Drei hochaktuelle Grundlagenwerke für die Politik-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte

Sollte es nicht doch einen gewissen Kanon von Büchern geben, die alle Menschen, die mit Geschichte arbeiten, irgendwie kennen müssen? Das ist manchen sicher zu apodiktisch. Dennoch glaube ich, dass man so etwas brauchen kann. Damit sich alle auf etwas positiv wie negativ beziehen können. Wie umfangreich wäre dann so eine Kanon? Keine Ahnung. Diese drei Bücher aus dem Bereich Politik-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte gehören für mich auf jeden Fall dazu. Alle drei beschäftigen sich auf ihre Weise mit der Formation von Gesellschaften.

wallerstein_IVImmanuel Wallerstein: Der Siegeszug des Liberalismus (1789-1914). Das moderne Weltsystem IV. Wien 2012.

Dieses 2011 geschriebene Buch, das jetzt in deutscher Übersetzung vorliegt, steht nur stellvertretend für das ganze Hauptwerk Wallersteins: Das moderne Weltsystem. Wallersteins Weltsystemanalysen sind nicht nur für Globalhistoriker/innen wichtig. Auch für lokale Studien ist es von Bedeutung, den Horizont mit Wallerstein zu weiten und Vorgänge vor Ort in größere Veränderungsprozesse einzubetten.

Denn Wallerstein sieht die Geschichte des modernen Weltsystems von zwei großen Zyklen bestimmt: Kondtratjew-Zyklen mit einer Dauer von 50 bis 60 Jahren und länger andauernden Zyklen des Aufstiegs und Falls von Hegemonialmächten. Zu diesem Ansatz kommen weitere Themen dazu: Der Entwicklung von Zentren und Peripherien, sowie die jeweiligen Klassenkämpfe, von denen dieses Veränderungen ausgehen.

Wallersteins Thesen sind im Detail streitbar, aber er eröffnet immer wieder neue Sichtweisen, wie zum Beispiel die Interpretation der Französischen Revolution als letzten Versuch, England in der Auseinandersetzung um die Stellung als Hegemonialmacht zu besiegen und als erste “antisystemische”, antikapitalistische Revolution des modernen Weltsystems, die jedoch scheiterte.

In Band vier geht es um den Triumph des Liberalismus im 19. Jahrhundert, den zentristischen Liberalismus als Ideologie, über den liberalen Staat und seine Klassenwidersprüche. Thema sind außerdem die Bürger im liberalen Staat und der Liberalismus als Sozialwissenschaft. Das Buch könnte angesichts des gegenwärtigen neoliberalen Dogmas nicht aktueller sein. So räumt Wallerstein unter anderem mit der Vorstellung auf, dass der Liberalismus je eine Metastrategie gegen den gegen den Staat gewesen sei, er strebte nicht einmal den sogenannten Nachtwächterstaat an und stand auch nicht zum Laissez-faire:

Liberalismus war letztendlich immer die Ideologie des starken Staates im Schafspelz des Individualismus, oder genauer gesagt, die Ideologie eines starken Staates als einzig möglichen Garant des Individualismus.

Wallerstein spielt mit der Idee, dass es seit 1789 nur eine einzige wahre Ideologie gegeben habe, die des dieser zentristischen Liberalismus, die in unterschiedlichen Spielarten auch von den anderen beiden politischen Grundströmungen, dem Konservatismus und dem Sozialismus, geteilt wurde. Zumindest konnten sich die anderen Strömungen nicht erfolgreich gegen diese Ideologie positionieren. Hierzu bringt Wallerstein viel Material. Das ist sehr lesenswert und diskussionswürdig.


polanyi transformationKarl Polanyi: The Great Transformation. Politische und ökonomische Ursprünge von Gesellschaften und Wirtschaftssystemen. Orig. 1944. Diverse Auflagen

Eine Ergänzung zu Wallerstein ist dieses Buch; ein Klassiker und bereits 1944 erschienen. Trotzdem kennen es viel zu wenige. Karl Polanyi, einer der bedeutendsten Wirtschafts- und Sozialhistoriker des 20. Jahrhunderts, wird aber innerhalb des Fachs kaum wahrgenommen. Dabei ist schon sein Lebensweg als undogmatischer sozialistischer Wissenschaftler im Spannungsfeld zwischen den sozialistischen Idealen des „roten Wiens“ und den Erfahrungen der beiden Weltkriege und des Aufstiegs des Faschismus eine nähere Beschäftigung wert.

Auf die Katastrophen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts antwortet Polanyi mit einer originellen wie einleuchtenden Analyse des Zusammenbruchs der “Zivilisation des 19. Jahrhunderts” – The Great Transformation.

Ausgangspunkt seiner Überlegungen ist die Frage, wie es denn sein kann, dass im 19. Jahrhundert zwischen den Großmächten ein beinahe 100-jähriger Frieden herrschte.

Wir haben uns allzusehr daran gewöhnt, die Ausbreitung des Kapitalismus des Kapitalismus als einen alles anderen als friedlichen Prozeß zu betrachten, und das Finanzkapital als den Hauptanstifter zahlloser Kolonialverbrechen und expansionistischer Aggressionen. […] Die Geschäfts- und Finanzwelt waren in der Tat für viele Kolonialkriege verantwortlich, aber auch für die Tatsache, dass ein allgemeiner Krieg vermieden wurde. […] Fast jeder Krieg war das Werk der Financiers, aber auch der Friede war ihr Werk.

Polanyi rechtfertigt nicht, sondern möchte einen nüchternen Blick. Das selbstregulierende Marktsystem des 19. Jahrhunderts hatte Institutionen, die es im Zaum hielten. Hierzu arbeitet er unter anderem die widersprüchliche Funktion der Hochfinanz heraus. Er untersucht das 19. Jahrhundert intensiver und kommt zum Schluss, dass die Welt des 19. Jahrhunderts auf vier Einrichtungen beruhte: Dem System des Kräftegleichgewichts, den internationalen Goldstandard, den selbstregulierenden Markt und den liberalen Staat. Polanyi weiß natürlich um die Probleme dieser Vereinfachung. Aber er reduziert seine Analysen bewusst auf die von ihm ausgewählten Themen, um zu zeigen, dass der Zusammenbruch dieses Systems in ihm selbst angelegt war.

Es gab eine „Doppelbewegung“, die ein sich selbst regulierendes Marktsystem und Institutionen zum Schutz vor den Gefahren dieses Systems hervorbrachte. Letztere verloren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts an Einfluss. Eine Ursache für zwei Weltkriege. Doch konnte es für Karl Polanyi kein Zurück in das System des 19. Jahrhunderts geben, sondern nur ein Darüberhinaus. Deswegen kritisierte er unter anderem Roosevelts zurückhaltende Politik des „New Deal“: Ein organisatorischer Interventionismus ohne den gleichzeitigen Ausbau demokratischer Willensbildung führten von der Demokratie als stabilisierendes Steuerungselement weg. Man sollte das mit Blick auf den heutigen “Green Deal” noch einmal nachlesen.

Den Volkswirt Polanyi interessierte die Frage, wie eine andere Welt ganz konkret politisch und ökonomisch aussehen könnte. Dennoch musste er sich auf einer Metaebene mit den wichtigsten ideologische Grundideen des Liberalismus auseinandersetzen.

  • Mit der “krassen Ideologie” des selbstregulierenden Marktes, der die menschliche und natürliche Substanz des Menschen vernichten musste
  • und mit den zeitgenössischen Spekulationen über die „Natur“ des Menschen und über “natürliche” Wirtschaftssysteme, um nur die zwei wichtigsten zu nennen.

Die Auseinandersetzung über das Wesen des Menschen wurde in den 1930er und 1940er Jahren durch die Interpretation frühgeschichtlicher Funde und durch die kulturanthropologische Erforschung von „Naturvölkern“ neu befeuert. Insofern ist Polanyis Werk auch ein historisches Zeugnis seiner Zeit.

Es lohnt sich, mit Polanyi vertieft auseinanderzusetzen, weil sein Werk volkswirtschaftliche Grundlagen und historische Zugriffe vermittelt. The Great Transformation ist sehr dicht geschrieben und man merkt dem Werk an, dass hier Ideen zusammengeführt werden, die an anderer Stelle ausführlicher entwickelt wurden.

Seit ein paar Jahren sind diese Vorarbeiten verfügbar. Michele Cangiani und Claus Thomasberger haben im Metropolis Verlag die Aufsätze Polanyis in der dreibändigen Chronik der großen Transformation: Artikel und Aufsätze (1920-1945) herausgegeben. Polanyi entwickelt hier zum Beispiel konkrete Ansätze für eine sozialistische Organisation der Wirtschaft.

hoffmann handelnJürgen Hoffmann: Politisches Handeln und gesellschaftliche Struktur. Politische Soziologie der europäischen und der deutschen Geschichte. 3. Auflage 2009

Kein Historiker, sondern ein politischer Soziologe meldet sich hier zu Wort und das Buch ist eine sehr gute Einführung für Studierende ab dem dritten oder vierten Semester. Das Buch passt zu den beiden vorangehenden, weil es sich u.a. mit Strukturierungs- und Formierungsprozessen beschäftigt. Entstanden aus Manuskripten für eine Vorlesung zur Einführung in die politische Geschichte präsentiert Hoffmann einen sehr reizvollen Zugang, der nicht einfach historischen Stoff vermittelt, sondern auch zeigt, wie gesellschaftliche Strukturierungsprozesse vor allem in Deutschland abliefen und analysiert werden können.

Was wir hier haben, ist über weite Strecken ein Gegenentwurf zu Hans-Ulrich Wehlers Gesellschaftsgeschichte, der jedoch an vielen Stellen positiv aufgegriffen wird. Im Unterschied zu Wehler hat Hoffmann die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie gelesen und verstanden. Er bezieht sie in seine Analysen ein, ohne zu behaupten, dass damit schon alles getan sei. Hoffmann arbeitet darüber hinaus mit Handlungsanalysen von Anthony Giddens, mit Pierre Bourdieu und mit Arbeiten der in der Disziplin noch viel zu unbekannten Historikerin Heide Gerstenberger. Die Liste der verarbeiteten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist weitaus länger und offenbart den begrenzten Horizont einer auf Max Weber fixierten Sozialgeschichte, wie er von Wehler praktiziert wird.

Als Kind seiner Zeit ist der Text so auch immer auch eine Auseinandersetzung mit den geschichtspolitischen und geschichtswissenschaftlichen Hauptströmungen in der alten Bundesrepublik. In jedem Fall bekommen die Leserinnen und Leser ein gutes Arbeitsbuch in die Hand.

Alle drei Werke sind ergänzende Grundlagenwerke, die keinen Anspruch erheben, sämtliche Dimensionen menschliche Gesellschaft ausreichend beschrieben zu haben. Und alle drei bemühen sich um Zugriffe auf die Politik-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte jenseits jeder Rechtfertigung der gegenwärtigen Verhältnisse.


Einsortiert unter:Globalgeschichte, Literatur, Sozialgeschichte

Quelle: http://kritischegeschichte.wordpress.com/2012/12/30/drei-hochaktuelle-grundlagenwerke-fur-die-politik-wirtschafts-und-sozialgeschichte/

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Deutsche Geschichte in Dokumenten und Bildern


Das 2002 begonnene Großprojekt „Deutsche Geschichte in Dokumenten und Bildern / German History in Documents and Images“ (DGDB/GHDI) ist abgeschlossen. Bei DGDB handelt es sich um eine digitale Quellensammlung zur Geschichte Deutschlands von 1500 bis zur Gegenwart. Das zweisprachige Projekt umfasst etwa 1.700 Primärtexte (im deutschen Original und englischer Übersetzung) und 2.400 Bildquellen, die von namhaften Fachvertretern zusammengestellt wurden.

Das Projekt ist unterteilt in zehn Zeitabschnitte und bietet neben einer Einführung in die zentralen Entwicklungen der deutschen Sozial-, Politik- und Kulturgeschichte des betreffenden Zeitabschnittes, ausgewählte Quellen – sowohl in englischer als auch in deutscher Sprache –, ausgewählte Bildquellen der Zeit und solche, die sich auf diese beziehen, und ausgewähltes Kartenmaterial.

Die Dokumente und Bildquellen wurden in Kategorien eingeteilt und sind so durch Stichwort- und Autorensuche leicht zugänglich. Gerade außerhalb Deutschlands bietet DGDB ein Angebot, Dokumente, die sonst kaum verfügbar sind, zu nutzen. Zudem wurden alle deutschsprachigen Dokumente der Quellensammlung für das Projekt ins Englische übersetzt.

2010 erhielt DGDB den James Harvey Robinson Prize der American Historical Association für das beste Lehrmittel im Bereich Geschichte. Die Webseite wird mittlerweile täglich von ca. 10.000 Benutzern aus aller Welt aufgerufen. Ermöglicht wurde das Projekt durch die Unterstützung der Max Kade Stiftung, der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und den Friends of the GHI Washington.

Das Angebot ist unter www.germanhistorydocs.ghi-dc.org abrufbar.

Quelle: http://mws.hypotheses.org/1175

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Geschichte der Mafia auf YouTube

Die hervorragende Dokumentation von Bernhard Pfletschinger und Catrin Dingler (2010) gehört unbedingt hierher, weil die historische und gesellschaftliche Rolle der süditalienischen Mafia herausgearbeitet wird. So zeigt zum Beispiel Teil Zwei, wie und warum die Mafia nach dem Zweiten Weltkrieg von den US-amerikanischen Besatzern reinstalliert wurde.


Einsortiert unter:Sozialgeschichte

Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2012/10/18/geschichte-der-mafia-auf-youtube/

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Datenbank: Personen im Nekrolog von Saint-Victor de Paris

Zu den Personen, derer im Nekrolog der Pariser Abtei Saint-Victor (über die Edition des Nekrologs wurde hier berichtet: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/501) gedacht wurde, existiert eine prosopographische Online-Datenbank. In ihr ist eine große Anzal identifizierter und prosopographisch erschlossener Personen recherchierbar. Je nach Person und Forschungsstand kann eine Fülle von Detailinformationen in den jeweiligen Biogrammen abgerufen werden. Das können z. B. Ämter in Konventen, Verwandtschaftsbeziehungen, Bildungsstand, Werke und Schenkungen der verstorbenen Person an die Abtei Saint-Victor sein – Quellen- und Literaturbelege werden angegeben. Eine Datenbank mit Informationen zu [...]

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/567

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Sammelband: Leben und Alltag in böhmisch-mährischen und niederösterreichischen Klöstern

Das Erscheinen dieses Bandes ist ebenso wie die Tagung, aus der er hervorgegangen ist, schon einige Zeit her. Da das Buch aber – wohl auch wegen der etwas abgelegenen Veröffentlichung – in Deutschland noch kaum angekommen zu sein scheint und auch kaum in Bibliotheken zu finden ist, scheint ein Hinweis durchaus angebracht. Hier sind die Arbeiten von mehr als 20 überwiegend jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus zwei Ländern und mehreren Disziplinen versammelt; insbesondere die Beiträge von Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus der Tschechischen Republik geben Einblicke [...]

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/482

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Essay-Preis der Zeitschrift WerkstattGeschichte und des Klartext-Verlags vergeben

Im Januar haben wir hier über den Essay-Preis der Zeitschrift WerkstattGeschichte berichtet. Der Verein für kritische Geschichtsschreibung, der die WerkstattGeschichte herausgibt, hat die Frage “Was ist kritische Geschichtsschreibung heute?” gestellt; einige Dutzend Historiker/innen haben als Antwort Essays eingesandt, die sich mit dem Thema kritische Geschichtsschreibung auseinandersetzen. Am heutigen Dienstag wurde der Preisträger bekannt gegeben: Achim Landwehr mit dem Essay “Die Kunst, sich nicht allzu sicher zu sein: Möglichkeiten kritischer Geschichtsschreibung”.

Der Preis wird auf dem Historiker/innentag verliehen und der Essay ist jetzt bereits auf der Homepage der Zeitschrift runterzuladen. Das Votum der Jury (Franziska Augstein, Annett Gröschner, Axel Doßmann, Monica Juneja, Silke Törpsch, Michael Wildt, Dietlind Hüchtker), der die Einsendungen anonymisiert vorlagen, war einstimmig.

Die Jury begründete ihre Entscheidung wiefolgt: Der “Essay ist ein Plädoyer für eine kritische Geschichtsschreibung, der es um eine ‘Entselbstverständlichung’ von Geschichte geht. In seinem bemerkenswert unprätentiösen Text führt Landwehr vielschichtig vor, wie Nicht-Eindeutigkeit und Verunsicherung im Verhältnis von Vergangenheit und Gegenwart das Schreiben kritischer Geschichte möglich machen kann.” Ich selbst habe den Essay gelesen und war angetan von der klaren Sprache, in der eine Selbstkritik der Geschichtswissenschaft (“Was ist das Gegenteil kritischer Geschichtsschreibung?”) in produktive Fragen umgewandelt werden kann.

Was kennzeichnet die WerkstattGeschichte, die den Preis verliehen hat? Ein wenig Eigenwerbung, denn der Autor dieses Blog-Eintrags ist Redaktionsmitglied:

Die Zeitschrift WerkstattGeschichte wird von einem Verein getragen. Sie existiert seit 1992, hängt nicht wie viele andere Fachzeitschriften an einem Lehrstuhl oder einem Forschungsinstitut und konzentriert sich auf epochen- und regionenübergreifende Themenhefte zur Alltags-, Geschlechter-, Sozial- und Kulturgeschichte. Die inhaltlichen Linien werden von einem Herausgeber/innenkollektiv entwickelt. Die Redaktion setzt sich aus derzeit 8 Historiker/innen zusammen, die an der Universität, in Verlagen und Redaktionen tätig sind. Sie arbeiten gemeinsam mit den Autor/innen an den Manuskripten und sichern in der kollektiven Diskussion die Qualität der Beiträge. Besonderes Anliegen der Zeitschrift ist es in Debatten- und Werkstatttexten jungen Historiker/innen und innovativen Forschungsansätzen ein Forum zu bieten. Externe Herausgeber/innen können Themen vorschlagen und Hefte zusammen mit der WerkstattGeschichte entwickeln.

Themenhefte, die älter als zwei Jahre sind, können auf der Homepage der Zeitschrift kostenlos heruntergeladen werden. Rezensionen stehen vollständig online zur Verfügung. Eine Erweiterung des Online-Auftritts ist in Planung.


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Quelle: http://kritischegeschichte.wordpress.com/2012/09/19/essay-preis-der-zeitschrift-werkstattgeschichte-und-des-klartext-verlags-vergeben/

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“Wie klingt die globale Ordnung? Eine Diskussion über ‘World Music’, Markt und Politik”

In meiner Dissertation geht es um die Diskussion des Fallbeispiels der Herausbildung und Institutionalisierung des „World Music“ Marktes, um soziale Prozesse zu untersuchen, die zur Entstehung und Konsolidierung einer Idee der „globalen Kultur“ beitrugen. Die Forschung wird durch drei Fragestellungen geleitet: Was sind die sozialen Voraussetzungen für die Entstehung eines „World Music“ Marktes?, Wie kann der Prozess der „Kulturglobalisierung“ im „World Music“ Markt nachgewiesen werden? und Warum wurde dieser Markt zum Synonym für globale Kultur?. In meiner Arbeit erforsche ich die Formierung eines bestimmten Netzwerks zwischen England und Deutschland, das sich als Vertreter des „World Music“ Marktes anerkannt wird. „World Music“ geht hier von einer Stelle in den Plattenläden ins Genre über, was die Rolle der Bedeutungen in diesem Markt hervorbringt. Anhand der wirtschaftssoziologischen Theorie analysiere ich, wie diese Bedeutungen und die Praktiken des Musikmarkts sich verflechten, um den „World Music“ Markt herauszubilden.

Die Dissertation wird am Humboldt Center for Social and Political Research der Humboldt-Universität zu Berlin betreut (Prof. Dr. Klaus Eder) in Verbindung mit der Lehrstuhl Theorie und Geschichte der Populären Musik (Prof. Dr. PEter Wicke) entwickelt.

Quelle: http://pophistory.hypotheses.org/188

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Alice Kessler-Harris: Capitalism, Democracy, and the Emancipation of Belief


Alice Kessler-Harris widmete sich dem Thema auf dem diesjährigen Treffen der Organization of American Historians. Ein Beispiel, wie die politische Krise und die Occupy-Bewegung von progressiveren Historikerinnen und Historikern aufgegriffen wird. (via HNN)


Einsortiert unter:Sozialgeschichte

Quelle: http://kritischegeschichte.wordpress.com/2012/05/16/alice-kessler-harris-capitalism-democracy-and-the-emancipation-of-belief/

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Eine Kulturgeschichte europäischer Protestbewegungen der 1980er Jahre.

Die Rosa-Luxemburg-Stiftung hat einen Sammelband veröffentlicht: “All we ever wanted …” Eine Kulturgeschichte europäischer Protestbewegungen der 1980er Jahre. Herausgegeben von Hanno Balz und Jan-Henrik Friedrichs in der Reihe Manuskripte.

Und die gibt es lobenswerterweise auch als PDF-Datei zum Download. Angesichts der weltweit erstarkenden Protestbewegungen eine Publikation mit hohem Aktualitätsbezug.

(via Adresscomptoir, wo man auch ein Inhaltsverzeichnis findet)


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Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2012/05/09/eine-kulturgeschichte-europaischer-protestbewegungen-der-1980er-jahre/

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Patchworkfamilien, Alleinerziehende, Regenbogenfamilien. Wie neu ist das tatsächlich?

Runtingerhaus in Regensburg

Alles nur Fassade? Das Familiensitz der Runtinger in Regensburg. Sebastian Fischer, GFDL oder CC via Wikimedia Commons

Simon Teuscher, Professor für Geschichte an der Universität Zürich, forscht unter anderem über Verwandtschaft und persönliche Beziehungen in vormodernen Gesellschaften. In einem Interview für den Freitag spricht er von der Vielfalt der Beziehungsformen im Mittelalter. Ein paar Zitate:

Gerade im Mittelalter gab es eine große Vielfalt. Die höfische Gesellschaft, also die Oberschicht, war überhaupt nicht familiär organisiert. Anstelle der Kernfamilie gab es viele Erwachsene, Kinderstuben, in denen Kinder ganz unterschiedlicher Abstammung zusammen aufwuchsen, viele Kindermädchen, viele Liebespaare kreuz und quer. [...]

Wenn ein Bauer im Mittelalter sagt: „Ich liebe die Frau mit den dreißig Kühen“, dann sollten wir nicht so sicher sein, dass da kein Gefühl dabei ist. Es geht da auch um Codes. Der Bauer drückt sich einfach anders aus als jemand aus dem Bürgertum des 19. Jahrhunderts. Der würde vielleicht eher sagen: „Ich liebe die Frau, mit der ich eine tiefe Übereinstimmung spüre, weil wir beide Goethe lesen und Schubert hören.“ Implizit stehen Goethe und Schubert aber auch für die Zugehörigkeit zur gleichen Klasse und einen vergleichbaren Kontostand. Im Mittelalter kamen Ehen zwischen sozial Ungleichen – etwa einem reichen Mann und einer ärmeren Frau – relativ oft vor. Am Ende des 18. Jahrhunderts breitete sich die Heirat zwischen sozial Gleichgestellten aus. [...]

Wenn wir den Hofklatsch des 18. Jahrhunderts anschauen, dann sehen wir zahlreiche Geliebten-Arrangements. Es ist damals selbstverständlich, dass der Zeugungspartner nicht der Liebespartner ist und dass beide wiederum wenig mit den Partnern in der Kindererziehung zu tun haben. Die drei Elemente zu koppeln, ist eine Setzung unserer Zeit – und somit auch eine Re­striktion, die wir uns selbst auferlegt haben. Unsere Möglichkeitsspielräume sind heute gar nicht so grenzenlos, wie wir meinen.

Haben Sie ein Beispiel?

Die Toleranz gegenüber einem Familienvater, der nebenher eine schwule Beziehung unterhält, ist heute enorm klein – sowohl unter Schwulen als auch bei anderen Eltern und in der Spielgruppe. Im vormodernen Adel war das alles aber unter Umständen kein Problem. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich wünsche mir die heimlichen Geliebten, die versteckten Schwulen und die betrogenen Ehefrauen nicht zurück. Aber diese Geschichten zeigen, dass wir uns in den letzten Jahrzehnten nicht nur immer mehr Freiheiten erlaubt, sondern auch neue Normen und Grenzen auferlegt haben.


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Quelle: http://kritischegeschichte.wordpress.com/2012/05/06/patchworkfamilien-alleinerziehende-regenbogenfamilien-wie-neu-ist-das-tatsachlich/

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