hist.net-Verein gegründet

Am Freitag durfte ich an der Gründungsversammlung des hist.net-Vereins teilnehmen, der die Ideen von Peter Haber weiterführen will.
“Der Verein hist.net bezweckt die Förderung der digitalen Geschichtswissenschaften in ihren verschiedenen Ausprägungen; insbesondere setzt er sich ein für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in den digitalen Geschichtswissenschaften. Hierfür kann der Verein unter anderem Preise ausloben, Veranstaltungen organisieren, Lehrgänge entwickeln, Projekte verfolgen und Kooperationen mit geeigneten juristischen und natürlichen Personen eingehen.”
Noch sind wir eine kleine Gruppe, die aber hoffentlich schnell wächst. Wer die Idee unterstützen will möge dem Verein beitreten (Jahresbeitrag für nat. & jur. Personen CHF 50.- / CHF 30.- für Personen in Ausbildung) – ein Mail mit vollständiger Adresse an aktuar@hist.net genügt. Gerne nimmt der Aktuar auch Projektdeen entgegen, wie der Vereinszweck konkret umgesetzt werden könnte. Falls Sie den Verein finanziell kräftiger unterstützen wollen, ist eine Spende sehr willkommen. Der Aktuar nimmt solche Versprechen gerne entgegen.

Vorstand:
Präsident: Jan Hodel
Aktuar: Elias Kreyenbiel
Kassier: Pascal Föhr
Beisitzerin: Ursina Fäh
Beisitzerin: Sandra Haber

Voraussichtlich wird im Herbst dieses Jahres eine Mitgliderversammlung stattfinden, an welcher der Stand der Dinge, Projekte, Ideen und Vorschläge präsentiert werden. Es wäre toll, möglichst viele Personen, welche sich mit Digital History beschäftigen und/oder diese unterstützen wollen, in diesem Verein begrüssen zu dürfen.

Quelle: http://hsc.hypotheses.org/272

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China-News: Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus … (1871)

Die Wiener Weltausstellung 1873 war die erste im deutschsprachigen Raum – und die erste, an der sich China beteiligte. Die Vorbereitungen dafür begannen auf chinesischer Seite wohl unmittelbar nach dem Abschluss des ‘Freundschafts- Handels- und Schifffahrtsvertrags’ am 2.9.1869.  In den Wiener Blättern finden sich immer wieder Notizen zur Weltausstellung, darunter auch  Meldungen über die Vorbereitungen in China. Diese Texte geben Einblick in die Vorbereitungen und machen deutlich, welcher Anstrengungen es bedurfte, beovr am 1. Mai 1873 die Weltausstellung feierlich eröffnet werden konnte.

Einer dieser Texte findet sich fast gleichlautend in mehreren Wiener Blättern[1]. Er gibt Einblick in die Vorbereitungen – und macht deutlich, welcher Anstrengungen es bedurfte, bevor am 1. Mai 1873 die Weltausstellung feierlich eröffnet werden konnte.

Wiener Zeitung, 3.10.1871

Wiener Zeitung, 3.10.1871 (Ausschnitt)
Quelle: ANNO

Heinrich Joseph Aloys von Calice (1831-1912)[2], der in Shanghai 上海 residierte, hatte sich an den zǒnglǐ yámen 總理衙門[3] in Beijing 北京 gewandt und zur Teilnahme an der für 1873 geplanten Ausstellung eingeladen.

Vom Zǒnglǐ Yámen aus ging die Einladung dann über die verschlungenen Wege der chinesischen Bürokratie:
Der Superintendent der Seezölle von Jiangnan 江南 und daotai 道臺 von Suzhou 蘇州, Songjiang 松江 und Taicang 太倉 wurde vom provisorischen Handels-Superintendenten informiert, dass der Zǒnglǐ yámen die Superintendenten des Handels über die Einladung informiert hätte.
Die Zoll-Superintendenten in den offenen Häfen[4] sollten nun dahingehend instruiert werden, dass potentiell an einer Teilnahme interessierten Gruppen diese Einladung zur Kenntnis gebracht werde.
Als ‘incentive’ würden die für die Ausstellung bestimmten Waren in Österreich-Ungarn von Einfuhrzöllen befreit.
Im Gegenzug befreit die chinesische Regierung die für die Ausstellung bestimmten Waren vom Ausfuhrzoll. Davon erfuhr der Vertreter Österreich-Ungarns allerdings nicht direkt, sondern zuerst über den Direktor der Seezollverwaltung, Sir Robert Hart.[5]

Die ersten Aufrufe dürften wenig Resonanz erzeugt haben, denn Die Presse vom 7. März 1872[6] berichtet über die Berichterstattung im in Hongkong erscheindenden Daily Advertiser vom 18.1.1872:

In der Einleitung [...] wird China, das auf den bisherigen Ausstellungen nur schwach vertreten war, aufgefordert, sich lebhaft an der Aussteillung zu betheiligen und besonders die Auswahl solcher Gegenstände zu treffen, welche die Aufmerksamkeit weitester Kreise und die Naturproducte und Bodenschätze des Landes zu lenken geeignet sind. (Die Presse (7.3.1872) 14)

Die Bemühungen, Aussteller aus China zu gewinnen, waren durchaus erfolgreich, denn die Weltausstellungs-Commission schmetterte lauter werdende Kritik an der unzulänglichen Information über die Ausstellung im Inland (!)  damit ab, dass Anmeldungen aus China und Japan eingelaufen wären …[7].

  1. Wiener Zeitung, Morgen-Post, Die Presse vom 3.10.1871.
  2. Calice hatte 1869-1871 als Vertreter des k.u.k. Ministeriums des Äußern und des kaiserlichen Hauses an der ostasiatischen Expedition nach Siam, China und Japan teilgenommen. und war ab 1871 Ministerresident in Shanghai. 1874 kam er nach Bukarest, 1876 nahm er an der Konferenz von Kohenstantinopel teil, 1877-1880 war er im Ministerium des Äußern, 1880-1906 war er Botschafter in Konstantinopel. Kurzbiographie: “Calice, Heinrich Gf. (1831-1912), Diplomat”. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 2, 1954), S. 133,
  3. Der Zǒnglǐ Yámen 總理衙門 (eigentlich: Zǒnglǐ gèguó shìwù yámén 總理衙門 ["Amt für die Belange aller Nationen"]) war das 1861 eingerichtete (Proto-)Außenministerium.
  4. Seit 1841/42 waren Shanghai 上海, Ningbo 寧波, Fuzhou 福州, Xiamen 廈門 und Guangzhou 廣州 offen, ab 1858 Nanjing 南京, Hankou 漢口, Shantou 汕頭 [Swatow], Niuzhuang 牛莊 und Tamsui 淡水sowie ab 1860 Tianjin 天津. Bis ins frühe 20. Jahrhundert wurde die Liste der Vertragshäfen immer länger.
  5. Sir Robert Hart (1835-1911) leitete als Inspector-General von 1863 bis 1911 die Imperial Maritime Custom Service (IMCS). S. Stanley Fowler Wright: Hart and the Chinese customs. (Belfast, Published for the Queen’s University [by] W. Mullan, 1950).
  6. Die Presse  Nr. 66 (7.3.1872) 14. Online: ANNO. Wortident auch in: Neue Freie Presse Nr. 2707 (7.3.1872) 7 (Online: ANNO).
  7. “Agitation für die umfassende Beschickung der Weltausstellung” In: Wiener Weltausstellungs-Zeitung Nr. 50 (15.6.1872) [5] Online: ANNO.

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/1331

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CfP: Pop im Alter, transatlantisch und transrheinisch

Gleich drei aktuelle Calls fragen nach Beiträgen zu Pop:

1. Pop im Alter

Die Gleichsetzung von Pop mit Jugendkultur will eine Gesprächsrunde in Frage stellen: Der GAM e.V. (Gesellschaft – Altern – Medien) stellt seine 5. Jahrestagung unter das Thema „Pop im Alter“. Wie der Verein mitteilt, bilde den Mittelpunkt der für den 27.-29. Juni 2014 anberaumten Tunzenberger Kamingespäche “die Entwicklung und die Aneignung der Popkultur im höheren Lebensalter bis hin zu ihren Wurzeln in der Jugend sowie das Wechselverhältnis von Medienaneignung und Identität bezogen auf Popkultur”.

Verfolgt werden laut Call zwei Ziele: Perspektiven, Ansätze und Methoden der Forschung zur Ästhetik und deren Aneignung von Popkultur im Alter sollen nachgezeichnet und aktuelle Forschungsergebnisse vorgestellt werden. Außerdem würden Handlungsfelder für eine künftige Alter(n)smedienforschung aufgezeigt. Pop werde dabei nicht auf Musik beschränkt, sondern sei ein Sammelbegriff für Kultur als Alltagspraxis in der Aneignung mit dem Ziel der Identitätsbildung. Identität verstehe man sowohl als “Ausdruck der individuellen Einzigartigkeit als auch als Zeichen der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft”. Schwerpunkt der Tagung sei die Bedeutung von Pop in Bezug zur Lebenswelt der Subjekte. Damit nehme sie keine medien-, sondern eine subjektzentrierte Perspektive ein. Die Bedeutung von Pop werde vielmehr im Rahmen der Identitätsfindung und -bildung als lebenslanger Prozess verstanden.

Die Gespräche auf Schloss Tunzenberg (Niederbayern) sollen “einer ausgewählten Gruppe von Sozial- und KulturwissenschaftlerInnen, Kulturschaffenden und pädagogisch Handelnden” die Möglichkeit geben, sich “in einer anregenden Umgebung anhand eigener Forschung und Praxis vertieft mit dem Thema Alter(n) und Medien im sozialen Kontext auseinanderzusetzen”.

Der vollständige Call findet sich hier. Die Deadline wurde soeben verlängert bis zum 24. März 2014.

2. Amerika-Euphorie – Amerika-Hysterie. Populäre Musik made in USA in der Wahrnehmung der Deutschen 1914–2014

Das Deutsche Volksliedarchiv Freiburg veranstaltet aus Anlass seines 100. Bestehens eine Geburtstagstagung zur affirmativen und kritischen Rezeption US-amerikanischer Musikkultur in Deutschland von 1914 bis heute. Mit dem Ziel, einen interdisziplinären, multiperspektivischen Zugang zum in Rede stehenden Phänomen zu eröffnen, sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen eingeladen, Themenvorschläge einzureichen. Leitfragen könnten sich auf die teilkulturelle Aneignung der Musik (z.B. in Jugendkulturen), die Thematisierung der USA in deutschsprachiger Musik oder öffentliche/mediale Diskurse (in Ost und West) beziehen. Vier Sektionen widmen sich den Themenfeldern:

- Jazz-Rezeption in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
- Rock’n’Roll und Jugendkultur im Nachkriegsdeutschland
- Vietnam, Flower Power und die „68er“
- Pop-Giganten in Film, Funk und Fernsehen – und Internet

Der vollständige Call findet sich hier. Die Deadline ist der 31.03.2014.

3. Deutsch-französische Schnittstellen in Populärkultur und Medien. Interkulturelle Vermittlungsprozesse und Fremdwahrnehmung

Welche Bilder von Frankreich werden in Deutschland in Medien der Populärkultur vermittelt und umgekehrt? Welche diesbezüglichen Entwicklungen lassen sich diesbezüglich seit den 1950er Jahren feststellen? Diese Fragen will eine Sektion auf dem 9. Kongress des Frankoromanistenverbandes vom 24.bis 27 September 2014 in Münster beantworten.

Leitfragen sind: Inwiefern sind Bilder des Anderen von stereotypen Darstellungsweisen geprägt? Stellen sie auch einen Raum für die interkulturelle Vermittlung von differenzierteren Wissensbeständen dar? Wie verhalten sich die zumeist populären Diskurse der „nicht intentionalen“ Mittlerinstanzen zu traditionellen Mittlerfiguren und –institutionen, die implizit oder explizit eine Diskurshoheit beanspruchen? Welche Wechselbeziehungen gibt es zwischen Selbstbild und Fremdbild bei Figuren oder Medien, die in beiden Ländern präsent sind?

Konkret benannt werden folgende Felder:

- Populäre Musik wie Chanson oder Schlager: Hier werden in zumeist suggestiver Form Sehnsuchtsorte beschworen, aber vielleicht auch Wissensbestände über die andere Kultur geschaffen. Beispielsweise könnten Sängerinnen und Sänger in den Blick genommen werden, die wie France Gall, Frédéric Mey / Reinhard Mey oder auch Georges Moustaki beidseits des Rheins tätig waren und durch ihr – bisweilen sehr genau an das jeweilige Publikum angepasstes – Œuvre kulturvermittelnd tätig waren.
- Fernsehen: Bilder des Anderen entstehen auch fernab der Nachrichten und dokumentarischer Genres, etwa durch die Darstellung Angela Merkels in den „Guignols de l’info“ und allgemein in Variété-Sendungen oder Unterhaltungsshows.
- Populärer Spielfilm: Wie im Bereich des Chansons / Schlagers können auch hier Figuren in den Mittelpunkt rücken (Romy Schneider, Pierre Brice) oder aber einzelne Spielfilme näher betrachtet werden.
- Populärkulturelle Manifestationen des Anderen in Sachbüchern (Reiseführer, Kochbücher, Ratgeberliteratur etc.). Neben der eigentlichen journalistischen Tätigkeit entfalten z.B. viele Auslandskorrespondenten eine rege publizistische Aktivität, die – unabhängig von Einzelereignissen – Bilder des Anderen generiert, festigt und tradiert (U. Wickert, C. Calla, P. Hugues u.v.a.).
- Weitere potenzielle Gegenstände von Beiträgen könnten Werbung, Jugendmagazine, „bandes dessinées“ oder Musicals sein; ebenso willkommen sind Vorschläge aus dem Bereich der Populärliteratur.

Der vollständige Call findet sich hier. Deadline war der 31.1.2014.

Quelle: http://pophistory.hypotheses.org/1187

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Radio France zur Encyclopédie

Concordance des temps auf Radio France brachte gestern eine Sendung zu L'Encyclopédie : longtemps avant Internet:

Internet, cette immense mutation destinée à marquer puissamment l’évolution de l’humanité, modifie d’ores et déjà en profondeur, sous nos yeux, la mise à disposition sous forme encyclopédique des connaissances universelles. De clic en clic on peut aller chercher sur la toile des informations concernant toutes choses d’autrefois et d’aujourd’hui. La grande entreprise de Wikipedia, dont les couleurs bleues sont désormais familières en particulier à tous les écoliers et étudiants du monde, sert cette aspiration avec un éclat spécifique. Mais elle pose d’un coup les grandes questions de l’organisation et de la fiabilité du savoir, de sa validation aussi. Exactement les mêmes questions que se posèrent les architectes de l’Encyclopédie de Diderot et D’Alembert, en France au XVIIIe siècle. C’est donc sur celle-ci que nous allons braquer notre attention ce matin en quête, comme toujours, des permanences et des différences dans la définition des défis et la manière de les affronter.

Vers 1770, un folliculaire avait produit ce quatrain ironique : « Voici donc l’Encyclopédie / Quel bonheur pour les ignorants ! Que cette docte rapsodie / fera naître de faux savants ! »

Il me semble que beaucoup d’esprits chagrins auraient à présent le goût de réaffuter ces vers en direction d’Internet. Est-ce dans chaque cas à bon ou à mauvais escient ? Voilà ce que nous allons considérer en compagnie de Daniel Roche, professeur au Collège de France, admirable connaisseur du siècle des Lumières, du comportement, des échanges, des sensibilités, des énergies et des affrontements intellectuels que l’Histoire peut lui restituer. Jean-Noël Jeanneney

Programmation sonore :

- Lucien FEBVRE, dans la Tribune de l’Histoire, présentée par Paul PERONNET, le 3 janvier 1949.

- Lecture d’une lettre du père de Denis DIDEROT adressée à son fils emprisonné, datée du 3 septembre 1749, dans le cadre de l’émission Les chemins de la connaissance de Jacques MUNIER, le 13 octobre 2000.

- Lecture d’une lettre de DIDEROT à VOLTAIRE datée de 1762, par François CHAUMETTE dans l’émission Soirée de Paris, le 8 mai 1960.

- Lecture du Prospectus de l’Encyclopédie de DIDEROT et D’ALEMBERT, publié en octobre 1750, par Jean-Baptiste MALARTRE, dans l’émission Lieux de mémoire de Mathieu BÉNÉZET, le 18 septembre 1997.

- Lecture de l’article « Autorité » de l’Encyclopédie par Jean NÉGRONI dans l’émission Soirée de Paris, le 8 mai 1960.



Bibliographie :

- Daniel ROCHE, La France des Lumières, Fayard, 1993.

- Daniel ROCHE, La culture équestre occidentale XIVe-XIXe siècle, Fayard, 2008.

- François MOUREAU, Le roman vrai de l’Encyclopédie, Découvertes-Gallimard, 1990.

- Robert DARNTON, L’aventure de l’Encyclopédie. Un best-seller au siècle des Lumières, Perrin, 1982.

- Robert DARNTON, Gens de lettres, gens du livre, Odile Jacob, 1992.

- Jacques PROUST, Diderot et l’Encyclopédie, Slatkine, 1982.

- Madeleine PINAULT, L’Encyclopédie, PUF, 1993.

- Pierre GOURDAIN et als, La Révolution Wikipédia, les encyclopédies vont-elles mourir ?, Mille et Une Nuits, 2007.


Download des MP3 unter: http://rf.proxycast.org/864656841894797312/16278-01.03.2014-ITEMA_20595396-0.mp3

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/706568834/

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Felicita Ratti: Modena und Salzburg in der ersten Nachkriegskrise. Ein Vergleich in der Gesellschaftsgeschichte. Workshop Weimar / Infrastruktur- und Kommunalgeschichte

Abstract.

In diesem Dissertationsvorhaben soll der Struktur- und Gesellschaftswandel zwischen dem Krieg und der ersten Nachkriegszeit im Spannungsfeld zwischen Wandel in dem Produktions-, Organisierungs- und Mitwirkungssystem, mühsamer Demobilisierung und Urfaschismus betrachtet werden. Meine Forschungsarbeit wird sich als möglicher Baustein derjenigen Studien anbieten, welche Korrelationen und Erklärungen für die Veränderungen und Entwicklungen des vergangenen Jahrhunderts bearbeiten. Dies ist eine komparative Studie anhand zweier Mikro-Gesellschaften beziehungsweise die zweier Gebiete der Provinz Modena (seit 1869 piemontesisch und dann 1862 italienisch) und des Landes Salzburg (seit 1816 österreichisch). Ziele der Arbeit sind: Eine Klassifizierung und Erklärung der verschiedenen Korrelationen von Problemen, Zuständen und Entwicklungen, einschließlich der Anknüpfungspunkte zwischen Makro-Ebene, Meso-Ebene und Mikro-Ebene, und längerfristigen und kriegsbedingten oder nachkriegsspezifischen Problemen.

Zum Thema >Krise<
Geschichte und Veränderung sind eng verbundene Begriffe.
Krisen, Kriegen und Katastrophen katalysieren den normalen Ablauf der Veränderung.
Sie bedrohen auch die Leistungsfähigkeit einer Gesellschaft. Die Bedeutung der „Leistung“ in der modernen, industrialisierten und zunehmend kapitalistischen Gesellschaft wurde bewusster und öfters betont als in den vorhergehenden Gesellschaften.
Krise und Zwischenkriegszeit wurden in verschiedenen Studien miteinander verbunden bzw. in einer Theorie eingebunden.

Es ist von >Krise< die Rede – Krise vor, während und nach dem Krieg – in einem Werk zur italienischen Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert, L´Italia dalla Grande Guerra alla Liberazione (1). Die >Krise< wird zunächst unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg in den Widersprüchen des technologischen Fortschritts und der ersten wirtschaftlichen Krisen identifiziert. Der Krieg bremste dann den Glauben an den wissenschaftlich-technologischen Fortschritt. Verstümmelter Sieg, soziale Unruhe, unstabile internationale Verhältnisse und finanzwirtschaftliche Schwäche stoppten den Liberalismus a la Giolitti. Auf der einen Seite ermöglichte das so genannte Giolittismo nach wie vor keine vollständige Eingliederung in die Gesellschaft für die Arbeiterschaft, auf der anderen sind verschiedene andere Vorschläge abkömmlich, wie der russische Traum (2).

Das Thema von der >Krise< ist explizit zitiert in der Dissertation Geschichte Salzburgs in den Jahren 1918/1919 unter besonderer Berücksichtigung des Problems der Lebensmittelversorgung (3), dann veröffentlicht als Hunger, Not und Korruption. Der Übergang Österreichs von der Monarchie zur Republik am Beispiel Salzburgs (4). Diese erweist sich wie eine der Ernährungskrise gewidmete wichtige Arbeit, und die soziale Geschichte zwischen das Ende des Ersten Weltkrieges und den Anfang der Ersten Republik beschreibt. Die Forschung fokussiert vor allem die Konjunktur im Krieg. strukturelle Probleme der Lebensmittelversorgung, unzureichende Effizienz in der Steuerung der Ablieferungen. Eine interessante Perspektive, die mühsame Übergang und eine konkrete Art Krise – die Ernährungskrise, eben – verbindet.

Eine weitere Abschlussarbeit zum Thema Krise ist die Diplomarbeit Finale Emilia nella crisi del Primo Dopoguerra 1919-1922 (5) von dem nunmerigen Gewerkschaftsangestellten Lucio Salino – betreut von dem berühmten Historiker Paolo Prodi. Diese Arbeit behandelt die Nachkrisezeit in der nord-modenesischen Gemeinde Finale Emilia in ihrer sozialen Spannungslage zwischen Biennio Rosso 1919-1920 und Biennio Nero 1921-1922.

>Krise< wurde auch ein Konzept für die Diplomarbeit Martin Gschwandtners Die Macht des Geldes. Die Krisen-Republik und die Geschichte von Auguste Caroline Lammer und ihrer kleinen Regionalbank 1920-1937 (6), welche in ihren ersten vier Kapiteln auf die Themen der Wirtschafts-, Währungs- und Bankenpolitik auf österreichischer und lokaler Ebene eingeht und dann denn Fall der Pinzgauer Bank Lammer rekonstruiert. >Krise< ist hier besonders von den österreichischen Verhältnissen in der Währungswirtschaft und der Lebenskosten abgegrenzt. Die Diplomarbeit wurde, genauso wie im Fall Köfners, später veröffentlicht als Augustine Caroline Lammer (1885 – 1937) – Die bisher einzige Bankgründerin Österreichs. Ihre turbulente Geschichte in einer krisenhaften Zeit (7).

In dem Fall, in welchem man >Krise< als >Möglichkeit< definiert, kann man das Werk Charles Maiers anzeigen, Recasting Bourgeois Europe. Der Historiker argumentierte, dass die Wiedergründung eines bürgerlichen Europas ein Ziel für die Nachkriegszeit wäre, verwirklicht sich aber nicht mehr in Richtung >liberales< Europa sondern in Richtung einer >neo-korporatistischen< Entwicklung.
Die Einführung von dem berühmten italienischen Ökonomist Gian Enrico Rusconi für die italienische Auflage deutet: Der Anlass und das relative Potential der „Wiedergründung“ eines „bürgerlichen“ Europas nach dem Krieg scheint zum Teil eine Enttäuschung zu sein – der Begriff „Versagen“ wäre in diesem Fall zu extrem.

Ebenfalls zu erwähnen ist der Meilenstein der historischen soziologischen Komparatistik, Barrington Moore (Social origins of Dictatorship and Democracy, 1966): In seiner umfassenden, nicht ausschließlich europazentrierten Gesellschaftstheorie werden Industrialisierung, bevorstehende agrarische Produktions- und Gesellschaftsverhältnisse und ein Ausgangspunkt >westliche Demokratie< in verschiedenen Korrelationen gestellt.

Grundlegende Annahmen
Die historische Forschung zum Ersten Weltkrieg hat einerseits die vielfachen Auswirkungen dieses Konfliktes analysiert, bzw. seine Rolle als große Chance für die Modernisierung und die Implementierung verschiedener wirtschaftlichen und sozialen Leistungen durch die Mobilisierung, als großes Trauma und als Zäsur für die europäische Bevölkerung analysiert, andererseits war auch die Bedeutung der Aufstände und Revolutionen, die sich gegen oder kurz nach Ende des Krieges in ganz Europa ausbreiteten, von großem Interesse. Das Ende des Krieges und dessen Ergebnisse, sowie die Demobilisierung schienen zuerst, große Möglichkeiten zu eröffnen. Die Nachkriegszeit bot ein Fenster für Wechsel, Reformen und gleichzeitig Widerstand, Spannungen und Gegenreaktionen. Diese Möglichkeiten wurden teilweise nicht genutzt.
Die verschiedenen Ausformungen der Versuchen, des Versagens oder der Enttäuschung können auf einer Makro-Ebene (Europa), auf einer Meso-Ebene (Italien/Österreich) und/oder auf einer Mikro-Ebene (Modena/Salzburg) analysiert werden. Die Perspektive von der Mikro-Ebene beweist einige Vorteile: Die Mikro-Ebene kann eine Synekdoche oder einen Sonderfall/Ausnahmefall in dem nationalen oder europäischen Rahmen konstituieren. Die Mikro-Ebene bietet zusätzlich die Möglichkeit, verschiedene Strukturen unter der Lupe zu bringen.

Krisen und Veränderungen in dem vorliegenden Forschungsvorhaben.
Zwischen dem 19. Jahrhundert und der Zwischenkriegszeit können wir verschiedene Schritte nach der >Moderne< identifizieren: eine komplexe Modernität, die von den „liberalen Revolutionen“ der Jahre 1820-1848 und von den relevanten Fortschritten der Industrialisierung auf einem idealen Pfad vorwärts marschieren dürfte. Aus verschiedenen wirtschaftlichen, sozialen und politischen Gründen entstanden aber in Modena und Salzburg eine beschränkt modernisierte Gesellschaft.
Bald traten die Spannungen an, welche aus der Adaptierung zum neuen Wesen als Provinz in dem Königreich Italien/in dem österreichischen Kaiserreich antraten.

Das wirtschaftliche Leistungspotential dieser Gebiete wurde in Frage gestellt: Die Herausforderung war, spezifische strukturelle Nachteile zu überholen. Vor, während und nach dem Krieg blieben aber oft viele Lücken in der lang gewünschten Modernisierung.
Ein schwacher sozialer, politischer und wirtschaftlicher Liberalismus entstand, der sich mit den Widersprüchen des neuen gesellschaftlichen Bildes konfrontierte. Die Herausforderungen des typischen „Liberalen“ Muster wurden nicht bestanden, weder in ihrer argumentativen Grundannahme, noch in der Schaffung einer politischen Gestalt. Eher als das wenig repräsentierte typische kapitalistische Bürgertum, waren ein städtisches Kleinbürgertum oder kleine Besitzer (in Landwirtschaft, Gastgewerbe, Industrie) in Modena und vielmehr in Salzburg vertreten.
Die Formen der Arbeiterschaft waren in der Provinz und in dem Land sehr unterschiedlich, so wie deren Organisierung und deren Konfliktbereitschaft oder -steuerung.

Der Krieg ist kein überraschendes Ende einer „Belle Epoque“ sondern eine progressive Entwicklung, eine Akkumulierung an Spannungen; dazu Katalysator der verschiedenen Spannungen und als Beiträger neuer Spannungen. Metaphorische Schützengräben entstanden in diesen Gebieten und wurden in der Nachkriegszeit perpetuiert.

Die ökonomische Krise traf die noch nicht vollständig modernisierten (im Sinne von kapitalistisch organisierten) Agrargebiete besonders stark: Die Landwirtschaft war durch die Verwahrlosung der Felder geschädigt, was zu Ernährungsproblemen führte; Inflation und Handelsstopp führten zur Verarmung der mittelständischen Gesellschaft. Die Industrie und einige, gewisse Branchen der kleinen und mittleren Unternehmen und Gewerbe profitierten zwar teilweise von der staatlichen Mobilisierung, welche Sputen hinterließ, trotzdem blieben andere Zweigen hingegen vernachlässigt oder benachteiligt. In diesem Sinn bietet die Arbeit interessante heuristische, deskriptive und analytische Denkanstöße über die Entwicklung der Kommerzialisierung und Industrialisierung Europas.
Was im 19. Jahrhundert politisch nicht gelang, war die Herausbildung einer bürgerlichen Partei im Sinne einer bürgerlich-demokratischen Partei. Der Liberalismus wurde immer schwächer. Die städtischen Parteien oder Verbände, die ursprünglich im liberalen Lager situiert waren, wurden unter dem Druck der „roten Gefahr“ und der nationalistischen Ansprüche immer unentschiedener gegenüber den entstehenden faschistischen Ideen. Die Nachkriegszeit markierte in diesem Fall eine echte Zäsur, weil sie die definitive Abkehr der potentiell „liberalen“ Parteien aus dem Liberalismus mit sich brachte. Das städtische Bürgertum begrüßte bestimmte nationalistische Positionen, wie die Haltung zur großdeutschen Frage in Salzburg und zur nationalistischen Frage, bei verschiedenen Gruppen. Besonders junge, gewaltbereite Militante, zusammen mit bestens ausgebildeten Intellektuellen/Akademikern, wurden in diesen tätig. Die bäuerliche Welt unterstützte konservative Ideen. Diese politischen Mentalitäten weisen einige Ähnlichkeiten in der Art und Weise ihrer Mobilisierung auf. Bürgertum und Ackerbesitzer koalierten in Modena in der Faschistischen Partei gegen den „Bolschewismus“. Diese bot unter der Leitung Mussolinis mögliche Lösungen für die gespannten Verhältnisse der verspätet industrialisierten und von Krieg gezeichneten Provinz Modena. In Salzburg hingegen blieb diese Koalition noch in zwei Teile gespalten; so konnten sich die Salzburger noch zwischen zwei politischen Vorschlägen entscheiden: Auf der einen Seite stand die österreichische und meist katholische Variante, die in den Austrofaschismus mündete, auf der anderen Seite die großdeutsche Variante, die sich zum Nationalsozialismus weiterentwickelte. Die Anpassung erfolgte in diesem Fall für einige Jahre noch im Rahmen der Republik, zuerst stark sozialdemokratisch geprägt, dann unter der bürgerlich-konservativ geprägten Regierung. Was wichtig ist und klar hervortreten soll: Die Bürgerlichen waren zum Teil mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert und setzten sich mit ähnlichen Problemen auseinander. Es gab ein reiches Umfeld für die Entwicklung von paramilitärischen Gruppierungen. Die Bezeichnung „paramilitärisch“ ist in diesem Zusammenhang nicht nur zutreffender, sondern auch funktionell als Überbegriff für die vielen unterschiedlichen Ausprägungen (arditi, squadristi, nazionalisti, Heimwehren, Nationalsozialismus usw.).
Die sozialen Ähnlichkeiten in den Mentalitäten spiegeln sich in den Theorien über Faschismus als europäisches Phänomen wider, wobei der Unterschied auf politischer Ebene zu betonen ist. Die sozialen Ähnlichkeiten ermöglichen ebenso ein regionales Studium der Ursprünge der paramilitärischen Gewalt (Squadrismo, Heimwehren, Blick auf zukünftige nationalsozialistische, gewalttätige Militante) und der Rätebewegung in der Provinz sowie ihrer Verbindungen mit dem vergangenen Krieg. Zusammen mit der Bevölkerung wurden die Heimkehrenden in Bauernräten, Frontkämpfer-, Arbeiter- und Soldatenvereinen aktiv, die sich oft eher lautstark aufgrund einer lokalen Agenda als gemäß den Aufrufen aus der Hauptstadt mobilisierten. Diese Bewegungen waren – besonders am Anfang – gar nicht monolithisch, sondern in verschiedene Strömungen und Richtungen zersplittert. Aufgrund der oben genannten Strukturen gab es diverse Ähnlichkeiten zwischen Modena und Salzburg. In Bezug darauf werden Veranstaltungen, Themen, Mobilisierung, Organisation, Feinde und Ziele analysiert: Nationalistische Mentalitäten, Schutz des Besitzes, Bekämpfung der „Roten“ oder soziale Revolution (für Revolutionäre) bzw. Schutz der Konsensdemokratie (für gemäßigte Sozialisten) sind hier von Bedeutung.
Ein weiterer zu analysierender Punkt ist die effektive Rolle der Heimkehrenden im Rahmen dieser Mobilisierung. Der Erste Weltkrieg ist in dieser Betrachtungsweise als Katalysator für Spannung und Gewalt anzusehen. In ihm sind bereits strukturelle soziale Impulse (bzw. Spannungen im Modernisierungsprozess) begründet, wie die Zusammenhänge und das Aufeinanderfolgen von Gewöhnung an die Kampferfahrung, Gewalt, Repression und Wut. Gruppen, die auf irgendeine Weise anfällig für nationalistische Propaganda waren, wurden auch durch die Mythologisierung der Teilnahme am Krieg und der jungen Männlichkeit beeinflusst. Man zeigte die mutigen Jungen als Helden und Träger der Bürden des Krieges, wohingegen die Arbeiter nach einer Entschädigung auf der Basis demokratisch oder revolutionär begründeter Anforderungen fragten, was auch das Kleinbürgertum tat. Letzteres fand aber keinen Vertreter und stellte sich am Ende mit dem gesamten Bürgertum gegen die Arbeiterbewegung. Aus diesem Grund ist hier das wichtige Thema zu erforschen, inwieweit der Erste Weltkrieg eine Epoche markiert; es stellt sich die komplexe Frage nach den sozialen und wirtschaftlichen Kriegsfolgen und nach der Vernichtung von möglichen liberalen Ansätzen in einer europäischen Perspektive, wobei die Provinzen als Synekdoche gelten können, oder hingegen als Ausnahmefälle.

Die Rolle der Spanischen Grippe, zu der eine Vorstudie (8) von mir veröffentlicht würde, wird in der Dissertation aus der Perspektive der Geschichte des Wohlfahrtsstaats und als Spannungsfaktor (und Katastrophe) betrachtet.

Der historiographische Horizont enthält sozialhistorische Forschungen über den Ersten Weltkrieg, über die Modernisierung und den Wiederaufbau Europas, über Faschismen und Sozialismen.

Vorgesehene Struktur der Dissertation.
1. Einleitung
2. Von unabhängigen Staaten zu der modernen Verwaltung
Änderungen, Entwicklung der Verwaltung anhand der Herausforderungen der Modernität (diachronisch – vor, während und nach dem Krieg)
3. Bürgerlich, kleinbürgerlich?
Soziale, wirtschaftliche und kulturelle Eigenschaften und Dynamiken in vergleichender Perspektive (diachronisch – vor, während und nach dem Krieg)
4. Industrie – Schwierigkeiten und Dynamiken der Industrialisierung
Strukturen, Prozesse, Veränderungen (diachronisch)
5. Landwirtschaft
Strukturen, Prozesse, Veränderungen (diachronisch)
6. Fortschritt und Konflikte steuern
Verhandlungsräume. Handelskammer. Gewerkschaften, Arbeitskammer und Arbeiterkammer(großteils diachronisch)
7. Die inneren Fronten: die Mobilisierung für den Krieg als sozialpolitische Dynamik
Die Mobilisierung und die Demobilisierung: kriegsbedingte Veränderungen und Prozesse. Repression, Steuerung, Kontrolle
Kriegsgefangene, Zivilinternierte, Flüchtlinge
(ausschließlich Kriegszeit)
8. Counting the dead: Der Last des Krieges
Zahlen, Verluste, das Heimkehren und deren Evaluierung als Nachkriegsfrage.
9. Neue Ansätze für die Nachkriegszeit: politische Programme und konkrete Vorschläge für die >Zukunft<
10. Mussolini, Hitler und andere Führerpersönlichkeiten. Schriften, Debatten und Aktivismus in den Städten in der Zeit unmittelbar nach dem Krieg. Bürgerliches Syndikalismus, revolutionäre Bausteine oder wegweisende Anregungen für einen Fortschritt in der Konservation?
11. Abschließende Bemerkungen/ Conclusio

 

Anmerkungen
1 Vgl. Fiamma Lussana, L´Italia dalla Grande Guerra alla Liberazione, Roma, Carocci, 2009.
2 Siehe dazu besonders SS. 62.
3 Gottfried Köfner, Geschichte Salzburgs in den Jahren 1918/1919 unter besonderer Berücksichtigung des Problems der Lebensmittelversorgung, Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades an der geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg, 1979.
4 Gottfried Köfner, Hunger, Not und Korruption. Der Übergang Österreichs von der Monarchie zur Republik am Beispiel Salzburgs, Wolfgang Neugebauer Verlag GmbH, Salzburg, 1980.
5 Lucio Salino, Finale Emilia nella crisi del Primo Dopoguerra 1919-1922, tesi di laurea in sociologia [Diplomarbeit für Soziologie], Universitá degli studi di Trento, anno accademico 1972/1973.
6 Martin Gschwandtner, Die Macht des Geldes. Die Krisen-Republik und die Geschichte von Auguste Caroline Lammer und ihrer kleinen Regionalbank 1920-1937, Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades am Institut für Geschichte der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg, 2003.
7 Martin Gschwandtner, Augustine Caroline Lammer (1885 – 1937) – Die bisher einzige Bankgründerin Österreichs. Ihre turbulente Geschichte in einer krisenhaften Zeit, München, GRIN Verlag, 2010.
8 Felicita Ratti, «Qui sono diventati spagnoli in molti». Storia sociale comparata della pandemia influenzale 1918-1919 nella provincia di Modena e nel Land Salisburgo, in Francesco Paolella, Fabio Montella, Felicita Ratti, Una regione ospedale. Medicina e sanità in Emilia-Romagna durante la Prima Guerra Mondiale, Bologna, CLUEB, 2010.

 

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Quelle: http://histbav.hypotheses.org/1797

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Hello, Goodbye hist.net

  hist.net in der bisherigen Form gibt es nicht mehr – sondern ist neu: ein Verein. Gestern fand die Gründungsversammlung des Vereins hist.net statt, der laut Statuten “die Förderung der digitalen Geschichtswissenschaften in ihren verschiedenen Ausprägungen [bezweckt]; insbesondere setzt er sich ein für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in den digitalen Geschichtswissenschaften. Hierfür kann der […]

Quelle: http://weblog.hist.net/archives/6735

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20. Histofloxikon, Zweite Lieferung

Vor kurzem begonnen, hier nun weitergeführt: das Lexikon historischer Floskeln und Allgemeinplätze.make history (topeka library)

Das wird Geschichte machen!

Nein, wird es nicht! Es wird auch nicht Geschichte schreiben oder wie sonstige alternative Formulierungen dafür auch immer lauten mögen. Wer oder was die Geschichte „macht“, würde sicherlich einer etwas ausführlicheren Erörterung bedürfen. Man kann aber mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass Geschichtemachen nicht wie Kuchenbacken funktioniert. Jetzt wird Kuchen gebacken! – eine solche Aussage darf man, in Abhängigkeit von der Seriosität der Sprechenden, als durchaus ernsthafte Ankündigung verstehen, deren Erfüllung in der Zukunft (falls überhaupt) üblicherweise nur Unwesentliches im Weg steht. Bei der Aussage, etwas werde Geschichte machen, ist die temporale Relationierung etwas komplizierter. Immerhin versucht man damit, in der Gegenwart eine zukünftige Vergangenheit zu bestimmen. Man möchte also den Nachfahren vorsichtshalber schon einmal vorschreiben, welche Geschichte sie zu erzählen haben werden. Das wird nur in Ausnahmefällen funktionieren. Denn entweder erweist sich vermeintlich Epochemachendes für die Nachgeborenen als irrelevant – oder sie machen es tatsächlich zu einem Teil ihrer Geschichte, dann aber, weil sie sich dazu entschieden haben, und nicht weil es von welchen Vorfahren auch immer dekretiert wurde.

Zugegeben, die Chance aktuelle Ereignisse als „historisch“ einstufen zu können, wächst mit der diskursiven Macht der Sprecher/innen. Bestimmte Aussagen sind schwerer zu überhören als andere. Aber auch mit einer hinreichenden Menge an Machtfülle gibt es keine Erfüllungsgarantie.

Steht nur noch die Frage im Raum, wann diese Unsitte, ja eigentlich arrogante Attitüde ihren Anfang genommen hat, in der Gegenwart bereits die Geschichte von morgen festlegen zu wollen. Eine mögliche Antwort betrifft einen üblichen Verdächtigen: Als Goethe am 20. September 1792 bei der Kanonade von Valmy zugegen war, bei der die französische Revolutionsarmee sich gegen Preußen durchsetzen konnte, soll er bekanntlich gesagt haben, dass von diesem Ereignis eine neue Epoche der Weltgeschichte ausgehen werde und die Anwesenden später einmal sagen  könnten, sie seien dabei gewesen. So behauptete er zumindest später. Denn dass er sein „Das wird Geschichte machen!“ bei dieser Gelegenheit gesagt haben soll, dokumentierte er selbst erst Jahrzehnte später, als er um 1820 seine „Kampagne in Frankreich“ schrieb. Die Moral von der Geschicht‘? Was morgen gestern sein wird, wissen wir heut‘ noch nicht.

In die Geschichte eingehen

Hängt ganz eng mit dem Geschichtemachen und Geschichteschreiben zusammen, ist aber aufgrund der zumeist passivischen Verwendung – etwas wird in die Geschichte eingehen – anders gelagert. Spricht man davon, dass etwas Geschichte machen werde, präsentiert sich diese „Geschichte“ als ein weißes, noch zu beschreibendes Blatt Papier, für das aber die Arbeitsnotizen bereits hier und heute gesammelt werden. Wenn jemand oder etwas jedoch in die Geschichte eingehen soll, dann scheint es sich bei dieser „Geschichte“ eher um einen exklusiven Klub zu handeln, zu dem nun wahrlich nicht jeder und alles Zutritt hat. Die Einlassbedingungen sind streng, aber hat man es erst einmal am Türsteher vorbei geschafft, darf man sich der Unsterblichkeit erfreuen – zumindest im angenommenen Gedächtnis der Nachgeborenen. Eine Unsterblichkeit allerdings mit häufig begrenztem Haltbarkeitsdatum. Man wird aus diesem Klub üblicherweise nicht mit großem Tamtam rausgeschmissen, man kann seine Mitgliedschaft aber durch ein leise dahindämmerndes Vergessen verlieren. Das wäre dann der Moment, in dem die nächste Floskel zum Einsatz kommen kann: „Das ist Geschichte!“

Die „Geschichte“, in die etwas eingehen soll, gemahnt an einen Aufbewahrungsort toter Wirklichkeiten, an eine Lagerhalle vergangenen Geschehens, in der man verstauen kann, was man aktuell nicht mehr benötigt, das sich aber aus Gründen der Bildung, Selbstvergewisserung und Identitätsbildung vielleicht noch einmal verwenden lässt. Eine solche Geschichte ist tote Geschichte. Sie entspricht der Art und Weise, wie nicht wenige Museumsbesucher mit diesen Containern des Gestern umgehen: Eine gewisse Bildungsbeflissenheit oder der schiere Zwang (Stichwort: Schulausflug) nötigen einen dazu, entsprechende Einrichtungen zu besuchen – aber mit dem eigenen Leben hat das wenig bis gar nichts zu tun. Wenn in einer Kultur die dominierende Auffassung von Geschichte darauf hinausläuft, dass es sich nur um das tote Gestern anstatt um die recht lebendige Anordnung unterschiedlicher Zeiten im Hier und Heute handelt, dann dürfte diese Kultur ein Problem haben.

Das ist der Lauf der Geschichte

Einspruch! Ist er nicht! Man kann im mehr oder minder akademischen Gerede und Geschreibe über das Historische so oft und so viel gegen die Zielgerichtetheit des historischen Prozesses (auch noch im Singular!) anschreiben wie man möchte, die Teleologie scheint einfach nicht auszurotten zu sein. Wohlgemerkt, damit sollen bei weitem nicht nur diejenigen angesprochen sein, die unbeleckt von tiefergehenden geschichtstheoretischen Weihen davon ausgehen, es gebe einen Sinn und ein Ziel der Geschichte, sondern vor allem diejenigen, die es eigentlich besser wissen sollten, aber von solchen Floskeln weiterhin fröhlich Gebrauch machen.

Hatten wir schon „die Geschichte“ als unbeschriebenes Blatt Papier und als exklusiven Klub, dann erweist sich „der Lauf der Geschichte“ als eine Fortbewegung auf Eisenbahnschienen. Es gibt gewisse historische Gesetzmäßigkeiten, so lässt sich dieser Ausspruch verstehen, die ein Ausscheren nach rechts oder links nicht vorsehen. Der historische Weg zum Zielbahnhof wird auf diese Weise zum Schicksal erhoben, denn ist der Fahrschein erst einmal gelöst, kann man nicht mal eben die Fahrtrichtung ändern. Ungewiss ist dann höchstens noch – ganz wie bei der Deutschen Bahn – wann der Zug tatsächlich einläuft.

Solche Formulierungen mögen durchaus nachvollziehbar, weil unmittelbar einsichtig sein, sie lassen im Zusammenhang einer Untersuchung historischer Floskeln aber vor allem Rückschlüsse auf das dahinter liegende Zeitmodell zu. Und wie schon im ersten Teil des Histofloxikons festgestellt, wird vielfach immer noch von temporalen Vorstellungen ausgegangen, die dem Zeitstrahl entsprechen. Durchaus naheliegend, auf diesem Strahl einen Lauf der Geschichte zu vermuten oder dort Schienen zu verlegen und irgendwo ein – wenn auch unvorstellbar weit entferntes – Ziel anzunehmen. Selbst wenn dieses Ziel nicht mehr heilsgeschichtlich verbürgt ist, so gibt es doch ausreichend säkularisierte Alternativen, welche die Funktion des einstigen christlichen Paradieses übernommen haben (Kommunismus, Weltfrieden, Wohlstand für alle).

Wenn man nun die ketzerische Frage stellte, was mit einer Welt denn weiter geschehen solle, in der tatsächlich der utopische Zustand erreicht wäre, dass alle in Sicherheit und Zufriedenheit leben würden, so könnte das zu (mindestens) zwei Reaktionen führen: entweder läge der Vorwurf des blanken Zynismus nahe oder man sollte beginnen, ganz grundsätzlich das eigene/vorherrschende Zeitmodell zu überdenken.


Einsortiert unter:Geschichte und Wirklichkeit, Geschichtskultur, Geschichtstheorie Tagged: Das wird Geschichte machen, Der Lauf der Geschichte, Floskel, Gemeinplatz, In die Geschichte eingehen

Quelle: https://achimlandwehr.wordpress.com/2014/03/01/20-histofloxikon-zweite-lieferung/

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Buchpräsentation mit Kathrin Passig und Anton Tantner im Literaturbuffet Lhotzky,…

»Standardsituationen der Technologiekritik«, »Internet – Segen oder Fluch« und »Vor Google«

Buchpräsentation und Diskussionsveranstaltung mit Kathrin Passig und Anton Tantner

Zeit: 11.3.2014, 19h
Ort: Literaturbuffet Lhotzky, Rotensterngasse 2, 1020 Wien (U2 Station Taborstraße)
http://www.literaturbuffet.com/das-internet/

Analysen des Internets beschäftigen sich immer wieder mit den Medien der Vergangenheit, um daraus Erkenntnisse für die Gegenwart zu gewinnen: So waren es vor digitalen Suchmaschinen wie Google etwa Bibliothekskataloge, Fragebögen sowie Zeitungskomptoire, aber auch Adressbücher, Diener und sogar Hausmeister, die die Funktionen unserer heutigen elektronischen Helferlein übernahmen; auch Fragen des Datenschutzes und der staatlichen Kontrolle der Privatsphäre stellten sich schon im analogen Zeitalter. Selbst die heute viel beklagte "Informationsüberflutung" ist kein spezifisches Problem der Gegenwart, bereits die ZeitgenossInnen Gutenbergs beschworen das Grauen vor den Fluten beschriebenen wie bedruckten Papiers.

Kathrin Passig und Anton Tantner greifen in ihren Beiträgen auf Beispiele aus der Vergangenheit zurück, um die aktuelle mediale Lage besser zu verstehen.

Einleitung: Thomas Hübel

Kathrin Passig: Standardsituationen der Technologiekritik, Frankfurt/M.: Suhrkamp 2013.
Kathrin Passig, Sascha Lobo: Internet – Segen oder Fluch, Berlin: Rowohlt 2012.
Thomas Brandstetter, Thomas Hübel, Anton Tantner (Hg.): Vor Google. Eine Mediengeschichte der Suchmaschine im analogen Zeitalter, Bielefeld: transcript 2012.

Teilnehmende

Kathrin Passig: Journalistin und Schriftstellerin, 2006 Gewinnerin des Bachmann-Preises.
Anton Tantner: Historiker, Gastprofessor am Institut für Geschichte, Universität Wien.
Thomas Hübel: Generalsekretär des Instituts für Wissenschaft und Kunst in Wien.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/706568124/

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aventinus recensio Nr. 41 [28.02.2014]: Christoph Nonn: Das 19. und 20. Jahrhundert (=Orientierung Geschichte), Paderborn u.a.: Ferdinand Schöningh, 22009. ISBN 978-3-8252-2942-9

Auf knappem Raum stellt Christoph Nonn die zentralen Aspekte der europäischen Geschichte zwischen 1789 und 1991 dar. Es wird deutlich, dass bewusst Schwerpunkte gesetzt wurden und dadurch auch manche Themen nur hintergründig behandelt werden können. http://bit.ly/1rKakKr

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2014/02/5008/

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