Die traditionelle Herbsttagung der Abteilung für Geschichte der Frühen Neuzeit und Rheinische Landesgeschichte des Bonner Instituts für Geschichtswissenschaft widmete sich in diesem Jahr dem Spannungsverhältnis zwischen Herrschaftsnorm und Herrschaftspraxis im Kurfürstentum Köln. Kurköln bietet sich aufgrund seiner janusköpfigen Herrschaftsstruktur in besonderer Weise an, dieses Verhältnis mit Tiefenschärfe auszuloten: Der Kölner Erzbischof war in einer Person geistlicher Oberhirte und weltlicher Herrschaftsträger. Zudem war sein Kurfürstentum disparat in seinem Zuschnitt und heterogen in der Zusammensetzung (Rheinisches Erzstift, Herzogtum Westfalen, Vest Recklinghausen). Insofern stand die Herrschaftspraxis in Kurköln über die Zeitläufte hinweg sowohl nach innen wie nach außen vor vielfältigen Herausforderungen. Aus den Wechselwirkungen von Reichspolitik und Landesherrschaft, aus den Beziehungen zu anderen Territorialherren, den Ambitionen des regionalen Adels, dem Verhältnis zu bischöflichen Amtskollegen und zum Papsttum resultierten für den Kurfürsten multiple Rollen, Interessen und Konfliktfelder.[1]
Die einleitende Sektion I “Akteure und personelle Praktiken” richtete den Blick nach innen. FABIAN SCHMITT (Bonn) behandelte die Rolle der Ministerialen unter Erzbischof Engelbert von Berg (1216-1225). Anhand der Volmarsteiner und Padberger konnte er veranschaulichen, wie die Ministerialen gezielt zur Reorganisation der Kölner Herrschaftspositionen nach dem Deutschen Thronstreits heranzogen wurden.
[...]
Quelle: http://histrhen.landesgeschichte.eu/2019/11/tagungsbericht-kurkoeln2019/