Gemeinsame Forschungsfelder indentifizieren, mögliche Kooperationspartner finden, Informationen teilen – das neue DFMFA

(version française ci-dessous) Als wir vor im August 2012 diese gemeinsame Initiative starteten, um die deutsche und die französische Mediävistik näher zu sammenzuführen, hätten wir niemals mit einem so großen Interesse gerechnet. Auf unsere erste Bedarfsabfrage hatten sich damals mehr als 80 deutsche und mehr als 160 französische Kollegen gemeldet. Grund genug, die Initiative auszuweiten und etwas Angemessenes auf die Beine zu stellen. Das Ergebnis steht jetzt hier: das Deutsch-Französische Mediävistenforum – Forum des médiévistes franco-allemand (DFMFA). Ziel der Initiative war es von Anfang an, die Interessen der deutschen und der französischen Mittelalterforschung zusammenzuführen und die Bedingungen für Kooperationen zu verbessern. Dabei geht es vor allem um die Möglichkeit, gemeinsame Forschungsfelder zu identifizieren, Partner für Forschungsprojekte zu finden und Auskunft über Fördermöglichkeiten zu erhalten. Diesem Ziel hoffen wir, mit der heutigen Veröffentlichung des Forums deutlich näher gekommen zu sein. Was ursprünglich als Datenbank geplant war, ist nun ein Blog geworden. Das Format des wissenschaftlichen Blogs bietet eine ganz neue Form der Kommunikation und des Austausches. Denn jeder, der einmal am DFMFA eingeschrieben ist, hat die Möglichkeit, hier auch selbst beizutragen und das Forum als offene Informationsplattform zu nutzen und Informationen zu teilen. Er kann konkrete Projektanfragen stellen, über Stellenausschreibungen wie […]

Quelle: http://dfmfa.hypotheses.org/847

Weiterlesen

Pre-Conference: „DARIAH-DE – Aufbau von Forschungsinfrastrukturen für die e-Humanities“

DARIAH-DE Logo ohne Unterschrift RGB fuer PPT

 

Im Rahmen der ersten Jahrestagung „Digital Humanities – methodischer Brückenschlag oder `feindliche Übernahme`? Chancen und Risiken der Begegnung zwischen Geisteswissenschaften und Informatik“ der Digital Humanities im deutschsprachigen Raum (Dhd), die vom 25.-28.03.2014 in Passau stattfindet, lädt DARIAH-DE zur Pre-Conference. Vom 25.-26.03.2014 werden in Workshop-Sessions verschiedene Aspekte der DARIAH-DE Forschungsinfrastruktur erörtert. Im Mittelpunkt stehen dabei Fragen nach den methodischen, thematischen und technologischen Anforderungen der Geistes- und  Kulturwissenschaften an eine digitale Forschungsinfrastruktur und die Auswirkungen der Anforderungen auf die Lehre. Außerdem soll es um die Frage gehen, wie digitale Forschungsinfrastrukturen nachhaltig etabliert werden können – und zwar unabhängig von befristeten Projektförderzeiträumen.

In vier Sessions werden die Kernelemente der DARIAH-DE Forschungsinfrastruktur -  Lehre, Forschung, Forschungsdaten und technische Infrastruktur – behandelt. Zusätzlich soll der Umgang mit Daten, die Objekte beschreiben, diskutiert werden. Denn bild- und objektanalysierende Kulturwissenschaften, wie beispielsweise die Archäologie, stellen digitale Forschungsinfrastrukturen vor neue Herausforderungen.

Als Abschluss des ersten Tages referiert Dr. Karl-Heinz Mörth, Institute for Corpus Linguistics and Text Technology, Austrian Academy of Science, über die derzeitigen Entwicklungen beim Aufbau von digitalen Forschungsinfrastrukturen für die Geistes- und Kulturwissenschaften in Österreich und deren Verbindung und Kooperationen zu den gemeinsamen Entwicklungen innerhalb des europäischen Forschungsraums.

Während der zweitägigen Pre-Conference finden DARIAH-Cafés statt, in denen Teilnehmende ihre Forschungsprojekte präsentieren. Diese mit DARIAH-DE assoziierten Projekte zeigen auf, wie vielseitig die DARIAH-DE Forschungsinfrastruktur nutzbar ist. Während der DARIAH-Cafés soll der Dialog zwischen EntwicklerInnen, WissenschaftlerInnen und VertreterInnen von Forschungsinfrastrukturen gefördert sowie neue Kontakte aufgebaut werden. DARIAH-DE-VertreterInnen präsentieren die im Projekt entwickelten fachwissenschaftlichen Dienste, wie z.B. den Geo-Browser und die Collection Registry. Weitere Komponenten der technischen Infrastruktur, curriculare Themen, in Planung befindliche DH-Studiengänge und forschungsbezogene Ergebnisse werden vorgestellt. Studentische Gruppen von verschiedenen Universitäten präsentieren darüber hinaus eigene Forschungsprojekte und ihre aktuellen Arbeiten.

Darüber hinaus werden Studierende und NachwuchswissenschaftlerInnen unterschiedlichster Disziplinen ihre eigenen DH-Projekte und Vorhaben vorstellen. Das DARIAH-DE Café bietet somit einen guten Überblick über aktuelle Themen, Methoden, Verfahren und Curricula-Entwicklungen in den Digital Humanities. Folgende Präsentationen werden im Rahmen des DARIAH-DE-Cafés stattfinden:

Weitere Infos zur Konferenz und Anmeldung erhalten Sie unter http://www.dhd2014.uni-passau.de/. Erfolgt die Registrierung bis zum 08. März 2014, wird Frühbucher-Rabatt erstattet.

Kontaktadresse:

Dr. Heike Neuroth
Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
Papendiek 14, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-33866
E-Mail: neuroth@sub.uni-goettingen.de
Internet: www.sub.uni-goettingen.de

Programm der DARIAH-DE Pre-Conference:

Dienstag, 25. März 2014

Uhrzeit Thema
13:00-13:30 Begrüßung und Eröffnung - Dr. Heike Neuroth (SUB Göttingen)
13:30-15:00 1. Session Forschungsfragen und -methoden - Dr. Christof Schöch (Uni Würzburg), Dirk Wintergrün (MPIWG Berlin)
15:00-15:30 Kaffeepause
15:30-16:30 2. Session Lehre - Prof. Dr. Manfred Thaller (Uni Köln)
16:30-18:00 Demo-Session Teil I (in einem gesonderten Raum): Demo-Sessions im Rahmen des DARIAH-DE-Cafés, Demo-Sessions assoziierter DARIAH-DE Projekte
ab 18:00 Abendvortrag - Dr. Karlheinz Mörth, Österreichische Akademie der Wissenschaften: „Der Aufbau von digitalen Forschungsinfrastrukturen für die Geistes- und Kulturwissenschaften in Österreich“
ab 20:00 Gemeinsames Pre-Conference Abendessen

Mittwoch, 26. März 2014

Uhrzeit Thema
9:00-9:15 Eröffnung des 2. Tages
9:15-10:30 3. Session Wissenschaftliche Sammlungen - Dr. Thomas Stäcker (HAB Wolfenbüttel)
10:30-10:45 Kaffeepause
10:45-12:00 4. Session Technische Infrastruktur – PeterGietz (DAASI), Tibor Kalman (GWDG, Göttingen)
12:00-12:30 5. Session Objekt-Cluster - Prof. Dr. Reinhard Förtsch (DAI Berlin)
12:30-13:00 Abschlussdiskussion: „Digitales Forschen und Lehren in den Geisteswissenschaften – Themen und Perspektiven für DARIAH-DE“ - Dr. Heike Neuroth (SUB Göttingen)
13:00-14:00 Demo-Sessions Teil II (in einem Raum): Demo-Sessions im Rahmen des DARIAH-DE-Cafés, Demo-Sessions assoziierter DARIAH-DE Projekte

 

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3058

Weiterlesen

Richard Schuberth: Neues Wörterbuch des Teufels

Kommenden Donnerstag (27.2.2014, 20h) stellt Richard Schuberth im Ostklub (1040 Wien, Schwindgasse 1) Das neue Wörterbuch des Teufels (Klever Verlag) vor.
Schon dieses eine Lemma - veröffentlich im aktuellen Augustin (Nr. 361, S.37) - ist eine Wohltat, noch dazu angesichts des österreich-patriotischen Stuss, den zuletzt ein sich für seriös haltender Historiker wie Manfried Rauchensteiner zum Thema für das Presse-Spectrum (15.2.2014, S. IIIf.) fabrizierte:

Princip, Gavrilo
Früher Märtyrer der Ökobewegung, der dem Tiermörder Franz Ferdinand das Handwerk legte, ehe der auch das 274.512. Wildtier seiner Jägerlaufbahn massakrieren konnte.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/706565480/

Weiterlesen

Problematisieren ohne Problemlösen? Zu einer Passage in Schröders (2003) “Die Handlungsstruktur von Texten”

Ich beschäftige mich zur Zeit mit der Illokutionsstruktur von Texten. Das ist eines der wichtigsten Bestimmungspunkte meiner Arbeit. Bezüglich dieses Komplexes eine begründete Position herauszuarbeiten, wird die empirische Analyse und ihren theoretischen wie auch praktischen Ertrag wesentlich prägen. In diesem Zusammenhang wurde mir vor einiger Zeit eine Monografie von Thomas Schröder empfohlen. Diese Woche bin ich endlich dazu gekommen, einen Blick in sie zu werfen. Dabei ist mir ein interessanter eristischer Zug in die Hände gefallen.

In seiner Habilitationschrift “Die Handlungsstruktur von Texten. Ein integrativer Beitrag zur Texttheorie” (2003) geht Thomas Schröder (Innsbruck) das Problem an, wie Texte in ihrer Binnenstruktur handlungstheoretisch zu rekonstruieren sind. Das ist eine wichtige und immer noch aktuelle Fragestellung der linguistischen Pragmatik.

Darin findet sich im ‘Theoriekapitel’ die folgende Passage:

“Äußerungs- und Handlungsebene werden also parallel betrachtet: Genauso wie ein Text als Äußerungseinheit ein Produkt aus Sätzen ist, wird auch die Texthandlung als ein Produkt aus „Satzhandlungen“ gesehen. Die möglichen Probleme, die mit einer solchen Parallelsetzung von Sätzen und einfachen Handlungen verbunden sind, werden an dieser Stelle bewußt ausgeklammert. Beide Kategorien, erst recht aber ihr Verhältnis, sind heftig umstritten. Diese Diskussion hier aufzunehmen, würde allzu weit vom Hauptgegenstand der Untersuchung wegführen.” (Schröder 2003, 35f.)

Zurecht weist Schröder hier auf einen Problemkomplex hin, der “heftig umstritten” ist. Dass er so “heftig umstritten” ist, hat den Grund, dass es sich hierbei um eine der zentralen Fragen linguistischer Pragmatik handelt. Und es ist wohl ziemlich normal, dass sich an solchen Fragen, die Geister scheiden.

Um das kurz zu explizieren: Was Schröder da anspricht, ist die Frage des Verhältnisses von Oberflächenstruktur und Tiefenstruktur. Oder anders: Was sehen wir (Forscher_innen), wenn wir uns die Buchstabenkombinationen eines Textes anschauen? Oder: Welche Leistung vollbringt die Medialität von Sprache? Welches Vermittlungsverhältnis liegt vor?

Schröder beantwortet diese Frage mit einem Abbild- oder Repräsentationsverhältnis. Was wir sehen/hören ist die Handlung: “Äußerungs- und Handlungsebene werden also parallel betrachtet”, kurz darauf spricht er von “Parallelsetzung”. Das ist strenggenommen kein Identitätsverhältnis, wie ich es mit “ist” ausgedrückt habe. Es ist sogar ein spezifisches Differenzverhältnis, dass sich auch in seinen Illokutionsstruktur-Schemata niederschlägt. Zwischen der Handlungs- und der Äußerungsebene ist immer ein weißer Graben gezogen, der zwei formgleiche Seiten trennt: Auf der einen steht Satz, auf der anderen Satzhandlung, Teiltext – Teiltexthandlung, Text – Texthandlung. Was dieser gezogene Graben genau bedeuten soll, wird nicht erklärt. Die Formgleichheit auf beiden Seiten impliziert aber, dass es sich um das parallelgeführte Vermittlungsverhältnis von Oberfläche und Tiefe handelt, was durch die Formgleichheit als Abbildungsverhältnis identifizierbar wird. Die Tiefenstruktur schlägt sich 1:1 in der Oberflächenstruktur nieder. So kann der gezogene Graben zwischen Beiden nur die Vermittlung, die Medialisierung zwischen Mentalem und Medialem meinen, der aber als weißes, unentdecktes Land diagrammatisch einfach übersprungen wird.

Was aber ist eigentlich damit gemeint, wenn von Tiefenstruktur gesprochen wird. Es ist freilich eine konzeptuelle Metapher, die unterstellt, hinter oder unter der wahrnehmbaren Oberfläche der Phänomene gibt es eine wirkende Kraft, die bestimmt, wie die Oberfläche sich ausformt. Nun meinen Linguist_innen, wenn sie von Tiefenstrukturen sprechen, keine metaphysischen Wirkkräfte aufzufinden. Wenn wir von Tiefenstrukturen sprechen, meinen wir gesellschaftliches oder zumindest gemeinschaftliches Sprachwissen, dass anhand der empirischen Oberfläche begrifflich rekonstruiert werden kann. Die sprachliche Oberfläche erscheint in diesem Zuschnitt als Mittelarrangement, dass im sozialen Austausch durch wiederkehrende Handlungskonstellationen zweckadäquat geformt wird. Das ist die Position, wie sie die Funktionale Pragmatik seit den späten 1970er Jahren kontinuierlich entfaltet hat, um eine ganzheitliche, linguistische Perspektive auf sprachliches Handeln herauszuarbeiten: sowohl theoretisch, wie auch empirisch (vgl. z.B. Ehlich 1991; 2007b; Rehbein 2001; Redder 1998).

Arbeiten von Rehbein, Redder und Hoffmann finden sich auch in Schröders Habil. Die Funktionale Pragmatik hat nun den Standpunkt herausgearbeitet, dass kein “Homomorphie”-Verhältnis zwischen Oberflächen- und Tiefenstruktur herausgearbeitet werden kann (Rehbein 2001, 933; Ehlich/Rehbein 1986, Kap. 6) und beziehen damit eine deutliche Position bezüglich des im Zitat problematisierten Sachverhalts.

Mit dem Begriff der Illokution werden nun die Zwecke sprachlicher Handlungen “mittlerer Größenordnung” benennbar: die Zwecke der Sprechhandlungen (Redder 1998, 64). Wie die Sprachakttheorie gezeigt hat, sind diese Benennungen nur selten in der sprachlichen Oberfläche auffindbar oder anders: eine empirische Handlung findet in ihrem Vollzug nur selten eine Explizierung ihres Zwecks durch die Handelnden selbst. In den meisten Fällen ist es also eine hermeneutische Analyseleistung, welche Illokution hinter einer Äußerung verborgen liegt. Diese müssen die Wissenschaftler_innen, wie die Interaktanten gleichermaßen leisten, um zu verstehen; gleichwohl die Interaktanten dies im höheren Maße routiniert leisten, weil sie beim Verstehen freilich ganz andere Interessen verfolgen als ein_e Linguist_in.

Schon diese wenigen Ausführungen reichen aus, um zu verdeutlichen, dass ein einfaches abbildhaftes Parallelisieren von Satz und Handlung nicht ausreichend zu sein scheint, um deren Verhältnis zu bestimmen. Zieht man nun das Verhältnis von Illokution und Handlungsmuster heran (vgl. Ehlich/Rehbein 1979; 1986), wird das noch einmal deutlicher. Denn damit wird ersichtlich, dass Illokutionen nicht einfach in sich selbst aufgehen, sondern zentrale Einheiten im interaktiven Vollzug von Handlungsmustern darstellen (vgl. Ehlich 2007a, 33f.). Ohne die jeweilige Rekonstruktion der Position der einzelnen Sprechhandlung im dazugehörigen Handlungsmuster ist ihre Handlungsqualität nicht ausreichend bestimmbar und damit lässt sich eigentlich erst sinnvoll rekonstruieren, wie einzelne Sprechhandlungen im Text verkettet werden, ohne nur auf “indem”- und “und dann”-Relationen1 zurückgreifen zu müssen. Das möchte ich im Folgenden aber nicht weiter ausführen.

Vielmehr möchte ich noch einen kurzen Blick auf das obige Zitat werfen. Wie wir gesehen haben, wir ein zentrales Problem aufgeworfen, mit dem eine Untersuchung der Handlungsqualität von Texten befasst sein muss, ja mindestens eine Position begründet beziehen muss, um davon ausgehend gewissermaßen erst starten zu können. Schröder geht dabei – wie ich finde – einen recht eigenwilligen Weg. Er problematisiert diesen forschungspraktischen Entscheidungsknoten sehr stark, indem er ihn als “heftig umstritten” kennzeichnet. Ebenso weist er auf “mögliche Probleme” hin, “die mit einer solchen Parallelsetzung von Sätzen und einfachen Handlungen verbunden sind”, um sie gleich darauf “bewußt auszuklammer[n]“.

Schauen wir uns dazu den Kontext (hier kursiviert) des Zitates an:

Im Mittelpunkt der Handlungsstrukturbeschreibung steht somit der Zerlegungszusammenhang, der zwischen der Texthandlung und ihren Bestandteilen, den Teil-Handlungen, besteht. Als kleinste Einheiten werden dabei die einfachen sprachlichen Handlungen gesehen, denen auf der Äußerungsebene in der Regel die Einheit des Satzes entspricht. Äußerungs- und Handlungsebene werden also parallel betrachtet: Genauso wie ein Text als Äußerungseinheit ein Produkt aus Sätzen ist, wird auch die Texthandlung als ein Produkt aus „Satzhandlungen“ gesehen. Die möglichen Probleme, die mit einer solchen Parallelsetzung von Sätzen und einfachen Handlungen verbunden sind, werden an dieser Stelle bewußt ausgeklammert. Beide Kategorien, erst recht aber ihr Verhältnis, sind heftig umstritten. Diese Diskussion hier aufzunehmen, würde allzu weit vom Hauptgegenstand der Untersuchung wegführen. „Satzhandlungen“ werden deshalb im folgenden ohne weitere Problematisierung als kleinste Bausteine der Handlungsstruktur aufgefaßt (vgl. dazu beispielsweise Motsch/Viehweger 1981, 131 ff. bzw. Motsch 1983 oder, aus anderer Perspektive, Fritz/Muckenhaupt 1981, 17 ff.)” (Schröder 2003, 35f.)

Wie jetzt ersichtlich wird, hat Schröder die Problematisierung des Verhältnisses von Oberfläche und Tiefe eingebettet in die analysepraktische Frage des Zerlegens eines Textes bzw. einer Texthandlung in Einzelhandlungen, deren Zusammenwirken dann als “Handlungsstruktur von Texten” beschrieben werden kann. Die – geradezu schon mechanistisch metaphorisierte – Analysearbeit (‘das Zerlegen’) und ihre Begründung soll bei Schröder nicht weiter diskutiert werden, zu weit führe sie “vom Hauptgegenstand der Untersuchung” weg. Das ist ein legitimer und oft anzutreffender rhetorischer Zug. Ebenso verhält es sich mit dem, was Schopenhauer (1830/2009, 71) vielleicht ein “argumentum ad verecundiam” nennen würde. Das ‘Appellieren an die Ehrfurcht’; hier: vor den früheren Leistungen von Autoritäten. Wobei gerade in dieser gesammelten Platzierung der Literaturverweise an das Ende das Absatzes ihre Rolle innerhalb des Handlungsmusters, dessen Niederschlag sie bilden, veruneindeutigt wird. Dienen Motsch & Co hier dazu, die Lösung des Problems darzustellen, an die er “ohne weitere Problematisierungen” anschließen kann? Oder haben Motsch & Co sich auch ‘nur’ für eine “Parallelsetzung” von Oberfläche und Tiefe entschieden?

Die ambige Setzung der Literaturverweise und die Einbettung einer Problematisierung in eine analysepraktische Entscheidung, ist hörerseitig ganz unterschiedlich zu verstehen – je nach Kenntnis von Motsch & Co. Die musterbezogene Rolle von Motsch & Co variiert dadurch hier zwischen ‘Lösungsversuch’ innerhalb eins Problematisieren-Problemlösen-Musters (vgl. Ehlich/Rehbein 1986, Kap. 2; Wiesmann 2003; Petkova-Kessanlis 2009) und ‘Begründungsversuch’ innerhalb eines Begründen-Musters (vgl. Trautmann 2004; Tzilinis 2011), das zur Anwendung kam, weil (besonders nach diesem Absatz) hörerseitig antizipierbare Einwände zu bearbeiten waren.2

So wird auch hierin noch einmal deutlich, in welcher Weise die Bestimmung illokutiver Qualität von Sprechhandlungen in Texten hochgradig abhängig ist von ihrer Musterbezogenheit und dem vorhandenen Muster- wie Sachwissen.3 Im vorliegenden Fall kann die Vereindeutigung der möglichen Musterposition von Motsch & Co4 darüber geleistet werden, indem man sich diese Forschungsliteratur anschaut und dann einschätzt, zu welcher Musterposition die angegebenen Stellen taugen.

Die besprochene Passage erweist sich mithin als interessanter und äußerst komplexer Fall wissenschaftlichen Streits, der immer auch das Beziehen einer Position bedeutet und dessen Rekonstruktion sich nicht nur im Beschreiben der linearen Oberflächenstrukturen erschöpft.

 

Literatur

Brinker, Klaus (2000): Textfunktionale Analyse. In: Brinker, Klaus/Antos, Gerd/Heinemann, Wolfgang/Sager, Sven F. (Hg.): Text- und Gesprächslinguistik. Linguistics of Text and Conversation. Berlin, New York: De Gruyter (HSK, 16.1), S. 175–186.

Ehlich, Konrad (1991): Funktional-pragmatische Kommunikationsanalyse. Ziele und Verfahren. In: Flader, Dieter (Hg.): Verbale Interaktion. Studien zur Empirie und Methodologie der Pragmatik. Stuttgart: Metzler, S. 127–143.

Ehlich, Konrad (2007a): Funktionale Pragmatik – Terme, Themen und Methoden. Jochen Rehbein sexangenario. Erstveröffentlichung in: Deutschunterricht in Japan 4 (1999), S. 4-24. In: Konrad Ehlich: Sprache und sprachliches Handeln. Band 1: Pragmatik und Sprachtheorie. Berlin, New York: De Gruyter, S. 29–46.

Ehlich, Konrad (2007b): Sprachmittel und Sprachzwecke. In: Konrad Ehlich: Sprache und sprachliches Handeln. Band 1: Pragmatik und Sprachtheorie. Berlin, New York: De Gruyter, S. 55–80.

Ehlich, Konrad/Rehbein, Jochen (1979): Sprachliche Handlungsmuster. In: Soeffner, Hans-Georg (Hg.): Interpretative Verfahren in den Sozial- und Textwissenschaften. Stuttgart: Metzler, S. 243–274.

Ehlich, Konrad/Rehbein, Jochen (1986): Muster und Institution. Untersuchungen zur schulischen Kommunikation. Tübingen: Narr.

Petkova-Kessanlis, Mikaela (2009): Musterhaftigkeit und Varianz in linguistischen Zeitschriftenaufsätzen. Sprachhandlungs-, Formulierungs-, Stilmuster und ihre Realisierung in zwei Teiltexten. Frankfurt a.M. etc.: Lang.

Redder, Angelika (1998): Sprachbewusstsein als handlungspraktisches Bewusstsein – eine funktional-pragmatische Diskussion. In: Didaktik Deutsch 3 (5), S. 60–76.

Rehbein, Jochen (2001): Das Konzept der Diskursanalyse. In: Brinker, Klaus/Antos, Gerd/Heinemann, Wolfgang/Sager, Sven F. (Hg.): Text- und Gesprächslinguistik. Linguistics of Text and Conversation. Berlin, New York: De Gruyter (HSK, 16.2), S. 927–945.

Schopenhauer, Arthur (1830/2009): Die Kunst, Recht zu behalten. Hamburg: Nikol.

Schröder, Thomas (2003): Die Handlungsstruktur von Texten. Ein integrativer Beitrag zur Texttheorie. Tübingen: Narr.

Trautmann, Caroline (2004): Argumentieren. Funktional-pragmatische Analysen praktischer und wissenschaftlicher Diskurse. Frankfurt a.M. etc.: Lang.

Tzilinis, Anastasia (2011): Sprachliches Handeln im neugriechischen Wissenschaftlichen Artikel. Ein Beitrag zur Komparatistik der Wissenschaftssprachen. Heidelberg: Synchron.

Wiesmann, Bettina (2003): Problemlösen, Kategorisieren, Einschätzen – Zur Konzeptualisierung von Wissenschaft in deutsch- und spanischsprachigen Texten. In: Ehlich, Konrad/Steets, Angelika (Hg.): Wissenschaftlich schreiben – lehren und lernen. Berlin, New York: De Gruyter, S. 289–304.

 

  1. Diese Relationen spezifiziert Schröder (2003, 42-49) freilich noch und macht – was ich für sehr wichtig halte – Maximen deutlich, auf deren Basis es zu illokutionären Interrelationen kommt. Dass diese Maximen aber weitestgehend aus einem interaktionalen Zusammenspiel zwischen Sprecher und disloziertem Hörer sich ergeben, bleibt bei ihm nur angedeutet.
  2. Deutlich wird hier ebenso, dass Illokutions- und thematische Struktur nicht losgelöst voneinander betrachtet werden können, wie Brinker (2000) das macht, wenn er eine Illokutionsstruktur von Texten ganz verneint.
  3. Natürlich liegen im ausgewählten Abschnitt auch noch andere und kleinräumigere Muster und den dazugehörigen Illokutionen vor, deren Verhältnis zu den übergeordneten ebenso beschrieben werde muss.
  4. Was ebenso deutlich wird, ist, dass die Einheit ‘Satz’ keineswegs als die kleinste illokutionstragende Einheit verstanden werden kann. Vielmehr scheint es domänenspezifisch ganz unterschiedliche zu sein, welche sprachlichen Mittel Illokutionen unterschiedlichster Art zum Ausdruck bringen können.

Quelle: http://metablock.hypotheses.org/454

Weiterlesen

Lernst du noch oder spielst du schon?

Games, Gamification, Serious Games – Spiele als Bereicherung der Hochschullehre Spiele in der Hochschullehre erschienen mir schon vor dem Seminar als gewinnbringende Möglichkeit, die eigene Lehre zu bereichern. Tabu habe ich beispielsweise schon selbst in meinen Lehrveranstaltungen eingesetzt. Die umfangreichen Potentiale und Einsatzmöglichkeiten von Spielen in der Hochschullehre waren mir bisher jedoch unklar. In dem zweitägigen Workshop “Games in Higher Education” bot sich mir endlich die Gelegenheit, diese Lücken zu füllen und die Anwendung verschiedener Spiele für die eigene Lehre zu durchdenken. Auf die […]

Quelle: http://medienbildung.hypotheses.org/5474

Weiterlesen

Blogaward de.hypotheses – was soll ich denn nur wählen? Teil II. Blogs zu einem Forschungs- / Editionsprojekt, Quellenblogs

In Teil 2 unserer Vorstellung der Blogs für den Publikumspreis beim Blogaward de.hypotheses 2014 präsentieren wir eine kleine Liste an Blogs, die ein Editionsprojekt begleiten, das gleichzeitig auch ein Forschungsprojekt sein kann. Mit aufgelistet haben wir Blogs, die Quellen publizieren. Viel Spaß beim Entdecken!

1. Achtundvierzig http://achtundvierzig.hypotheses.org/

Dieses Blog einer Projektgruppe an der KU Eichstätt-Ingolstadt berichtet von der Forschung zur „Provisorischen Zentralgewalt für Deutschland“ in der Revolution von 1848/49 und darüber hinaus über aktuelle Entwicklungen in der wissenschaftlich-historischen Auseinandersetzung mit der Revolution von 1848/49 und ihrer Rolle in der deutschen und europäischen Politikgeschichte des 19. Jahrhunderts.

2. Archivar – Kamera – Weltkrieg http://kriegsfoto.hypotheses.org/

Das Blog soll in Form eines Online-Tagebuchs über die Bearbeitung des umfangreichen Fotonachlasses des pfälzischen Archivars Dr. Karl Lutz berichten. Lutz hat im 2. Weltkrieg als Offizier akribisch fotografiert, vor allem an der Ostfront sowie in Italien. Im Blog kommen die Bearbeiter des Nachlasses selbst zu Wort, stellen geplante Arbeitsschritte zur Diskussion und präsentieren eine Auswahl an Fotos.

3. Archivum Rhenanum http://archives.hypotheses.org/

Das Interreg-EU-Projekt “Grenzüberschreitendes Netzwerk digitaler Geschichtsquellen: Archive als Gedächtnisse der historisch gewachsenen Landschaft Oberrhein” stellt in diesem Blog Informationen zu den Projektzielen bereit. Es dient ebenso dem Nachweis und der Publikation bearbeiteter und digitalisierter Archivbestände; landesgeschichtliche Forschungsvorhaben am Oberrhein stehen ebenso im Fokus wie Tagungen und andere Veranstaltungen.

4. Digital Intellectuals http://digitalintellectuals.hypotheses.org/

A blog accompanying the (mostly digital) endeavours of the junior research group “Berlin Intellectuals 1800-1830″ – Es geht zum Einen um theoretische Fragen, zum Anderen um praktische Probleme, wie sie während der Entstehung der digitalen Edition auftreten. In dieser Edition werden unterschiedliche, bislang unedierte Handschriften aufgenommen: Briefe, Protokolle, Vorlesungsmitschriften, Werkmanuskripte, verfasst von Verlegern, Professoren, SchriftstellerInnen, die am Anfang des 19. Jahrhunderts in Berlin lebten.

5. Napoleon auf der Spur http://naps.hypotheses.org

Thema des Blogs sind die Quellen zur Geschichte des Königreichs Westfalen (1807–1813/14), die auf zahlreiche Archive in verschiedenen deutschen Bundesländern und im Ausland verteilt sind und gemessen an dem kurzen Zeitraum, in dem das Königreich bestand, eine erstaunlich Dichte aufweisen. Darüber hinaus bietet es methodologische Überlegungen für eine kontextualisierte und kritische Quellenauslegung.

6. Roman Zirngibl http://romanzirngibl.hypotheses.org/

P. Roman Zirngibl von St. Emmeram (1740-1816) war Historiker der alten Bayerischen Akademie der Wissenschaften und ein Kenner der mittelalterlichen bayerischen Geschichte seiner Zeit. Geplant ist eine Edition seiner monatlichen Berichte, die er in den Jahren 1812 bis 1815 an das Allgemeine Reichsarchiv sandte, das Blog begleitet die Arbeiten daran.

7. Studienstätte Protestantismus http://studpro.hypotheses.org

 Das Weblog “Studienstätte Protestantismus” informiert über alle Aktivitäten des Projekts zum Ausbau der Forschungsbibliothek Gotha zu einer Forschungs- und Studienstätte für die Kulturgeschichte des Protestantismus in der Frühen Neuzeit. Im Rahmen des Projekts sollen die digitalen Dienstleistungen fortentwickelt, weitere handschriftliche Bestände erstmals erschlossen sowie Ausstellungen und wissenschaftliche Tagungen in Anlehnung an die Themenjahre der Reformationsdekade bis 2017 durchgeführt werden.

8. Yousef Jameel Projekt http://jameel.hypotheses.org/

Das Yousef Jameel Digitalisierungsprojekt dokumentiert und digitalisiert 11.000 ausgewählte Objekte der Sammlung des Museums für Islamische Kunst in Berlin. Diese gesammelten Daten werden über das Portal der Staatlichen Museen zu Berlin „SMB-digital“ sowie über „Islamic Art Online“ recherchierbar sein.In diesem Blog geben die Mitarbeiter des Projekts einen Einblick in ihre Arbeit.

9. Bereschit Rabba lesen http://bereschitrabba.hypotheses.org/

Das Blog ist aus den Lektürekursen zu Bereschit Rabba im Masterstudiengang “Jüdische Kulturgeschichte” an der Universität Salzburg entstanden. Die bisher entstandenen Übersetzungen und Beschreibungen der Argumentationen werden hier zusammengestellt, die Übersetzung soll weitergeführt werden. Im Zentrum steht die literarische Eigenart der Texte.

Zur Wahl des Publikumspreises geht es hier: https://survey.openedition.org/index.php/885382/lang-de

____________

Siehe auch:

Blogaward de.hypotheses – was soll ich denn nur wählen? Teil I. Dissertationsblogs

 

Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/2033

Weiterlesen

Zu mittelalterlichen Wappenbesserungen und neuen Ansätzen in der Heraldik. Vortrag und Interview mit Laurent Hablot (Poitiers) an der Universität Münster

Am 20. Januar sprach Laurent Hablot (Poitiers) in der französischsprachigen Vortragsreihe “La jeune génération des médiévistes français invitée à Münster” am Historischen Seminar der Universität Münster über Devisen und Wappenbesserungen im Spätmittelalter. Wie immer bei dieser Vortragsreihe, gibt es zum … Continue reading

Quelle: http://heraldica.hypotheses.org/888

Weiterlesen

Fünf Fragen an … Laurent Hablot (Poitiers)

Herr Hablot, vielen Dank, dass Sie sich bereit erklärt haben, ein Interview mit uns für die Veranstaltungshomepage zu führen. Wir sind die Mitglieder des Kurses von Herrn Hiltmann. In diesem Kurs beschäftigen wir uns mit den Themen der Veranstaltungsreihe. Wie … Continue reading

Quelle: http://jeunegen.hypotheses.org/1191

Weiterlesen

Denn wenn et Trömmelche jeiht…

dann stonn mer all parat. Davon zeugen gerade in der Zeit vor den närrischen Tagen zahlreiche Plakate, die Prunksitzungen, After-Zoch-Partys und von Vereinen organisierte Feiern in Festzelten oder -hallen bewerben. Ab dem 12. Februar 1711 kursierten in Regensburg derartige Aushänge. Die Drucke luden zu einer allgemeine Masquerade ein.

Auf gnaedigstes Begehren verschiedener hoher Gesandtschafften und vornehmen Stands-Persohnen sollte diese  am Rosenmontag und Faschingsdienstag, ab 6 Uhr abends, stattfinden, in einem der prominentesten städtischen Gebäude, der Neuen Waag. Zum Eintrittspreis von einem Gulden wurde den Gästen Tantzen / Spielen auch ander honnêten Divertissements geboten, Speisen und Getränke nicht inklusive, [w]er aber hernachmahls kalt Essen / Wein / Limonade oder andre gleichen Liqueurs und Getraenke verlangt / soll zwar auch damit nach Moeglichkeit bedinet werden / bezahlt es aber um billigen Preiß à parte. 

Es bestand Kostümzwang, [m]it dem eintzigen Unterscheid / was von hohen Stands=PErsohnen sich etwan nicht masquiren wollte / daß dieselbe auch unverkleidet dabey erscheinen können. Moenchens=Ordens= oder andere geistliche Habits / von was Religion dieselbige seyn moegen / vielweniger unehrbahre /scandaleuse Masquen, noch auch diejenigen / so mit Degen / Pistolen oder andern Gewehr versehen seyn sollten, waren allerdings nicht zugelassen.

Ob die Frankfurter Gesandten, die diese Ankündigung mit ihren Berichten an den Rat der Stadt übersandten, am Regensburger Karnevalstrubel teilgenommen haben, ist nicht überliefert. Dass sie den Druck überhaupt ihrer Post beilegten, zeugt davon, dass es ihnen wichtig war, ihren Stadtoberen einen Eindruck vom (gesellschaftlichen) Leben in Regensburg zu vermitteln – ob als Rechtfertigung ihres dortigen Verhaltens, als Vergleichsschablone für das städtische Leben und Reglement einer anderen Reichsstadt oder als umfassende Information über alle Belange des Reichstags als politischem Zentrum des Reichs (und Europas) muss dahingestellt bleiben.

 

 

 

 

Quelle: http://smdr.hypotheses.org/140

Weiterlesen