Weihnachten bei Wagners

Weihnachten 1908

Buchcover: Birgit Jochens (Hrsg.) Deutsche Weihnacht. Ein Familienalbum 1900-1945, Nicolai Verlag Berlin 2006

Wir wissen nicht viel über Richard Wagner und seine Frau Anna – nur, dass er Bahnangestellter war und begeisterter Hobbyfotograf. Alles andere können wir vermuten und durch unser Vorwissen ableiten. Im Jahre 1900 begann das Ehepaar Wagner vor Weihnachtsbaum und Geschenken per Selbstauslöser Fotos von sich zu schießen. Der gekonnt in Szene gesetzte Gabentisch sollte zu einer 44-jährigen Tradition werden.

Birgit Jochens präsentiert als – Herausgeberin – in ihrem Buch „Deutsche Weihnacht. Ein Familienalbum 1900-1945“ die Fotografien von Anna und Richard Wagner.

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Quelle: https://visual-history.de/2023/12/23/weihnachten-bei-wagners/

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“Ich habe meiner Mutter Löcher in den Bauch gefragt” – 5in10 mit Barbara Pusch

Barbara Pusch ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Orient-Institut Istanbul und arbeitet gegenwärtig zu Transnationaler Migration am Beispiel Deutschland und Türkei. Hierzu hat sie kürzlich auch der NDR in seinem Beitrag “Deutsch-Türken: Einmal Heimat – und zurück?” befragt. Pusch hat über den den Antimodernistischen Umweltdiskurs in der Türkei promoviert und dabei muslimische Intellektuelle und Grüne verglichen.

Was hat Sie als Kind erstaunt? Was wollten Sie schon immer über die Welt wissen?

Barbara Pusch (Foto: privat)

Barbara Pusch (Foto: privat)

Als Kind hat mich eigentlich weniger „die“ Welt interessiert, sondern Menschen in ihren unterschiedlichen Welten. Es hat mich beeindruckt, wie unterschiedlich Menschen denken, wie sie handeln und wie sie ihr Handeln erklären bzw. rechtfertigen. Ich fand es auch immer wieder spannend, worüber sich unterschiedliche Menschen freuen und ärgern. Aus diesem Grund habe ich schon im Grundschulalter liebend gerne meiner Mutter und ihren Bekannten beim Kaffeeklatsch zugehört. Mit Begeisterung habe ich dort gelauscht und aufmerksam verfolgt, wer was zu berichten hatte und wer sich worüber echauffierte… Nach diesen Zusammenkünften habe ich meiner Mutter oft Löcher in den Bauch gefragt, weshalb unterschiedliche Menschen Dinge unterschiedlich interpretieren und wahrnehmen, woran das liegt etc… Mit Alfred Schütz könnte ich heute auch auf „Soziologendeutsch“ sagen, dass mich der „sinnhafte Aufbau der sozialen Welt“ und die verschiedenen menschlichen Lebenswelten fasziniert haben. Dieses Interesse habe ich nie verloren, und es spiegelt sich auch heute noch in meiner Forschungsarbeit.

Wie würden Sie Ihre aktuelle Forschung einem Fremden im Fahrstuhl erklären?

In meinem neuen Forschungsprojekt, dem ich mich seit 1. November 2014 im Rahmen eines Mercator-IPC Fellowships in Istanbul widme, geht es um doppelte Staatsbürgerschaft und unterschiedliche Formen der legalen Mitgliedschaft im transnationalen Raum Deutschland und Türkei. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das, was mich an diesem Thema interessiert, wirklich bei einer Aufzugfahrt erklären könnte. Meine Forschungsfragen basieren nämlich auf rechtlichen Grundlagen, die teilweise hochkompliziert sind und viel Detailwissen erfordern. Hinzukommt, dass ich natürlich erklären müsste, was ich unter transnationalen sozialen Räumen verstehe und aus welchen AkteurInnen der transnationale deutsch-türkische Raum besteht. Gewiss würde ich bei einer kurzen Erläuterung meiner Forschung aber betonen, dass ich mich nicht primär mit den rund drei Millionen Menschen in Deutschland beschäftige, die selbst oder deren Eltern bzw. Großeltern einen türkeistämmigen Hintergrund haben, sondern mit den vielen verschiedenen AkteurInnen auf der türkischen Seite dieses Raums. Diese reichen, wie Sie wissen, von entsandten MitarbeiterInnen deutscher Firmen und ihren Familien, über HeiratsmigrantInnen und ihren Kindern, RentnerInnen, Life-Style-MigrantInnen und sogenannten „Bosporus-Germanen“ bis zu den vielen verschiedenen sogenannten „Re“-MigrantInnen. Ich würde betonen, dass viele dieser Menschen auf sehr verschiedenen Ebenen und in sehr unterschiedlicher Intensität im transnationalen deutsch-türkischen Raum eingebunden sind, dass ihre Möglichkeiten, ein legales Mitglied in diesem Raum zu werden, jedoch stark von der nationalen deutschen und türkischen Gesetzgebung geprägt sind. Ich würde darauf hinweisen, dass es bei diesen Gesetzen sowohl enorme Unterschiede als auch erstaunliche Gemeinsamkeiten gibt und dass sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen zurzeit in beiden „nationalen Containern“ im Wandel befinden. Darüber hinaus würde ich mein allgemeines Forschungsinteresse damit erklären, dass der Fokus bis dato viel zu einseitig auf die deutsche Seite des transnationalen deutsch-türkischen Raums gelegt wurde, und dass ich mich deshalb mit der türkischen Seite beschäftige. Außerdem würde ich darauf aufmerksam machen, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen bis dato nicht ausreichend auf ihre praktischen Implikationen in den verschiedenen migrantischen Lebenswelten untersucht wurden.

Welche Stationen Ihrer akademischen Reise haben Sie besonders geprägt?

Zweifellos ist mein beruflicher Werdegang von unterschiedlichen akademischen Stationen geprägt. Mit der Länge der Werdegänge nehmen aber auch diese „prägenden Stationen“ zu. In meinem Fall war sicherlich mein erstes Auslandsstipendium in der Türkei, meine verschiedenen internationalen Forschungsprojekte mit Türkeifokus und meine wissenschaftliche Tätigkeit am Orient-Institut Istanbul sehr prägend. Wenn Sie mich jetzt aber auffordern, meinen akademischen Werdegang Revue passieren zu lassen, dann muss ich jedoch auch betonen, dass mein persönlicher Weg immer aus einer Kombination von privaten, persönlichen und beruflichen Vorlieben, Interessen und Rahmenbedingungen gekennzeichnet war und ist. Ich könnte nicht sagen, dass Station X oder Y für meinen Werdegang wegweisend war. Ich sehe meine „akademische Reise“ vielmehr als Prozess, der sehr eng mit vielen anderen Faktoren in meinem Leben verwoben ist. Diese zu betonen ist einerseits sicherlich „typisch Frau“. Andererseits ist dies gewiss auch durch mein eigenes Migrantinnen-Sein geprägt. Ich glaube aber, dass insbesondere bewegte berufliche Werdegänge immer von einem Zusammenspiel verschiedener Faktoren geprägt sind. Männer und Nicht-Migranten neigen lediglich dazu ihre Wendepunkte vom Persönlichen, Zufälligen und Privaten zu abstrahieren.

Wie ist es, in der Türkei zu forschen?

Die Türkei ist einerseits ein Paradies für Sozialforscher, denn es gibt hier Themen wie Sand am Meer. Die diversen politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen der Türkei haben dieses Land quasi zu einem Labor für Wandelprozesse gemacht. Das gilt auch für die (transnationale) Migrationsforschung mit all ihren Facetten. Schwierig ist jedoch oft die Umsetzung, weil Strukturen und Forschungsmöglichkeiten oft ungenügend sind. Hinzukommt, dass der Zugang zu Daten – und da spreche ich von Basics wie z. B. Einbürgerungsstatistiken, differenzierten Zuwanderungsstatistiken etc. – oft unmöglich ist, weil diese häufig nicht systematisch erhoben bzw. veröffentlicht werden.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich für die Weiterentwicklung Ihres Fachs wünschen?

Für die Weiterentwicklung meines Faches würde ich mir vor allem etwas weniger neo-liberale Wissenschaftspolitik und mehr Forschungsmöglichkeiten /-förderung von Projekten wünschen, die nicht direkt an aktuelle politische Debatten diverser Migrationsdiskurse anschließen. Anders ausgedrückt: Ich würde mir wünschen, dass man sich als SozialwissenschaftlerIn weniger mit der „Verpackung“ seiner Projekte und Tätigkeit beschäftigen muss, sondern einfach seine Arbeit machen kann. Mit anderen Worten: Um fundierte Forschung voranzutreiben, benötigt es mehr Dauerstellen und/oder langfristige Fördermöglichkeiten. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich bin NICHT gegen die Rückkoppelung von Gesellschaft und Wissenschaft und umgekehrt. Ich beobachte aber, dass das Verhältnis oft nicht stimmt und „die“ Migrationsforschung „dem“ politischen/gesellschaftlichen Diskurs nachlaufen muss, damit sie überhaupt weiter betrieben werden kann. Das führt oft dazu, dass man nicht in die gewünschte Tiefe gehen kann, dass „Modethemen“ überforscht werden und andere Themen unterforscht bleiben. Dies kennzeichnet nicht nur mein persönliches Dilemma, sondern auch das vieler meiner migrations- und/oder sozialwissenschaftlich ausgerichteten KollegInnen.

Quelle: http://trafo.hypotheses.org/1429

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Deutsch-französische Annäherung auf vier Rädern? Das Autorennen Paris-Berlin 1901

 

Le Petit JournalEin Gastbeitrag von Jan Hassink

„Was wir gestern Morgen auf dem Westender Rennplatz gesehen haben, das ist – ich zweifle nicht daran – ein Blick in unsere Zukunft.“ Als der liberale Publizist Friedrich Dernburg mit diesen Worten am 30. Juni 1901 seine Eindrücke von der Zieleinfahrt des Autorennens Paris-Berlin zusammenfasste, stand er offensichtlich noch ganz im Bann des Tags zuvor erfahrenen „Triumphzugs der Automobilisten“, so der Titel seines Essays.1 „Es steckt etwas darin, etwas Phantasievolles, Bestrickendes und zu gleicher Zeit etwas Brutales, Rücksichtsloses, beinahe Barbarisches. Mit einem Worte: etwas Modernes.“ Wie elektrisiert zeigte er sich von der eindrucksvollen Demonstration der „Hast und Rastlosigkeit in der Bewegung“ und dem „Drang nach individueller Ungebundenheit.“ Hellsichtig prophezeite er dem Automobil als genuinem Ausdruck der Moderne eine große Zukunft. Fast schon als etwas Erhabenes erscheint das Automobil bei Dernburg, in sich die Widersprüche der Moderne – die Ohnmacht des Menschen gegenüber der („barbarischen“) Technik und sein immer stärkerer Drang nach individueller Freiheit – verbindend.

Das Automobil – Fluch oder Segen?

Das dreitägige Autorennen, das die Fahrer im Sommer 1901 von Paris über Aachen und Hannover nach Berlin führte, beeindruckte nicht nur den Redakteur des Berliner Tageblatts, sondern war ein internationales Medienereignis. Die Faszination für das Automobil im Allgemeinen und das deutsch-französische Rennen im Besonderen äußerte sich in vielen Presseberichten dies- und jenseits des Rheins; sie ging dabei oft über eine Begeisterung für das rein Sportlich-Technische hinaus. Dernburg etwa gab dem Rennen eine politische Dimension: Er sah hier die „völkerverbindende Macht des Sports“ am Werk, der „dazu bestimmt [sei], die kriegerische Tendenzen im Menschen in einer milderen Gabe abzulösen.“ Schließlich wurde hier die geographische Nähe der beiden „Erbfeinde“ einmal ganz anders interpretiert: „sportlich“, nicht militärisch. Die „Maschen der Menschheit“, so Dernburg, seien „wieder einmal enger gezogen.“ Hier bündelten sich Technikbegeisterung, Fortschrittsglaube und politischer Optimismus auf eine Entspannung der deutsch-französischen Beziehungen.

Nicht alle teilten diese euphorische Einschätzung. Skeptisch fragte die Allgemeine Automobil-Zeitung (AAZ) als Reaktion auf das Rennen, „welch praktischen Nutzen es habe, automobile Ungethüme von der Species der Ueberwagen […] drei Tage hindurch über Stock und Stein rasen zu lassen“.2 Der „in Frankreich entstandene Schnelligkeitswahnsinn [greife] epidemisch um sich“. Ganz ähnlich erhoben sich auch in Frankreich kritische Stimmen zu der „Volupté de la Vitesse“, so der Titel eines Aufsatzes von Edmond Lepelletier im Écho de Paris vom 2. Juli 1901: „La vitesse, envisagée comme plaisir, comme un de ces adjuvants et de ces stimulants, fruits des paradis artificiels, dont Baudelaire a chanté et analysé les ivresses, tels que le vin, l’opium, les parfums, ne date que de l’avènement du pneu.” Der Automobilismus – eine dieser modernen Grenzüberschreitungen, die es einzuzäunen gelte, denn: „Les voluptueux de la vitesse […] sont des sadiques très désagréables, puisque leur jouissance égoïste appelle à son aide les blessures et la mort.”

Ein Autorennen als transnationaler Begegnungsort

Der neue Erfahrungsraum, den das Automobil und speziell der Automobilsport um die Jahrhundertwende öffnete – Stichworte „Überwagen“ und „Schnelligkeitswahn“ –, kann als ein transnationales Phänomen gelesen werden; exemplarisch verkörpert im Rennen Paris-Berlin. Die deutsch-französische Grenze wurde hier nicht nur physisch überschritten, sondern ebenso waren die Hoffnungen, Ängste und Zukunftserwartungen, die das rasende Auto hervorrief, an keine nationalen Grenzen gebunden. Auch der Gedanke von der „völkerverbindende[n] Macht des Sports“, von der Dernburg nach dem Rennen gesprochen hatte, wurde von der französischen Presse geteilt: „Comme la musique et la peinture, l’automobilisme et le sport n’ont pas de patrie“, wie man in der Ausgabe des Figaro vom 27. Juni 1901 lesen konnte. Und als transnationales Ereignis, das viele Franzosen anlässlich der gleichzeitig veranstalteten „Touristenfahrt“ von Paris nach Berlin führte – Dernburg nannte sie „eine Art Bierreise“ –, trug das Rennen durchaus zur „Völkerverständigung“ bei: „Ceux de nos compatriotes qui n’étaient jamais allés en Allemagne ont été stupéfaits de constater l’enthousiasme avec lequel on les accueillait […]. Ils ont pu voir que nos voisins ne nous détestaient nullement, et cela les a plus que surpris.“3 Die Begeisterung für das Neue war, im wahrsten Sinne des Wortes, grenzenlos. So bezeichnete Le Monde Illustré das Rennen als eine „solennité internationale“, und: „Nos chauffeurs reviendront enthousiasmés de Guillaume II.“4 Der Kaiser selbst ließ per Telegramm ausrichten, er sei „erfreut über das kameradschaftliche Zusammenwirken französischer und deutscher Wettfahrer.“5 Und der britische Rennfahrer Charles Jarrott, selbst Teilnehmer des Rennens, hielt es im Jahr 1906 rückblickend für eine „particularly happy idea of the French Club to hold a race between Paris and Berlin.“ Denn: „The bitterness of the struggle of the seventies was still existent, and it seemed almost impossible that even in a sporting event the nations could fraternize to the extent of opening up their roads for a race between the two great cities.“6 Der Erfolg der Veranstaltung schließlich hätte diese nationalistischen Bedenken aus dem Weg geräumt und das Gegenteil bewiesen.

Nicht nur auf sportlichem, auch auf industriell-wirtschaftlichem Gebiet stellte das Rennen eine deutsch-französische Zusammenarbeit dar. In seiner Rede beim hochrangig besetzten Festbankett anlässlich des Zieleinlaufs in Berlin fasste der preußische Handelsminister Theodor von Möller diesen Aspekt zusammen: Der „Fortschritt der Industrie“ sei nämlich „ein gleichmäßiges Product aller Culturnationen. Speciell wir beiden Nachbarvölker brauchen in der Industrie keinerlei Eifersucht aufeinander zu haben, sondern unsere Interessen sind in der Industrie wie im Handel durchaus gemeinsame.“7 Gemeinsame wirtschaftspolitische Interessen waren es wohl auch, die den Automobile-Club de France und sein deutsches Pendant, den Deutschen Automobil-Club, überhaupt erst dazu veranlasst hatten, das Rennen in Kooperation zu organisieren. Es bleibt ein offenes Feld für die Forschung, die engen personellen und institutionellen Kontakte zwischen beiden Verbänden näher zu untersuchen.

Eine besondere mediale Aufmerksamkeit zogen in Deutschland wie in Frankreich die an den beiden Rennen beteiligten Frauen auf sich. Die einzige Teilnehmerin des offiziellen Rennens, die Französin Camille du Gast – „Madame du Gast“, wie sie auch in der deutschen Presse durchweg genannt wurde – sei, so der Figaro, „une intrépide chauffeuse, […] qui conduit une voiture de 20 chevaux avec maëstria“. Und als „Madame Gobron“, die Frau eines französischen Automobilindustriellen, die Touristenfahrt erfolgreich mit einem Stundenmittel von 41 km/h beendet hatte, merkte die AAZ anerkennend an: „Das wäre für einen Chauffeur respektabel, um wie viel mehr für eine Chauffeuse!“8 Autorennen waren auf deutscher wie auf französischer Seite ein „männlicher“ Sport; die teilnehmenden Frauen stachen in der Berichterstattung jeweils besonders hervor.

Paris-Berlin StreckeVon Paris nach Berlin: Nördlich die Strecke der Rennfahrer, etwas weiter südlich die der Touristen

Das Autorennen, soviel zeigt der Blick in die Presse, wurde in der deutschen und französischen Öffentlichkeit nicht als eine bloße Sportveranstaltung wahrgenommen. Industrielle, soziale und politische Aspekte standen zuweilen derart im Vordergrund, dass die sportliche Seite mitunter nebensächlich wurde: „Le grand match franco-allemand […] dépasse de beaucoup de limites du terrain sportif. On en parle comme d’un événement international dans le peuple“, wie der Écho de Paris im Vorfeld die allgemeine Stimmung im Volk beschrieb.9

Nationalistische Ober- und Untertöne

Diese als positiv empfundenen Berührungspunkte und Verflechtungen sollen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Autorennen insbesondere in der politisch rechten Presse zuweilen nationalistisch überhöht wurde – dies ist gewissermaßen die Schattenseite der politischen Aufladung, die das Rennen erfuhr. Der Streckenverlauf – von Paris in die Hauptstadt des Deutschen Reichs – und der Wettkampfcharakter waren geradezu prädestiniert, dem Rennen eine chauvinistische, ja sogar revanchistische Note zu geben. Hier zeigte das Rennen weniger eine integrative, sondern eher eine trennende, abgrenzende Wirkung. Das Spektrum dieser nationalistischen Tendenzen ist weit gefasst: Es reichte von Kriegsmetaphorik und politischen Andeutungen bis hin zur Verurteilung des Rennens von Rechts als Ausdruck von Geschichtsvergessenheit.

So hieß es im Figaro etwa am 28. Juni 1901: „La dernière étape, Berlin, fait naître l’idée d’une revanche industrielle et, pour beaucoup, l’essentiel est de battre nos voisins sur leur propre terrain, dans cette lutte pacifique.“ Die Rede von einer „lutte pacifique“ und einer „guerre économique“, von der „revanche industrielle“ und einer „pointe de chauvinisme“ war in vielen französischen Zeitungsberichten präsent. Und auf die Frage, ob es nicht darum ginge, gerade gegen die Deutschen den Sieg davonzutragen, antwortete der Präsident des französischen Automobilclubs, Baron von Zuylen: „J’espère bien que nous triompherons des Allemands sur ce terrain pacifique.“10 Sprachlich waren die Grenzen zwischen militärischem Konflikt und sportlichem oder industriellem Wettkampf fließend. Le Vélo schrieb am 10. Juni 1901, die Deutschen würden auf industriellem Gebiet genauso handeln wie auf dem Schlachtfeld („champ de bataille“). Und als mit Henri Fournier ein Franzose als erster die Ziellinie in Berlin überquerte, sei die Begeisterung auf französischer Seite so groß gewesen, dass man hätte glauben können, Frankreich habe einen großen militärischen Sieg errungen, wie es der Écho de Paris am 30. Juni formulierte – wenngleich dessen „blonde[s] Haar und die treuherzigen blauen Augen [ihn] eher als einen Vollblutgermanen denn als Franzosen erscheinen“ lassen, wie die Allgemeine Automobil-Zeitung zu berichten wusste.

Das nationalistische und antisemitische Blatt La Libre Parole von Éduard Drumont empfand es gar als Schande, dass nun, gerade einmal dreißig Jahre nach dem verlorenen Krieg, Franzosen und Deutsche gemeinsam nichtsahnend durch so geschichtsträchtige Orte wie Sedan und Bazeilles fahren sollten – jene blutigen Kriegsschauplätze von 1870, wo noch die Väter der sorglosen Rennfahrer und Touristen bitter gegeneinander gekämpft hätten.11 Die rechtsgerichtete Autorité meinte lakonisch, es sei „la caractéristique des nations en décadence de se consoler avec des succès sportifs des défaites subies sur le champs de bataille sérieux.“12 Und allein die Tatsache, dass ein paar Franzosen mit dem Automobil nach Deutschland gefahren seien, dort ein Bankett abgehalten hätten und von deutschen Beamten mit freundlichen Worten bedacht worden seien, bezeuge noch gar nichts: „Des incidents aussi minuscules ne sont rien dans les relations de deux grandes nations.“13

Das Autorennen hat polarisiert, und ebenso ergibt sich für den heutigen Betrachter ein ambivalentes Bild. Indem es den Zeitgenossen auf beiden Seiten des Rheins die Moderne erfahrbar machen ließ, konstituierte es in Frankreich und in Deutschland einen gemeinsam geteilten „automobilen“ Erfahrungsraum – mit allen damit einhergehenden Ängsten und Hoffnungen. Auch die Zusammenarbeit zwischen den beiden Autoclubs und die Annäherungen zwischen den „Touristen“ deuten auf wirtschaftlich-industrielle und soziale Verflechtung hin. Gleichzeitig, und entgegen solcher Transferprozesse, wurde das Bild des feindlichen Nachbarn in der Presse, zumindest auf französischer Seite, auf die sportlich-industrielle Ebene übertragen. In diesem Spannungsfeld zwischen wachsender Verflechtung einerseits und nationaler Abgrenzung andererseits verortet sich Paris-Berlin 1901.

 

Jan Hassink studiert seit 2010 Geschichte, Französisch und Latein an der Universität Marburg. Im Herbst 2014 hat er ein Praktikum am Deutschen Historischen Institut Paris absolviert, in dessen Rahmen auch dieser Blogeintrag entstanden ist.

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Abbildungen:

1. Le Figaro vom 27.06.1901, S. 2. (http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k285550z/f2.image)

2. Le Petit Journal, Supplément illustré vom 14.07.1901, S. 1. (http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k7164432.image.langDE)

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Bibliographie:

Buisseret, Alexandre: „Les femmes et l’automobile à la Belle Époque“, in: Le Mouvement social 192 (2000), S. 41-64. (http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k5730002b.image.f43.tableDesMatieres)

Dulier, Jean-Robert: La triomphale course Paris-Berlin, Clermont-Ferrand 1967.

Flonneau, Mathieu: „Paris au cœur de la révolution des usages de l’automobile 1884-1908“, in: Histoire, économie & société 26 (2007), S. 61-74. (http://www.cairn.info/zen.php?ID_ARTICLE=HES_072_0061)

Gardes, Jean-Claude: „La course automobile ‘Paris-Berlin’ (1901) et sa transcription graphique dans les dessins du Rire“, in: Recherches contemporaines, numéro spécial „Image satirique“ (1998), S. 53-63. (http://idhe.u-paris10.fr/servlet/com.univ.collaboratif.utils.LectureFichiergw?ID_FICHIER=1348818743595)

Merki, Christoph Maria: „Das Rennen um Marktanteile. Eine Studie über das erste Jahrzehnt des französischen Automobilismus“, in: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte 34 (1998), S. 69-91.

Ders.: „L’internationalisation du traffic routier avant 1914“, in: Relations internationales 95 (1998), S. 329-348.

Ders.: Der holprige Siegeszug des Automobils 1895-1930. Zur Motorisierung des Straßenverkehrs in Deutschland, Frankreich und der Schweiz, Wien, Köln, Weimar 2002.

  1. In: Berliner Tageblatt und Handelszeitung vom 30.06.1901, 1. Beiblatt.
  2. Allgemeine Automobil-Zeitung (AAZ) vom 07.07.1901, S. 5.
  3. La Vie au Grand Air vom 14.07.1901, S. 398.
  4. Le Monde Illustré vom 29.06.1901, S. 487.
  5. AAZ vom 07.07.1901, S. 21.
  6. Charles Jarrott: Ten Years of Motors and Motor Racing, London 1906, S. 103.
  7. Seine Rede ist abgedruckt in der AAZ vom 07.07.1901, S. 21.
  8. AAZ vom 14.07.1901, S. 12.
  9. L’Écho de Paris vom 21.06.1901, S. 1.
  10. L’Écho de Paris vom 17.04.1901, S. 1.
  11. Vgl. La Libre Parole vom 23.06.1901, S. 1.
  12. Zit. n. Le Vélo vom 02.07.1901.
  13. Zit. n. Pierre Souvestre: Histoire de l’Automobile, Paris 1907, S. 527. [http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k5495467j/f7.image.r=histoire%20de%20l%27automobile.langFR]

 

 

Quelle: http://19jhdhip.hypotheses.org/2023

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Transnationale Aspekte nationalistischer Bewegungen in Deutschland und Frankreich 1870-1914

wissembourgNationalismus und nationalistische Bewegungen werden in der Forschung gern komparativ betrachtet, aber kaum transnational. Das ist zunächst vielleicht nicht erstaunlich, denn „national“ und „transnational“ scheinen auf den ersten Blick Widersprüche zu sein, ist doch das Zweite in gewisser Weise die Transzendenz und Überhöhung des ersten.

Für die Arbeit an meinem Buchprojekt zur „Deutsch-französischen Geschichte 1870-1918“ stehe ich jedoch vor der Aufgabe, die Phänomene der Zeit mit einem transnationalen deutsch-französischen Blick zu betrachten und nach Berührungspunkten, Transfer und Austausch zu suchen. Das ist bei Themen wie “Pazifismus” oder “Sozialistische Internationale” sofort einsichtig und auch gut erforscht, bei einem Thema wie „Nationalistische Bewegungen“ jedoch nicht unbedingt.

Warum gibt es dazu für diese Epoche kaum Forschung? Zum einen waren die nationalistischen Bewegungen 1870-1914 in beiden Ländern – mit unterschiedlichen Konjunkturen – gegeneinander gerichtet. Zum anderen ist Transferforschung positiv besetzt, man untersucht positive Denkweisen und Fähigkeiten, die über regionale und nationale Grenzen weitergegeben und adaptiert wurden, nicht negativ besetzte Themen wie Antisemitismus oder Nationalismus. Die Transferforschung hat hier meiner Meinung nach einen blinden Fleck.

Doch Transfer und Berührungen gab es auch in Bezug auf die radikalen nationalistischen Bewegungen, die in Frankreich in den 1880er Jahren (Boulangismus, später die verschiedenen Ligen im Rahmen der Dreyfusaffäre sowie die Action française) und im Kaiserreich in den 1890er Jahren mit den Alldeutschen und den Völkischen entstanden sind, sowie bei den verschiedenen kryptopolitischen Bewegungen wie Kriegervereine oder Sportvereine.

Vier übergeordnete transnationale Aspekte des Nationalismus in Frankreich und Deutschland von 1870-1918 fallen mir ein, die unterschiedlich gut erforscht sind und zu denen ich mir mehr Forschungen sowie eine Synthese vorstellen könnte:

  • Ideengeschichtliche Wahrnehmungen und Transfers
  • Politische Maßnahmen
  • Kontakte und Transfer von Vereinen und Verbänden
  • Methodentransfer

Dazu im Folgenden einige Gedanken und Beispiele als erste Skizze für einen Vortrag, den ich am 19. September 2014 auf der diesjährigen Jahrestagung der GSA in Kansas City halte (Programm als PDF). Sie seien hier vorab zur Diskussion gestellt.

Ideengeschichtliche Wahrnehmung und Transfers

Die Forschung hat sich bisher überwiegend mit der Frage beschäftigt, inwiefern das eine Land in der Gedankenwelt des anderen Landes eine Rolle gespielt hat. Dieser Teil ist gerade zwischen Deutschland und Frankreich in den zahlreichen Studien über Deutschlandbilder etc. sehr gut erforscht1. Ebenso ausführlich hat sich die Forschung mit dem deutschen und das französischen Nationenkonzept beschäftigt, deren Dichotomie zwischen „objektivem“ ethnisch-kulturellem Konzept auf deutscher Seite und „subjektivem“ voluntaristischen Konzept auf französischer Seite weit weniger ausgeprägt war, als lange behauptet.

Doch daneben lassen sich weitere Punkte denken: Ideentransfer und Rezeption beispielsweise nationalistischer oder antisemitischer Ideologien. Der Blick wäre hier zu richten auf Übersetzungen von Büchern, Traktaten, Ereignissen und deren Rezeption in der Presse, Öffentlichkeit und bei einzelnen Personen. Um zwei Beispiele zu nennen, zu denen es seit kurzem Forschung gibt: Der „integrale Nationalismus“ von Charles Maurras etwa war ein „europäisches Phänomen“, wie eine Tagung jüngst auch für die Zeit vor 1914 nachweist2. Eine Auseinandersetzung mit seinen Thesen fand auch im Kaiserreich statt, wobei die Rezeption wohl über Österreich lief3. Maurice Barrès wiederum wurde im Kaiserreich als Schriftsteller bereits Ende der 1890er Jahre wahrgenommen. Die Auseinandersetzung mit seinen Werken verengte sich nach der Veröffentlichung seines Romans „Au service de l’Allemagne! (1905), der bereits 1907 auf Deutsch erschien, auf politische Inhalte4. Zum umgekehrten Fall, etwa die Wahrnehmung der Werke von Heinrich Claß in Frankreich, ist bisher nicht geforscht worden. Da die Nationalisten generell auf eine Verwissenschaftlichung ihrer Ideologien bedacht waren, ist eine Offenheit gegenüber anderen Thesen und Überlegungen jedoch sehr wahrscheinlich, auch wenn diese aus dem Land des “Erbfeinds” kommen.

Zu den ideengeschichtlichen Aspekten gehört auch die Erforschung nationaler Mythen. In der neueren Forschung wird die Konstruktion einer nationalen Doktrin als globaler und transnationaler Prozess beschrieben. So hat ein Netzwerk an europäischen Gelehrten nationale Epen wie die Nibelungensage gemeinsam wieder „entdeckt“ und zugänglich gemacht. Davon unberührt ist freilich die Tatsache, dass sich die Bemühungen zur Kreation und Festigung einer nationalen Kultur ganz überwiegend auf die eigene Nation bezogen, was manche Verschiedenheit in ihrer Ausprägung erklärt5. Hier gibt es jedoch Raum für weitere Untersuchungen, die sich auf die Epoche 1870-1918 beziehen.

Schließlich scheint auch die Idee für die Gründung nationalistischer Vereine aus anderen Ländern übernommen worden zu sein: Bekannt ist etwa, dass die imperialistischen Frauenverbände im Kaiserreich in Nachahmung polnischer Frauenverbände gegründet wurden6.

Politische Maßnahmen

Zu politischen Maßnahmen in transnationaler Perspektive gehört beispielsweise die gegenseitige Überwachung nationalistischer Gruppen. In Paris lebten um 1900 ca. 45.000 Deutsche, fast 2/3 davon waren Frauen, die als Dienstmädchen, als „bonne à tout faire“ in der französischen Hauptstadt arbeiteten. In dieser deutschen Auslandsgemeinde gab es um 1900 ca. 60 deutsche Vereine: von Gesangs- Sport- und Theatervereinen über Vereine von Lehrerinnen und einem Sozialdemokratischen Leseclub bis hin zu lokalen Ablegern des Deutschen Flottenvereins (1902 gegründet, 30 Mitglieder 1913), der Deutschen Kolonialgesellschaft sowie des Deutschen Schulvereins. Dieser richtete 1913 beispielsweise eine Feier aus zum 100. Gedenken an die Völkerschlacht bei Leipzig, die auch im ganzen Kaiserreich begangen wurde7. In Paris ließ der dortige Schulverein Ringe produzieren mit der Inschrift „Gold gab ich für Eisen“, die laut französischem Polizeibericht für 1,25 Francs verkauft wurden. Die Aktivitäten der Vereine wurden von der französischen Polizei sehr genau überwacht, weil man bei ihnen pangermanistische Aktivitäten, Spionage und Unterwanderung vermutete.

Interessant ist hier der Unterschied zum staatlichen Umgang mit den sozialistischen und anarchistischen Bewegungen. Zwar wurden diese ebenso überwacht, insbesondere auch die ausländischen Gruppen in Paris. Doch kooperierten Deutschland und Frankreich hier international und tauschten Informationen aus. In Bezug auf die radikalen nationalistischen Vereine scheint dies – vielleicht mit Ausnahme von Elsass-Lothringen – nicht der Fall gewesen zu sein.

Kontakte und Transfers von Vereinen und Verbänden

Direkte deutsch-französische Kontakte gab es in Teilen auch zwischen einzelnen kryptopolitischen und nationalistischen Vereinen und Verbänden, was ebenfalls noch nicht für alle Bereiche hinreichend untersucht wurde. Die Sportvereine beispielsweise richteten internationale Treffen und Wettkämpfe aus. Antisemiten organisierten internationale Kongresse in den 1880er Jahren8. Die Kolonialvereine beider Länder waren eng vernetzt, wozu derzeit eine Dissertation entsteht9. Auch die Kriegervereine beider Länder organisierten in Elsass-Lothringen gemeinsame Gedenkfeiern zu Ehren der Gefallenen von 1870/71. Vor allem seit Mitte der 1890er Jahren kam es zu gemeinsamen Kranzniederlegungen und Gedenkveranstaltungen. 1908 wurde in Noieseville in Lothringen, 1909 in Geisberg bei Wissembourg im Elsass französische Denkmäler errichtet (siehe Abbildung)10.

Methodentransfer

Neu war an den nationalistischen Bewegungen seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, dass es sich um Massenbewegungen handelte. Über den Einsatz von Massenpresse, Meetings, Demonstrationen, Petitionen etc. sollten die Massen (und hier in erster Linie die Verlierer der Moderne, also überwiegend der kleine Mittelstand, Beamte, Handwerker, Lehrer) in Empörung versetzt werden.

General Boulanger beispielsweise baute nicht nur eine eigene Pressestelle auf und publizierte eigene Zeitungen, sondern nutzte Mitteilungen, Aushänge, Flugblätter, Karikaturen, Lieder und Nippes für die Beeinflussung der öffentlichen Meinung. Das Wissen um die Wirkung von Medien, Reden und charismatischen Auftritten brachte Boulanger von seinem Aufenthalt in den USA mit. Das ist ein Aspekt des Transfers bei nationalistischen Bewegungen, der noch nicht näher untersucht ist: Gab es Handbücher oder Anleitungen über den Einsatz von Medien, wie man vor Menschenmengen auftritt (damals ohne Mikrofon) und ähnliche Überlegungen?

Gleiches gilt für die Organisationsformen: Die nationalistischen Bewegungen waren nicht als Parteien organisiert, sondern als Vereine, Verbände und Ligen. Gab es ein Methodenwissen darüber, wie man solche Strukturen straff und effizient regional, national organisierte? Wo kam das Wissen darüber her oder lernte jede Organisation selbst? In Ländern wie Portugal, Spanien, Italien und Griechenland beispielsweise war die Organisationsform der „Action française“ „stilbildend“11 für dort entstehende nationalistische Verbände. Gab es ähnliche Transfers zwischen Deutschland und Frankreich?

 

Die Fragen nach transnationalen Aspekten nationalistischer Bewegungen scheinen mir nicht nur deshalb interessant, weil sie unsere Kenntnisse erweitern und nachweisen können, wie eng verflochten Ideen, Konzepte und Personen waren, sondern auch, weil sie parallel liefen zu einer Betonung des deutsch-französischen Antagonismus, was auch in hermeneutischer Hinsicht noch auszuwerten wäre. Vielfach handelt es sich um mühevolle Puzzelearbeit, um die einzelnen Aspekte zusammenzutragen, zumal diese dann in ein Gesamtbild einzufügen sind, das nicht nur aus der Addition dieser Einzelaspekte bestehen kann. Die Arbeit scheint sich jedoch zu lohnen.

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Abbildung: Deutsch-französische Einweihung des französischen Soldatendenkmals am 17. Oktober 1909 in Wissembourg, http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b69124961.

 

  1. Grundlegend für die Epoche nach wie vor Claude Digeon, La crise allemande de la pensée française, Paris 1959 sowie Michael Jeismann, Das Vaterland der Feinde. Studien zum nationalen Feindbegriff und Selbstverständnis in Deutschland und Frankreich 1792-1918, Stuttgart 1992.
  2. Olivier Dard, Michel Grunewald (Hg.), Charles Maurras et l’étranger. L’étranger et Charles Maurras : l’action française, culture, politique, société, New York 2009
  3. Hans Manfred Bock, Traditionalisme, passéisme, protofascisme. Perceptions de Charles Maurras en Allemagne, in: Dard, Grunewald, Charles Maurras et l‘étranger 2009, S. 359–378, hier: S. 359
  4. Vgl. Olivier Dard, Michel Grunewald (Hg), Maurice Barrès, la Lorraine, la France et l’étranger, Bern 2011; Wiebke Bendrath, Ich, Region, Nation:  Maurice Barrès im französischen Identitätsdiskurs seiner Zeit und seine Rezeption in Deutschland, Tübingen 2003.
  5. Vgl. John Breuilly, The Oxford-Handbook of the History of Nationalism, Oxford 2013, S. 151.
  6. Birthe Kundrus, Weiblicher Kulturimperialismus. Die imperialistischen Frauenverbände des Kaiserreichs, in: Sebastian Konrad, Jürgen Osterhammel (Hg.), Das Kaiserreich transnational. Deutschland in der Welt 1871-1914, Göttingen 2004, S. 213-235.
  7. Vgl. Mareike König, Celebrating the Kaiser’s Birthday. German Migrants in Paris after the Franco-Prussian War 1870-1871, in: Dies., Rainer Ohliger (Hg.), Enlarging European Memory. Migration Mouvements in Historical Perspectives, Ostfildern 2006, S. 71-84, online: http://www.perspectivia.net/content/publikationen/bdf/koenig-ohliger_memory/koenig_birthday.
  8. Vgl. Ulrich Wyrwa, Die Internationalen Antijüdischen Kongresse von 1882 und 1883 in Dresden und Chemnitz. Zum Antisemitismus als europäische Bewegung, in: Themenportal Europäische Geschichte, 2009 <http://www.europa.clio-online.de/2009/Article=362>.
  9. Vgl. Florian Wagner, http://19jhdhip.hypotheses.org/1198
  10. Vgl. dazu die Arbeiten von Annette Maas, z.B. Der Kult der toten Krieger. Frankreich und Deutschland nach 1870/71, in: Étienne François, Hannes Sigrist, Jakob Vogel (Hg.), Nation und Emotion: Deutschland und Frankreich im Vergleich, Göttingen 1995 (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, S. 215–230.
  11. Siegfried Weichlein, Nationalbewegungen und Nationalismus in Europa, Darmstadt 2006, S. 105.

Quelle: http://19jhdhip.hypotheses.org/2004

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Tipp: Austellung “The American Way. Die USA in Deutschland”

Seit Edward Snowden die Überwachung des Mobiltelefons der Kanzlerin publik machte, ist die transatlantische Freundschaft zunächst wieder etwas abgekühlt. Allerdings hat die Freundschaft zwischen den USA und der Bundesrepublik schon mehrere Hoch- und Tiefpunkte hinter sich. In der Ausstellung „The American Way. Die USA in Deutschland“ widmet sich das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig derzeit dem Amerikabild der Deutschen.

Während des Kalten Kriegs waren die USA bedacht, Westdeutschland kulturpolitisch an sich zu binden. Neben wirtschaftlichen Maßnahmen wie dem Marshall Plan und einem akademischem Austausch in Gestalt des Fulbright-Progamms wurde auch (Pop-)Kultur exportiert. Neben Elvis Presley, der während seines Militärdienstes in Hessen stationiert war, und Tupperware, die ab 1962 in Deutschland verkauft wurde, versuchten die 15 Amerika-Häuser für ein positives Amerikabild zu sorgen (was nicht immer gelang). Unterhalten vom US Information Service waren sie Ort für Vorträge, Konzerte und auch Sprachkurse und sogar fahrende Bibliotheken. „Die Dachorganisation der Amerikahäuser[…] war weltweit für die auswärtige Kultur- und Informationspolitik der USA zuständig. ‚Telling America‘s story to the world‘ hieß das Motto für die psychologische Kriegführung im Kalten Krieg.“1 Doch unter der Präsidentschaft von John F. Kennedy wurde der diplomatische Fokus mehr auf Asien, Afrika und Südamerika gelegt und die Budgets für westeuropäische Amerika-Häuser gekürzt. Daraufhin wurden viele der Häuser in binationale, das heißt von Deutschland und den USA finanzierte Institute umgewandelt, in deren Form einige von ihnen heute noch existieren.

Die Ausstellung ist noch bis zum 12. Oktober 2014 zu sehen. Der Eintritt ist frei.

  1. vgl. Kreis, Reinhild: Orte für Amerika. Deutsch-Amerikanische Institute und Amerikahäuser in der Bundesrepublik seit den 1960er Jahren. Stuttgart 2012

Quelle: http://wwc.hypotheses.org/72

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TIPP: “Es werden China-Versteher gebraucht”

Während die Deutsch-Amerikanischen Beziehungen im Kontext der NSA-Affäre gegenwärtig im Mittelpunkt zahlreicher Diskussionen stehen, finden die diplomatischen Beziehungen zu Südost-Asien oft weniger Beachtung. Doch China ist ein immer einflussreicherer Akteur und Handelspartner: Laut Statistischem Bundesamt wurden allein 2012 Waren im Wert von 66,6 Milliarden Euro von Deutschland nach China exportiert  – Tendenz steigend.

Gleichzeitig ist die Wahrnehmung Chinas in deutschen Medien von Klischees geprägt. „Schon vor fünfundzwanzig Jahren hat der Konstanzer Historiker Jürgen Osterhammel die Genese dieses China-Bildes analysiert und ist zu dem Schluss gekommen, dass der Westen China immer nur als Zerrbild wahrnimmt – je nach eigener Befindlichkeit mal als Vorbild, mal als Gegenbild, nie jedoch unvoreingenommen. Es ist dieser Charakter unserer China-Wahrnehmung als Projektion eigener Befindlichkeiten, der uns den Blick verstellt und eine weniger vorurteilsgeprägte Darstellung verhindert.“

In ihrem Artikel „Es werden China-Versteher gebraucht” in der Süddeutschen Zeitung vom 2. Februar 2014 untersuchen Viola von Cramon und Axel Schneider die Rolle der Sinologie, das heißt die akademische Auseinandersetzung mit China, und plädieren für eine intensivere Förderung und Restrukturierung des Studienfachs. Nur so könne dieses Zerrbild nachhaltig verändert werden.

Den vollständigen Artikel finden Sie hier.

Quelle: http://wwc.hypotheses.org/63

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Reflexionen über diplomatische Herausforderungen im 19. Jahrhundert und heute

von Gesche Schifferdecker (Max Weber Stiftung)

Um mich inhaltlich auf das WeberWorldCafé „Bürger, Blogger, Botschafter: neue Medien und Akteure in der Diplomatie des 21. Jahrhunderts“ vorzubereiten, bin ich am 28. Februar 2014 zum Deutschen Historischen Institut Paris gefahren und habe an dem Studientag „Diplomatie unter Druck? Legitimität als diplomatisches Problem im 19. Jahrhundert“ teilgenommen. Da ich mich vorher hauptsächlich mit diplomatischen

Beziehungen im 20. und 21. Jahrhundert beschäftigt hatte, fand ich es wichtig, die Perspektive der „klassischen“( in der Regel bilateralen Diplomatie) kennenzulernen, um diese in Relation zu setzen zu den mannigfaltigen Akteuren und Interaktionsformen, die heute die diplomatische(n) Bühne(n) prägen. Deswegen soll es im Folgenden nicht nur um ausgewählte Thesen der Vortragenden des Studientages am DHI Paris gehen, sondern ich möchte anhand der drei Kategorien Vertrauen, Legitimität und Information auch Bezug nehmen auf gegenwärtige Entwicklungen und Fragestellungen in den internationalen Beziehungen.

Vertrauen

Das 19. Jahrhundert ist als Referenzpunkt für diplomatische Beziehungen besonders interessant, weil man – zumindest in Deutschland – in den 1820er Jahren sukzessive begonnen hat, Diplomaten professionell auszubilden. Gleichzeitig erfolgte eine Differenzierung des Berufs in verschiedene Vertreter bestimmter Segmente, zum Beispiel Konsuln, Militärattachés und Presseattachés. Unter anderem mit dieser Professionalisierung setzte sich Verena Steller (Frankfurt) auseinander, die den Eröffnungsvortrag des Studientages hielt. Diplomatie im 19. Jahrhundert bedeutete Steller zufolge hauptsächlich Diplomatie von Angesicht zu Angesicht, das heißt Diplomatie durch persönliche Interaktion. Ein zentraler Faktor war hier das Vertrauen, das durch die persönliche Begegnung unterstützt und intensiviert werden sollte. Dieses Vertrauen war zwar nicht einklagbar, half aber, Handlungen vorauszusehen. Vertrauensbildende Maßnahmen prägen auch heute diplomatische Beziehungen ganz wesentlich – und wenn einem Staat von offizieller Seite das Vertrauen entzogen wird, wie es zum Beispiel bei Iran im Kontext der Kritik an dessen Urananreicherungen der Fall war, kann dies schwerwiegende Folgen nicht nur für die politische Reputation, sondern auch die wirtschaftliche Situation des Landes haben. Umgekehrt hat das Vertrauen vieler Staaten massiv unter dem NSA-Skandal gelitten, nicht nur im Verhältnis zwischen den transatlantischen Partnern, sondern auch zwischen EU-Staaten, zwischen Bürgern und ihren Regierungen und das Vertrauen in die Sicherheit von Informationsdienstleistungen.

Legitimität

Fragen der Legitimität, mit denen sich Verena Steller am Beispiel Frankreichs nach der Reichsgründung 1870/71 beschäftigte, hatten einen hohen Stellenwert in den diplomatischen Beziehungen. 1870/71 befanden sich französische Diplomaten in einer prekären Situation: Mit dem Wechsel der Staatsform von der Monarchie zur Dritten Republik hatten die Provisorische Regierung und ihre Vertreter sowohl um die Gestalt jeglicher Repräsentation als auch um die diplomatische Anerkennung von Legitimität und Gewährung von gegenseitiger Anerkennung vor allem durch den deutschen Kriegsgegner zu ringen. Dabei handelte es sich bei der französischen Botschaft in Berlin um den wichtigsten diplomatischen Posten der Republik: Auf „feindlichem“ Boden diente er der Beobachtung und Überwachung, ermöglichte aber auch einen Dialog mit dem „Feind“, wie Marion Aballéa (Genf/Straßburg) feststellte.

Katrin Rack (Bielefeld/Paris) analysierte die Situation der deutschen Diplomaten, die zwischen 1815 und 1870/71 in Paris tätig waren. Auch sie waren mit vielfältigen Standort- und Anerkennungsproblemen konfrontiert – zeitweise waren dort 10 verschiedene deutsche Vertretungen präsent. Eine (gesamt-)deutsche Botschaft gab es erst ab 1871, sie entstand im Kontext der Gründung des Deutschen Kaiserreichs.

Anhand der Diskussion über die Legitimität der Repräsentanten zeigte sich, dass es sich hier zwar um originäre Problematiken des 19. Jahrhunderts handelte, die unter anderem aus den spezifischen Machkonstellationen, die sich nach dem Wiener Kongress in Europa etabliert hatten, resultierten. Im Sinne des Völkerrechts waren alle Staaten gleich – de facto gab es aber Souveräne (Großmächte) und Mi-Souveräne (kleine und mittelgroße Staaten), wie Thomas Müller (Bielefeld) auseinandersetzte. Die Frage der Legitimität in den internationalen Beziehungen hat jedoch eine gleichbleibende Aktualität und wird gegenwärtig diskutiert zum Beispiel anhand des Krim-Referendums, das nicht nur von der EU und den Vereinigten Staaten abgelehnt wird, sondern dessen Rechtmäßigkeit auch eine Minderheit der Krim-Bewohner anzweifelt.

Information

Zur Bedeutung der Auslandskorrespondenten für die diplomatischen Beziehungen am Beispiel des im März 1893 wegen unliebsamer Berichterstattung aus Paris ausgewiesenen deutschen Journalisten Otto Brandes referierte Sonja Hillerich (Duisburg-Essen). Sie betonte, dass, obwohl das Ansehen der Presse in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sukzessive wuchs, Auslandskorrespondenten trotzdem häufig anonym berichteten, weil die Zensurbestrebungen ausgeprägt waren: Es gab noch kein „Recht auf Information“, wie es heute – zumindest in demokratisch verfassten Staaten – besteht. Dennoch stellte sich in dieser Zeit zum ersten Mal die Frage, ob Presse als ein Mittel oder sogar als Akteur der diplomatischen Beziehungen identifiziert werden müsse.

Im 21. Jahrhundert haben die Medien diesen Status längst erreicht. Gleichzeitig haben sich durch die digitale Revolution die Möglichkeiten vervielfacht, so dass einzelne oder Gruppen von JournalistInnen, aber auch Kulturschaffende, WissenschaftlerInnen oder andere nicht-staatliche Akteure, sich auch ohne die Unterstützung institutioneller oder bürokratischer Strukturen global vernetzen und Debatten beeinflussen können. Ethan Zuckerman, Wissenschaftler am Berkman Center for Internet and Society, beschreibt die veränderten Kommunikationsstrukturen wie folgt: „They provide a new rhetorical space where a new generation of leaders can think and speak freely. In the long run, this ability to create a new public sphere, parallel to the one controlled by the state, will empower a new generation of social actors.“ Dies betonten auch die Macher des Films über den Wikileaks-Gründer Julian Assange, als sie diesen mit „Die fünfte Gewalt“ untertitelten.

Zusammenfassend lässt sich also sagen: Während es im 19. Jahrhundert in erster Linie darum ging, Vertrauen aufzubauen und als Souverän anerkannt zu sein, um „im Konzert der Mächte“ mitzuspielen, bewegen sich DiplomatInnen im 21. Jahrhundert in ihrem ehemaligen „Hoheitsbereich“ nun in einem unüberschaubaren Netz von politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Akteuren. FachvertreterInnen im Ausland zusammenbringen und orchestrieren müssen, ohne dabei den Anspruch oder auch nur die Kapazitäten zu haben, die Interessen des Entsendestaates exklusiv zu repräsentieren bzw. in allen Diskursen selbst immer die führende Expertise einbringen zu können, gehört mittlerweile zu den größten Herausforderungen des diplomatischen Alltags.

Quelle: http://wwc.hypotheses.org/46

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aventinus nova Nr. 46 [28.12.2013]: Überlegungen zu Entschädigung und Würdigung jüdischer Veteranen der Roten Armee in Deutschland

Während die Veteranen des „Großen Vaterländischen Krieges“ in der Erinnerungskultur des heutigen Russlands eine prominente Rolle spielen, werden sie im Gedenken an den Zweiten Weltkrieg oder die Shoah in Deutschland nur am Rande berücksichtigt. http://bit.ly/Jy2cdu

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/12/4847/

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Zu Gast bei Yva

Zu Gast bei Yva

Die Arbeitsräume von Fotografin Yva befanden sich in der vierten und fünften Etage des Hauses in der Schlüterstr. 45 in Berlin (heute das Hotel Bogota). (Foto mit freundlicher Genehmigung von Barbara Schledorn ©)

Dass Geschichte nicht in Geschichten, sondern in Bilder zerfalle – eine Feststellung Walter Benjamins –, ist unter Geschichtswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern mittlerweile eine verbreitete Auffassung. Die historische und soziale Relevanz von Bildern, ihre Entstehungs-, Verbreitungs- und Wahrnehmungsbedingungen und nicht zuletzt ihre Bedeutung für die historische Forschung haben Bilder zu einem beliebten Arbeitsmaterial werden lassen. Noch nicht abschließend geklärt ist allerdings die Frage, wie visuelle Materialien in Forschung und Lehre nutzbar gemacht werden können, denn Historiker werden bisher nicht speziell dafür ausgebildet, mit Bildern als Medium zu arbeiten. In diesem Zusammenhang möchte das Online-Portal www.visual-history.de zu einem bedeutenden Arbeitsmittel und Forum für die historische Bildforschung werden. Die Plattform ist Teil des SAW-Verbundprojekts „Visual History.

[...]

Quelle: https://www.visual-history.de/2013/08/22/bericht-auftaktveranstaltung-2013/

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Über Ludwig Erhard, das Wirtschaftswunder und andere Gründungsmythen der Bundesrepublik

Das Land des Wirtschaftswunders pflegt seine historische Mythen: Vom Wiederaufbau, vom Fleiß und vom Sparen, von der sozialen Marktwirtschaft und Ludwig Erhard. Die Dokumentation “Unser Wirtschaftswunder – Die wahre Geschichte” greift diese Mythen auf und widerlegt sie historisch. Herausgekommen ist ein absolut sehenswerter Film, der anfängt, die richtigen Fragen zu stellen.

Die Ökonomen Heiner Flassbeck und Friederike Spiecker haben den Beitrag in einem Blogbeitrag kommentierend ergänzt: Das deutsche Wirtschaftswunder – und wie es wirklich war: Auch ein neuer Film erzählt nur die halbe Wahrheit.

Damit bekommt die Diskussion über die deutsche Geschichte in der Mitte des 20. Jahrhunderts einen wirtschaftspolitischen Einschlag. Eine Reaktion auf die deutsche Debatte und Politik in der europäischen Wirtschaftskrise.

In diesem Zusammenhang kann ich übrigens noch ein eher altes Buch von Theo Pirker empfehlen: “Die verordnete Demokratie. Grundlagen und Erscheinungen der ‘Restauration’”. Pirker interpretiert darin die 1940er und 50er Jahre mal aus der Sicht eines sozialistischen Gewerkschafters.

Ludwig Erhard ist generell keine positive Bezugsperson für ein demokratisches Gemeinswesen. Auf seine Karriere im Naziregime hat u.a. Otto Köhler wiederholt hingewiesen: Kassensturz als Widerstand und Wie Ludwig Erhard die “Soziale Marktwirtschaft” erfand.


Einsortiert unter:Sozialgeschichte

Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2013/08/03/uber-ludwig-erhard-das-wirtschaftswunder-und-andere-grundungsmythen-der-bundesrepublik/

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