“Wie willkommen ist der Nachwuchs?”

  Einen frischen Blick auf neue Modelle der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung verspricht ein jüngeres Buch, das standesgemäß als gedruckter Sammelband daherkommt. Herausgegeben von Jürgen Mittelstraß und Ulrich Rüdiger, fasst er die Beiträge der gleichnamigen Hamburger Tagung aus dem Herbst 2010 zusammen. Die von der Körber Stiftung zusammen mit dem Konstanzer Wissenschaftsforum ausgetragene Veranstaltung hat dabei durchaus gemischte Reaktionen provoziert. So schrieb Christian Dries anschließend auf sciencegarden, dass auch optimistische und ermutigende Beiträge nicht immer den Kontakt zur Realität  aufrechterhalten konnten: [D]er Durchschnittspromovend war auf der Tagung auch nicht auszumachen. Das Gros der Teilnehmer gehörte zu den Privilegierten, zur reichlich geförderten, gut informierten und bestens vernetzten Elite, die nach Auslandsaufenthalt und Promotion zielstrebig eine Juniorprofessur ergattert oder in lukrativen Forschungsprojekten und an international renommierten Instituten auf den eigenen Lehrstuhl hinarbeitet – oder selbst in jungen Jahren zum Wissenschaftspolitiker wird. Wie viel ist davon nun im Buch zu spüren? Jürgen Mittelstraß eröffnet den Band mit dem gewohnten wissenschaftlichen Esprit, aber auch gehöriger Skepsis gegenüber einer Verschulung der Graduiertenausbildung. Verschulte Wege, so der Konstanzer Philosoph, führten nicht in die Wissenschaft, sondern in die Schule, in der das schon Gewusste vermittelt, nicht das Neue gefunden wird (14). Neben der Gefahr von zu viel gut gemeinter, aber schlecht verschulender Unterstützung für Promovierende sehen sich vor allem Postdoktoranden und -doktorandinnen unsicheren Verhältnissen ausgesetzt. Dass hier teils fulminante Balanceakte notwendig sind, um soziale Absicherung und Familiengründung überhaupt zu ermöglichen, ist zwar unisono bekannt. Gleichzeitig bekennt sich etwa Walter Berka, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Österreichischen Forschungsgemeinschaft, zu den Folgen kontinuierlicher akademischer Leistungsbewertung: “Dauerhaftigkeit der Laufbahn und Arbeitsplatzsicherheit sind unter diesen Anforderungen zwei Gradienten, die sich erst im Zeitablauf, das heißt mit fortschreitender Bewährung, schneiden können.” (34) Demgegenüber macht sich Julian Nida-Rümelin Gedanken um die Kreativität junger Hochbegabter im Zeitalter normierter Forschung. Seine an das Lesepublikum gerichtete Frage, ob unter den heutigen Bedingungen Albert Einstein oder Ludwig Wittgenstein eine Chance auf eine Professur in Deutschland hätten, trägt die latent skeptische Antwort schon in sich (62). Abhilfe verspricht unter anderem Wilhelm Krull, Generalsekretär der Volkswagenstiftung, durch gezieltes Fördern risikobehafteter, ‘transformativer Forschung’, die aufgrund ihres innovativen Gehalts in der ‘peer review’ scheitern könnte (66f.). Wie willkommen ist der wissenschaftliche Nachwuchs?   Konstanz 2011 Karoline Holländer und Gülay Ates stellen die Ergebnisse der ersten europaweiten Befragung unter jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vor. Nach der erfolgreichen Dissertation, so ein Befund der Eurodoc-Studie von 2008/2009, wird nur ein Drittel in der akademischen Forschung verbleiben. Allerdings streben mehr als zwei Drittel der Befragten eine Stelle in der universitären oder außeruniversitären Forschung an; lediglich ein Drittel bereitet sich auf andere Tätigkeiten vor (93). Das verwundert umso mehr, als die finanziellen Möglichkeiten während der Promotionszeit meist begrenzt sind. Nur bei der Hälfte reichen sie zur Deckung des Lebensunterhalts. 18,4 Prozent der Befragten sind auf Arbeitslosenunterstützung angewiesen. “Wie willkommen ist der Nachwuchs?” fügt der Hamburger Tagung also weitere Kontrapunkte hinzu. Die weiteren Beiträge gehen durchaus differenziert an aktuelle Problemlagen heran — genannt seien “der ‘Postdoc’ als unbekanntes Wesen”, aber auch die internationale Qualifizierung. Neue Modelle, wie etwa das Konstanzer Zukunftskolleg, werden ebenfalls vorgestellt. Dass mit Albert Kümmel-Schnur gerade ein ehemaliger Konstanzer Juniorprofessor den packendsten Text liefert, sorgt wiederum für eine Relativierung. Ohne die übliche Scheu vor persönlicher Haltung breitet Kümmel-Schnur die Realien aus, mit denen die erste Generation von Juniorprofessorinnen und -professoren zu kämpfen hatte. Sein Fazit ist ehrlich und fast schon ein wenig defätistisch: “Inzwischen rate ich Freundinnen, Freunden und Bekannten davon ab, eine Juniorprofessur anzutreten, wenn sie über eine Alternative verfügen.” (131) Kümmel-Schnurs Mut, damit an eine breite Öffentlichkeit zu gehen (Spiegel Online), gibt dem Buch unverhofft einen anderen wissenschaftspolitischen Imperativ an die Hand. Auch das Wissenschaftssystem, könnte man sagen, muss mit den Auswirkungen seiner eigenen Störungen rechnen. Ansonsten hört Nachwuchsforschung allzu oft auf, bevor sie ihre gesamtgesellschaftlichen Aufgaben erfüllen kann. Jürgen Mittelstraß/Ulrich Rüdiger Wie willkommen ist der wissenschaftliche Nachwuchs? Neue Modelle der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung Konstanz: UVK, 2011 (= Konstanzer Wissenschaftsforum, 4) ISBN 978-3-87940-830-6  

Quelle: http://gab.hypotheses.org/48

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Just do it!

Seit einiger Zeit wohnt auf meinem Schreibtisch eine Barbie – es ist nicht irgendeine Barbie, sondern das «I can be computer engineer» Modell, oder in der deutschen Übersetzung «Ich wäre gerne Computer-Expertin». Die Puppe, deren Sujet aufgrund eines Online-Votings ausgewählt wurde, hat in diversen Foren für zahlreiche Kommentare gesorgt, die beispielhaft das ganze Spektrum der Technologie-und-Gender-Debatte abdecken.1

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Quelle: http://www.infoclio.ch/de/node/27180

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Digitale Bestandserhaltung in Bibliotheken und Archiven


Als im März 2009 das Historische Archiv der Stadt Köln im Untergrund versank, riss es tausend Jahre dokumentierte Geschichte mit sich. Nach dem Schock reagierten die Sammlungsverantwortlichen schnell. Dokumente und Bücher wurden aus dem eingestürzten U-Bahnschacht gerettet, gefrostet, restauriert und digitalisiert. Mittlerweile stehen den Forschern, Expertinnen und Bürgern wieder 424.365 Dokumente online zur Verfügung.

Unmittelbar nach dem Archiveinsturz standen den Kölner Sammlungsbeauftragten Experten aus Weimar zur Seite. Denn Sie erlebten Ähnliches fünf Jahre zuvor, als im September 2004 ein Brand das Gebäude der Herzogin Anna Amalia Bibliothek (HAAB) und den wertvollen Buch- und Kunstbestand schwer beschädigte. Während das historische Bibliotheksgebäude am 24. Oktober 2007 wiedereröffnet werden konnte, dauert die Restaurierung und der Wiederaufbau der Bibliothek bis heute an.

Bei dem Wiederaufbau spielt die umfassende Originalerhaltung durch Restaurierung und Neuankauf eine genauso große Rolle, wie die Digitalisierung. Sie ermöglicht es die ca. 4.000 sogenannten Weimarer “Aschebücher” zu sichern und wieder verfügbar zu machen. Das auf fünf Jahre angelegte und von der VolkswagenStiftung geförderte Projekt hat nun Halbzeit und lädt Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Bibliotheken und Archiven sowie eine interessierte Fachöffentlichkeit zu einem Kolloquium ein:

Bestandserhaltung digital – Sicherung und Identifizierung stark geschädigten Schriftguts
Weimar, Studienzentrum der Herzogin Anna Amalia Bibliothek
07.11.2012-07.11.2012

Weiterführende Informationen zum Kolloquium, das Tagungsprogramm sowie Abstracts der Vorträge finden Sie hier.

 

Quelle: http://dss.hypotheses.org/243

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Frauen in der digitalen Welt: kompetent, aber wenig sichtbar!

In- und ausserhalb der infoclio.ch-Räumlichkeiten ist eine Diskussion um die Videos, die compas – Strukturiertes Forschen im Web bewerben, entbrannt. Tatsächlich, die stereotypen Darstellungen - und insbesondere jene der naiven und unbeholfenen Geschichtsstudentin Sophia - sind ungeschickt gewählt. Sie bieten aber eine Gelegenheit, über den gender gap in den Digital Humanities zu diskutieren.

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Quelle: http://www.infoclio.ch/de/node/27167

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TV-Serie ‘Person of Interest’ auf RTL

Ab heute Abend, Donnerstag 13.09.2012 läuft die von uns bereits erwähnte US TV-Serie Person of Interest auf RTL mit dem Pilot an. RTL zeigt alle 23 Episoden der ersten Staffel immer donnerstags um 21.15 Uhr in deutscher Free TV Erstausstrahlung. Zuvor lief die Serie bereits auf RTL Crime an. Hier der Trailer auch auf deutsch:

Quelle: http://www.univie.ac.at/identifizierung/php/?p=3991

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aventinus antiqua Nr. 19 [12.09.2012]: Faschismus und Altertum. Die Antike als Vermittler der romanità im ventennio [=Skriptum Ausg. 2/2011]

http://www.aventinus-online.de/altertum/allgemeines/art/Faschismus_und/html/ca/view Die folgende Untersuchung gewährt einen Einblick, welche Denkmuster in der Inszenierung der Antike zur Zeit des Faschismus in Italien zusammenflossen. Gleichzeitig wird aber auch gefragt, welche Mittel eingesetzt wurden, um den Mythos Rom in die Öffentlichkeit zu tragen.

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2012/09/3267/

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