Zugang zu Kulturgut – Netzwerken im digitalen Zeitalter

CIDOC Jahreskonferenz 2014

Dresden/Deutschland, 6. – 11. September 2014

Die Jahrestagung von CIDOC, dem internationalen Komitee für Museumsdokumentation von ICOM, findet vom 6. bis 11. September 2014 in Dresden (Deutschland) statt. Die Teilnahme steht allen Interessierten aus Museen und Kulturorganisationen offen.

Die Konferenz beginnt mit einer Reihe von Workshops am Sonnabend, den 6.  und Sonntag, den 7. September 2014. Die Haupttagung wird am Montag, den 8. September 2014 durch die Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst des Freistaates Sachsen eröffnet.

An drei Tagen (vom 8.-10-September) finden parallele Sessions zu den verschiedenen Tagungsthemen statt. Am Donnerstag, den 11. September, können die Teilnehmer an verschiedenen Exkursionen teilnehmen.

Im Mittelpunkt der Diskussionen und Vorträge steht der Umgang mit den Möglichkeiten des digitalen Zeitalters, um Zugang zu den Museumsbeständen und dem kulturellen Erbe zu ermöglichen. Vernetzte Informationen erlauben Wissenschaftlern und Interessierten neue und erweiterte Einblicke. Museumsfachleute aus aller Welt beschäftigen sich auf dieser Tagung mit folgenden Schwerpunkten:

  •    Metadaten
  •    Vernetzt arbeiten – Linked Data
  •    Mehrsprachige Terminologien als Grundlage für Wissen und Forschung
  •    Arbeitsabläufe in der Museumsdokumentation
  •    Langzeitbewahrung digitaler Daten
  •    GIS-Anwendungen und kulturelles Erbe
  •    Digitale Dokumentation in der Archäologie
  •    Immaterielles Kulturerbe

English:

Access and Understanding – Networking in the digital era

CIDOC Annual Conference 2014

Dresden/Germany, 6th-11th September 2014

The annual conference of CIDOC, the International Committee for Documentation of ICOM, will take place from 6th – 11th of September 2014 in Dresden, Germany. Anyone interested from museums and cultural organizations is cordially invited to participate.

The conference starts with a series of workshops on Saturday 6th and Sunday7th of September 2014. The main conference is opened by the State Minister for Higher Education, Research and the Arts of the Free State of Saxony on Monday 8th of September 2014.

Parallel sessions on the different conference themes take place on the following three days (8th to 10th September). On Thursday 11th of September the attendees could join different excursions.

Discussions and papers will focus on the access to museum collections and cultural heritage in the digital age. Linked data information provide scientists with new and wider perspectives. Experts from museums around the world will address the following themes:

  •    Metadata
  •    Networking – Linked data
  •    Multilingual Terminology as basis for knowledge and research
  •    Processes in Museum Documentation
  •    Long Term Preservation of Digital Data
  •    GIS-applications in Cultural Heritage
  •    Digital documentation in archaeology
  •    Intangible Cultural Heritage

 

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3047

Weiterlesen

Evolution der Informationsinfrastruktur – Kooperation zwischen Bibliothek und Wissenschaft

Festschrift FEZum zehnjährigen Bestehen der Abteilung Forschung und Entwicklung (F&E) der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen ist ein Sammelband mit dem Titel “Evolution der Informationsinfrastruktur – Kooperation zwischen Bibliothek und Wissenschaft” erschienen. Das Werk resümiert entlang ausgewählter Meilensteine die Arbeit im vergangenen Jahrzehnt. Dabei begibt es sich auf die Spuren des Wandels im Leitbild wissenschaftlicher Bibliotheken. Der Sammelband wird herausgegeben von Dr. Heike Neuroth, Prof. Dr. Norbert Lossau und Prof. Dr. Andrea Rapp.

Gemeinsam mit Partnern aus der Wissenschaft wurden zahlreiche, wegweisende Projekte auf dem Gebiet der digitalen Forschung vorangebracht. Dieser Pionierarbeit in der deutschen Bibliothekslandschaft wird in 19 Aufsätzen von über 30 Autorinnen und Autoren nachgegangen.

Das Buch ist beim vwh-Verlag in Kooperation mit dem Universitätsverlag Göttingen erschienen. Sie können die digitale Open Access-Fassung für nicht-kommerzielle Zwecke hier herunterladen: http://dx.doi.org/10.3249/webdoc-39006.

Eine gedruckte Fassung des Buches kann beim vwh-Verlag für 24,90€ bestellt werden.

Eine Dokumentationsseite zur Tagung anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Abteilung F&E ist unter diesem Link verfügbar.

ISBN:  978-3-86488-043-8                            DOI-URL: http://dx.doi.org/10.3249/webdoc-39006

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3012

Weiterlesen

Happy Birthday DHd-Blog: Neues Design zum zweiten Geburtstag

Den DHd-Blog gibt es jetzt schon seit rund zwei Jahren – Zeit für einen Tapetenwechsel. Ab heute erstrahlt der Blog dank unseres Designers Patrick Heck in frischem Grün. Wir hoffen, dass das ansprechendere Äußere die Lesbarkeit und Navigation noch leichter macht und gleichzeitig unsere Autorinnen und Autoren anspornt, den Blog weiterhin in bewährter Qualität zu bereichern, Diskussionen anzuregen, zu informieren und zu reflektieren.

75 Beiträgerinnen und Beiträger aus rund 60 Institutionen und Städten in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben seit Januar 2012 mit über 325 Artikeln und zahlreichen Kommentaren für einen regen Austausch über Digital Humanities-Themen im deutschsprachigen Raum gesorgt. Herzlichen Dank dafür!

Wir freuen uns auch 2014 wieder über Beiträge zu aktuellen Themen und Entwicklungen, Veranstaltungshinweise und Stellenanzeigen, Information und natürlich Diskussion!

Das DHd-Blog-Team

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2926

Weiterlesen

Tagungsbericht “(Digital) Humanities Revisited”

Der offizielle Tagungsbericht zur Konferenz “(Digital) Humanities Revisited – Challenges and Opportunities in the Digital Age”, die die Volkswagenstiftung vom 5. bis 7. Dezember im Schloss Herrenhausen in Hannover veranstaltet hat (wir berichteten), ist erschienen.

Der Bericht kann auf der Seite der Volkswagenstiftung heruntergeladen werden in einer englischen Fassung (pdf) sowie einer deutschen Fassung (pdf). Außerdem befindet sich auf der Seite weiteres Material rund um die Konferenz, wie Programm und Präsentationen.

Eine persönliche Nachlese der Konferenz von Martin Hinze, Universität Freiburg, gibt es hier bei uns im Blog: http://dhd-blog.org/?p=2893

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2985

Weiterlesen

Drei Reisestipendien für die DHd-Konfernez in Passau

digital-humanities-logoDie Digital Humanities im deutschsprachigen Raum DHd vergibt drei Reisestipendien in Höhe von jeweils 300,- EUR an Nachwuchswissenschaftler-/innen, die an der Jahrestagung vom 25.-28. März 2014 in Passau (wir berichteten) teilnehmen. Diese Förderung wird ermöglicht durch die European Association for Digital Humanities (EADH).
Bedingungen:

  • Teilnahmeberechtigt sind alle Nachwuchswissenschaftler/-innen, nicht älter als 40 Jahre, die als alleinige Autoren oder erstgenannte Hauptautoren einen Beitrag (Poster oder Vortrag) erfolgreich für die Tagung eingereicht haben
  • Erforderlich ist die Mitgliedschaft in DHd, die Registrierung für die Tagung sowie eine Bewerbung um das Stipendium (per E-Mail an moulin@uni-trier.de) bis spätestens 1. März 2014. Der E-Mail beizufügen ist eine PDF-Datei mit tabellarischem Lebenslauf (max. 1 Seite) sowie der Nachweis, dass der Beitrag für die Tagung angenommen wurde inkl. Ergebnisse der Begutachtung
  • Die Preisträger verpflichten sich, bis spätestens zwei Wochen nach Konferenzende einen einseitigen Bericht über ihre Erfahrungen auf der Tagung zu verfassen und an das Programmkomitee (moulin@uni-trier.de) zu schicken

Auswahlkriterien:

  • Qualität des Abstracts, insbesondere nach den Kriterien Originalität und Innovation
  • Qualität des Vortrags / Posters

Die Preisträger werden auf der Mitgliederversammlung des DHd während der
Tagung benannt. Die Stipendien werden nur an Anwesende vergeben.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2957

Weiterlesen

DHd jetzt mit EADH assoziert – Mitgliedschaft in DHd ab 1.2. möglich

Die Vorstände von DHd und EADH freuen sich, mitteilen zu dürfen, dass der Verband Digital Humanities im deutschsprachigen Raum nunmehr offiziell als Regionalverband assoziiert ist mit der European Association of Digital Humanities (EADH) und damit zugleich im internationalen Dachverband Alliance of Digital Humanities Organizations (ADHO) repräsentiert ist.

Mitglieder von DHd haben aufgrund der Assoziierung zusätzlich automatisch den Status eines Vollmitglieds von EADH und erwerben so – ohne zusätzliche Gebühren – Anspruch auf alle entsprechenden Leistungen von EADH und ADHO (Konferenzrabatte, Antragsberechtigung für Stipendien und Fördermaßnahmen, etc.). Der Bezug der EADH-Verbandszeitschrift “LLC. The Journal of Digital Scholarship in the Humanities”  ist dabei optional.

Unter www.dig-hum.de wird ab dem 1.2.2014 das Formular zur Beantragung der DHd-Mitgliedschaft freigeschaltet. Wenn Sie bereits Mitglied von EADH sind, aber zugleich Mitglied von DHd werden möchten, können Sie dies dann auf der Website “per Klick” beantragen – es entstehen Ihnen keine zusätzlichen Kosten für die Doppelmitgliedschaft.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2924

Weiterlesen

Nachlese zur Konferenz Digital Humanities revisited in Hannover

von Martin Hinze, Universität Freiburg

Vom 5.-7. Dezember fand in Hannover die Konferenz (Digital) Humanities revisited – challenges and opportunities in the digital age statt (wir berichteten Anm. d. Red.), veranstaltet von der VolkswagenStiftung. Es war die dritte in der neuen Reihe der Herrenhäuser Konferenzen im neu errichteten Schloss Herrenhausen. Die Konferenz brachte Protagonisten der Digital Humanities aus der ganzen Welt zusammen. Auch Skeptiker der Digitalisierung und sie eher von außen betrachtende Wissenschaftler waren eingeladen. Die Konzeption der Konferenz war mutig, denn es sollten, wie schon in der Ankündigung zu lesen war, nicht nur beispielhafte Projekte der Digital Humanities vorgestellt und diskutiert werden. Es sollte auch nach den Verlusten gefragt werden, die die Digitalisierung mit sich bringt.

Kurz nach der Konferenz wurde bereits eine Reihe von Berichten veröffentlicht. Sascha Foerster hat für die Max Weber Stiftung einen Überblick zusammengestellt.[1] Dieser Liste wären noch die Mitschriften und Kommentare zur Konferenz James Bakers von der British Library hinzuzufügen. Sein Veröffentlichen der persönlichen Notizen zeigt den Geist des Teilens, der zum Reiz dieses Feldes beiträgt.[2] In Erwartung des offiziellen Berichts der VolkswagenStiftung, der für den 17. Januar angekündigt ist, möchte ich in einer späten Nachlese einige Bemerkungen nachtragen. Diese beziehen sich auf drei Punkte.

  1. Die Schwierigkeit, Digital Humanities zu definieren
  2. Den Zusammenhang von Gewinn und Verlust durch Digitalisierung
  3. Audiomaterial als Gegenstand der Digital Humanities

Zu 1.

digital Humanities statt Digital Humanities?

Auf der Konferenz wurde intensiv und zum wiederholten Mal darüber nachgedacht, wie sich die Digital Humanities definieren ließen. Diese Frage hängt damit zusammen, ob die Digital Humanities eine eigene Disziplin sind und ist für viele Teilnehmer deshalb relevant, weil von ihrer Beantwortung die institutionelle Unterbringung und Finanzierung von Projekten und Stellen abhängt. Die Digital Humanities als neuer Studiengang würden auch einen neue Nachfrage nach Lehrkräften und Lehrstühlen mit sich bringen. Die Frage wurde nach der Konferenz auf verschiedene Weise beantwortet. Michael Schmalenstroer schlägt vor, eine engere und operationalisierbare Definition durch eine Umbenennung der Digital Humanities in Computational oder Algorithmic Humanities zu erreichen.[3] Eine gegensätzliche Position nimmt Philipp Nordmeyer in seinem Beitrag Destroy the Digital Humanities! ein.[4] Die Einleitung provoziert zunächst mit dem Wunsch, die Digital Humanities sollten zerstört und aufgelöst werden und verschwinden. Es folgt allerdings ein konstruktives Plädoyer, die Digital Humanities in den bestehenden Geisteswissenschaften unterzubringen und die Digital Humanities so in digital Humanities umzuwandeln. Dahinter steht die paradoxe, durch Marx geprägte Denkformel, Realisierung und Aufhebung einer Idee fielen zusammen.

Während Schmalenstroer bedauert, z. B. die geschichtswissenschaftlichen Studiengänge würden keine oder nicht genug Programmierkenntnisse vermitteln, argumentiert Nordmeyer, es sei eine nicht einzulösende Forderung, einen jungen Forscher zugleich zu einem produktiven Geisteswissenschaftler und zum Meisterprogrammierer zu machen. Er schlägt pragmatisch vor, jeder solle sich für seine Arbeitsumgebung die nötigen Kenntnisse aneignen, um sich mit Fachleuten aus anderen Gebieten verständigen zu können. Diese verschiedenen Positionen sind an dieser Stelle auch deshalb erwähnenswert, weil schon während der Konferenz kontrovers diskutiert wurde, wieviel IT-Kenntnisse im Rahmen geisteswissenschaftlicher Studiengänge vermittelt werden und welche anderen Inhalte dafür gestrichen werden könnten.

Bemerkenswert scheint mir, dass sowohl Schmalenstroer als auch Nordmeyer den Begriff der Schwammigkeit verwenden, um die unscharfe Definition der Digital Humanities zu bedauern oder zu loben. Zu dieser Metapher passt der Wunsch nach mehr Porosität, also nach mehr Offenheit und Durchlässigkeit im intellektuellen Leben, den Baker in seinen Notizen zum dritten Tag der Konferenz äußert (Vgl. Anm. 2).

In vielen Beiträgen während und nach der Konferenz erscheint es als ein besonderes Dilemma der Digital Humanities, dass es ihnen an einer bündigen Definition mangelt. Blickt man zurück in die Geschichte akademischer Disziplinen scheint eine solche Unschärfe allerdings nicht selten zu sein. Ein gutes Modell ist die Geschichte des Aufsatzes The Resistance to Theory von Paul de Man (1982). De Man sollte für die MLA im Sammelband Introduction to Scholarship in Modern Languages and Literatures den Bereich der Literaturtheorie behandeln und darin präzise beschreiben, was Literaturtheorie eigentlich sei, wie sie angewendet werde und welche Ergebnisse von ihr in absehbarer Zukunft zu erwarten seien. Stattdessen schrieb de Man darüber, warum er diese Fragen nicht beantworten könne: Das theoretisches Interesse der Literaturwissenschaft hänge eng mit ihrer Eigenschaft zusammen, sich einer solchen Definition zu entziehen. Der Beitrag wurde von den Herausgebern abgelehnt, wurde aber auch rasch zu einem modernen Klassiker der Literaturtheorie. Ähnlich ließe sich für Kulturwissenschaft als Disziplin sagen, dass ihre Hybridität und ihre Grenzüberschreitungen das Erstellen von Lehrplänen für das Fach schwierig machen, aber auch ihre Produktivität begründen. Gilt dies nicht auch für die Digital Humanities? Die 37 aktuellen Forschungsprojekte, die junge Wissenschaftler in Kurzvorträgen vorstellten, ließen sich nur schwer auf einen Nenner bringen und belegten die interdisziplinäre Vielfalt der im Rahmen der Digital Humanities verfolgten Ziele.

Zu 2.

In der die Konferenz eröffnenden keynote von Jeffrey Schnapp, der in Harvard sowohl für Studien über Romanistik als auch über Internet und Gesellschaft verantwortlich ist, kam das doppelköpfige Thema von Gewinn und Verlust durch die Digitalisierung prägnant zum Ausdruck. Schnapp gab einen weiten Überblick über neue Arbeitsmöglichkeiten in den Geisteswissenschaften im Zeitalter der Digitalisierung. Durch das crowdsourcing-Projekt Homeless Paintings. The Diaspora of Italian Renaissance Art [5] war es etwa möglich, die heutigen Standorte zahlreicher Gemälde aus der Zeit der italienischen Renaissance wieder ausfindig zu machen. Die Kunstgeschichte wusste von der Existenz dieser Bilder bis dahin nur durch eine Sammlung von 17.000 schwer zugänglichen Fotografien. Durch die Verfügbarmachung dieser Fotografien im Internet konnten Kunstwissenschaftlern zahlreiche Originale wieder zugänglich gemacht werden. Den Digital Humanities wird nicht selten vorgeworfen, die Tradition der Geisteswissenschaften zu bedrohen. Dieses Projekt ist von daher interessant, weil es eine unterbrochene Tradition wiederherstellt.

Hot spots and cold spots

Schnapp, der in Harvard auch knowledge design unterrichtet, warnte gleichzeitig vor einem Zuviel an Vernetzung und Nachrichten, die das Denken zu oft unterbrächen. Er ermutigte dazu, Bibliotheken nicht zu durchgängig vernetzten hot spots zu machen, sondern bewusst Platz für abgeschirmte ‘cold spots’ zu lassen. Gerade Bibliotheken als eine Architektur der Erkennenden benötigen immer noch stille und weitgedehnte Orte zum Nachdenken, wohin kein Netzwerkrauschen dringt.

Im ersten Panel wurden ausführlicher konkrete Beispiele der Anwendung digitaler Methoden in den Geisteswissenschaften vorgestellt. An dieser Stelle beschränke ich mich mit einem Hinweis auf den Vortrag Detmar Meurers (Universität Tübingen), der u. a. über das maschinelle Übersetzen vortrug. Er hob dabei ein Training für ein Übersetzungsprogramm hervor, das sich als besonders effektiv erwiesen hatte. Aus einem Korpus von Beispielsätzen wurde jedes Wort gestrichen, das nur einmal vorkam. Auf diesem Weg war es möglich, Erkenntnisse über den Gebrauch von Sprache mit weniger ‚noise‘ zu verallgemeinern. Dieses Verfahrensbeispiel provozierte später, an einem anderen Punkt der Diskussion, eine Replik, die den Unterschied zwischen hermeneutischen und algorithmischen Verfahren auf den Punkt brachte und zu dem am häufigsten zitierten Gedanken der Konferenz wurde.

„You erased all words that occurred only once.”

Die Replik erinnerte an einen Roman aus dem 16. Jahrhundert von François Rabelais‘, dessen Bedeutung in dem Wort ‚trink‘ verschlüsselt sei und das in dem ganzen Roman nur einmal vorkomme. Da nun aber in Meurers Verfahren jedes Wort eines Korpus gestrichen wird, das nur einmal vorkommt, wäre mit einem solchen quantitativen Vorgehen das literarische Verständnis des Textes bedroht – ein Präzedenzfall für die Differenz hermeneutischer und algorithmischer Verfahren. Es wäre allerdings nicht fair, Meurers beeindruckend effektives Verfahren nach einem Maßstab zu bewerten, der mit dem von ihm angestrebten Ziel nichts zu tun hat.

An die Vorträge dieses Panels schlossen Kommentare von Thomas Anz (Universität Marburg) und Horst Bredekamp (HU Berlin) an. Einleitend erinnerte Anz daran, dass bereits die Sozialwissenschaften die Literaturwissenschaft mit quantitativen Methoden konfrontiert haben und dass daher die Herausforderungen durch das Digitale nicht völlig neu sind. Der Vorbehalt gegenüber quantitativen Methoden stamme aus der „Urszene“ der Literaturwissenschaft, der Erschließung potentiell unverständlicher Texte. Anz zeigte anhand des Gedichts Weltende von Jakob von Hoddis die Bedeutung von Abweichung und Differenz in der Analyse von Lyrik. Computergestützte Methoden sind bekanntlich gut dazu geeignet, Standardsprachen zu beschreiben, z. B. was die am häufigsten gebrauchten Worte und Redewendungen in einem bestimmten Textkorpus sind und welche grammatikalischen Konstruktionen wie verbreitet sind. Anz zeigte nun an dem Gedicht Weltende, wie Lyrik die Regeln der Standardsprache brechen und auf eine bestimmte Art von ihr abweichen kann. Während statistische Methoden allgemeine Gesetze erkennbar machen können, geht es im Lesen von Literatur um das Verstehen von besonderen Einzelfällen. Anz fügte hinzu, dass digitale Methoden in der Literaturgeschichte durchaus bereits ein Gewinn sind, da empirische Methoden z. B. Rückschlüsse auf die Relevanz und Verbreitung von Texten zu bestimmten Zeiten erlauben.

Digital Dark Age?

Bredekamp formulierte an dieser Stelle und im Laufe der Konferenz aus bildwissenschaftlicher Perspektive eine umfassendere Kritik an der Digitalisierung in ihrer bestehenden Form, die er auf den Begriff Präsentismus brachte. Als ein begeisterter Teilnehmer der digitalen Aufbruchs- und „Pionierzeit“ in den 1980er Jahren diagnostizierte er für die Gegenwart eine Ermüdung am Digitalen. Mit Präsentismus bezeichnet Bredekamp eine Geschichtsvergessenheit, die in den gegenwärtigen digitalen Praktiken überhand genommen habe. Das Digitale sei vor 20 Jahren wesentlich reflektierter gewesen, Bredekamp erinnerte an dieser Stelle an frühe Festivals der Serie Ars Electronica in Linz. Er konstatierte für die Gegenwart durch die Kurzlebigkeit des Digitalen ein permanentes Auslöschen der Erinnerung. Auch wenn ein neues Dunkles Zeitalter digitaler Art vielleicht noch nicht gerade vor der Tür steht, ist diese Bemerkung Bredekamps ein spannendes Paradoxon. Denn die Mittel von Big Data zielen ja eigentlich auf die Archivierung, Speicherung und Verfügbarmachung von allen möglichen Informationen.

Zu 3.

Es war ein Verdienst der Konferenz, im vornehmlich visuell arbeitenden Feld der Digital Humanities auch Wissenschaftlerinnen zu Wort kommen zu lassen, deren primärer Forschungsgegenstand auditives Material ist. Eleanor Selfridge-Field (Stanford University) trug über digitale Musikstudien vor und Tanya Clement (University of Texas at Austin) hielt einen Kurzvortrag über das Projekt high performance sound technologies for access and scholarship (HiPSTAS).[6]

Materials situated in time vs. materials situated in space

Selfridge-Field nahm den Reichtum an Notenmanuskripten, die in den letzten Jahren digitalisiert wurden, als Ausgangspunkt und stellte einige digitale Archive insbesondere von Manuskripten aus der Zeit des Barock vor. Besonders wichtig erscheint mir eine prinzipielle Unterscheidung, die sie vornahm: Musik lasse sich zwar visuell analysieren, aber nur auditiv erfahren. Das Visuelle wirke im Raum, Musik aber in der Zeit. Für viele Teilnehmer der Konferenz, die den Umgang mit Visualisierungen gewohnt sind, dürfte der wissenschaftliche Umgang mit dem ‚in der Zeit‘ wirkenden Medium Musik eine ungewohnte Herausforderung gewesen sein.

„Now is the time for humanists to design tools for sound study.”[7]

Die Arbeit mit klanglichen Quellen ist in Digital Humanities überhaupt ein noch zu wenig beachtetes Arbeitsfeld. Clement warnte in ihrem Beitrag eindringlich vor dem Verfall bestehender klanglicher Archive, die nicht ausreichend genutzt und nachgefragt würden, „however there are few means to use or to understand how to use tools for accessing and analyzing digital sound collections.“ Bemerkenswert ist eine interdisziplinäre Transferleistung von Clements HiPSTAS-Projekt. Um Aufnahmen menschlicher Sprache zu analysieren wurde auf die Software ARLO zurückgegriffen, die ursprünglich für die Klassifikation von Vogelstimmen nach Höhe, Rhythmus und Timbre entwickelt wurde.

Mein Fazit

Im Rückblick auf die Konferenz (Digital) Humanities revisited fällt mir die gelungene Komposition der Veranstaltung als ganze auf. Einerseits wurden herausragende Projekte und offene Arbeitsfelder in den Digital Humanities präsentiert. Gleichzeitig ist es gelungen, ein Moment der Kritik und des Negativen an der Digitalisierung, das als Korrektiv und Denkanstoß wirken mag, in die Veranstaltung zu integrieren und zur Sprache zu bringen. Besonders hilfreich waren für mich und viele andere Teilnehmer die workshops, die phasenweise soweit in Kleingruppen geteilt wurden, dass tatsächlich jeder die Gelegenheit bekam, sich selbst zu äußern und mit den übrigen Teilnehmern ins Gespräch zu kommen. Die Einladung der Veranstalter an die Teilnehmer, sich selbst in kleineren Gruppen zu grundlegenden Fragen zu äußern, schärfte das Verständnis für die auf der Konferenz verhandelten Probleme. Glücklich war anschließend, wie die Resultate der workshops ins Plenum zurückgetragen und dort zugespitzt wurden, etwa die Frage nach dem Unterschied von humanities und Geisteswissenschaften.



[7] Zitat aus dem genannten Kurzvortrag von Tanya Clement.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2893

Weiterlesen

TwInterviews zu aktuellen Projekten der Digitalen Geschichtswissenschaft

cropped-digigw-logo

Über den Twitteraccount der AG “Digitale Geschichtswissenschaft” werden ab sofort eine Reihe von Interviews veröffentlicht, die Marko Demantowsky mit Kolleginnen und Kollegen führt. Inhaltlich geht es dabei um aktuelle und potentielle Projekte, die in Bezug zur digitalen Geschichtswissenschaft stehen. Die Reihe beginnt mit einem Gespräch über den “Stand der Arbeit und die Perspektiven der Arbeit an L.I.S.A.”. Die TwInterviews sollen anschließend auf dem Blog der AG dokumentiert werden.

Der Hashtag lautet:#j_twint.

Das Programm und weitere Informationen erhalten Sie hier.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2875

Weiterlesen

Neues vom Personendaten-Repositorium der BBAW

Das DFG- Projekt “Personendaten-Repositorium” (PDR) an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften beschäftigt sich mit der Möglichkeit, Personeninformationen aus der historischen Forschung in eine adäquate Infrastruktur zu überführen. Das betrifft sowohl technische Aspekte wie den Aufbau eines Repositoriums, Schnittstellen, Webservices als auch inhaltliche Aspekte wie die semantische Auszeichnung der gewonnenen Daten auf Basis eines innovativen Datenmodells und flexiblen Vokabulars. Diese und alle weiteren Themen finden Sie ausführlicher beschrieben in unserem Wiki.

Zum neuen Jahr möchten wir Sie gerne über den aktuellen Stand der Entwicklungen informieren und unsere Tools bewerben:

Testen Sie den Archiv-Editor (AE) auf Basis unserer neuen PDR 2.0-Klassifikation und mit Hilfe eines Beispieldatensatz. Der AE fungiert momentan als das einzige zentrale Arbeitsinstrument für eine clientbasierte Bearbeitung der eigenen Daten im Repositorium. Dezentrales Arbeiten ist zwar möglich, aber eben auch die Synchronisation mit der von den Mitarbeitern kollaborativ erarbeiteten Datensammlung,

Um überhaupt eine andere Software für das PDR entwickeln zu können, müssen natürlich die Voraussetzungen gegeben sein: PDR-Allies dienen als zentraler Knotenpunkt für die Ein- und Ausgabe der Daten, die Bestandteile “MySQL Datenbank” und “Index” sind wiederum über eigenständige Schnittstellen erreichbar. Zum Download (PaDRe 1.0.0, PDR-Allies 1.0.2, lib-pdr 1.0.4).

Testen Sie in diesem Sinne doch gleich einmal die Schnittstelle “ID-Interface” (IDI): Es werden Ihnen diejenigen Personenobjekte ausgeliefert, die bisher direkt oder indirekt eine ID (z.B. GND) aufweisen. Auf Wikipedia findet man ebenfalls unsere (bisher noch bescheidene) BEACON Liste von 419 Einträgen.

Und GND ist bereits das nächste Stichwort: Der “Investigator” ist ein Crowdsourcing Game für die Auszeichnung unseres Datenbestandes mit der Gemeinsamen Normdatei-Nummer. Machen Sie mit und recherchieren Sie um einen Platz in der Bestenliste!

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2851

Weiterlesen

DARIAH-DE Working Papers

Die DARIAH-DE Working Papers als zentraler Publikationsort für Beiträge verschiedener Art, die im Kontext von DARIAH-DE entstehen, starten heute mit folgenden Veröffentlichungen:

logo-Working-PapersGeplant sind weitere Beiträge zu folgenden Inhalten:

  • Berichte und Empfehlungen: Berichte aus dem Projekt, insbesondere solche, die methodische Fragen, technische Empfehlungen, Best-Practice-Beispiele oder Ähnliches zum Gegenstand haben;
  • Dokumentationen und Lehrmaterialien aus dem Projekt;
  • Über DARIAH: Beiträge, die im Kontext von DARIAH-Veranstaltungen entstanden sind oder Konferenzbeiträge zum Thema DARIAH und digitale Infrastrukturen;
  • DARIAH plus: Beiträge, die das Thema digitale Infrastruktur oder digitale Forschung in den Geisteswissenschaften behandeln;

Die DARIAH-DE Working Papers unterliegen einem klar definierten Prozess der Qualitätssicherung, der eine redaktionelle Betreuung durch das Herausgebergremium mit der Rückmeldung aus der Community verbindet, jedoch keinen formalen „peer review”-Prozess beinhaltet.

Die Beiträge werden im PDF-Format publiziert und mit einer URN versehen in einem Repository abgelegt. Geplant ist künftig auch, Beiträge zunächst im Portal zu publizieren, wo sie für einige Zeit weiter bearbeitet und (nach Registrierung) auch von Leserinnen und Lesern kommentiert werden können, ehe stabile und zitierfähige Versionen der Beiträge im PDF-Format publiziert werden.

Alle Beiträge zu den DARIAH-DE Working Papers werden im Open Access mit einer Creative-Commons-Lizenz (CC-BY) veröffentlicht. Auch Zweitveröffentlichungen in den DARIAH-DE Working Papers sind möglich.

Die DARIAH-DE Working Papers werden von Mirjam Blümm, Stefan Schmunk und Christof Schöch herausgegeben.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2747

Weiterlesen