4. Januar-TwInterview mit Prof. Dr. Gudrun Gersmann

Am Freitag, 24.1.2014, fand das vierte der angekündigten Januar-TwInterviews statt. Meine Gesprächspartnerin war Prof. Dr. Gudrun Gersmann, Professorin für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität zu Köln. Im Gespräch ging es neben allgemeinen Fragen der Digital Humanities vor allem um das in Köln konzipierte und knapp vor der Realisierung stehende Projekt der “Historicum-EStudies”. Ich danke Frau Gersmann und ihrem Kölner Team sehr herzlich für ihre Bereitschaft, sich für das TwInterview Zeit zu nehmen, sich überhaupt auf dieses kommunikative Wagnis einzulassen. Vor allem danke ich im Namen aller Interessierten für die Offenheit, Informativität und Freundlichkeit der Antworten.

Nachzulesen ist das TwInterview hier: http://storify.com/mdemanto/twinterview-mit-ggersmann

Allen, die sich durch Fragen, Retweets und Favs beteiligt haben, danke ich sehr.

Quelle: http://digigw.hypotheses.org/550

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Matthias Bischel: Die Netzwerke des Gustav von Kahr. Workshop Weimar / Personengeschichte

Abstract zum Dissertationsvorhaben.

Der hohe Verwaltungsbeamte Gustav Ritter von Kahr (1862-1934), in erster Linie bekannt als kurzzeitiger Bayerischer Ministerpräsident (1920/21) sowie als Generalstaatskommissar (1923/24) mit ungeklärter Rolle beim Münchener Hitlerputsch, ist bis heute ein in Publizistik und Wissenschaft häufig thematisierter und diskutierter Akteur. Insbesondere die mit der Entwicklung der zum Teil radikal antidemokratischen Bewegungen im Umfeld der sogenannten `Ordnungszelle Bayern´ befasste Literatur bemüht sich seit Jahrzehnten, die Rolle des rechtskonservativen und zudem klischeebehafteten Politikers in diesem Kontext zu beschreiben und einzuordnen.
Umso seltener und zumindest auf den ersten Blick durchaus überraschend tritt uns hingegen die Person des Gustav von Kahr als Protagonist, das heißt als eigenständiges, um seiner selbst willen behandeltes Objekt der Forschung entgegen; über den Rahmen einiger knapper Aufsätze und themenspezifischer Beiträge hinaus liegt bislang keine umfassendere Arbeit zur “bayerischen Napoleonsgröße von 1923″ (Wilhelm Hoegner) vor.

Auch das hier vorgestellte Dissertationsvorhaben ist nicht als erschöpfende Lebens-beschreibung im klassischen Sinne angelegt. Wird diese Aufgabe eher durch Kahr selbst in der demnächst abgeschlossenen kommentierten Erstpublikation seiner umfangreichen Memoiren erfüllt, will die geplante Studie die darüber hinausgehende Gelegenheit ergreifen, einen privilegierten Einblick in die Lebenswelt der um den zeitweiligen Ministerpräsidenten und Generalstaatskommissar feststellbaren Personengruppen zu gewinnen. Die unter anderem auf den Ergebnissen der Edition aufbauenden Erkenntnisinteressen lassen sich wie folgt definieren:
Einerseits soll die Rekonstruktion des Kontaktumfeldes einer der maßgebenden Figuren des national-konservativen Bayern dazu dienen, den potenziellen Aktionsradius des sich selbst als politische Funktionselite begreifenden Staatsbeamtentums auszuloten, um damit den weiterhin bestehenden Einfluss dieses nicht demokratisch legitimierten Kollektivs kurz vor und vor allem kurz nach der verfassungsrechtlichen Parlamentarisierung zu taxieren.
Andererseits ist parallel dazu in Umkehrung dieser stärker personenzentrierten Perspektive beabsichtigt, in Emanzipation von einer rein strukturalistischen Betrachtungsweise die Gestalt und Funktionsweise verschiedener, meist auf München konzentrierter Netzwerke nachzuvollziehen. So wird der Versuch unternommen, ausgehend von der realen Einbindung eines herausragenden Vertreters seiner Gesellschaftschicht die bestehenden Kenntnisse über Querverbindungen und aktives Kontaktmanagement innerhalb sowie zwischen den untersuchten Kreisen zu bündeln und zu vertiefen.
Die analytische Betonung einer solchen kontextorientierten Akteursperspektive wird die Dynamisierung jenes sich wechselseitig ergänzenden Ansatzes ermöglichen: Erleichtert sie bereits die Beobachtung der zeitlichen und räumlichen Entwicklung der Beziehungsgeflechte, erhöht sie insbesondere die Sensibilität für deren gezielten Einsatz als politisches Instrument und soziale Ressource, das heißt für deren tatsächliche Relevanz.
Kompakt formuliert versucht die Studie also über die Beschreibung von netzwerkbasierten Rekrutierungs-, Mobilisierungs- und Umsetzungsprozessen eine Annäherung an den Politikstil der Zeit in Ergänzung zu den inzwischen gängigen diskursanalytischen oder symbolorientierten Methoden zu leisten.

Die für das Thema einschlägige Überlieferungssituation begünstigt im Grundsatz die angedeutete Herangehensweise: Denn legte Kahr beim Verfassen der schon erwähnten Lebenserinnerungen ohnehin viel Gewicht auf die Darstellung der freilich nicht durchgehend vollständig und adäquat beschriebenen Kontakte, erlauben neben seinem eigenen über 30 zum Teil sehr aussagekräftige Nachlässe wichtiger Bezugspersonen aus Verwaltung, akademischen Umfeld, Heimatschutzbewegung, Künstlerkreisen, Landwirtschaft und nationalen Verbänden die kritische Bewertung dieser Verbindungen. Zusätzlich bereichert wird der zentrale Überlieferungskorpus durch Bestände der mit den aufgeführten Tätigkeitsfeldern befassten Institutionen sowie durch im Karriereverlauf Kahrs entstandene Verwaltungs-, Personal- und Handakten bei verschiedenen Behörden; des weiteren nicht zu vergessen sind gedruckte Quellen wie Zeitungsartikel, veröffentlichte Reden oder zeitgenössische Publizistik.

Bietet somit die Zentrierung auf einen bekannten Angehörigen der genannten Netzwerke eine aussichtsreiche Strukturierungsmöglichkeit der vorhandenen Überlieferung, muss die vor diesem Hintergrund entworfene Vorgehensweise ebenso die durch die Quellenlage gesteckten Grenzen der Erkenntnis berücksichtigen: Denn lässt das vorhandene Material zwar Verbindungslinien zu allen relevanten Kreisen erkennen, machen zugleich dessen unterschiedliche Dichte und in einigen Fällen sogar recht ausgeprägte Lücken die Durchführung einer statistisch-systematischen Netzwerkanalyse letztlich unmöglich.
Der stattdessen bei der konzeptionellen Umsetzung gewählte Blick auf das jeweilige Zusammenwirken der identifizierten Beziehungskreise bei ausgewählten Gelegenheiten – etwa beim Besuch Hindenburgs 1922, bei der `Rettung´ historischer Gebäude oder bei der personellen Besetzung des Generalstaatskommissariats – verlegt sich daher auf die Beobachtung der Netzwerke in Aktion. Neben der teilweisen Kompensation der aufgrund der Überlieferungsdefizite vorhandenen Erkenntnisbeschränkungen liegt der zusätzliche Vorteil einer derartigen Herangehensweise auf der Hand: Der Gefahr einer monokausalen Erklärungstendenz von vorneherein begegnend wird es auf diese Weise möglich sein, zu unterschiedlichen Zeitpunkten die vorgestellten Sozialgefüge in den Blick zu nehmen, um angesichts von Situationen praktischer Bewährung zu einer realistischen Einschätzung ihres Entwicklungsstandes, ihrer Funktionen und ihrer jeweiligen Beanspruchung zu gelangen.
Damit wird ein wesentlicher Beitrag der vorbereiteten Studie darin bestehen, über das feststellbare Ausmaß der erfolgreichen Aktivierung sozialen Kapitals die tatsächliche Bedeutung jener meist sorgfältig gepflegten Beziehungssysteme zu bestimmen und damit zugleich die nicht zuletzt auf diesem Fundament ruhende Machtposition Gustav von Kahrs näher einzuordnen.

Da es freilich zu weit führen würde, im Rahmen des Workshops das inhaltliche oder konzeptionelle Fundament des Vorhabens im Detail vorzustellen, soll die skizzierte Vorgehensweise mit Blick auf die autobiographische Selbsteinschätzung Kahrs veranschaulicht und konkretisiert werden: Mit der Rekonstruktion des in den Erinnerungen beschriebenen Kontaktumfeldes stellt der Vortrag die zentrale Arbeitsgrundlage der Studie vor und versucht die Zuhörerschaft mit den Potenzialen und Herausforderungen des Projektes vertraut zu machen.

 

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Quelle: http://histbav.hypotheses.org/1486

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Die Auswirkung von Kontrolle und Orientierung auf Crowdsourcing

marionette04Vier zentrale Bedürfnisse

Bedürfnisse sind die Grundlage menschlichen Handelns. Die Befriedigung der Existenzbedürfnisse, wie ausreichend Nahrung, Kleidung und Wohnung ist allein nicht ausreichend, um ein zufriedenes Leben zu führen. Wir Menschen haben weitere Bedürfnisse, die uns Wohlbefinden bringen und aufgrund derer wir handeln. Doch welche sind das?

Es gibt eine ganze Reihe von Bedürfnistheorien, die jeweils zahlreiche Bedürfnisse nennen. Epstein/Grawe hingegen nennen nur vier. Wenig im Gegensatz zu den anderen. Diese vier Bedürfnisse sind jedoch von besonderer Relevanz, denn finden sie Berücksichtigung, hat man bereits gute Rahmenbedingungen geschaffen und entscheidende Schritte für ein erfolgreiches Handeln oder eine vielversprechende Projektumsetzung gemacht. Es handelt sich um das Bedürfnis nach:

  • Kontrolle und Orientierung
  • Bindung (Gemeinschaft)
  • Selbstwerterhöhung
  • Lustgewinn und Unlustvermeidung

Das Bedürfnis nach Kontrolle und Orientierung

Wann haben wir Kontrolle über die Dinge? Wenn wir handeln. Wenn wir aktiv sind. Wenn wir das tun können, was wir tun wollen. Wenn wir die Dinge um uns herum verstehen.

Hier beispielhaft ein paar Lebenssituationen, die das Bedürfnis nach Kontrolle ansprechen:

  • Ungewißheit ist sehr belastend und wir können sie nicht lange aushalten. Dies ist z.B. in Situationen der Fall, in denen wir eine ausstehende Entscheidung nicht in der Hand haben.
  • Das Wissen darüber, was mit unseren Daten im Internet geschieht.
  • Die Angst vor Krankheit und Alter ist auch eine Angst, auf andere angewiesen zu sein und Selbstbestimmung (Kontrolle) zu verlieren.
  • Ausnahmezustände wie Konflikte bis hin zum Krieg sind u.a. deshalb so schlimm, weil Menschen die Kontrolle über ihre Gesundheit, Familie, ihr Hab und Gut, schlichtweg über ihr Leben verlieren.

Fazit: Überall dort, wo die Möglichkeit zur Beeinflussung unseres Handelns oder unserer Lebensumstände sinkt, verletzt das unser Bedürfnis nach Kontrolle.

Crowdsourcing und das Bedürfnis nach Kontrolle

Für Softwareanwendungen, und damit auch für internetgestütztes Crowdsourcing, ist es deshalb für den Nutzer wichtig, die Kontrolle über seine Teilnahme zu behalten. Dazu zählt jede Aufklärung über den Ablauf des Projekts:

  • Art und Umfang der Erhebung von persönlichen Daten
  • Art und Umfang der Nutzung der Daten durch den Crowdsourcing-Anbieter
  • Bei Projekten, bei denen die Lösung eines Problems gesucht wird: Transparenz über die Regeln von der Definition der Idee seitens der Nutzer bis hin zur Auswahl der Siegerlösung.
  • Regelung des Lizenzrechts, falls die Siegerlösung in einer Produktidee besteht.
  • Art und Höhe einer Vergütung (oder Incentives) für die Siegerlösung.

Ethische Verantwortung für den Crowdsourcing-Anbieter bei gamifizierten Anwendungen

Insbesondere bei gamifizierten Anwendungen stellt sich die Aufgabe für den Crowdsourcing-Anbieter, die Anwendung einerseits attraktiv zu gestalten, so dass die Nutzer eine Weile mit Spaß bei der Sache sein können. Andererseits sollte die Anwendung nicht zu attraktiv sein, denn der Nutzer sollte die Dauer seines Einsatzes selbst bestimmen können. Es ist eine Frage der Ethik, die Anwender aufhören lassen zu können.

Wissensgebiete, die Kontrolle und Orientierung verwirklichen können

Als maßgebliche Wissenschaftszweige, die im Rahmen des internetbasierten Crowdsourcings den Aspekt der Kontrolle umsetzen können, möchte ich die Informatik und die Sozialpsychologie nennen. Gemeinsam ist es ihnen möglich, die Software gemäß den o.g. Anforderungen gestalten.

Das für mich Frappierende liegt in den einfachen, ja selbstverständlich klingenden Anforderungen. Das Problem jedoch ist, dass ihre fachgerechte Umsetzung Interdisziplinarität erfordert. Die Informatik allein kann das nicht bewerkstelligen. Die Psychologie auch nicht. Nur die gemeinsame Umsetzung des jeweiligen Fachwissens wird menschengerechte und damit erfolgreiche Lösungen schaffen.

Weitere Artikel dieser Serie:

  1. Auftakt zur Artikelreihe: Was macht Crowdsourcing erfolgreich?
  2. Crowdsourcing: Definition und Prozessbeschreibung
  3. Die Auswirkung von Kontrolle und Orientierung auf Crowdsourcing
  4. Die Auswirkung von Bindung auf Crowdsourcing
  5. Die Auswirkung von Selbstwerterhöhung auf Crowdsourcing
  6. Die Auswirkung von Lustgewinn und Unlustvermeidung auf Crowdsourcing

Literatur:

Nicola Döring: Sozialpsychologie des Internet. Die Bedeutung des Internet für Kommunikationsprozesse, Identitäten, soziale Beziehungen und Gruppen, Göttingen 2003

Dieter Frey, Martin Irle (Hrsg.): Theorien der Sozialpsychologie, Band III, Motivations-, Selbst- und Informationsverarbeitungstheorien, Göttingen 2002

Gassmann, Oliver: Crowdsourcing. Innovationsmanagement mit Schwarmintelligenz, 2. Auflage, München 2013

Klaus Grawe: Psychologische Therapie, Göttingen 2000

Quelle: http://games.hypotheses.org/1503

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Warum wird im Stadtarchiv Speyer gebloggt …?

Warum, worüber und zu welchem Zweck wird im Stadtarchiv Speyer gebloggt? 

Ein Beitrag zur Blogparade zum 2. Geburtstag von siwiarchiv (verbunden mit herzlichen Grüßen,-).

In diesem Beitrag stehen persönliche Überlegungen und Erklärungen im Vordergrund. Ich denke jedoch, dass die weiteren “bloggenden” bzw. in den social media-Kanälen des Stadtarchivs tätigen Kolleginnen (derzeit Michaela Hayer, Doreen Kelimes – @reen_ke und Elisabeth Steiger – @EMSteiger) diesen Beitrag bestätigen können.

Wie und warum ein Archiv bzw. Archivar die üblichen Web20-Anwendungen nutzen soll (auch mal jenseits von Facebook), das habe ich ja bereits mehrfach beschrieben/präsentiert – dass auch hier die Archive in Deutschland zumeist “Spätzünder” sind – dies ist leider Fakt. Dennoch hat sich in den letzten Jahren und Monaten einiges bewegt, woran sicherlich verschiedene Tagungen, Fortbildungen usw. usf. ihren Anteil haben dürften (demnächst stehen neben der zweiten Auflage der Offenen Archive auch Fortbildungen in NRW zum Thema an, der Südwestdeutsche Archivtag steht unter dem Motto “Neue Ressourcen für alte Archive”, der Deutsche Archivtag hat eine eigene Web20-Sektion usw. – weiteres bitte im Kommentar ergänzen,-).

Eine umfassende Nutzung von Anwendungen mag zunächst als Schwierigkeit angesehen werden. Aber: es ist mehr eine Frage der Organisation, weniger des Zeitbudgets. Es ist mehr eine Frage der Einstellung zur Sache (Stichwort Offenheit, Transparenz, auch Kommunikation), als eine der Technik… Ja, und es kann Spaß machen (und trotzdem anstrengend sein), das reale Leben eben…

Insofern ist es sehr wichtig zu sagen, dass die breite Palette an Web20-Anwendungen des Stadtarchivs nicht zu einem “Wirrwarr” geführt hat. Hauptkanäle sind Facebook und Twitter (neben @Speyer_Archive auch @ARhenanum und vor allem @archive20!), sie dienen auch zur Verbreitung der “richtigen” Blogbeiträge; dazu kommen auf der “Fotoebene” (wichtig für ein Kommunalarchiv!) Flickr und der vor kurzem “wiederbelebte” Account bei Pinterest – alles in allem genutzt für einfache virtuelle Präsentationen und Ausstellungen, kleine crowdsourcing-Projekte oder auch Bildstrecken zu Veranstaltungen (Pinterest auch zusätzlich zum Verbreiten herausragender Fotos, die wir auch auf FB stellen). Dazu kommen Sideshare und ein noch junger YouTube-Kanal. Dazu kommen digitale Präsentationen/Findmittel, die aber nur der Vollständigkeit halber hier erwähnt werden.

Ein eigenes Blog stand zunächst nicht so recht zur Debatte – eher hätte ich (nach dem siwiarchiv-Vorbild) an ein regionales, archivisch-landesgeschichtliches Blog gedacht; das mag durchaus einmal noch kommen (oder dieses Blog mag in diese Richtung gehen…),- Die “Gefahr”, als einzelnes Archiv nicht genügend Beiträge abliefern zu können – dies war wohl der (Haupt)Grund, davon abzusehen. Die Entwicklung ging vielmehr in Richtung thematischer Blogs:

Neben einem kleinen stadtgeschichtlichen Blog (Hausbuch von Johann Michael Beutelspacher 1795 – Bloggen einer Quelle, Transkriptionen u.ä.) begannen wir anlässlich der Vorbereitung der Speyerer Tagung Offene Archive (November 2012) damit, ein Tagungsblog aufzusetzen (DIESES Blog). Es ist mittlerweile wesentlich mehr als “nur” Konferenzvorbereitung, -begleitung und -nachberichterstattung…

Ebenfalls ein Gemeinschaftsblog ist die Präsenz des oberrheinischen EU-Projekts Archivum Rhenanum – und in diesem Fall ist die Form eines Gemeinschaftsblogs die einzig gangbare, um regelmäßig Posts anbieten zu können (und dann noch zweisprachig, in zwei Blogs…). Während das gerade im Aufbau befindliche Virtuelle Speyerer Gedenkbuch 1933-1945 wesentlich auf Feedback, ergänzenden Informationen etc. aus dem Ausland hofft (wie bei ähnlichen Projekten), möchten wir beim gemeinsamen Stadtarchiv-Blog “Archivar-Kamera-Krieg” die umfassende Bearbeitung und Digitalisierung eines aus unserer Sicht herausragenden Fotobestandes von Beginn an dokumentieren, also bloggend einen Einblick geben. Da im Fall der Fotos auch einiges im Bereich der Konservierung, Verpackung usw. zu machen ist, hoffen wir auch da auf Kommentare und Verbesserungsvorschläge. Und: da die old-style-Publikation der Fotos (Buch, samt wissenschaftlichen Beigleittexten), so wünschenswert sie auch wäre, derzeit kaum leistbar ist, bloggen wir auch zu den Inhalten der Fotos und zur Person des Fotografen. Das Endergebnis ist, abgesehen von der grundlegenden Erschließung, Digitalisierung (und Online-Präsentation, wohl), noch offen – dokumentieren und informieren ist das Motto.

Ganz knapp jetzt:

Warum sollen Archivare und Archive bloggen? Und worüber?

Um über ihre oft staubumnebelte Arbeit zu berichten, um einen vertieften Blick hinter die Kulissen zu bieten, um (wichtig) spezielle Projekte oder Themen herauszuarbeiten (besser jedenfalls, als “nur” mit Facebook z.B., viel besser als statisch via Homepage o.ä.). Thematische Blogs können zeitlich begrenzt sein, Beiträge entstehen aus der Arbeit an der Sache heraus relativ einfach und schnell. Übrigens steigt auch die “Presse” sehr gut auf thematische Blogs ein, lässt sich informieren und berichtet dann auch gerne printweise, so geschehen bei den “Kriegsfotos” zuletzt, aber auch bei Archivum Rhenanum und Archive20 – und wohl auch beim Virtuellen Gedenkbuch.

Worüber bloggen? Generell mal über alles, was man auch auf Facebook “verbrät”, aber halt ausführlicher, etwas genauer, auch gerne mal wissenschaftlicher. Gerade die alltäglichen Dinge (“wir räumen um im Magazin, wir heben Archivalien aus oder verpacken diese, warum und wie verpacken wir) interessieren auch. Und über vieles mehr… Aber dieser Beitrag ist nicht enzyklopädischer Natur,- Man kann auch mal darüber bloggen, dass das Bloggen technisch simpel ist (WordPress usw.),-

Nochmals zum Beginn 2011/12 : Hätte man damals “das” Stadtarchiv-Blog an sich begonnen, würde es nun weniger thematische Blogs beim Stadtarchiv geben. Aber gerade diese machen den Reiz an der Sache aus und sind aus meiner Sicht den Nicht-Eingeweihten einfacher zu erklären (Stichwort: Unterschied zur Homepage). Sie sind aber erst im Zusammenhang mit den sonstigen social media-Angeboten des Archivs ein Rundum-Wohlfühlpaket (,-) und machen sicherlich allen Mitbloggenden durchaus Spaß… Ein Blogbeitrag, ohne ihn zu teilen, ist nur die Hälfte wert.

Quelle: http://archive20.hypotheses.org/1156

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Entstehung des ›neuen‹ Nordens – einige Gedanken zum Kieler Frieden 1814

Vor 200 Jahren wurde in Kiel ein Friedensschluss unterzeichnet, an den dieser Tage erinnert wird. Mit diesem Vertrag verzichtete Dänemark zugunsten des alten Erbfeindes Schweden auf Norwegen, das seit 1380 zum dänischen Reich gehört hatte. Nach Schweden wurde nun auch Dänemark »Opfer« der Napoleonischen Kriege: Schweden hatte wegen seiner Gegnerschaft zu Frankreich 1808/09 bereits Finnland an Russland abtreten müssen. Nun ging es gewissermaßen umgekehrt zur Sache: Dänemark musste einen bitteren Preis für seine Teilnahme an der Kontinentalsperre bezahlen. Für die Dänen war das seinerzeit letztlich die Kulmination einer ganzen Reihe von nationalen Katastrophen: Nach der Bombardierung Kopenhagens durch die britische Flotte 1801 und dem 1813 durch die hohen finanziellen Belastungen des Krieges hervorgerufenen Staatsbankrott war der Verlust Norwegens ein weiterer Schlag. Die Entschädigung mit dem auf einen recht kleinen territorialen Bestand zusammengeschrumpften Schwedisch-Pommern konnte da kaum als angemessen gelten. Dies galt anderthalb Jahre später umso mehr, als Dänemark auch dieses Zipfelchen Land an Preußen abtreten musste, das alte, seit brandenburgischen Zeiten bestehende Erbansprüche geltend machte. Es hätte allerdings noch schlimmer kommen können: Im ursprünglichen Entwurf hätte Dänemark auch die ursprünglich zu Norwegen gehörenden Beilande Island, Grönland und die Färöer abtreten sollen. Diese verblieben letztlich aber doch bei Dänemark (was wiederum später für Zwist mit Norwegen sorgen würde…).

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Die in Kiel aufgestellte Stele, mir der an den Buchwaldschen Hof erinnert wird.
Wikimedia Commons, gemeinfrei

Die bald folgenden Unabhängigkeitsbestrebungen der Norweger drohten die schwedische Übernahme zu unterminieren. Dagegen gingen die Schweden durch einen rasch durchgeführten Kriegszug vor und zwangen Norwegen in eine Union, die bis 1905 halten sollte. Zuvor hatten sich die Norweger aber im Mai 1814 in Eidsvoll eine eigene Verfassung gegeben (die als damals modernste in Europa galt) und beriefen sich, obwohl sie die Union mit Schweden zähneknirschend akzeptierten, immer wieder auf dieses Grundgesetz (grunnloven). Norwegen blieb aber – auch das war wichtig – ein eigenständiges Königreich und wurde »lediglich« vom selben König regiert wie die Schweden, es durfte zudem keine eigene Außenpolitik führen.

Mit dem Kieler Frieden war eine Phase der staatlichen Neuordnungen in Nordeuropa an ihr Ende gekommen, die den Weg für die künftige Entwicklung vorzeichnete. Mit der Abtretung des östlichen schwedischen Reichsteils an das Zarenreich wurde daraus das Großfürstentum Finnland und dieses damit erstmals eine eigenständige politische Entität. Der Kieler Frieden brachte zwar nicht die Eigenstaatlichkeit Norwegens mit sich, doch der Unwille der Norweger, zum Spielball der Interessen anderer zu werden, führte zumindest dazu, dass wieder eine eigene norwegische Monarchie entstand – erstmals seit 1380 oder genauer gesagt, seit 1536, als der norwegische Reichsrat abgeschafft wurde. Damit war die später von Henrik Ibsen so genannte Zeit der »400jährigen Nacht« vorbei, als die die gemeinsame Zeit mit Dänemark mittlerweile gedeutet wurde. Die wesentlich stärker verhasste Union mit Schweden überdeckte dies aber rasch.

Mit der Entstehung des ›neuen Nordens‹ war innerhalb von fünf Jahren aus den ehemaligen Großreichen Dänemark und Schweden eine neue politische Gliederung entstanden. Zwar mussten Finnland und Norwegen noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts warten, bis sie ihre staatliche Souveränität erlangten, doch die Basis für die heutige nordische Staatenwelt war damit geschaffen.

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Logo der Jubiläumsaktivitäten
(Klicken: Link zur Homepage)

In Kiel oder überhaupt in Deutschland ist dieser Friedensschluss nicht sehr bekannt – was nicht ganz verwundert, schließlich hat er mit der deutschen Geschichte nicht direkt zu tun. Wir sehen Geschichte eben häufig immer noch durch die nationale Brille. In Kiel erinnert man mit einer Ausstellung samt zahlreichen Begleitveranstaltungen an das Ereignis, diese Ausstellung wird ab Mai dann noch mal in den Nordischen Botschaften in Berlin zu sehen sein. Auf der Begleitseite zu den Jubiläumsaktivitäten (Klick auf das Logo links) findet sich auch der Vertragstext in einer deutschen Übersetzung. Außerdem hat man in Kiel vor einigen Jahren bereits eine Stele aufgestellt, die an den Ort der Friedensverhandlungen erinnert. Für die Dänen gibt es dieses Jahr also neben dem – sicher prominenteren – Gedenken an den Zweiten Schleswigschen Krieg von 1864 auch noch dieses zweite Jubiläum, das an den Anfang vom Vielvölkerstaat Dänemark erinnert.

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/2088

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Ein gesamtdeutscher Diplomat in Paris? Der gescheiterte Versuch 1848

Im August 1848 reiste Friedrich von Raumer mit dem Auftrag von Frankfurt nach Paris, dort als diplomatischer Vertreter der neuen Provisorischen Zentralgewalt von der französischen Regierung anerkannt zu werden. Sein Aufenthalt in Paris war allerdings kurz und erfolglos, denn bereits in den letzten Tagen des Jahres 1848 trat er die Rückreise an. Warum lohnt es sich trotzdem, die wenigen Monate zu betrachten, in denen Raumer vergeblich versuchte, von französischer Seite diplomatische Anerkennung zu finden?

Friedrich von Raumer

Friedrich von Raumer (Künstler unbekannt; Quelle: Illustrierte Zeitung 1910/3, S. 626 – Wikimedia Commons)

Der Aufenthalt von Raumer in Paris stellte den Versuch dar, einen gesamtdeutschen diplomatischen Vertreter in Paris zu etablieren. Zu diesem Zeitpunkt gab es in Paris mehrere deutsche Staaten, darunter beispielsweise Preußen, Bayern, Baden und Hessen-Darmstadt, die jeweils eigene diplomatische Vertretungen in der französischen Hauptstadt unterhielten. Die im Jahr 1848 infolge der revolutionären Umwälzungen entstandene Provisorische Zentralgewalt mit Sitz in Frankfurt am Main strebte alsbald an, eigene Diplomaten ins Ausland – darunter auch Raumer nach Paris – zu entsenden. Friedrich von Raumer war jedoch kein erfahrener Diplomat, sondern hatte sich bisher vielmehr als Historiker, Professor an der Berliner Universität sowie liberaler Abgeordneter der Nationalversammlung hervorgetan. Nicht nur auf Grund seiner diplomatischen Unerfahrenheit hatte er Schwierigkeiten, sich mit seinem Auftrag in Paris durchzusetzen: Die französische Regierung wollte den Vertreter einer vorläufigen Regierung nicht anerkennen. Demgegenüber reagierten die etablierten deutschen Diplomaten in Paris sowie die Regierungen, die sie vertraten, höchst unterschiedlich auf den Vorstoß der Provisorischen Zentralgewalt: Das Spektrum reichte von der sofortigen Bereitschaft, Paris zu verlassen bis dahin, die Bestrebungen möglichst zu ignorieren.

Im Rahmen meines Dissertationsprojekts möchte ich in einem Unterkapitel den gescheiterten Versuch, einen diplomatischen Vertreter für gesamtdeutsche Interessen in Paris im Jahr 1848 zu etablieren, untersuchen1 Denn es handelte sich um eine Situation, in der die Existenz mehrerer deutscher diplomatischer Vertretungen in Paris grundsätzlich in Frage stand. Die etablierten deutschen Diplomaten vor Ort mussten sich gezwungenermaßen mit ihrer eigenen Legitimität auseinandersetzen. Die Notwendigkeit ihrer Anwesenheit in Paris war kurzzeitig hinterfragbar geworden – angesichts der Möglichkeit, einen gesamtdeutschen Diplomaten in Paris zu etablieren.

  1. Die Quellengrundlage bilden neben den Akten aus den Staatsarchiven der fünf ausgewählten diplomatischen Vertretungen von Preußen, Österreich, Bayern, Baden und Hessen-Darmstadt die Akten der Provisorischen Zentralgewalt, die im Bundesarchiv (v.a. Bestand DB 53) verwahrt werden, Auszüge aus Parlamentsdebatten sowie die edierten Briefe von Friedrich von Raumer: RAUMER, Friedrich von: Briefe aus Frankfurt und Paris 1848–1849, 2 Bde., Leipzig 1849. In der Forschung ist der Provisorischen Zentralgewalt und ihrer Außenpolitik sowie dem Aufenthalt von Raumer in Paris bisher wenig Aufmerksamkeit zuteil geworden. Hilfreiche Ausführungen finden sich bei BOTZENHART, Manfred: 1848/49: Europa im Umbruch (Uni-Taschen­bücher 2061), Paderborn – München – Wien u. a. 1998; HEIKAUS, Ralf: Die ersten Monate der provisorischen Zentralgewalt für Deutschland (Juli bis Dezember 1848) (Europäische Hochschulschriften – Reihe III: Geschichte und ihre Hilfswissenschaften 739), Frankfurt am Main – Berlin – Bern u. a. 1997.

Quelle: http://achtundvierzig.hypotheses.org/476

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Beiträge zur Konferenz “Digital Humanities Revisited” online

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Volker Crone and Felix Zahn / Volkswagen Stiftung

Zur Herrenhausen Konferenz “Digital Humanities Revisited”, die vom 05. bis 07. Dezember 2013 in Hannover stattfand (wir berichteten), sind jetzt ausgewählte Audio-Beiträge, Fotos und ein Tagungsbericht auf deutsch und englisch online.

So kann beispielsweise der Vortrag von Jeffrey T. Schnapp über “Knowledge Design” oder der Beitrag “Art, Data and Formalism” von Julia Flanders angehört werden. Außerdem stehen einige der Präsentationen auf slideshare.net  zu Verfügung.

 

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2918

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“Völkermord an den Armeniern” an deutschen Schulen

Christoph Pallaske hat auf seinem Blog “historischdenken” für einen offensiven geschichtsdidaktischen Umgang mit dem schwierigen Thema “Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich geworben (2015 | 100 Jahre Völkermord an den Armeniern | Herausforderung für den Geschichtsunterricht). Dem Plädoyer möchte ich mich zunächst unbedingt anschließen. Im Sommersemester 2013 habe ich in einem geschichtsdidaktischen Proseminar mit Studierenden erarbeitet, welche Funktion dieses Thema im Kontext interkulturellen historischen Lernens haben und wie man es mit Schülerinnen und Schülern erarbeiten könnte.

Ich bin jedoch aus mehreren Gründen mit Christoph Pallaskes Plädoyer noch nicht ganz glücklich:

  1. Er wirbt für einen Überblick über die ideologischen Hintergründe im späten Osmanischen Reich, den Mihran Dabag auf der Fachdidaktischen Tagung für Geschichte und Politik in Niedersachsen 2012 vorgestellt hat. Mir scheint dieser Beitrag der thematischen Erarbeitung nicht angemessen, da sich Dabag ausschließlich auf eine Art geistesgeschichtliche Vorgeschichte der Turkisierungspolitik konzentriert. Brüche, Widersprüche und Verwerfungen selbst innerhalb dieser Geistesgeschichte kommen dabei zu kurz; die Geschichte wird einfach zu geschmeidig erzählt. Grundsätzlicher wäre aber zu fragen, ob dieser Text eine gute Hinleitung zum Thema ist und ob er deskriptiv und explanatorisch angemessen auf das Thema eingeht. Dabag übergeht fast völlig die in den letzten zehn Jahren äußerst rege Forschung, die mit Namen wie Hans-Lukas Kieser (den er mit einem Werk zitiert), Taner Akçam, Ugur Ümit Üngör, Erik-Jan Zürcher, Donald Bloxham oder Fuat Dündar verbunden ist. In diesen Forschungen geht es um wesentlich übnerzeugendere Erklärungsversuche, die sich um Konzepte wie kumulative Radikalisierung, demographic engineering o.ä. drehen. Ich möchte daher einen Gegenvorschlag machen und einen anderen Text vorschlagen, der mir noch am ehesten geeignet erscheint, in dieses Forschungsfeld einzuführen: Dominik J. Schaller, Der Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich, 1915-1917. Ereignis, Historiographie und Vergleich, in: Dominik J. Schaller/Rupen Boyadijan/Vivianne Berg/Hanno Scholtz (Hrsg.), Enteignet, vertrieben, ermordet. Beiträge zur Genozidforschung, Zürich 2004, S. 233–277, ein Artikel, der zwar nur die Forschung bis2004 anspricht, aber dennoch viele grundsätzliche Einsichten überzeugend zu vermitteln weiß. Die besten neuesten Forschungsüberblicke hat m.E. Ugur Ümit Üngör verfasst.
  2. Es ist richtig, dass die türksiche Gesellschaft dieses Thema zunehmend kontrovers diskutiert. Das könnte explizit der Ausgangspunkt der Vermittlung sein. Auch in diesem Jahr hat eine überwältigende Zahl von Türken am Todestag von Hrant Dink Solidarität bewiesen. Andere Beispüiele ließen sich anführen: Die Verkaufszahlen von Fethiye Cetins “Meine Großmutter” in der Türkei, die Website “özür diliyorum” und andere.
  3. Ich zweifle noch, ob das Thema seine Relevanz wirklich dadurch erhält, dass in vielen deutschen Klassenzimmern türkischstämmige Schüler/innen sitzen. Gisbert Gemein und Uwe Walter formulieren dies in ihrem Beitrag für “geschichte für heute” (Heft 3, 2013). Ich sehe darin eher ein Tappen in die “Kulturalisierungsfalle” (Bettina Alavi; siehe mein Beitrag in der jüngsten “geschichte für heute”). Wieso ist das ein Thema vor allem für türkische Schüler/innen? Weil es “ihre” Geschichte ist? Darin sehe ich eineZuschreibung von Identität, die Geshcichtsdidaktiker nicht empfehlen sollten, wenn das Ziel von Geschichtsunterricht oder allgemein geschichtsdidaktischem Engagement darin besteht, Menschen zu einer eigenständigen Reflexion in ihrem individuellen Geschichtsbewusstsein (auch im Identitätsbewusstsein) zu helfen.
  4. Auch Martin Stupperichs Beitrag, den Christoph Pallaske lobt, möchte ich nicht so stehenlassen. Das Zitat “Haben wir auf deutscher Seite ein selbstkritisches Narrativ, so finden wir auf türkischer Seite ein heroisierendes” finde ich schon unangemessen schwarz-weiß; ich sehe aber vor allem auch in Stupperichs Beitrag einen Ansatz, der das Thema als deutsch-türkisches denkt; und das finde ich problematisch.

All diese Punkte verstehe ich nur als Beitrag zur Debatte; Pallaskes Plädoyer am Ende seines Blogposts (“Es wäre dabei erstens erstrebenswert, Lernangebote und konkrete Materialien (auch online) zur Verfügung zu stellen. Zweitens wäre ein Austausch über – sicher gelegentlich schwierige – konkrete Umsetzungen und Erfahrungen der Thematisierung des Armenier-Genozids im Geschichtsunterricht notwendig.”) möchte ich mich ausdrücklich anschließen. In diesem Zusammenhang möchte ich dringend für das Theaterstück “Annes Schweigen” des exiltürkischen Autors Dogan Akhanli werben, das ich vergangenes Wochenende in Frankfurt gesehen habe; die an das Stück anschließende Diskussion hat mir gezeigt, dass das Stück funktioniert und großes geschichtsdidaktisches Potential hat. Die Organisatoren des Stücks arbeiten in Berlin bereits an Konzepten der Zusammenarbeit mit Schulen und hätten sicher Interesse, auch darüber hinaus Kontakte zu knüpfen.

Ich selbst überlege, mit Studierenden im SoSe2014 eine kleine Ausstellung zum Thema “Das Deutsche Reich und der Völkermord an den Armeniern” zu konzipieren, die dann 2015 gezeigt werden könnte; das ist noch ziemlich unausgegoren, ich freue mich aber schon jetzt über jede Idee.

Quelle: http://geschichtsadmin.hypotheses.org/192

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