Gavros Nummer

Hier wohnte Gavrilo Princip zur Zeit des Attentats auf den 274.511fachen Tiermörder Franz Ferdinand: Sarajevo, Oprkanj 3.

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Princip, dessen Haftbedingungen in der Militärfestung Theresienstadt so brutal waren, dass er noch vor Ende des 1. Weltkriegs starb, sollte auf eine Wand in seiner Zelle dann noch die schönen wie zutreffenden Zeilen niederschreiben:

Unsere Geister werden durch Wien wandern / Am Hofe umherirren, die sogenannten Herrschaften erschrecken

Kleines PS: Es ist gar nicht so trivial, der Geschichte dieser zutreffenden Zeilen nachzuspüren; gemäß Nikola Đ. Trišić (Sarajevski Atentat u svjetlu Bibliografskih Podatka. Sarajevo: Veselin Masleša, 1960, S. 89) wurden diese erstmals in der Zeitung Zvono, II/8.3.1919, S.1 veröffentlicht.

Ebenfalls noch recht wenige Informationen habe ich über diese recht unscheinbare Platte mit zwei Fußabdrücken, die letztes Jahr unkommentiert im Vorraum des Museums bei der früher nach Princip benannten Lateinerbrücke zu sehen war: Zur Zeit Jugoslawiens waren diese Fußabdrücke am Ort des Attentats eingelassen, dann aber sollen sie während des letzten Kriegs entfernt und zerstört (?) worden sein.

Princip_Spuren

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/909744385/

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Lesezeichen

lesezeichenschaden.klio.mommsen.2

Das aus einem hektographierten Blatt herausgerissene Lesezeichen hat bei Papier des frühen 19. Jahrhunderts einen Schaden verursacht: Säurefraß. Der Schaden erstreckt sich auf beide anliegenden Seiten sowie auf ein in einem größeren Format dahinter eingebundenes weiteres Manuskript, am oberen Bildrand erkennbar.

Die Abbildung der Schäden zeigt Seiten aus einem der zahlreichen Bände handschriftlicher Vorträge des “Altonaer Wissenschaftlichen Primanervereins Klio”, gegründet 1828. Primanervereine waren en vogue, die Schüler der Selecta des Altonaer Gymnasiums Christianeum (gegründet 1738) folgten dem Vorbild der studentischen Burschenschaften. “Klio” existierte bis 1935; dann löste sich der Verein angesichts der Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten auf. Die gesamte Hinterlassenschaft des Vereins, neben den handschriftlichen Abhandlungen auch Satzung, Kassenbücher, Mitgliederlisten etc sowie die kleine Vereinsbibliothek, wurde dem Gymnasium übereignet und befindet sich noch heute dort im Archiv.

Die Abhandlung, mit dem Titel beginnend auf der rechten Seite, stammt von der Hand J[ohannes]. Mommsens, besser bekannt unter seinem weiteren Vornamen Tycho. Tycho (1819-1900) und sein älterer Bruder Theodor (1817-1903) waren Schüler des Chistianeums und Mitglieder des Primanervereins; sie haben in den späten 1830er Jahren zahlreiche Aufsätze in den Klio-Bänden hinterlassen. Tychos Abhandlung aus dem Jahr 1836 hat im Titel die Frage: “In welchem Verhältniße stehen unter einander politische Verbindungen, in welchem religöse?”

Der Schaden wird datierbar durch ein weiteres Lesezeichen, das an einer anderen Stelle weiter hinten im selben Band einen nahezu identischen Säurefleck verursachte, wiederum eine Abhandlung Tycho Mommsens, diesmal vom 4. November 1837, betitelt: “Unser Verein ein Staat”.

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Ich vernachlässige nun allerdings die Inhalte der beiden Aufsätze; dass die jugendlichen Ideen durchaus politische Bewegung zeigen, mag aus den Titeln bereits deutlich werden. Mich interessiert vorerst das weitere Lesezeichen. Es passt in seinem Abriss genau in das erste, und es enthält ein Datum: 1963. Jemand hat sich nach 1963 ein mit dem Spiritusdrucker vervielfältigtes Blatt mit Hinweisen auf eine Publikation im “Neuen Deutschland” zur Jugend in der DDR, das er nicht mehr benötigte, zerschnitten und die Teile nochmals durchgerissen, um die Makulatur als Findehilfe zu verwenden.

Der Schaden wird 2014 entdeckt: die beiden Lesezeichen lagen exakt und unberührt in den durch die Säuerung stark gebräunten Umrissen. Die Lesezeichen werden entfernt, gesondert gesichert und nur fürs Foto nochmal hingelegt. Wann kamen sie dahin und wer hat sie hineingetan?

1967 feierte das Christianeum den 150. Geburtstag des Literaturnobelpreisträgers Theodor Mommsen. Der Festakt im Christianeum am 30. November wurde in einem Heft publiziert: “Theodor Mommsen. 1817-1967″, besorgt von Hans Haupt, Bibliothekar und Archivar des Christianeums von 1947 bis 1976. Im Anhang abgedruckt eine “Rede Theodor Mommsens am Stiftungsfeste des a. w. V. d. 15. Nov. 1837″, betitelt: “Der Altonaer Wissenschaftliche Verein – ein Staat?” Brüder arbeiten zusammen; Archivare haben herauszusuchen.

Im Jahr 2003 fand im Christianeum erneut eine Gedenkveranstaltung statt:  “Theodor Mommsen 1817-1903″,  diesmal zum100. Todestag des berühmten Eleven von einst. Wäre der Band mit den Lesezeichen vor oder in diesem Jahr konsultiert worden, hätten wir 2014 verrutsche oder gar keine Blättchen mehr darin vorgefunden; als ebenso unwahrscheinlich anzunehmen ist die Verwendung von 40 Jahre alten Zetteln als Lesezeichen Anfang der 2000er Jahre.

Wir können damit zumindest die Arbeitshypothese aufstellen, dass die Lesezeichen zwischen 1963 und 1967 in den Handschriftenband eingelegt wurden und im Lauf des folgenden halben Jahrhunderts die alten, noch geschöpften Papiere des frühen 19. Jahrhunderts durch ihren Säuregehalt angefressen haben. Die Frage nach Brüderlichkeiten im Verein, ihrem Staat, bleibt davon indes unberührt und kann in den Quellen erforscht werden, die sich nach wie vor im Archiv des Christianeums befinden.

Literatur

Niels Hansen, 100 Jahre Altonaer Wissenschaftlicher Primaner-Verein Klio. Hammerich & Lesser, Altona 1928

ders., Die Schülervereine des Christianeums. In: Heinz Schröder (Hrsg.), 200 Jahre Christianeum zu Altona 1738-1938. Hamburg 1938; S. 109-121

Gudrun Wolfschmidt (Hrsg.), Hamburgs Geschichte einmal anders. Nuncius Hamburgensis. Beiträge zur Geschichte der Naturwissenschaften. Hamburg 2009; S. 47

Theodor Mommsen. 1817-1967. Der Festakt am 30. November 1967 im Christianeum. Mitteilungsblatt des Vereins der Freunde des Christianeums mit der Vereinigung ehemaliger Christianeer. 24. Jahrgang, Heft 1, Hamburg Februar 1968

Ulf Andersen, Zum 100. Todestag Theodor Mommsens. In: Christianeum, Mitteilungsblatt des Vereins der Freunde des Christianeums in Verbindung mit der Vereinigung ehemaliger Christianeer. 58. Jahrgang, Heft 2, Hamburg Dezember 2003; S. 3-9

Fotos: Archiv des Christianeums

 

Quelle: http://histgymbib.hypotheses.org/373

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Schlechtes Abschneiden der Lehrer-Bildung

Der Hochschulbildungsreport2020, die zentrale Publikation der Bildungsinitiative “Zukunft machen”) in der Verantwortung des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft (http://www.hochschulbildungsreport2020.de/),  hält fest: “Der Hochschul-Bildungs-Index erreicht nur 10 statt 20 Punkten. Besonders schlecht abgeschnitten hat die Lehrer-Bildung.” Was ist da los?

Grundsätzlich reiht sich der Befund wohl in die politische Tendenz ein, das Lehramt wieder stärker in die Universität hineinzunehmen. Ausdruck dieses Willens war schon die “Lehrer-Initiative” des Stifterverbands und der Heinz Nixdorf Stiftung (http://www.stifterverband.org/wissenschaft_und_hochschule/lehre/lehrer-initiative/index.html). Nun folgt die daten-/indikatorengestützte Feststellung eines Defizites. Aber wie zuverlässig sind diese Befunde, und was bedeuten sie? Zunächst ist der Index interessant: Der Hochschul-Bildungs-Index, mit dem Stifterverband und McKinsey arbeiten, “misst auf sechs Handlungsfeldern, ob sich bis zum Jahr 2020 ein durchlässiges, nachfrage- und bedarfsorientiertes Hochschulsystem entwickelt”. Zu diesen Handlungsfeldern gehört die Lehrerbildung, die dieses Jahr besonders schlecht abschneidet und daher im Report detailliert gewürdigt wird.

Probleme sieht der Report vor allem bei den fehlenden Karrierewegen im Lehramt, die das Lehramt für ehrgeizige junge Menschen eher unattraktiv mache, und dem fehlenden Selbstbewusstsein: “Nur 16 Prozent [der Lehramtsstudierenden] schätzen Selbstvertrauen und nur 13 Prozent Durchsetzungsfähigkeit als ihre persönliche Stärke ein.” Man kann nun aus der eigenen Erfahrung mit Studierendenerhebungen einwenden, dass gerade der zweite Parameter schon durch den wohl überdurchschnittlich hohen Anteil weiblicher Studierender im Lehramtsstudium beeinflusst wird; jedenfalls würde ich aus Umfragen an der JGU eine solche Verzerrung vermuten. Das scheint mir aber vernachlässigenswert. Wichtiger ist, und zwar auch wiederaus den eigenen Erfahrungen: Nicht immer sind die 13% “Durchsetzungsfähigen” und 16% “Selbstbewussten” diejenigen, die man später im Lehramt sehen möchte. Selbstverstädnlich wollen wir selbstbewusste und durchsetzungsfähige Lehrer/innen, aber das ist nicht der springende Punkt; die Mengen der sich selbst schon im Studium für selbstbewusst und durchsetzungsfähig haltenden Studierenden und der tatsächlich selbstbewussten und durchsetzungsfähigen Lehrer sind allenfalls teilidentisch, wobei diese Teilidentität zufällig ist.

Problematisch isnd für mich auch die Handlungsempfehlungen, die allenfalls “lose” mit der Diagnose verbunden sind. Gefordert werden Unterrichtsassistenten und andere neue Kategorien an den Schulen, universitätseigene Experimentierschulen (analog zu Universitätskliniken) und stärkere Bemühungen in der Lehrerfortbildung. Den letzten Punkt teile ich. Die Analogie von Universitätsschulen zu Universitätskliniken verstehe ich jedoch nicht recht. Sie scheint mir – zumindest angesichts der Zahl von Lehramtsstudierenden an der JGU Mainz, die ich überblicke – unrealistisch, da das Land RLP schon jetzt mit der Versorgung der Studierenden mit Schulpraktika, VD und Referendariat an seine Grenzen zu kommen scheint.

Interessant ist der Punkt “Diversität”: Gefordert werden mehr Männer im Lehramtsstudium und mehr Studierende mit Migrationshintergrund. Dagegen kann eigentlich niemand etwas haben. Man kann sich höchstens fragen, wie man Männer dazu bewegen möchte, häufiger Lehramt zu studieren. Sie müssen diese Entscheidung am Ende ja freiwillig treffen. Aber vielleicht gibt es dazu ja schon gute Ideen. Propblematisch finde ich die statistische Bypass-Lösung, Studierende mit Migrationshintergrund über jene zu erfassen, die man heutzutage “Bildungsinländer” nennt. Diese Gruppe ist systematisch kleiner als die Gruppe derer “mit Migrationshintergrund” (legaldefiniert), was sinnvolle Aussagen nicht mehr zulässt.

Man könnte nun weitere Probleme der Auswertung anführen. Ärgerlich ist etwa der offenbar medien- oder hochschulpolitikgerechte Verzicht auf anspruchsvollere Statistik zugunsten klassischer “Erbsenzählerei”, also reiner Prozentangaben auf Gruppen und ähnliches. Noch ärgerlicher aber ist, dass das Thema eigentlich wichtig genug für eine ernsthafte Auseinandersetzung wäre. Es bleibt zu hoffen, dass die oben angesprochene Exzellenzinitiative Lehramt produktivere Impulse setzt.

Quelle: http://geschichtsadmin.hypotheses.org/240

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IOS-Informationen, Nr. 2 /2014

Editorial: Die Russlandkrise

Seit der ersten Ausgabe des IOS Newsletters vom März 2014 hat sich die Lage im östlichen Europa mit der Annexion der Krim durch Russland dramatisch verändert. Aufgrund der Bedeutung Russlands im gesamteuropäischen und geopolitischen Kontext hat diese Entwicklung jedoch auch weit über Osteuropa hinausreichende Konsequenzen. Der aus unserer Sicht entscheidende Aspekt der aktuellen Ereignisse in der Ukraine ist weniger der Wandel in dem Land selbst, als vielmehr die Gefährdung der weltweiten politischen Ordnung auf der Basis des existierenden Völkerrechts. Diese Gefährdung ergibt sich dabei nicht primär aus den konkreten Ergebnissen, sondern aus der Wahl der für deren Erreichung benutzten Mittel. Genau in diesem Punkt sind der Regierung Russlands eindeutige Grenzverletzungen anzulasten, die weder durch rechtliche Winkelzüge wegzudiskutieren noch durch schwammige Verweise auf „die Geschichte“ zu bemänteln sind, wie dies auch in der hierzulande geführten Debatte bisweilen geschieht.

>>>> zum ganzen Editorial geht es hier.

Quelle: http://ostblog.hypotheses.org/188

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Tipp: Eisige Mumien aus dem Ersten Weltkrieg, aufgetaut mit dem Klimawandel

Durch das Abschmelzen der Alpengletscher werden Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg, die in den Alpen kämpften und starben, an das Tageslicht befördert. Die Soldaten, sozusagen die kleinen Brüder des berühmten Ötzis, liegen dort, wo “Europäer [sich] die Köpfe einschlugen [und] heute zusammen den Winterurlaub [verbringen].”

In den Gletschern selber befinden sich Gänge mit Lagern und Aufenthaltsräumen. Wie in einem Iglu sind in den Gletscherhöhlen konstante 0 Grad Celsius, vergleichsweise angenehm warm, wenn draußen ein Sturm braust. Innerhalb des Höhlensystems befanden sich Materialzüge. Die Seilbahnen transportierten Nachschub an die Front. So fanden Forscher beispielsweise eine Seilbahnstation mit Überschuhen aus Stroh und Helmen.

Den ausführlichen Artikel in der Zeit zu den Gletschermumien aus dem Ersten Weltkrieg finden Sie hier.

Quelle: http://wwc.hypotheses.org/261

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Geschichte im Brennglas: Der Erste Weltkrieg und das Rheinland

MoRa_Schleper

Auch 100 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs gibt es keine eindeutige Antwort auf die Frage, wer oder was ihn ausgelöst hat. Das Verbundprojekt “Mitten in Europa – Das Rheinland und der Erste Weltkrieg” des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) geht dieser Frage in zahlreichen Forschungsprojekten und Events nach. Das “Rheinland als Brennglas” steht dabei als begehrtes, zentrales Gebiet in Europa im Fokus der Untersuchungen zu “Aggression und Avantgarde”.

Dr. Thomas Schleper, Leiter des Verbundprojektes, sprach auf der 7. Geschichtsmesse in Suhl für “MONTAGSRADIO – Vor Ort” mit Miriam Menzel und Patrick Stegemann über die Hintergründe und Ziele von “Mitten in Europa”, dem ersten kulturellen Großprojekt des LVR.

Die Reihe “MONTAGSRADIO – Vor Ort in Suhl” wurde gefördert von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Für einen schnellen Überblick: die Timeline zum Gespräch mit Dr. Thomas Schleper

0:56 Ziele des Projekts?

1:44 Rolle des Rheinlands für den Ersten Weltkrieg?

5:30 Ähnelt 2014 1914?

6:44 Spielen Parallelen eine Rolle?

7:40 Erinnerungskultur: Nationale Angelegenheit oder europäisch denkbar?

9:10 Erinnerungsprojekte anleiten und austauschen?

10:10„Erinnern an 1914“ in unterschiedlichen Nationen

12:21 Unterschiedliche Erinnerungen im vielfältigem Europa

13:06 Wer soll in Deutschland Erinnerung antreiben?

15:50 Einfluss der deutschen Kriegsschuld auf die Erinnerung

17:11 Soll das Projekt die Erinnerung an 1914 ändern?

19:47 Historischer Kontext des Epochenjahrs 1914

21:04 „Aggression und Avantgarde“ (Begriff zu 1914) heute

22:04 „Das Zeitalter der Extreme“?

23:15 Projekt: Meinungsdiktatur oder Sinnsynthese?

24:03 Montagsradio-Fragebogen

Quelle: http://www.montagsradio.de/2014/06/27/geschichte-im-brennglas-der-erste-weltkrieg-und-das-rheinland/

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Petition: Save the Warburg Institute!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Ein vernetztes "Kultur-Gedächtnis" aufzubauen war das Ziel von Aby Warburgs Mnemosyne-Projekt, das im Warburg Institute seine Fortsetzung gefunden hat (Bild von http://www.mediaartnet.org/works/mnemosyne/)

Ein vernetztes “Kultur-Gedächtnis” aufzubauen war das Ziel von Aby Warburgs Mnemosyne-Projekt, das im Warburg Institute seine Fortsetzung gefunden hat (Bild von http://www.mediaartnet.org/works/mnemosyne/)

das Warburg Institute in London, eine der ungewöhnlichsten und wichtigsten Bibliotheken Großbritanniens und ein Forschungszentren von internationaler Bedeutung, steht vor dem Aus: Die Universität London droht, den Vertrag mit der Institution aufzulösen; die Bibliothek würde in die benachbarte Universitätsbibliothek (Senate House) wandern. Damit würde nicht nur das einmalige, auf Aby Warburg zurückgehende System der frei zugänglichen Themenbereiche (samt Sonderdrucken) aus dem Blickfeld verschwinden, sondern auch einer der wichtigsten intellektuellen Austauschpunkte wegfallen. Gerade für die britische Mediävistik ist das ein Ort der interdisziplinären und internationalen Vernetzung. Ich möchte Sie herzlich bitten, die Petition zum Erhalt des Warburg Institutes

http://www.change.org/en-GB/petitions/petition-save-the-warburg-institute

zu unterzeichnen. Das ist nicht nur ein symbolischer Akt, sondern ganz konkret politisch wirksam: vor zwei Monaten wurde eine ähnliche Aktion der Universität London, mit der das Institut für Anglistik innerhalb der ‘Advanced Studies’ aufgelöst werden sollte, nach weltweiten Protesten über die gleiche Plattform (change.org) zurückgenommen. Das Formular ist schnell ausgefüllt – gern in diesem Fall auch mit Titel (einfach als Teil des Vornamens hineinschreiben); dazu wenn möglich noch eine kurze Begründung – auch gern auf Deutsch, um die internationale Bedeutung zu unterstreichen.

Mit herzlichen Grüßen, Henrike Lähnemann

PS: Üblicherweise entschuldigt man sich für das ‘crossposting’, aber in diesem Fall denke ich, dass auf je mehr Wegen es die internationale wissenschaftliche Gemeinschaft erreicht, um so besser ist es. Bitte leiten Sie doch die Petition auch innerhalb Ihrer Institution weiter.

Petitioning The University of London 

Save the Warburg Institute!

Petition by Friends of the Warburg

The Times Higher Education recently reported that the University of London has taken legal action to challenge its own deed of trust concerning the care and integrity of the Warburg Institute. Possible results of this action include the dispersal of the library, or its relocation abroad.

This is not the first time the Institute has been threatened: it was relocated from Hamburg to London in 1933, endangered by Hitler’s rise to power, and although the University of London accepted the collections in 1944 (the agreement currently under review), similar action was considered in 2010.

We call on the University of London to withdraw their legal action and keep the Warburg Institute just as it is, for three reasons:

1. To keep the Warburg Institute’s collections intact. In over 50 years since the library’s resettlement in London, it has grown from 80,000 to 350,000 volumes, 40% of which are unique and not held in the British Library.

2. To preserve Aby Warburg’s intellectual legacy. The Institute’s collections are organised unlike any other in the world – according to a system  developed by Warburg as a product of his own research. Dispersal is tantamount to destroying one of Warburg’s greatest works of scholarship – the library itself.

3. To maintain the vibrant intellectual community the Warburg fosters. A one-of-a-kind collection both in content and form, the Warburg has drawn together a world-class scholarly community for decades. Taking the collections outside of the space of the Institute would displace that community of researchers.

 

 

Prof. Henrike Lähnemann

Chair of German Studies | School of Modern Languages, Old Library Building, Newcastle University, GB – NE1 7RU Newcastle upon Tyne
office number: 0044 191 2087513, emailTwitter,  pinterest  * Medingen project * WiGS * Follow SML on Twitter and Facebook * For recent publications and and digital pre-prints cf. my website

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/7501

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(Klein-)Mariazell in Österreich – Mythos und Wirklichkeit: Video online

FILM: (Klein-)Mariazell in Österreich – Mythos und Wirklichkeit
20. Juni 2014, Klein-Mariazell

Für alle, die nicht dabei sein konnten, es aber trotzdem interessiert, und jene, die dabei waren und es nochmals sehen möchten: der Film zur Veranstaltung letzte Woche:

Video: Robert Reiter

Vielen Dank an Robert Reiter und alle Mitwirkenden und viel Spaß beim Anschauen!

Um das ehemalige Benediktinerkloster (Klein-)Mariazell in Österreich ranken sich zahlreiche Mythen, entstanden aus mündlicher Überlieferung und direkter, unreflektierter Nacherzählung der historischen Quellen. Zweifellos machen sie aber auch einen großen Teil der Faszination aus, die dieser Ort heute auf viele Menschen ausübt.
Was verbirgt sich aber hinter diesen Mythen und wie kamen sie zustande? Wie weit halten sie einem Realitäts-Check stand? Wer oder welche Absichten ließen diese Geschichten entstehen?
Diese und noch mehr spannende Fragen sollen anhand der Gründungsgeschichte und der Baugeschichte des zwischen 1964 und 1967 abgebrochenen Klostergebäudes von einem Expertenteam erörtert werden.
Es wird ein Bogen gespannt von Mönchen des Mittelalters, die in ihren Schreibstuben Fälschungen fabrizierten, die bis heute Verwirrung stiften – bis hin zu Computeranimationen, die das alte Klostergebäude virtuell wieder auferstehen lassen.

Mitwirkende:
Dr. Thomas Aigner (Diözesanarchiv St. Pölten),
Univ.-Doz. Dr. Barbara Schedl (Universität Wien),
Prof. P. DDr. Alkuin Schachenmayr (Stift Heiligenkreuz) und
Univ.-Doz. Dr. Andreas Zajic (Österreichische Akademie der Wissenschaften)

Mariazell Multimediapräsentation

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/7493

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Sektion 6 – Kollaborative Archivalienerschließung im Digitalen Historischen Archiv Köln

Manuel Hagemann M.A. spricht über das Projekt, durch online gestellte Digitalisate eine Benutzung des Historischen Archivs der Stadt Köln zu ermöglichen. Er sieht hier nicht nur die Institutionen untereinander als Kooperationspartner, sondern auch die Nutzer.

Herr Hagemann erläutert zunächst, dass der Einsturz des Historischen Archivs Köln (HAK) den Anstoß für das Projekt des digitalen Historischen Archivs Köln (DHAK) gegeben habe; es sollte eine Ersatzüberlieferung geschaffen werden. Die ursprüngliche Zielsetzung des Portals sei es gewesen, Kopien und Exzerpte von Kölner Archivalien aus Privatbesitz der Nutzer zusammenzutragen und langfristig auch für das Archiv wieder nutzbar zu machen. Seit 2011 würden auch Digitalisierungen von Sicherungsverfilmungen sowie von geborgenen und restaurierten Archivalien eingespielt. Langfristiges Ziel sei es, die gesamten Bestände des HAK digital verfügbar zu machen. Das Portal befinde sich noch im Testbetrieb.

Anschließend stellt Herr Hagemann die Funktionsbereiche des Portals vor:

1) Lesesaal  (Tektonik, Volltextsuche u.a.)

2) Mein Archiv (persönlicher Speicherort für den einzelnen Nutzer)

3) Forum (Nutzerkommunikation, sowohl der Nutzer untereinander als auch mit Archivaren bzw. Projektmitarbeitern)

4) Identifizierung (Archivgut sei teilweise nach dem Einsturz des HAK nicht eindeutig identifizierbar gewesen. Auch hier sollten die Nutzer und ihre Bereitschaft zur Mithilfe eingebunden werden. Die Archivmitarbeiter entschieden dann, welche Identifizierungserfolge sie in ihrer Verzeichnung sichtbar machten.)

Dann veranschaulicht Herr Hagemann die Funktionalitäten des Portals an einigen Bespielen: Die hinterlegten Digitalisate würden immer durch einen Findmitteleintrag ergänzt, der nicht durch Nutzer bearbeitet werden könne, sowie u.a. durch einen Kommentarbereich, die Kumulierung der einzelnen Digitalisate und persönliche Notizen. Diese Einträge könnten durch Nutzer bearbeitet werden.

Ein wichtiger Aspekt sei die Transkription der Archivalien, wie Herr Hagemann weiter ausführt. Die Nutzer könnten in den Transkription durch eine Volltextsuche recherchieren, Studenten könnten sie als Transkriptionsübungen nutzen und für ungeübte Nutzer seien sie eine Lesehilfe.

Bei der Erschließung sei man abhängig von der Beteiligung und Fähigkeiten der Nutzer, d.h. die Erschließung werde auf die archivische Erschließung als Angebot aufgesetzt, um die Arbeit mit den Archivalien zu erleichtern. Herr Hagemann betont, dass es sich nicht um eine archivische Erschließung im eigentlichen Sinne handelt, sondern um den Versuch, die Nutzer in die Tiefenerschließung einzubinden.  Das Projekt sei langfristig angelegt, es erhöhe die Nutzbarkeit der Archivalien und diene am Ende auch dem Archiv selbst.

Auf Fragen aus dem Plenum hin, erläutert Herr Hagemann, dass man sich als Nutzer registrieren könne, z.B. um die Funktionen wie „Mein Archiv” nutzen zu können. Der Nutzername werde bei Kommentaren o.ä. angezeigt. In der Testphase könne man aber noch ohne Registrierung alle Bereiche ausprobieren.

Das HAK leite momentan Digitalisate an den technischen Anbieter weiter, der sie dann einspeise. Zukünftig werde das HAK die Digitalisate aber selbst hochladen.

Auf die Frage nach der Qualitätssicherung und Kontrolle, führt Herr Hagemann aus, dass das „Wikipediaprinzip” angestrebt werde, d.h. dass Nutzer sich gegenseitig helfen und verbessern. Die Redaktion sollte dort gar nicht allzu tief eingreifen, unsachgemäße Kommentare würden aber entfernt werden.

Die Web 2.0-Funktionaliäten seien noch gar nicht technisch umgesetzt, die Zugriffzahlen seien schwankend und lägen bei aktuell 1000-3000 Zugriffe pro Monat.

Die Schutz- und Sperrfristen würden natürlich eingehalten.

Quelle: http://lvrafz.hypotheses.org/1595

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EHRI Community Hub: ein Community Hub für Holocaust ForscherInnen

EHRIDas EHRI Community Hub bietet einen virtuellen Ort, an dem holocaustinteressierte ForscherInnen und DokumentationsexpertInnen zusammen arbeiten können.

EHRI Community Hub ermöglicht BenutzerInnen eigene Profile zu erstellen und Profile anderer ForscherInnen mit ähnlichen Interessen zu entdecken und Arbeitsgruppen mit anderen KollegInnen zu erstellen. Hier können sie auch Dokumente und Projektergebnisse von EHRI finden, kommentieren und diskutieren.

Weitere Informationen über den Hub in Englisch: http://bit.ly/1pVkA1Q

Registrierung: http://bit.ly/1luuC8E

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3708

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