Wandeln zwischen den Welten – Verkleidung als Akt der Befreiung in Assassin’s Creed: Liberation

Aveline de Grandpré wechselt in verschiedene Kostüme, damit in soziale Klassen und zeigt nebenbei, dass Spielmechaniken Geschichtsbilder erzeugen.

Aveline de Grandpré wechselt in verschiedene Kostüme und damit ihre gesellschaftliche Klasse – nebenbei zeigt sie, dass Spielmechaniken Geschichtsbilder erzeugen.

von Felix Zimmermann, Universität Köln

Assassin’s Creed III: Liberation (bzw. die grafisch überarbeitete Version Assassin’s Creed: Liberation HD) brachte einige Premieren für die Spielereihe. Nicht nur schlüpfte man erstmals in die Rolle einer weiblichen Assassine, sondern konnte über die prominent im Spiel platzierte Verkleidungsmechanik sogar zwischen drei verschiedenen Personas[1] der Protagonistin Aveline de Grandpré wechseln. Im Rahmen des Masterseminars „Pirates, Madams, Voodoo Queens: A Gender History of New Orleans“ von Dr. Rebecca Brückmann an der Universität zu Köln schien es reizvoll, Assassin’s Creed: Liberation[2] als Untersuchungsgegenstand zu wählen. Dessen Handlung spielt im New Orleans des ausgehenden 18. Jahrhunderts.

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Quelle: http://gespielt.hypotheses.org/1010

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Der Kampf um die Neutralität – der Zweite Weltkrieg im schwedischen Beredskapsmuseet

Ein Gastbeitrag von Doreen Reinhold. „Für die allermeisten Schweden ist Krieg eine Nicht-Erfahrung“  schreiben Lars Anderson und Mattias Tydén in der Einleitung ihres 2007 erschienen Sammelbandes über Schuld- und Moraldebatten in der schwedischen Nachkriegszeit. Während des Zweiten Weltkrieges verstand sich das neutrale Schweden als „friedliche Oase“ an der europäischen Peripherie, die sich im Verlauf des Krieges zur „Großmacht des Humanismus“ entwickelte. Dieses Selbstverständnis eines Landes, das seit 1814 keine Kriege mehr geführt hatte, nährte sich aus der Vorstellung, dass Frieden etwas spezifisch Schwedisches sei. Begründet wurde die Politik der strikten Neutralität zunächst weniger mit humanistischen Argumenten, als mit dem so genannten Kleinstaatenrealismus [småstatsrealisme]Schweden, als kleines Land, hätte im Kriegsfall kaum eine realistische Chance, sich einem möglichen Aggressor zu widersetzen. Neutralität war aus dieser Perspektive also nicht nur die moralisch überlegene, sondern auch die vernünftigere Politik.

Diese Paradigmen prägten die schwedische Erinnerungskultur in den Nachkriegsjahren nachhaltig. Ähnlich wie in vielen anderen europäischen Staaten begannen vor allem junge Forscher erst in den Neunziger Jahren die bisherige Geschichtsschreibung in Frage zu stellen. Die weitreichenden Zugeständnisse der schwedischen Regierung an Deutschland als Nebeneffekt des småstatsrealisme, die rigide und antisemitisch gefärbte schwedische Flüchtlingspolitik und sogar die vielgerühmte Rettungsaktion der weißen Busse gerieten zunehmend in die Kritik. Diese Debatten halten zum Teil bis heute an und haben die schwedische Erinnerungslandschaft stark verändert.

In dieser Zeit des Umbruchs gründete der Militärgeschichtsenthusiast Johan André zusammen mit seiner Frau Marie ein Museum in der Nähe von Helsingborg, das dem Narrativ des friedlichen Schwedens eine patriotische, kämpferische Perspektive entgegen setzt. Auf den Ruinen der ehemaligen Batteri Helsingborg wurde 1997 das Beredskapsmuseet eröffnet, das an die Bereitschaft des schwedischen Militärs auf einen deutschen bzw. sowjetischen Angriff erinnern soll.

Das neu entstandene Beredskapsmuseet war zu Beginn ein klassisches Militärmuseum, das vornehmlich Waffen- oder Panzertypen aus den 1940er Jahren zeigte. So war das wichtigste Exponat der Sammlung die Kanone „Maja“. Das Geschütz war Teil der sogenannten Skånelinje, die aus mehreren Bunkern und Kanonen bestehend, in den 1940er Jahren als Verteidigungslinie in Erwartung eines deutschen Angriffs entlang der schwedischen Küste errichtet wurde.

Im Bunker der Kanone Maja wurden die ersten Teile des Museums integriert, die ausschließlich Informationen zu den militärischen Aspekten der so genannten „Bereitschaftszeit“ [beredskapstid] vermittelten. Später wurde die Ausstellung mehrfach erweitert. Auf dem Gelände befinden sich heute noch ein weiterer unterirdischer Bunker mit einer Überblicksausstellung zum Zweiten Weltkrieg, eine nachgebildete Kriegsbaracke aus den 1940er Jahren, die sogenannte „Kanonenhalle“, in der mehrere Panzer, große Geschütze u.ä. ausgestellt sind, und eine Flugzeughalle in der, neben dem Museumsshop und -café, verschiedene kleine Wechselausstellungen untergebracht sind. Mit diesen Erweiterungen zeigt das Museum inzwischen viele verschiedene Aspekte des Krieges und der beredskapstid in Schweden auf. Ein klarer Fokus auf das Militärische ist jedoch nach wie vor erkennbar.

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En svensk tiger…
Wikimedia Commons
CC-BY-SA Anders Lagerås

Anders als die übliche Interpretation der „friedlichen Oase“ portraitiert das Museum Schweden als Militärnation auf Abruf und erweckt dabei beinah den Eindruck, Schweden sei nicht nur „bereit“ für den Krieg, sondern tatsächlich beteiligt gewesen. Die schwedische beredskapstid ist nicht mehr Ausnahme, sondern Teil der Geschichte des Zweiten Weltkrieges. Symbolhaft für das Einschreiben der schwedischen Neutralität in die schwedische Militärgeschichte steht das Logo des Beredskapsmuseet „en svenk tiger“. Die Grafik des blau-gelben Tigers wurde 1941 von Bertil Almqvist für die so genannte Wachsamkeitskampagne des Staatlichen Informationsamtes [Statens informationsstyrelse (SIS)] ((Diese 1940–45 tätige staatliche Behörde  hatte die Aufgabe, die öffentliche Meinung zu beobachten und zu beeinflussen, v.a. Pressorgane.] erstellt. Der Slogan „en svensk tiger“ ist im Schwedischen doppeldeutig und kann sowohl mit „ein schwedischer Tiger“ als auch mit „ein Schwede schweigt“ übersetzt werden. Das Wortspiel sollte die schwedische Bevölkerung auf Verschwiegenheit einschwören, um möglichen Spionen keine Details der schwedischen Verteidigungsstrategie zu verraten. Kritik an der neuformierten samlingsregering (die Allparteienregierung, die zur Sicherstellung der inneren Stabilität unter Staatsminister Per Albin 1939 gebildet wurde) und ihrem Kurs war unerwünscht und fand in den wichtigsten Medien der Zeit keine Verbreitung. Diese Beschneidung der Meinungsfreiheit steht heute selbstredend in keinem guten Licht und auch der strategische Nutzen dieser Maßnahme wird heutzutage stark bezweifelt. Viele Schweden empfinden die damalige Informationspolitik der Propagandabehörde SIS als Selbstzensur und höchst undemokratisch.

Die von Almqvist gezeichnete Grafik wurde nach dem Krieg für die Öffentlichkeitsarbeit des schwedischen Militärs weiter genutzt. Bereits in dieser Funktion ist der Tiger ein Symbol für die aktive Verteidigung der schwedischen Neutralität – Verschwiegenheit und Zusammenhalt der Bevölkerung werden mit militärischer Bereitschaft gleichgestellt. Das Beredskapsmuseet verstärkt diese Umdeutung noch einmal indem es in seinem Logo den von Almqvist gezeichneten Tiger auf einem Kanonenrohr platziert. Das Logo soll die kämpferische Bereitschaft der Schweden während der beredskapstid symbolisieren und nimmt damit die Perspektive der Ausstellung für den Besucher bereits vorweg.

In den neunziger Jahren entbrannte ein zehnjähriger Rechtsstreit um die Bildrechte an Almqvists Grafik zwischen dem Museum und dem schwedischen Militär, den, für alle überraschend, das Beredskapsmuseet für sich entscheiden konnte. Heute besitzt das Museum die alleinigen Bildrechte für den blau-gelben Tiger und hat für die Zeit der doppelten Nutzung des Bildes eine hohe Entschädigungssumme erhalten. Den Slogan selbst konnte das Museum jedoch nicht ausschließlich für sich beanspruchen. Unter dem Namen „En svensk tiger“ tritt heute, ganz friedfertig, eine Stockholmer Indieband auf: http://ensvensktiger.net/

Dem stetigen Erfolg des Beredskapsmuseet wird diese Re-interpretation des Slogans sicher keinen Abbruch tun. Offensichtlich findet die patriotisch-kämpferische Perspektive auf die beredskapstid sein Publikum, denn die Besucherzahlen des Museums steigen stetig.

Doreen Reinhold ist Doktorandin am Nordeuropa-Institut der Humboldt-Universität zu Berlin, wo sie an einem Dissertationsprojekt über die museale Darstellung des Zweiten Weltkrieges in Norwegen und Dänemark arbeitet. Ihr Forschungsinteresse gilt dem Erinnern und Gedenken des Zweiten Weltkrieges und des Holocausts in Skandinavien, der Museologie und der jüdischen Geschichte Nordeuropas.

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/2145

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1864 und die Folgen, Teil 3 | 1864 – die vergessenen Brüder und Schwestern

Unter den zahlreichen Gedenktagen, die das Jahr 2014 zu bieten hat, fällt neben dem Beginn des Ersten Weltkrieges auch der 150. Jahrestag des Krieges von 1864 mit seinen Schlachten um Düppel und Alsen. Sind diese Ereignisse in Deutschland heute nahezu vergessen, so nahmen sie in Dänemark noch bis vor wenigen Jahren eine immanent wichtige Stellung in der Erinnerungskultur ein – die Brüder und Schwestern jenseits der neuen Grenze sollten nie vergessen werden, so das allgemeine Credo. Schaut man sich aber den Verlauf des Jahres 2014 bisher an, so liegen die Wertungen heuer an ganz anderer Stelle. Zwar diskutiert man auch heute noch über Deutschland, allerdings liegt das Interesse ganz woanders.

Diese Interessenverschiebung soll an der sogenannten Heuschreckendebatte, die in den letzten Wochen die Schlagzeilen der Zeitungen und das politische Leben beherrscht hat, verdeutlicht werden. Unter Heuschrecken versteht man z.Zt. in Dänemark generell EU-Ausländer, die “wie Heuschrecken über die nationalen, dänischen Sicherungssysteme herfallen”, d.h. Ausländer, die in Dänemark arbeiten, so Brian Mikkelsen von der Konservativen Folkeparti. Nachdem vor einigen Jahren ein Vorstoß, Gehaltszahlungen ins Ausland zu verbieten (dänisches Geld soll in Dänemark ausgegeben werden) im Sande verlaufen war, hatte die Regierung 2010 beschlossen, Ausländer, die weniger als 10 Jahre in Dänemark gelebt haben, vom Bezug des Kindergeldes auszuschließen. Nachdem diese Regelung jetzt vom Europäischen Gerichtshof gekippt wurde, gehen die Wogen hoch her, da 0,6 % aller dänischen Kindergeldausgaben nun an Ausländer gezahlt müssen, ein, da sind sich alle Parteien einig, unerträglicher Zustand.

Was hat diese Debatte mit 1864 zu tun? Nun, diese Debatte dreht sich zwar vordergründig um “Polakken” (das dänische Wort für Polen), trifft aber die dänische Minderheit in Schleswig umso schwerer. Und so war es denn auch ein deutscher Staatsangehöriger, der in Dänemark arbeitet, der zusammen mit der Region Sønderjylland vor dem Europäischen Gerichtshof geklagt und Recht erhalten hatte. In der aufgeheizten nationalen Stimmung, die in zunehmendem Maße seit circa einem Jahrzehnt die dänische politische Landschaft beherrscht, wird Dänemark als nationale ethnische Einheit verstanden, die es abzuschotten gilt. Unter diesen Vorzeichen ist zum Beispiel der gescheiterte Neubau von Grenzsperranlagen an der deutsch-dänischen Grenze oder die Heuschreckendebatte zu verstehen. Für die Region Schleswig/Sønderjylland [Südjütland] bedeutet dieses, dass die dortige Problematik und die dort erreichten friedlichen Lösungen vollständig aus dem Blickfeld der Kopenhagener Öffentlichkeit entschwunden sind. So besitzen z.B. die Mitglieder der dänischen Minderheit die deutsche Staatsangehörigkeit und wohnen in Deutschland, wodurch man ihnen automatisch das Recht auf Kindergeld und Gehaltstransfer abschreiben wollte, sofern sie ihre Sprachkompetenz nutzen und im Mutterland arbeiten wollten.

Vor diesem Hintergrund haben die Hinweise auf die 1864-Feierlichkeiten ganz andere Voraussetzungen als noch 1964, als noch viele Veteranen des Abstimmungskampfes aus den 1920er Jahren zugegen waren. Wartete man 1964 mit Spannung auf das Eingreifen des Königs, der dann auch wirklich mit seiner Rede in Düppel den Dänen aus der nationalen Seele sprach, steht 2014 ein mediales Großereignis an. Der dänische Rundfunk Danmarks Radio hat sich in der teuersten Produktion in der dänischen Rundfunkgeschichte des Jahres 1864 für 170 Millionen dänische Kronen [~ 22,76 Millionen Euro] angenommen und wird die Ereignisse, eine Erzählung über Unschuld und Liebe – über Ignoranz und politischen Wahnsinn [en fortælling om uskyld og kærlighed – om ignorance og politisk dårskab], so DR selbst, in acht Teilen den Dänen näher bringen. Allerdings ist die Filmatisierung nicht rechtzeitig fertig geworden, so dass anstatt des 18. Aprils (des Jahrestages des Sturmes auf Düppel) nun der September als Ausstrahlungstermin ins Auge gefasst wird.

In dieser Serie, bei der ein Massenaufgebot an Soldaten im Kanonenrauch ihr Leben lassen sollte, geht es vor allem um Reenactment und mediale Aufarbeitung, so wie auch die Fregatte Jylland am 14. März mit einer Kanone eine Breitseite (sic!) der Schlacht von Helgoland 1864 nachgeschossen hat und man in Düppel den Krieg von 1864 hautnah und mit Kostümen nacherleben kann. Die heutigen Dänen sollen mit allen Sinnen die Ereignisse von 1864 nachempfinden, wieviel historisches Verstehen dabei allerdings vermittelt wird, bleibt abzuwarten. Und überhaupt ist 1864 im medialen Zeitalter angekommen: Auf der Seite http://1864.dk erhält man die neuesten News vom Schlachtgeschehen 1864 in Wort und Ton und kann die Ereignisse Tag für Tag verfolgen.

1864 ist bisher von den politischen Seiten der Zeitungen ins Feuilleton abgerutscht, die Besetzungsliste und die Finanzierung des 1864er Filmes war bisher wichtiger, als der eigentliche Inhalt – und in der politischen Debatte haben 1864 und Sønderjylland bisher keinen Platz. Natürlich gibt es auch ernsthafte Versuche, sich dieses Themas anzunehmen. Neben einigen Tagungen und Ausstellungen unterstreicht z.B. der NDR zusammen mit DR Süd das friedliche Nebeneinander von Deutschen und Dänen (150 Jahre nach deutsch-dänischem Krieg: Koproduktion von NDR 1 Welle Nord und Danmarks Radio P4 Syd) womit sie wohl Pionierarbeit auf diesem Gebiet leisten. Bis nach Kopenhagen sind diese Bemühungen aber noch nicht vorgedrungen.

Und auch in der Forschung war es bisher verhältnismäßig still, vor allem, wenn man den Mediensturm betrachtet, den Tom Buk-Swientys beide Bände Schlachtbank Düppel im Jahr 2008 und Dommedag Als [Untergangstag in Alsen] aus dem Jahr 2010 ausgelöst haben. Diese beiden Bände waren zum ersten Mal eine Art Nabelschau des eigenen Verhaltens und haben erstmals an dem den Dänen seit 1900 bis heute unverändert in den Schulen gelehrten Weltbild zweifeln lassen. Für eine Aussage, inwieweit dieses Früchte tragen wird, ist es allerdings noch zu früh. Sollte man ein Fazit in den letzten Märztagen des Jahres 2014, vor dem Höhepunkt der eigentlichen Feierlichkeiten Ende April, ziehen, so liegt 1864 im Moment in sehr weiter Ferne. War 1964 Sønderjylland ein heißes, politisches Eisen und 1864 ein Teil der Gegenwartspolitik, so hat man heute die Dänen im Süden vergessen.

Und auch mit den Symbolen hat man seine Probleme. So kam die Mühle von Düppel, Symbol des Krieges von 1864 und des dänischen Verlustes par excellence, in solche Geldnot, dass die laufenden Renovierungskosten nicht mehr bezahlt werden konnten – und es fanden sich kaum Sponsoren. Dänemark ist im Moment so selbstzentriert, dass alles andere außerhalb der jetzigen Grenzen sehr weit weg zu sein scheint. Deutschland ist im Moment kein großes Feindbild, aber auch kein Zusammenarbeitspartner – Deutsche sind halt Ausländer.

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/2275

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Geschichtsdarstellung im Internet: Nordeuropa und der Zweite Weltkrieg

Auf dem studentischen Wissenschaftsblog Eisbrecher ist neue Aktivität zu vermerken. Im Rahmen eines von mir unterrichteten Kurses Erinnerungskultur 2.0 – Nordeuropa und der Zweite Weltkrieg im Internet haben sich Studierende im Laufe des Wintersemesters mit Geschichtsdarstellungen im Netz beschäftigt.

Icebreaker von Flickr

Flickr Commons
Tyne & Wear Archives & Museums

Nun ist die Auseinandersetzung so weit gediehen, dass sie sich in publizistischer Form niederschlägt: Auf dem Eisbrecherblog analysieren die Studierenden ausgewählte Internetseiten, die sich mit bestimmten Facetten der Geschichte Nordeuropas im Zweiten Weltkrieg beschäftigen. Da geht es z.B. um das finnisch-deutsche Verhältnis während des Krieges, das Schicksal der norwegischen Kriegskinder (die Beziehungen norwegischer Frauen mit deutschen Soldaten entstammten) und um die Zeit der deutschen Besatzung Norwegens. Zunächst stand die Erarbeitung des wichtigsten historischen Hintergrundwissens an. Zudem war eine der wichtigsten Aufgaben und auch ein Bedürfnis der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, nach passenden Analysekategorien für die Untersuchung von Internetseiten zu suchen. Reicht da die klassische geschichtswissenschaftliche Quellenkritik aus oder wieviel medienwissenschaftliche / -theoretische Fundierung muss noch her? Eine (unsortierte) erste Sammlung von Gedanken hierzu sah folgendermaßen aus:

  • äußere Gestaltung
  • Aufbau
  • sprachliche Gestaltung
  • sachliche Darstelllung, nicht polemisierend
  • MedieneinsatzAktualität (Seite an sich, Links)institutionelle Anbindung
    • Bilder
    • Archivmaterialien
    • Herkunft?
    • verlinkt oder Google-Suchergebnisse?
  • Verfasser oder Herausgeber erkennbar, mit Namen benannt?
  • offensichtliche Auslassungen oder Ergänzungen
  • Adressat / Zielgruppe erkennbar?
  • Umfang – eher Überblick oder detaillierte Teildarstellung?
  • interaktive Elemente vorhanden, um Userbeteiligung zu ermöglichen (z.B. Kommentarfunktion)
  • Werbung auf der Seite (verweist gegebenenfalls auf Zielgruppe)?
  • kostenpflichtige Inhalte vorhanden?
  • Verweis auf wissenschaftliche Literatur
  • wird mit Fußnoten oder anderen Verweisen gearbeitet?
  • wie “schön” ist die Seite gestaltet? — problematisch: Schlichtheit könnte wegen Konzentration auf den Inhalt entstehen
  • Statistiken, falls zugänglich: wie stark ist die Seite nachgefragt? hoher Traffic?
  • Navigation zuverlässig und logisch?
  • Qualität der Abbildungen

Nachdem die Studierenden ihre Teilgebiete für die Arbeit in Kleingruppen gefunden hatten, musste eine passende Umsetzungsform gefunden werden. Letztlich fiel die Entscheidung dann für das Blogformat, mit dem fast alle nun erste Erfahrungen sammeln. Schließlich wurde gemeinsam ein Analyseleitfaden erarbeitet, an den man sich zwar nicht sklavisch halten muss, der aber einen gewissen Rahmen anbietet und der die wichtigsten Analyseobjekte benennt:

  1. Technische bzw. “bibliographische” Angaben zur Seite
  2. Aufbau und Struktur – Eindruck der Startseite, Inhaltsverzeichnis vorhanden?, Fließtext oder Stichpunkte?, Zusammenfassung vorhanden?, Zwischenüberschriften, Einzelbeitrag oder Portal?, angebunden oder ausgelagert
  3. Inhalte – Absichten und Anspruch, welche Informationen, theoretisch fundiert, Genre (Augenzeugenbericht oder wissenschaftliche Auseinandersetzung), Quellenangaben, wie groß- oder kleinformatig ist die Themenwahl, offensichtliche Auslassung oder Ergänzung bemerkbar, Adressaten
  4. Gestaltung – Bilder (unterschriften), Navigation, Layout, Verlinkungen, Schriftart, Umfang, Sprache, Werbung vorhanden, Medieneinsatz, Logos von Institutionen?
  5. Fazit – keine reine Zusammenfassung, sondern eine wertende und nochmals gewichtende Kritik – Glaubwürdigkeit (als Gesamteindruck)

Die Schreibarbeit wird auch nach dem Ende der Vorlesungszeit weitergehen. Wer also an den Themen Interesse findet,  kann per Mail-Follow-Funktion oder RSS-Feed dranbleiben.

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/2137

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