SdK 65: Daniel Siemens über die Geschichte der SA

Die SA zählte zu den wichtigsten nationalsozialistischen Organisationen, deren Geschichte eng mit dem Aufstieg Hitlers zum Reichskanzler verbunden ist. Die Niederlage im internen Machtkampf gegen die SS unter Heinrich Himmler nach der Eskalation im sog. »Röhm-Putsch«, führte allerdings dazu, dass sie nach 1934 aus dem Blickfeld der Aufmerksamkeit verschwand. Zu Unrecht, wie der Historiker Daniel Siemens argumentiert. Er wagt sich an eine neue Gesamtgeschichte der SA, in der die Geschichte der SA nach 1934 nicht nur Nachklang oder Epilog darstellt, schließlich blieb die SA eine paramilitärische Millionenorganisation, die weiterhin im nationalsozialistischen Machtgefüge wichtige Funktionen erfüllte und identitätsstiftend wirkte.

Links: Daniel Siemens, SA (Wikipedia), Ernst Röhm (Wikipedia), Potempa-Mord (Wikipedia), Nürnberger Prozesse (Wikipedia), Horst Wessel: Tod und Verklärung eines Nationalsozialisten (Amazon)

Quelle: https://stimmen.univie.ac.at/podcast/sdk65

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SdK 65: Daniel Siemens über die Geschichte der SA

Die Niederlage im internen Machtkampf gegen die SS unter Heinrich Himmler nach der Eskalation im sog. »Röhm-Putsch«, führte allerdings dazu, dass sie nach 1934 aus dem Blickfeld der Aufmerksamkeit verschwand. Zu Unrecht, wie der Historiker Daniel Siemens argumentiert. Er wagt sich an eine neue Gesamtgeschichte der SA, in der die Geschichte der SA nach 1934 nicht nur Nachklang oder Epilog darstellt, schließlich blieb die SA eine paramilitärische Millionenorganisation, die weiterhin im nationalsozialistischen Machtgefüge wichtige Funktionen erfüllte und identitätsstiftend wirkte.

Quelle: http://feedproxy.google.com/~r/kulturwissenschaften/~3/iToyr2cuPlI/sdk65

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Archivwesen: Langzeitarchivierung von Links durch perma.cc

http://perma.cc/ Das Projekt verschiedener amerikanischer bibliothekarischer und akademischer Institutionen setzt es sich zum Ziel, jegliche Links optiional persistent zitationsfähig zu machen. Hier können Nutzer sich einloggen und von einer einzelnen Internetseite einen Snapshot anlegen, welcher die Seite als Grafik speichert und somit auch dynamische Ressourcen und solche mit graphischen Medienelementen archivierbar macht. perma.cc versieht das […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/11/4763/

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NS-Raubgutforschung an der Bayerischen Staatsbibliothek

Die Bayerische Staatsbibliothek gab am Freitag, 8. November 2013, 136 Titel in 121 Bänden aus der Büchersammlung der Münchner Freimaurerloge “Zum aufgehenden Licht an der Isar” an den Distrikt Bayern der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland zurück. Zur Sammlung zählte eine größere Anzahl von Büchern und Zeitschriften überwiegend freimaurerischen und philosophischen Inhalts aus dem frühen 19. bis 20. Jahrhundert. Die Loge wurde im Sommer 1933 aufgelöst.

Raubgutforschung an der BSB

Die Bayerische Staatsbibliothek sucht seit 2003 in ihren Beständen nach NS-Raubgut. Sie orientiert sich damit an der Verpflichtung, die alle öffentlichen Institutionen der Bundesrepublik Deutschland 1999 in einer gemeinsamen Erklärung zur Auffindung und zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes, insbesondere aus jüdischem Besitz eingegangen sind. Die Förderung durch die Arbeitsstelle für Provenienzrecherche und Provenienzforschung am Institut für Museumsforschung der Staatlichen Museen zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz ermöglicht es nun, ihre Recherchen zum Abschluss zu bringen und Rückgaben durchzuführen.

Bücher der Freimaurer-Loge “Zum aufgehenden Licht an der Isar” in der BSB

1933 kam es wenige Wochen nach der Machtübernahme Hitlers zu ersten Ausschreitungen gegen Freimaurer in Deutschland. Ihr Zweck war es, die Brüder einzuschüchtern und zur Selbstauflösung ihrer Logen zu bewegen. Im August 1935 wurde die Schließung aller Logen angeordnet und die Freimaurerei verboten.

In München bestanden Anfang 1933 zehn Freimaurerlogen mit insgesamt über 800 Brüdern. Sämtliche Münchner Logen hörten noch im Lauf des Jahres 1933 auf zu existieren, darunter die “Loge zum aufgehenden Licht an der Isar”. Der gerichtlich bestellte Liquidator bot die Büchersammlung dieser Loge zum Kauf an. Zum Preis von 65 Reichsmark erwarb die Bayerische Staatsbibliothek daraufhin 186 Bände und arbeitete sie in den eigenen Bestand ein.

136 Bücher und Zeitschriften gelang es nun im Rahmen der NS-Raubgutforschung zu identifizieren. Da die “Loge zum aufgehenden Licht an der Isar” nach dem Ende des Nationalsozialismus nicht neu gegründet wurde, erfolgte die Rückgabe der Publikationen an den Distrikt Bayern der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland als übergeordneter Einrichtung. Dieser wird die Bücher und Zeitschriften dem Deutschen Freimaurermuseum in Bayreuth überlassen.

Geplante weitere Rückgaben

Weitere Rückgaben von NS-Raubgut werden derzeit vorbereitet, neben anderen Freimaurerlogen aus Deutschland und Österreich vor allem auch an jüdische Vorbesitzer sowie an den Verband katholischer Religionslehrer und Religionslehrerinnen an den Gymnasien in Bayern, an die Zeugen Jehovas und an Organisationen der Arbeiterbewegung.

Weitere Informationen zur Raubgutforschung an der Bayerischen Staatsbibliothek:

http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/ns-raubgut

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Dr. Stephan Kellner
Bavarica-Referent
Bayerische Staatsbibliothek
Ludwigstr. 16, 80539 München

E-Mail: Stephan.Kellner at bsb-muenchen.de
Tel. +89/28638-2278
Fax +89/28638-2804
URL: www.bsb-muenchen.de

www.bayerische-landesbibliothek-online.de
www.historisches-lexikon-bayerns.de
www.literaturportal-bayern.de

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https://lists.lrz.de/pipermail/geschichte-bayerns/2013-November/002299.html
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E-Mail Forum „Geschichte Bayerns“

Redaktion:
redaktion at geschichte-bayerns.de
http://www.geschichte-bayerns.de/
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Quelle: http://histbav.hypotheses.org/663

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Kurz notiert: Blogs im Buch “Klug recherchiert für Historiker”

Zwe978-3-8252-3940-4imal Freude, zweimal Leid: Im Buch “Klug recherchiert für Historiker” von Estella Kühmstedt geht es ab S. 52 um das Web 2.0 als Rechercheort((1)). Wir befinden uns im zweiten Kapitel mit dem Titel: “Wo beginne ich? Quellen”, im zweiten  Unterkapitel “Die Form der Publikation”, Punkt 7 “Web 2.0″.  In diesem Abschnitt werden auch Weblogs erwähnt, insbesondere Hypotheses. Auf S. 54 liest man:

So stellt das Blogportal Hypotheses für Geistes- und Sozialwissenschaftler kostenlos einen Server zur Verfügung mit der Möglichkeit, wissenschaftliche Blogs begleitend zu Forschungsprojekten oder Dissertationen, aber auch Blogs zu Tagungen und Seminaren etc. zu erstellen, die unter einem Dach versammelt und archiviert werden (http://de.hypotheses.org). Schauen Sie dort nach Blogs, die Sie interessieren, z.B. gibt es dort den Frühneuzeit-Blog der RWTH Aachen (http://fruehneuzeit.hypotheses.org), oder Sie gehen auf die Website Historik.de Geschichte im Blog (http://www.historik.de).

So weit, so erfreulich, sowohl für de.hypotheses als auch für das Frühneuzeit-Blog und für Historik.de, obwohl natürlich von Hypotheses streng genommen nicht “ein Server” zur Verfügung gestellt wird (es sind, glaube ich, an die 20), sondern “ein Service”. Aber das ist eine Kleinigkeit, und ich war wirklich positiv überrascht, dass Blogs und de.hypotheses in der Darstellung überhaupt auftauchen, deren Internetverzeichnis übrigens umfangreich ist und neben den “üblichen Verdächtigen” auch recensio.net und Archivalia listet.

Jetzt zum Leid: Es folgen auf S. 54/55 ein paar Linkadressen zu Blogs, u.a. erneut de.hypotheses (hier aber als de.hypothesis aufgeführt). Dazu sind noch zwei durch Kastenumrandung abgesetzte Hinweise aufgeführt. Auf S. 54 steht der vorsichtig-kritische “Tipp” zum Umgang mit Blogs:

Bleiben Sie bei der Auswertung von Blogbeiträgen kritisch und vergessen Sie nicht, dass es sich dabei oftmals um persönliche Meinungen, Absichten, Schnellschüsse oder unbestätigte Informationen handelt, also nicht unbedingt um Tatsachen. Eine Kontrolle durch die Blogger-Gemeinde ist zwar vorhanden, aber eben nur “mehr oder weniger”, je nach Blog. Und schließlich: Bei allen Vorteilen und nützlichen Eigenschaften von Blogs sollten Sie nicht unnötig lange in ihnen hängen bleiben, denn das kann ganz schnell sehr viel Zeit fressen.

Der Absatz enthält zumindest eine versteckte Andeutung auf Open Peer Review durch den Hinweis auf die “Kontrolle durch die Blogger-Gemeinde”. Bleibt ansonsten zu hoffen, dass sich die angehenden Historiker nicht allzu sehr abschrecken lassen und sich doch mal ausführlicher in der Wissenschaftsblogosphäre umsehen. Denn unnötig lange hängen bleiben, kann man natürlich auch in Druckwerken jedweder Art, die gerade im geisteswissenschaftlichen Bereich in der Regel ebenfalls ohne traditionelles Peer Reviewing erscheinen…

Und auf S. 55 steht in einem mit “Info” übertitelten Kasten der Hinweis:

So fundiert und interessant die Blog- oder Foren-Beiträge sein mögen, sie sind, was wissenschaftliches Arbeiten betrifft, nicht zitierfähig!

Hier wünscht man sich eine Kommentarfunktion im gedruckten Buch, denn Blogbeiträge sind durchaus zitierfähig. Schade, dass zum einen Blog- und Forenbeiträge in einen Topf geworfen werden und zum anderen an dieser Stelle nicht deutlich genug auf die Kompetenz zur Bewertung von Information im Internet hingewiesen wird, die sich die Studierenden aneignen müssen. Dem Thema “Literatur bewerten und verwalten” wird ja durchaus ein eigenes Kapitel am Ende der Darstellung gewidmet. Dorthin hätte man verweisen können.

Die rasanten Entwicklungen rund um geisteswissenschaftliche Blogs in den letzten beiden Jahren zeigen, dass Blogs eben doch wissenschaftliches Arbeiten und Zitieren ermöglichen. Auch in Deutschland bekommen Blogs mittlerweile eine ISSN verliehen. Diese Blogs werden archiviert, was de.hypotheses für “seine” Blogs ohnehin übernimmt. Nicht zuletzt zeigt die exponentiell wachsende Zahl von Blogs unserer Plattform, dass es in der wissenschaftlichen Community einen Bedarf an dieser Form der Kommunikation und Publikation gibt und dass man sich nicht länger davor verschließen kann, Blogs als wissenschaftliches Medium wahr- und ernstzunehmen und zu nutzen.

Estella Kühmstedt, Klug recherchiert: für Historiker, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2013, ISBN 978-3-8252-3940-4, 201 S., 14,99 Euro http://www.v-r.de/de/title-0-0/klug_recherchiert_fuer_historiker-1008374/

 

  1. Estella Kühmstedt, Klug recherchiert: für Historiker, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2013, ISBN 978-3-8252-3940-4, http://www.v-r.de/de/title-0-0/klug_recherchiert_fuer_historiker-1008374/

Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/1802

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nachgefragt | Vergangenheit im Liveticker – geht das? | @9nov38

Das twitter-Projekt zum Novemberpogrom vor 75 Jahren @9nov38 (Homepage) verzeichnete mit inzwischen fast 11.000 Followern, zahlreichen Retweets und Kommentaren sowie einem breiten, positiven Medienecho (z.B.„Reichspogromnacht in 140 Zeichen“ oder „Geschichte neu gezwitschert“) in den vergangenen Tagen erstaunliche Erfolge. Die positive Resonanz ist erfreulich; dem Anspruch, neue Wege der Geschichtserzählung zu beschreiten um die Öffentlichkeit für Geschichte zu interessieren, ist – sicher weit mehr als die fünf Initiatoren des Projekts vorstellen konnten – Rechnung getragen worden. Das Web2.0 macht einmal das große Potenzial deutlich, historische Themen in neuer Form zu popularisieren.

Zwei kurze Gedanken bzw. Fragen sollen dennoch einem gewissen Unbehagen Ausdruck geben – und haben zunächst einen ganz subjektiven Subkontext: Ich mag keine sog. „Liveticker“, die im Netz auf Nachrichten- und Presseportalen inzwischen inflationär verbreitet sind. Stehen aktuelle Ereignisse, Katastrophen oder erwartbare Entscheidungen an, werden dort alle möglichen Informationsschnipsel angehäuft, Wichtiges steht neben Banalem, eine Analyse wird nicht gegeben, sie erfolgt assoziativ und situativ (sowie vermutlich nicht selten fehlgeleitet) beim Rezipienten. Auch weil die tweets von @9nov38 im Präsens verfasst werden, entsteht der Eindruck eines solchen Livetickers. Die erste Frage: Was können die Summe der teils in darstellender Form, teils auf Grundlage von Zitaten aus Quellen verfassten tweets zur historischen Erkenntnis des Ereignisses beitragen – oder konkreter: Ist die Erkenntnis gegenüber anderen Darstellungsformen nicht eher dünn?

Man könnte entgegenhalten: Der besondere Effekt des „Live-Bloggens“ historischer Ereignisse liegt sicher darin, eine zeitliche Abfolge, Entwicklung und Dramaturgie aufzuzeigen – somit Vergangenheit „erfahrbar“ zu machen. In der Geschichtsdidaktik ist dieser Anspruch aber durchaus umstritten. Die Vergangenheit ist vorbei, jede Geschichtsschreibung als Deutung von Vergangenheit in der (jeweiligen) Gegenwart ist eben vor allem durch die Gegenwart geprägt, durch aktuell wirksame Deutungsbedürfnisse und beispielsweise geschichtspolitische Gemengelagen. Ziel der Ausbildung eines reflektierten Geschichtsbewusstseins ist insbesondere, die Unterscheidung von Vergangenheit und Geschichte bewusst zu machen. Man kann also 2013 nicht „live“ beim Novemberpogrom dabei sein, es ist vor allem auch nicht triftig für eigenes Handeln – anders als bei den Menschen 1938, die entweder großes Leid erfuhren oder zu Tätern oder stillschweigenden Zuschauern wurden. Deshalb die zweite Frage (vielleicht an zukünftige Projekte solcher Art, die @Julikrise zeichnet sich ja schon ab): Wäre es nicht sinnvoller, die Rückschau als historisches Narrativ im Imperfekt abzufassen und damit als solches zu kennzeichnen – dass also Geschichte geschrieben und nicht Vergangenheit „nacherlebt“ werden soll?

 

empfohlene Zitierweise    Pallaske, Christoph (2013): nachgefragt | Vergangenheit im Liveticker – geht das? | @9nov38 In: Historisch denken | Geschichte machen | Blog von Christoph Pallaske, vom 12.11.2013. Abrufbar unter URL: http://historischdenken.hypotheses.org/2196, vom [Datum des Abrufs].

Quelle: http://historischdenken.hypotheses.org/2196

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Symposium „Wo denken wir hin? – Lebens-Themen, Zivilisationsprozesse, Demokratische Verantwortung“ (30.11.-01.12.2013)

Eine Frage, die eigenständig Denkenden gern gestellt wird lautet „Wo denkst Du hin?“ In Umbruchzeiten wie wir sie gegenwärtig in allen Bereichen des Soziallebens erfahren und die nach neuen Orientierungsmustern verlangen, gehört deshalb auch notwendigerweise die Frage „Wo denken wir … Continue reading

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/5789

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Glossar: Mobile Jugendmedienbildung

Was ist mobile Jugendmedienbildung? Jugendliche werden in ihrem Sozialraum aufgesucht und  können dort das niedrigschwellige Medienbildungsangebot wahrnehmen. Alle Beteiligten treffen sich auf Augenhöhe und unterliegen keiner Hierarchie. Einrichtungen müssen hierfür von den Jugendlichen nicht aufgesucht werden. Dadurch entfällt die Hemmschwelle von Seiten der Jugendlichen sich aktiv für ein Projekt anmelden zu müssen. Technik Die Pädagog/innen bewegen sich an dem Ort der Jugendlichen als “Gast”. Sie sollten sensibel und emphatisch auftreten, um eine positive Atmosphäre und Beziehung zu den Jugendlichen aufzubauen. Wichtig ist auch die […]

Quelle: http://medienbildung.hypotheses.org/3250

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Soziale Netzwerke: Faszinierendes Potential für die Rettung von Kulturgut | #KulturEr

Ein Beitrag zur Blogparade “Mein faszinierendes Kulturerlebnis

In den vergangenen Tagen war ich immer mal wieder auf Archivalia – nicht nur wegen der aktuellen Beiträge dort, sondern vor allem, um mir Beiträge, die jetzt gerade ein Jahr alt werden, durchzulesen.

Viel ist damals passiert in diesen Tagen im November 2012:

Vor einem Jahr nämlich war bekannt geworden, dass die Stadt Stralsund ihre historische Gymnasialbibliothek an einen Antiquar verkauft hatte.

Klaus Graf hatte das mit unglaublichem Engagement auf Archivalia, immer wieder über verschiedene Social-Media-Kanäle, aber auch auf unserem damals noch ganz jungen Gemeinschaftsblog Ordensgeschichte und bei L.I.S.A. öffentlich gemacht.

Eine Online-Petition wurde am 7. November gestartet, die innerhalb weniger Tage eine große Anzahl an Unterzeichnern fand, eine Facebookseite dazu eingerichtet.

Würde sich mein Dissertationsprojekt nicht mit Schulen in Altbayern und Böhmen, sondern in Stralsund befassen, so hätte ich dafür meine Quellen bei ebay ersteigern müssen: Dort nämlich wurden Schulschriften aus Stralsund angeboten, die in keinem Online-Katalog mehr verzeichnet waren.

Irgendwann wurde ich Mit-Administratorin der Facebookseite und wurde in den Verteiler des Organisationsteams aufgenommen.

Was folgte, waren arbeitsreiche Wochen, die allerdings viel Faszinierendes boten:

Unser kleines Team, das aus sieben Leuten bestand – oder besser: besteht –, hatte sich auch erst über Blogs und Social-Media-Kanäle zusammengefunden; sieben Leute mit ganz unterschiedlichem Hintergrund (darunter niemand aus Stralsund), die sich größtenteils noch nie vorher gesehen hatten, saßen nun in verschiedenen Ländern am Rechner, recherchierten, teilten die Informationen, bloggten darüber – und arbeiteten hervorragend zusammen.

Die Seite musste vernetzt werden, um auf die Petition aufmerksam zu machen; innerhalb weniger Tage erreichte sie eine beachtliche Anzahl an Personen:

 

Es war faszinierend, das große Potential von Werkzeugen des Web 2.0 zu erleben, die ich bereits kannte, und neue Werkzeuge kennen zu lernen.

Wichtig waren sie vor allem für die Vernetzung, Mobilisierung und Zusammenarbeit: „Fans“ und Seiten von Institutionen – insbesondere Archive und Bibliotheken – wurden auf die Petition aufmerksam, teilten den Aufruf zur Unterzeichnung und weiterführende Informationen, die wir dort angeboten hatten. Bei vielen, die unser Anliegen aufgegriffen und geteilt haben, durften wir uns bedanken: Es war faszinierend, die großartige Unterstützung, die Solidarität – auch aus dem Ausland, beispielsweise aus Georgia – zu erleben.

Eine breitere Öffentlichkeit wurde auf diese Weise über den aktuellen Stand auf dem Laufenden gehalten: neue Recherche-Ergebnisse konnten so schnell verbreitet werden. Auch Leser/innen und „Fans“ konnten Informationen beitragen und kommentieren.

Die ganze Aktion lief online – über Blogs und Social-Media-Kanäle.

 

Plakat Stralsund

Um für die Tagung „Offene Archive?“ (Speyer, 22./23. November 2012) mit Plakaten ausgerüstet zu sein, stand ich gerade in einem Copy Shop in Prag, als eine E-Mail mit erfreulichen Informationen eintraf: In Stralsund war gerade eine Pressekonferenz zu Ende gegangen. Wie dort bekannt gegeben wurde, waren mit Nigel Palmer (Oxford) und Jürgen Wolf (Marburg) zwei Gutachter bestellt worden, die die Lage eindeutig eingeschätzt hatten:

„Der Wert der Gymnasialbibliothek bemisst sich dabei keinesfalls nur am materiellen Wert der zum Teil kostbaren Einzelstücke, sondern weit mehr noch am Zusammenhang im Ganzen. Über mehr als drei Jahrhunderte werden in den Sammlungs- und Erwerbungsprofilen kulturelle, geistesgeschichtliche, theologische, naturwissenschaftliche, medizinische und bildungsgeschichtliche Entwicklungen transparent, die sich in einen überaus vielfältigen kulturellen Gesamtzusammenhang fügen“, so die Experten in ihrem Gutachten zum kulturhistorischen Wert der Stralsunder Gymnasialbibliothek (Vorläufiger Bericht, 19.11.2012; die Stellungnahme der Stadt Stralsund dazu: http://archiv.twoday.net/stories/219022682/)

Wie es in der Causa Stralsund weiterging – bzw. wie immer noch weitergeht –, kann man auf Archivalia nachlesen.

Auch unser Teammitglied Margret Ott hat dazu einen Beitrag für die aktuelle Blogparade eingereicht: http://www.blog.pommerscher-greif.de/stralsund-resumee/

„Für mich war alles, was ich rund um den Verkauf der “Stralsunder Gymnasialbibliothek” gelernt und erlebt habe, ein faszinierendes Kulturerlebnis. Was ist überhaupt eine Inkunabel, was zeichnet den Wert einer historischen Gymnasialbibliothek aus und was bewirkt die Zusammenarbeit vieler an einem gemeinsamen Projekt? Die Causa Stralsund war der Grund, dass ich viele begeisternde Menschen kennenlernen durfte und schlussendlich auch der Grund, uns als genealogischen Verein auch in die sozialen Medien zu bringen. Und die Causa Stralsund hat ja immer noch kein Ende: die Einstellung des designierten Nachfolgers zum 1. November liegt immer noch auf Eis.“

Auf der Speyerer Tagung “Offene Archive? Archive 2.0 im deutschsprachigen Raum (und im europäischen Kontext)” wurde die Causa Stralsund ebenfalls thematisiert: Bastian Gillner führte dort aus:

„Was nicht nur denk-, sondern tatsächlich machbar ist, zeigte sich hingegen zeitgleich in den USA: Im September verkündete der Gouverneur des Bundesstaates Georgia, dass ein rigider Sparkurs es nötig mache, die Georgia State Archives zum 1. November für die Öffentlichkeit zu schließen und von 10 Mitarbeitern 7 zu entlassen. Im unmittelbaren Anschluss an diese Ankündigung starteten die dortigen Archivare eine intensive Kampagne, in deren Mittelpunkt eine eigene Facebook-Seite als zentrale Plattform für alle entsprechenden Nachrichten, Proteste, Solidaritäts- und Unmutsbekundungen stand. Über diesen Weg gelang es nicht nur, in lediglich vier Wochen knapp 4.000 Unterstützer in dem sozialen Netzwerk zu generieren und diese Unterstützung in mehr als 17.000 Unterzeichner einer Online-Petition umzumünzen, sondern schließlich auch, die geplante Schließung vorerst abzuwenden (auch wenn der Kampf um die Arbeitsplätze momentan noch nicht beendet ist).

Was den deutschen Archivaren in einer problematischen archivpolitischen Situation nicht gelang, das gelang ihren amerikanischen Kollegen in einer ungleich dramatischeren Situation: Die Schaffung eines öffentlichen Bewusstseins für die eigenen Anliegen, was hierbei tatsächlich zu einem Erfolg der archivischen Seite führte. Bis vor einer Woche hätte ich noch behauptet, dass ein solches archivisches Social-Media-Campaigning unter Einbeziehung einer interessierten Netz-Öffentlichkeit in Deutschland nicht zustande käme. Doch die Causa Stralsund hat mich da eines Besseren belehrt und – passend zu dieser Tagung – hat wohl auch das deutsche Archivwesen seine erste erfolgreiche Kampagne, die maßgeblich in den sozialen Medien wurzelt.

(Bastian Gillner, Aufgewacht, aufgebrochen, aber noch nicht angekommen. Das deutsche Archivwesen und das Web 2.0, in: Weblog Archive 2.0, 30.11.2012, http://archive20.hypotheses.org/454.)

 

Unsere Facebookseite „Rettet die Archivbibliothek Stralsund“, die inzwischen gut vernetzt ist, führen wir fort:

Facebook Stralsund

Dort teilen wir weiterhin Informationen zur Causa Stralsund, aber auch zu anderen Fällen, in denen es um den Schutz von Kulturgut geht.

Auch dieses Weblog Kulturgut wurde in der Folge der Causa Stralsund gegründet:

Das “Weblog Kulturgut” begleitet wissenschaftlich die Debatte zum Erhalt historischer Kulturgüter als wertvolle und schützenswerte Geschichtsquellen. Im Vordergrund stehen gefährdete Kulturgüter in Archiven, Bibliotheken und Museen sowie öffentliche und private Sammlungen, zum Beispiel Adelsbibliotheken, Schloss- und Klosterausstattungen, Kirchen- und Klosterbibliotheken, historische Stadt- und Schulbibliotheken, universitäre Sammlungen. Dabei handelt es sich um bewegliche Kulturdenkmale im Sinne der Denkmalschutzgesetze, für deren Schutz es bislang keine organisierte Lobby gibt. […] Die Kulturgüter sollen gegen Vernichtung als historische Dokumente (insbesondere durch Zerschlagung gewachsener Sammlungen oder durch Zerlegen wertvoller Handschriften) geschützt werden, zugleich aber auch für Wissenschaft und Öffentlichkeit als kulturelle Allgemeingüter nutzbar sein.“

Mit dem Blog wurde auch ein Account bei Twitter eingerichtet: @agkulturgut.

Herzliche Einladung!

Quelle: http://kulturgut.hypotheses.org/307

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