Blogaward de.hypotheses – was soll ich denn nur wählen? Teil VI. Themen- und Forschungsblogs II.
Dies ist der letzte Beitrag in unserer Wahlhelfer-Serie. Vorgestellt werden auch hier Themen- und Forschungsblogs, die für den Publikumspreis des diesjährigen Blogawards zur Wahl stehen. Abgestimmt werden kann noch bis zum 2. März 2014.
Digitales (4 Blogs)
1. Franco-Fil http://francofil.hypotheses.org
n diesem Blog werden Online-Ressourcen für die geisteswissenschaftliche Forschung zu Frankreich vorgestellt sowie Hinweise und Tipps für die Informationssuche gegeben. Das Blog ist interdisziplinär ausgerichtet und wendet sich an alle geisteswissenschaftlich an Frankreich interessierte Studierende und Forschende.
2. Geschichte zwopunktnull http://zwopktnull.hypotheses.org/
Das Blog “geschichte zwopunktnull” präsentiert Beiträge zum “Digtialen” in Geschichtsunterricht und Geschichtsdidaktik. Die Texte entstehen im Zusammenhang mit geschichtsdidaktischen Hauptseminaren am Historischen Institut der Universität Duisburg-Essen.
3. history@the.net http://hatn.hypotheses.org/
history@the.net is a research blog connected to a research project under the same title which is being conducted by Jan Hecker-Stampehl at Humboldt-Universität zu Berlin, Germany. Blog and project focus on the impact the digital turn has on the representation and dissemination of historical knowledge on the world wide web.
4. Historisch denken | Geschichte machen http://historischdenken.hypotheses.org/
Anmerkungen zu Geschichte | Vergangenheit | Geschichtsunterricht | Geschichtsdidaktik. Dieses Blog will Entwicklungen zum historischen Denken und Lernen in der Schnittmenge von Geschichtsdidaktik, historisch-politischer Bildungsarbeit und Geschichtsunterricht mitverfolgen und anregen.
Linguistik, Sprachwissenschaft, Computerlinguistik (7 Blogs)
1. Diversity Linguistics Comment http://dlc.hypotheses.org/
“Diversity Linguistics Comment” is a scholarly blog that discusses current issues in language typology and language description, written by linguists for other linguists. The notion of “diversity linguistics” recognizes the close connections between the enterprises of language comparison and analysis of particular languages. Topics include grammatical structures (syntax and morphology, phonology), language contact, language change in a comparative perspective, and genealogical linguistics. New authors are always welcome.
2. NLP for Historical Texts http://nlphist.hypotheses.org/
This blog is intended as a “virtual extension” to the book “Natural Language Processing for Historical Texts” and aims to discuss recent developments, collect relevant research, and present new projects in the field.
3. TEXperimenTales http://texperimentales.hypotheses.org/
An der Schnittstelle zwischen Softwaretechnologie und Wissenschaftstheorie, Kryptologie und Korpuslinguistik, Bioinformatik und Literaturwissenschaft, Open Science und eHumanities.
4. The Dragonfly’s Gaze http://dragonfly.hypotheses.org/
This is a personal research and news blog. Its aims are to engage discussion with colleagues interested in computational text analysis, to serve as an observatory of trends, issues and advances in computational text analysis, and to give visibility to the burgeoning and diverse field of computational text analysis. Comments as well as guest posts are welcome!
5. The Semipermeable Membrane http://hpsns.hypotheses.org/
Das Gehirn und seine Geschichte, oder besser gesagt, die Geschichte der Neurowissenschaften seit 1800 sind Thema dieses englischen Dissertationsblogs von Tabea Cornel. Sie untersucht Geschlechterdifferenzen und vergleicht dazu wissenschaftliche Aussagen aus der Phrenologie mit der von aktuellen fMRT-Untersuchungen, dabei reflektiert sie auch ihre eigene Forschung in ihrem interdisziplinären Blog.((Da es beim Blog keine Selbstbeschreibung gab, haben wir hier Ausschnitte aus unserer Vorstellungskolumne “Look who’s blogging! Special edtion!” genommen.))
6. Annotatio http://annotatio.hypotheses.org
Das Blog ist mehrschichtig und interdisziplinär konzipiert und versteht sich als ein Diskussionsort zum Thema Digital Humanities und Sprachgeschichte. Es beschäftigt sich einerseits mit Phänomenen der Sprachgeschichte vom Mittelalter bis in die Neuzeit im deutschsprachigen Raum und in Europa, insbesondere in kulturgeschichtlichem Zusammenhang, andererseits mit den Digital Humanities und ihrer Interaktion mit kultursgeschichtlichen Fragestellungen.
7. When enkidu died http://enkidu.hypotheses.org
Das Blog begleitet ein Projekt der komparatistischen Literaturwissenschaft, vor allem im Bereich Antike und Europa und der Narratologie. Es gibt einen Einblick in Überlegungen zum Zusammenhang von narrativen Strategien und Kulturalität; grob gesagt also, warum auf eine bestimmte Weise erzählt wird und warum Erzählungen überhaupt ein Publikum haben. Genauer ausgedrückt geht es etwa um die Frage, wie und wann bestimmte Erzähl-strategien zum Einsatz gebracht werden, um einen be-stimmten Zweck zu bearbeiten, und welchen Bedingungen sie unterworfen sind. Verdauertes Erzählen – also etwa im Medium der Schrift, des Films, der mündlichen Tradition –, verstanden als Zeiträume und Reichweiten überwindende Kulturtechnik, steht im Fokus der Betrachtung. Der Rahmen des Projektes soll im Zuge der hier veröffentlichten Einträge erprobt und weiter ausgelotet/verengt werden.
Soziologie / Sozialwesen (2)
1. Soziale Medienbildung http://medienbildung.hypotheses.org/
Das Blog “Soziale Medienbildung” ist Lerntagebuch, Werkstattjournal, Diskursort, Archiv und Experimentierfläche der Medienbildungs-Angebote am Fachbereich Sozialwesen und des Zertifikatprogramms “Soziale Medienbildung” des Zentrums für wissenschaftliche Weiterbildung an der Hochschule Fulda.
2. Soziologieblog http://soziologieblog.hypotheses.org
Wir sind Studierende und junge Nachwuchswissenschaftler_innen, die halbjährlich ein Magazin veröffentlichen, für das ihr zu wechselnden Call4Papers eigene wissenschaftliche Artikel einsenden könnt. Eure eingereichten Beiträge werden dann durch uns und unseren Wissenschaftlichen Beirat ausgewählt und betreut. Zusätzlich bieten wir euch auf unserem Blog die Möglichkeit an, als Gastautor_in soziologische Inputs zu posten.
Und jetzt heisst es abstimmen! Zur Wahl geht es hier: https://survey.openedition.org/index.php/885382/lang-de
____________
Siehe auch:
Blogaward de.hypotheses – was soll ich denn nur wählen? Teil I. Dissertationsblogs
Blogaward de.hypotheses – was soll ich denn nur wählen? Teil V. Themenblogs I.
Blogaward de.hypotheses – was soll ich denn nur wählen? Teil VI. Themenblogs II.
585 Bücher der Stralsunder Archivbibliothek fehlen – der Kepler-Band wird jetzt in New York für eine Viertelmillion Dollar angeboten
Anlass der Gründung dieses Weblogs im Dezember 2012 waren die skandalösen Vorkommnisse im Stadtarchiv Stralsund, die ich in Archivalia umfassend dokumentiert habe (über 270 Beiträge zu Stralsund; Best of). Nach einem Hinweis von Falk Eisermann am 22. Oktober 2012 auf eine von mir überlesene Passage einer Stralsunder Pressemitteilung konnte ich die Fachwelt im Herbst 2012 soweit mobilisieren, dass sich ein Sturm der Entrüstung erhob und nach einem Gutachten von Nigel Palmer und Jürgen Wolf die Hansestadt Stralsund sich veranlasst sah, die für 95.000 Euro an einen bayerischen Antiquar verscherbelte kostbare Gymnasialbibliothek mit über 6000 alten Drucken ab dem 16. Jahrhundert zurückzukaufen.
Im LISA-Portal hatte ich am 13. November 2012 zusammenfassend das Vorgehen der Stadt gegeißelt. Philipp Maaß, der Initiator der Stralsund-Petition, unterrichtete in einem Beitrag für die bibliothekarische Fachzeitschrift BuB, der hier nachgelesen werden kann über den Skandal, während der im Februar 2013 im Bibliotheksdienst erschienene Aufsatz des Speyerer Altbestands-Spezialisten Armin Schlechter erst jetzt kostenlos einsehbar ist. In LIBREAS stellte ich “Lehren aus der Causa Stralsund” vor.
Nun hat der NDR herausgefunden, dass der renommierte New Yorker Händler Jonathan Hill den Kepler-Druck aus der Gymnasialbibliothek für eine Viertelmillion Dollar anbietet. Wieso Margret Ott für diese bescheidene Recherche-Leistung (das Angebot ist online verfügbar) ein dickes Lob spendet, erschließt sich mir nicht. Im Nordmagazin des NDR-Fernsehens wird behauptet, es sei unklar, wie der Händler zu dem Druck gekommen sei. Wenig genauer auf der NDR-Website: “Bei einer ersten Auktion vor ein paar Monaten hatte das Werk 45.000 Euro erzielt.” Diese journalistische Fehlleistung fügt sich ins Bild: Die Journaille hatte sich in der Causa Stralsund nach meiner Einschätzung als unfähig und tölpelhaft erwiesen; meine Rechercheergebnisse als Blogger wurden entweder nicht zur Kenntnis genommen oder meist stillschweigend vereinnahmt.
Tatsache ist: In der Nacht vor der Bekanntgabe des Rückkaufs am Dienstag, dem 20. November 2012 hatte ich fieberhaft daran gearbeitet, einen umfangreichen Archivalia-Beitrag fertigzubekommen, nachdem ich am Sonntag zuvor einen anonymen Tipp von einem Käufer bekommen hatte, bei den Reiss-Herbstauktionen seien Bücher aus der Gymnasialbibliothek Stralsund versteigert worden. Ich ging den Reiss-Online-Katalog durch und kam zu dem Schluss: Die Einlieferungen der Reiss-Auktionen mit den Nummern 41, 95, 152, 177 und 169 setzen sich ausschließlich aus Stücken zusammen, die aus dem Stadtarchiv Stralsund stammen. Eine außerordentlich grobe Schätzung für den Gesamterlös ergab gut 140.000 Euro für etwa 190 Titel. Am 30. Oktober 2012 erbrachte der jetzt in New York angebotene Kepler-Druck von 1621 (mit Beibänden) als Nr. 4841 bei Reiss in Königstein 44.000 Euro.
Angesichts der Rückkauf-Meldung vom gleichen Tag verpuffte mein Scoop und wurde auch in der Folgezeit von der etablierten Presse nicht registriert. Vermutlich hat der New Yorker Händler den Kepler-Band und zwei weitere kostbare Werke aus Stralsund, die er für sehr viel weniger Geld anbietet, bei Reiss ersteigert oder über einen Zwischenhändler bezogen.
Die Stadt Stralsund mit ihrem Beauftragten Dr. Burkhard Kunkel hat nach der Rückkaufentscheidung vom November 2012 so gut wie nichts richtig gemacht, was die Rückführung weiterer Bestände angeht.
Im Fernsehen sagt Kunkel, es fehlten 585 Bücher. Diese Zahl dürfte sich lediglich auf die Gymnasialbibliothek beziehen. Unklar ist, was der Antiquar Hassold vor dem Rückkauf bereits vertickt hatte. Eine nicht näher bezifferbare Anzahl von Büchern aus der Gymnasialbibliothek sind für immer verloren, da Hassold sie als unverkäuflich vernichtet hatte. Außer den Reiss-Auktionen kamen einige Stralsunder Werke auch bei dem Münchner Auktionshaus Zisska und Schauer, dessen ehemaliger Geschäftsführer Schauer wegen seiner Verwicklung in die Causa Girolamini in Italien in Untersuchungshaft sitzt, unter den Hammer. Den dort erworbenen unikalen Türkendruck hat die Bayerische Staatsbibliothek immerhin zurückgegeben.
Absolut lächerlich ist, dass im Mai 2013 laut Meldung der Stadt Stralsund gerade einmal sieben (in Zahlen: 7) Titel zurückgegeben worden waren.
Dank einer Fehlentscheidung des BGH zum Hamburger Stadtsiegel-Fall sind auf öffentlicher Auktion verkaufte Bände rechtsgültig in das Eigentum des jeweiligen Erwerbers übergegangen. Für die anderen Bände kann man zumindest die Auffassung vertreten, dass sie nach wie vor Eigentum der Stadt Stralsund sind. Es ist ein Unding, dass die Stadt Stralsund weder einen öffentlichen Rückgabe-Aufruf (z.B. durch Anzeigen in Sammler-Organen wie “Aus dem Antiquariat”) gestartet hat noch eine mit der Kommunalaufsicht abgestimmte Stellungnahme zum Eigentums-Status des entfremdeten Bestands abgegeben hat. Nicht jeder Sammler verhält sich so abscheulich wie der Eigentümer des durch seine Einträge unersetzlichen Hevelius-Drucks, der ihn nicht zurückgeben will.
Wie in meinem Archivalia-Beitrag vom 20. November ausdrücklich angeregt, hätten durch rasches Handeln beim Auktionshaus Reiss wenigstens die unverkauften (also auch nicht rechtsgültig in anderes Eigentum übergegangenen) Stücke aus Stralsund gerettet werden können. Geschehen ist aber: nichts.
Noch skandalöser als das denkbar unprofessionelle Vorgehen bei der Rückholung der Bestände der Gymnasialbibliothek ist die Untätigkeit, was die vor dem Sommer-Verkauf 2012 als angebliche Dubletten durch die damalige Archivleiterin Nehmzow und ihren nicht weniger abscheulichen Vorgänger rechtswidrig veräußerten Altbestände angeht. Nach wie vor können Hassold und seine Kumpane ungehindert seltene Pomeranica aus Stralsund verkaufen, von denen womöglich nicht wenige durch Besitzeinträge unikalen Charakter haben. In diesem Bereich hat die Stadt Stralsund offenkundig nichts unternommen, obwohl durch meine eingehenden Recherchen bewiesen wurde, dass auch unantastbare Bestände der Ratsbibliothek in die unfassbaren Verkäufe einbezogen waren. Mindestens zwei Bücher wurden aus dem Barock-Ensemble der Löwen’schen Bibliothek von Hassold im Handel angeboten, eines davon noch am 30. November 2012! Ein weiteres Stück stammte aus der Kirchenbibliothek St. Nikolai.
Die perfide Strategie der Stadt Stralsund und ihres Dr. Kunkel besteht also darin, lauthals zu erklären, dass man die entfremdeten Teile der Gymnasialbibliothek zurückholen wolle. In Wirklichkeit agiert man aber völlig ineffizient und verschließt die Augen vor den nachgewiesenen Verkäufen wertvollen Buchguts vor dem Verkauf der Gymnasialbibliothek im Sommer 2012. Diese rechtswidrig veräußerten Bücher (durch Nehmzow, die Staatsanwaltschaft will sich im März 2014 zum Verfahrensstand äußern, und auch schon ihren Vorgänger Hacker) gehören nach meiner Rechtsauffassung ebenfalls nach wie vor der Stadt Stralsund und müssten mit aller Energie, zu der die Stadt und ihr Dr. Kunkel offenkundig nicht fähig sind, zurückgeführt werden!
Warum das Universitätsarchiv Bayreuth (dennoch) bloggt
Es ist ein gutes Zeichen für den Fortschritt der Social Media Nutzung und der Vertrautheit mit Web 2.0-Komponenten in den deutschen Archiven, wenn es möglich ist, eine Blogparade zu veranstalten, die sich nicht nur, aber explizit an Archivare als Autoren richtet, und mit der um Mitteilungen über den fachbezogenen Umgang der Archive mit Blogs gebeten wird. Setzt man da nicht zu viel Aktivität und Interesse seitens unserer Zunft voraus, ist der potentielle Teilnehmerkreis nicht arg klein, möchte man fast fragen? Die mit Spannung erwartete Zusammenfassung der veröffentlichten Beiträge am Ende der Parade wird hierüber Aufschluss geben.
Nun ist das Universitätsarchiv Bayreuth, das im März 2013 gegründet wurde, noch sehr jung. Nach dem Einzug der ersten Bestände in ein adaptiertes und nun gut ausgestattetes Magazingebäude steht der „Ansturm“ der ersten Nutzer unmittelbar bevor. Derzeit 96 Facebook-Fans und 97 Twitter-Followers sind insofern nicht die unbeachtlichsten Zahlen. Die ersten Blogbeiträge folgten kurz darauf im Juni in “Archivalia” und “Archive 2.0″. Der Aufbausituation des neuen Archivs entsprechend, waren die Themen in den Blogbeiträgen weniger mit tagesaktuellen Archivalien und dem andernorts üblichen Tagesgeschäft verwoben. Vielmehr stehen eher Grundsatzfragen und Methodisches auf dem Programm. Da ging es um Metadatenmodelle von Erschließungssoftware ebenso wie um den Provenienzbegriff bei der Bestandsdefinition. Unser Leitbild ist das Streben danach, dem Nutzer via Internet Teilhabe und Teilnahme zu ermöglichen, das, was man heute Partizipation nennt.
Archive 2.0 als Baukasten der Partizipation
Die Beiträge der Teilnehmer der ersten Tagung „Offene Archive? Archive 2.0 im deutschen Sprachraum (und im europäischen Kontext)“ im November 2012 in Speyer äußerten sich noch relativ verschieden hinsichtlich ihres Verständnisses, was der Terminus „Archive 2.0“ beinhalte. Einer der vorgetragenen Gedanken war, dass Archive 2.0 nicht zuletzt ein Baukasten von Methoden und Instrumenten aus dem Umfeld der Web 2.0-Technologien sei, um damit Dritte in die Kernarbeiten eines Archivs einzubinden und partizipieren zu lassen.
Archiv 2.0 ist das Archiv, das moderne Internettechnologie einsetzt, um Nutzer an der Erschließung zu beteiligen, um Foren zu Bewertungsfragen bereitzustellen, um Archivaliennutzung zu virtualisieren und mit Personen und Institutionen in kollaborative Projekte zu treten. Die dafür geeigneten Technologien erlauben auch projektbezogene Kooperationen von Archivaren, zum Beispiel in ortsversetzten gleichzeitigen Erschließungsarbeiten am selben Bestand auf der Grundlage digitalisierten Archivguts. Auch der Aufbau virtueller Bestände auf der Grundlage gemeinsamer Leitlinien, die über die sozialen Medien diskutiert und vereinbart werden, kann eine Form der Bestandsbildung im Archive 2.0-Verbund sein.
Zusammengefasst geht es darum, eine Community zu koordinieren, den Interessen ihrer Mitglieder zu entsprechen, eine virtuelle Arbeitsumgebung zu schaffen und das freigesetzte Potential für die Erreichung nutzer- und serviceorientierter Ziele einzusetzen. Hier ist noch viel zu tun, doch Ansätze dazu sind allenthalben zu erkennen. Man sehe auf das Digitale Historische Archiv der Stadt Köln, auf die Planungen zur Nutzerbeteiligung in Archivportalen wie EHRI und dem Archivportal Europa, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Hinzu kommt der Einsatz der Social Media für die Fachdiskussion und den fachlichen Austausch auf kurzen Wegen. Die geschlossene Facebook-Gruppe „Archivfragen“ beispielsweise hat sich dafür bereits gut qualifiziert und umfasst heute bereits 269 Mitglieder aus dem In- und Ausland.
Was Archive 2.0 nicht sein sollte, ist eine Fassade für eine zusätzliche Aufgabe mit dem Charakter allein einer weiteren Komponente der allgemeinen Öffentlichkeitsarbeit mit dem Angebot informeller Kurzkommunikation als propagablem Novum. Freilich soll der Nutzen für die Außendarstellung auch dann nicht verneint oder abgelehnt werden.
Der Blog und das „Prosumieren“
Die Blogbeiträge des Universitätsarchivs Bayreuth betrafen bisher die Themenfelder Dokumentationsprofil, Tagungsdokumentation, Software und Methode der Erschließung. Dahinter war immer die Absicht gestanden, die Leser zur Diskussion zu ermutigen und auf diese Weise Work in Process zu „prozessieren“. Denn das darf der Blog sein: Ein Publikationsforum für Work in Progress, für Ware, die erörtert, korrigiert, fortgeführt und praxistauglich gemacht werden will.
Am 25. Juni 2013 erschien der erste Beitrag: „Ein Dokumentationsprofil für ein Universitätsarchiv – Teil 1: Grundlegung“. Dem folgten zwei weitere Teile. Eine Diskussion ergab sich nicht. Bis heute folgten noch vier Artikel, die insgesamt vier Diskussionsbeiträge zeitigten. Wurde das ursprünglich mit dem Bloggen angestrebte Ziel der konstruktiven Kommunikation mit dem partizipierenden Internetuser demnach nicht erreicht? Innerhalb des Blogs wurde zwar kaum diskutiert, jedoch entspannte sich als Folge in mehreren Fällen ein konstruktiver E-Mail-Verkehr. Auch das Abtauchen in die Nichtöffentlichkeit kann ein Weg des Prosumierens sein, analog zur geschlossenen Facebook-Gruppe oder zum privaten Chat. So willkommen diese Form der Kommunikation auch ist, so darf das nicht darüber hinwegtäuschen, dass die technischen Instrumente, die für den Blog typisch sind, auf diese Weise umgangen werden und deshalb zu hinterfragen sind. Ist der Blog demnach für unser Archiv weiterhin ein geeignetes Medium?
Blogs dienen als Publikationsforen, in denen Veröffentlichen und gegenseitiges Austauschen ohne monatelange Wartezeiten auf die nächsten Ausgaben eines Printmediums möglich ist, in denen Material zur Nachnutzung bereitgestellt und ohne sofort sichtbare Spuren ausgewertet, verlinkt und erneut kontextualisiert wird. Das dazu erforderliche Informationsangebot wollen wir unseren potentiellen Nutzern und den übrigen am Archiv interessierten Kreisen nicht entziehen. Immerhin gab es für die bisherigen Beiträge des Universitätsarchivs doch 144 Verlinkungen zu den Social Media Facebook, Twitter und Google+, so dass die Texte offenbar durchaus Leser gefunden haben. Fraglich bleibt dabei, ob das bloße Weiterkommunizieren via Links in die Social Media bereits als Prosumieren bezeichnet werden kann, oder ob die Grenze vom Web 1.0 zum Web 2.0 damit nutzerseits vielleicht noch gar nicht wirklich überschritten wurde.
Der Blog als öffentliche Partizipationsplattform
Wird das Universitätsarchiv Bayreuth also auch künftig in Weblogs auftreten? Es darf nicht übersehen werden, dass die wissenschaftliche Akzeptanz dieses Mediums und der darin erfolgten Veröffentlichungen als seriöse und zitable Beiträge erst zuzunehmen begonnen hat, und dass Strategien zu einer weithin gut wahrnehmbaren Verbreitung von Blogbeiträgen auch erst ansatzweise befriedigend funktionieren. Doch geradezu täglich lässt sich die Dynamik beobachten, mit der die Bedeutung des Bloggens in den aufstrebenden „Digital Humanities“ vorangetrieben und die erforderlichen virtuellen Infrastrukturen optimiert werden.
Deshalb, und weil es unser Anliegen bleibt, die Möglichkeit zur öffentlichen Partizipation zu geben, werden aus unserem Archiv auch künftig Texte in Blogs wie „Archive 2.0“ oder „Archivalia“ und Materialien auf Plattformen wie Slideshare veröffentlicht werden.
»Wiki und die Wissenschaft«
Wikipedia, das prominente Wiki, funktioniert, obwohl sich seine Autoren meist nicht kennen, sie in keiner gemeinsamen Kommunikationsstruktur und hierarchischen Beziehung zueinander stehen (was Entscheidungen nicht grundsätzlich einfacher macht), viele dort anonym unterwegs sind (was Destruktion Tür und Tor öffnet) und es kein (näher bestimmtes) gemeinsames und verbindendes inhaltliches Ziel gibt. Darüber kann man staunen, oder aber auf die Idee kommen, dass das einzige, was an dieser Aussage ganz falsch ist, das »obwohl« ist. Wikipedia funktioniert, »weil« … muss es wohl eher heißen.
Der potenzielle Einsatzbereich von Wikis hat eine enorme Spannbreite: als internes kollaboratives Werkzeug für kleine Arbeitsgruppen, fürs Projektmanagement, als Forschungsarchiv, als Redaktionssystem für die Publikation von Projektfortschritten und Forschungsergebnissen, als Plattform für die Kommunikation mit der Öffentlichkeit … Wer aber ein Wiki einrichtet und dann, gefühlt oder tatsächlich, mit mangelnder und unausgewogener Beteiligung kämpft, muss sich fragen, ob eigentlich die Rahmenbedingungen stimmen. Stehen Hierarchien dagegen? (»Darf ich das so schreiben?«) – es ist eben nicht nur eine Frage der sachlichen Kompetenz, wer in einem gegebenen Umfeld »etwas zu sagen hat«. Steht das neue System in Kokurrenz mit längst im Projekt etablierten Verfahren? (»Das machen wir doch seit Jahren mit E-Mail – jetzt soll ich auch noch in einem Wiki arbeiten!«). Muss man die fortschreitende Kontrolle der individuellen Arbeitsleistung befürchten? – Wikis eignen sich ja (leider) auch dafür.
So gibt es in dieser Hinsicht wirklich Grund zur Reflexion, aber das war nur einer der vielen Aspekte, die ich aus der Konferenz »Wiki und die Wissenschaft« mitgenommen habe. Dass Wikis sich für eine Vielfalt von Zwecken eignen, dass ihr konkreter Einsatz solide erforscht und geplant gehört (und wird!), dass Wikis mit freien Inhalten nur so gut sein können, wie Wissenschaft, Kultur und Medien (die »Stakeholder«) ihnen das erlauben, dass man ihrem schier unendlichen Material mit Big-Data-Visualiserungen auf den Leib rücken kann, dass man weiter über Schnittstellen, Standards und Lizenzen reden muss, schließlich, dass »Listen to Wikipedia« nicht nur ein guter, sondern ebenso entspannender wie anregender Rat sein kann. Viel gelernt, was will man mehr !
Dem interessierten Publikum (und der Allgemeinheit) stand während der Konferenz das die Veranstaltungreihe begleitende Wiki zur Bearbeitung offen, und die Versorgung mit eduroam und weiterem WLAN war selbstverständlich – rundum gelungen.
Ein ganz subjektiver Eindruck der Berliner Gespräche zur Digitalen Kunstgeschichte IV. Wiki und die Wissenschaft, Jakob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum, 20. Feb. 2014.
Ach ja ! Was es auf sich hat mit »Listen to Wikipedia«, das verrät ein weiterer Klick …
Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3095
Noch einmal: Kritik der Verwaltungssprache um 1800
Zuletzt habe ich an dieser Stelle Klaus Margreiters HZ-Aufsatz zur Kritik der Aufklärung am Kanzleistil des Ancien Régime besprochen. Bei allem Lob habe ich angemerkt, dass die dort zitierte aktenkundliche Literatur nicht voll für dieses Thema ausgewertet wurde. Dazu jetzt mehr.
Beck (1997: 425-435) hat den Fall des neumärkischen Landrats v. Mülheim nachgezeichnet, der 1787 in seinen Berichten an die Kriegs- und Domänenkammer in Küstrin stillschweigend begann, die Kurialien fortzulassen, d. h. die auf den König gemünzte Anrede “Allerdurchlauchtigster großmächtiger König [...]” zu Beginn und
die Devotionsformel “Ich ersterbe [...]” zwischen Kontext und Unterschrift. Das wollte ihm die Kammer nicht durchgehen lassen, viel hatte sie aber nicht entgegenzusetzen, insbesondere nicht v. Mülheims Argument, wenn Friedrich der Große bei tatsächlich an ihn selbst gerichteten Immediatberichten auf die Kurialien verzichtet habe, könne eine Provinzialbehörde doch nicht darauf bestehen. Aber auch diese bestechende Logik half v. Mülheim nicht, weil die Sache durch eine Weisung des Generaldirektoriums zugunsten des Kurialienzwangs entschieden wurde.
Bemerkenswert sind die tieferen Überzeugungen hinter der beamtentypischen Formalargumentation des Landrats: Die altdeutschen Kurialien rühren an sein Stilempfinden. Sie seien pompös und geschmacklos. Ein Franzose schreibe seinen König einfach mit “Sire” an. Die aufgeklärte Verwaltungssprachkritik, die Margreiter behandelt, hat also bereits einen in der Lokalverwaltung tätigen märkischen Landadeligen erfasst. Dieser Landrat war entsprechend gebildet; gegenüber seinen Oberen in Küstrin führte er Homer, Melanchthon und hinduistische Gesetze ins Feld. Man müsste seine Sozialisation näher eruieren und als typisch oder atypisch für die Schicht kontextualisieren, aus der die untere Verwaltungsebene in Preußen zum Ende des 18. Jahrhunderts rekrutiert wurde. Dann könnten sich Aufschlüsse über die Breitenwirkung der Verwaltungssprachkritik ergeben.
Granier (1902) befasst sich mit dem 1800 trotz königlichen Wohlwollens gescheiterten Versuchung, die Kurialien in Preußen abzuschaffen oder wenigstens zu reduzieren. Die schroffe Ablehnung durch die Staatsminister (außer Hardenberg) ist in dem Kontext, in dem sie von Margreiter (2013: 678 f.) zitiert wird, nämlich hinsichtlich eines Glaubwürdigkeitsverlusts gegenüber den Untertanen, die gerade zu Staatsbürgern werden wollen, doch überzogen. Sie unterstricht aber, liest man die von Margreiter nur indirekt über Haß (1909) ausgewertete Miszelle ganz, eine andere Aussage (Margreiter 2013: 685): Das Kanzleizeremoniell wirkte sozialisierend und disziplinierend auf die Beamtenanwärter, gerade in revolutionärer Zeit:
Allerdings wird den schon gebildeten, fähigen, treuen Staatsdiener die Form des Styls, wenn sie heute verändert wird, nicht umwandeln [...]. Aber die Form wirkt in die ganze Zukunft hinein und trägt das ihrige bey zur Bildung künftiger Staatsdiener aller Classen.
Und da beim Beamtennachwuchs “ein ungewöhnlich starkes Maß von Selbstgefälligkeit, Eigendünkel, Anmaßungssucht und viele Keime zur Insubordination” festzustellen sein, müsse man zum einen diesen selbst Disziplin im Namen des Königs beibringen und sie zum anderen lehren, in dessen Namen zu sprechen, um “Würde und Ernst” zu gewinnen, so die Argumentation der Staatsminister (Granier 1902: 175) .
Wobei man hier allerdings auch einen aus konservativer Sicht vernünftigen Kern entdecken kann: Das umständliche Reskribieren im Namen des Landesherrn war im 17. Jahrhundert eine Innovation gewesen, um Verwaltungsakte zu legitimieren, die ohne dessen persönliche Beteiligung erlassen wurden – die “stellvertretenden Behördenverordnungen” waren entstanden (Haß 1909: 525; Meisner 1935: 35). Durch die Verwendung des Titels wurden die Beamten auf den Souverän verpflichtet und für ihre Handlungen in die Verantwortung genommen. Nur änderten sich die zugrunde liegenden politischen Vorstellungen in unserem Untersuchungszeitraum eben entscheidend.
Es bleibt noch zu erwähnen, dass erwartungsgemäß auch Hardenberg den von Margreiter heraus präparierten Diskurs der Verwaltungssprachkritik verinnerlicht hatte: Wieder begegnet der Topos der “barbarische[n] Schreibart ungebildeter Zeiten”. Die Umgangssprache habe sich weiterentwickelt, der “stilus curiae” sei stehengeblieben.
Margreiters Befunde werden also von dieser Seite her eindeutig bestätigt, wenn auch der aufklärerische Impetus gemischt ist mit dem profanen Überdruss von Verwaltungspraktikern an umständlichen Formalitäten.
Literatur
Beck, Lorenz Friedrich 1997. Geschäftsverteilung, Bearbeitungsgänge und Aktenstilformen in der Kurmärkischen und in der Neumärkischen Kriegs- und Domänenkammer vor der Reform (1786-1806/08). In: Beck, Friedrich und Neitmann, Klaus, Hg. 1997. Brandenburgische Landesgeschichte und Archivwissenschaft. Festschrift für Lieselott Enders zum 70. Geburtstag. Weimar, S. 417–438.
Granier, Hermann 1902. Ein Reformversuch des preußischen Kanzleistils im Jahre 1800. Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte 15, S. 168–180. (Online)
Haß, Martin 1909. Über das Aktenwesen und den Kanzleistil im alten Preußen. Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte 22, S. 521–575. (Online)
Margreiter, Klaus 2013. Das Kanzleizeremoniell und der gute Geschmack. Verwaltungssprachkritik 1749-1839. Historische Zeitschrift 297, S. 657-688.
Meisner, Heinrich Otto 1935. Aktenkunde. Ein Handbuch für Archivbenutzer mit besonderer Berücksichtigung Brandenburg-Preußens. Berlin.
Offene Archive 2.1 – Social media im deutschsprachigen Archivwesen (und im internationalen Kontext)
Vom 3. bis 4. April 2014 findet in Stuttgart die Tagung “Offene Archive 2.1 – Social media im deutschsprachigen Archivwesen (und im internationalen Kontext)” statt. Das vorläufige Tagungsprogramm : http://archive20.hypotheses.org/1178 (mit weiteren Informationen zur Anmeldung) Hashtag ist #archive20, getwittert wird unter @archive20. Beiträge der Tagung “Offene Archive 2.0. Social media im deutschsprachigen Archivwesen (und im internationalen Kontext)” (Speyer, 22./23.11.2012) sind auf dem Blog Archive 2.0 dokumentiert; auch ein Tagungsbericht ist online: Meinolf Woste, Offene Archive?, in: Archivar 2013/2, 197–201, http://archive20.hypotheses.org/689.
Testbeitrag für Twitter

Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam nonumy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. At vero eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea takimata sanctus est Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam nonumy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. At vero eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea takimata sanctus est Lorem ipsum dolor sit amet. Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam nonumy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. At vero eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea takimata sanctus est Lorem ipsum dolor sit amet.<!–more–>
Duis autem vel eum iriure dolor in hendrerit in vulputate velit esse molestie consequat, vel illum dolore eu feugiat nulla facilisis at vero eros et accumsan et iusto odio dignissim qui blandit praesent luptatum zzril delenit augue duis dolore te feugait nulla facilisi. Lorem ipsum dolor sit amet, consectetuer adipiscing elit, sed diam nonummy nibh euismod tincidunt ut laoreet dolore magna aliquam erat volutpat.
Ut wisi enim ad minim veniam, quis nostrud exerci tation ullamcorper suscipit lobortis nisl ut aliquip ex ea commodo consequat. Duis autem vel eum iriure dolor in hendrerit in vulputate velit esse molestie consequat, vel illum dolore eu feugiat nulla facilisis at vero eros et accumsan et iusto odio dignissim qui blandit praesent luptatum zzril delenit augue duis dolore te feugait nulla facilisi.
Nam liber tempor cum soluta nobis eleifend option congue nihil imperdiet doming id quod mazim placerat facer
Seine Augen trinken alles – Max Ernst und die Zeit um den Ersten Weltkrieg
Ausstellung im Max Ernst Museum Brühl des LVR vom 23. Februar bis 29. Juni 2014
Die Sonderausstellung »Seine Augen trinken alles – Max Ernst und die Zeit um den Ersten Weltkrieg« im Max Ernst Museum Brühl des LVR beleuchtet die künstlerische „Inkubationszeit“ des 1891 in Brühl geborenen Ausnahmetalentes in den 1910er und 1920er Jahren. Mit den poetischen Worten „Seine Augen trinken alles was in den Sehkreis kommt“ charakterisierte Max Ernst im Rückblick die vielfältigen Eindrücke, die er während seines Studiums an der Bonner Universität gesammelt hatte.
Es werden Kunstwerke und Objekte präsentiert, die ihn beeindruckten und die er kritisch rezipierte. In der von Museumsdirektor Achim Sommer und Jürgen Pech unter Mitwirkung von Ljiljana Radlović kuratierten Ausstellung werden eigenen frühen Werken Beispiele seiner damaligen Favoriten wie Delaunay, Macke, Klee, Picasso oder Matisse gegenübergestellt. Gemälde der von ihm kritisierten Künstler aus den Beständen des ehemaligen Städtischen Museums Villa Obernier kontrastieren mit diesen avantgardistischen Positionen. Die konservativ geprägte Ausbildung am Kunsthistorischen Institut der Universität Bonn sowie seine Faszination für ozeanische und afrikanische Kultobjekte werden thematisiert. Ebenso werden seine Erfahrungen während des Ersten Weltkrieges anhand von Briefen dokumentiert. Ein exemplarischer Ausblick auf seine Kunst nach 1918 zeigt seine Entwicklung hin zu neuen Formen und Inhalten. Somit erschließt die Ausstellung wichtige Wegmarken der künstlerischen Entwicklung von Max Ernst in einem bedeutungsvollen Kontext mit internationalen Leihgaben.
Einen Monat nach dem Abitur schreibt sich Max Ernst (1891-1976) im April 1910 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn ein, um Philologie zu studieren. In den Jahren bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges belegt er neben Germanistik, Romanistik und Philosophie Veranstaltungen in Psychologie und Psychiatrie sowie in Kunstgeschichte. Neben dem Studium ist Max Ernst künstlerisch tätig – so malt er um 1912 das großformatige Aquarell »Der See Bethesda«. Gleichzeitig schreibt er für die Bonner Zeitung Volksmund zahlreiche Kunst- und Theaterkritiken. Im August 1914 tritt er als Kriegsfreiwilliger in das Rheinische Feldartillerie-Regiment Nr. 23 ein und ist bis Oktober 1918 in Frankreich, Russland und Belgien im Einsatz. Während dieser Zeit entstehen einige wenige Arbeiten – Max Ernst konzentriert sich vor allem auf das „Durchhalten“ –, wie die Aquarelle „Von der Liebe in den Dingen“ von 1914 oder „Mondfische / Kampf der Fische“ von 1917. Nach Kriegsende kehrt er „als junger Mann, der ein Magier werden und den Mythos seiner Zeit finden wollte“ zum Leben zurück. In einer Reihe von dadaistischen Foto-Collagen, zu denen „die chinesische nachtigall“ von 1920 gehört, beginnt er Kriegsmotive ins Fantastische umzudeuten.
Begleitend zur Ausstellung werden darüber hinaus Veranstaltungen (Dada-Abend, Konzert, Modesalon), Führungen, Workshops sowie ein Sonderprogramm für Schulen angeboten. Die Termine und Themen werden auf der Museumshomepage www.maxernstmuseum.lvr.de sowie im Veranstaltungsprogrammheft bekannt gegeben.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit 272 Seiten. Preis an der Museumskasse: 39,90 Euro.
Dieses Ausstellungsprojekt wird durch das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.
Die Sonderausstellung ist Teil des Verbundprojekts „1914 – Mitten in Europa. Das Rheinland und der Erste Weltkrieg“ des LVR-Dezernates Kultur und Umwelt mit anderen Institutionen, das an den Beginn des Ersten Weltkrieges erinnert. Schirmherrin des Projektes ist Ute Schäfer, Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen.
Mehr Informationen unter: www.rheinland1914.lvr.de.
Besucherservice:
Max Ernst Museum Brühl des LVR
Comesstraße 42 / Max-Ernst-Allee 1, 50321 Brühl
www.maxernstmuseum.lvr.de
Tel +49 (0) 2232 5793 -0
Öffnungszeiten:
Geöffnet: Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr sowie Ostermontag, Pfingstmontag
Geschlossen: Montag sowie Weiberfastnacht, Karnevalssonntag, Rosenmontag, Karfreitag, 1. Mai
Anmeldung:
kulturinfo rheinland
Tel 02234 9921 555 | Fax 02234 9921 300
E-Mail: info@kulturinfo-rheinland.de
Vorverkauf mit Fahrausweis:
Tickets im Vorverkauf, inklusive VRS-Fahrausweis über www.bonnticket.de bzw. www.koelnticket.de
Ticket-Hotline 0228 502010 und an allen bekannten Vorverkaufsstellen: 7,59 Euro / ermäßigt 4,84 Euro, Familie: 16,17 Euro
Eintrittspreise:
Erwachsene: 6 Euro / ermäßigt 3,50 Euro
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre: Eintritt frei
Blogaward de.hypotheses – was soll ich denn nur wählen? Teil V. Themenblogs I.
Hier geht es in eine weitere Runde der Blogvorstellung. Heute kommen Themenblogs im Bereich der Geschichts-, Medien- und Religionswissenschaft sowie Psychologie “zu Wort”. Weitere Blogs , die inhaltlich ebenso in diese Rubriken passen, wurden bereits bei den Gemeinschaftsblogs sowie bei den Dissertationsblogs vorgestellt.
Geschichte / Archäologie (14 Blogs)
1. Aktenkunde http://aktenkunde.hypotheses.org/
2. Archäologiedigitale http://archdigi.hypotheses.org/
Innovative Forschungen der Archäologie. Die Vielzahl neuer digitaler Methoden und Forschungen soll in diesem Forum zusammen gebracht werden, um die Übersicht zu erleichtern. Dahinter steckt aber auch die Idee, digitale Methoden aus spezifischen Disziplinen auf Anwendung in weiteren archäologischen Disziplinen zu überprüfen. Der Fokus liegt dabei auf der frühgeschichtlichen Archäologie in Zentraleuropa.
3. De rebus sinicis http://wenhua.hypotheses.org/
Dieses Blog begleitet die Arbeit an einer Einführung in die Grundlagen der Kulturgeschichte Chinas und präsentiert regelmäßig digitale und analoge Fundstücke zu den unterschiedlichsten Facetten des Themas. Ziel ist die Verbreitung von wissenschaftlicher Informationen zur Kulturgeschichte Chinas.
4. Deutsche Nachkriegskinder revisited http://zakunibonn.hypotheses.org/
Thema des Blogs ist die Studie “Deutsche Nachkriegskinder”, die 1951 bis 1962 von Hans Thomas und seinen Kollegen an sechs Standorten in Deutschland durchgeführt wurde. Die Originaldaten dieser Studie sind erhalten geblieben, das Zentrum für Alternskulturen (ZAK) hat begonnen die Originaldaten zu sichten. Es entstand der Plan, diese Studie als Langzeitstudie über die gesamte Lebensspanne fortzusetzen. Das Blog soll die damalige Studie dokumentieren, neue Forschungsergebnisse präsentieren und die Revitalisierung der Studie begleiten.
5. dk-blog http://dkblog.hypotheses.org/
Das dk-blog widmet sich der Erforschung des Dreißigjährigen Krieges. Es sammelt und präsentiert erste Ideen, Gedankengänge und thematische Skizzen. Die Einträge im dk-blog repräsentieren nichts Endgültiges, sondern sollen anregen, auf offene Fragen zu reagieren und Probleme gemeinsam zu lösen.
6. Edelfrauen http://edelfrauen.hypotheses.org/
Der Blog “Edelfrauen” ist der erste deutschsprachige Blog, der sich ausschließlich der Erforschung adeliger Frauen in der Frühen Neuzeit widmet. Unter dem Motto “Lebensalltag, Handlungsfelder, Netzwerke” werden hier zentrale Konzepte und Ergebnisse des Forschungsbereichs vorgestellt. Und das sowohl verallgemeinernd wie auch anhand konkreter Fallbeispiele.
7. Geschichte verwalten http://geschichtsadmin.hypotheses.org/
Dieser Blog ist für Reflexionen aus der Praxis des Studienmanagements gedacht. Neben Forschung und Lehre ist auch die Administration von Forschung und Lehre inzwischen einem Professionalisierungsschub unterworfen. Das Studienmanagement hat dabei im Fach Geschichte Berührungspunkte zu Studium und Lehre selbst und ist dort auch forschend tätig, wo es die eigene Arbeit berührt: etwa im Bereich der bisher nicht entwickelten fachspezifischen Hochschuldidaktik im Fach Geschichte.
8. Historisch denken | Geschichte machen http://historischdenken.hypotheses.org/
Geschichte ist nicht statisch – sondern das, was die jeweilige Gegenwart aus der Vergangenheit macht. Dieses Blog will Entwicklungen zum historischen Denken und Lernen in der Schnittmenge von Geschichtsdidaktik, historisch-politischer Bildungsarbeit und Geschichtsunterricht mitverfolgen und anregen.
9. Mind the Gap(s) http://mindthegaps.hypotheses.org/
Das Blog begleitet Forschungsarbeiten zu europäischen China-Bildern und zur Rezeption Chinas in Europa/im Westen quer durch die Zeit. Schwerpunkte sind Texte/Bilder aus der Zeit vor 1700 und nach 1869. ‘Mind the gap(s)‘ umfasst einige laufende Projekte. ‘Mind the gap(s)’ meint ‘gaps’ zwischen Europa und China/China und Europa, zwischen Einst und Jetzt und zwischen Digitalem und Analogem.
10. Neues vom Westphälischen Frieden http://nwfk.hypotheses.org/
Entwicklung und Verbreitung wissenschaftlicher Informationen, Entstehung eines Netzwerks, Mitteilen von Arbeitshypothesen: Thema des Blogs sind neue Ansätze in der historischen Friedensforschung am Beispiel des Dreißigjährigen Krieges und des Westfälischen Friedenskongresses.
11. Ockenheim http://ockenheim.hypotheses.org
Dieses Blog dient für aktuelle und archivierte Werkstattberichte meiner Forschungen zu meiner Heimatgemeinde Ockenheim. Abgeschlossene Darstellungen zur Ockenheimer Geschichte finden Sie auf geschichte-ockenheim.de.
12. Schmelztiegel Hoyerswerda http://hoyerswerda.hypotheses.org/
Geschichte, Migration und Erinnerung: Das 2013 begonnene Projekt untersucht die Veränderung von lokalen Erinnerungskulturen nach dem Systemwechsel des Jahres 1989 in Hoyerswerda. K. Erik Franzen schreibt in diesem privaten Blog über seine Forschungen zu Hoyerswerda: Ein Mix aus der Vorstellung und Vermittlung wissenschaftlicher Informationen, der Diskussion seiner Studie und der Reflexion des Arbeitsprozesses.
13. Schweden Mitstand des Reiches http://smdr.hypotheses.org/
Im Fokus steht Schwedens Doppelrolle als auswärtige Macht und Reichsstand des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und deren politische Gestaltung. Nun beginnt die wissenschaftliche Annäherung und Aufbereitung. Das Blog soll den Prozess der Arbeit an meiner Habilitation begleiten, erste Gedanken und Ideen sammeln und zur Diskussion einladen.
14. Übergangsgesellschaften http://uegg.hypotheses.org/
Ländliche Mikrogesellschaften in Europa waren im Zeitraum zwischen 1850 und 1950 vor allem Übergangsgesellschaften. Vielfältige Transformationen wirkten von außen auf sie ein, ebenso vielfältige Dynamiken entfalteten sich in ihrem Inneren. Wie sich diese Übergänge in alltäglichen politischen Formen – innerhalb der ländlichen Gesellschaften wie über ihre Grenzen hinaus – äußerten, ist Gegenstand des Projekts, über dessen laufende Forschung in diesem Blog berichtet wird.
Medienwissenschaften (4 Blogs)
1. Holocaustwebsites http://holocaustwebsites.hypotheses.org/
Durch die Nutzung des Mediums Internet wird deutlich, dass es neue Strukturen der Entscheidungsfindung in der Gesellschaft gibt, die die Möglichkeiten traditioneller Massenmedien übersteigen sowie neue Formen und Foren der Öffentlichkeit erzeugen. Diese Phänomene werden im Forschungsprojekt “Holocaust-Websites zwischen Mediendiskurs, Geschichtspolitik und Aktionismus” für das klassische historische Thema “Holocaust” untersucht, das Blog begleitet dies.
2. Krosworldia http://kristinoswald.hypotheses.org/
Entsprechend dem Motto “Medien Wissenschaft Gesellschaft in Geschichte und Zukunft“, sind aktuelle Veränderungen im (geistes)wissenschaftlichen Arbeiten, im Wissenschafts- und Kulturmanagement vorrangiges Thema des Blogs. Als Timeline soll der Blog nicht nur Entwicklungen der Humanities aufzeigen, sondern zum Nachdenken oder -lesen anregen.
3. Media Resistance http://mediares.hypotheses.org/
Der Blog untersucht das Verhältnis von Massenmedien, Widerstand und Medialität. Medientheoretische Überlegungen zum Verhältnis von Medium – Medialität – Störung verbinden sich mit Sichtung, Analyse und Diskussion verschiedener Strategien, wie gegen und mit Medien widerständige Praktiken artikuliert werden. Ausgangspunkt ist die derzeitige Widerstandsbewegung in der Türkei und der dort geführte Kampf um medial inszenierte Wirklichkeiten.
4. MusErMeKu http://musermeku.hypotheses.org/
MusErMeKu steht für Museum, Erinnerung, Medien und Kultur. Der Blog beschäftigt sich mit unterschiedlichen Ausstellungsthemen und -konzepten, diskutiert museums- und kulturwissenschaftliche Fragestellungen und untersucht gesellschaftliche Ereignisse. Ein besonderer Schwerpunkt liegt im Bereich der Erinnerungskultur.
Psychologie
1. Einblicke in die Psychologie http://psych.hypotheses.org/
Begeisterung für Sozialwissenschaft im Allgemeinen und Psychologie im Besonderen. Wissenschaft ist einerseits das Erarbeiten neuer Erkenntnisse und andererseits die Aufarbeitung von bereits Bekanntem sowohl für Nachwuchswissenschaftler als auch für interessierte Laien. Die Einblicke in die Psychologie sind eine Form letzterer Aufarbeitung.
Religionswissenschaften (2 Blogs)
1. Diversitas Religionum http://diversitas.hypotheses.org/
This is an individual researcher’s blog and still very much under construction. I hope to use it to document questions and ongoing research in my research project “Diversitas religionum. Foundations of a European discourse of religious diversity in the thirteenth century”.
2. Grámmata http://grammata.hypotheses.org/
Das Anliegen des Blogs ist es, den Bogen zwischen den eigenen (neutestamentlichen) Forschungen und einer interessierten Öffentlichkeit zu spannen. Konkret sind Blog-Beiträge zu ganz verschiedenen Themenbereichen geplant: Einblicke in den eigenen Arbeitsalltag an der Uni Mainz, Kurioses aus dem Uni-Leben, interessante Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt und so weiter und so weiter.
Zur Wahl geht es hier: https://survey.openedition.org/index.php/885382/lang-de
____________
Siehe auch:
Blogaward de.hypotheses – was ich denn nur wählen? Teil I. Dissertationsblogs
Blogaward de.hypotheses – was ich denn nur wählen? Teil V. Themenblogs I.
Blogaward de.hypotheses – was ich denn nur wählen? Teil VI. Themenblogs II.