenwende 1914 die letzten am Opfergelände des Himmels.

 

  1. S. dazu auch: Georg Lehner: “Das Opfergelände des Himmels und der konfuzianische Staatskult“. Zur Funktion der Opfergelände: Lei Gao/Jan Woudstra: “From landscape of gods to landscape of man: Imperial altars in Beijing.” In: Studies in the History of Gardens & Designed Landscapes Vol. 31 (2011) Nr. 4, 231-268 – DOI: 10.1080/14601176.2011.587279.
  2. H.S. Brunnert, V. V. Hagelstrom: Present Day Political Organization of China (Shanghai: Kelly & Walsh, 1911) 203 (no. 572) – Digitalisate → Bibliotheca Sinica 2.0.
  3. Zu den Gründen s. Peter Zarrow: “Political Ritual in the Early Repubic of China.” In: Kai-wing Chow; Kevin Michael Doak; Poshek Fu (eds.): Constructing nationhood in modern East Asia (Ann Arbor: University of Michigan Press, 2001) 149-188, speziell 151-153.
  4. Der Arbeiterwille Nr. 40 (9.2.1915) 6 f. – Online: ANNO.
  5. Tages-Post (Linz) Nr. 48 (19.2.1915) 3 – Online: ANNO.
  6. D.i. tiānmìng 天命 ["Mandat des Himmels"],
  7. Der Arbeiterwille Nr. 40 (9.2.1915) 6 – Online: ANNO.
  8. Der Arbeiterwille Nr. 40 (9.2.1915) 7. – Online: ANNO.
  9. Tages-Post (Linz) Nr. 48 (19.2.1915) 3 – Online: ANNO.

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/1838

Weiterlesen