F. F. Schäfer, Das Praetorium in Köln und weitere Statthalterpaläste im Imperium Romanum. Eine baugeschichtliche Untersuchung und eine vergleichende Studie zu Typus und Funktion (Diss. Köln 2004).

Über den Kölner Universitätspublikationsserver (KUPS) lässt sich die folgende Dissertation als PDF-Datei (ohne Abbildungen) abrufen:

F. F. Schäfer, Das Praetorium in Köln und weitere Statthalterpaläste im Imperium Romanum. Eine baugeschichtliche Untersuchung und eine vergleichende Studie zu Typus und Funktion ([Diss.] Köln 2004).


via Tribur

Quelle: http://provinzialroemer.blogspot.com/2013/11/f-f-schafer-das-praetorium-in-koln-und.html

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Nachlese: DARIAH-AT Workshop und Tagung Digitale Bibliothek

Am 20.11.2013 fand in Graz der DARIAH-AT Workshop „Digitale Geisteswissenschaften in Österreich: Nationale Kooperationen und europäische Perspektiven“ statt. Auf Einladung des ZIM-ACDH kamen zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der Digital Humanities aus Österreich zu der Veranstaltung. Dabei stand neben der Vorstellung der bisherigen nationalen DARIAH-Aktivitäten auch das Networking der einzelnen Institutionen und Projekte untereinander im Vordergrund. Fachwissenschaftlerinnen und Fachwissenschaftler von der Archäologie über Geschichte bis zur Philologie und Linguistik präsentierten ihre einschlägigen Vorhaben und diskutierten Synergien und Vorteile aber auch Probleme im Bereich der Digitalen Geisteswissenschaften.

Wir danken allen Vortragenden und Teilnehmenden für die konstruktive Atmosphäre und hoffen, damit einen Grundstein für neue Kooperationen gelegt zu haben.

Bilder und die gesammelten Vorträge finden Sie hier.

Die mittlerweile vierte Veranstaltung aus der Reihe “Digitale Bibliothek” am 21. und 22.11.2013 stand unter dem Motto “Kulturelles Erbe in der Cloud”. Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem In- und Ausland gestalteten eine interessante Tagung, die die neuesten Trends im Bereich “Digitales Kulturerbe” aufgriff. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen im Jahr 2014!

Einige Impressionen gibt es hier.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2624

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“Die Behauptung, dem Islam fehle die Aufklärung ist auch ein uraltes Klischee”

Der Koran, das heilige Buch der Muslime, ist für viele ein Buch der Gewalt und der Frauenunterdrückung. Ganz anders sieht die renommierte Arabistin Prof. Angelika Neuwirth den Koran als revolutionär und ästhetisch, von dem jeder lernen kann.

A Gude
Qur’an (Foto: A Gude unter CC BY-SA 2.0)

Anna Alvi und Alia Hübsch von MiGAZIN haben am 21. November 2013 mit der Wissenschaftlerin über Säkularisierungsbewegungen in der islamischen Geschichte, das Menschen- und Frauenbild im Islam und die Verzauberung durch Sprache im Koran gesprochen.

Artikel in MiGAZIN

Quelle: http://trafo.hypotheses.org/277

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München, Oktober 1619: Verhandlungen über Hilfen für Habsburg

Wie kann das Haus Habsburg auf die rebellischen Böhmen reagieren? Genau um diese Frage ging es, als Ferdinand II., frisch zum Kaiser gewählt und gekrönt, auf dem Heimweg in seine Erblande Anfang Oktober 1619 in München Station machte. Hier wollte der Kaiser mit Maximilian von Bayern über mögliche Hilfsleistungen verhandeln. Das Ergebnis dieser Beratungen war bekanntermaßen der sog. Münchner Vertrag vom 8. Oktober, der die Grundlage für das Eingreifen Bayerns und der Katholischen Liga in den Böhmischen Konflikt darstellte.

Die Vereinbarungen waren eine Weichenstellung nicht nur für den Böhmischen Krieg, sondern legten auch Konfliktlinien bis zum Kriegsende 1648 fest. Insofern handelt es sich beim Münchner Vertrag um ein zentrales Dokument des Dreißigjährigen Kriegs. Aufschlußreich sind aber auch die Vor- und Verhandlungsakten, die ich im Rahmen einer universitären Übung durchgearbeitet habe. Denn hier sind das politische Kalkül, das Herzog Maximilian verfolgte, und sein politisches Denken noch deutlicher greifbar als im eigentlichen Vertragstext.

Gerade die Erklärung, mit der Maximilian die Verhandlungen am 2. Oktober eröffnete, eignet sich dafür sehr gut: Die Bereitschaft, sich militärisch zu engagieren, ist vorhanden. Gleichzeitig läßt man in München keinen Zweifel daran, daß der Herzog „haubt der expedition“ sein solle. Dazu wird der Gedanke der Defension betont, vor allem auch als Legitimation gegenüber den anderen, gerade auch protestantischen Reichsständen. Maximilian liegt jedoch sehr daran, die politische Verantwortung ganz nach Wien zu verschieben: Der Einsatz zugunsten des Kaisers soll den Charakter eines „aufgetragnen ambts“ entsprechen. Überhaupt soll der Kaiser sich darum kümmern, im Reich um Verständnis für diese Rüstungen zu werben, da sonst der Untergang des Reichs drohe (sogar die Türkengefahr wird wieder einmal bemüht). Besonders soll sich Wien um Kursachsen bemühen; hier empfiehlt Maximilian, die calvinistische Karte zu spielen und auf die weitgespannten Absichten der Calvinisten zu verweisen. Daß er am Ende auch auf den Hl. Stuhl, Polen, Frankreich und andere Potentaten verweist, macht deutlich, daß auch ein Reichsfürst wie Maximilian von Anfang an die europaweite Dimension des Konflikts stets im Blick hatte.

Anhand dieser Materialien wird das außergewöhnliche politische Format des bayerischen Herzogs klar erkennbar. Dazu gehört auch eine eindeutige Interessenpolitik, die wiederum stark von dem Bemühen geleitet ist, in der Reichsöffentlichkeit nicht als verantwortlich zu erscheinen. Auffallend auch der Eifer, diesem Konflikt in jedem Fall den Anstrich eines Religionskriegs zu nehmen.

Insgesamt haben sich die Textpassagen in der Veranstaltung bewährt; es ließ sich gut damit arbeiten. Die bayerische Eröffnungserklärung ist leicht zugänglich in: Die Politik Maximilians I. von Bayern und seiner Verbündeten 1618-1651. 1. Teil, 1. Band: Januar 1618 – Dezember 1620, auf Grund des Nachlasses von Karl Mayr-Deisinger bearb. u. erg. v. Georg Franz (Briefe und Akten zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges, Neue Folge), München 1966, S. 232-235. Für die Verhandlungen zum Münchner Vertrag insgesamt können die Ausführungen bei Dieter Albrecht, Maximilian I. von Bayern, 1573‑1651, München 1998, S. 503-509, herangezogen werden. Albrechts Erläuterungen geraten in diesem Fall durchaus apologetisch. Aber Maximilian hat mitunter in der Fachliteratur ein derart negatives Image, daß ein wenig Empathie gar nicht verkehrt wirkt. Die mit Blick auf Maximilian durchweg positive Einordnung des Vertrags erscheint mir nämlich durchaus schlüssig.

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/354

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Konferenz zum Einsatz naturwissenschaftlicher und technischer Methoden in der Handschriftenforschung

Vom 4. bis zum 6. Dezember veranstaltet der Sonderforschungsbereich “Manuskriptkulturen in Asien, Afrika und Europa” (Centre for the Study of Manuscript Cultures) an der Universität Hamburg eine Tagung, bei der die Unterstützung handschriftenbezogener Forschung mit Methoden aus den Naturwissenschaften und der Technik thematisiert werden soll. Auf dem Programm stehen unter anderem Arbeiten zur Bild- und Materialanalyse. Eine weitere Sektion konzentriert sich auf interdiziplinär arbeitende Projekte. Eine Registrierung für die Teilnahme ist erforderlich.

Quelle: http://scriptorium.hypotheses.org/331

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L3T: Geschichte des Fernunterrichts. Vom brieflichen Unterricht zum gemeinsamen Lernen im Web 2.0

Die Geschichte des technologiebasierten Lernens und Lehrens soll entlang der Entwicklung und Generationen technologischer Innovationen im Fernunterricht, der damit verbundenen Mediencharakteristika als eine Funktion von Interaktion sowie räumlicher und zeitlicher Flexibilität und der ermöglichten didaktischen Szenarien beschrieben werden. Bei der historischen Entwicklung des technikgestützten Lernens und Lehrens werden drei Generationen unterschieden: die Korrespondenz-Generation (ab ca. […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/11/4779/

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“Destroy this mad brute” | Woher kommt der Gorilla?


 

Das bekannte US-Propaganda-Plakat Destroy this mad brute von 1917 (verwendet im  heute veröffentlichten segu-Modul “Jeder Schuss ein Russ…” über Feind-”Bilder” des Ersten Weltkriegs, dies auch der Anlass für das Blogpost) zeigt einen Pickelhaube tragenden, zur Bestie stilisierten Gorilla, der vom zerstörten Europa kommend amerikanisches Festland betritt und eine wehrlose Frau im Arm hält. Das klassische King Kong-Motiv also – aber bereits im Jahr 1917? Die Figur des King Kong wurde erst 1933 “erfunden”.

Woher kommt also der Gorilla? Eine Nachfrage bei twitter (Dank an @ChristianBunnen, @eisenmed und @MschFr) brachte einige Antworten. Grundsätzlich waren tierische Motive auf Propaganda-Plakaten sowohl im Ersten wie im Zweiten Weltkrieg beliebt. Das Bild vom monsterhaften Gorilla führt in die Mitte des 19. Jahrhunderts, insbesondere zu Paul du Chaillu, der auf zwei Expeditionen 1859 und 1863-65 nach Westafrika als erster Naturforscher Gorillas begegnete und auch einige tote Exemplare mit nach Europa brachte. Seine Reiseberichte Explorations and adventures in Equatorial Africa von 1861 oder Stories of the Gorilla Country von 1871 wurden Bestseller – und hatten an der Verbreitung vom Bild des schrecklichen Gorillas als “some hellish dream creature” den wohl größten Anteil. Gorillas hatten Zoologen allerdings bereits in den 1840erer Jahren zu faszinieren begonnen; ihre offenbare Nähe zum Menschen und die Frage äffischer Intelligenz bewegte die Naturwissenschaft im Zeitalter Darwins. Das zweite Motiv sowohl des Plakats von 1917 als auch bei King Kong, die Frau in den Fängen des Gorillas, geht wohl auf die Skulptur Gorilla entführt eine Frau von Emmanuel Fremiet aus dem Jahr 1887 zurück. Seinerzeit löste das Kunstwerk einen Skandal aus, auch weil die naheliegende Frage heftig diskutiert wurde, ob der Gorilla die Frau verschleppt habe um sie später zu verspeisen. Das Motiv des Affenmenschen findet sich auch in anderer Form, z.B. ab 1912 in der Figur des Tarzan wieder. Das Bild von Frauen entführenden Bestien wiederholte sich später in diversen Filmen der 1950er Jahre (s. die Filmplakate in diesem Blogpost, dort auch eine interessante Interpretation; eine weitere hier).

Soweit eine kurze Synthese aus dem twitter-Chat. Sicher lassen sich noch Aspekte ergänzen, weiterentwickeln und ggf. korrigieren.

empfohlene Zitierweise    Pallaske, Christoph (2013): “Destroy this mad brute” | Woher kommt der Gorilla? In: Historisch denken | Geschichte machen | Blog von Christoph Pallaske, vom 25.11.2013. Abrufbar unter URL: http://historischdenken.hypotheses.org/2245, vom [Datum des Abrufs].

Quelle: http://historischdenken.hypotheses.org/2245

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»Ordnungen der Gewalt heute«: Bericht vom 24. Workshop des AK »Gewaltordnungen«

Am Freitag, 22. November 2013, fand unter dem Titel »Taking stock: Ordnungen der Gewalt heute« der 24. Workshop des interdisziplinären Arbeitskreises »Gewaltordnungen« in der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft (DVPW) in Berlin statt. Zwölf Jahre nach Gründung des Arbeitskreises durch Julia Eckert (Sozialanthropologie, Universität Bern) und Klaus Schlichte (Politikwissenschaft, Universität Bremen) stand die Frage nach der gegenwärtigen Bedeutung des Konzepts »Gewaltordnungen« im Zentrum. Dieser wurde in einer Reihe empirischer und theoretischer Beiträge nachgegangen.

Den Auftakt bildete ein Vortrag von Lars Ostermeier (Kriminologie, TU Berlin) und Robert Pelzer (Kriminologie, Universität Hamburg) über Polizeieinsätze am 1. Mai in Berlin-Kreuzberg. Grundlage der Überlegungen war eine Studie über den Einsatz im Jahr 2009, die die beiden Vortragenden im Auftrag des Berliner Senats durchgeführt hatten. Anhand von Akten und Interviews rekonstruierten sie die Akteursstruktur und typische Interaktionen und stellte diese in den Kontext früher und folgender Einsätze. Sie arbeiteten heraus, dass sich die Dynamik dieses Ereignisses nicht allein aus der Opposition von Polizeikräften und DemonstrantInnen erklärt; vielmehr seien inzwischen “Dritte” zu einem konstitutiven Bestandteil der sozialen Dynamik der Maidemonstrationen geworden. Entscheidend hierfür war die Einrichtung des gleichzeitig stattfindenden Maifestes, die darauf zielte, den Raum für gewaltsame Interaktionen einzuschränken, indem man mit einer Volksfestatmosphäre Familien, Touristen und Schaulustige anzieht. Ostermeier und Pelzer machen außerdem deutlich, wie wichtig nicht nur polizeiliche Strategien (Einkesselung und Containment vs. “beweissichere Festnahme”) sondern auch die personelle Zusammensetzung der Einsatzkräfte (Bundespolizei vs. Berliner Polizei) für die Dynamik der Ereignisse sind. Die Im Zentrum der Problematisierung von Ostermeier und Pelzer stand das Spannungsfeld von Legalität und Legitimität, von dem dieses polizeiliche Handlungsfeld gekennzeichnet ist: Denn das operative Ziel dieser Einsätze oszilliert zwischen der Durchsetzung des verfassungsrechtlich verbrieften Demonstrationsrechts einerseits und der Verteidigung staatlicher Ordnung oszilliert andererseits. Hinzu kommt, dass in den Interaktionen zwischen Polizisten und Demonstranten die Eigenlogik von Gewaltdynamiken dominiert und zumindest situativ der Rechtsrahmen fürbpolizeiliches Handeln in den Hintergrund tritt.

LITERATUR:
Ostermeier, Lars. & Pelzer, Rorbert. (2011). Die Kontrolle von Polizeigewalt und das Problem der Legitimität des polizeilichen Gewalteinsatzes am Beispiel des 1. Mai 2009 in Berlin Kreuzberg. In: Kriminologisches Journal  43, H. 3. 186-205

Im nachfolgenden Vortrag stellte Daniel Bultmann (Soziologie, Humboldt-Universität zu Berlin)  seine jüngst abgeschlossene Promotion zu Machttechniken in bewaffneten Gruppen in Kambodscha vor. Am Anfang der Arbeit stand die Frage, wie sich die große Variabilität in den Techniken zur Erzeugung von Disziplin und Gehorsam erklären lassen. Der Vortrag zeigte, wie das Bourdieu’sche Konzept des Habitus für eine Rekonstruktion von Gewaltordnungen nutzbar gemacht werden kann. Grundlage der Arbeit ist eine einjährige Feldforschung im Land, während der Bultmann 86 Interviews führte, die er anschließend habitushermeneutisch analysierte. Anhand dieses Materials identifizierte er verschiedene Habitus innerhalb verschiedener militärischer Ränge, die – so das zentrale Argument des Vortrags – entscheidend für die Herausbildung verschiedener Machttechniken waren. Ein Beispiel hierfür ist der intellektuelle Anführer, der nach abgeschlossener universitärer Ausbildung aufgrund der politischen Umstände in die bewaffnete Gruppe kam, selbst nur im Ausnahmefall zur Waffe greift und gegenüber seinen Untergebenen paternalistische Überlegenheit kultiviert. Ein anderes ist der “strongman”, dem seine Fähigkeiten als Kämpfer zum sozialen und militärischen Aufstieg verholfen hat. Bedeutsam sind diese Unterschiede nicht nur während des Krieges, sondern auch danach. Denn der Habitus und das damit verbundenen Kapital entscheiden über die Chancen in der Nachkriegsgesellschaft.

Silke Oldenburg (Ethnologie, Universität Bayreuth) berichtete über noch laufende medienethnologische Forschungen in Ruanda. Ausgangspunkt für die Forschung ist die Beobachtung, dass die Medienlandschaft in der postgenozidären ruandischen Gesellschaft von großen Spannungen geprägt ist: Das Land versteht sich als eine aufstrebende afrikanische Informations- und Kommunikationstechnologie-Gesellschaft (“ITC-Society”) und will sich als “Singapur Afrikas” profilieren. Gleichzeitig jedoch unterliegt die Arbeit von Medien strengster staatlicher Kontrolle und insbesondere politischer Journalismus ist nur unter großen persönlichen Risiken möglich (entsprechend liegt das Land im Ranking der Organisation Reporter ohne Grenzen auf Rang 161 von 179 Staaten). Motiviert sind diese Einschränkungen journalistischen Arbeitens nicht zuletzt durch die Erfahrung des Genozids von 1994, bei dem die mediale Mobilisierung von Tätern eine zentrale Rolle spielte. Im Zentrum von Oldenburgs Interesse steht diese Spannung zwischen liberaler medialer Öffnung nach Außen und repressiver Pressepolitik im Inneren sowie das Zusammenspiel von Politiken, Techniken und Selbsttechniken, die dem Funktionieren dieses Systems zugrunde liegen.

Anschließend stellte Michael Riekenberg (Geschichte, Universität Leipzig) die gewalttheoretischen Überlegungen des in der deutschen Gewaltforschung bisher kaum rezipierten französischen Autors Georges Bataille (1897-1962) vor. Letzteren beschäftigte zum einen die Frage, wie angesichts der Sprachlosigkeit, die Gewalt erzeugt, ein Schreiben über die Gewalt überhaupt möglich ist. Zum anderen widmete er sich aber auch explizit dem Verhältnis von Gewalt und Ordnung. In Batailles Denken verbindet sich Gewalt notwendiger Weise mit einem Überschreiten von Ordnung, denn sie stellt ein Moment der Ekstase dar. Bataille, der stark von den anthropologischen Arbeiten seiner Zeit beeinflußt war, überträgt Elemente der Gabentheorie Marcel Mauss’ auf gewaltsame Interaktionen und konzipiert letztere als Formen der Reziprozität, in denen sich der Mensch “verschwendet”. Hintergrund dieser Konzeption sind Batailles anthropologische Überlegungen, in deren Zentrum der Mensch als sterbliches und deshalb letztlich fundamental einsames Wesen steht. Diese Einsamkeit, so Bataille, könne nur situativ, in Momenten der Ekstase überwunden werden. Gewalt stellt – neben Sexualität – einen solch ekstatischen Moment dar. Im Gegensatz zu den vor allem im politischen Denken dominanten Ansätzen konzipiert Bataille Gewalt also nicht als ein Mittel, das bestimmten Zwecken dient – beispielsweise der Herstellung, Aufrechterhaltung oder Veränderung einer sozialen Ordnung – , sondern als ein charakteristisches Moment menschlicher Existenz.

LITERATUR:
Riekenberg, Michael (Hg.). 2012. Zur Gewaltsoziologie von Georges Bataille, Leipzig: Leipziger Universitätsverlag.

Im Zentrum der Abschlussdiskussion standen Herausforderungen und Perspektiven sozialwissenschaftlicher Forschung zu Gewaltordnungen. Ausgangspunkt hierfür waren zwei Texte: zum einen der inzwischen Kanonische Aufsatz “Soziologie der Gewalt” von Trutz von Trotha (1997); zum anderen Auszüge aus dem im nächsten Frühjahr erscheinenden Band Gewalttheorien zur Einführung von Teresa Koloma Beck und Klaus Schlichte. Letztere eröffneten die Diskussion mit einer Vorstellung des Konzepts des Buches. Im Zentrum der anschließenden Diskussion stand zum einen die Frage nach der Bedeutung einer anthropologischen Fundierung von Gewalttheorie und empirischer Gewaltforschung. Ausgangspunkt hierfür war die Kontroverse um die insbesondere für die jüngere Gewaltsoziologie einflußreichen Überlegungen des Soziologen Heinrich Popitz, der “Verletzungsoffenheit” und “Verletzungsmächtigkeit” des Menschen als anthropologische Grundlangen von Gewalt konzipiert hatte. In diesem Kontext wurde in der Diskussion darüber hinaus die Frage nach der Bedeutung des Körpers in der Gewalttheorie wie auch in empirischen Forschungen zu Gewalt aufgeworfen und diskutiert, inwiefern Erkenntnisse aus sozialwissenschaftlichen Teilgebieten, die sich schon länger mit dem Körper beschäftigen (insbesondere feministische Sozialtheorien, disability, queer oder racism studies) für die Gewaltforschung nutzbar gemacht werden könnten. Schließlich ging es auch um die Frage, in welcher Weise die politischen und ethischen Positionen der Forschenden selbst in der Forschung zu Gewaltphänomenen vorkommen (sollten).

LITERATUR:
Koloma Beck, Teresa, and Klaus Schlichte. 2014. Gewalttheorien zur Einführung. Hamburg: Junius. (erscheint im April)
Popitz, Heinrich. 1992. Phänomene der Macht. Autorität. Herrschaft, Gewalt, Technik. Tübingen: Mohr.
Trotha, Trutz von. 1997. “Soziologie der Gewalt.” In Soziologie der Gewalt, hrg. v. Trutz von Trotha. Opladen: Westdeutscher Verlag (= Sonderheft 37 der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie). 9-56.

Quelle: http://gewalt.hypotheses.org/202

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Fundstücke

Von Stefan Sasse

- Spiegel TV hat einen 20 Jahre alten Bericht über ein Treffen der Ritterkreuzträger in Celle. Da läuft's einem kalt den Rücken hinunter. Ein Glück ist die Bande mittlerweile ausgestorben. 

- Die SZ hat ein Stück über die Räterepublik Bayern und den Hitlerputsch. 

- Die Zeit hat einen guten Überblick über die Geschichte Nordkoreas. 

- In der Welt wird berichtet, wie das deutsche Soldatendenkmal in Sedan verfällt, weil die Bundesregierung sich nicht als zuständig betrachtet. 

Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2013/11/fundstucke_25.html

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24. Juli 1944, St. Petersburg. Ein Brief von Philipp Weinheimer

Edition eines undatierten Briefes von Philipp Weinheimer (1921-2006), der Ende des 2. Weltkrieges an der Front in St. Petersburg stationiert war. Im Brief blickte er auf den 24. Juli 1944 zurück, als ein russischer Angriff ihn schwer am Arm verwundete. … Continue reading

Quelle: http://ockenheim.hypotheses.org/204

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