Der Glaube unter dem Einfluss des Ersten Weltkrieges
Sarah Hinrichsmeyer
Feldpostbriefe eröffnen uns Einblicke in die persönlichsten Gedanken der Soldaten, so auch in ihren Glauben. Sie berichten immer wieder von Besuchen des Feldgottesdienstes, der Aufforderung zum Gebet oder der Hoffnung auf Gottes Wirken, das ein Ende des Krieges herbeibringen soll. Denn der Glaube des Einzelnen wurde durch diesen stark herausgefordert: Manch einer entfernte sich, bei anderen intensivierte er sich. Der Historiker Gerd-Walter Fritsche, der sich intensiv mit dem Thema Religiosität in Feldpostbriefen auseinandergesetzt hat, schildert beispielsweise eine Marienerscheinung eines Soldaten, der sich daraufhin in seinem religiösen Verhalten grundlegend veränderte.[1] Er erlangte eine Ausgeglichenheit, die in einem deutlichen Kontrast zu der zuvor dominierenden Kriegsangst stehe. Auch in den Feldpostbriefen August Jaspers an seine Frau finden sich Formulierungen, die den Erkenntnissen Fritsches entsprechen. Jasper selbst wird Zeuge, wie sehr der Krieg den Glauben des Einzelnen verändern kann:
„Er [Gott] ist doch bisher unser Schutz und Schirm gewesen, und darum werden wir ihn auch ferner bitten. Liebes Herz, wie mancher ist hier im Kriege doch schon zu einem kindlichen Gottvertrauen gekommen, der vorher an nichts glauben wollte.
[...]